Heimchen am Herd-Content
Gestern buk ich einen Kuchen. (Ich schreibe, sage viel zu selten buk, dabei ist es ein so außergewöhnlich schönes Wort. Und ich fürchte es ist am Aussterben.) Ich überlegte noch anfänglich, „warte doch am Montag auf den Herdreparateur und backe den Kuchen erst, wenn der Herd wieder in Ordnung gebracht wurde“, dann aber habe ich mir gesagt, „nö, heute willst Du backen und den Ofen, den trickst Du schon aus!“ Ich habe mir einfach ein Rezept von einem Kuchen ausgesucht, der nicht so lange backen muß, 20 Minuten für den Schokoladenfondantkuchen. Wenn dann der Ofen nach 15 Minuten ausgeht, weiß ich gleich, jetzt hat der Kuchen noch mal geschätzte 5-10 Minuten. Das ist ein bisschen wie eine eingebaute Herdeieruhr ohne physikalische Präsenz. Trés chic!
Hat auch wundervoll geklappt. Der Ofen ging aus als ihm wie gewohnt zu heiß wurde, der Kuchen schien fast fertig, ich schenkte ihm noch zwei Minuten (der Ofen ihm freundlicherweise auch) und nun liegt da ein wundervoll duftender Schokoladenfondantkuchen für den heutigen Kaffeebesuch.
Es war ein Traum, als der Kuchen fast fertig war, ist er sehr gleichmässig hoch gekommen – ein Wunderstück von einem Kuchen. Ich war sehr verliebt in den Backprozess. Meine Güte, ich habe seit über neun Wochen nicht backen können. Ich war mindestens so auf Entzug wie die Herren Williams, Frauen Spears – nur noch viel schlimmer. Nun muss man wissen, der alte Ofen bevor ihn meine Putzwut in die ewigen Jagdgründe schickte, tat sich sehr schwer damit gleichmässig zu backen – alles was weiter hinten im Ofen stand, wurde deutlich schwärzer dunkler als der vordere Rest. Man kann aber Kuchen nicht ständig drehen beim backen. Ich mag das nicht und viele Kuchen mögen das auch nicht. Immer dieses Tür auf und Tür zu, das bringt Disharmonien in das heilige Backprozedere, die nicht sein sollen. So ein Kuchen hat ja auch eine Seele. Ach, und Kuchen auf Backblech gebacken – die tun sich besonders schwer mit Drehvorgängen.
Der Kuchen gestern aber sah aus wie aus einem Umluftofen entsprungen. Wenn er schon so aussieht, kann es ja auch sein, dass er auch so schmeckt. Noch hoffe ich.
Herr Herdreparateur kam heute früh, ließ sich den Sachverhalt erklären, diagnostizierte „Thermostat“, schaute und ruckte am Ofen, um die Modellnummer zu erfassen, sich die zu notieren, festzustellen man würde jetzt ein Thermostat ordern und sobald es da ist, so in ungefähr drei – vier Tagen, würde er mich anrufen und es einbauen. Also nichts, was ich nicht schon vor drei Tagen hätte selber gut erledigen können und ihnen am Telefon hätte durchgeben können…
Gut, dass ich gestern gebacken habe. Ich würde sonst langsam zur Furie am Herd. Ach ja, Kuchen:
8 comments:
Da es sich bei der Autorin offensichtlich um eine Kenner- und Könnerin in Sachen Sprachgebrauch handelt, wage ich mal eine etwas spitzfindige Frage: muss es nicht "backte" heißen? Die Variante, die man wohl transitiv nennt, wird schwach dekliniert, wenn ich mich recht entsinne: "ich backte einen Kuchen", aber "der Kuchen buk im neuen Herd". "Gebacken" sind und haben wir trotzdem beide.
Ach, wie wunderbar ließe sich dies bei einem Stück herrlichen Schokoladenfondantkuchens erörtern... Bitte weiter so, hier wird im Stillen mitgenossen.
Lecker aussehen tut er auf jeden Fall, hmmm ....
Hmmm - das ist aber ein lecker Kuchen. Der sieht ja heute besonders lecker aus.
@green
Transititv? Hm, ich hätte jetzt backen nicht für ein „schwaches“ Verb angesehen. Darüber ließe sich tatsächlich diskutieren. Nein, in der Tat ist „buk“ die völlig korrekte Form, sogar ein „Du büktest den Kuchen im Ofen“ wäre noch im Rahmen der deutschen Grammatiklegalität, sie ist nur leider etwas aus der Mode geraten – aber wie ich finde gerade bei Torten unersetzlich.
Ohne weitere Diskussion muss ich jedoch die Aussage verfassen, dass der freundliche Schokoladenfondantkuchen ein uns wohlgesonnener war. Was meine Zuneigung zum neuen gebrauchten noch defekten Herd in etwas ausgeglichene Bahnen zu lenken vermochte.
@bhuti
Es sind nur noch drei Stück da! Aber ich habe dem Besuch etwas für den freundlichen Ehegatten mitgegeben … ;-)
@arktikus
Nicht wahr? So ein freundlicher Kuchen, wir mögen uns sehr!
Och, frau creezy! Ich muss schon sagen, mit solchen Leckereien machen Sie einem die tapfere Aufgabe den PGL weiterhin streng zu verfolgen wirklich schwer...
@bellerophon
Liebster Herr Bellerophon, nun, wäre es im Rahmen des PGL, wenn ich stolz verkünden würde, der Kuchen ist nur ein ganz klein wenig nahrhaft, so daß man im Grund eh nur ein Stück von ihm verzehren wollte? Und im Gegenzug würde er auch ausreichend Energien liefern für das eine oder andere sportive Programm im Rahmen des PGL, was nicht zu verachten wäre … und was die Schokolade alles Gesundes mit dem Hormonhaushalt anrichten kann … och, ich bin sicher: der Schokoladenfondantkuchen ist ein sehr PGL-gemäßer Kuchen! Ein PGL-Kuchen quasi!
Ist noch was da? Der sieht sehr lecker aus und um das Rezept bitte ich auch!
OOops, sieht man meine Links soooo schlecht? Ihr müsst nur auf das erste Schokoladefondantkuchen im ersten Absatz klicken und schon werdet Ihr auf das Rezept vom „weißen Schokoladefondantkuchen“ verlinkt (und da gibt es auch den Link zum von fool for food geposteten Originalrezept aus „Verrückt nach Schokolade“. Is doch 'nen Serviceblog hier …
Kommentar veröffentlichen
Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
Kommentar veröffentlichen