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2020-06-26

Carlo Carlà – ein Leben für den Radsport!



Carlo Carlà ist eine italienische Radentwicklerlegende. Er ist der Erfinder des Leichtbaurahmens (Aerodynamik) von Fahrrädern, hat den Radsport revolutioniert und mit dieser Erfindung den Grundstein für heutige Radtechnologien gelegt!



Der heute hochbetagte Mann schraubt immer noch in seiner kleinen Werkstatt Carlà Bici in Monteroni di Lecce, Apulien. Unfassbar viele Geschichten kann er rund um den europäischen Radsport erzählen! Der Besuch bei ihm ist ein Geschenk für jede radbegeisterte Person, mir wurde es im November 2018 gemacht, als wir Journalisten und Blogger im Rahmen einer Educationaltour vor seiner kleinen Werkstatt vorfuhren, die in einem alten unscheinbaren Flachbau untergebracht ist.




Novello in Festa – Geschichte, Kultur und Tradition im Gebiet von Arneo” ist der besondere Titel unserer Reise. Arneo wird im Salento auch liebevoll „Land der Sonne” genannt. Diese Region liegt im Südwesten des Salentos in der Nähe von Porto Cesareo. Der Kosename der Region ist Programm, hier ist es selbst im November tagsüber immer noch sehr warm. Die ersten Regengüsse des Herbstes haben aber die Landschaft in ein unerwartetes Grün gezaubert. Überall zwischen auf den Olivenbaumplantagen ist die Kraft spendende rote Erde unter einem grünen Teppich verschwunden, ein eigenes Farbenspiel, das der Salento jetzt zaubert. Bei guter Wetterlage erlebt man jetzt einen zweiten Frühling im Jahr – und das im November! Dem Monat in dem der Salento leidenschaftlich und fröhlich den neuen Wein feiert.

Im Ionischen Meer kann man tagsüber sogar noch sehr gut baden. Ich weiß das, denn ich bin teilweise noch vor Sonnenaufgang hinein gegangen. Anfänglich mit etwas Überwindung – aber dann ist es im Wasser wunderschön. Zumal man nun das Meer und die Strände weitestgehend für sich alleine hat. Salentiner würden zu dieser Jahreszeit keinen Fuß mehr hinein setzen.

Vielleicht ist diese Zeit die schönste Jahreszeit, um den Salento zu bereisen? Für Radsportler allemal! Es spricht so viel für einen Radsporturlaub in Apulien im späten Herbst. Diese Landschaft, immergün, denn jetzt fangen die Pflanzen der frühen Artischocken an zu wachsen, das warme Wetter gelegentlich mit kurzen Regengüssen umschmeichelt, die Touristenströme des Hochsommers glänzen durch Abwesenheit und die Straßen sind deutlich weniger befahren als zur Ferienzeit …



Wir nutzen diese Reise, um viele kleine traditionsreiche Handwerksbetriebe im Salento zu besuchen, deren leidenschaftliche Betreiber uns nicht nur fantastische Geschichten zu erzählen haben. Genauso ist es eine Freude für mein fotografisches Auge in diese alten Gemäuer und Handwerk einzutauchen. Hier wird noch so viel mit den eigenen Händen gebaut, geschraubt, gebacken! Destilliert wird wie vor vielen – in manchen Familiengeschichten seit fast 100 – Jahren schon von den Großeltern produziert wurde, die überall auf Fotos streng guckend das heutige Treiben ihrer Enkel und Urenkel begleiten. In Apulien wird noch sehr häufig traditionell aber mit offensichtlich großer Begeisterung in die familiären Fußstapfen getreten. Eine dieser besonderen Werkststätten besuchen wir also in Monteroni di Lecce und so haben wir diese besondere Freude auch Carlo Carlà kennenlernen zu dürfen.



Auf dem Weg von Arneo in die Provinzhauptstadt Lecce bietet sich die Möglichkeit viele kleine interessante Gemeinden kennenzulernen: Veglie, Leverano, Copertino, um nur einige Beispiele zu nennen. In Lecces Speckgürtel liegen die kleinen Ortschaften Arnesano und Monteroni di Lecce. Hier ist also Carlo Carlà zu Hause und er nimmt sich Zeit für uns.

„Maestro Carlà” wird er liebevoll in ganz Italien genannt – im Salentiner Dialekt „Mesciu Carlo”. Er ist einer der ganz großen Konstrukteure und hat italienische Historie mitgeprägt. Bereits als sechsjähriger Junge half er seinem Vater in dessen Werkstatt beim Schrauben. Später schreiben seine eigenen Rennrad-Konstruktionen Sportgeschichte.



Heute noch ist Carlà Ehrenmitglied der FIAB, der Federazione Italiana Ambiente e Bicicletta. Sie setzt sich als Umweltschutzorganisation für die Verbreitung des Fahrrads als ökologisches Verkehrsmittel im Rahmen einer ökologischen Neuqualifizierung der Umwelt in ganz Italien ein. Auf Intervention von der FIAB Gruppe Monteroni wurde ein neuer Radweg gebaut, der im Januar 2018 eingeweiht wurde. Er führt entlang der Provinzstraße Lecce-Monteroni zwischen Ecotekne und der Stadt Lecce. Auf dieser Strecke ist die Werkstatt von Carlà so etwas wie ein Wallfahrtsort für die Radsportler. Nicht selten enden organisierte Radtouren genau hier – und das beschreibt wohl am Besten Carlàs Bedeutung für den italienischen Radsport.



Maestro Carlà treffen wir in einer traurigen Lebensphase, seine Frau ist erst kurz zuvor verstorben. So beginnt unser Besuch unerwartet emotional als ihm der uns begleitende Bürgermeister nochmals sein Beileid ausspricht. Carlá zieht sich für einen kurzen Moment in die hinteren Räume seiner Werkstatt zurück und muss sich sichtlich sammeln. Das tiefe Leid dieses Mannes, die 80 hat er lange überschritten, er wird 2020 90 Jahre alt sein, legt sich wie ein Schleier über die beiden Räume. Dennoch kommt er nach einem kurzen Moment zurück zu uns aus seiner Trauer und führt uns klaren Geistes durch seine Lebensgeschichte. Wir bieten ihm willkommene Abwechslung und unsere Begeisterung über dieses Treffen mit ihm, an diesem besonderen Ort sein zu dürfen, lenken ihn bald ab. Er gibt zu, dass ihm seine Werkstatt in dieser schweren Zeit hilft, seinen Schmerz zu heilen.

Trotz seines hohen Alters ist der Mann mental wach wie ein 18-jähriger. Er ist immer noch Erfinder, Schrauber, Mechaniker aus Leidenschaft. Auch Autokarosserien hatte er früher entworfen bis er beim Fahrrad hängen geblieben ist. Er hat dem Radsport den Leichtmetalbaurahmen geschenkt. Erfindet heute immer noch, baut z. B. große Uhrenskulpturen – natürlich aus Radteilen. All dies übrigens als Autodidakt. Er wäre heute gerne noch viel produktiver, erklärt er, und zeigt uns bekümmert seine von der Arthrose gezeichneten Hände, die ihm mittlerweile das Arbeiten sehr schwer machen.





Über die Jahrzehnte seines Schaffens hat er alle (nicht nur) italienischen Radsportlegenden – Masi, Pogliaghi, Colnago, De Rosa – persönlich getroffen. Viele von ihnen haben sich am Ende ihrer Profisportlaufbahn auch der Radindustrie zugewandt, haben selbst Fahrräder unter ihrem Namen vertrieben – und für sie alle hatte Carlo Carlà Rennräder entwickelt, hatte sie von seinem Fachwissen profitieren lassen. Nicht jeder von ihnen hatte später die Größe dies auch zuzugeben, wollte Carlàs Erfindungen als eigene verkaufen.





Von all diesen Geschichten, Begegnungen und Entwicklungen erzählt heute noch seine wundervolle Werkstatt.



Überall lauern in den Ecken kleine Reliquien des italienischen Radsports. Radrahmen hängen in der Luft, Werkzeug wartet auf seinen Einsatz, handgeschriebene Entwicklungsskizzen hängen an den Wänden. Eine faszinierende Kombination aus Ordnung und Chaos beherrscht von der Geschichte in magerem Licht.





Es ist ein Raum voller Leidenschaft und der ganz besonderen Intelligenz dieses stillen und bescheidenen Mannes. Sein professioneller Rat ist heute noch im Radsport gefragt. Wir stehen hier mit einem der ganz ganz Großen seines Sports und seinem Lebenswerk!






Das sich nur wenige Straßen weiter erstaunlich modern präsentiert. Denn hier hat Mesciu Carlo noch sein Ladengeschäft, wo er bzw. sein Enkel heute noch die wundervollen handgeschmiedeten Carlà-Fahrräder verkaufen – und den Kunden gleichzeitig ein im Laden integriertes kleines Museum bieten.





Teilweise noch mit der guten alten Technik, die nie aus der Mode kommt beim Rad: Ungummierte Bremszüge, Stempelbremsen, Stahlschutzbleche … wunderschöne ästhetische Radgeschichte. Aber auch das Singlespeed-Rad hat hier längst Einzug gefunden. Carlo Carlà Bici Monteroni spielt immer noch mit auf dem Fahrradmarkt und lebt den Zeitgeist.



Das alles wird hier passend von einem Fiat 500 im Laden bewacht, der aussieht als wäre er gestern erst produziert worden.



Jeder leidenschaftliche Radfahrer möchte sich hier kreuz und quer kaufen, das hier sind nicht nur Fahrräder, hier wird Fahrradkunst gelebt.

Die Legende Carlo Carlà lebt – meine Freude ist immer noch groß, ihr begegnet zu sein!

2019-08-26

Lago Maggiore – Beveno – Verbania Pallanza – Alpe Segletta – Cardona Line – Lago Mergozzo – Domodossola

Disclosure: Ich durfte auf Einladung der Tourismusorganisationen Distretto Turistico dei Laghi und Turismo Valsesia Vercelli in den Piemont an den Lago Maggiore bzw. an den Lago Orta reisen. Die unterstützenden Unternehmen dieser Reise sind im Text verlinkt. Und wie immer gilt: Click aufs pic makes it big! Hier findet Ihr den ersten Blogbeitrag zur Reise von mir!


Jut jeschlafen und prima Aussicht am Morgen auf den Lago Maggiore vom Hotel Rosa

Der zweite Berg ruft – und wir kommen! Ich habe sehr gut geschlafen im Hotel Rosa und schon am frühen Morgen den kleinen Balkon genießen dürfen mit der Aussicht auf die erwachende kleine Stadt Baveno. Meine Hotelzimmeraussicht auf den Lago Maggiore ist auch in den frühen Morgenstunden den Blick wert. Vor einem kurzen Schwimmausflug im See kneife ich jedoch. Ich gehe lieber zum Frühstück, das ist hier reichhaltig und gut. Übrigens mit umfangreicher Auswahl an den Schär-Glutenfrei-Produkten.


Ich, frisch geduscht beim Fotografieren und Zähne putzen, weswegen ich den Bauch nicht auch noch einziehen kann.

Verbania Pallanza und Forno Pasticceria Spiga d'Oro

Zunächst fahren wir mit dem Bus den See entlang nach Verbania Pallanza und machen einen kleinen Spaziergang durch diese hübsche Stadt.



Da lasse ich, dumme Nuss, mein Geld im Bus und kann somit nicht an den Markständen am See am Steinpilzstand mit den unglaublichen Preisen zuschlagen oder bei den Salamis. Wir wandern durch die Straßen, wo viele alteingesessene Geschäfte mit originalen Werbetafeln für sich bzw. die Produkte werben. Die Straße, die uns zum Spiga d’Oro führt, scheint hier wie ein kleines Museum der Medienkommunikation im 19. Jahrhundert zu sein. Wirklich schön anzusehen, nur leider stehen heute viele der Geschäfte leer.





Unser Weg führt uns in die Forno Pasticceria Spiga d’Oro – hier dürfen wir uns alles aussuchen, was wir uns für unseren Lunch in den Bergen wünschen. Foccacia, Panino, Pizza, leckere süße Kleinigkeiten – hier gibt es alles, was das Herz begehrt. Düfte, die es einem nicht leicht machen, sich zu entscheiden.



Dann fährt uns der Bus bei allerschönstem Wetter hinauf in die Alpe Segletta an die Station der ZIPLine Lago Maggiore.

Alpe Segletta, ZIPLine Lago Maggiore und Linea Cardona

Hier kauft man die Tickets für die ZIPLine und kann mit einem Bus nach oben zur Abfahrtstation transportiert werden. Im dazugehörigen Caffè kann warten, wem das Flugabenteuer nicht geheuer ist und bei Eis oder Imbiss z. B. mit den Kindern im Garten spielen.

Oder sich mit einem Guide auf den MTB-Bikes, hier wieder für uns E-Bikes, treffen, um sich den Aufstieg zur ZIPLine durch den Val Grande Naturpark erstrampeln. Das tun wir mit dem Versprechen auf grandiose Aussichten inmitten dieser Landschaft. Die Plattform der ZIPLine Lago Maggiore ist Ausgangspunkt für unterschiedliche Touren mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, unsere Tour „Slow Panorama: Auf der Linie Cardona des Lago Maggiore” ist Programm.


Der parallel zum Gipfel verlaufende Strich im Grün – das ist der Weg der Cardona Line

Die Linea Cardona wurde 1915-1918 errichtet mit dem Ziel im ersten Weltkrieg Norditalien vor der Invasion der Deutschen Wehrmacht über die Schweiz zu sichern. Sie verläuft westlich des Lago Maggiore und sicherte das Ossolatal vor etwaigem Grenzübertritt der streitenden Mächte. Im Grunde ist es ein – mal mehr, mal weniger – breiter Schotterweg, hier und da auch als Straße ausgebaut, ab und zu kann man noch die Ruinen der alten Steinbefestigungen erkennen. Heute ist die Cardona Line eine wundervolle Trekking- und Biking-Route. Ein Teil der Strecke führt dabei durch im Sommer angenehm kühlende Buchenwälder.



Die Guides, Elio und sein Kumpel, mahnen uns immer möglichst links, nahe zum Berg zu fahren, denn rechtsseitig (auf der Hintour) geht es bergab. Und zwar richtig bergab. Wir werden sehr kompetent und sicher geführt von unseren Begleitern, einer fährt vor, einer schließt die Truppe ab und nimmt Rücksicht auf etwaige Schwierigkeiten. Beide sind mit einem Walkie Talkie ständig in Kontakt. Diese Tour macht unendlich viel Spaß – und wir bringen die Jungs ständig an den Rand der Zeitplan-Verzweiflung, weil wir natürlich ständig fotografieren wollen. Nachdem wir verstanden haben, wie ehrlich sehr leicht mit einem E-Bike das Anfahren am Berg ist, kennen wir Ängste vor einem Foto-Stopp, sehr zum Leidwesen von Elio, überhaupt nicht mehr!



Die Aussicht auf den Lago Maggiore ist genial, wir befinden uns je nach Tourpunkt ca. 1000-1200 Meter über dem See – und sie vermittelt uns erstmals einen Eindruck seiner wirklich riesigen Größe. Der See windet sich blau mit großer Eleganz durch die Berglandschaft. Das ist an Schönheit kaum zu überbieten.



Die Natur ist herrlich grün und bunt blühend – und von ein paar Straßen, denen wir zeitweilig auch folgen, abgesehen – unberührt. Dass das so bleibt, darauf achten auch unsere Guides mit höflichen Instruktionen. Hier oben blüht jetzt erst der Ginster aufrecht in leuchtendem Gelb. Roberto, unserer Reiseleiter, seine Familie ist hier beheimatet, erklärt uns, dass der Winter in diesem Jahr hier sehr kalt und sehr lang gewesen sei, die Natur daher noch etwas zurück liege. Ich mag das: zwei Mal Frühling im Jahr, für mich kann es nichts Schöneres geben!



Die Strecke ist 26,50 Kilometer lang mit einem Höhenunterschied von 650 Metern, gilt als mittelschwer und je nach Kondition und Zeit, die man sich dafür nehmen möchte, benötigt man 1-3 Stunden für die Tour ab Alpe Segletta über Piancavallo, Cima di Morissolo, Colle, Linea Cardona, Passo Folungo bis nach Pian d’Arla.


Ich, nun nicht mehr so frisch geduscht, mit Helm und freundlichem Support vom toughen Tom – photo by Anja Thys

Unterhalb des Cima di Morissolo machen wir eine erste längere Rast auf dem Plateau der ehemaligen Festungsanlage der Linea Cardona. Ganz oben vom Gipfel soll angeblich der einzige Punkt sein, von dem man den gesamten Lago Maggiore überblicken kann. Aber auch von unserem Standpunkt aus ist die Aussicht auf den See grandios und erdet ungemein, wie sie auch euphorisch stimmt. Man kann hier durch die künstlich geschaffenen Höhlen dieser früheren Verteidigungsanlage laufen.



Sie diente den Soldaten als Aufenthaltsort und Lagerungsstätte für Nahrung, Munition. Einzelne Schießscharten in Richtung der Schweiz ins Massiv gehauen, zeugen heute von ihren Verteidigungsaufgaben in weniger schönen Zeiten. Immerhin: Zu Kampfhandlungen ist es in diesem Gebiet tatsächlich nie gekommen.



Die Natur – zu allen Seiten – wirkt majestätisch erhaben! Langsam greift der Reiz der Berge auch nach mir.



Wir finden reife Walderdbeeren im Gras und über uns amüsiert sich eine freundlichen Ziegenherde über unseren Besuch. Die Begeisterung auf beiden Seiten ist groß. Das Glockenbimmeln der Ziegen schafft augenblicklich den perfekten Sound zum Naturerlebnis. Nur unser Guide erklärt uns, dass wir an diesem wunderschönen Ort mit Blick auf den Lago Maggiore unser Picknick nicht einnehmen werden, weil es uns sonst die Ziegen abnehmen würden. Natürlich wollen wir den Ort ohne Kampfhandlung um unsere Foccacia genießen und folgen ihm.



Zurück auf das Rad, fahren wir einen Teil der Strecke zurück und bewegen uns am Scheitelpunkt des „Ospedaletto”, einer Kur-Anlage, nun ein kurzes Stück auf einer ausgebauten Straße weiter, die entlang dem Nordhang führt und uns später in die Strecke durch einen Buchenwald führt. Ich bin immer noch fasziniert, dass man mit einem Mountainbike sehr lässig über all die großen Steine fahren kann, denen ich sonst auf meinem deutlich schmaler bereiften Rad zwingend ausweichen würde. Dieser Instinkt ist bei mir gesetzt und ich muss offensiv dagegen ankämpfen. Es ist ein klein wenig wie neu Radfahren lernen, macht trotzdem irre viel Spaß – und ich fürchte mit etwas Gewöhnung und Übung in diesem Gebiet, wäre ich ganz schnell radfahrende Pistensau. Was für ein Vergnügen!

An einem Brunnen machen wir in einer sommerlich duftenden Wiese eine verdiente Pause und genießen unser Picknick. Alles schmeckt noch viel viel besser, als wir es uns vorher in dem Ladengeschäft der Pasticceria Spiga d’Oro gedacht hätten. Möglicherweise haben Urlaubsgefühl, Bewegung und diese überwältigende Landschaft einen nicht geringen Anteil daran?



Nach dem Essen teilt sich unsere Truppe. Die ganz auf das E-Bike und Gelände Versessenen von uns fahren die komplette Tour durch und gönnen sich die verdiente Abfahrt auf dem Rad und stoßen später sehr glücklich an der unteren ZIPLine-Station wieder zu uns. Die anderen, die sich für das Abenteuer ZIPLine entschieden haben, nehmen eine Abkürzung zur Start-Rampe der ZIPLIne. Ich habe mich mitten auf unserer Strecke dann mutigen Herzens (!) für die ZIPLIne entschieden. Dabei hat mir persönlich sehr gut geholfen, dass unser Ausgangspunkt für die Tour an der Einflugschneise der ZIPLine war. So konnte ich mitansehen, was der Flug bei anderen Urlaubern so macht – und die schienen vorrangig Spaß zu haben. Außerdem rief mein langsam glühender Hintern (so eine gepolsterte Radlerhose ist bei solchen Touren wohl doch ein „nice to have”) nun doch nach etwas Ruhe vor dem Sattel.

Fazit: tolle Tour, tolle Aussichten – auch ohne Guides ist die Strecke sehr gut ausgeschildert. Eine Landschaft zum Verlieben! Ich wäre sofort wieder dabei. Die Anstrengung der Tour definiert man für sich selbst indem man sich ein Zeitkonzept aufzwingt. Als Tagestour ist die Strecke ein Spaziergang – auf dem E-Bike sowieso. Zu Fuß auch machbar. Mehr Infos (mehr Touren), Pläne und GPS-Daten findet Ihr auf der Homepage.

ZIPLine Lago Maggiore



Auf der ZIPLine wart Ihr ja schon mit mir, dank des Filmes von Anja Thys aka Ophelia Talks. Ich würde es jederzeit wieder tun, sich noch einmal so fühlen wie ein Raubvogel. Der kurze Flug über die Wälder, die Physik des Windes, der eigene Mut – das alles serviert eine gehörige Portion Glückshormone, die man sich wirklich gönnen sollte.

Die verrückte Nudel Anja hat natürlich auch unsere Radtour filmisch begleitet – also wer mehr sehen möchte als die paar Standbilder von mir, möge bitte ihrem YouTube-Kanal folgen. Es ist so ein Spaß – so könnt Ihr mit auf den Berg kommen! Stefanie von Gipfel-Glück hat übrigens die Abfahrt genommen, Ihre Eindrücke dazu könnt Ihr in ihrem Blogpost lesen.


Continental Camping Village am Lao Megozzo

Es ist nun Nachmittag und der Bus fährt uns an einen der saubersten Seen Europas, dem Lago Megozzo. Wir sind zu Gast auf dem riesengroßen Campingplatz „Continental Camping Village”, im Besitz der alteingessenen Familie Manoni. Grandseigneur Manoni, hochbetagt, begrüßt uns freundlich noch selbst auf der 100.000 Quadratmeter großen Anlage, wo man – wenn man nicht Freund des Campens ist – sich auch in Bungalows und Apartments einbuchen kann.



Hier herrscht Jubel, Trubel und Heiterkeit, das ist sicher! Das hier ist kein Platz für den introvertierten Urlauber – und nach unserer Zeit in den Bergen, fremdeln wir alle anfänglich ein bisschen in Anbetracht des puren Lebens, das uns hier übermannt.



Tatsächlich wird hier einfach nur Familienurlaub groß geschrieben – und ich sehe Kühl-Gefrierkombinationen in Vorzelten stehen, was mich als Camping-DAU ungemein beeindruckt. Die Anlage ist riesig! Wir sind vom Team eingeladen am Strand des Lago Megozzo etwas zu entspannen und dürfen uns Kajaks bzw. Treetboote ausleihen und schwimmen gehen. Der Strand verläuft lange sehr flach in den See, also ideal für Kinder. Später – wieder in Berlin – werde ich lernen, dass im vergangenen Jahr mein kleiner Großcousin und Schwesterchen, mit ihren Eltern, alle vier Bullyisten, ihren Urlaub genau hier verbracht haben.



Herrlich! Wasser und so – nach einer Radtour ist das genau der richtige Abschluss des sportlichen Tages. Obendrauf werden wir später von den supernetten Leuten vom Continental Camping Village mit einem eisgekühlten Cocktail, Pizza und Pommes satt verwöhnt. Ey, habt Ihr eine Idee wie sehr gut Pommes schmecken können nach so einem Tag? Die Pizza war sowieso state of the italian art: Bonfortionös!

Ossola Tal – Domodossola 

Unser Bus bringt uns zu unserem Hotel im Ossola Tal. Wir schlafen heute Nacht in Domodossola (wäre das nicht ein super Name für einen etwas dominanten Kater?). Tatsächlich wird im italienischen Alphabet nicht „D wie Dora” sondern „D come Domodossola” diktiert. In dem gerade frisch renovierten und neu eröffneten Hotel Ristorante Eurossola gegenüber des Bahnhofs mit der pittoresken Altstadt Domodossolas direkt um die Ecke, sind wir zum Abendessen und zur Übernachtung eingeladen. Wir lieben es! Vom Bahnhof aus kann man übrigens direkt nach Milano fahren.

Das Hotel gibt es bereits seit 1903 in fortführender familiärer Hand und ist heute sehr modern, mit spürbar viel Liebe und Geschick eingerichtet. Die Zimmer sind klein, vielleicht gerade deshalb sehr gemütlich. Das Hotel hat drei Sterne, das Restaurant hat deutlich mehr verdient. Einzelzimmer kann man hier ab € 75,—, Doppelzimmer ab € 95,— buchen incl. Frühstück. Wahlweise kann man auch Halb- bzw. Vollpension wählen, was bei den Künsten des Kochs gar keine schlechte Entscheidung wäre.

Giorgio Bartolucci kocht hier in seinem Atelier Restaurant mit regionalen Produkten auf einem sehr kreativen und hohem Niveau. Er serviert uns als Vorspeise aufgeschnittenen Schinken aus dem Vigezzo Tal und einen Ricotta Gateau mit Roter Beete. Sehr fein! Dann Gnocchi d’Ossola (Gnocchi aus Kastanien) in einem Korb aus schwarzem Coimo-Brot. Die Gnocchi sind fantastisch – und nur ein klein wenig mächtig. Der Hauptgang besteht aus einem unfassbar zartem Stück aus der Lende Piedmonter Rind mit Spargel und einem Jus vom Gattinara-Wein. Den Abschluss bildet ein tolles Dessert, das pragmatisch als „Chef’s Dessert Triology” daher kommt – bei dem (nicht nur) mich ein Salbei-Sorbet von den Socken haut. Leute, Salbei-Sorbet: DAS ist es! Wirklich. So fein! Die Weinbegleitung macht Spaß, uns geht es einfach gut. Grandioses Abendessen.



Den Abend beschließen wir mit einem kurzen Spaziergang durch die historische Altstadt von Domodossola. (Entschuldigung aber ich finde des Namen so wunderschön, ich möchte ihn immer wieder niederschreiben.)



Typischer italienischer Flair, der Stadtplatz liegt im besonderen Licht der blauen Stunde und ist voller Leben und Lachen, wir kehren auf Empfehlung unserer Reiseleitung Roberto an einer der wohl besten Eisdielen dieser Region, der Gelateria Amarena, ein. Also einige von uns. Ich bin immer noch verdammt glücklich mit dem Geschmack des Salbei-Sorbetto … und überhaupt mit diesem ganzen Tag.

Und falle ins Bett, denn am nächsten Tag ruft uns mal wieder … ein Berg.

2019-08-24

Lago Maggiore – Stresa – Isola Bella – Mottarone – Baveno

Disclosure: Ich durfte auf Einladung der Tourismusorganisationen Distretto Turistico dei Laghi und Turismo Valsesia Vercelli in den Piemont an den Lago Maggiore bzw. an den Lago Orta reisen. Die unterstützenden Unternehmen dieser Reise sind im Text verlinkt. Und wie immer gilt: Click aufs pic makes it big!



Lago Maggiore – Stresa

Italienische Seen … kannte ich bisher nur aus den kitschigen Filmen der 50iger Jahre, wo sie als Kulisse für allerlei Herz, Schmerz, Kitsch und meist gesungene Weisen herhalten mussten. Oder wenn wieder einmal über einen charismatischen US-Schauspieler, Ehemann einer berühmten Rechtsanwältin für Menschenrecht und deren italienische Immobilie an einem See berichtet wird. Oder wenn im Reisekatalog beim Discounter für günstige Busreisen nach Italien mit dem unausgeschriebenen Touch einer gemütlichen Reise für Rentner geworben wird. Urlaub to be für Oma. Romantik. Geranien. Kaffeegedeck. Jemütlich war’s jewesen! So etwas in der Art.

Also nicht zwingend ein Ort, wo man sich selber (schon) urlauben sieht. Bis man zum Lago Maggiore eingeladen wird und eines viel Besseren belehrt wird! Der Lago Maggiore gilt als zweitgrößter See Italiens, dessen Fläche er sich ein klitzekleines bisschen auch mit der Schweiz teilen muss. 80 Prozent der italienischen Fläche des Lago Maggiore teilen sich die Provinzen Piedmont im Westen und die Lombardei im Osten. Der Rest geht an den Schweizer Kanton Tessin. Der Gletschersee ist bis zu 372 Meter tief, seine Länge misst 64,37 Kilometer, die Breite zehn Kilometer. Mit seinen Windungen ist er mit einem Auge nicht in seiner Gänze zu übersehen.

Am Lago Maggiore ist die Vielfalt für einen Urlaub erstaunlich groß. In nur fünf Tagen haben wir Bekanntschaft mit dem sehr alt eingesessenen Geldadel Italiens machen dürfen, traumhaft romantisch-kitschige Inseln in Seen besucht. Wir haben – selbstverständlich – fantastisch gegessen, alle Fünfe gerade sein lassen im Sonnenschein, heimische Food-Produzenten besucht und auch dabei immer wieder die wundervolle italienische Gastfreundschaft genießen dürfen – und gleichzeitig ein recht umfangreiches, sehr viel Spaß bringendes Sportprogramm mit Wandern, Aufstieg, Abstieg, Fahrrad fahren (neumodern Mountain Biking mit dem E-Bike), Schwimmen, Paddeln und gemütlich aufgeregt ZIPLine fliegen. Und das alles unter sechs Tagen – und trotz diesem, darüber wundere ich mich immer noch, aktiven Programm war es: Urlaub. Vom ersten Espresso bis zum letzten! Eine tolle Zeit in einer wunderschönen und vielfältigen Umgebung.



Früh in Berlin ins Flugzeug gestiegen, lande ich auch früh am Tag auf dem Flughafen Milano Malpensa, Terminal 2 und darf schon, auf dem Weg zum Terminal 1, unserem Treffpunkt, Kunst betrachten. Die Italiener haben ein Händchen dafür einen willkommen zu heißen! Ich tue das, was ich am Besten kann in Italien und bestelle mir ein Cornetto mit Pistaziencreme und natürlich den passenden Caffè dazu. Meine zweite Amtshandlung, Stefanie anzusprechen vom Blog Gipfel-Glück, die offensichtlich mit mir auf den Rest der Teilnehmer wartet – die schon vor mir das Cornetto mit Pistaziencreme geordert hatte.



Isola Bella



Als wir Reisenden komplett sind, stürzen wir uns umgehend in unser Reiseprogramm und fährt uns Pirazzi Autoservi S.R. L. eine knappe Stunde mit dem Kleinbus zum Lago Maggiore. Hier begrüßt uns Silvia Lorenzini, die Tourismusbeauftragte von Distretto Touristico dei Laghi, die uns die kommenden Tage sehr enagiert und professionell als Tourbegleitung für alle unsere Fragen zur Verfügung steht.

Der erste herrliche kitschige Programmpunkt des Tages besteht in einer kurzen Überfahrt ab Stresa zur Isola Bella mit einem der kleinen schnellen Boote. Die größte der drei Borromäischen Inseln im See ist aber nur 320 Meter lang und 180 Meter breit. Carlo III. Borromeo – italienischer Geldadel – ließ hier ab 1632 die Insel planieren und bebauen und schenkte seiner Gemahlin Isabella d’Adda den heute noch stehenden Palazzo mit Gartenanlage, entworfen vom Architekten Angelo Crivelli. Nach Isabella wurde die Insel damals Isola Isabella genannt, heute spricht man nur noch kurz von der Isola Bella.

Dieser Name ist Programm. Wir besuchen den barocken Palazzo der Familie Borromeo und es folgt ein „Wow!”-Moment nach dem anderen. Der Teil des Palazzos, der für die Öffentlichkeit geöffnet ist, denn tatsächlich leben die Borromeos dort immer noch – geöffnete Vorhänge und Fahnen auf Halbmast künden von deren aktueller Anwesenheit – ist voller ursprünglicher Kunst, Fresken, einen riesigen dreidimensional wirkenden Wandteppich (alleine für den lohnt es sich dorthin zu reisen!), Bodenmosaikgemälde und historischen Möbeln aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. So steht hier immer noch das Bett in dem Napoléon Bonaparte mit seiner Frau Joséphine als Gäste des Giberto V. Borromeo auf der Insel genächtigt haben sollen:



Die Aussicht aus den Palazzo-Fenstern auf das Festland ist von jeder Seite aus märchenhaft.





Ach ja, kleiner Hinweis: Das Wappentier der Borromeos ist das Einhorn, es ist überall im Palazzo zu finden – nicht zuletzt im Garten als Standbild im Theater, dem Halbrund der zehn herab gestuften Gartenterrassen. Es ist nur … entschuldigt bitte meine gnadenlose Offenheit, liebe Internet-Gemeinde … so gar nicht rosa.





Wenn eine Familie über Jahrhunderte sehr reich ist, sie mit dem Geld über die vielen vielen Jahre, Zeiten und Moden zeitgenössische Kunst finanziert hat, und somit künstlerische Ideen in ihrer Umsetzung überhaupt erst möglich machten – das hat schon einen ganz besonderen Charme. Reichhaltigkeit. Passt hier gut.



Mein persönliches Highlight der Wandteppich aus Flämen aus dem 16. Jahrhundert. Ein riesiges Wandgebilde gearbeitet aus Seiden- und Goldfäden, das für die damalige Zeit ein Novum in der Bildgestaltung, die Dreidimensionalität in einer Szenerie darstellte, durch eine sehr lebendige Gestaltung des Hintergundes. In dem Gemälde selber sind lauter Fabelwesen in der Natur zu sehen – natürlich auch das Borromäische Einhorn!



Dann im Kellergewölbe des Palazzos ein architektonisches Highlight, das man nicht oft sieht: Sechs unterirdische Säle als künstliche Grotten aus Tuffstein gestaltet führen weitläufig und heute noch faszinierend modern wirkend durch ihre farbliche Gestaltung in schwarz und weiß in den Garten. Sie dienen auch heute noch ihrem damaligen Zweck: etwas Kühle zu finden in der heißen Sommerzeit.



Leider ist uns nur ein viel zu kurzer Besuch in dem wunderschönen barock angelegten Garten, der zum Palazzo gehört, gegönnt. Deswegen weint das Herz der Laien-Gärtnerin in mir. Blühender Oleander, Magnolien, Zitronenbäume mit Früchten und neuer Blüte, dieser Duft – so muss Italien eben riechen! Und: seltene weiße Pfauen, die gemütlich faul den Garten und das Wetter genießen, die man angeblich nur hier findet.



Das Ticket inklusive Übersetzung zu den drei Borromäischen Inseln im Lago Maggiore kostet 17,— Euro/Person. Ein Besuch ist von Ende März bis Ende Oktober jeweils von 9:00-17:30 Uhr täglich möglich. Mehr Informationen über das Portal zur Insel.



Eilig müssen wir durch die kleinen Gassen des unmittelbar an den Palazoo grenzenden kleines Dorfes mit den vielen kleinen hübschen Geschäften zu unserem ersten kulinarischen Event. Unser Mittagstisch wartet bereits mit einem Prosecco zur Begrüßung in der Ristolounge Elvezia.



Hier werden uns typische – und sehr fantastische – Antipasti serviert, eine geschmackvoller als die andere. Der kühle weiße Wein tut herrlich gut, der Service ist wahnsinnig charmant – dazu die Kulisse der Bella Isola – unterhalb unserer Restaurantterrasse treiben die Touristen entlang der kleinen Stände der Souvenir-Händler. Alles ist lebhaft, italienisch, traumhaft, lecker, romantisch … nur unser Aufenthalt viel zu kurz!



Ein Hauptgang ist uns noch gegönnt, ich wähle aus der Karte der Vorspeisen „Tavolozza del pescatore”, die – da ist der Name aber so etwas von Programm – Fischerpalette. Wie gemalt serviert man mir marinierte Renke, ein Forellen-Tatar mit ebensolchem Kaviar, Zitronen-Maynonnaise und Flussgarnelen und einen Barsch-Salat mit Fenchel und Orange. Wunderschön, wie gemalt auf dem Teller. Die Fraktion der Pasta-Liebhaber wählt „Raviolini alle melanzane e scarmorza affumicita” – Ravioli mit Aubergine und geräuchertem Scarmozakäse, Paprikatropfen und Poleiminzöl. Die Karte des Elevzia bietet auch vegetarische Gerichte an. Das Essen ist so gut, wie es aussieht. Und ich bin froh, dass ich die Speisekarte fotografiert habe, denn Bandnudeln mit einem Pesto aus Seesardinen, Haselnüssen und Petersilie zum Nachkochen – hätte ich vermutlich schon wieder vergessen.

Dann müssen wir schon wieder zurück auf das Boot. Gischt. Seeluft. Dieselduft, hinter uns eine wunderschöne Insel, vor uns die wundervolle Bergkulisse des Mottarone – ein einziger Urlaubstraum, den wir hier für einen kurzen Moment leben dürfen. Auf alle Fälle, wenn Ihr einmal zum Lago Maggiore reist und der Bella Isola Eure Anwesenheit gönnt, was Ihr zwingend tun solltet, reserviert Euch unbedingt einen Tisch im Elvezia. Man sollte hier wirklich gegessen haben, es ist so ein Genuss! Oder noch besser: Bucht im dazugehörigen Boutique Hotel Elvezia gleich die Übernachtung dazu! Ich denke eine Nacht wie Napoléon auf der Isola Bella schlafen, die darf man sich ruhig gönnen. Also … sich hier für einen runden Geburtstag einquartieren oder für eine kleinere Hochzeitsgesellschaft – da kann man nichts falsch machen.

Mottarone

Wir indes, noch voll mit diesen schönen Eindrücken, steigen nach kurzem Fußweg in die Gondelbahn, die uns von Stresa auf den Berg Mottarone in 1492 Meter Höhe nach Alpino transportiert. Dort wartet schon unser Guide Silvio Musso (Borromeo MTB Guide) auf uns vom Mottarone Trail Park und ordnet uns der Größe nach die bereits auf uns wartenden Bianchi (!) E-Bikes zu. Es gilt (m)eine erste echte Mountain Bike-Tour über Stock und Stein, hoch und runter zu absolvieren. Die ca. zweistündige Tour führte uns durch den Nationalpark Mottarone. Hier wird im Winter natürlich Ski gefahren.



Wir düsen radelnd zur „Bar Stazione”, einer modernen kleinen Ausflugsbar, die ihren Namen trägt, weil sie in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Bahnhofes liegt. Die Schienen, die einmal zu ihr führten, liegen längst nicht mehr. Aber direkt nebenan wurde kürzlich erst der Mottari Abenteuerpark eröffnet, wo Familien sich auf unterschiedlich anspruchsvolle Weise hoch oder noch höher in der Luft durch die Bäume bewegen können. Je nach Alter, Anspruch und Mut. Dieser Park wurde übrigens unter ökologischen Bedingungen gebaut und wird auch so betrieben.

Wir klettern nicht, wir fahren weiter entspannt durch die schöne Waldgegend, nun auch mehr bergab. Holla die Waldfee sind E-Bikes schnell! Ich habe dann bei 45 km/h laut Tacho ab und zu abgeregelt – Spaß hin, Vernunft her! Hier in der eher platten Stadt würde ich sie immer noch für mich ablehnen – aber dort in den Bergen wäre es für mich durchaus ein „must have” – so dermaßen viel Spaß, den die dort bringen! Unsere Guides sind übrigens die Strecken mit uns mit normalen Mountain Bikes gefahren. Sie hatten nicht mal Schweißperlen auf der Stirn. E-Bikes mit (immer sinnvoller) Guide-Führung sind zu buchen über die Homepage Mottarone Trail Park. Es sollte übrigens nicht unsere letzte E-Bike-Tour in diesen Tagen sein.

Stresa ****Hotel La Palma



Die Gondelbahn trägt uns wieder mit der fantastischen Aussicht elegant auf den – und hinunter zum – Lago Maggiore, wo wir einen kleinen Spaziergang entlang des Wassers durch Stresa machen. Wer den Berg noch nicht verlassen möchte, könnte hier oben auch den Botanischen Garten besuchen. (Mein kleines Gärtner-Laien-Herz weinte natürlich wieder.)



Nächster Stopp für uns: Die Terrasse im ****Hotel La Palma in Stresa.



Hier erwartet uns zur Belohnung eine Wahnsinnsaussicht über den See, Loungmöbel und -musik und ein Aperitif zum Sonnenuntergang über den Lago Maggiore … und wundervolle Antipasti. Es ist ein perfekter Moment dort!

Baveno ****Hotel Rosa



Da wir ja erst zwei Mal gegessen haben, geht es nun in unser beschauliches Hotel Rosa nach Baveno zum … Abendessen! Das Hotel liegt für mich als Bahnfan idyllisch am Bahnhof und ich kann von meinem Fenster aus die Züge ankommen und abfahren sehen. (Sehen, nicht hören!) Also links von meinem kleinen Balkon italienische Bahnkultur und rechts hinten glitzert der See. Im Hotel gibt es einen kleinen SPA-Bereich.

Der Name des Hotels ist wohl dem rosafarbigen Granit geschuldet, für den Baveno weltweit bekannt ist. Oder Mount Rosa, der als zweithöchster Berg dieser Alpenregion hier dominiert. Oder, zu simpel, der Tatsache, dass es der Familienname der Eigentümer ist. Wir können es uns aussuchen.

Nach dem sehr frühen Aufstehen für die Anreise und dem umfangreichen Tagesprogramm, das uns bereits am ersten Tag intensiv in die Historie, Kultur, Küche und Sportwelt rund um den Lago Maggiore entführt hat, werden wir nach dem reichhaltigen Abendessen mit süß-sauren Sardinen, Risotto mit Chicorée und Barsch, Lachsfilet und Gemüse und Tiramisu, alle nicht mehr sehr alt.



Denn es gilt am nächsten Tag: Der Berg ruft!