2022-07-20

Monopoli

Als ich – ganz bewusst so früh – im sehr frühen Frühling dieses Jahr nach Apulien reiste, war meine ursprüngliche Idee in Bari zu wohnen und von dort aus einige Orte des Valle d’Itria zu bereisen. In den vergangenen Jahren war ich ja meist südlicher im Salento unterwegs und nun wollte ich einfach weiter nördlich bleiben und mich dort umsehen. Die Unterkünfte in Bari überzeugten mich nicht. Entweder nicht im Preis oder in der Lage, wenn man da unten ist, möchte man halt doch Meeresnähe haben. Reizvoll klang die sehr nette Unterkunft mit mehrfach in den Rezensionen hoch gelobten reizender Katze – aber ein Gemeinschaftsbad? Ich kann wirklich einfach wohnen im Urlaub aber diese Flexibilität wollte ich mir dann doch nicht mehr gönnen. Dann fiel mir ein, gehört zu haben, dass sich Monopoli sehr gut als Ausgangspunkt für charmante Herumreiserei anbietet. Diese Küstenstadt wollte ich eh auch besuchen, sie liegt 20 Zugminuten von Bari nur entfernt. So guckte ich mich online dort um und ich fand eine private Unterkunft, die im Centro Storico liegt, nicht weit vom Meer entfernt – und fussläufig gerade 12 Minuten vom Bahnhof entfernt. Sie verfügte auch über eine Heizung (die dann doch wichtig ist im Winter dort unten) und war preislich sehr charmant für mich.

Monopoli ist tatsächlich sehr reizend und auch wenn mich die Stadt nicht ganz so sehr im Herzen berührt hatte, wie es sicherlich Otranto geschafft hatte, das ich wirklich sehr liebe, war sie für meine Zwecke zu dieser Jahreszeit genau richtig. Einerseits mit einem Bahnhof gesegnet, der oft genug von Zügen angefahren wird, um zu jeder Tageszeit attraktive Ziele im Valle d’Itria oder auch weitläufiger zu besuchen. Und immer noch über dieses wunderschöne Wassesrtank-Relikt aus Dampfzugzeiten verfügt! Und diese zudem eine sehr nette Bahnhofsbar sein eigenen nennt, die einem morgens einen bonfortionösen Espresso und Pasticchiotto Leccese auf den Bartresen stellt, was ja schon mal pures italienisches Urlaubsglück an und für sich bedeutet. Beides zusammen übrigens mit herzlicher Freundlichkeit und für einen Preis, da würde in Deutschland ein schlechter Espresso nicht mal aus dem berühmten Bett aufstehen. Monopoli hat, wie schon gesagt, ein Centro Storico mit einem romantischen alten Hafen mit den berühmten blauen Fischerbooten. Die Altstadt ist noch nicht so tot fremdinvestiert restauriert, um den Eindruck einer schönen italienischen Altstadt gänzlich zu negieren (wie z. B. in Polignano a mare). Sie hat einen sehr niedlichen Leuchtturm, ein kleines Castello, einige kleinen Strände und ansonsten rund herum etwas Hafenindustrie und eine wirklich beeindruckende Chiesa Basilica Cattedrale e Santuario Maria SS. Della Madia. Das Centro Murattiano direkt vor dem Zugang zur Altstadt liegend, eine schöne große Piazza, ist der Treffpunkt der Monopolier zu fast allen Tageszeiten. Selbst wer alleine reist, vereinsamt dort nie! Überhaupt erlebte ich die Monopolier wahnsinnig reizend und sehr hilfsbereit. Aber das erlebe ich in Apulien generell so; die Menschen dort sind einfach sehr freundlich! Ein Grund, warum ich mich dort so sehr wohl fühle. Rund um die Piazza befinden sich viele Geschäfte, Eisdielen und Restaurants, für Kinder auch Fahrgeschäfte in der Saison – es ist durchaus viel Leben dort!

Auf diesem Platz trifft man ich mit Hunden morgens und abends zum Austausch, die Geschäfte drum herum versorgen einen sehr gut mit allem an alltäglichem und unfassbaren leckeren Bedarf. Kurz: Selbst im Winter werden die Bürgersteige in Monopoli deutlich weniger hochgeklappt, als z. B. in Otranto, das schon ganz schön still daher kommt, weil bis auf zwei Supermärkte und einigen Restaurants kaum andere Läden offen haben außerhalb der Reisezeit. Das ist Monopoli deutlich lebendiger im Spätwinter. Ich hatte wirklich Glück mit meinem Appartement „Melanto” von Angela und Antonello, den jungen und sehr netten Gastgebern. Es ist sehr geräumig, sehr sauber mit einer gut ausgestatteten Küche, geräumigen Bad mit Waschmaschine, Schlafzimmer, Schlafcouch im Wohnzimmer und einem Kinderzimmer im ersten Obergeschoss eines kleinen Altstadthauses, TV, WLan, Gasherd (yeah!!!). Die kleine Straße hoch gelaufen Richtung Meer um die Ecke auf der kleinen Piazza befindet sich sofort eine Salumeria, die fantastischen Prosciutto und cremigste Stracciatella (und viel mehr) mit sehr frischen Backwaren im Sortiment hat. Dann nur noch um die Ecke durch den berühmten millionenfach fotografierten Fresken-Durchgang, war ich direkt am Meer. Das war so nahe, dass ich jeden Morgen auf meinem Weg zum Bahnhof den kleinen Schlenker zum Hafen machen konnte und das Meer begrüßen durfte. Eine traumhafte Lage. Zu der Wahl dieses Appartements konnte ich mich nur beglückwünschen. Zum ersten kleinen Strand muss man vielleicht 200 Meter entlang des Castellos und Stadtmauer laufen – aber mit dem Anbaden hatte ich es zu dieser Jahreszeit dann doch noch nicht so. In der Altstadt waren einige kleine Restaurants offen, am Wochenende natürlich mehr. Also wer einmal nach Apulien möchte und mildes, ab und zu recht feuchtes Regenwetter schön findet, um dann unangestrengt durch die Gegend zu laufen und sich alles anzugucken ohne ständig die Sorge zu haben, man würde am Meer etwas verpassen, dem kann ich Ort und Reisezeit nur empfehlen. Interessanterweise lag Monopoli zu der Zeit als ich dort war beinahe die ganze Zeit im Regengebiet. Das war insofern kein Problem, weil das Land auch Regen braucht (und die Vegetation wunderschön gedeihen und blühen lässt schon zu dieser Zeit. Ganz Apulien war ein wild blühendes Borretschfeld!). Ich war eh mit Trenitalia an verschiedene Orte unterwegs – wo es dann wundersamer Weise (bis auf Ostuni) gerade nicht regnete. Und das hatte ziemlich gut geklappt. Nur eben an den Tagen an denen ich mich gerne mehr Monopoli widmen wollte, war Monopoli ganz schön nass. Tatsächlich fahren in Monopoli auch ordentlich viel Busse, wenngleich ich es dieses Mal noch nicht geschafft hatte auch einmal das apulische Bussystem zu knacken. Es gibt viele sehr fantastische Lebensmittelgeschäfte – direkt vor der Altstadt. Es war ein Traum, ein leckerer dazu! Größere Supermärkte lagen ca. vier Kilometer von meinem Appartement entfernt, wobei man dorthin auch mit dem Bus hätte fahren können. Ich bin gelaufen und habe mir somit Monopoli auch sehr gut erlaufen. Es war ziemlich schön. Und ich komme wieder! Ich bin sehr gespannt die gleiche Stadt bei dann doch eher noch sommerlichen Temperaturen zu erleben. Und die Strände als Badenixe zu erleben.

2022-07-18

Menschenskinder!

Freitag war ich mit meiner Cousine und den beiden Kindern im Labyrinth Kindermuseum im Wedding, das ich nur jedem ans Herz legen mag. Wir hatten wirklich eine tolle Zeit dort.

Der kleine Großcousin wird derzeit aktiver zum Lesen animiert. Er hat wohl ein bisschen die in unserer Familie vorkommende Lese- und Schreibschwäche geerbt, vielleicht ärgern dabei auch medizinisch notwendige Eingriffe an seinem Kopf als Baby.

Er hat also gelesen. Die Bildbeschriftungen bzw. Aufgabenstellungen. Ich finde, er liest sehr gut. Er ist zehn Jahre alt und geht auf eine integrative Schule, wo das Lernen sicher nicht immer einfach ist. Und er hat einen großen Teil seiner Schulzeit die Ärgernisse dieser Covidzeit aushalten müssen in der sich – zumindest in seiner Schule, was meine Cousine so berichtet hatte – die Lehrer sich nicht mit allzuviel Ruhm, Engagement und Kreativität hervor getan hatten.

Ich finde sogar, er liest fantastisch! Klar noch nicht fließend und Betonung fehlt auch noch. Er sucht die Buchstaben sehr gut zusammen. Und korrigiert das Wort selbst in der Aussprache, wenn er es als solches erkennt. Aber er macht das wirklich toll und ich finde auch schon eher fließend als stockend. Mir ist schon früher (vor Covid) aufgefallen, dass er sehr früh sehr gut lesen konnte. (Und ich kann das beurteilen, das einzige Talent, das ich in der Schule wirklich unter Beweis gestellt hatte im gewinnen von Lesewettbewerben, war: das Lesen.) Und jetzt würde ich wirklich gerne wissen, warum dieser kleine tolle Junge sich mit einem Prädikat „Lese- und Schreibwäche” herum plagen muss. Himmel vierte Klasse. Warum werden Kinder in der vierten Klasse schon so negativ beurteilt in Dingen, die sie doch gerade im Lernprozess erst sich erarbeiten?

Das hatte mir sehr weg getan, dass er nicht mein Lob annehmen konnte – sondern selber von sich sagt, er könne das noch nicht gut.

Kleiner wundervoller talentierter Junge. (Es gab Kinderbücher für die Ferien.) Möge er bitte bitte nie den Spaß am Lesen verlernen!

2022-07-12

True Italian Pizza Street Festival

Disclosure: Presseartikel als Anzeige gekennzeichnet, da Produkt- und Partnernennung. Unbezahlt.
Foto © True Italian
Pizzahunger? Dem kann am kommenden Wochenende, 16. und 17. Juli 2022 in Berlin beim allerersten True Italian Pizza Street Festival ganz einfach Abhilfe geschaffen werden.

Mit Unterstützung der Stadt Neapel – und somit ganz in der Tradition des Pizzafestivals von Neapel – werden im Jules B-Part (Park Gleisdreieck) zehn der besten Pizzerien Berlins sich eurem ganz subjektiven Wettbewerb stellen. Alle zusammen in einer Location! Kann es mehr Pizza-Glück geben? Und alle bieten für den Vergleich eine Pizza Margherita (8,– Euro) und Pizza Marinara (7,— Euro) an – sowie zusätzlich eine Gourmet-Pizza nach persönlicher Wahl der teilnehmenden Pizzeria. Ja, es wird auch vegane Varianten geben! Foto © True Italian
Promoteo, L‘Antica Pizzeria Da Michele, CapVin, W Pizza, Lovebirds, Mangiare Berlin, NEA 1889, Spaccanapoli Nr. 12, Cheers Kiez Pizza und Gemello Vegan Pizza kämpfen um die Ehre – aber ganz ohne offizielle Abstimmung. Wer sich ein wenig im Pizzaleben der Stadt auskennt, weiß, hier werden die leckersten Pizzen der Stadt gebacken! Auf dem Festival übrigens mit freundlicher Unterstützung von OONI, alle Pizzerien backen vor Ort in deren Koda 16 Pizzaöfen (gasbetrieben), in denen die Pizza – in Neapoli im Holzofen üblich – in nur 60 Sekunden wie das neapolitanische Original perfekt fertig gebacken wird. (Und das stimmt wirklich, ich bin bei einigen Events von True Italian den Öfen und ihrer Perfektion bereits begegnet – und bin echter Fan.)

Ihr indes entscheidet, welche eure Lieblingspizza ist: Die mit dem dünnen Teig, die mit dem dicken Rand und viel Kruste? Welche Pizzeria hat die beste Sugo di pomodoro? Auf welcher Pizza schmeckt der Mozzarella am Besten?

Persönlich bin ich allergergrößter Fan der Pizza von Promoteo (eine der sehr wenigen Pizzerien in Berlin mit echtem Holzofen) – aber ich bin schon sehr gespannt, ob die anderen Pizzabäcker mit meiner Lieblingspizzeria mithalten können! Übrigens wird es mit Make Pizza Academy auch vor Ort die Möglichkeit geben, die Pizzaherstellung in einem Workshop zu lernen. Als sommerliche Drinks werden serviert: Limoncello di Capri, Sambuca Molinari und Amaro Montenegro – und natürlich jede Menge alkoholfreie Variationen. So ein großes Straßenpizza-Festival gab es übrigens noch nie in Deutschland. Also seid dabei, bei der sehr leckeren Taufe des True Italian Pizza Street Festival!

Eintritt wie immer für Erwachsene 3,— Euro, Kinder bis 12 Jahren freier Eintritt ab elf Uhr geht es los!

True Italian Pizza Street Festival Samstag 16. und Sonntag 17. Juli 11:00-22.00 Uhr Jules B-Part, Park im Gleisdreieck Luckenwalder Straße 6b, 10963 Berlin

2022-07-11

Rezension: Die Geschichte von Bodri von Hédi Fried

Bodri ist der Hund der Kindheit von Hédi und Livia. Der beste Freund und Beschützer der Geschwisterkinder, die in Rumänien geboren werden. 1944 wird die Familie in die Konzentrationslager nach Ausschwitz und Bergen-Belsen deportiert. In Ausschwitz werden ihre Eltern ermordet. Der Gedanke an Brodi trägt Hédi über diese grausame Zeit des Holocausts.

„Die Geschichte von Bodri” (Original: „Historien om Bodri”) vermittelt in kurzer Form und sehr einfacher Sprache das Erleben eines jüdischen Kindes dieser fürchterliche Verbrechen in der Zeit der Nazi-Diktatur. Sie erzählt, verurteilt dabei aber nie. Es ist kein Buch, das man einem Kind einfach geben kann. Dieses Buch liest man gemeinsam mit den den Kindern und Erwachsene sollten es nicht ohne eigene Vorbereitung verschenken. Hierbei hilft übrigens vorbereitend das Nachwort für Erwachsene von Dr. Margret Karsch, das mögliche Fragen der Kinder vorab in den Raum wirft. Daher: Ruhig dieses Buch zuerst von hinten lesen – als großer Mensch. So kurz aber eindringlich ist wohl selten das Erleben eines Opfern im Holocaust dargestellt worden. Die plakativen Zeichnungen von Stine Wirsèn unterstreichen die Wirkung des einfaches Textes. Empfohlen wird „Die Geschichte von Bodri” für Kinder ab acht Jahren.

Hédi Fried kam gemeinsam mit ihrer Schwester nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen nach Stockholm, hier lebt sie auch heute noch, schreibt und unterstützt im „Café84” Überlebende der Shoa. Die dreifache Mutter arbeitete als Psychologin und Therapeutin, hatte mehrere Bücher über den Holocaust geschrieben, dieses hier ist ihr erstes Bilderbuch. Auch dieses Buch mit dem Blick darauf, so ein Grauen in Zukunft zu verhindern und immer mit der Mahnung, dass Menschen so viel Böses aber auch so viel Gutes tun können. Denn, so Hédi Fried: „Wir haben alle die Wahl. Wir können das Gute wählen.”

Eine Empfehlung!

Die Geschichte von Bodri
Autorin: Hédi Fried
Verlag: BOHEM
ISBN: 978-3-95939-203-7

2022-07-10

Rezension: Der kleine Raubdrache von Dagmar H. Mueller

Oder: Das vorschriftsmäßige Rauben von Prinzessinnen. (<– verlinkte Leseprobe)

Aufruhr in der traditionellen Prinzessinnen-Drachen-Prinzen-Welt! Was machste eigentlich, wenn die vom Drachen entführte Prinzessin von vorneherein am Mut des Prinzen, der sie befreien soll, zweifelt? Und was passiert, wenn Prinzessin Caramella (von Tiefentauch und Perlensee) gar nicht dem üblichen Prinzessinnenentwurf – wie Prinzessin Poppy es tut, nämlich hübsch, niedlich, brav und unauffällig zu sein – entsprechen möchte? Sondern viel lieber vorlaut, frech und ganz gesund eigensinnig ist? Und sie generell Befreiungen von Prinzen für eher überflüssig findet? Weil sie sich viel lieber bei den Drachen häuslich einrichtet?

Und was geschieht mit einer Geschichte, in der der Prinz, der entführte Prinzessinnen im Kampf mit dem Drachen lieber nicht befreien will? Weil wirklich einfach nicht mutig genug? Und die Aussicht, aus sich gegebenenfalls Lakritzeintopf machen zu lassen, eher unattraktiv findet? Und schlussendlich, was passiert mit allen Prinzessinnen-Drachen-Geschichten, wenn die Drachen eine Sinneskrise bekommen und überhaupt keinen Sinn mehr darin erkennen können, Prinzessinnen zu entführen? Weil sie am Ende nur vom Prinzen eine auf die Nase zu bekommen, um schlussendlich verkloppt dafür ohne Prinzessin immer als Verlierer der Geschichte darstehen? Solche sicheren Aussichten lassen sogar einen Drachenlehrling an der Autorität des Drachenlehrers zweifeln.

Ja, Feuer, Qualm und Schuppendreck – dann haste den Salat! Denn dann helfen dem kleinen Raubdrachen oder Prinzen nämlich auch die ganzen Ratgeber und Handbücher wie „Das vorschriftsmäßige Leben mit Prinzessinnen” oder „Das vorschriftsmäßige Kämpfen mit Drachen” so gar nicht mehr weiter. Die Welt steht einfach Kopf! Und das liest sich nicht nur für Kinder ab fünf Jahren, sondern auch für Erwachsene Mitte 50 ganz entzückend weg, kann ich persönlich bestätigen! Die Illustrationen zum Buch von Sabine Rothmund mag ich auch sehr sehr gerne (große Liebe für die Rattinchen.)

Dieses Buch räumt sehr charmant mit doofen Rollenklisches auf. Tolles Buch! Verschenkt das mal!

„Der kleine Raubdrache – Das vorschriftsmäßige Rauben von Prinzessinnen”
Autorin: Dagmar H. Müller
Verlag: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
ISBN: 978-3-649-63612-0

2022-06-22

True Love!

Es gibt Rituale über die bin ich einerseits wahnsinnig froh, dass sie überhaupt unserer Stadt geschenkt wurden. Andererseits bin ich vor allem zur Zeit wahnsinnig froh, dass sie wieder stattfinden dürfen, weil sie mir so einen Hauch von Normalität in mein Leben spülen. Und … irre lecker sind!

Dazu gehört auf jeden Fall das True Italian Street Food Festival, das vergangenes Wochenende zum vierten Mal in Berlin stattgefunden hatte. Wie immer am OST Hafen, die perfekte Outdoor-Location – und wie immer war es ein einziges wundervolles italienisches Sommerfest voller fantastischer Spezialitäten aus allen Regionen Italiens, ebensolche Getränke, Musik und Stimmung. Das Dolce Vita hat uns wieder in Berlin! Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr froh ich darüber bin.

Die Qualität der italienischen Küche, ihre Authentizität, so wie sie derzeit in Berlin in Restaurants, Salumerien und Street Food-Trucks angeboten wird, befindet sich wirklich auf sehr hohem Niveau. Und hier beim True Italian Street Food Festival kann man all diesen Köstlichkeiten in großer Vielfalt konzentriert begegnen wie selten sonst. Die Qualität der Zutaten stimmt einfach, wird nicht selten von den Großeltern bzw. der Familie daheim produziert, wie z. B. die Pistazien, die das Pistazieneis von DUO Sicilian Ice Cream so unwiderstehlich machen.

Ich bin immer sehr sehr glücklich über die Panzerottti vom Heiligen Teufel, die wie in Apulien schmecken – und die sie leider nicht (oder nur sehr selten) in ihrem Restaurant servieren.

Den leckersten Vogel abgeschossen, meiner Meinung nach, hatte in diesem Jahr Vino e Basilico mit der Fischsuppe.
Was für ein intensiver köstlicher Sud aus dem Fischfond und Tomaten und der reichhaltige Fisch mit Gambas und Oktopus und und und …
Der immer bestens gelaunte Olio Costa
hatte dieses Mal an seinem Stand nicht nur die köstlichen Öle und Balsamico (die ihr alle online bei ihm bestellen könnt) als auch leckere Pasten im Glas sondern hatte selber Gemüse und Sardinen (Fritto Misto) frittiert und lecker serviert.
Leider konnte ich nicht mehr die venezianischen Tramezzini von Tramesin probieren, irgendwann ist man leider einfach satt. Aber ich bin mir sicher, in der Arminiusmarkthalle, wo sie ihren Stand haben, werde ich demnächst einfallen.
Und ich glaube, das ist überhaupt die Größe, das eigentliche Geschenk dieses Festivals – übrigens auch gerade für Touristen in Berlin, die Bock haben auf gute italienische Küche: Man klickt auf der Homepage von True Italian zum Event einfach auf einen Link der teilnehmenden Gastgeber und besucht sie vor Ort in Berlin, weil dort natürlich ihr Angebot an Köstlichkeiten noch größer ist. Wert sind sie es alle besucht zu werden und man hat immer perfekte italienische Kochkunst auf dem Teller. Für italienisches Food gibt es in Berlin wirklich keine bessere Empfehlungsliste!
Ich habe durch True Italian und deren Events mittlerweile so tolle Restaurants bzw. Street Food Trucks kennenlernen dürfen oder wiederentdeckt (Trattoria di Muntagnola) – unbedingt muss ich an dieser Stelle Aurora erwähnen mit ihrer Facciola Weinbar (die auf dem Festival gemeinsam mit Orlando Berlin,
sizilianische Küche) gekocht und wie immer den Laden gerockt hatte. Habe ich kennen- und liebengelernt auf einer True Italian Presstour und sie gehört mit ihrer entzückenden kleinen Weinbar so sehr für mich in Berlin dazu!
Oder der Mann mit dem strahlendsten Lächeln, Giulio von Kuchen von Gaia, seine Cannolli sind ein Traum und legendär in Berlin – zu finden in der Markthalle IX (oder auf einigen Wochenmärkten wie den am Boxhagener Platz.)
Richtig lecker und aromatisch waren die mit Hackfleisch gefüllten frittierten Oliven bzw. Auberginen-Polpette von Incibus. So klein, unauffällig – und so gut! Und wer den Spaß am Wochenende verpasst hat, dem möchte ich die nächsten kommenden True Italian Sommerevents sehr ans Herz legen:

Am 16.-17. Juli 2022 findet im Jules B-Part (Gleisdreieckpark) das True Italian Pizza Street Food Festival statt. Sponsored übrigens bei den cutesten portablen Pizzaöfen: Ooni. Dann werden die authentischsten Pizzerien in Berlin „auflegen” und von Originale Napoli bis hin zu süß belegten Pizzen alles anbieten, was uns an Pizza überhaupt glücklich machen kann. Von sehr einfach bis sehr luxuriös mit viel Fantasie.
Und worauf ich mich sehr sehr sehr freue, auch in diesem Jahr findet – zum zweiten Mal – das Pistacchio Street Food Festival statt. Das war so toll letztes Jahr und so köstlich! Da findet man nicht nur italienische Stände, denn Köstlichkeiten aus Pistazien kommen natürlich nicht nur aus Italien, sondern auch aus den wunderschönen weiter südlich liegenden Ländern. Am 27-28. August 2022 – auch im Jules B-Part am Gleisdreieckpark.

Tolle Location, tolle Events – selbst, wenn ihr Pizza nicht sooo mögt: Das Pistacchio-Festival ist ein must go! Beide Events kosten 3 € Eintritt pro Person, Kinder bis 12 Jahre sind frei.

2022-06-17

Meine ersten veganen Sneaker sind #Socialsneaker!

Denn das französische Unternehmen N’go Shoes hat einen #socialsneaker aus recycelten Plastikflaschen entwickelt, der mit 5,00 € pro verkauftem Paar Trinkwasserprojekte von Viva con Agua ermöglicht!

Was Schuhe anbelangt, bin ich schwierig. Also gar nicht mal ich selber so als Person aber auf jeden Fall meine Füße. Von meiner Mum habe ich den Senk-, Spreiz- und Knickfuß geerbt und gerade der Spreizfuss sortierte schon immer auf impertinente Art und Weise für mich die schönsten Schuhe per se aus. Breite verträgt sich seltener mit Schuhschick. Andererseits hatte mich das relativ früh dazu gebracht, bestimmte Schuhfehler gar nicht erst zu begehen. Das Leiden mitzuerleben mit denen sich die Füße meiner Mutter nach einer Jugend in den spitzen Pumps der 50iger rächten mit ständigen Fußproblemen (also Schmerzen) und sehr frühem Hallux Valgus, haben mich früh sensibilisiert ihre Fehler nicht auch zu meinen Fehlern zu machen. Insofern kann ich heute noch ganz zufrieden mit dem Zustand meiner Füße sein.

Heute trage ich vor allem Sneaker. Und hier ehrlich doch immer noch welche aus Leder. Vor veganen Schuhen hatte ich bisher Respekt, denn ich hörte immer nur, diese seien ziemlich unbequem und früher oder später doch sehr geruchsintensiv. Aber in beiden Punkten scheint sich mittlerweile einiges geändert haben.

Nun habe ich mein erstes Paar vegane Sneaker erhalten und das sind echte #Socialsneaker! Die sind nicht nur vegan, denn ihr Material wird aus recycelten PET-Flaschen produziert und zudem leisten sie auf sozialer Ebene etwas Gutes:

Viva con Aquaist ein gemeinnütziger Verein, der sich (nicht nur) besonders dem Motto „Wasser für alle – alle für Wasser” engagiert. Hauptanliegen der All-Profit-Organisation ist, dass Menschen in den ärmeren Projektländern überhaupt Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht aber auch deren sanitäre Grundversorgung verbessert wird. Ein immens sinnvoller Beitrag für ein gesundes Leben!

N’go Shoes ist ein Social Business aus Paris und Vietnam und produziert die Schuhe aus 100% receycelten Plastikflaschen. Obermaterial, Innenfutter und Schnürsenkel sind nach dem Global Recycling Standard (GRS) zertifiziert. Die Einlegesohle ist auswechselbar. Auch werden die Sneaker vom Produzenten später zurückgenommen und wieder recycelt. Dass die Schuhe wirklich vegan sind, dafür steht das PETA Approved Vegan-Zertifikat.

In der gemeinsamen Aktion wollen beide Partner mit dem #Socialsneaker Saigon Eco Mesh 2.0 Viva con Agua nicht nur nette Mode kreieren, sondern Menschen in ihrem Umfeld sozial unterstützen.

In Zusammenarbeit mit Kunsthandwerkerinnen aus den nördliche Provinzen Nghe An, Hoa Binh und Dien Bien Vietnams, werden auf selbstgebauten Webstühlen traditionelle aber auch moderne Motive gewebt, die den besonderen Style der #socialsneaker im Viva con Aqua-Design ausmachen. Dabei wurde im Vorfeld von N’go Shoes im Herbst letztes Jahres bei Startnext.de in einem Crowdfunding ermittelt, welche Größen und Farben von interessierten Kunden hierzulande vorrangig gewünscht waren. Die Gestaltung ganz nahe am Kunden soll vermeiden, dass Ressourcen verschwendet werden bzw. Überkapazitäten in bestimmten Größen produziert werden, die gar nicht nachgefragt werden.

#Socialsneaker heißen die coolen Schuhe, weil von jedem verkauften Paar des Saigon Eco Mesh 2.0 Viva con Agua 5,— Euro an Viva con Aqua gehen und N’go Shoes noch obendrauf mit zwei Prozent des globalen Jahresumsatzes den Aufbau von Schulen in den o. g. Regionen Vietnams unterstützt.

Meinen Sneaker habe ich mir für die sommerlichen Variante in Bright Blue ausgesucht also in der weißen Variante mit türkis-blauem Motiv. Es gibt ihn noch in Deep Grey – fast schwarz mit ebenfalls blauem Motiv.) Ich finde den sehr schick, er passt absolut zu meiner Sommergarderobe – und tatsächlich ist er unerwartet bequem. Der linke Schuh drückte etwas am Anfang, das tut aber jeder Schuh bei mir mit Vorliebe so als hätten sie sich abgesprochen. Und das ist mittlerweile verschwunden. Und was meine Geruchsorgen anbelangt, gebe ich zu, habe ich eine Deo-Sohle eingelegt. Ich finde die #Socialsneaker wirklich schön und bequem – und bin mittlerweile sogar schon zwei Mal auf die Schuhe angesprochen worden. Also offensichtlich sind die okaye Wegbereiter für menschliche Kontakte.

Und so ein bisschen Gutes mit dem Schuhkauf zu tun, ist so ein schlechtes Gefühl natürlich nicht.

2022-06-16

Muttis Kinder in der Bar jeder Vernunft

Die Erkrankung einer Kollegin von Frau @maske_katja führte dazu, dass sie deren Karten für eine Vorpremiere von Muttis Kinder in der Bar jeder Vernunft übernommen hatte. Und mich mitgenommen hatte (zum Glück!)

Irgendwie ist es doch sehr schön, dieses Berlin im Sommer. Gute Temperaturen (Frau @maske_katja würde an dieser Stelle eindringlich widersprechen), die so eine abendliche Radfahrt in Richtung Sonne prima blind fahren lassen. Sommerduft. Rosé im Vorgarten der Bar jeder Vernunft, die sowieso ein kleines eigenes besonderes Stück in dieser Stadt ist. Post-Mittendrinnen-Covid-Normalität 2022. Fast wie früher. Aber mit etwas mehr Intensität im Gefühl.

Arbeitsame Servicekräfte, die an diesem Ort auch immer ein Stück weit Künstler sind. Die Bar scheint ein guter Arbeitgeber zu sein, der Kellner berichtet in seiner fröhlichen launischen Art von 24 Jahren Betriebszugehörigkeit der Bar jeder Vernunft, die in diesem Jahr immerhin ihr 30jähriges Bestehen feiert – uns somit unwesentlich jünger ist als … ich es bin.

Muttis Kinder, ein Trio, singen A-Cappella. Claudia Graue, Marcus Melzwig und Christopher Nell bringen eigene Kompositionen aber auch Cover-Versionen vergangener Hits in einem so eigenen Kleid, dass sich manches Original durchaus deutlich verbessert sehen kann, wenn es dann erkannt werden kann. (Ich bin bei Cover ‘ne Zicke – zu oft werden die Kopien schlechter als das Original, sehr viel schlechter, das darf nicht sein. Wenn ein Lied kopiert wird, muss es wachsen dürfen.) Das alles in Kombination mit einer sehr zurück genommenen Show, die stellenweise so fürchterlich komisch ist, das kein Auge trocken bleibt.

Das bleibt übrigens auch nicht trocken, wenn sie Volkslieder – auch aus fremden Ländern – anstimmen. Ich bin lange nicht so berührt gewesen von Stimme und Musik. Muttis Kinder kann man wohl getrost als die Philosophen unter den A-Cappella-Artisten bezeichnen. Da ist mit sehr wenig Show, so viel Talent ganz viel bunte schöne Kunst.

Davon abgesehen, seit Al Bano und Romina Power wurde sich niemals mehr so ausgiebig liebevoll in die Augen geguckt auf einer deutschen Bühne, wie bei Muttis Kinder. Auch eine Kunst.

Bloß nicht verpassen, macht sehr viel Freude! Premiere ist heute, am 16. Juni 2022 – die Show läuft bis zum 7. Juli 2022 in der Bar jeder Vernunft.

2022-06-13

Ratlos

Was ich nicht verstehen werde in diesem Leben, wie man in diesen Zeiten in denen eben doch wieder im Raum steht, dass ganz Europa in einen Krieg hinein gezogen werden könnte, nicht wählen geht.

In Deutschland zu Landtagswahlen nicht wählen geht.
In Frankreich zu Parlamentswahlen nicht wählen geht.

Kriege ich nicht in die Birne!

2022-06-12

Tachchen …

Da bin ich wieder!

Ich hatte eine Zeit lang keinen Internetzugang in den eigenen Räumen aber nun läuft es und somit werde ich auch wieder aktiver hier sein. Entschuldigung für die sehr lange Zeit der Ruhe. Aber ich kann nicht am Smartphone bloggen. Ich glaube, da ist mir der Rechner mit Tastatur doch zu sehr meine Schreibmaschine inzwischen.

Ansonsten geht‘s hier gut, soweit es einem in diesen fürchterlich anstrengenden und herausfordernden Zeiten überhaupt gut gehen kann. Und ich hoffe sehr, Euch allen geht es ebenfalls halbwegs okay bis sehr fein?!

Also … bis die Tage, wir lesen uns (hoffentlich)!

2022-04-17

Apulien mit der Bahn – Trenitalia

Kann man in Apulien auf den Mietwagen verzichten und sich nur mit der Bahn (Trenitalia) fortbewegen? Man kann, sogar sehr gut, ich habe es im März 2022 ausprobiert.

Nachdem ich meine letzten beiden privaten Reisen nach Apulien auf großzügige Einladung von Carmen Mancarella im Familienappartement in San Foca, einer kleinen feinen Küstenstadt im Salento wohnen durfte, was ich so sehr genossen hatte, hatte ich mir für dieses Mal ganz bewusst vorgenommen, mich im Valle d’Itria umsehen. Diese nördlicher gelegene Region Apuliens teilen sich Bari als Metropolenhauptstadt und die Provinzen Brindisi und Tarent. Sie steht ganz besonders für die Trulli mit dem Spitzkegeldach, die je südlicher man reist, als halbförmige Kuppeln, Lamia, bis hin zu ganz flachen Dächern, die Pajare, haben. Das Valle d'Itria ist sicherlich eine der touristisch früher entdeckten und meist besuchten Gegenden Apuliens. Und glänzt mit wunderschönen Orten wie Polignano a mare, Alberobello, Locotoronto und Ostuni.

Bei meinem allerersten Apulienbesuch durfte ich einmal im Valle d’Itria an der Küste zu Fuße von Ostuni wohnen, alle anderen Pressereisen führten aber vor allem durch den Salento – so waren die bekannten Orte wie Monopoli oder Alberobello für mich noch weiße Flecken auf der apulischen Landkarte. Das wollte ich bei meiner sehr dringend nötigen Stadtflucht aus dem Covid-Berlin ändern. Insbesondere zu dieser Jahreszeit, die zwar wetterbedingt noch recht kühl und auch feucht sein kann, mit Glück aber auch schon sonnig und warm. Es ist die ideale Zeit für eine solche Erfahrung, denn jetzt lockt nicht ständig das Meer zum Baden. Und das Umhertingeln ist längst nicht so anstrengend, wie es das wohl bei den hochsommerlichen Temperaturen bei mit 45 Grad im Süden Italiens wäre. Also die perfekte Reisezeit, um sich Apulien zu erlaufen. Und das alles ausschließlich mit der Bahn als Zubringer! In Apulien ist in den vergangenen Jahren bezüglich Personennahverkehr sehr viel passiert. Die Region Apulien (Ferrovie del Sud Est) hat gemeinsam mit Trenitalia (und beide mit großzügiger Unterstützung der EU) viel Geld in die Hand genommen, um zu modernisieren. Bestes Beispiel: Die schnelle direkte Anbindung vom Flughafen in Bari in Richtung Stadt, Bari Centrale, dem Hauptbahnhof. Die vergangenen zwei Jahre bin ich ab dem Flughafen in Bari (Aeroporto di Bari-Palese “Karol Wojtyla) mit der Aeroporto-Metro (Metro Ferrovia Metropolitana FM1/2) zum Hauptbahnhof nach Bari C.le FNB (eigener Bahnhof am Hauptbahnhof) bzw. Bari Centrale gefahren, um dann von dort aus mit dem Zug der Ferrovie del Sud Est weiter nach Lecce zu reisen, wo mich Carmen liebenswerterweise mit dem Auto abgeholt hatte. Diese ersten Zugerfahrungen haben mich vom Bahnfahren in Apulien schon begeistert und mir Appetit auf mehr gemacht. So kam es zu meiner Idee das Valle d’Itria, natürlich mit Abstechern in den Salento und in die Basilikata, mit dem Zug zu erfahren.

Fazit vorab: Das funktioniert sehr wunderbar, komfortabel und absolut zuverlässig! Ich bin in den letzten drei Jahren in Apulien in nun insgesamt 31 Züge eingestiegen – und es waren alle Zugvariationen dabei – von der alten Holzklasse in den Randgebieten über die – von der EU mitgeförderten – modernen Züge im Personennahverkehr mit denen man sehr schnell vom Norden bis in den Süden in 2,5-3 Stunden rauschen kann ab Bari. Es war ein oller Nightliner aus dem letzten Jahrhundert und der moderne Schnellzug von Trenitalia, als auch die Modelle im Verbund der Basilicata dabei. Ein wirklich reichhaltiges Angebot, das mich als Bahnfan doch sehr glücklich gemacht hat. Man reist sehr gut, verlässlich, erstaunlich flexibel und allermeist sehr pünktlich. Erschreckend pünktlich – aus deutscher DB-Sicht.

Apulien investiert in modernen Zugverkehr


Ein im Jahr 2018 gezeichneter Dienstleistungsvertrag zwischen Trenitalia und Ferrovie del Sud Est, dem Bahnanbieter der Region Apuliens sieht vor die Zugflotte von Apulien komplett zu modernisieren. 43 neue Züge, die im Erscheinungsbild blau-silber mit einem orangefarbenen Schriftzug „pop” daherkommen, wurden bestellt und werden seit 2021 stückweise in Betrieb genommen. Über zwanzig Züge sind jetzt bereits auf den Schienen im Einsatz. Der Vertrag sieht eine Laufzeit bis 2032 vor und hat ein Investionsvolumen von insgesamt 350 Millionen Euro. Davon entfallen 288 Millionen Euro alleine auf den Kauf der neuen Züge. 123,5 Millionen Euro bezahlt die Region Apulien, ein Teil davon dürfte aus dem Förderungstopf der EU stammen –und scheinen mir sehr gut angelegt. Immerhin: Noch 2017 betrug das durchschnittliche Alter der in Apulien im Einsatz befindlichen Flotte 27 Jahre, dieses wurde mit den Investitionen auf junge vier Jahre gesenkt. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 160 km/h fährt der neue Pop (Alstom Coradia-Stream) elektrisch (Oberleitung) und mit den neuesten energetischen Standards. 97 % des Zuges sind komplett receyclebar. Die einstöckigen Züge transportieren in der längeren Variante mit vier Waggons (ETR 104) 530 Personen (bei 300 Sitzplätzen) in der kleineren drei Waggonvariante (ETR 103) fahren 400 Personen mit bei 200 Sitzplätzen. Bis zu acht Fahrräder können transportiert werden, wobei hier je nach Jahreszeit und Bedarf mit Umbauten die Züge auch jederzeit variabler zu bestücken sind. (Quelle: FS News)


Vorurteil: Alle Italiener sind unpünktlich – auch die Bahn? Ganz im Gegenteil!

Pünktlich heißt von 31 Zugfahrten hatte ich insgesamt vier Verspätungen – zwei Mal kam der Zug ca. fünf Minuten zu spät an, holte diese Verspätung aber während der Fahrt wieder rein, so dass ich in den Zielbahnhöfen wieder pünktlich landete – und mir bei einer Reise sogar noch wider Erwarten einen früheren Anschlusszug mit der Trenitalia App buchen konnte. Eine Verspätung von 20 Minuten hatte bei meiner allerersten Reise der Metroexpress vom Flughafen zum zentralen Bahnhof in Bari, auf diese Verbindung entfiel auch die eben beschriebene fünfminütige Verspätung mit dem Anschluss. Die Verspätungen waren aber immer ab dem Flughafen, hin zum Flughafen war der Zug immer pünktlich. (Mit der DB bin ich in der Zeit deutlich seltener gefahren, bin dafür fast immer unpünktlich angekommen.)

Die längste Verspätung hatte ein Zug, 60 Minuten, den ich im letzten Jahr ab Bari nach Lecce gebucht hatte. Da hatte ich mir spaßeshalber den teureren Schnellzug gegönnt, der in anderthalb Stunden nach Lecce fährt für knappe 20 Euro – vorher aber auch das halbe Italien schon durchfahren ist. Hätte ich weniger geizig gebucht, hätte ich aber problemlos auf zwei früher fahrende Züge umbuchen können. So blieb es bei etwas Wartezeit, von mir versüßt mit einem Apérol Spritz in der von mir mittlerweile sehr lieb gewonnenen Bahnhofsbar am Bari Centrale, der gnadenlos gut gemixt war (Leute, solche Spritz‘ gibt es in Deutschland gar nicht!). Ich bin dann doch leicht angegangen später im tollen Zug eingestiegen mit (im Preis inkludierten) Sitzplätzen als auch Trinkwasser am Platz auf mich wartend. Übrigens direkt mit einer E-Mail im Account, die mich über die Verspätung informierte und mit direktem Link zum Gutschriftsbereich, da ich anteilig darauf Anspruch hatte. Ja, da habe ich geguckt! Tatsächlich ist das Herumreisen mit der Bahn in Apulien schon deswegen eine kluge Variante, weil bis auf ganz wenige Ausnahmen (ich kenne nur Ostuni) alle Bahnhöfe üblicherweise inmitten der Städte liegen, dabei sehr oft auch sehr nahe an den Altstädten (Centro Storico). Gerade in der Hochsaison kommt man mit dem Auto dorthin nicht mehr so bequem. Nur der Bahnhof von Ostuni liegt unterhalb der Stadt im Industriesektor und – will man auf den Bus nicht warten – bietet einen 50-minütigen Fußweg hoch zur Stadt. Der aber trotz Landstraße (wie in Italien üblich ohne Fußweg) ganz angenehm zu bewältigen ist (man kann auch alte, schönere Wege nehmen, die so gut wie gar nicht befahren sind aber den Spaziergang etwas in die Länge ziehen). Schlussendlich führt der Weg an Olivenbaumplantagen entlang, die die ältesten Olivenbäume Europas beherbergen. Ihnen zu begegnen ist ein besonderes Erlebnis! Jetzt im März blühen überall der wilde Borretsch und so viel mehr schöne Pflanzen. Ein an der Strecke liegender Baumarkt bzw. später Olivenölproduzent mit Salumeria bieten ebenfalls Abwechslung. Der Weg erschien mir zeitlich schneller gegangen als er es tatsächlich war, trotz der Steigung – zumal Ostuni perspektivisch sehr schnell näher kommt, das ist schon eine faszinierende Motivation für sich.

Aber sonst liegen die Bahnhöfe meist so, dass man in lässigen 10-15 Minuten entweder das Meer oder die jeweilige Sehenswürdigkeit, meist das Centro Storico, zu Fuß erreicht. Geraden Weges. Es ist ein Traum! Und im Grunde hat fast jeder Bahnhof eine kleine Bar, wo man sich die Wartezeit auf den nächsten Zug mit einem Café und kleinen Imbiss verkürzen kann.


Tickets

Die Tickets zieht man entweder am Automaten, die einen in perfektem Deutsch durch die Kaufabwicklung geleiten (für meinen Geschmack zwei unnötige Klickschritte zu viel, eine zweite Kaufbestätigung und Erklärung, wie man bezahlen möchte mit nochmal OK-Button nach der Auswahl.) Die Automaten von Trenitalia sehen sich übrigens in der Lage das Wechselgeld auch in Scheinen auszugeben.

Am Anfang wird man – bei externer Sprachauswahl – oft von einer freundlichen Automatenstimme darauf hingewiesen, man möge generell auf sein Gepäck sehr gut aufpassen, weil auch in Italien üble Dinge passieren können. Die Tickets sind allermeist auf Datum, Zeit und Zug fixiert und müssen noch einmal am Bahnhof gescannt werden. Auf den kleineren Bahnhöfen ist es üblich, dass die Automaten, auch Ticketscanner, nur auf der einen Seite des Bahnhofes befinden. Tatsächlich kann es passieren, bucht man in einer Fremdsprache, dass man ein anderes und größeres Ticket ausgedruckt bekommt (auf dem dann zwar alles in deutsch steht – aber nicht mehr der Zug noch Abfahrzeit ausgewiesen ist) das scannt dann der Schaffner im Zug. Tickets, vor allem die Tickets der App, werden generell im Zug via Tablett gescannt, so ich es beobachtet habe, kann man im Ausnahmefall mit Kreditkarte auch beim Schaffner es während der Fahrt kaufen.


Ticket kaufen mit der Trainitalia App

Die Trenitalia App zu installieren, kann ich herzlich empfehlen. Tolles Teil! Sie ist informativ, schnell und intuitiv programmiert – und hübsch anzugucken. Sie funktioniert auch in deutscher Sprache (dto. Englisch/Französisch/Chinesisch) hervorragend. Nur ist sie ein wenig sensibel bzw. nicht ganz clever, wenn man Orte falsch eingibt bzw. klein schreibt. Die Serviceseiten sind meist nur auf Englisch. Bezahlt habe ich immer über ein Gelddepot bei Paypal. Mit der Kreditkarte funktioniert es natürlich auch.

Man hat die Tickets auf dem Smartphone und kann so sehr gut zeitlich flexibel im Voraus das Ticket kaufen. Ich fand es besonders angenehm bei meinen beiden Touren für die ich sehr früh aufstehen musste und am Vorabend nicht sicher war, ob ich nicht vielleicht doch liegen bleiben möchte. So bucht man nach dem Aufstehen schnell am Frühstückstisch sein Ticket oder auf dem Weg zum Bahnhof – und hat dort vielleicht noch Zeit für noch einen schnellen Cafè.


Transport für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung

Wer auf besondere Betreuung für die Nutzung der Züge angewiesen ist, Hilfe beim Gepäck benötigt bzw. Geleit zum Zug bei z. B. Seheinschränkungen, wendet sich während üblicher Büorzeiten an Sala Blue telefonisch oder via Homepage, um eine Assistenz zu buchen. Auf den Bahnhöfen sind üblicherweise mobile elektrische Hebestühle verfügbar. Die neueren Zugmodelle sind barrierefrei zu erreichen – ein extra Knopf an der Tür fährt im Bedarfsfall eine kleine Rampe aus. In Bari habe ich auch einen Caddy als Transportmöglichkeit zum Zug im Einsatz gesehen. Verfügbar ist dieser Service lt. Trenitalia an über 330 Bahnhöfen in Italien.


Und wenn es mal nicht klappt?

Tatsächlich hatte ich lediglich zwei Mal Probleme mit einem Ticket. Bei dem Ticket, das ich im Verbund in die Basilikata gebucht hatte, hatte der Schaffner aus irgendeinem Grund mein Ticket im Zug angeguckt, abgenickt aber nicht gescannt. In Bari hatte ich schon ein Problem durch die automatischen Ticketschranken auf den Bahnsteig zu kommen, da half mir dann noch ein freundlicher Reinigungsmitarbeiter mit Blick aufs Ticket aus. Leider kam ich aber so auch in Matera nicht durch die automatische Ticketschranke auf dem Bahnhof hinaus. Problemlösung unkompliziert nach kurzer Konversation über den Notschalter. Vielleicht hätte ich das Ticket bei meinen Umstiegen nochmals im eigenen Verbund freischalten müssen? Am Abfahrtag hatte ich mir nochmals einen Schalterkauf am Bahnhof gegönnt. Der Automat kassierte mein Geld, druckte aber das Ticket nicht. In diesen Minuten funktionierte kurzfristig die App auch nicht – und so fuhr der Zug ohne mich (es war etwas knapp getimet, gebe ich zu). Da ich immer noch ratlos vor dem Automaten stand als der Zug abgefahren war, bemerkte ich dann aber doch, dass er mein Ticket fünf Minuten zu spät druckte. Und zwar just als ich gerade wieder online buchen konnte. An dem Tag gab es generell wohl Probleme mit der Technik. Passagiere eine Station nach meiner stiegen mit dem gleichen Problem in den Zug und konnten das Ticket dann beim Schaffner erwerben, es erfolgte dann auch eine Durchsage im Zug. Vermutlich hätte ich die € 3,40 auch wiederbekommen können, habe mir jetzt aber den Aufwand von Berlin aus gekniffen.

Die Mitarbeiter auf den Bahnhöfen und in den Zügen habe ich immer sehr freundlich, zugewandt und als absolute Dienstleister erlebt. Im Grunde stehen auf den größeren Bahnhöfen – vor allem auf denen mehrgleisig umgestiegen werden kann – immer Mitarbeiter, die einem umgehend den Weg weisen. Wenn man nur suchend guckt, wird man schon angesprochen und teilweise sogar freundlich begleitet. Es ist ein sehr angenehmes Erleben in Apulien mit dem Zug zu reisen.

Dieser Support ist noch intensiver vorhanden, sobald es auf einem Bahnhof durch Bauarbeiten möglicherweise zu Schwierigkeiten für den Fahrgast kommen kann.


Sonderfall Covid und Toiletten

Übrigens auch in dieser Covid-Zeit, klare Ansagen auf den Bahnhöfen und in den Zügen, freundlich aber bestimmt. Schaffnerinnen, die auch sehr bestimmt bis irgendwann sehr ärgerlich viel größere Männer aus den Zügen verweisen, wenn sie nur eine medizinische Maske tragen wollten. (Tipp: In jeder italienischen Schaffnerin steckt eine Mama. Und mit La Mama streitest Du besser nicht!) In den Zügen sind bestimmte Türen zum Einstieg und zum Ausstieg reserviert, das definiert den Gehfluss in den Zügen. Die Ansagen zu Covid-Regelungen hierfür erfolgen regelmäßig in italienischer und englischer Sprache. Letztere Ansage ist freundlich formuliert, lässt aber deutlich auch keine Ausnahme zu im Regelwerk. In den Zügen an den Türen stehen automatische Desinfektionsmittelspender, die der Italiener übrigens auch gerne benutzt beim Ausstieg.
Auf den Bahnhöfen befinden sich immer Toiletten, manchmal muss man 50 Cent investieren, manchmal ist die Nutzung gratis. Sauber waren sie immer. Ich bin allerdings auch in keinem einzigen Zug ohne Toilette gefahren – selbst die Holzklasse konnte mit hygienischen Orten aufwarten. In der neuen Zuggeneration befinden sie sich in der Mitte des Zuges, waren bis auf eine Ausnahme auch immer sauber – und vor allem immer einsatzbereit. Und bei den modernen Zügen wird im Screen angezeigt, ob sie gerade besetzt ist oder nicht. In diesen Zügen sind die Toiletten auch behindertengerecht, große automatische Türen und Platz für zumindest einen analogen Rollstuhl/Rollator.)


Preise – und was kostet es?

Wenig. Ich empfinde das Bahnfahren in Apulien absolut als günstig. Die Kosten für ein Ticket lagen zwischen € 1,20 von Monopoli nach Polignano a mare, das fünf Minuten Fahrzeit von Monopoli entfernt liegt und bis zu € 3,40 von Monopoli nach Bari (30 Minuten). 3,60 Euro ist für viele Entfernungen rund um Monopoli der Standardpreis. Bis nach Lecce zahlt man € 8,80, weiter nach Otranto € 12,80– drei Umstiege, teurere Varianten ab ca. 20 Euro. In die Basilikata bin ich ebenfalls drei Mal umgestiegen, man fährt ca. drei Stunden hin und zahlt auch hierfür lächerliche € 9,30 nach Matera Villa Longo. Die Verbindungen haben immer super geklappt, der nächste Zug stand im Bahnhof und hat auf den Zubringer schon gewartet. Kurze Frage an den Mitarbeiter auf dem Bahnhof, der den richtigen Zug bestätigt oder einfach mit der Masse mitlaufen und schon geht es weiter. Ich fand die Umstiege immer super gut und kundenfreundlich organisiert. Natürlich sind die Bahnhöfe auch deutlich kleiner als in unseren Großstädten. (Preise editiert 09/2023)

Kinder unter vier Jahren Lebensalter fahren kostenlos, Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr erhalten 50 % Ermäßigung. Es gibt hierzu allerdings in den einzelnen Regionen Italiens immer wieder andere Regelungen, das gilt es bitte zu beachten.

Es gibt auch spezielle Angebote, sogenannte Fahrscheinhefte (Carnet) mit mehreren Fahrten, die für bestimmte Zeiträume eingekauft werden können und kleine Preisnachlässe offerieren. Die Trenitalia SM ist die Monatskarte. Über diese Angebote informiert die Homepage von Trenitalia.


Ab Aeroporto Bari Palese – Metro Ferrovia Metropolitana FM1 (gelb) bzw. FM2 (grau)

Vergleichsweise teuer ist die verkürzte Zugverbindung vom Flughafen in Bari zu Bari F. Le Cle (Metro Ferrovia Metropolitana FM2), die sogenannte gelbe Linie.
Über den seitlich gelegenen Flughafenausgang liegt das Terminal unterirdisch – für den barrierefreien Fußweg mit Ticketkauf sollte man gemütliche fünfzehn Minuten einrechnen bei etwas mehr Publikumsverkehr bzw. Gepäck. Zehn Minuten sind auch machbar, wenn man schnell ist. Die Fahrt selber dauert ca. 20-30 Minuten. Zehn Minuten länger dauert die Fahrt mit dem Regionalzug, graue Linie, der öfter hält – hier sollte man ca. 30 Minuten bis zur Ankunft einkalkulieren. Das Ticket kostet hier € 5,10 (2022) für die Fahrt nach Bari Centrale (Busvarianten €1,50 u. € 5,—.) Die Züge sind – gelb – neu modern, mit USB-Ladevorrichtung. Persönlich finde ich, die Züge dieses Prestigeprojektes dürften außen öfter durch die Waschanlage geführt werden. Man kommt mit den Zügen sehr schnell und komfortabel in die Stadt direkt zum zentralen Bahnhof – und hat vom Seitengleis vielleicht drei Minuten Fußweg zum Hauptbahnhof, der allerdings einige Gleise mehr vorhält und auch auf einer oberen Ebene die Zuganbindung in die Basilikata bereit stellt. Schade aber die Tickets der Metrolinie (die nicht wirklich unterirdisch verläuft) können einzeln nicht mit der Trenitalia App gebucht werden (sie liefert aber die Abfahrtzeiten bzw. Fahrdauer). Edit 2023: Das hat sich teilweise geändert. Mindestens in einem Kombiticket im Verbund funktioniert es jetzt auch. Sonst sitzen am Flughafen aber immer freundliche Mitarbeiter die am Counter Tickets verkaufen (per Kreditkarte) oder hilfsbereit helfen, das Ticket am Schalter mit Bargeldzu ziehen. Zugang zum Bahnhof nur mit Ticket über die Ticketautomaten (die übrigens von oben scannen). Reise mit dem Fahrrad

Erscheint in der Buchungsspalte das Fahrradsymbol, kann ein Fahrrad im Zug mitgenommen werden – die neueren Pop-Zugmodelle haben hierfür bestimmte Bereiche, die man von außen deutlich erkennen kann – wie bei uns auch. Ein Ticket kosten derzeit € 3,50 zusätzlich zum eigenen Ticket und ist 24 h ab Entwertung gültig – zu erwerben am Schalter. Auch dieses Ticket muss vor der Fahrt entwertet werden! Dies gilt für die Regionalzüge.

In den Zügen im internationalen Verkehr greift man mit € 12 deutlich tiefer in die Tasche. Aber auch hier gilt, dass das nur in Zügen möglich ist, die den Radtransport explizit ausweisen.

Diese Regelung gilt für fahrbereite Räder. Sind sie zerlegt im Karton oder können zusammengeklappt transportiert werden, ist die Mitnahme sogar kostenlos.

Bei der Rückfahrt zum Flughafen musste ich erleben, dass ein junger Reisender aus Bukarest mit Fahrrad den aktuellen Metro-Zug nicht mit dem Fahrrad besteigen durfte (der Zug hatte eine gediegene Lederausstattung). Also da immer gut aufpassen, dass es da in der zeitlichen Verbindung für Radreisende komplikationslos funktioniert. Sehr schade für mich, wir hatten uns gerade so gut über das Radfahren in Apulien unterhalten.


Und der Personennahverkehr mit dem Bus?

In der Trenitalia App werden übrigens generell Verbindungen mit Bussen ausgewiesen, leider aber kann man Bustickets dort nicht buchen (dazu muss man immer zuerst eine Verkaufsstelle mit „Biglatteria”-Logo suchen, meist in Tabak- bzw. Lottoläden zu finden) und sollte dann eine Ahnung haben, wo der jeweilige Bus abfährt. (Edit: Im Sommer 2023 konnte man tatsächlich aus Busfahrten über die Trenitalia App buchen, sie weißt nun auch Bushaltestellen aus. Jetzt im September funktioniert es schon wieder nicht mehr. Ich verstehe es nicht.) Ich hatte zwar auf dem Plan dieses Mal auch Busreisen auszuprobieren, ich wäre ab Monopoli z. B. nur mit dem Bus nach Alberobello gekommen, hatte mir diesen Ausflug wegen einer zweiten Tour in den Salento von der Liste gestrichen.

Beim nächsten Mal fahre ich Bus. Fragt aber bloß keine Apulier nach Bussen noch nach Haltestellen, euch wird lediglich ein großes Fragezeichen antworten. Dabei finde ich auch diese, von außen zumindest betrachtet, sehr neu und komfortabel. Ich habe zu Buslinien/-verbindungen bisher auch online nicht wirklich etwas Aussagefähiges finden können.

Aber – während im Salento Bushaltestellen wirklich als solche nicht so leicht zu erkennen sind – wir reden von einer Stahlstange mit einem Papierzettel daran, wenn es gut läuft, dann kann ich für das Valle d’Itria sagen, dass einem hier die Haltestellen schon sehr viel deutlicher präsentiert werden.


Fazit

Ich kann nicht für die Zugnutzung anderer Regionen Italiens sprechen aber Apulien hat die der Region einst von der EU zugewiesenen Förderungen als Region 1-Fall (besonders förderungswürdige, weil sehr arme Region innerhalb der EU) das Geld ganz hervorragend und klug in den Personennah-/-fernverkehr investiert, finde ich. Es ist weitestgehend ein zuverlässiges, schnelles, sauberes und komfortables Reise – und wird mit noch mehr dieser neuen Pop-Züge in der Qualität zunehmen.

Gerade in den der Pop-Reihe hat jeder (!) Sitzplatz eine eigene Steckdose oder USB-Buchse unter dem Sitz, alternativ USB-Buchsen im Metroexpress.

Kleiner Sicherheitshinweis: Überall in Italien ist es natürlich verboten über die Gleise zu steigen, um auf die andere Bahnhofsseite zu gelangen. Es tun trotzdem immer wieder Fahrgäste. Ich habe nun zwei Mal erlebt, dass die Durchsage, die ich als Touristin für die vermeintliche Ankunft meines Zuges hielt, dann doch nur die Durchsage für eine noch mal eben schnell auf dem gleichen Gleis erfolgende Zugdurchfahrt war, die ich als solche nicht verstanden habe mangels Sprachkenntnis. Und habe mich zwei Mal extrem erschrocken, denn diese Züge fahren nicht gedrosselt durch. Gleisüberquerungen würde ich mir wirklich kneifen wollen – auch wenn es manchmal so attraktiv wirkt. Ach und in italienischen Zügen wird tatsächlich noch die obere Gepäckablage benutzt – bevor Gänge oder Türen zugestellt werden.

Beachten sollte man, dass in Apulien eine echte Mittagsruhe noch sehr verbreitet ist. Auch Kinder halten hier gerne ein Stündchen Mittagsruhe nach dem Essen. Das hat zur Folge, dass zwischen 13:00-15:00 Züge nicht mit der sonst üblichen Frequenz fahren, oft fährt nur noch ein Zug um ein Uhr, der Nächste erst wieder um 15 Uhr oder sogar später. Diese Züge können dann sehr gut besetzt sein und danach ist erst einmal auch bei der Bahn spürbar Siesta.

Vielleicht habe ich hier und dort etwas Flexibilität in der zeitlichen Gestaltung meines Urlaubs abgeben müssen, den ich mit einem Auto gehabt hätte. Weh getan hat mir das nur einmal wirklich – in Otranto, da musste ich relativ früh am Nachmittag den letzten Zug nach Lecce schon nehmen. Während ich in Lecce wiederum bis 21:00 Uhr noch x-viele Züge zurück nach Monopoli hätte nehmen können.

Aber ich bin sehr entspannt durch die Tage und durch das Land gekommen, außerordentlich bequem sitzend. Ich musste keine Parkplätze suchen bzw. Tickets für sie bezahlen, hatte dafür schöne Begegnungen mit den Menschen auf den Bahnsteigen bzw. in den Zügen, teilweise sehr leckere Erlebnisse in den Bahnhofbars und konnte wundervolle Eindrücke vom Land gewinnen.

Und bin mit knapp 80 Euro in den neun Tagen davon an drei Tagen mit längeren Touren, finde ich, sehr günstig unterwegs gewesen. Also ich würde es jederzeit wieder so tun – und vielleicht kneift man sich einmal das Auto, wenn man in Bahnhofsnähe wohnt und probiert es selber aus im Urlaub, das entspannte Reisen mit Trenitalia in Apulien!

Kleine Spaßnachricht am Ende: Ferrovie del Sud Est hat 1995 die zwei in den Dienst genommenen Schneepflugzüge abgeschafft. Offensichtlich glaubt man dort an echte Winter nicht mehr!