2017-05-05

Apulien, die Zweite – die Dune Costiere im Salento!

Ach. Und hach.





Dieser Salento liegt nun im südlichstens Zipfel von diesem Italien und hält Hof zwischen den beiden Meeren, einerseits der Adria, und auf der anderen Seite dem Ionischen Meer. Architektonisch findet man hier viel Einfluss der Griechen.



Ganze neun Naturreservate mit riesigem Ausmaß laden den Besucher ein, die Natur, das Leben und urzeitliche Phänomene dieses besonderen Platzes an der Sonne kennenzulernen. Ob zu Fuß, hoch zu Ross oder auf auf dem anderen Sattel, dem vom Fahrrad – hier und da verirrt sich auch eine Bushaltestelle.



Wir waren eingeladen einen – natürlich mangels Zeit – eher kleinen Teil des insgesamt 1100 Hektar großen Parco naturale regionale Dune costiere da Torre Canne a Torre San Leonardo zu besichtigen, kurz die Düne Costiere, die sich acht Kilometer entlang der Küste des adriatischen Meeres zieht und auf einen reichen Schatz an prähistorischen Grotten, einer riesengroße Fläche von über 1000 Jahre alten Olivenbäumen mit diversen unterirdischen Olivenölmühlen und vor allem Gutshöfen auf denen 40  Agrarproduzenten, die nach rein ökologischen Vorbildern der früheren Zeit regionales Obst, Gemüse, Olivenöl, Käse und Fleisch produzieren. Auch zu besichtigen auf dem Gebiet, der Dolmen von Montalbano, ein prähistorischer Megalith, ein (höchst wahrscheinlich) Opferaltar für Beerdigungsrituale und datiert auf die Bronzezeit.



Die Bauern halten hier bzw. wieder urprüngliche Kuhsorten wie die Podolische Kuh, die sich gerne von den wildwachsenden Kräutern wie Thymian ernährt und dementsprechend würzige Milch gibt oder das schwarzköpfige Schaf, das sich mit seiner Gesichtsfärbung den Sonnenverhältnissen dieser Gegend angepasst hat und die Zuwege zwischen den Olivenbäumen oder Weinreben frei frisst. Auch wird wieder die ursprünglich in dieser Gegen wachsende Hartweizensorte Senatore Cappelli angebaut, die als Bio-Mehl Furore macht. Besondere ursprüngliche Feigen mit riesigen Früchten wachsen hier, die zwei Mal im Jahr Früchte tragen. Apulien trägt den Namen „Garten Italiens” mehr als zu Recht.





An der Küste arbeitet man täglich daran, wenigstens einen Streifen Strand und das Meer in seiner Ursprünglichkeit zu erhalten.



Während auf Höhe der Torre Canne Campingplätze und seine Bewohner die Strände für sich einnehmen, soll an dem Küstenstück bis zur Torre San Leonarde der Massentourismus der Halbinsel nicht sein Gesicht aufdrücken. Dieser Lebensraum wird für Fische, Vögel und Fauna nachhaltig geschützt und erhalten, ohne dabei den Tourismus gänzlich ausschließen. Gemeinsam mit den Besuchern wird hier sanft gestaltet, wie in früheren Jahrhunderten in Workshops produziert und sind die Besucher eingeladen mitzumachen. Sie lernen u.a. Käse zu machen, aus dem Mehl des Senatore Cappelli-Weizends Pasta selbst zuzubereiten. Und speziell für Bike-Touristen werden in ursprünglichen Gemäuern Zimmer bereitgestellt, um ihnen die Tagestouren durch das Gebiet der Dune Costiere zu ermöglichen.



Ein großer Teil der Fauna unterhalb des Meeresspiegels besteht aus den Seegraswiesen des Neptungrases, das unverzichtbar ist im Kampf gegen die Erosion der Düne – zudem ist ein Filter des Wassers und schützt die Meere vor Überdüngung. Solange es überhaupt noch in diesen existieren kann.





Alarmglocken läuten hier überall: ein sehr großes Problem im Kampf zum Erhalt dieser Düne ist beispielsweise der Plastikmüll, der täglich vom Meer an Land gespült wird.



Der Mensch muss eingreifen und den Müll einsammeln, aber eben mit dieser regelmäßigen Begehung dieses Streifens Natur – eigentlich zu ihrem Schutz – wiederum zerstört der Mensch auch deren Fauna.



Rettung ist hier Eingriff in die Natur, ein Teufelskreis.



Die Grundmauern der Fischfarm an der Küste, die wir besichtigten, lassen sich zurück datieren auf das 13. Jahrhundert, als an der Mündung des Flusses Morelli mit seinem (heute noch) Feuchtbiotop,





hier und dort von Salzseen unterbrochen – Fische gefangen und verkauft wurden.



Die Anlage wurde im Jahr 2009 wieder eröffnet, die uralten Becken dienen heute jedoch vorrangig dem organischem Schutz der Fischarten. So werden zur Laichzeit der Seeaale die Weibchen separiert und in Becken zurück behalten, um den Aal-Bestand zu schützen. Fischen darf man Aale hier nur noch vom Boot aus im Dezember in Reusen – aber in dieser kurzen Zeit des Jahres sind die Touristen dann wieder eingeladen mitzumachen.



Die Botanik, so wie ich sie jetzt in den kurzen Stunden erleben durfte, ist dort unglaublich. Da wächst ein riesiger und uralter Wacholderbaum am Strand mit sechs Stämmen in der Düne,







… der seine Existenz dort bereits mehrere hundert Jahre vorhält. Ein unglaubliches Erlebnis in so so einem Stück Baum und zugleich geschichtlicher Kultur stehen zu können. Es fiel uns allen schwer sich von diesem Stück Natur zu trennen.







Überall wachsen und blühen jetzt schon Blumen satt,



Thymiansträucher duften, kleinste Orchideen leuchten und Malven künden vom Sommer. Ein traumhafter einnehmender Fleck Erde, von dem ich auch nur lediglich einen Bruchteil erst sehen durfte und um dessen Erhalt es sich zu kämpfen lohnt!




Apulien, die Erste: Ostuni

Disclosure: Drei Tage durfte ich auf Einladung von Carmen Mancarella (Chefredakteurin Spiagge, Kultur- und Tourismusmagazin Apuliens), Tourismusagentur Pamela Piaggi und dem Grand Hotel Masseria Santa Lucia Gast sein im Salento, um erstmals Apulien und seine Menschen kennenlernen. Und erlaube mir nun Euch mitzunehmen auf meine (viel) zu kurze Reise.

2017-05-03

Dinge machen

Vorgestern idealerweise Mails von zwei Accounts komplett gelöscht. (Ja, es gibt ein Backup aber keines der letzten Woche.)

Gestern biometrische Passfotos gemacht für Passanfertigungstermin in x-vielen Wochen, weil sich Berlin zu Tode verwaltet.

Für einen Termin, dessen Mail mir gerade s.o. abhanden gekommen ist, weil ich, als ich ihn im Kalender eintragen wollte, irgendwie abgelenkt worden bin, durch einen anderen Termin, auf den ich aufmerksam gemacht wurde als ich das Programm öffnete, den ich gar nicht mehr auf dem Plan hatte und mich leichte Panik … (ich weiß, ich bin nicht alleine.)

Letzte Woche endlich einen Termin gemacht und heute Fahrrad zum Service gebracht, neue Bremsbacken hinten und vorne. Die letzten Gummis habe ich bei denen aufziehen lassen, da wohnte ich noch unter der alten Adresse. Die haben also sehr, sehr, sehr lange gehalten. Unfassbar unglaublich lange. Ich fahre ja nun nicht so wenig Rad.

Direkt um die Ecke zum Friseur gegangen. Lieblingshaarschneiderin nicht da. Ersatzschneider hat erstaunlich gut geschnitten. Kleiner Mann – so eindreiviertel Jahre – mit tollen Locken hat seinen ersten Haarschnitt bekommen. Undercut, Oberlocken durften bleiben. Alle, Mamma, Papa, Friseurin sehr aufgeregt. Er sehr lässig. Hat nur ein einziges Mal gelächelt. Draußen vor dem Laden als die Sonne schien und ich zu ihm sagte, er würde jetzt sehr schick aussehen.

Jetzt komme ich nicht zum frischen Kaffee, weil die Katze auf dem Schoß sitzt. Man kann nicht alles haben.

2017-05-02

Apulien, die Erste: Ostuni

Disclosure: Drei Tage durfte ich auf Einladung von Carmen Mancarella (Chefredakteurin Spiagge, Kultur- und Tourismusmagazin Apuliens), Tourismusagentur Pamela Piaggi und dem Grand Hotel Masseria Santa Lucia Gast sein im Salento, um erstmals Apulien und seine Menschen kennenlernen. Und erlaube mir nun Euch mitzunehmen auf meine (viel) zu kurze Reise.




Obwohl ich in den wenigen Tagen relativ häufig in Ostuni war, war ich viel zu wenig dort – das steht fest. La Città Bianca – die weiße Stadt – tatsächlich werden deren Bewohner bzw. Hausbesitzer von oberer Stelle genötigt, regelmäßig ihre Häuser weiß zu tünchen, damit die visuelle Linie den Namen weiterhin bestimmt, liegt knappe acht Kilometer vom Adriatischen Meer entfernt auf drei Hügeln, wobei der höchste Hügel in 229 Metern Höhe die Altstadt beherbergt. Archäologische Funde weisen eine erste Besiedlung dieser Gegend vor 30.000 Jahren nach. Ostuni selbst bildete sich kurz nach dem Niedergang des römischen Reiches und entwickelte sich munter unter der Regentschaft diverser Damen mit klangvollen Namen wie Isabella, die Herzogin von Bari – so heißt einer der Flughäfen der Region – und ihrer Tochter Bona Sforza.



Von der auf dem Gipfel des Hügels vor 1300 gebauten Burg stehen heute noch noch Reste des Fundamentes, zu sehen auf der Piazza della Liberta zu Fuße der Oronzo-Säule …



… aber die unter Bona Sforza gebauten Türme rund um die Stadtmauer, die Schutz vor den Türken vom Meer aus bieten sollten, stehen noch heute, wie auch die Stadtmauer noch Reste ihrer Vorgängerbauten ausweisen.

Keine Herrschaft unter der diese Stadt Ostuni nicht stand in den vielen Jahrtausenden ihrer Existenz: von den Römern zu den Ostgoten, von den Langobarden zu den Sarazenen, gefolgt von den Byzantinern zu den Normannen, danach kamen die Hohenstaufen, die Angevin-Franzosen und Aragonesen, denen die Bourbonen folgten. Alle hinterließen sie ihre Spuren – was diese Gegend Italiens so unglaublich spannend macht. Die meisten Beweise dieser Zeit, die in Ostuni heute noch sichtbar sind, lassen sich auf die Zeit zwischen 1400 und 1700 zurück datieren.





Die Bewohner Ostunis wurden zur Zeit der Pest weitestgehend von ihr verschont, natürlich schob man damals die Ursache Gottes Gnade in die Schuhe. Heute weiß man, dass die mit dem weißen Kalk getünchten Häuser – die der Stadt mit ihren engen Gassen etwas Licht abgeben sollten – offensichtlich gut durch den Kalk desinfiziert waren.



Mit dieser langen Geschichte ist klar: in Ostuni gibt es wirklich unfassbar viel zu entdecken (und zu fotografieren). Uns blieb bis auf eine knappe Stunde am Sonntagabend nur Zeit ein klein wenig auf eigene Faust durch die Gassen zu laufen, wo die Stadt im Gegensatz zum Zentrum der Altstadt rund um die Kathedrale und das Il Museo delle Civiltà Preclassiche di Ostuni sehr umtriebig und typisch italienisch laut ist,



eher leise und beschaulich daher kommt, den Blick auf reizvolle kleine Häuser mit irrwitzigen schmalen Treppen und dem Hauch von extrem langer Historie erlaubt.





Leider stehen heute viele dieser Häuser heute leer und verfallen. Riesige Erbengemeinschaften machen die Zuteilung bzw. einen Verkauf nicht leicht. Auch die Restaurierung wird deutlich mehr Geld kosten, alleine das Heranschaffen von Baumaterialien stellt eine echte Herausforderung dar.





Die sehr sehr schmalen Gassen mit einer enormen Steigung sind, wenn überhaupt, allerhöchstens mit einer Piaggio Ape (der Biene), dem dreiräderigen Nachfolger der Vespa (Wespe) zu befahren.



Neuere Modelle dieser Ape, nun mit Sitzkomfort, fahren heute übrigens durch Ostuni als motorisierte Form der Rickscha, um Touristen die Stadt zu zeigen.



So ist der Zugang zu den Häusern über die teilweise sehr hohen Treppenstufen eher Menschen vorbehalten, die halbwegs jung geblieben sind. Sehr sicher kann man heute komfortabler wohnen. Nur ich war sehr froh, nach dem ich zwei Tage viel Zeit in einem Bus verbrachte, dass ich dort die Stufen der Gassen hoch und runter steigen durfte.



Möchte man ein Italien erleben, das man aus den schnulzigen Filme der 50iger Jahre kennt, jenes mit blauem Himmel, weißen Häusern, original italienischem Piaggio-Flair, italienischem Trubel und Lebenslust, dann ist Ostuni wohl eine der Adressen, wo man genau das alles finden wird. Okay, ich habe mich ein bisschen verguckt in diese Stadt. Ich würde gerne wieder kommen mit etwas mehr Zeit für die reiche historische Kultur, die vielen kleinen Läden, die italienische Delikatessen, den üblichen touristischen Fundus, aber eben auch Café, Eis und Antiquitäten feil halten.



Am Abend erlebt man auf den – zu dieser Jahreszeit – relativ ruhigen Straßen rund um die Stadtmauer mit Blick auf das Meer wunderschöne Sonnenuntergänge und kann verliebten jungen Paaren beim Küssen zusehen. Ostuni lässt einen selbst in die Kleider mit weit schwingenden Röcken und in Schuhe mit Pfennigsabsätzen (auch wenn sie durchaus bei diesen Straßen den Tod bringen könnten) träumen und in der Fantasie den Helden mit der Vespa vorfahren. Na gut, ich bleibe sachlich: Ostuni ist Romantik pur!


Weiter lesen …?

Apulien, die Zweite: die Dune Costiere

2017-04-30

Marmellata di Peperoni

Ich bin so beseelt von den knapp drei Tagen Apulien, dass ich eigentlich nicht weiß, wo ich überall anfangen soll darüber zu bloggen. Fange ich also damit an, dass ich in der Küche stehe und eine wundervolle Marmellata die Peperoni – also Paprikamarmelade – zubereite.

Am Sonntag waren wir in der Masseria Il Frantoio zum Mittagessen eingeladen. Ein wundervoller Ort mit so viel Liebe gestaltet und mit genau dieser wurden wir auch empfangen, dass dieses Gut wirklich ein ganz eigenes Blogpost verdient. Mir fällt wirklich kaum ein anderes Wort dazu ein als Liebe.



Zum wundervollen Essen servierte man uns als erste Vorspeise „Pizelle col sughetto”. Wenngleich Pizelle üblicherweise mit einem Waffeleisen zubereitet werden, wurde uns eher etwas serviert, was man in Italien wohl regional unterschiedlich als Gnocco Fritto (Modena und Reggion Emilia), Crescentina (Bologna), Torta Fritta (Ferrara) oder Pinzino (Piacenza) bezeichnet – auf unserer Menükarte im Englischen als Fried Bread Pasta übersetzt worden ist. Luftige Hefeteigbällchen, frittiert und mit einer fruchtigen Tomatensauce serviert. Unverschämt gut (wie überhaupt alles, was wir an diesen Tagen zu Essen bekommen haben.)



Spätestens Sonntag hatte ich übrigens meine mitreisenden Kollegen soweit, dass dieses wundervolle Essen nach dem Servieren zunächst fotografiert gehört. Eine der anwesenden italienischen Journalistinnen erklärte mir dann, dass der Sughetto aus Tomaten zwar ganz lecker sei aber längst nicht so lecker wie ihr Rezept, das ihr von einer älteren Italienerin vermacht worden war für eine ähnliche Sauce – nur aus Paprika, also Marmellata di Peperoni. Graziella (der Name war bei dieser Person Programm) Seregni versprach mir den Link zu ihrem Blog zu senden, wo das Rezept zu finden sei und das tat sie liebenswerterweise diese Woche sofort. Woraufhin ich gestern direkt zum Markt tigerte, um mich mit roter Paprika satt einzudecken.



Graziella übrigens Mitte Sechzig war mit Abstand wohl die sportlichste aller Teilnehmer an dieser Reise. Fit wie ein Turnschuh, bezeichnete sie mich irgendwann als noch jung. Das fand ich dann doch sehr lustig, da aber auch in meinem Alter die Komplimente nicht mehr so häufig fallen, nahm ich es auf, nahm es mit und packte es in mein Herz. Und nun fließt es in die Marmellata. (Das kann nur mit dieser Liebe dieser besonderen Masseria zu tun haben, sie pflanzt sich fort!)


Marmellata di Peperoni

Zutaten

1,2 Kilo rote Paprika
250-300 g Zucker (was sehr sehr viel ist, ich habe mich mittlerweile auf 100 g Vanillezucker eingependelt.)
1 halber Teelöffel Zimt
1 halbe Vanilleschote (alternativ Vanillezucker nehmen)
1 Prise Salz
2-3 Esslöffel Balsamicoessig, laut Rezept darf es auch nur der echte di Modena sein – sonst lieber keinen Essig nehmen!
Saft einer halben Limette und den Abriebe einer ganzen Limette

Zum Schälen der Paprikahaut sollte man Gefrierbeutel bereit halten. Oder, so wie ich es tue, ein nasses Geschirrhandtuch.


Zubereitung



Die Paprika teilen, von Kernen und den inneren weißen Häuten befreien, dann im Ofen (oder Heißluftfriteuse) auf der obersten Schiene ca. 10-15 Minuten bei 200 Grad Celsius grillen bis die Haut schwarz wird bzw. Blasen wirft. Aus dem Ofen nehmen und in die Gefrierbeutel legen oder für einige Minuten unter das feuchte Küchentuch. Dann die Haut abziehen.



Die Paprika pürieren und in eine beschichtete Pfanne geben. Die Zutaten unterrühren und bei ganz kleiner Hitze über zweieinhalb Stunden reduzieren (sie sollte zu einer Crème eingekocht sein). In saubere mit heißem Wasser ausgespülte kleine Marmeladengläser heiß abfüllen, diese auf den Kopf stellen (bzw. Einkochgläser nehmen und im Ofen einkochen.)



Und diese Marmellata di Peperoni serviert man dann als Vorspeise zum Brot, Käse und Antipasti.

Anmerkung zum Rezept Ich habe auf dem Markt gut zweieinhalb Kilo Paprika eingekauft und diese heute geschält. Mir sind auch bei dieser doppelten Menge 250 Gramm Zucker definitiv zu viel und ich habe schon versucht mit etwas mehr Limonensaft gegen zu arbeiten. Also da solltet Ihr wirklich nach Gusto vorher etwas zurückhaltend sein mit der Menge und lieber später nachzuckern. Alle anderen Zutaten habe ich um die doppelte Menge erhöht. Und ich habe noch eine (entkernte) Chilischote reinpüriert für einen Hauch Schärfe. Die Schale der Limette habe ich ebenfalls abgerieben und mit einkochen lassen.

2017-04-25

Wenn …

… auch nur zehn Prozent der von mir mitgebrachten Pflanzenableger etwas werden, dann habe ich ein nicht unerhebliches Problem.

Fürchte ich.

2017-04-21

creezy goes Apulien oder auch Puglia

Neulich, als Berlin wieder einmal von der jährlichen Internationalen Tourismus Börse beherrscht wurde, durfte ich an einem sehr vergnüglichen Abend mit viel Informationen über Apulien, Essen, Wein aber keinem Gesang teilnehmen und begegnete diesem attraktiven spritzigen Herren.



Ein Rosé zu dem ich „sei mein Freund!” sagen wollte, denn er schaffte etwas, was viele anderen leckere Weine im Urlaubsland getrunken in der heimatlichen Docking Station nicht hinbekommen: er schmeckte auch in Berlin noch nach Meer, leichten Wind, viel Sonne und Glück. Er machte den Abend rund – mehr kann man von Wein wirklich nicht verlangen!

Und dieses Glück werde ich mir an diesem Wochenende vor Ort angucken … und schmecken lassen. Es geht nach Apulien, wo ich heute Abend Gast sein darf bei der Eröffnung des archäologischen Museums „Museo arcologico messapico di Oria“und mir die Altstadt von Oria ansehen werde.

Morgen werden wir dem Meer entlang durch das Naturschutzgebiet „Parco delle Dune Costiere“ wandern, die Schutzburg von Gallipoli besichtigen und Sonntag darf ich – ICH – an einer besonderen Prozessionswanderung durch die Olivenhaine von Ostuni, der „Maratonina degli Ulivi secolari“ teilnehmen … äh … also vom Rand aus den Marathonläufern zuwinken.



Zwischendurch wird es immer wieder, also dem Programm zufolge eigentlich ständig, wundervolles italienisches Essen geben und hoffentlich noch sehr viel von diesem Wein. Und Espresso, Gelato und ab morgen wohl auch viel Sonne bei kühlen Graden.

Und Euch nehme ich alle im Geiste mit, okay?

2017-04-20

Ja, das Blog macht gerade merkwürdige Sachen …

… und ich habe keine Ahnung*, warum eigentlich. Es verknotet Blogposts, negiert dazwischen veröffentlichte und kürzt mein Blogpost um ganze Absätze, was aber nicht so schlimm ist, weil es diese eben mit vorangegangenen Blogsposts überschreibt.

Da ich aber gerade nirgendwo den Stecker ziehen kann … gucken wir uns das einfach in Ruhe gemeinsam an. Dem Chaos geschuldet immerhin die fröhliche Tatsache, dass Frau kaltmamsell nach Jahren immerhin bei mir einen Kommentar absetzten konnte. Es ist also gar nicht alles schlecht!

*Ich habe doch Ahnung. Ich setzt in einem Tag anstelle eines schließenden Zollzeichens ein Anführungszeichen, was mit die Datenbank wohl – ohne Hinweis – übel genommen hatte. Kleine Zicke, die!

Her mit 'de Umgangssprache!

Gestern mal wieder beim besten Freund im Büro gewesen, mir mein regelmäßiges Technikompetenzupdate ziehen und ihm seine Zeit stehlen. Bester Freund ist da ja sowas wie „Cheffe” und ich mag dem immer gerne zugucken und zuhören, wenn er den „Cheffe” gibt. Der macht das nämlich sehr gut. Er ist nicht so der Lobfredie, da ist er durchaus pragmatisch und glaubt an den Austausch von Arbeit (Leistung Arbeitnehmer) zu Gehalt/Prämie/Kaffee/Klopapier frei Haus (Leistung Arbeitgeber). Er begegnet seinen Leuten gerne auf Augenhöhe. Fragt die Leute, was ihre Meinung ist zu den Themen, lässt sie sehr selbstständig arbeiten – solange das funktioniert. Erwartet von ihnen kein Blödel-Pflichtreporting, wenn es nicht nötig ist zur Beweislast ihrer Arbeit. Und findet Anzüge mäßig notwendig. Gibt kaum einen besseren seiner Sorte. Finde ich.

So war ich dann gestern wieder einmal Beisitzerin eines Gespräches zwischen Cheffe und Nicht-Cheffe in dem sie sich über das Leistungsspektrum eines möglichen Geschäftspartners hinsichtlich des Sinnes einer wirklichen Zusammenarbeit unterhielten und in dem Gespräch fiel seitens Nicht-Cheffe ungefähr zehn Mal (wenn das mal reicht) der Teilsatz: „Das macht keinen Sinn.”

Da habe ich wieder einmal gemerkt, dass ich noch zu der Generation Menschen gehöre, die bei dem Satz „Es macht keinen Sinn.” zusammenzucke. Das ist ein doofer Satz, der wieder einmal völlig unkritisch zum deutschen Sprachgebrauch aus dem Englischen übersetzt in diese Sprache Einzug genommen hat, was mich zunehmend nervt. Wirklich! So viele Menschen lernen in fernen Ländern unsere Sprache, weil sie sie wunderschön finden und unseren Wortschatz und Grammatik sowie Ausdrucksform schätzen als einen ganz besonderen Schatz der Sprachkultur und wir verludern hier unsere Sprache immer mehr, weil wir glauben das hippste Volk unter der Sonne zu sein, wenn wir einfache englische Sätze auf dumme Weise in unsere Sprache adoptieren und sie somit inhaltlich mit Füßen treten.

Sinn kann sein. Er ist vorhanden. Oder eben auch nicht. Sinn kann aber nichts machen. Sinn ist ein passives Substantiv. Es kann nichts tun, nichts machen. Und nur weil die Engländer/Amerikaner aufgrund ihrer Sprachlogik dies anders ausdrücken, heißt es noch lange nicht, dass in unserem Sprachgebrauch „das macht Sinn” einen Sinn ergeben könnte.

Es ist sicherlich sinnvoll, relativ häufig zu betonen, dass etwas keinen Sinn macht, will man darauf hinweisen, dass einem der deutsche Sprachgebrauch schnurzpiepswumpe ist. Oder man keine Ahnung hat. Aber ich möchte drüber streiten, ob das wirklich sinnvoll ist.

übrigens steige ich morgen in ein Flugzeug. Die Kurzform von Flugwerkzeug, die das Gerät bezeichnet mit dem der Flieger, auch bekannt als Pilot, Fluggäste an einen bestimmten Ort transportiert. Deswegen kann ich persönlich nie in den Flieger steigen, weil das sinngemäß bedeuten würde, ich würde in den Piloten einsteigen. Und bei aller Vergnügungssucht, wie sollte das funktionieren?

2017-04-19

Protipp

Putzt niemals die Front einer im Betrieb laufenden Waschmaschine, insbesondere nicht die sensorischen Tastaturfelder, denn das kann durchaus dazu führen, dass man versehentlich und fröhlich unbemerkt die Kindersicherung für kommende Laufeinheiten anstellt.

Und wie es sich mit aktivierten Kindersicherungen und Erwachsenen verhält, muss ich sicherlich nicht erklären.

2017-04-16

Wasser

Wir Westberliner hatten zu Zeiten der Mauerexistenz im Grunde zwei Naherholungsgebiete: Im Norden Tegel, Frohnau.



Im Süden Zehlendorf, Wannsee bzw. Spandau. Das waren die Himmelsrichtungen in die es den Berliner jenseits der Mauer lebend, die den Teil der Stadt eher einkesselte als freigab, so etwas wie Freizeit am Wasser verbringen wollte. Persönlich glaube ich, dass gerade dieses sehr reiche und bildschöne Wasservorkommen ein gutes Stück dazu beigetragen hatte, dass die Westberliner so relativ gelassen und humorvoll das Leben hinter Mauern hingenommen hatten. Es gab immer ein großes Stück Natur, das uns eine Idee von Ferne gab. Ohne dieses Transitgedöns.

Der Westberliner an sich ist auch ein bisschen ein Gewohnheitstier, ein Bewegungsmuffel – oder sagen wir Lebensmuffel. Der Berliner (und da nehmen sich ehemalige Ost-/Westberliner nicht viel) ist sehr gerne verwurzelt. Wir bleiben gerne in unserem Kiez oder ziehen dorthin gerne zurück, selbst wenn wir diesen einmal in einem Zustand kurzzeitlicher Verwirrung verlassen haben. Ein besonderes Merkmal der Treue, die diese Gentrifizisten auf unmenschliche Weise arrogant ignorier(t)en und vom Tisch wisch(t)en in den letzten Jahren der Wiedervereinigung – und ihnen hoffentlich einmal vom Leben sehr deutlich um die Ohren gehauen wird. Denn man tut das nicht: man verpflanzt keine alten Bäume. Auch nicht dem schnöden Mamor zuliebe.



Ob man nun damals also in Tegel seine Wasserfreizeit gestaltete oder im schönen Süden, das war ein bisschen vom Familiencredo gesetzt. Meine Familie war seit jeher in Charlottenburg und im Westend niedergelassen – uns zog es eher Richtung Wansee bzw. Richtung Havel, Spandauer Seite als meine Eltern dort kurzzeitig einen Garten in Kladow besaßen. Und so machte ich bisher, wann immer mein Lustlevel auf Dampferfahrt im Umland stand, sei es, weil mir danach war oder Stadtbesuch darauf auch Lust hatte, die Dampferfahrten eher vom Wansee aus. Auch weil die Wanseetouren üblicherweise die Glienicker Brücke unterfahren, was für mich heute noch ein Moment ist, der mir Tränen in die Augen treibt, denn die war für uns Westberliner Sperrgebiet – dahinter lag eine andere Welt und ich habe viele Nächte dort mit Freunden verbracht und das für uns immer Unfassbare dieser DDR und BRD greifbar zu machen.

Das erste Mal fuhr ich mit einem Dampfer unter dieser Brücke durch, kurz nach dem Mauerfall, als mein damaliger Chef heiratete. Viele der Gäste – das Brautpaar entstammte diesem Westdeutschland, sie aus dem Süden, er aus dem Norden – wussten natürlich von der Bedeutung dieser Brücke an sich. Aber dass mir West-Berlinerin beim darunter durchfahren, erstmals in meinem Leben, das Herz gerade zersprang – wie hätten sie das erahnen können? Ich bin heute noch still, wenn mich der Wasserweg darunter durch führt. Ich bin dann glücklich und fühle dennoch das Unglück der früheren Jahre, die diese unsägliche Politik und Architektur uns täglich begleitete, immer noch.

So war ich ewig nicht mehr in Tegel. Kein Verlangen an den Teil der Stadt, langweilige Schulausflüge trübten meine Erinnerung und sechs Monate sehr sehr unglücklich in einem Job aushaltend, hatten mir diesen Teil der Stadt nicht zu meinem Lieblingsausflugsort werden lassen.

Die geographische Nähe der Maßnahme hinsichtlich meines Planes für Glück und Lebensfreude und der geschuldeten Tatsache, dass Mitstreiter dort Angstpatienten sind, die ihre Umgebung eh nur unter viel Sorge und Angst verlassen können und weitere Wege durch die Stadt ihnen gar nicht erlauben ohne an einer Krise zu kratzen, ließ uns nun diese Dampferfahrt von Tegel aus starten.

Zwei Stunden auf dem Wasser. Im April. Mitten in der Woche. Das war ziemlich großartig. Wir fuhren zwei Stunden auf dem Tegeler See umher, an der Halbinsel Reiherwerder mit der Villa Borsig vorbei und hatten ein Aprilwetter, wie man es sich nicht klassischer auf diesem Breitengrad hätte wünschen können. Okay, der Schnee fehlte. Aber von wolkig zu wolkenfrei bis sonnig hinzu wolkig mit Wind und Regen, die Kamera vom Smartphone konnte vergnüglich voll aus ihrem Repertoire der Weißabgleiche schöpfen. Doch doch, dieses ist eigentlich ein Farbbild:



Die Greenwichpromenade empfing uns im Sonnenschein mit großem Tulpenangebot inmitten ihrem Grün sich tief entspannt die Enten in der Sonne aalten. Der Dampfer selbst – dem Wochentag und der frühen Saison geschuldet – wäre ohne unsere knapp zehn Leute fassende Gruppe mit genau sechs Leuten nur losgefahren. Was völlig unfassbar war: die Ruhe auf dem Wasser. Unserem Dampfer sind in den zwei Stunden genau ein kleines motorisiertes Anglerboot und ein Motorschiff begegnet. Das kann man sich, kennt man die Gewässer im Sommer, kaum vorstellen. (Oder auch: wenn ich das einem Berliner erzähle, hält der mich für bekloppt!) Der Kaffee an Bord war, für sein Geld, denkbar schlecht, was ich übrigens nicht als Damoklesschwert für die Restauration der Berlin Stern- und Kreisschifffahrt verstanden sehen möchte. Im letzten Jahr hatte ich meine beste Kartoffelsuppe mit Wiener auf einem Dampfer während einer Brückentour im innerstädtischen Bereich der Stadt. Die können gut kochen – nur Kaffee, den können sie leider nicht.



Diese Stunden auf dem Wasser taten uns denkbar gut – oben auf dem Deck oder unten in der warmen Kajüte. Und wieder einmal war ich völlig überwältig von der Schönheit dieser Stadt, die viele Berlin-Besucher gar nicht begreifen, wenn sie nur die Mitte von ihr kurz heimsuchen. Berlin hat so viel Grün, so viel Wasser – da ist so viel mehr Lebensqualität als sich viele vorstellen können. Und die Vielfalt der Angebote der Schifffahrt hier in der Stadt und ihrer Umgebung, ob nun kurze Touren oder Tagestouren – vergessen wir auch nicht die Depeche Mode- bzw. Abba-Mottopartys – ist, das ist mir heute wieder einmal mehr aufgefallen beim Lesen des Tourenplans.

Jedenfalls stellte ich einmal mehr fest, trotz der wassergeschichtlichen Verankerung im südlichen Bereich der Stadt und der vielen Neuentdeckungen der östlichen Wassergebiete (also östlich von DDR-geschichtlich her gesehen) meinereine, dass auch der Norden Berlins, sprich Tegel, ein ganz hübsches Fleckchen dieser Metropole ist. Auf dem Wasser allemal.

2017-04-15

Dinge aushalten …

In der Maßnahme zum Plan für Glück und Lebensfreude ist uns diese Woche eine Mitklientin abhanden gekommen. Einfach so von hier auf jetzt, Schlaganfall. 54 Jahre. Die Tochter machte sich Sorgen, dass die Mutter nicht an das Telefon ging und fuhr hin, da lag sie. Während wir sie Dienstag früh vermissten, kämpften die Ärzte noch um ihr Leben, dass dann Mittwoch doch erlosch.

Das wirft emotional um, aus vielerlei Gründen. Der Tod an sich. DIE Person an sich, ein sehr liebevoller Mensch, so klug und belesen und angenehm im Umgang. Letzten Dienstag unterhielt ich mich noch mit ihr über unseren Umgang mit der Krankheit, beide halten wir lieber den Kopf hoch solange bis es nicht mehr geht und Rückzug die einzige Möglichkeit zum Aushalten ist – aber ja niemals soll jemand in der Außenwelt erahnen können, wie es ganz tief in unserem Inneren aussieht. Die Art des Todes – in diesem unseren Umfeld stirbt man eher anders, eher selbst bestimmt. Wenn dann jemand unvermittelt fremd aus unserer Mitte geholt wird, dann wirkt das anders nach. Das ist nicht einfach, vor allem auch für die Mitklienten, die noch engeren Kontakt zu dieser Frau hatte als ich. Das ist viel Traurigkeit in diesen letzten Tagen gewesen, Leid. Das Alter, sie war so alt wie wir beinahe alle ungefähr sind, viele in den 50igern. Das rührt auf.

Aber auch gemeinsames Aus- und Durchhalten ist da. Die Verantwortlichen in der Maßnahme, die selber an den ersten Tagen mit roten Augen umher gingen und für uns besondere Stärke zeigen mussten, die uns am Folgetag – nachdem sie uns alle angerufen hatten – mit auf eine Dampferfahrt nahmen, die sehr gut tat. Wind um den Kopf hilft immer klarer zu werden! Oder die uns am Nachmittag in den Räumen Gelegenheit zu einem Gedenknachmittag gegeben hatten, zum gemeinsamen Trauern und Austauschen. Kurzfristig. Kleine Rituale, Bilder, Texte, Kerzen, Blumen, noch mal Dinge für sie tun zu können. Gemeinsam Trauern – was viele Familien gar nicht gut hinbekommen, hier war es möglich, sinnvoll … und richtig.

Heute – außer der Reihe, denn eigentlich sollten die Angestellten über dieses Ostern aufgrund der knappen Personalsituation auch einmal frei haben dürfen (und es gibt im gesamten Vereinskonstrukt immer Angebote an anderen Stellen Kontakt zu finden an solchen Feiertagen – wurde kurzfristig mit uns ein Spargelessen verabredet. Fast alle sind heute gekommen, haben Kartoffeln geputzt, Spargel geschält, den Tisch gedeckt, Suppe gekocht, gezaubert und sich gemeinsam zu ihrem Gedenken an den runden Tisch gesetzt. Ich brachte noch zwei Biskuitrollen mit, die ich gestern gebacken hatte, weil Backen mich ablenkt und mir gut tut und das Ergebnis heute uns allen gut tat zum Abschluss eines schönen Nachmittages.

Und … ich lerne, ich lerne immer mehr dazu. Denn mein Ich ist in solchen Dingen programmiert auf „lasst mich in Ruhe, ich will das alleine aushalten müssen, stemmen, im Stillen meine Wunde lecken und irgendwann wieder auftauchen”, ich bin dieses Mal mitgegangen. Zum Dampfer. Zum heutigen Treffen. Weil ich lerne, dass ich die Dinge gar nicht immer alleine aushalten muss. Und ich lerne, dass es ganz gut tut, nicht alleine auszuhalten.

Und die Frau mit der hochgradigen Angststörung, die nie U-Bahn fährt oder irgendwo hingehen mag. Sie ist mit uns allen am Donnerstag dann doch mitgekommen, U-Bahn gefahren, auf diesem Dampfer gewesen von dem sie nicht mehr herunter gekonnt hätte, hätte die Panik zugeschlagen. Auch sie hat das ausgehalten in unserer Gemeinschaft.

Am Tod ist womöglich nicht alles immer schlecht. Wenn er bewegt.

2017-04-10

Dinge sehen …

Also das gestern etwas blass kommunizierte Blogpost zu den Malven kam so: ich durfte am an Urban Gardening Workshop von Anne und Sandra teilnehmen mit vielen anderen Bloggern bzw. Balkon-Garten-Grünbegeisterten und da eben das Thema Urban Gardening war, habe ich kurzerhand am Sonntag Malvensamen in die Frühstücksrunde gestreut.

Den Samen von dieser bildhübschen, eigentlich tief dunkelrot blühenden Malve habe ich nämlich vor zwei Jahren aus einem kleinen Staudenbeet bei mir um die Ecke geerntet. Am Alfred-Döblin-Platz, der, wie ich neulich lernte von den Kindern auf der neben ihm verlaufenden Spielstraße „Glücksplatz" genannt wird – was mich ein bisschen inniglich glücklich stimmt – beherbergt seitlich eine kleine Kirche auf deren Grundstück am Gebäude eine kleine graue Ecke unmotiviert Haus hielt, bis eine Anwohnerin vor einigen Jahren diese reich und schön mit Stauden begrünte, diese seitdem zwei Mal im Jahr hegt und pflegt und ansonsten wachsen und gedeihen lässt. Das Ergebnis ist ein wundervolles kleines Stück blühendes Grün, das sehr viel Freude stiftet. (Und den Passanten, die unachtsam dort ihren Müll hinschmeißen, möge ruhig eimal über Nacht sich die Nase mit den Ohren beidseitig verknoten.)

Jedenfalls wuchs dort im ersten Jahr an der Wand eine wunderschöne Malve von der ich mir im Herbst dann einige Samen erbeten hatte, die ich im Folgejahr (2015) aussäte und einige Malven großzog, von denen zwei bei mir auf dem Balkon sehr viel Freude und Begeisterung (bei mir und Besuchern) stiftete als auch dort, wo ich die anderen Setzlinge spendenweise abgab. Und im Herbst wiederum meine Setzlinge großzügig mit neuen Samen waren, die ich in diesem Jahr wieder angesetzt habe.

Und weil es also so schön zum Thema Urban Gardening passt, teilte ich die Samen quasi von der Straße kommend mit den anderen – auf dass sich diese wunderschöne Malve in dieser Stadt und Umgebung verbreiten und noch viel mehr Freude spenden möge. Deswegen die Fotos, damit die Teilnehmerinnen sehen konnten, was sie für ein Glück erwarten können, wenn sie die Samen setzen.

Und als ich dann gestern am frühen Abend bepackt von dem Workshop vom Bus zurück nach Hause lief, saß dort an der Spielstraße vor der Kirche auf den Steinklopsbänken der Pfarrer im Gespräch mit einem Herren. Einem Herren nicht mehr ganz so jungen aber auch nicht ganz so alten Alters (also ungefähr so alt wie ich), dessen äußeres Ich mich sehr viel Überlegung und Gegensteuerung kostete, um ihn nicht in die Schublade „brauner Jeck” zu sortieren, denn er trug zu dem Karohemd, den üblichen grünen groben Baumwollhosen passende Springerstiefel zu sehr glatt rasierter Kopfhaut.

Aber wir wissen alle, wie das ist mit den Äußerlichkeiten, den Vorurteilen, die in Schubladen münden: Höchstwahrscheinlich war er nur eine junger frommer Katholike, im Bewerbungsgespräch zum Messdiener.