2016-11-29

Meine Güte!



… schreibt Gabor Steingart, Herausgeber vom Handelsblatt. Und der meint das ganz ernst.

Ich meine …

… Martin Schulz, seit 1994 Mitglied des Europäischen Parlaments, seit 2012 Präsident desselben (mit Unterbrechung.)

2016: diverse Politiker einschließlich einem Teil der deutschen Journaille: „OMG! Der Mann hat ja gar kein Abitur!”

Ernsthaft? Also, ist das wirklich Euer Ernst? Ganz ehrlich?

Davon abgesehen würde ich mir wünschen, dass irgendjemand – gerne mit/ohne Abitur – Herrn Steingart den Unterschied zwischen einem „Trinker” und einem „trockenen Alkoholiker” erklären könnte. Ihm zuliebe, damit er seine ihm abiturgegebene Ahnungslosigkeit künftig nicht ganz so blöd raushaut.

bildblog: Ein Einschub voller Verachtung

2016-11-27

Guckempfehlung

Das Magazin makro von 3sat hat sich in dieser Woche dem Thema „Lebensmittel” insbesondere „billige Lebensmittel” angenommen – heraus gekommen ist eine mehr als spannende Sendung. Sie macht deutlich, wie sehr wir hierzulande als Verbraucher von einer lobbyhörigen Politik bevormundet werden und dass uns – die deutsche Bevölkerung – das durchaus jetzt schon auf mehren Ebenen schadet. Finanziell: Stichpunkt Nitrat im Grundwasser aufgrund Überdüngung (Gülle en masse) also teure Wasseraufbereitung oder gesundheitlich: Stichpunkt Antibiotikaresistenzen also gesundheitlicher Schaden infolge der Tiermast.

Momentan sieht es so aus als würde in der tierischen Lebensmittelproduktion übrigens der Tierschutz komplett an die Wand gefahren, weil die Politik sich nur noch an der Lobby der Lebensmittelproduktion ausrichtet, nicht an den Belangen der Tierschützer und Verbraucher.

Wir exportieren wie wild günstige Lebensmittel in die EU, USA und nach China und überdüngen unsere Acker – die deutsche Politik zuckt mit den Schultern. Nun hat Anfang November d. Jahres die Komission der Europäischen Union Deutschland wegen der immer steigenden Nitratwerte im Grundwasser verklagt. Es ist nicht so als hätte der hiesige Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft nicht schon seit Jahren mehrfach die Chance bekommen, diesen Misstand hierzulande zu beseitigen, Verwarnungen gab es seit Jahren; den letzten Warnschuss seitens der EU gab es im Februar diesen Jahres. Er ist immer wieder vor der Industrie eingeknickt. Die Strafgelder zahlt nun aber nicht etwa die hiesigen Agrar- noch Fleischproduzenten. Die zahlt wieder einmal die deutsche Bevölkerung.

Und zum Schluss ein kleiner Einblick dahingehend, was künstliche Aromen für unsere Gesundheit und schlussendlich Umwelt (Vanillin wird aus Kiefern gewonnen) bedeutet. (Mein Lieblingssatz in dem Beitrag als nach China geht: „Umweltauflagen gibt es hier so gut wie keine.” China ist weltweit größter „Bio”-Exporteur. Alles klar?

Eine gute Sendung, die einerseits verdeutlicht, dass wir unsere Konsumgewohnheiten (nicht nur) beim Lebensmittelverbrauch überdenken sollten. Und andererseits klar macht, dass wir hierzulande die Politik viel mehr in die Pflicht nehmen müssen, sie zwingen eine Politik zu betreiben, die sich zunehmend gegen die Bevölkerung richtet, nur noch den Bedürfnissen der Lobbyisten folgt.

Billige Lebensmittel – Deutschlands unrühmlicher Spitzenplatz (Ab heute, Sonntag, noch vier Tage in der Mediathek.)

2016-11-26

Wohngemeinschaft



Hier ist heute ein Tisch eingezogen. Ein Esszimmertisch. In groß. Eigentlich hätte ich gerne ich einen kleineren Tisch haben wollen als ich schon hatte, vor allem keinen schwarzen, sondern einen alten runden, ausziehbar. Aber dieser hier stand Freunden nach dem Umzug heimatlos im alten Haus rum und wollte weg zu mir. Jetzt habe ich einen größeren Tisch als ich jemals haben wollte – dafür einen schöneren. (Und die Minitrix kann man auch darauf aufbauen.)

Habe ich also den alten mir schon zu großen Bjursta-Tisch von Ikea am Dienstag zum verschenken inseriert und 40 Minuten später stand bei mir ein (wunderschöner) junger Mann in der Tür, höflich, klug, mit Werkzeug könnend umgehend, dem ich stundenlang auf die schönen langen Hände und Finger hätte gucken können. Ein junger Mann, der offensichtlich noch vor kurzer Zeit in fernen, heute verbombten Ländern beheimatet war, noch mit der deutschen Sprache in der Aussprache kämpfend aber mit erstaunlich guten Grammatikkenntnissen – so wie die Geflüchteten ganz oft sind, wenn man sie nicht durch die braun gefärbten Brillen der Überängstlichen sehen muss. Ach, wenn mal alle Deutschen so eloquent, gepflegt wären und hochdeutsch sprechen würden, die man durch die ebay-Kleinanzeigen kennenlernen kann. Lange Rede: Tisch weg. Mann glücklich. Katze(n) sauer.

Heute haben wir den neuen alten Tisch aus dem schönen Schmöckwitz abgeholt, in sein neues Zuhause getragen, zusammen gebaut (mit absurd schlechtem Werkzeug aber das ist noch eine ganz andere Geschichte) und nun steht er hier rum.

Und sieht sehr schön aus. Er hat noch eine Sitzbank mitgebracht, die beide Katzen ganz formidabel finden – denn man kann sich auf ihr verstecken.



Gut, das Wohnzimmer sackt womöglich bald ab unter seiner Last – zumindest muss es demnächst anbauen (oder sich nach einer kleineren Couch umsehen). Aber der Tisch residiert hier so schön und er ist immerhin so groß, dass Shiina ganz klein auf ihm aussieht.



So klein!



Tally hat ihn auch schon bestiegen, aber ihr wollte ich nicht gleich noch eine Fotosession in ihrer Unsicherheit zumuten. Dass sie an Tag eins so etwas Neues besteigt, ist genug Löwenherz für einen grauen Herbsttag für so eine kleine bunte Katze.

Weihnachtliches …

Mein kleines persönliches „Adventskranzgate”. Ich bastelte gestern meinen ersten Adventskranz. So richtig mit Kranzrohling, Draht und Heißklebepistole. Erstaunlich unschwierig, man muss halt nur das ganze Bastelgedöns haben. Und auch: erstaunlich Spaß machend.



2016-11-22

Frau Walküre datet …

«Beim vereinbarten Treffpunkt beobachte ich die Passanten und denke mir dabei ein paar Mal: Bitte, lieber Gott, lass es nicht den sein! Im Schützengraben gibt es keine Atheisten, das war mir bekannt. Dass es auch bei Blind Dates keine gibt, weiß ich seit diesem Abend auch.»

… und schreibt sehr höflich, tagebuchförmig und respektvoll darüber. Abenteuer Mann.

Schubladen

Heute früh ist mein erstes Tweet (dank des besonderen Sonnenaufgangs) „Spannendes Licht hier in Berlin. #berlin #wetter” und prompt werde ich auf eine Liste gesetzt:



Interessant dabei, mich interessiert Wetter eher nicht so. Ich würde mich als wetterunabhängig bezeichnen, höre bei Nachrichten oft schon vor dem Wetter weg. Wenn's regnet, regnet es eben. Mein Wetterbarometer bin meist ich selbst auf dem Balkon.

So schnell wird man also entgegen seiner Interessen wenig zutreffend einsortiert.

Und darüber können wir ruhig einmal nachdenken.

2016-11-20

„Kann den wer anzünden bitte?”

Florian Klenk, Journalist, twittert die Idee deutschsprachige Nachrichten mit türkischen Untertiteln abrufbar zu machen, damit Türken, die kein Deutsch verstehen, sich ein Bild zur kritischen Berichterstattung über Erdoğan machen können. Schwups wird er von den Rechten wie die Sau durch Facebook getrieben. Ein Kommentator, Boris, schreibt: „Kann den (Florian Klenk) wer anzünden bitte?“

Klenk besucht diesen Boris darauf hin in seiner Heimatstadt und unterhält sich mit ihm.

«Boris fragt einmal ganz verzweifelt, „wieso sich die Herren Staatenlenker nicht endlich einmal hinsetzen und Frieden machen“. Man müsse Extreme wählen, sagt er, wenn man eine Kurskorrektur wolle.»

«Frottier (Pattrick Frottier, Psychologe) zögert mit Ferndiagnosen. Aber er sagt, wenn sich Menschen „ihrer selbst nicht mehr sicher“ seien, wenn sie Angst vor Kontrollverlust hätten, dann seien drei Reaktionsmuster zu beobachten: Weglaufen. Erstarren. Oder eben: der Angriff. Es seien übrigens die Wohlhabenden, jene, die nie Not oder Elend kennengelernt hätten, die sich nun vermehrt bei Pegida und FPÖ wiederfänden. Weil sie Angst vor dem Abstieg und dem Kontrollverlust hätten, eine Erfahrung, die sie nicht kennen.”

Lesenswert! (via Mela Eckenfels)