2006-06-07

Die beste Idee,

die ich im letzten Jahr gehabt habe, war dann doch zwei Katzen zu nehmen. Die zwei nicht zu trennen, was die Vorbesitzerin ungerührt getan hätte. Da war dieser eine Moment in den zwei Stunden inmitten von nur 15 Katzen, von denen drei weggegeben werden sollten. Die eine Katze, wegen der ich eigentlich gekommen war, die aber unsichtbar blieb, um doch irgendwann hervorzukommen und sich als dann inmitten der anderen Katzen mit der zweiten Katze, von der ich die Augen nicht lassen konnte, begrüsste als hätten sie sich ewig nicht gesehen und seien sich sehr zugetan.

Von dem Moment an war die Sache entschieden. Gut. Ich habe noch eine Pseudonacht darüber geschlafen. Und genau die richtige Freundin gefragt, die sofort sagte 'mach das, wir schaffen das schon!'

(Danke Frau Antsche!)

Die beiden sind sich enorm wichtig. Die eine hatte die andere adoptiert, als deren Mutter mit ihrem Wurf nichts anfangen konnte. Inzwischen sind sie absolut gleichberechtigt und ergänzen sich prächtig. Sie lieben sich immer noch, auch nach der Kastration. Wenn sie mal getrennt schlafen, muß die zweite Katze erst mal gesucht werden nach dem Aufwachen, die Welt stimmt sonst nicht. Und wann immer sie sich treffen, gibt's 'nen Zungenkuss ins Gesicht. Selbst wenn sie ihre brutalen fünf Minuten haben (die nie wirklich schlimm sind), sie küssen sich vorher und sie küssen sich nachher. Ich habe die meiste Zeit in meinem Leben zwei Katzen gehabt, aber noch nie so eine Harmonie untereinander erlebt.







Gelegentlich gucke auch ich im richtigen Moment zur richtigen Stelle hin, erkenne das Besondere und treffe dann die richtige Entscheidung. Und seien wir ehrlich: Katzenfutter im Großpack ist ja auch viel günstiger …

2006-06-06

Ich entführe Euch …

heute in die Sprache des fotografischen Fachlateins. Wisst Ihr, was ein Bokeh (jap.) ist? Ja, hat auch irgendwie im entfernten Sinn mit Flaschen bzw. Glas zu tun. Ein Bokeh beschreibt die besondere ästethische Qualität eines Objektives unscharfe Bereiche in einem Foto abzubilden. Natürlich ist der Qualitätsanspruch wie so vieles in der Fotografie ein rein subjektiver.

Fotos macht man bekanntlich mit Objektiven. Diese Objektive bilden im Foto den Hintergrund in mehr oder weniger starken Unschärfe ab. Das hängt davon ab, wie der Fotograf etwas bewußt herausstellen möchte, vorzugsweise mit offener Blende also kleiner Blendenzahl. Wie diese Unschärfe nun zu sehen ist, ob weich, unauffällig und leise im Abgang



oder laut, aggressiv und hell in leuchtenden Scheiben (Zerstreuungskreise): so lässt sich das Bokeh eines Fotos beschreiben.



Zooms unterstellt man gerne ein schlechteres Bokeh als den Festbrennweiten, obwohl mein Tamron-Zoom ganz klar beides perfekt kann, wie man oben sieht. Ein ausgesprochenes Porträt-Objektiv sollte auf alle Fälle immer ein perfektes Bokeh erzeugen können. Mittlerweile versucht man schon Objektive mit besonderer Bokeh-Qualität herzustellen. Und ich bin sicher in nicht allzuferner Zukunft, werden wir bei 'Wetten das?' einen freundlichen aber verrückten Objektivsammler treffen, der allein aufgrund des Bokehs eines Fotos das passende Objektiv erraten kann.

Kurz: So ein Bokeh im Foto kann einem schon mal ordentlich den Tag vermasseln, weil man sich im ungünstigsten Fall in einer mehrstündigen sehr intimen Photoshop-Session wiederfindet, die sich nur durch ein ganz, ganz feines Bouqet im Glas und mit passender weicher musikalischer Hintergrundsstimmung ertragen lässt. Manchmal macht ein aufdringliches Bokeh aber ein Foto erst zu dem ganz besonderen Foto, das es eben geworden ist.

Gerade Fotografie-Anfängern, die ihr erstes wirklich hochgradig gelungenes Foto in einem der vielen wilden Fotoforen voller Stolz posten, erhalten gelegentlich vom alten Foto-Hasen Photo-Hasen ein lässiges 'Schönes Bild, aber das Bokeh geht ja gar nicht …' hingeschleudert - und ich wette, so manchem SLR-Anfänger hat genau so ein Kommentar die Rückkehr in die Kompaktkamerawelt deutlich vereinfacht.

Wer mehr zum Thema lesen möchte, kann das hier oder hier tun. Freund Lefty hat nun einen wunderschönen Link im dpreview.com-Forum aufgetan, wo eine herausragende Zurschaustellung einiger vieler Bokeh-Meisterleistungen – vorzugsweise im eher schrägen Sinne – präsentiert wird.

So! Ab sofort könnt Ihr also alle mitreden, wenn das Wort vom Bokeh ausserhalb der Weinregionen fällt und könnt immer schön impressionieren (zu schade, das es das Wort nur im Österreichischen gibt) – aber lasst Gnade bei den Fotoanfängern walten!

Und nun behauptet ja nicht mehr, wir Fotografen hätten es leicht!

Morgen

spielen dann endlich TOOL in Berlin. Und ich gehe nicht hin. Die Eintrittspreise liegen nur ganz minimal ausserhalb meines Ausgabebereiches. Die ehemaligen familiären Kontakte funktionieren dank typisch amerikanischen Scheidungsdesasters nicht mehr. Und mal ein Ticket auf ebay zum Dumpingpreis zu schnappen, funktioniert dieses Mal offensichtlich nicht. Angebot zu knapp. Und ich würde wirklich ehrlich gerne, so verdammt gerne in dieses Konzert gehen. Ohne Kamera. Einfach nur rocken und abtanzen.

Ich weiß, dies hier ist eigentlich eine fluchfreie Zone … aber darf ich mal kurz und laut: 'Kacke' brüllen?

Danke!

Ich habe mal

die Linkleiste um nur einige wenige meiner absoluten Lieblingsblogs erweitert.

Aber bitte wieder kommen!

Der Münte brüllt …

also unser Müntefering, der hat lt. Spiegel online jetzt seine Mannen (und die paar Frauchen) aufgefordert, sie mögen doch bitte die Rudelführerin Merkel künftig ein bisschen mehr respektieren und nicht so doll mit der Pranke auf die Pauke hauen und auch nicht ihre eigenen Wege abseits des Rudelkern verfolgen. Seine Kritik sendet er vorzugsweise an die brüllenden Löwen der Union.

Ja, so ist er, der stattliche Altpanther Müntefering. Stellt sich wie ein ganzer Kerl vor des schwachen Weibchens Brust und faucht ganz gentlemanlike den Koalitionsfreunden einmal kräftig den Wind um die Ohren. Die Löwenfrau regiert! Die Löwenfrau hat Recht! Und wer das so nicht akzeptieren mag, der bekommt's mit dem allmächtigen SPD-Panther zu tun. Der im letzten Jahr seine Profilneurose bei der Frau Nahle-Wahl deutlich und offen zur Schau gestellt hat. Und da der Wähler nie vergisst, kennen wir des Münteferings seine Problemchen ganz gut.

Hm. Für mich gehört der Kerl in den Ruhestand versetzt, wer im Jahre 2006 allen Ernstes glaubt, die Frau – die es immerhin aus ostdeutschen Reihen mit dem macho-belasteten Parteibuch aller Zeiten zur Bundeskanzlerin geschafft hat – beschützen zu müssen, hat einfach ausgedient. Frau Merkel kann ihre Machtworte mit absoluter Sicherheit selber formulieren. Ich mag Frau Merkels Partei nicht, aber der Frau traue ich schon zu, dass sie im richtigen Moment klare Worte spricht. Sie wird es nur nicht gleich offiziell tun und sich auf ähnlich peinliche Weise profilieren zu müssen, wie es Mr. Showmaster himself ganz gerne mal macht.

Bei Tageslicht betrachtet ist dieser Vorgang natürlich nichts anderes als der klägliche dumme Versuch des Herrn Müntefering, die Position der Frau Merkel selbst zu demontieren und sich im rechten Licht. (Nö, im richtigen Licht zu schreiben, wäre hier zu profan gewesen!) 'Seht her, großes deutsches Volk, Eure Bundeskanzlerin schafft es nicht ihre Mannen im Zaum und in der Bahn zu halten. Da muss ich, der der große allmächtige SPD-Held kommen, um ihre 'angeblich ach so schwache' Position in der Koalition zu stärken.'

Nee, Münte aus meiner bescheidenen Sicht als Weibchen war das jetzt echt plump und doof! Bist durchschaut. Geh' Hause!

2006-06-05

Karneval der Kulturen 2006

Das war ein schönes Pfingstwochenende …

Freitag habe ich mir den absoluten Luxus gegönnt und verinnerlicht, den nur aktiv Arbeitssuchende haben können. Was das ist? Beispielsweise zum Friseur zu gehen. Sehen, dass die Coiffeurin Dienst hat, die mir neulich die Haare zu kurz geschnitten hatte, umdrehen und sich sagen 'Du kannst ja Dienstag wieder hingehen, die Zeit haste ja.' Ich glaube es kaum, aber das war für mich das erste bewußte Mal, dass ich diesen aktiv arbeitsuchenden Zustand als für mich positiv verbuchen konnte.

Fast ein Gücksgefühl. In diesem einen Moment.

Kurz darauf folgte der zweite: Ich fuhr dann mit dem Rad zum Türkenmarkt (so heißt im Volksmund einer der schönsten Wochenmärkte in Kreuzberg), habe mir ein Bund unglaublich aromatischen Ruccola, ein Bund frische Minze, ein paar leckere Oliven und einige wenige 100g frische Kirschen gegönnt. Mittlerweile öffneten sich auch die Wolken immer weiter und die Sonne schien und so wurde das übliche Hindernissprungrennen über die dort anwesende unfassbare Masse an Kinderwagen oder Einkaufswagen (Lieblings-
mitbringsel der vornehmlich mit Kopftuch bekleideten Frauen) zu einem fast angenehmen Ritual.
Am Ende habe ich mir am Öko-Stand einen Kaffee für € 1,– (der einfache Kaffee mit einem ordentlichen Schuss Milch ist eben günstiger als der Milchkaffee mit 50 % Milch) geleistet, mich auf die Holzplanken des Dampferanlegestelle nebenan gesetzt, die komplett in der wärmenden Sonne lag, den Kaffee genossen und das geschäftige Treiben beobachtet und mir eingebildet, das sei jetzt der Wochenmarkt in Südfrankreich, den ich so sehr vermisse. Die Zeit zu haben, das zu tun:

Wieder ein Glücksgefühl. Da war ich aber schon wieder soweit es 'einen Tag Urlaub vom arbeitslos sein' zu nennen. Aus dem aktiv Arbeitssuchend-Dasein für sich einen positiven Umstand zu ziehen, möchte ich mir nicht erlauben. Es hat die Vorahnung von Abstieg total.

Ansonsten gab es in Berlin den Karneval der Kulturen, so gut wie kein Regen bei dem Umzug, der wunderschön, sehr lang und sehr voll war. Eine SMS von Freunden, die bei Rock am Ring waren und mir mitteilten, dass sie bei den für mich wichtigen Acts immer an mich denken. MTV, die einige Konzerte von dort wie Metallica, P l a c e b o und Depeche Mode live übertragen haben. Ein kleines 13 Monate altes niedliches Mädchen, das begeistert in ihren Schlafsack schlüpft, schimpft, wenn ihr das nicht schnell genug gelingen will, weil der Papa den Reisschluß nicht schnell genug aufbekommen hat, ihre abendliche Milchflasche trinkt, kuschelt und zufrieden und gerne ins Bett geht. Das Treffen mit netten Freunden. Die Katze, die sich eben außerordentlich lange und wild auf meinem Arm und Schoss drehend, alle Streicheleinheiten dieser Welt eingefordert hatte, was für sie eher unüblich ist. Einen glücklichen Italiener, der mein Objektiv zum Freundschaftspreis ersteigert hatte. Die Einsicht daraus, dass ich mich noch für andere freuen kann – auch wenn es eher zum Nachteil für mich ist. Gutes Essen. Die e-Mail von dem Freund, der sich endlich aus Italien gemeldet hat und Fotos von seiner neuen Umgebung geschickt hat, den ich so doll vermisse, aber dem es offensichtlich gut geht.

Es sind ja doch die kleinen Dinge, die glücklich machen!