2014-04-12

DHL-Poor Men Bloody Blues

Ich warte heute auf den DHL-Boten. Auf den mit dem Katzenstreu im Gepäck. Warte ich Samstags nicht auf den DHL-Boten, kommt er so gegen 12.00 Uhr. Warte ich Samstags auf den DHL-Boten, kommt er vor 17:00 Uhr. Warte ich Samstags auf den DHL-Boten und gehe kurz vor 12:00 zwei Sekunden zum befreundeten Discounter gegenüber einkaufen, kommt er garantiert ausnahmsweise in der Zeitspanne zwischen kurz vor 12:00 Uhr und 12.05 Uhr.

So sind die Regeln!

Und es gibt keine Ausnahmen.

2014-04-09

Allgemeine Zustandsbeschreibung

Zombie.

2014-04-08

Reha

Post im Briefkasten. Krankenkasse schreibt mir hinsichtlich eines Reha-Antrages (den sie mir ans Herz legt). Sie habe nämlich den Medizinischen Dienst der Krankenkasse (MDK) hinzugezogen hinsichtlich meiner Behandlung und der habe festgestellt, dass meine Erwerbsfähigkeit erheblich gefährdet oder gemindert sei.

Der MDK hat mich nie gesehen.

2014-04-07

Dauerlaufen

Letzte Woche endlich wieder mit dem Laufen begonnen. Gewisse Krankheiten machen schlechte Haltung, schlechte Haltung macht schlechte Figur, schlechte Figur macht (nicht nur beim Nähen) schlechte Laune; Quadratur des Kreises. Ihr wisst schon. Der Ausbruch war keine leichter, ich deale in der letzten Zeit mit mentalen Sorgen, die den Körper betreffen. Ist ein neuer Streckenpunkt in der Quadratur, habe ich echt nicht gut aufgepasst, als sich das Ding eingeschmuggelt hatte. Oder auch: *ürgs*.

Mit dem Laufen begonnen, heißt, sich in der neuen Umgebung neue Laufstrecken erarbeiten. Ich mag ja gerne Strecken, die nicht zu sehr vom Lauf auf Asphalt geprägt sind. Meine Knochen mögen das sowieso. Alte künstliche Kanalbecken in der Nähe sind da eine prima Sache.

Heute hatte ich die dritte Laufeinheit. Natürlich will ich immer, wenn ich wieder anfange, täglich laufen. Ich weiß aber auch, das mögen die Knochen nicht. Also behutsam einleiten das Ganze und am Anfang mit zwei Läufen die Woche erst mal glücklich sein. Für die anderen Tage gibt es ja noch Yoga, HulaHoop-Reifen und die gefährlichen Kniebeugen.

Laufen im Frühling ist schon eine dufte Sache. Man sieht es sprießen, blühen; man kann es riechen. Vorhin hatte ich einen sehr wilden emotionalen Moment, als ich begriffen habe, dieser Winter ist wirklich endgültig vorbei – und ich habe ihn überlebt. Winter sind wirklich keine leichte Angelegenheit für mich. Ich muss mir da etwas für die Zukunft überlegen.

Was mich auch eben froh gestimmt hat, die Erkenntnis, wie die Kondition schon beim dritten Lauf eine deutlich bessere geworden ist. Wie ich durchhalte und den Lauf bis zum nächsten Fixpunkt schaffe, den ich weiter gesetzt habe als letztes Mal. Außerdem war es eben schon richtig schwül durch den Regen in der Frühe und der folgenden Sonne, ein Vorgeschmack darauf wie uns der Sommer bald wieder quälen kann.

Was mich indes betrübt ist das Gefühl, dass ich diese guten Dinge nicht mehr so intensiv fühle in ihrem Gutsein, also so wie früher mit dieser unendlichen Tiefe. Irgendwie liegt da noch eine Plane drüber, hoffentlich bekomme ich diese noch weggezogen.

Das linke ehemalige Unfallknie schmerzt beim Laufen, eigentlich schon seit die Radsaison wieder richtig im Gange ist. Die Physiotherapeutin hatte mir letztes Jahr bei der Schulternummer das Arnika-Massageöl von Weleda empfohlen. Sie meinte, es gibt nichts Besseres. Einmal das Knie damit eingerieben nach dem Duschen. Schmerz weg. Scheint so, als gäbe es wirklich nichts Besseres! Arnika und Olivenöl, so simpel!

Bewegung ist eine so unglaublich gute, immer hilfreiche, die Seele reinigende Sache. Warum nur ist es bei vielen Menschen, auch bei mir, so eingerichtet von der Natur, dass man sich dazu immer wieder neu zwingen muss?

2014-04-06

Die hohe Kunst der Sushi-Speisung!

Bei Shoko Kono habe ich in den letzten Jahren einige Kochkurse gemacht, hier, hier und hier darüber gebloggt. Ich bin mit ihr auf auf facebook verbunden, wo sie gestern diesen kleinen nicht uninteressanten Warnhinweis postete:



Nun bin ich durch die buddhistischen Aktivitäten meiner Mum im Umfeld mit vielen Japanern groß geworden und mit ihrer Küche. Damals wurde nie Wasabi in die Soja-Sauce gerührt und mich wunderte, dass Jahre später als hierzulande die Sushi-Restaurants wie Shiitake-Pilze aus dem Boden sprossen, plötzlich die Sitte hochkam mit Wasabi eine an sich vor Würze und Geschmack strotzende Sauce zu … ja zu was eigentlicht? Zu verfeinern? Zu pimpen? Zu killen? Zumal eine Regel sagt, dass man ein einmal angebissenes Sushi nicht erneut in die Sauce taucht, um diese rein zu halten. Rein bleibt sie auch mit eingerührtem Wasabi eher nicht, oder?

Gestern ergab sich durch Shokos Post eine sehr interessante Diskussion auf facebook. Wir hatten natürlich Fragen zu den einzelnen Punkten, die Shoko uns freundlich erläuterte und die ich gerne wiedergebe.

Bei allem freiheitlichen Denken, dass wir uns in unserer Kultur als so wichtig auf die Fahne schreiben, darf man eines nicht vergessen: keine Küche ist eine so demokratische Küche, wie die japanische Küche. Wer in ein Sushi-Restaurant kommt, wird immer vom Meister-Koch eingeladen ihm bei seiner Arbeit zuzugucken, der Entstehung seiner Speise beizuwohnen. Sushi-Küchen sind immer offene Küchen. Man kocht visuell sichtbar für den Gast. Der Koch stellt so unter Beweis, dass er seine Kunst beherrscht, dass er nur gute, frische Zutaten verwendet, dass er direkt für den Gast das von ihm ausgewählte Sushi zubereitet und wie sauber er seine Küche und Werkzeuge hält, als auch wie hygienisch mit den einzelnen Zutaten umgegangen wird. Ehrerbietung ist das Zauberwort, dass in der japanischen Kultur überall eine große Rolle spielt.

Demgegenüber ist die Tatsache gegeben, dass im japanischen Restaurant auch der Gast vom Koch gesehen wird. (Üblicherweise sitzt man in japanischen Restaurants direkt an der Theke, wo eine Kommunikation mit dem Chef immer möglich ist.) Der Gast signalisiert in dem er das Sushi – und auch alle anderen Speisen – in der für ihn zubereiteten Weise genießt, gut heißt und somit wertschätzt. In dem die Speisen so gegessen werden, dass man die einzelnen Geschmackskomponenten schmecken kann, wie vom Koch erdacht und geschaffen, signalisiert der Gast dem Koch gegenüber, dass er seine Arbeit versteht und schätzt.

Wie Shoko erklärt, wird in den Restaurants in Japan kein Wasabi auf dem Sushi-Teller serviert und nur eine sehr kleine Menge Gari, den eingelegten Ingwer. Wasabi ist bereits vom Koch bei jedem Sushi in der von ihm zur Speise als richtig empfundene Menge zugefügt. Er gehört ursprünglich nur extra gereicht, ordert man Sashimi, den rohen Fisch ohne Reis. Und Gari wird nur in sehr kleiner Menge gegessen und dient alleine der Neutralisierung des Geschmackes zwischen einzelnen Sushi. Er wird also nur bei Bedarf und nie zusammen mit einem Sushi eingenommen. Man bestellt ihn auch nicht nach.

Shoko hat für sich selbst nur einen Punkt definiert, wann sie selber Wasabi in die Soja-Sauce geben würde: wenn der Fisch nicht frisch ist. Also dann, wenn man das Sushi gar nicht essen möchte.

Meine Frage, warum dann überhaupt Wasabi und Gari hierzulande in so großen Mengen angereicht wird, beantwortete Shoko so: Als Sushi noch kein Mainsstream-Food war, haben sich hauptsächlich Russen Sushi leisten können. Sie hatten Geld und ließen Wasabi und Gari immer noch extra servieren (vergleichbar mit der Kaviar-Attitüde). Und tatsächlich stehen in Berlin-Charlottenburg und Wilmersdorf – wo die Sushi-Restaurants mittlerweile oft auf geschäftlicher Ebene in russischer Hand sind – häufig eine große Schale Gari auf dem Tisch, aus der man sich so viel Ingwer nehmen kann, wie man möchte. In der japanischen Küche hinsichtlich der Frische und Hygiene ein undenkbares Verhalten.

Mich mit Gari zurück zu halten, fällt mir übrigens auch eher schwer. Ich habe aber immer welchen im Kühlschrank und esse ihn gerne vor dem Fernseher – als Chips-Ersatz.

Da der ursprüngliche für Sushi verwendete Wasserrettich ein sehr seltener und daher teurer Rettich ist (200 €/kg), der in der Würze eine extrem hohe Intensität bietet, liegt der Grund für die zurückhaltende Verwendung auf der Hand. Hierzulande wird eh nur Seiyō Wasabi (Wasabi-Meerrettich) angeboten, der ist deutlich günstiger und geschmacklich viel weniger intensiv. Auch das mag die Zuwanderung auf den Teller in Mengen erklären.

Warum allerhöchstens die Menge eines Teelöffels Soja-Sauce in das Schälchen gegossen wird, erklärte Shoko mit einer Anekdote: «Als meine deutschen Freunde und ich in einem Sushi-Restaurant am Tsukiji-Fischmarkt waren, beobachtete uns eine Kellnerin, und als jemand viel Sojasoße genommen hatte, hat sie uns gesagt, "bitte nicht so viel Sojasoße, ansonsten schadet sie dem Geschmack von dem guten Fisch!"»

Somit sind Punkt 1 und 2 von Shokos Auflistung nachvollziehbar. Zu Punkt 3 ist zu sagen, wenn Nigiri in Soja-Sauce getaucht wird nur mit der Fischseite an einer sehr kleinen Ecke eingetaucht wird. Es badet nicht darin. Der Reis ist bereits gesäuert und gewürzt; weder er benötigen zusätzlichen Geschmack, noch braucht die Soja-Sauce seine Säuerung. Auch geht es darum, die besondere Zubereitung des behandelten – und eben oft extra für das Sushi gewählten, qualitativ sehr hochwertigen, teuren – Reis geschmacklich erkennen zu können. Und was einmal schon den Mund berührt hat, wird nicht noch einmal eingetunkt in dieses Schälchen! Wobei die Frage ist, warum man von einem Nigiri überhaupt abbeißen sollte?

Punkt 4 und 5 habe ich schon besprochen, der sechste Punkt erklärt sich von selbst: In Japan isst man nur das Sashimi, also den rohen Fisch ohne Reis zubereitet, mit Stäbchen. Nigiri und Maki wandern von der Hand in den Mund. Weswegen man in guten japanischen Restaurants vorher feuchte, warme Handtücher gereicht bekommt, um die Hände (ggfs. auch das Gesicht) zu reinigen. Wer möchte, darf bei Sashimi an einer Ecke sehr wenig Wasabi aufbringen, die anderen Ecke leicht in Soja-Sauce tauchen. Tatsächlich sollte es beim Genuss primär darum gehen, den Geschmack von dem sehr frischen edlen Fisch zu genießen.

Natürlich würde ein japanischer Koch nie sein Gesicht verlieren und einen Gast aufgrund der Missachtung seiner Kunst wirklich vor die Tür setzen. Das verbietet die japanische Kultur, in der die Emotion eher nicht nach außen getragen wird. Aber ein Koch, der sich ärgert, könnte womöglich seinen Ärger auf sein Handwerk übertragen – und unter Ärger zubereitete Speisen möchte doch niemand essen?

Manchmal …



… vergisst die kleine Tally ihre Contenance und die ihr vom Arzt attestierte Taubheit. Zum Beispiel, wenn ich an den Schrank gehe, wo die Futterschalen aufbewahrt werden. Oder wenn sich die Meisen im Baum vor unserem Balkon eine kleine Schlacht liefern.

Wie Oma damals.

2014-04-05

Wollen wir einmal über „formschön” reden?