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2020-09-20

Die Pedelec-Genusstour in vier Länderreien

Disclosure: Ich durfte auf Einladung von Michael Bartholomäus, Europäische-Insidertipps-Redaktion, und mit Unterstützung von Swapfiets, Deuter, Gonzo, Vaude, Hotel am Gottesauer Schloss und Hotel Der Blaue Reiter, Vogelbräu, Wirtschaftsförderung Technologietransfer Karlsruhe, dem KVV und vielen mehr an einer wundervollen Fahrradtour entlang der Weinstraße teilnehmen, um wundervolle Weine zu kosten …

Einmal im Herbst während der Weinlese in den feinsten deutschen Weinregionen der Weinstraße entlang radeln, bei strahlendem Sonnenschein, wundervollen Düften, spätsommerlichen Farben einer besonderen Natur. Über die Grenzen unterschiedlicher Bundesländer radeln – bis hinüber nach Frankreich in das Elsass. Sauerkraut-Testessen, Weine verkosten … ein lang von mir gehegter Traum. Und den durfte ich nun leben! In Begleitung reizender Menschen, Wein- und Wettergötter waren uns wohlgesonnen auf unserer Pedelec-Genusstour in vier Ländereien …

Ausgangspunkt unserer Touren ist immer die schöne Stadt Karlsruhe. Sie macht es mit ihrer hervorragenden Anbindung auf Schienen dem Radausflügler wirklich leicht in wenigen Minuten der Stadt zu entfliehen und mit dem Bike ratzfatz irgendwo in der Natur zu sein! Selbst in einer vergleichsweise so großen Truppe von 10-12 Personen – alle immerhin mit E-Bikes unterwegs – in jedem Zug mitzukommen, ich habe meine Zweifel, ob das so gut auch in der Hauptstadt gelingen würde. Hier hat es wunderbar geklappt, zu jeder Tageszeit, vermutlich nicht immer zur Freude anderer Mitreisender. Aber auf alle Fälle zu deren Unterhaltung.


MyApp Café

Erster Termin unserer Tour in der Postgalerie in der Stadtmitte von Karlsruhe (Kaiserstraße 217): MyApp Café!
In einem gläsernen Container werkelt ein Roboterarm an zwei Kaffeestationen in Barista-Manier mit Kaffeebohnen und Wasser, zaubert von Plastikgeld motiviert per App gesteuert Kaffee. Je nach Wahl mit fröhlichen Grußmotiven im Schaum – oder auf Wunsch einem Abbild des eigenen Konterfeis.

Bis zu 120 Kaffeebecher soll der Barista-Roboter in einer Stunde schaffen können. Verwendet wird Fair-Trade-Kaffee in Bio-Qualität. Lustiges Ding, alleine hat man schon besseren, heißeren Kaffee getrunken. Mir fehlen das lieb gewonnene Geräusch von Kaffeemühle und Kaffeemaschine, vor allem der fantastische Kaffeegeruch der frisch gerösteten und gemahlenen Bohnen, der für mich zum echten Kaffeegenuss unbedingt gehört. Bei Kaffee bin ich bekennend konservativ


Pedelec von Swapfiets

Kurze Zeit später nehme ich meinen zweiräderigen Begleiter für die kommenden Tage entgegen. Das Leihsystem von Swapfiets hatte ich hier schon neulich erklärt. Das E-Bike von Swapfiets „Power 7” ist ein Tourenrad mit Shimano-Steps E6100-Motor, verfügt über sieben Gänge und die Modi Eco, Touren, Sport und Turbo. Kann bis zu 25 km/h schnell fahren – und mit einer Akkuladung bis zu 145 Kilometer weit. So weit fahren wir nie auf unseren täglichen Touren, 40-50 Kilometer sind unsere Tagesstrecken im Schnitt auf dem Rad. Ich fahre in einem Mix zwischen Eco und Turbo und habe meist am Abend lediglich zwei Teilstriche der Akkuladung eingebüßt. Der Akku lässt sich idiotensicher entnehmen und an der Steckdose aufladen. 

Das Bike ist, finde ich, erstaunlich wendig. Die Reifen sind gutmütig. Und selbst bei unserer Tour im Schwarzwald nimmt das Bike den einen oder anderen steileren Anstieg im Modus Turbo mit kleinstem Gang mit Gelassenheit und Eleganz. Bergab fahre ich einmal 53,3 Kilometer die Stunde. So ein Spaß auf einem Fahrrad!

Mir macht das Fahren nach etwas Eingewöhnung mit dem Pedelec wirklich extrem viel Freude. Auch der Sattel ist super gut gepolstert. Natürlich ist so ein E-Bike ein kleines Schleppbike, ich habe es dennoch Bahnhofstreppen hoch tragen können. (Ist kein must have – aber es geht.) Einen sehr angenehmen Begleiter auf unseren Touren hat unser Organisator ausgesucht!


Der SIST Hotelturm

Wir fahren weiter zum ehemaligen Wasserturm im City Park Karlsruhe gelegen. Hier befindet sich heute das kleinste Hotel von Karlsruhe, der SIST Hotelturm Karlsruhe – und dieses Turmhotel hat unfassbar viel Charme!
Mindestens so viel wie seine Besitzerin Simone Steiner, die bereits unsere Gastgeberin in der ersten Nacht im Hotel am Gottesauer Schloss ist. 
Der Wasserturm wurde 1877 von der Badischen Staatsbahn auf dem ehemaligen Gelände des Ausbesserungswerkes gebaut und diente zur Befüllung mit Wasser der dort zur Reparatur vorgefahrenen Lokomotiven und Dampfmaschinen. Das Gebäude wurde liebevoll restauriert. Er steht unter Denkmalschutz und ist heute noch mit der alten Leitungstechnik ausgestattet.
Auf 143 Quadratmetern und nach vielen Treppen können hier Gäste in dem einzigartigen Luxushotel mit nur einem Schlafzimmer und Bad für eine Nacht oder mehrere Nächte alleinige Turmbewohner sein.

Industriecharme mit einem romantischen Blick aus dem Dachflächenfenster in den Sternenhimmel. Hier schläft man ziemlich außergewöhnlich – und ganz für sich alleine! Das Frühstück wird nur wenige Meter weit im Hotel am Gottesauer Schloss serviert. Eine Übernachtung in diesem sehr besonderen Hotel kostet je nach Wochentag 269,— bis 299,— Euro.  Wenn Hochzeitsnacht – dann dort!
Zur Begrüßung wird uns hier am Turm übrigens ein süffiger erster Sekt Rosé als Trinkgenuss des Affentaler Winzergemeinschaft serviert, die wir auf unserer letzten Tour noch besuchen werden, ein feines fliegendes Buffett mit tollem Brot verwöhnt uns ebenso. Tipp: Backt in Eure Partybrötchen ruhig ein paar Jalapeños mit ein, es lohnt sich!


Ab auf's Rad, rein in die Pfalz!

Nun hüpfen wir in die Bahn und fahren in Richtung Schweigen-Rechtenbach im Pfälzerwald und radeln unsere erste Strecke durch charmante kleine Ortschaften, vorbei an anmutigen Häusern und halten kurz an der Höckerlinie. Einem Relikt des Westwalls aus der Zeit des Deutsch-Französischen-Kriegs 1870/71 und später auch dem zweiten Weltkrieg.
Weiter geht es entlang an Maisfeldern, Pferdeweiden und in Reih und Glied gesetzten Weinstöcken, die voller reifer weißer und roter Trauben hängen – deren süßes Fruchtfleisch eine deutlich positive Vorhersage zur Qualität des Weines 2020 macht.

Hügel, die man im Schweiße seiner Beine hochgeradelt ist, fährt man erfahrungsgemäß mit viel mehr Freude wieder hinunter und so stoßen wir zum Weintor, DEM Deutschen Weintor! Das Wahrzeichen der Pfalz steht für den Beginn der Deutschen Weinstraße. Neoklassizismus aus Sandstein, 19,2 Meter hoch ragt das Tor, dessen Grundstein in Deutschlands dunkler Zeit 1936 gelegt worden ist.

Die Symbolik im Tor aus dieser Zeit hat man nach dem zweiten Weltkrieg zum Glück entfernt. Das Pendant zum Tor auf nördlicher Seite wurde erst 60 Jahre später realisiert, hier entspringt der Wein Walk of Fame – ein Ehrenpfad, der Persönlichkeiten mit deren Namen auf Metallplatten im Boden ehrt, die sich um Weine sehr verdient gemacht haben.


Weingut Leiling – David Leiling


Für uns wird es nun Zeit mit köstlichem Pfälzerwein auf Tuchfühlung zu gehen. Das tun wir bei David Leiling auf seinem elterlichen Weingut, der uns in dem wunderschönen Garten seines zum Gut gehörenden Restaurants begrüßt.
Hier wird mir meine erste Weinschorle im Dubbe-Glas serviert.
Biertrinker würden mir womöglich widersprechen aber ich kann mir kaum etwas Köstlicheres vorstellen als nach einer Radtour bei strahlend blauem Himmel so ein Glas mit gut gekühlter Weinschorle in die Hand gedrückt zu bekommen! Das Dubbe-Glas ist Pfälzer Kulturerbe. Das große Glas mit Tupfen im Glas eingelassen, gehört mit mindestens vier fingerbreit Wein und vier fingerbreit Wasser gefüllt. Tatsächlich aber sind wohl die vier Finger Wein immer viel breiter als die vom Wasser – it’s magic!

Der Kellermeister David Leiling ist ein unglaublich entspannter Typ – in Berlin erhielte der sofort das Prädikat „coole Socke” – der sich und seinem Wein der Dynamik der modernen Technik entsagt. Er hält Lagen auch im nahe gelegenen Elsass, die Reben zählen teilweise ein halbes Jahrhundert und baut auf Kalksteinböden an und diesen Grund schmeckt man in seinen Weinen. Hier steht ein altes Haus, die Weinmanufaktur, das aus dem Elsass abgebaut, hierher transferiert und erneut aufgebaut worden ist und heute als kultureller Treff- und Austauschort dient. Entschleunigt und mit viel Ruhe wird hier gekeltert.
Leiling führt uns seine historische Korbpresse vor, die uns frischen Traubensaft serviert. Diese Presse verhindert, dass allzuviel Gerbstoffe in den Wein gelangen und macht eine weitere maschinelle Verarbeitung des Weines unnötig.
Leiling ist nicht nur Winzer, sondern auch bildender Künstler, vor allem Maler „Lichtmaler”, wie er selbst von sich sagt. In der ruhigen Jahreszeit, wenn die Weine in atmungsaktiven Holzfässern unter dem Schein alter Kronleuchter bis zu ihrer Abfüllung reifen, malt er besonders gerne auf Leinwänden, die schon Arbeiten gesehen haben.
Seine Gemälde finden sich auf den Etiketten der „Boom Bottles” wieder, die allesamt vegane Weine sind. Wein mit Seele zu produzieren, das ist das Credo der Leilings – spontan im Eichenfass ohne Gärung, ohne Pumpen mit wenig Filterung. Ursprünglich und dennoch trinkt man hier erstaunlich moderne Weine, die ganz schön zufrieden stimmen.
Vom Koch werden uns nach einem entspannten Rundgang durch die Produktion und Keller große Platten mit viel Sauerkraut auf dem Tisch im Garten gestellt: Beste Leberknödel ever (boah, waren die gut!), mein erster Saumagen (I like!) und natürlich saftige Stücke vom Schwein und Würstchen – Bratkartoffeln, Senf, Brot.
Wir trinken dazu Leilings Grauen Burgunder aus der Serie Hôpital, 2018, im großen Fass ausgebaut.

Nach meinen Ausflügen zur Rosé Prinzessin Vaaleanpunainen von 2018 und ihren Gefährten, einem Rotweincuvée von 2017, offen vergoren im Eichenfass – der leicht genug daherkommt mit etwas Holz und Frucht, um am sommerlichen Abend Freude zu bereiten, kehre ich sehr gerne zum Grauen Burgunder zurück. Der schmeckt nämlich perfekt gekühlt bildlich passend zu dem, was uns zuvor auf unseren Wegen in dieser Region begleitet hatte: Bäume voller reifer Äpfel und Birnen – dazu etwas Mineralien der Steingrube.

Alles feine ehrliche Weine, als da noch wären in den Fässern und Flasschenabfüllungen: Auxxerois, Riesling, Gewürztraminer, Weißer/Grauer Burgunder, Portugieser, Pinot Noir, Spätburgunder mit tollen Namen und spannenden Geschichten dazu.
Ich könnte hier in diesem wunderschönen Ambiete bei diesen reizenden Menschen an diesem Tag noch stundenlang bleiben und mich den vorzüglichen Weinen hingeben. Aber unser Zug nach Karlsruhe wird nicht auf uns warten und so rollen wir gemütlich bergab im Abendduft dieser reichhaltigen Landschaft zum Bahnhof, der uns zu unserem Abendprogrammpunkt bringt. Zum Vogelbräu!

Aber die Bierkneipen von Jörg Vogel sind so legendär, die haben ihr eigenes Blogpost verdient.

To be continued …
Tag 2 der Pedelec-Genusstour im Elsass

2018-08-28

Gerne gelesen: Sophies Weinwelt



Neulich war ich im heiligen Kaufhaus in Berlin am Ernst-Reuter-Platz, manufactum, zum gucken und Brot einkaufen: Das Steinofenbrot von manufactum liebe ich sehr. So muss ein Graubrot schmecken!

Beim Rundgang durch den Laden fand ich auf einem Tisch liegend das Buch „Sophies Weinwelt – Was Frauen schon immer über Wein wisssen wollen”, geschrieben und selbst verlegt von der französischstämmigen Sophie Houdayer, in Frankreich ausgebildete Winzerin, heute in München im Weinhandel tätig und Schulungen rund um die gepresste Traube anbietend. Ich blätterte in dem Buch herum und war … sehr angetan. Dieses Buch wollte ich gerne lesen!

Ich setzte es zu Hause auf meine Wunschliste und ein liebevoller Geist schickte es mir prompt anonym zu! Genauso wie ich vermute auch eine ordentliche Futtergabe für die befellte kleine Freundin hier im Haus, ein herzliches: MERCI! (Von uns beiden.)

Sophies Weinwelt Anliegen ist es Menschen die Welt des Weines zu erklären, ganz losgelöst von irgendwelchem philosophischen Tara oder technischem abgehobenem Fachgeblubbere, dem sich männliche Weintrinker gerne hingeben. Houdayer bietet seit Jahren speziell Weinkurse für Frauen an: Ihre Expertise dazu wie gerade Frauen Wein entdecken, erleben und welche Fragen sie zum Thema haben, ist also naturgegeben.



„Welcher Wein steht mir am besten?
„Der, der dir gefällt!”
„Und welcher ist das …?”

Natürlich vermittelt Sophies Weinwelt nicht den passenden Wein zur vom Chirurgen frisch gefeilten Nase, um Optik mit Weinkonsum auf die Sprünge zu helfen, wie dieses Zitat aus dem Buch auch suggerieren könnte. Sophie Houdayer möchte insbesondere Frauen jeden Alters ein Selbstvertrauen vermitteln, die für sie richtigen Weine zu erkennen. Dazu gehört Verständnis und Wissen rund um den Wein, seiner Produktion und Präsentation. Egal wo frau als Weinkonsumentin gerade steht, holt das Buch die Genießerin mit Leichtigkeit, Eleganz und leidenschaftlichem Fachwissen – schwesterlich von Sophie mit uns geteilt – ab.

Nun höre ich aber auf mit diesem Frau/Mann-Ding, denn auch Männer fangen irgendwann erst an Wein zu entdecken und zu trinken – und für sie ist diese Literatur genauso zu empfehlen!

Aufgebaut ist das Buch in den einzelnen Kapiteln als Frage-Antwort-Dialog. Ständig wechselnde Frauennamen (und das, ehrlich gesagt, nervt mich doch etwas am Buch) stellen Fragen zum Wein, Sophie beantwortet diese. Nett gemeint – aber eine gemeinsame konstante Frauenrunde mit vier-fünf Frauen, deren Namen immer wiederkehren, hätten es auch getan. Unruhe im Buch. Braucht man nicht.



Die zehn Kapitel Wein & Wissen; … & Form, … Stil, Sprache, Alltag, Essen, Körper, Land, Seele sind liebevoll mit Fotos oder Illustrationen begleitet und werden mit einem Glossar und Weinführer rund abgeschlossen. Da wird nichts ausgelassen, ob erklärt wird, wie man Wein (und wo) schmeckt, man begegnet sehr unangenehmen Dingen wie „Teebeutel-Eichenchips”, die Wein auf möglichst günstige – das heißt schnelle – Weise vorgaukeln lassen, er sei im Barrique-Eichenfaß gereift. Es wird auf Intoleranzen eingegangen und erklärt was Wein im Stoffwechsel bewirkt; wann man Wein einlagert, wann nicht. Es wird über die Entwicklung von Wein in seiner Geschichte erzählt; über klassische Weine und die neuen Modernen; was Erde für den Wein im Anbau bewirkt und … kurz, da gibt es nichts, was man nicht über Wein lernt in diesem Buch.

Alleine die Information, dass Wein von jedem anders geschmeckt wird und sein Geschmackserleben von so vielen Faktoren abhängig ist, lässt mich künftig mit viel mehr Gelassenheit auch öffentlich befinden: „Dieser Wein schmeckt mir nicht!” (Egal wie exklusiv seine Hanglage war, die sich im Preis widerspiegelt.) Und das ist alles sehr liebevoll, pragmatisch einfach, professionell und mit viel Hingabe erzählt.



Ich, für meinen Teil, habe es genossen „Sophies Weinwelt” zu lesen. Es liest sich schnell und kurzweilig, das Buchformat – für Menschen, die Printvarianten noch gerne lesen – ist zum Mitnehmen gut geeignet. Man kann es problemlos einstecken, mitnehmen in die nächste gute Weinhandlung gehen und sagen: „Ich möchte das hier Beschriebene schmecken, lasst mich Wein verkosten!” Mitreden kann man nach dessen Lektüre allemal und – das ist die Hauptsache – man steht nie mehr ratlos vor einem Weinregal.

Das Buch ist ein tolles Geschenk für liebe Freundinnen und Freunde – vorrangig aber für die allerbeste Freundin im Leben: sich selbst!

Sophies Weinwelt – Was Frauen schon immer über Wein wissen wollten
Autorin: Sophie Houdayer
Verlag: Sophie Houdayer (Selbstverlag)
ISBN: ISBN978-3-00-054635-8
Preis: € 19,95

2015-06-15

Mein Analog-Toaster



Als ich das letzte Mal (es ist viel zu lange her) Urlaub in den wunderschönen Cevennes in Südfrankreich machte, buk meine Ex-Stiefschwiegermutter in spe, U., (es ist ganz einfach: die zweite Frau des Vaters meines Ex-Freundes) auf einem kleinen viereckigen Grill mit Handgriff, den ich vorher so noch nie gesehen hatte, das Baguette auf. Ratzfatz. Und das Brot war wie neu, sehr lecker und knusprig. Ich war begeistert.

Der Grillé de pain, die Urform des Toasters, ist ein viereckiges Metallgitter heute mit einem Unterboden aus Metall (die Ur-Form hatten den den Unterboden noch nicht und ließ noch echte Flamme an das Brot), das man – in Frankreich sind Gasherde sehr viel üblicher als hierzulande – auf die Flamme vom Gasherd legt und ratzfatz ist das Brot perfekt getoastet. Die Urform, die U. besaß, erzählt sie selbst, hätten sie irgendwann einmal beim Trödler gefunden.

Leider findet man diese Geräte heute kaum noch in den französischen Läden. Ich habe mich damals online dumm und dämlich gesucht, denn ich fand dieses Küchengerät höchst praktisch und wollte es gerne haben. Allerdings: damals hatte ich selber noch einen Gasherd in der Wohnung und ich wollte mir ein Stück französisches Flair in die Wohnung holen.



Gefunden habe ich es bei Coledampf's in der Uhlandstraße und konnte nicht umhin mir den Röster für eine wirkliches unverschämtes Heidengeld (man hättet dafür auch ganze elektrische Toaster bekommen) zu gönnen. Nach dem Umzug verschwand mein analoger Toaster erst einmal im Schrank mit der Überlegung ihn Freunden zu schenken, die einen Gasherd besitzen. Denen ich dann aber doch nicht zutraute die gleiche Liebe und Leidenschaft für meinen Toaster zu empfinden, wie ich es halt tue.

Gestern fiel er mir in die Hände und da dachte ich, ich könnte ihn ja mal auf dem Ceran-Feld ausprobieren. Und siehe da: es geht. Natürlich ist es ein ökologisches NoGo dafür einen E-Herd anzuwerfen (obwohl das Rösten wirklich sehr schnell vonstatten geht) und aktive Rauchmelder sollte man vielleicht auch nicht in der Küche haben. Das Ergebnis jedoch zählt: knuspriges geröstetes Brot im Handumdrehen. Ein Stückchen Frankreich à la maison berlinoise.

Prima Röstaromen kann mein analoger Toaster auch:

2010-10-19

Nettes Bilderrätsel 2, Foto 3

Jetzt aber: Der Quintus hat nach einer eleganten Vorlage vom Mechatroniker gelöst, es ist: … ein wunderschön erhaltener Renault TL 16. Serienstart 1965 (mein Geburtsjahr) und bis 1980 sind von ihm knapp 2 Millionen Exemplare vom Band gelaufen. Der TL 16 zählte zur gehobenen Mittelklasse und hatte wohl die kreativste Rückbank ever, na zumindest zu seiner Zeit. Der R 16 hatte unterschiedliche Radstände rechts und links, was ihm erlaubte erstaunlich schnell auf unwegsamen Gelände zu cruisen und trotzdem die Spur zu behalten, alternativ die Bandscheiben der Insassen nicht direkt lahmzulegen. So war der der R16 (Sport) der Prototyp zum Geländerennwagen. Renault verbaute hier den ersten kompletten Alumotor in der Unternehmensgeschichte – mit Lenkradschaltung. Leergewicht: knapp 1 Tonne. Der TL mit 67 PS brachte knapp 150 km/h Spitze (bergab) und der 16 TX, der Renner, mit 93 PS immerhin 173 km/h. War schön alles kantig am Fahrzeug, der Zeit geschuldet … bis auf die elegant geformte Motorhaube – Sex pur oder? Meine Mutter fuhr kurze Zeit einen R16, in dem ihr nachts von einem freundlichen jungen Mann in Berlin auf dem 17. Juni die Vorfahrt genommen wurde. Auto tot und dabei waren wir so begeistert von ihm. Mums Arm kaputt, infolge dessen lange krankgeschrieben, in der Folge arbeitslos – und der junge Mann fuhr ohne Versicherungsschutz, wie sich später herausstellte. Keine schöne Erfahrung. Aber das Auto war in unserem Herzen – immer. Ich wäre neulich am liebsten direkt eingestiegen und Richtung Frankreich los gedüst … hier könnt Ihr wenigstens auf die Seiten vom Renault 16 Club düsen!

2009-09-06

Mitbringel … oder wenn man eine an der Waffel hat!

Ein Grund, warum ich gar keinen Geschirrspüler haben möchte, ist meine sehr tiefe, fast leidenschaftlich zu nennende Zuneigung zu Geschirrspülmittel. Ich denke, mein besonderes Verhältnis zum schäumenden Chemiewerkzeug lässt sich logisch damit erklären, dass ich der Generation „Pril-Blume“ entsprungen bin. Ich habe mir damals nicht nur bei der Erstausstrahlung von Raumschiff Enterprise Sonntag nachmittags die Milchzähne gezogen (der Deal zwischen meiner Mum war immer, dass ich eine Mark bekomme, wenn ich dem ekelhaft wackelnden Zahn vor Ende von Enterprise den Garaus mache, weswegen ich wiederum einige Lücken in der Ausstrahlung hatte, was mir das immer wieder gucken dürfen der 100.345ensten Ausstrahlung erlaubt). Nein, ich habe auch Pril-Blumen auf unsere Küchenkacheln kleben dürfen: im Original, versteht sich! Die übrigens bis zum St. Nimmerleinstag dort klebten, denn sie waren erst durch Entfernung der Kacheln restlos abzubauen. Getreu dem Motto: Gut geklebt, für immer geprägt. Was ich also erklären wollte, mein Verhältnis zum Geschirrspülmittel entspringt einer sehr frühen kindlichen Prägung und deswegen prallen Sprüche wie „aber ein Geschirrspüler ist doch viel umweltschonender“ eiskalt an mir ab. Das Argument zählt sowieso nicht, ich spüle nämlich nicht unter dem laufenden Wasserhahn. Was die allermeisten Hausfrauen, die ich im Besitz des elektronischen Automatismus kenne, mit ihrem Geschirr nämlich doch immer noch tun, bevor sie es in den Spüler stellen! Ha, was haben da doch die Wasserwerke gelacht! Kurz und gut, ich habe einen Crush auf Geschirrspülmittel und das Angebot und dessen visionäre Entwicklung betreffend, sind die Franzosen einfach ungekrönte Meister. Es hat noch keinen Frankreichurlaub gegeben in dem ich mir nicht Geschirrspülmittel mitgebracht hätte. (Ich möchte mich an dieser Stelle für das Verständnis meiner Mitreisenden über die Jahrzehnte herzlich bedanken!) Das ist so … uncool, dass ich nie darüber schreiben würde, noch es zugeben würde. Aber ich tue es, ja, ich exportiere Geschirrspülmittel in kleinen Mengen! Mit Begeisterung! Und ich liebe die französischen Duftdesigner! Wusstet Ihr, dass bevor hierzulande Palmolive mit Limetten-Geruch auf den Markt kam, die Franzosen das schon zehn Jahre länger im Angebot hatten? Abwaschwasser mit Limetten-Geruch, das ist so bonfortinös! Habe ich mich gefreut und führe es fortan im Dauerbestand. Kommt es bei Geschirrspülmittel (bei Weichspüler bin ich wiederum grundsätzlich und absolut contra gegen alles, um es mal ausdrucksstark doppelzumoppeln) zu völlig sinnlosen Marketingofferten, bin ich völlig offen und generell hirnlos in der Akzeptanz. Ich meine, Lavendel-Duft? Fliederfarben? Das ist so bescheuert … aber ich will nun mal partout keine Mottenlöcher im Geschirr! Die einzige Ausnahme: Apfelgeruch. Eine ebenfalls frühkindliche Shampoo-Prägung, das finde ich ultraeklig. Da hilft es nun auch nicht weiter, dass man im Marketing vom „Granny Smith“ weg wieder hin zu den altgedienten Apfelsorten wie „Roter Boskop“ oder „Ananas Renette“ für die Flasche textet – stinkt alles unerträglich nach künstlichem Apfel. Und bei Apfel bin ich nicht zu belügen. Der verehrte Leser möge beachten, dass ich passend zum Thema die Fotos ohne technische Notwendigkeit in 1600-ISO anfertigte, es wirkt so schön nostalgisch, das Korn. Die Tradition will es also, dass ich in Frankreich lande, mich mein Weg zum nächsten Supermarkt und dort nach Besuch der Kühl- und Käsetheke direkt weiter zu den Reinigungsmitteln führt: das neue Geschirrspülmittelangebot bestaunen und beschnuppern, dann einkaufen. Mein Pflichtprogramm, denn der nächste Abwasch kommt bestimmt. Abwaschen per Hand mit einem neuen Geschirrspülmittel … das ist so eine spirituelle Erfahrung (hust, jetzt übertreibt ‘se aber)! In diesem Jahr konnte ich einen neuen Trend in Frankreich ausmachen: zurück zum Purismus als auch zur futuristischen Moderne. Der Trend geht visuell wieder zum Schmierseifenlook getarnt als Olivenpflege der südfranzösischen 70iger Jahre oder zur Klarheit der spanischen Molekularküche: unschuldige Mandeln (allergiefrei, hihi, erzähle das mal einem Nuss-Allergiker) ganz transparent, das David Hamilton-Spülmittel unter den Spülmitteln, weil so weich gezeichnet im Geruch. Irgendwie freue ich mich schon auf die neue Edition der kommenden Saison, dann wird wohl endlich mit der klaren Frische der Buttersäure geworben. Hach und dann die giftgrünen oder perversblauen Spülmittel der neuen Generation: mit eingeschlossenen total gut sichtbaren Sauerstoff-Aktivperlen! Da habe ich mich aber nicht mehr getraut zuzuschlagen, denn meine mitreisende Begleitung dieses Jahr hielt mich eh schon für völlig durchgeknallt. Aber falls demnächst jemand in Frankreich weilen sollte, das futuristische Geschirrspülmittel der Moderne fehlt mir ja jetzt doch in meiner Sammlung. So tolle Blasen … machen das Geschirr bestimmt total aktiv und beschleunigen den Spülprozess bestimmt um 0.02 Millisekunden!

2009-08-21

Die Franzosen … (2)

sind gar nicht so. Allenfalls ein bisschen extrem, beispielsweise wenn es um ihre Reinigungsmaterialien geht. Den Urlaub haben wir in einem dieser französischen Ferienhäuser verbracht. Ferienhäuser kann man der Einrichtung und dem Sauberkeitsgrad normalerweise nach zwei Kategorien einteilen. Kategorie 1 steht dabei für „Besitzer wohnen auch hier und da mal im Haus“, dann kann man im Allgemeinen von einer nutzbaren Einrichtung (Küche) als auch einem genießbaren Sauberkeitsgrad der Immobilie ausgehen (Ausnahmen bestätigen wieder die Regel, ich weiß). In der Kategorie 2 haben sich die Eigentümer längst aufgemacht und sind in eine komfortable neue Behausung umgezogen und vermieten nur noch, dann tun sich dem Urlauber gelegentlich die Tiefen der französischen Reinlichkeit auf. In unserem Fall war es ein ganz reizendes Bauernhaus, das ehemalige Elternhaus, dem ein Neubau an die Seite gestellt wurde, mit bonfortinöser Aussicht, viel innerer Holzverkleidung und allerhand rustikalem Schnickschnack. Genutzt nur noch von Feriengästen, also ganz klar der Kategorie 2 zugehörend. In meinem Schlafzimmer befand sich eine ungefähr 100 Jahre alte Teppichauslegware mit dementsprechend alten fiesen Flecken. Ich bin schon von recht rustikaler Natur, bilde ich mir zumindest ein, was gewisse Umstände anbelangt: in diesem Urlaub habe ich mir erstmalig in meinem Leben das Barfußlaufen abgewöhnt. Und ich will unbedingt Barfußlaufen im Urlaub, für mich bedeutet das Freiheit. Frei sein, war also nicht in diesem Urlaub in diesem Haus. Es war an manchen Stellen … schwierig. Die Küche indes war zu beherrschen, blendete man gewisse Ecken und Wände aus. Wo man losgelöst von alter Baufälligkeit und Abnutzung sauber sein konnte, war man das von Vermieterseite aus – der Rest wanderte zunächst in den Geschirrspüler, die anderen Räume wurden eh nicht genutzt. Das Bad dagegen hatte wenigstens eine getrennte Toilette, die war holzverschalt (will man ja auch nicht wirklich) und die Nasszelle selbst wurde auch vor 100 Jahren letztmalig mit Plastikfliesenimitat beklebt, die Ecken war hier und dort recht dunkel, schwarz zu nennen. Typischer französischer Charme eben. Die Toilette war klein (das ist eine viel geliebte hygienische Größe in Frankreich: klitzekleine Toiletten anzubieten und wenn man dann weiß, dass in vielen Bars in Frankreich noch das Gesetz der gemischten Toilettennutzung vorherrscht, dann können sich die geneigten Leser vorstellen, was so richtig lecker ist). Sehr gerne hätte ich einmal auf der Toilette sitzend ein Foto für meine Leser gemacht, wie nahe die Tür vor uns war, wenn man sie dann geschlossen hielt – also wie unglaublich sehr nahe. Aber dazu hätte ich fairerweise ein Weitwinkel benutzen müssen, denn anderenfalls hätte ich bei Euch einen direkten Anfall von Klaustrophobie ausgelöst. Für die Kamera mit Weitwinkel und einer Nutznießerin indes war aber kein Platz auf dem Klo. So klein! Ist man derer Personen recht viele und amüsiert man sich gemeinsam auf nur einer öffentlichen Örtlichkeit über einen bestimmten Zeitraum „x“, will man diese öfter gereinigt sehen. Und so kauften wir bei unserem ersten Einkauf natürlich Schwämme und Putzlappen, denn das ist auch eine besondere Eigenart von Ferienhäusern – man möchte die vorhandenen Reinigungsutensilien eher nur mit der Kneifzange anfassen und Kneifzange war ausverkauft. So griff ich mir eines Tages unerschrocken einen Reiniger, der im Haus in den Restbeständen vieler Reiniger von Vormietern auf seine finale Nutzung wartete. Äußerlich hatte der die Fähigkeit es mit unserem Dan Klorix aufzunehmen, sprach er doch von hygienischer Sauberkeit – auf Französisch, das versteht sich. Als ich dann anfing das Bad zu schrubben und einen kurzen Moment später überlegte, wie lange wohl eine hochgewachsene Frau es in einem so kleinen (unbelüfteten) Raum mit so einer herb-intensiv an Chlor angereichterten Geruchswolke es aushalten kann, ohne pulmonale als auch cerebrale unheilbare Schäden zu nehmen (alternativ überleben kann), war die Welt noch in Ordnung. Etwas später, als mir auffiel, dass der farbige Putzschwamm (Ihr kennt doch diese quadratischen IMMER farbechten Lappen?) im Waschbecken gelassen von seiner Farbe abließ, kam ich ins Überlegen und unkte noch zu mir, ich würde wohl gerade mit Rohreiniger die Örtlichkeit reinigen. Also las ich das Etikett vom Reiniger nochmals durch: er blieb dabei nur ein Reiniger sein zu wollen. Ich reinigte zu Ende, überlegte, ob ich mir wirklich einen so großen Gefallen tue mit dem Zeug ohne Handschuhe zu putzen und vertagte das Ergebnis auf 30 Minuten später: da wollte ich nachgucken, ob meine Hände noch dran sein. Unbeschädigt. Die reisende Begleitung lobt mich kurze Zeit später über die neue Reinlichkeit im Bad, die insbesondere am reinlichen Duft festgemacht wurde. „Ja“, dachte ich so bei mir im Stillen, „dieser Reiniger lässt ja auch nicht viel übrig vom Bad als nur Chlorgeruch.“ Andererseits, wirft man einen Blick auf den Schwamm nach ca. zehn Tagen und vielleicht vier, fünf Reinigungen: War doch gar nicht so schlimm, das Zeug.

2009-08-15

Ich hatte gut zu tun …

Beispielsweise die letzten 12 Tage diese Aussicht zu betrachten … oder denen beim Fressen zuzugucken … oder wie die Göttin in Frankreich zu leben … Die üblichen Klischees bedienen eben. Seid bloß froh, dass ich mich überhaupt noch an mein Blog-Password erinnern konnte. War was?