2025-04-12

Bari Torre A Mare

In all den Jahren, in denen ich meinen Urlaub in Apulien verbracht habe und das ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln mache, kommt man, nach dem Einstieg in den Zug in Bari Centrale in Richtung Süden, alsbald an der Station Bari Torre A Mare vorbei. Schon länger wollte ich dort einmal hin, denn reizvoll ist es schon zu sehen, wie nahe man dem Meer zu sein scheint.
Im vergangenen Herbst mache ich mich dann auf den Weg.
Mich empfing ein wenig spektakulärer Bahnhof. Lediglich 15 Kilometer von Bari entfernt, kostet das Bahnticket (2025) einfache € 1,30 und man ist in zehn Minuten dort. Ab Monopoli sind es ca. 20 Minuten Fahrzeit für € 2,60). Torre A Mare gilt als als Stadtteil von Bari, insofern halten dort die allermeisten Züge der Südlinie im 20-Minuten-Takt. Der Bahnhof aus dem Jahr 1865 wurde hinsichtlich der Barrierefreiheit auch mit Rollrampen reformiert – allerdings hatte man vergessen, der Erweiterung einige Ausgangsschilder zu spendieren. Anfänglich war ich wirklich etwas lost. Ich wusste zwar, wo das Meer liegt, aber nicht, wie ich dahin gelangen sollte.

Je nachdem auf welcher Seite man aussteigt, muss man zum Ausgang das Gleis wechseln (bitte niemals über die Gleise, da die durch rasenden Frecciarossa keine Gefangenen nehmen). Weil ich mich erinnerte (von Monopoli aus kommend), dass kurz vor dem Bahnhof diverse Autos an einer Schranke warteten, zog es mich in Richtung Schranke. Alsbald hatte ich zumindest die Bahngleise gequert.
Man marschiert durch blühende Landschaften, also blühend betrachtet man brachliegende Wiesen mit ziemlich viel Müll als solche. Und wenn man, wie ich, die Abzweigung zur Unterführung nicht sofort sieht, steht man als Fußgänger sehr schnell direkt an der Autobahn.
Direkt insofern, als man dort direkt an der Auffahrt steht. Das war dann doch … speziell. In der Überzeugung, die Autobahn doch nicht zu Fuß überqueren zu wollen, fand ich dann auch den Geheimweg unter dieser Schnellstraße. Auch nur weil ich blind einigen Leuten folgte, die aussahen, als könnten sie wissen, wo es lang geht.
Die Unterführung empfand ich – wie es so ist, beschreitet man Wege ein erstes Mal – gar nicht angenehm, alleine in dieser gottverlassenen Gegend. Gefühle, die man als Berlinerin eher nicht kennt. Ein planer Weg, immerhin ausgeleuchtet, führte mich in Richtung Meer und somit auch Stadt.
Ein Stückchen weiter hinter der Überführung fing aber Torre A Mare an, ganz hübsch zu werden. Die Stadt hat einige aparte, kleine Palazzi, einige davon stehen natürlich auch hier zum Verkauf. Andere stellen sehr hübsche Eisenarbeiten zur Schau:
Ein durchaus urbanes Leben mit hübschen kleinen Geschäften, die auf das echte Leben ausgerichtet sind und nicht ausschließlich auf die Touristen. Der Weg zum Meer war klar, dafür braucht es auch keine digitale Gehhilfe. Und es liegt vom Bahnhof aus tatsächlich nur 1,2 Kilometer entfernt.
Torre A Mare war und ist auch heute wohl noch ein kleines Fischerdorf, das sich Anfang des 16. Jahrhundert rund um einen Wehrturm formierte.
Viel passiert hier eigentlich nicht: Es gibt den kleinen alten Hafen mit einer Mole, die sehr schnell erwandert ist, einen Strand, den hübsch restaurierten Torre – also den Wehrturm, der gleichzeitig Namensgeber ist.
Die dazugehörige hübsche Piazza mit Spielplatz, um die sich einige Bars und Restaurants sortieren. Auf der Piazetta Mar del Plata gibt es nettes Fischerdenkmal. Und so ich das mutig zu Fuß überblickt habe, ist es das dann auch größtenteils. Natürlich … gibt es auch hier Kirchen.
Erste Nachweise einer menschlichen Existenz dort vor Ort lassen auf das 4. Jahrhundert nach Christus schließen, man vermutet später dort die Existenz einer Poststation entlang der Via Appia.
Der Wehrturm selber entstammt dem 15. Jahrhundert Um den Turm formierte sich das Fischerdort an der Mündung der Lama Giotta mit dem Namen Torre Appelosa, der sich über die Jahre in Torre Pelosa änderte. die Menschen lebten in den Grotten – und auch schon in den ersten Trulli. Erst um 1940 erhielt Torre A Mare seinen heutigen Namen nach einer Gebietsreform. Alles ist klein und übersichtlich. Aber … die Katzen sind so hübsch hier. Und die Menschen auch! Und was haben sie für hübsche Fensterläden in fantastischen Farben?
Ich mochte das sehr gerne dort. Die wartenden Katzen wurden alsbald von einer freundlichen Dame gefüttert, die ihnen schon liebevolle Worte vom Balkon zurief.
Ich guckte der Raubtierfütterung zu – die Signora und ich hatten natürlich sofort verstanden, dass wir diese hübschen Tiere betreffend gleich tickten
Sie stellte sie mir vor, ich erfuhr, wer wessen Mama ist und war beglückt zu sehen, dass sich um diese zauberhaften Wesen gut gekümmert wird.
Im Oktober verlaufen sich nicht mehr so viele Menschen (sichtlich) an diesen kleinen Ort. Ein Teil der Häuser wird wahrscheinlich auch nur von den Menschen aus dem Inland am Wochenende bzw. im Sommer bewohnt, insofern ist die Ruhe eine angenehme Ruhe. Vor allem im Gegensatz zu Polignano a mare oder Monopoli und Bari, wo es doch recht viel Menschen gibt – auch noch im Oktober. Wer also recht zurückgezogen seinen Urlaub in Apulien verbringen möchte, aber (ob mit Auto oder Zug) gut angebunden sein möchte – dem würde ich Torre A Mare durchaus ans Herz legen.
Andererseits … ich hatte auch das Gefühl Torre A Mare würde sehr gewinnen, würde man einmal mit dem Putzlappen durchs Hafenbild wischen. Die Mole, die direkt zur Piazza führt, wirkt deutlich unaufgeräumt (als z. B. der Porto Vecchio von Monopoli) und da hilft es auch nicht wirklich, dass man hübsch bemalte alte Boote ins Motiv legt, wenn direkt neben an, die Boote vergammeln. Aber vielleicht möchte man den Bruch auch bewusst haben? Ich bin hier rumgelaufen und hatte ständig den Wunsch, die Hemdsärmel hochzukrempeln und aufräumen zu wollen. Dann hatte ich große Lust auf ein Getränk und fand mich in der Sydney Bar wieder, wo mich der Besitzer mit einer unglaublichen Freundlichkeit bediente. Ich wollte nicht dort, sondern erst später wieder in Monopoli zu Abend essen. Mein Gastgeber brachte mir gratis Foccacia an den Tisch – zum Probieren und die ganze Atmosphäre, die dieser Mann für seine Gäste schaffen wollte und es auch tat, dafür ist der Begriff Gastfreundschaft eigentlich viel zu schnöde. Es war einfach so angenehm. Wenig Trubel, nette Musik – Urlaub! Ich habe meinen Aperitif sehr genossen, vor allem aber diese wirklich ruhige Idylle unten am Hafen.

Später bin ich noch ein bisschen durch Tore geschlendert, um dann irgendwann den Weg (ca. 20 Minuten) zurück zum Bahnhof zu nehmen. Natürlich mit einem Abstecher über den im Weg liegenden Supermercado.

Ich werde sicherlich dort noch einmal hinfahren. Vielleicht früher am Tag, mit besseren Lichtverhältnissen und dann garantiert wieder in der Sydney Bar auch etwas essen. So willkommen möchte ich mich wieder fühlen!

0 comments:

Kommentar veröffentlichen

Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!