2024-11-11

Feine Weine Portugals

Natürlich (!) lest Ihr dieses Blogpost nur, wenn ihr schon über 18 Jahre alt seid.
Als ich im letzten Jahr das erste Mal – im Rahmen der EU-Aktion „Sustainable Rice From The EU” (Enjoy it’s from Europe) – einen kurzen Ausflug nach Lissabon machen durfte, habe ich nicht nur die köstlichen Reisgerichte Portugals probieren dürfen.

Erstmals ist mir dabei auch der Wein Portugals in neuer Häufigkeit und Intensität begegnet. Denkt man an Portugal, denkt die meisten von uns vermutlich an Portwein? Ist das ein Grund, warum in den hiesigen Weinregalen die Weine Portugals im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern eher …übersichtlich sortiert sind? Wie bedauerlich!
In Lissabons Restaurants werden Flaschenweine erstaunlich günstig angeboten – im Vergleich zu einem Glas Wein. Am Abend sieht man häufiger Menschen mit einer wieder verkorkten Flasche Wein durch die Straßen von Lissabon laufen. Es ist üblich, sich im Restaurant eine Flasche zu bestellen – und diese nach dem Restaurantbesuch einfach mitzunehmen, wenn sie nicht am Tisch geleert werden konnte. Eine sinnvolle, so schöne Kultur, um den leckeren Abend so noch etwas zu verlängern.

Auch die portugiesische Weinkultur in den kleinen Bars am Abend macht das Herz wunderbar leicht. Einfach auf ein Glas Wein (oder was auch sonst) den Abend in Gemeinsamkeit ausklingen lassen. Nie wurde uns dabei ein belangloser Wein serviert.
Bestenfalls sitzt man in einer kleinen Nebenstraße, die rund um die Miradouro laufen. Manchmal muss man sich je nach Schräglage der Straße Gedanken machen, wie man die rutschenden Gläser auf dem Tisch daran hindert den Touchdown zu machen. Der besondere Charme Lissabons!

Vor allem aber: diese Weine! Was für eine Größe haben Portugals einfachste Hausweine, die eingeschenkt werden? Die Tiefe der Farben der Rotweine, dabei kommen sie doch erstaunlich leicht daher. Weine entdecken, neben der spannenden Reis-Historie, das hat mir so viel Spaß gemacht in Lissabon!

Löst man sich erst einmal vom jung getrunkenen, daher leichten Vinho Verde Portugals und begibt man sich auf Entdeckungsreise der Weißweine, die ihren Ursprung aus den autochthonen Reben wie z. B. Arinto, Bical, Cerceal, Fernão Pires, Visosinho oder Vital haben – und in Fässern ausgebaut werden, hat man ganz neue Weinbegegnungen. Mir jedenfalls hat sich eine weitere Weinklasse Europas präsentiert, die es mehr und mehr zu entdecken gilt – für mich.

Organize Communications, eine der führenden internationalen Agenturen rund um den Wein, hatte mir neulich freundlicherweise ein schönes Weinpaket zur Verfügung stellt. Drei Weine, die ich natürlich mit charmanten Menschen aus diesem Internet geteilt habe (und die Chance genutzt habe, meine allerersten Bolinhos de Bacalhau selber zu machen.) Die drei verkosteten Weine, zwei Rotweine aus der Gegend rund um Lissabon und einen Weißwein aus dem Norden Portugals möchte ich euch heute vorstellen!

Vinho Grandes Escolhas 2018, Adega Coop Ponte da Barca

Der Weißwein aus – wieder einer – autochthonen Rebe Portugals, der Loureiro. Ihre Trauben reifen spät und sehr reichhaltig im nördlichen Portugal. Eigentlich die Traube des Vinho Verde, kann man in ihrem einmal nicht auf Masse setzenden, deutlich selektierten Ausbau besondere Weine kreieren. Sie schenkt diesem Wein eine wunderschöne goldene Farbe. Es ist ein besonders charaktervoller Weißwein, duftend nach Tabak mit würzigen, exotischen Noten wie Zedernholz und Pfirsich in seinem langen Abgang.

Das ist ein sehr spannender, erstaunlich kraftvoller Wein, der es einen gar nicht so nicht leicht macht, seine einzelnen Geschmacksnoten zu definieren. Wir haben viel entdeckt und diskutiert bei diesem Wein. Die Mineralität seines Terroirs schenkt ihm Eleganz und Säure. Man trinkt ihn gekühlt bei 10-12 Grad Celsius zu hellem Fleisch, Fisch und Käse.

Für einen Weißwein hat er eine ganz besondere Intensität bei immerhin 13 % VOL. Die Abfüllung von 2019 liegt preislich bei ca. 20,—Euro/Flasche.

Der Vinho Grandes Escolhas entstammt der Adega Cooperativa de Ponte da Barça, CLC, sie wurde 1963 provisorisch gegründet und hat ihre Weine erstmals 1968 angeboten. Ihre Mitglieder bauen heute auf einer Fläche von insgesamt ca. 900 ha Weine an, die hauptsächlich in den Tälern der Flüsse Lima und Vez liegen. Letzterer entspringt der Serra da Peneda, einem Gebirgszug im Nationalpark Peneda-Gerès in der Region Alto Minho. Er mündet nahe der Stadt Ponte da Barca in den Lima – beide gelten als die saubersten Flüsse Portugals.


Die beiden Rotweine Portugals, die ich euch vorstellen möchte, entstammen den Anbaugebieten rund um Lissabon, dieser wunderschönen Perle am Tejo. Als erstes der

Caves Rendeiro Reserva Especial, 2021, Caves Reindeiro

Ein Vinho Tinto Regional Lisboa und ein Verschnitt aus den Trauben: Touriga-National,Tinta Barroca, Merlot und Caladoc von dem Familienunternehmen Caves Reindeiro.

Ein tiefroter All-day-Wein mit exponierter Nase! Unkompliziert überzeugt er beim ersten Schluck. Fast schwarz im Glas leuchtend, hält er was er farblich verspricht. Seine Aromen sind reich, intensiv und sehr gefällig. Tatsächlich war er bei meiner Verkostung wohl der Wein, dem die meisten unserer Herzen zugeflogen sind.

Man schmeckt im Glas wilde, sehr reife Strauchbeeren und Noten von Holz. Ausgebaut wird dieser Wein im Stahltank bei konstanten 24 Grad Celsius. Ein intensiver Wein mit immerhin 14,5% VOL. Dieser Wein möchte etwas atmen – als ruhig die Flasche eine Stunde vor dem Genuss schon öffnen.

Es wird empfohlen ihn bei 15 Grad Celsius im Glas zu servieren, er macht auch so viel Freude im Glas, passt aber hervorragend zu dunklem Fleisch wie Lamm – und Grillgerichten. 14,5% VOL. Er wird für ca. 8,— Euro gehandelt.


Lisbon’s Mustache Tinto, 2021, Francisco Maceiira

Wir trinken den Jahrgang 2021 von Francisco Maceiira. Der Wein ist zu Ehren des Gründers Francisco Caetano Maceiira kreiert worden. Dieses Familienunternehmens, 1945 gegründet, wird heute in in vierter Generation geführt. Verkauft werden die Weine unter der Marke Garrocha. Der Lisbon‘s Mustache ist ein vierfacher Verschnitt (ja 25 %) aus den Portweintrauben Touriga Nacional, Tinta Barroca, Sousão und Jaen, die alle auf den Weinbergen der Familie Garrocha vor den Toren Lissabons angebaut werden.

Ein Tinto mit hochwertigem Fruchtaroma und subtilen Noten seiner Fassgärung. Robuster und frischer Gaumen mit ausgewogenen Tanninen. Ganz leichter Abgang. Spannend! 14,5% VOL. Er wird für ca 15,— Euro gehandelt.

Der Wein wird im Stahltank vergoren und reift in Betontanks, später in Barriques aus Eichenholz, wobei der endgültige Verschnitt die primären Fruchtcharaktere mit Eichenholz und Gewürzen ausbalanciert. Der Wein hat eine kräftige, dunkle Farbe und möchte dekantiert werden, um die komplexen Aromen von Brombeeren, Pflaumen und Datteln, die sich mit erdigen Noten sowie einem Hauch von Tabak und dunkler Schokolade vermischen. Am Gaumen ist er recht vollmundig, die dunklen Früchten im Vordergrund und einem weichen Mittelteil, der im Abgang mit pfeffriger Würze und Vanille prickelt.

Der Wein spielt erstaunlich leicht im Glas seine Größe aus und passt am besten zu einem herzhaften Aufläufen, gegrilltem Fleisch und Lammbraten.

Saúde!

2024-11-06

The EU Quality Crew – alles Wurst oder was?

Im Rahmen des EU-Projektes „Enjoy it’s from Europe”, das weiterhin die enorme Vielfalt und hohen Qualitätsstandards von Lebensmitteln, die in Ländern der Europäischen Union angebaut bzw. produziert werden, in den Fokus von uns Verbrauchern lenken möchte, stelle ich euch heute ein neues italienisches SpinOff vor: „The EU Quality Crew – PDO and PGI Deli Meats From Europe”
Drei italienische Schutzkonsortien, Consorzio Salame Cacciatore, Consorzio Italiano Tutela Mortadella Bologna und Consorzio Zampone e Cotechino Modena IGP, vermarkten in der Kooperation „The EU Quality Crew” gemeinsam ihre traditionellen, besonderen Wursterzeugnisse:

• Salamini Italiani alla Cacciatora g.U.
• Mortadella Bologna g.g.A.
• Zampone Modena g.g.A
• Cotechino Modena g.g.A.

Hierfür haben sie für die auf drei Jahre festgelegte Förderungskampagne den deutschen Markt auserkoren. Es verwundert nicht: Deutschland belegt beim Wurstimport aus Italien regelmäßig die vorderen Plätze – nur selten räumen wir hier den ersten Platz zugunsten Frankreichs. Ziel dieser Maßnahme ist nun ein besonderes Bewusstsein bei uns Verbrauchern zu etablieren auch bei unseren Wursteinkäufen genauer hinzusehen, die Sprache der EU-Siegel lesen zu lernen – um nicht auf Produktpiraterie hereinzufallen.
Die EU-Schutzsiegel

Wurstwaren hervorragender Qualität mit ihrem einzigartigen Goût, der sich nur aufgrund ihrer regionalen Herkunft, dem Terroir und Klima so entwickeln kann. Um diesen Geschmack auf dem Teller bzw. im Glas wiederzufinden, den Genuss über Generationen hinweg sicherzustellen, das funktioniert nur, wenn die Herkunft der Produkte geschützt wird. Hierfür gibt es in der EU die Schutzsiegel, die relativ unkompliziert anhand ihres Logo erkannt werden können. Sie definieren die geografischen Angaben für Produkte, deren Eigenschaften direkt an das Produktionsgebiet gebunden sind. Das sind die Siegel zur geschützten Ursprungsbezeichnung – g. U. (PDO) und geschützten geografischen Angabe – g. g. U. (PGI). Verfolgt wird dieses Ziel im Einklang mit den neuen Bestimmungen der EU-Verordnung Nr. 2024/1143, die das gesamte System der Zertifizierungen und des Schutzes von geografischen Angaben (g.A.) grundlegend geändert hat. Den Prüf- und Kontrolleinrichtungen für geografische Angaben in Hinsicht auf mehr Nachhaltigkeit und besseren Schutz wurden mehr Befugnisse und höhere Verantwortlichkeiten eingeräumt. Sie ist im Mai diesen Jahres in Kraft getreten.


Gala Dinner im Hotel Luc in Berlin

Ich durfte neulich auf Einladung der Konsortien – und meiner italienischen Lieblingsagentur in Berlin, Berlin Italian Communication (True Italian), im Rahmen eines Galadinners im Hotel Luc am schönen Gendarmenmarkt alle vier Sorten in einem Menü verkosten. Die Salamini alla Cacciatora war fanstastisch, die Mortadella Bologna sowieso. An die Zampone bzw. Cotechino, das gebe ich zu, muss ich mich erst noch gewöhnen. Die sind sehr lecker aber … irgendwie fehlte mir für diese Art Wurst der Schnee und die Skihütte. Sie sind doch ziemlich deftig!

Auf jeden Fall war es spannend – und lecker – die feinen Wurstwaren Italiens einmal ganz anders serviert zu bekommen. Durch den Abend führte uns sehr charmant, stellvertretend für die drei Consortien, Augusto Cosimi und erklärte uns die Herkunft und Zubereitungsmethoden der Wurstwaren.

Natürlich probierten wir als Amuse Bouche die Salami Italiani alla Cacciatora g.U. und Mortadella Bologna g.g.A. aufgeschnitten mit knuspriger Focaccia. Die Salami begegnete uns nochmals in der samtigen Artichockensuppe als gewürfelte Einlage.
Und die Mortadella – nach einem kurzen Feueralarm auf der Straße vor dem Hotel – wurde zu einer Burrata auf einer Steinpilzcreme mit in Vino Santo parfümierten Weintrauben serviert. Definitiv meine Lieblingsbegegnung in diesem Menü an diesem Abend.
Gefolgt von der Zampone Modena g.g.U., die auf einer Mousseline aus Maronen mit Herbstpilzen und Polenta und einem Kürbisjus serviert wurde.
Das Dessert dann doch wurstfrei: Viel Schokolade, Nougat-Espuma, zartes Eis … das alles mit feiner Weinbegleitung von einem tollen jungen Team serviert.

Salamini Italiani alla Cacciatora g.U. (POD)

Sie gilt als die Jäger-Salami. Klein und kurz mit einem Maximalgewicht von 350 Gramm, war diese Salami immer schon die wilkommene Begleitung der Jäger und Trüffelsammler auf ihren Touren, weil sie perfekt in die Tasche passt und schnell aufgeschnitten direkt aus der Hand verspeist werden konnte.

Eine schmale Salami, die aus magerem Muskelfleisch, z. B. der Schulter vom Schwein mit Schweine-Hartfett, Salz, ganzem Pfeffer und Knoblauch in Natur- bzw. Kunstdarm gefüllt wird. Ihre Reifung beträgt mindestens 14 Tage bei 10-15 Grad Celsius. Dünn aufgeschnitten, erhält man eine einheitlich rubinrote Wurst mit gleich großen Speckwürfeln, sie duftet zart und schmeckt süß und mild – niemals säuerlich.

Die Salamini Italiani alle Cacciatora g.U. sind – laktosefreie – Vitamin B-Bomben, reich an Proteinen und Mineralien. Tatsächlich produziert man sie heute mit weniger Fett, Salz und Cholesterin als früher, hat aber ihre Mengen an ungesättigten Fettsäuren beibehalten.

Die Schweine aus denen diese Wurst produziert wird, müssen in den Gebieten Mittel- und Norditaliens, im Friaul-Julisch-Venetien, Venetien, Lombardai, Piemont, Emilia-Romagna, Umbrien, Toskana, Marken, Abruzzen, Latium und Molise geboren, aufgezogen und geschlachtet worden sein. Dabei ist auch die Fütterung der Tiere streng geregelt.

Mortadella Bologna g.g.A. (PGI)

Wer kennt sie nicht? Die eigentlich ganz profane Brühwurst aus ausschließlich Schweinefleisch. Zart rosa, mit den gleichmäßig verteilten Speckwürfeln, manchmal auch Pistazien von Sizilien und ihrem sehr charakteristischen Duft, die wir doch irgendwie alle lieben oder? Ich finde, bei kaum einer Wurstart schmeckt man ihre hervorragende und ehrliche Produktion so schnell heraus wie bei einer Mortadella.

Geographisch geschützt stammt sie aus den italienischen Provinzen Emilia-Romagna, Piemont, Lombardei, Venetien, Toskana, Marken, Latium und Trient. Aus purem Schweinfleisch, wobei die Speckwürfel aus dem Kehlfett des Schweinehalses genommen werden, wird sie aus der quergestreiften Muskulatur des Schweines (Schulter) hergestellt und mit Salz, gemahlendem Pfeffer und Gewürzen wie Nelke und Zimt verfeinert.

Abgefüllt im Naturdarm vom Schwein wird sie in speziellen Heißöfen mindestens acht bis 26 Stunden gegart. Die Garzeiten entsprechen ihrer Größe bzw. ihrem Gewicht. Eine Kerntemperatur von 70 Grad muss in ihrem Inneren erreicht werden. Darin liegt auch die Magie der Mortadella, ihrer samtigen Konsistenz und besonderem Aroma. Eine Mortadella darf nie nach Rauch schmecken! Nach Erreichen dieser Kerntemperatur wird sie abgebraust und darf auskühlen.

Serviert wird die Mortadella aufgeschnitten in sehr zarten Scheiben. Aber auch als dicke Scheibe gebraten oder in Würfel geschnitten als Antipasti bzw. warm in Saucen zur Pasta serviert. Mortadella kann sehr viel mehr als nur Brotbelag sein.

100 Gramm Mortadella enthalten 60-70 Gramm Cholesterin und liefern ca. 288 Kalorien. Dabei ist sie Lieferant wertvoller Proteine, der Vitamine B1, B2 sowie Niacin, Eisen und Zink.

Zampone Modena g.g.A und Cotechino Modena g.g.A.

Beide Würste gelten als die Urmütter aller Wurstwaren mit Schwarte – das Rezept dieser Spezialitäten lässt sich 500 Jahre zurück datieren!

Während die meisten von uns die Salamini Italiani alla Cacciatora g.U. und Mortadella Bologna g.g.A. – mehr oder weniger wohl schon probiert haben – dürften Zampone Modena g.g.A und Cotechino Modena g.g.A. noch nicht jedem auf dem Teller begegnet sein. Sie erinnnern ein wenig innerlich an unser Frühsstücksfleisch (etwas kompakter) und äußerlich an unserem Saumagen – sind aber dennoch eine ganz andere Köstlichkeit.

Wir haben es hier mit norditalienischen Spezialitäten zu tun: Emilia-Romagna, die Provinzen Cremona, Lodi, Pavia, Mailand, Monza und Brianza, Varese, Como, Lecco, Bergamo, Brescia und Mantua in der Region Lombardei, Vernona und Rovigo in Venetien – von hier kommen diese Wurstspezialitäten aus Schweinefleisch.

Schwarte und ausgewählten Fleisch vom Schwein wird zerhackt und mit Pfeffer, Muskatnuss, Zimt, Nelken und Wein gewürzt. Beide Würste gleichen in diesem Punkt in ihrer Herstellung. Ihr Unterschied liegt alleine darin, dass die Cotechino Modena g.g.A. in den Naturdarm vom Schwein abgefüllt wird, während die Zampone Modena g.g.A. in die Naturhaut vom Vorderbein des Schweines gefüllt und verschnürrt wird.

Verkauft werden sie nach der Trocknung direkt frisch oder „vorgekocht”, weil thermatisch vorbehandelt. Frisch eingekauft muss man sie etwas länger in siedendem Wasser garen – sie werden auf jeden Fall heiß serviert! In 1-1,5 Zentimeter dicke Scheiben geschnitten, liegen auf dem Teller unregelmäßig rosafarben bis rot gefärbte Schnitten mit einem einzigartigen Geschmack. Sie dürfen auf keinen Fall Glutamat oder Räucheraromen enthalten! Aber freuen sich über einen kurzen Bratvorgang in der Pfanne und fühlen sich auch gewürfelt in einem würzig angemachten Salat sehr wohl.

In der heutigen Zeit sind auch ihre Rezepte überarbeitet worden. Die Zompone als auch Cotechino enthalen heute weniger Salz und auch der Fettgehalt ist reduziert worden im Vergleich zu ihren historischen Rezepten. 100 Gramm laktosefreie Zampone oder Cotechino enthalten ungefähr soviel Cholesterin wie die gleiche Menge Hühnerfleisch und liefern ca. 250 Kalorien.

Im Rahmen der Kampagne wird es in nächster Zukunft häufiger zu besonderen Aktionen bzw. Angeboten in den deutschen Supermärkten kommen – also … haltet die Augen offen und die Münder zum Probieren bereits. Es lohnt sich!

Weitere Informationen (und vor allem Serviervorschläge): The EU Quality Crew

2024-10-19

Gerne gelesen: Mediterran Express von Ali Güngörmüs

Ali Güngörmüs, der TV-Koch Deutschlands mit der eindeutig schönsten Augenfarbe, hat ein neues Kochbuch vorgelegt: Mediterran Express. Die vorgeschlagenen Rezepte sollen mit maximal sieben, im Schnitt eher nur fünf Zutaten binnen 30 Minuten auf dem Tisch stehen. 80 Rezepte sind eingeteilt in Vorspeisen, Suppe, Hauptgerichte – je nach Hauptzutat differenziert in vegetarische Gerichte und solche mit Fleisch oder Fisch als Hauptzutat – gefolgt von Desserts. Die Zutaten – sollte beim Titel nicht wundern – haben ihren Ursprung im südeuropäischen Raum, manche Zutat werden Leser*innen suchen müssen bzw. im Handel erfahren, dass sie nach einem Saison-Produkt suchen (Cedrat Zitrone).

Natürlich sind die Rezepte in diesem Buch keine große Revolution. Irgendwie sind einem viele Rezepte in der einen oder anderen Art schon einmal begegnet. Geringfügig abgeändert. Tabouleh ist hier halt geschichtet. Der gute italienische Brotsalat erfährt lediglich dadurch Veränderung, in dem er in Paprikahälften serviert wird. Lammspieße werden mit einem Bohneneintopf serviert, dem – warum auch immer – zusätzlich zum Lamm noch Chorizo beigefügt wird.

Als Dessert wird Biskuit durch Cantuccini ersetzt, Ricotta springt für die Mascarpone ein – Kaffee bzw. der Alkohol weicht Orangensaft – also doch nur ein abgewandeltes Tiramisù. Einmal Lammkoteletts, zwei Mal Lammspieße, einmal Hühnerbrustspieße. So richtig viel Abwechslung wird kaum serviert. Das Innvoationslevel der Rezepte ist nicht wirklich hoch. Zumindest, wer häufiger mediterran kocht oder essen geht – dem sind diese Rezepte alle schon irgendwie in der einen Art oder anderen Weise begegnet.
Gerichte in 30 Minuten auf dem Tisch? Hm. Nur dann, wenn diverse Zutaten, wie die Gemüse- oder Hühnerbrühen für die Suppenrezepte bereits parat stehen. Die macht man eben nicht in nur 30 Minuten. Und auch die Cay-Pflaumen möchten 24 Stunden mariniert worden sein. Da gibt es immer wieder zeitliche Hänger, deren Express sich ordentlich dehnt. Ich gebe zu: Ich tue mich etwas schwer mit diesem Buch! Das fängt damit an, dass hier Spaghetti mit Pimientos de Padrón serviert werden – alleine durch den Zustand der Lebensmittel finde ich das Rezept in seiner Haptik des Essens eher fragwürdig. Ganze Pimientos zusammen mit Spaghetti auf die Gabel bekommen? Klar, geht alles – aber kein Italiener würde ein derartiges Pasta-Gericht servieren.
Bohnen-Kartoffel-Spaghetti – mit Bohnen und Sardellen-Cremolata. Das ist mir zu gewollt „Pasta irgendwie fancy ” machen zu wollen. Pasta und Kartoffeln? Wenn der Wettkampf heißt, möglichst viel Kohlenhydrate in einem Gericht zu servieren – dann haben wir hier sicher einen Sieger. Maccheroni mit Thunfischcreme und Kapern – da lädt das Foto mich überhaupt nicht ein. Also gerade bei den Nudelrezepten möchte man dem Ali zurufen: Lass das die machen, denen die Pasta in der Genetik liegt.
Ich will nicht nur meckern. Meine Favoriten indes: Die schnelle Fischsuppe, die Ofenkarotten mit Orangen-Joghurt – schnell gemacht und eine fantastische Vorspeise, auch das Carpaccio mit der Cedrat (die Fenchelsalami – spurenhaft im Foto – kann man wirklich weglassen), ist eine feine Sache. Aber vielleicht beim nächsten Mal für das Produktfoto ruhig auch eine echte Cedrat nehmen und nicht die herkömmliche Zitrone? Denn das sind nun einmal geschmacklich Riesenunterschiede.
Die Sobrasada Salsa mit Polenta ist super schnell gemacht und lecker – ein feines Herbstessen. Sobrasada lässt sich prima mit Paprikagemüse oder z. B. scharfen Garnelen gut ersetzen. Fan bin ich von seinen Dessertvarianten. Die Cay-Pflaumen auf Orangen mit frittierten Salbeiblättern – das ist ein innovatives Dessertgericht, sehr lecker! Auch die karamellisierten Blaubeeren mit der türkischen Mascarpone-Variante Kram Kaymak, mag ich. Den Mandelmilchreis – hier mit frischen Himbeeren. Mit seinen Desserts hat er mich bekommen – vielleicht das nächste Mal das perfekte Dessertbuch vom Ali?


„Meditereran Express”
Autor: Ali Güngörmüs
Verlag: DK Verlag
ISBN: 978-3-8310-4845-8

2024-09-28

Manchmal …

Gestern eine interessante Situation beim Mittagessen in Porto Cesareo.

Da ich hier alleine unterwegs bin, gehe ich alleine essen. Mit Selbstverständlichkeit. Ich bin gut mit mit mir und kann mich daher gut aushalten als Tischnachbarin.

Vorher hatte ich einen sehr langen Spaziergang von einem Ende Porto Cesareos bis zum Zentrum gemacht. Fast zehn Kilometer am Strand entlang inklusive Sehenswürdigkeiten. Und hatte dann ein gutes Mittagessen. Frutti di mare, einen gemischten Salat, gönnte mir ein Eis. Und den obligatorischen Caffè. Alles auf Italienisch geordert.

Neben mir vier Leute am Tisch, ich vermute zwei Paare – mein Alter ungefähr. Sie sprachen Deutsch.

Irgendwann bin ich das Thema.

Ich würde da so alleine sein– aber es mir immerhin es gut gehen lassen. So ein Mittelding zwischen Bewunderung und Mitleid. Bevor es dann zu peinlich wurde (für wen auch immer), erklärte ich dann, dass ich sie verstehen könne. Also sprachlich. Und erzählte ihnen auch, dass es mir wirklich geradezu fantastisch ginge so alleine.

Ich kann nur sagen, ja, manchmal ist es zu zweit oder mehreren sehr schön – aber oft für mich auch irre anstrengend. Aber man muss sich wirklich nie Sorgen machen um mich, wenn man mich alleine trifft. Ich bin gut darin, es lädt meine Batterien auf – ich kann das sehr genießen.

Aber ich finde es schade, dass viele Menschen in meinem Alter es sich oft nicht trauen, sich deswegen schöne Dinge versagen. Was soll denn passieren? Schlimmstenfalls seid ihr Tischgespräch.

2024-09-17

Ein Ausflug in die Basilikata zur Cripta del Peccato Originale – und zu den Weinen der Dragones

Knappe 10 km² Gesamtfläche. 570.000 Einwohner. Die Basilikata (Lukanien) ist keine allzu große Provinz im Süden Italiens. Aber sie ist eine wunderschöne Region, die mit langen Wäldern, kurzen Meeresküsten, wilden Bergregionen und geschwungen Hügellandschaften lockt. Sie bietet viel Grün und vor allem einfach viel unberührte Natur. Ihre abwechslungsreiche Landschaft schenkt aromatische Olivenöle und tiefgründige Weine, Getreide, Hülsenfrüchte und die Peperone Crusco wird hier angebaut, auf dem Tisch serviert liebevoll Cruschi genannt.
Drei Tage durfte ich (endlich!) durch die Basilikata reisen, nachdem mich 2019 schon Matera verführt hatte. Und dieses Mal, nach zwei selbst gestalteten Tagestouren dorthin, erfüllte sich mein großer Wunsch: Einmal in den Sassi di Matera schlafen dürfen. Und ich durfte sogar zwei Nächte hier an diesem magischen Ort ruhen – aber auch die südliche Vielfalt der Basilikata sollte ich entdecken dürfen. Ihren Nervenkitzel auf ZIPLines oder auf einer ewig langen tibetanischen Brücke erleben, tief in ihre Historie eintauchen. Und die köstliche lukanische Küche genießen.

Von Matera im Norden der Basilikata nach Maratea an die lukanische Küste – alles geht im Prinzip an einem Tag. Obwohl man sich natürlich deutlich mehr Zeit nehmen sollte, um diese schöne und vielfältge italienische Region zu entdecken! Es war traumhaft.

Die Basilikata, deren Süden vor allem noch wenig vom internationalen Tourismus entdeckt ist, bietet wohl als eine der nur noch wenigen italienischen Regionen ein sehr unverfälschtes italienisches Leben.
An unserem ersten kompletten Reisetag haben wir Matera sehr früh mit dem Auto verlassen. Ivana Scilipoti von der Reiseagentur Ivy Tour Basilicata, hatte unsere Reise im Auftrag des Tourismusverbands der Basilikata nicht nur organisiert, sondern uns höchst charmant begleitet. Unser erster Weg führte nach ca. 1,5 Stunden Fahrzeit nach Castelmezzano in die lukanischen Dolomiten (Dolomiti Lucane). In dem kleinen Ort kann man das aufregende Erlebnis eines ZIPLine-Fluges erleben. Quatsch, hier wird das Erlebnis jeder anderen ZIPLine Europas noch getoppt, denn hier fliegt man – wer es möchte – gleich zweimal kurz hintereinander. Hier fliegt man nicht nur über eine Schlucht … die Reise durch die Luft führt auf den nächsten Hügel zu dem gegenüberliegenden Ort Pietrarossa. Und von dort kann man gleich noch einmal zurück nach Castelmezzano fliegen, wenn man es denn möchte.

Wir wären nicht in Italien, dem Land der puren Romantik; wäre hier der neumoderne Sprachgebrauch „ZIPLine” nicht ersetzt worden. Natürlich bucht man in Castelmezzano oder in Pietrarossa den Volo dell’Angelo – den Flug der Engel. Natürlich bin ich geflogen (ja, das bin ich auf dem Foto oben), teile meinen Einsatz als Engeline ein anderes Mal intensiver mit euch hier im Blog.

Die Cripta del Peccato Originale

Den Nachmittag verbrachten wir wieder in der Nähe Materas. Eingeladen waren wir, die „Cripta del Peccato Originale” zu besichtigen. Sie liegt ca. 15 Kilometer von Matera entfernt auf dem Gelände der Azienada vitivincola Casal Dragone an der Via San Biagio. Ein Agriturismo, ein Familienbetrieb, der seit mehreren Jahren in der Basilikata Getreide anbaut und seit dem letzten Jahrhundert auch Weine keltert. Erst 1963 wurde diese Krypta auf dem Gelände der Familie entdeckt. Familienpatron Vincenzo Dragone hatte am Ende der 2000er die Krypta einer Stiftung geschenkt, damit sie mit Spendengeldern und staatlicher Unterstützung restauriert, konserviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte, was einige Jahrzehnte dauern sollte. Seit 2023 sind die Restaurationen der Fresken aus dem 8. und 9. Jahrhundert abgeschlossen und die Krypta der Erbsünde kann von interessierten Besuchern (in kleinen Gruppen) besichtigt werden.

Wir waren begeistert von diesem Ort. Es ist ein einfaches multimediales Erlebnis, dem man sich sehr entspannt – zumal nicht fotografiert noch gefilmt werden darf – in der Höhle hingeben darf. Nur 20 Personen dürfen während einer Führung in den Raum und werden auf dem Boden sitzend platziert. Was schon einmal ein sehr geerdetes Erlebnis verspricht, denn der Kontakt zu dem Höhlenstein schafft eine seltene Verbundenheit. Eine musikalische und tonale Führung (es gibt Kopfhörer und Übersetzungen in den üblichen internationalen Sprachen), während die besprochenen Objekte – natürlich alle relevanten Persönlichkeiten des christlichen Geschehens – der Wandmalereien durch Lichter hervorgehoben werden, lässt diesen Ort in Ruhe und mit erstaunlicher Spannung erleben. Die Fresken sind wunderschön, teilweise erstaunlich gut erhalten. Die Besonderheit dieser Krypta sind die Mohnblumen, die die bemalten Wände über und über schmücken und diesem Ort eine fröhliche Leichtigkeit vermitteln.

Apericena und Wein-Tasting in der Azienada vitivincola Casal Dragone

Die Familie Dragone verwaltet die Besucherströme zur Krypta in ihrem Empfangsgebäude und bietet in den Räumen ihres Agriturismo Azienda Viticonala Casal Dragone nun vier Zimmer zur Übernachtung an und serviert eine bodenständige Küche aus eigenen Produkten und die der Landwirte aus dem direkten Umland. Natürlich wird hier auch der Wein verkauft, den wir verkosten dürfen, denn wir sind zu einem Apericena eingeladen. Ein Aperitivo, der direkt hinüber in das Cena, das Abendessen, schwelgen lässt. Wie gut kann es einem gehen?

Im Jahr 1882 zogen die beiden Geschwister Antonio und Cristina Dragone nach Matera, die Stadt hatte damals schon einen Namen als Umschlagplatz für Weine. Das erste eigene Familienweingut wurde 1920 in der Via San Biagio eröffnet. Der erste Wein wurde 1955 in Flaschen auch für den Verkauf abgefüllt: Es war das Produkt von Reben, die auf einem zehn Jahre zuvor erworbenen Grundstück in Contrada Pietrapenta, wenige Kilometer von Matera entfernt, angebaut wurden. Heute baut die Familie in der fünften Generation auf fünfunddreißig Hektar ihre Weine an. Die Cantina gehört zu den Gründungsmitgliedern der 1990 entstandenen Initiative Matera DOC (Denominazione di origine controllata), die sich für die Vermarktung der besonders hochklassigen Weine aus Matera engagiert.

Nach dem Abschied von Vincenzo im Jahr 2011 führt nun sein Sohn Cataldo Dragone mit seinen drei Geschwistern die Azienda und hat pünktlich zur Eröffnung der Krypta das alte Familienhaus restauriert und erweitert, sodass hier heute Verkostungen aber auch Feierlichkeiten in großem Rahmen zelebriert werden – und sie natürlich einen Shop beherbergt, wo man die fantastischen Weine und Produkte der Küche erwerben kann. Und natürlich alles, was begeisterte Besucher an die Krypta erinnert. Sagen wir es so: Der Vater hatte mit seiner Entscheidung, die Krypta abzugeben, sehr gut vorgesorgt für die seinen.
Wir wurden herzlich von Angela Dragone empfangen, die Schwester von Cataldo, die uns mit ansteckender Freude durch das kleine, jedoch sehr feine Weinangebot probieren ließ, während uns aus der Küche immer wieder neue Köstlichkeiten serviert wurden. Hier auf dem Foto zeigt sie uns voller Stolz die Teigschüssel ihrer Mama, mit der sie heute noch in der Küche arbeitet. Ich verstehe sie so gut.
Natürlich probieren wir die knackigen Taralli, aber auch die köstlichen, knusprigen Cruschi. Es sind an der Luft getrocknete rote Peperoni, die kurz in – natürlich – Olivenöl frittiert werden und sehr viel Freude machen beim Essen! Man muss sich keine Sorge vor etwaiger Schärfe machen. Cruschi sind eine typische lukanische Spezialität, die man außerhalb der Basilikata wohl nicht finden wird. Denn die süßlichen Früchte der Peperoni di Senise sind seit 1996 in ihrem Ursprung geschützt und dürfen nur um Matera und die Provinzhauptstadt Potenza angebaut, so bezeichnet werden.
Apropos Olivenöl. Natürlich stellt die Familie auch ihr eigenes Olivenöl her; die Bäume auf dem Weg zur Cripta tragen jetzt im September reichhaltig große und kleine Früchte je nach Sorte. Uns wird das hausgemachte Öl zum hausgemachten Pane serviert – und es ist unvergleichlich gut. Fruchtig, mild, mit einer fröhlichen Säure! Leider verkaufen sie es noch nicht, sondern verwenden es ausschließlich in der eigenen Küche. Darüber war ich richtig traurig! Nun, so musste getrocknete Pasta und die schwarzen Kichererbsen – eine Besonderheit Apuliens und der Basilikata – in die Tasche wandern.
Es war ein heißer (und mittlerweile langer) Tag und der sehr herunter gekühlte Pietrapenta aus der autochthonen Traube der Malvasia-Rebe, ein trockener, beinahe leichter Weißwein mit 12,5 % Alkohol-Gehalt von 2023, war genau der richtige Wein zu den Cruschi (Kruski) und der Platte mit Prosciutto, Salami (wie gut schmeckt bitteschön die Salami aus der Basilikata?!!!) und einer Käseauswahl aus drei unterschiedlichen Sorten Pecorino.
Pietrapenta natürlich nach dem Terroir benannt, auf dem die Dragones ihre Weine ausbauen.
Glücklich machte mich der Teller mit Ruccola und zarten Nodini (Mozarella zu Knoten geformt). Ich bin immer noch verspielt genug, um mich an diesem kleinen, so liebevoll geformten frischen Käse zu erfreuen! Große Zustimmung an unserem Tisch erhielt der Brotsalat (Panzarella), der in Lukanien anders heißt. Nur wie? Ich habe es vergessen!
Als besondere Zutat enthält er diese köstliche Gurke Süditaliens, Carosello (in Apulien) und Barratiere (Basilikata), die mit ihrem süßlichen Melonenaroma spielt. Diese Gurkensorten enthalten kein Cucurbitacin, den typischen Bitterstoff hiesiger Gurken. Für mich eines der besten Gemüse in der Hitze Süditaliens – reich an Wasser und sie werden eiskalt gekühlt serviert in den Sommermonaten zum Aperitivo. Köstlich! Gut gewürzte und gegrillte, hauchdünn geschnittene Zucchini und Auberginen, sowie sehr aromatisch gegrillte (und deswegen) besonders köstliche Peperoni machten die Vorspeisen komplett.
Zwischenzeitlich hatten wir auf den zweiten Wein, den ersten Rotwein im Angebot der Cantina Casal Dragone gewechselt. Kistos Cisto Rosso, ein Cuvée aus Primitivo, Merlot und Cabernet – schwarz wie die Nacht im Glas, 2021 abgefüllt. Der Wein ist üppig, mit ausgewogenem Tanningehalt, weich im Abgang.
Ich persönlich hatte leider wieder mein typisches genetisch bedingtes Cuvée-Problem. Bei mir schmecken weiße Verschnitte nach Bier, roter Verschnitt schenkt mir einen muffigen Abgang. Dem anwesenden Wein-Profi hat der Wein gemundet, und das lasse ich herzlich gerne als Empfehlung so stehen. (Das ist wirklich mein Problem und spricht mitnichten gegen den Wein!)
Der letzte Wein unseres Tastings, der Pietrapenta Primitivo 2020, konnte mich zufriedener stimmen. Ein strukturierter Wein mit der tiefen Säure der Primitivo-Traube und grandioser Substanz im Abgang. Weit weg von den leichten Tischweinen, von denen wir an Primitivi hierzulande mittlerweile leider überschwemmt werden. Dieser Primitivo ist ausbalanciert und lockt mit den Aromen von Holz, roten Beeren und Vanille, außerdem hat er für einen Primitivo eine erstaunliche Eleganz. Ein feiner Wein – für 10,— Euro die Flasche zu haben. Übrigens, der höchste Preis für die Weine der Familie Dragone.
Hier begleitete er ein geradezu faszinierend einfaches, dennoch ganz köstliches Gericht. Wir bekamen die „armen Ritter” Italiens in herzhafter Variante serviert! In Milch und Ei eingelegtes und in der Pfanne frittiertes altes Pane, das mit aromatischem Tomatensugo satt serviert wurde. Und unser zartes Dessert, ein Mandelgebäck, mit intensiver Schokolade bestrichen. Sehr einfach, zart und intensiv im Geschmack.
Fazit: Unser Nachmittag in der Cripta del Peccato Originale war ein faszinierendes Erlebnis, dem ein köstliches Abendessen mit soliden, hervorragend zu trinkenden Weinen in der Azienada vitivincola Casal Dragone folgte – alles mit der typischen herzerfrischenden, fröhlichen Gastfreundschaft Süditaliens präsentiert.
Wir haben diesen Abend sehr genossen – und später auf der Terrasse unseres B&B in Matera und einer Flasche Pietrapenta Malvasia von diesem wundervollen Weingut ausklingen lassen.


Adressen
Tourismusverband: Entdecke Basilikata!

Homepage der Krypta: Cripta del Peccato Originale

Homepage der Azienda Dragone: Azienada Vitivincola Casal Dragone

2024-08-15

PhEST – See Beyond The Sea – Internationales Fotofestival in Apuliens Monopoli

Apulien, der wunderschöne Süden am Absatz Italiens, bietet deutlich mehr als die wunderschönen Strände an der Adria und am Ionischen Meer, architektonische Historie, fantastische mediterrane Küche, großartige langjährige Kultur im Weinbau. Vor allem Kunstinteressierte können sich in diesem Teil Italiens verlieren und verlieben. Losgelöst von der Geschichte gegebenen Faszination, die hier auf Interessierte wartet, schafft vor allem die junge Generation Apuliens neuen Raum für spannende Kunstbegegnungen und ihre modernen Ausdrucksformen. Und diese spannende Zeit startet im Herbst, wenn der Ausnahmezustand der touristischen Hochsaison ausschleicht; die Einwohner ihre Konzentration wieder auf sich selbst lenken können.

Für mich immer wieder ein Grund im Herbst nach Apulien und besonders nach Monopoli zurückzukehen, ist das Fotofestival PhEST, das die entzückende Stadt an der Adria mit ihrem lebendigen Centro Storico auf der künstlerischen Ebene noch spannender macht.
Am 30. August 2024 öffnet zum neunten Mal das FESTIVAL INTERNAZIONALE DI FOTOGRAFIA: PhEST seine Pforten in Monopoli. Vor allem die Altstadt, das Centro Storico der Küstenstadt Monopoli in der Provinz Bari, verwandelt sich in eine einzigartige Freiluftgalerie.
PhEST – See Beyond The Sea – vereint die Kunst der vielen künstlerisch aktiven Identitäten der umliegenden Meere Europas. Den Künstler*innen wird hier eine offene Plattform gegeben, ihren künstlerischen Ausdruck in zeitgenössischen Fotografien, Musik, Kunst, multimedialen Installationen einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Der geografische Fokus, dier niemals begrenzt ist und immer offen für Veränderungen, reagiert auf das natürliche Panorama, das die Augen von hier, von Monopoli und von der Region Apulien aus wahrnehmen. Weithinaus über das Mittelmeer, den Balkan, den Nahen Osten, Afrika.
Großformatige Fotos locken im historischen Porto Vecchio und entlang des Lungomare.
PhEST 2024 würdigt Man Ray, den Fotografen des Surrealismus mit der Ausstellung La révolution du Regard. Sie ist kuratiert von Roberto Lacarbonara und Giovanni Troilo und im Castello Carlo V in Monopoli zu sehen. Die Ausstellung versammelt eine Auswahl von Originalfotografien aus dem gesamten Schaffen von Man Ray.
In den Straßen des Centro Storico hängen mit Fotografie-Serien bedruckte Transparente. Am Strand der Altstadt Cala Porta Vecchia, unterhalb der historischen Mauern, kann man jetzt in einer Outdoor-Galerie gemeinsam mit der ausgestellten Kunst baden.
Am Eröffnungswochenende des Festivals sind Fotograf*innen eingeladen, an den kostenlosen Portfolio Reviews teilzunehmen und ihre Arbeiten international namhaften Experten in den Bereichen Fotografie, Kunst und Verlagswesen im Palazzo Palmieri vorzustellen. (Anmeldung erforderlich, Anmeldeschluss 19.08.2024.)

PhEST
30.08. bis 03.11.2024 überall in der Altstadt von Monopoli
Eintritt frei/Ausstellung im Castello Carlo V € 10,— (Preis 2023)

Es lohnt sich!

2024-08-14

Heute dann also 33 Grad in der kleinen Provinzhauptstadt

Wenn ich es richtig überblicke, der bisher in diesem Sommer wärmste Tag in Berlin.

Gut. Bester Tag, um in der Wohnung mit dem freundlichen Support-Swiffer die Wände und Decken vom Staub zu befreien. Laminatboden teilt ja gerne in alle Himmelsrichtungen das aufwühlende Leben mit. Bügeln könnte ich auch.

Johannes Franzen hat für Übermedien einen großartigen Artikel zur heutigen Mediennutzung im politischen Diskurs – von beiden Seiten, also der Seite der Journalist*innen als auch der, der Leser*innen verfasst, der heute dort for free zu lesen ist. Oh ja, was habe ich mich selber wieder erkannt! Meine Empfehlung:

Warum Journalisten in der Aufmerksamkeitsfall sitzen.