2010-12-13

Da sitzt man so im Bus, Doppeldecker …

… bei schönstem Winterwetter im Sonnenschein und die Dame, die direkt hinter einem sitzt, wird angerufen. Von „Schatzi.“ Mit Schatzi quatscht sie so über kaputte Autos, Spätdienste, pih, pah und poh und irgendwann fällt von ihr der Satz: „Don Alphonso, der hat doch einen seelischen Schaden*.“

Ist man eigentlich vor diesem Bloggerpack nie sicher?

Musste mich dann aber doch grinsend umdrehen. Kostet ja nix.

*Ihre Meinung, nicht meine.

2010-12-09

Ich stelle mir so vor …

ich verunglücke öffentlich im Fernsehen. Das ist so eine Sache für sich. Und dann stelle ich mir vor, die gesamte deutsche Medienlandschaft schreibt mich für immer und ewig gelähmt, bevor ich auch nur überhaupt nach den OPs mal die Augen aufgemacht hätte. Und obwohl die Ärzte deutlich gesagt haben, die Prognosen sind nicht doll aber man muss sehen, was die nächsten Monate bringen.

Und dann mache ich die Augen auf und erkenne, alle haben vor mir meine Diagnose gelesen und keiner glaubt an meine etwaige Genesung.

Das müsste extrem motivierend auf mich wirken, stelle ich mir so vor.

Arbeitsverhinderungsdevice



Nishia in voller Winterfellpracht.

2010-12-08

Was dieses HTML5 so alles kann?

Das hier. (Schön die Buttons nutzen!)

2010-12-06

Der eigentliche Skandal von „Wetten dass …?“

Der liegt in meinen Augen – und die werden seit Samstag unglücklicherweise auf eine extrem harte Probe gestellt – in den Variationen der Schreibweise des Sendungsnamens. Die scheinen nämlich unglaublich facettenreich, wenn man aus dem Hinterkopf abruft, dass die deutsche Rechtschreibung knallhart geregelt ist.

Das Problem beginnt damit, dass der Satzteil „Wetten, dass …? korrekt betrachtet – neben einem Komma – ein Auslassungszeichen beinhaltet, die sogenannte Ellipse. Visuell besteht die Ellipse aus drei einzelnen Punkten. Was sie jedoch nicht ist. Wir PC-User kennen sie als Sonderzeichen, das aus drei Punkten besteht, die kleiner dargestellt werden als der ursprüngliche Punkt und in der Laufweite des jeweiligen Fonts elegant angepasst ist. Die drei einzelnen Punkte laufen deutlich weiter laufen, sind wären nicht umbruchsicher.

… (Ellipse per alt + Punkt (Mac), alt + 0133 (Windows))
... (Ellipse per einzelne Punkte)

Kurze Regel: eine Ellipse wird, signalisiert sie die Auslassung eines Wortteils, direkt an das Wort gesetzt. Signalisiert sie indes die Auslassung eines Satzteiles, wird sie von einem (geschützten) Leerzeichen losgelöst vom vorangegangenen und auch folgenden Wort abgesetzt. Also:

„Im Morgen…“ für „Im Morgengrauen“
„Im Morgengrauen erscheint die Welt … trostlos.“ für „Im Morgengrauen erscheint die Welt besonders trostlos.“

Einfach zu merken: man würde doch auch das ausgelassene Wort mit Leerzeichen setzen oder? Soweit so gut. Wie man das Auslassungszeichen korrekt setzt und dass wir zwei Varianten kennen, das haben wir übrigens alle in der Schule gelernt. Das hat nämlich nix mit Typosatz am PC zu tun. Wir haben nur nicht in der Schule die Sonderzeichen für den PC-Gebrauch gelernt und welcher Tastaturkombination es bedarf, sie zu setzen und vielleicht auch nicht gelernt, dass das geschützte Leerzeichen einen hässlichen Umbruch im Fließtext verhindert. Aber das ist einfach nachzuholen:

Ellipse … am Mac: alt + . (Punkt) ; am PC: alt + 0133
geschütztes Leerzeichen am Mac: alt + Space; am PC: alt + 0160

Soweit so gut und ich habe das auch schon einmal viel ausführlicher thematisiert. Da die Ellipse immer aus drei Punkten besteht, existiert eine klare Erscheinungsform ihrerseits in Kombination mit anderen Satzzeichen. Die Ellipse besteht immer nur aus drei Punkten! Also nie aus vieren (!) – daher wird bei ihrer Verwendung am Satzende der Punkt geschenkt. Indes gehören alle anderen Satzzeichen, wie z. B. „?“ oder „!” direkt an sie angeschlossen. Bleiben wir bei unserem obigen Beispiel:

„Im Morgengrauen erscheint die Welt besonders …“ oder
„Im Morgengrauen erscheint die Welt besonders …!“

Andere Variationen gibt es nicht! Wir haben also am Satzende immer entweder einen einzelnen Punkt, drei Punkte oder drei Punkte und ein Satzzeichen stehen, niemals vier oder nur zwei Punkte und ein Satzzeichen. Das ist ganz einfach zu merken!

Folgen wir den oben genannten Regeln, gibt es also für den Namen Deutschlands beliebtester Abendshow als eigentlicher Satzteil mit Auslassungszeichen nur eine mögliche Schreibweise, nämlich: „Wetten, dass …?

Nun hatte seinerzeit der Designer der Logos vom ZDF, der ebensolches für die Sendung „Wetten, dass …?“ entworfen hatte, entweder keine Ahnung von deutscher Satzlehre und Typografie und hat unbewusst Satzfehler in das Logo eingebaut, das Komma entfernt und aus der Ellipse ein Zweipunkt-Fragezeichen-Zwitterwesen gebaut. Oder er wollte etwas ganz Einmaliges gestalten und hat das sehr bewusst getan. Es sieht nämlich so aus:


source „Wetten, dass …?“-Logo © ZDF

Wir haben kein Komma. Und wir haben zwei einzelne Punkte und ein Fragezeichen, also ein Satzzeichen-Gefüge, das unsere Schreibweise überhaupt nicht kennt. Jedoch haben wir hier wenigstens den Abstandhalter zum Ellipse-Zwitterwesen, den übrigens nachgebaute Logos vom ZDF im Fernsehen verwendet nicht immer kennen!

Daher glaube ich persönlich, dass der Designer das inhaltlich seiner Gestaltung sehr bewusst gemacht hat. Das Spiel ist klar zu erkennen. Natürlich entbindet diese Gestaltung das ZDF mitnichten von der korrekten Schreibweise im Fließtext.

Persönlich bin ich übrigens nicht der Meinung, dass ein normalsterblicher Blogger, der irgendwie auch Publizist ist, Satzlehre – so spannend sie übrigens ist – perfekt beherrschen muss. Aber von einem Screen-Designer, Multimedia-Gestalter, Grafiker, Web-Designer und – vor allem – von einem Journalisten verlange ich, dass sie deutsche Satzlehre beherrschen. Es gehört zu ihrem Job, das richtig zu machen! Sie publizieren schließlich für Geld!

Nun, dann gucken wir mal, was die hiesige Presse heuer aus der ZDF-„Wetten, dass …?“-Logomisere macht. Sie hat genau zwei Möglichkeiten, sie setzt den Sendungsnamen korrekt „Wetten, dass …?” oder sie übernimmt die Schreibweise vom Logo des ZDF „Wetten dass ..?”, die dann in Anführungszeichen gesetzt gehört! Je nachdem für welche Schreibweise sie sich entscheidet, ob nun hinsichtlich der Rechtschreibung für die korrekte oder dem vom ZDF produzierten Eigennamen, sollte sie sich überlegen, bei der einmal getroffenen Entscheidung in der Schreibweise Treue zu zeigen.

In etwa so:

Die taz setzt elegant unentschieden falsch, mal setzt sie die Ellipse und mal nicht. Versucht sich aber konsequent am falschen Gebrauch der Satzzeichen. Für die unterschiedliche Schreibweise muss man nicht zwei unterschiedliche Journalisten verantwortlich machen, beide Schreibweisen kommen in ein und demselben Artikel vor: im Header und im Text. (Alle Bilder auf Klick groß.)


source: © taz.de

Der Tagesspiegel schreibt den Namen im Fließtext konsequent vom ZDF-Logo losgelöst, zumindest was das Kommata anbelangt, richtig. Er nimmt auch das korrekte Satzzeichen für die Ellipse: Nur: dass hier vom „dass“ gar nichts ausgelassen wird, haben sie nicht begriffen und das Leerzeichen gestrichen. Macht aber nix, denn der CMS-Programmierer hat ja auch den „mehr…“-Klickbutton immer schon falsch gesetzt. (Doch doch, es gibt Entitäten für die jeweiligen Leerzeichen, man kann also Satz auch korrekt in HTML bringen.)

source: © tagesspiegel.de

Gleiches gilt übrigens für den „mehr…-Button beim Spiegel. Ansonsten macht er alles richtig, bis auf die Ellipse, die wieder an das „dass“ rutschen musste und naja, ganz unten ist er dann doch wieder ganz nah an der ZDF-Schreibweise. Also redaktionell auch als unentschieden zu begreifen …

source © spiegel.de

… konsequent unentschieden übrigens. Ein Schreenshot, drei Schreibweisen: Ohne Leerzeichen zur Ellipse, drei Punkte; mit Leerzeichen zur Ellipse, drei Punkte; erneut ohne Leerzeichen zur Ellipse, drei Punkte; und zum Schluss ohne Leerzeichen und Ellipse, zwei Punkte.

source © spiegel.de

Die Süddeutsche Zeitung übernimmt auch im Fließtext die Schreibweise vom ZDF-Logo mit der „Zweipunkt-Ellipse“, behält sich aber vor das Komma einzufügen – und mal … äh … nicht einzufügen. Konsequent verzichtet sie jedes Mal darauf, das Leerzeichen vor die Ellipse zu setzen, setzt es dafür – Achtung! Neue Variation im Spiel! – zwischen Ellipse und Fragezeichen, wo es partout nicht hingehört. (Das liegt übrigens daran, dass sie eben nicht das Sonderzeichen Ellipse verwendet, sondern einzelne Punkte – die laufen halt gerne mit Schuss und in Addition mit dem Schuss vom Fragezeichen, ergibt es optisch ein Leerzeichen.)

source © sueddeutschte.de

Die FAZ kennt – wen wundert es noch? – auch zahlreiche Variationen, sie schreibt den Eigennamen in der Überschrift korrekt mit Leerzeichen, übernimmt die zwei Punkte, macht es direkt darunter wieder anders. Vergisst wieder das Leerzeichen vor der Ellipse, der sie dafür korrekte drei Punkte spendet, weswegen in der nächsten Nennung leider das Fragezeichen sterben musste.

source © faz.net

„Die Zeit“: Fast 100 Punkte … sie übernimmt relativ konsequent die Zweipunkt-Logo-Variante von ZDF, verbaselt es dann aber doch, weil sie dieser mit dem Komma dazwischen pfuscht, dafür das Leerzeichen vor der Ellipse kürzt.

source © zeit.de

Aber wie soll der Qualitätsjournalismus das auch auf die Reihe bekommen, wenn nicht einmal das ZDF selber weiß, wie man „Wetten, dass …?“ korrekt schreibt und selbst unzählige Schreibweisen an Ort und Stelle kennt?

source © zdf.de

source © zdf.de

Kurz notiert, wir haben hinsichtlich deutscher Satz- und Typoregeln eine korrekte Schreibeweise und ein kreatives Logo. Deutscher Qualitätsjournalismus macht daraus, wenn ich korrekt gezählt habe, sechs Schreibvarianten.

Leider aber machen die allermeisten Screen-Desginer, die im TV für die Untertitelung von Sendungen verantwortlich sind, heute nur derartige Fehler. Und zwar ohne dass – von der Typowahl abgesehen – eine Gestaltung überhaupt vorgenommen würde. Da werden Bindestriche genommen, wo Gedankenstriche gesetzt gehören, Leerzeichen werden wild gesetzt, wo sie nicht hingehören und weggelassen, wo sie unersetzlich sind. Einheitlicher korrekter Gebrauch der Ellipse? Besser nicht darüber nachdenken. Sie können es einfach nicht! Kein Wunder übrigens, früher gab es dafür ein Lektorat.

Werber sind übrigens keinen Deut besser. Was man in den Werbeanzeigen von sehr großen Unternehmen, wie beispielsweise Procter & Gamble, die nun wirklich viel viel Geld in ihre Kampagne stecken, an Satz- und somit Rechtschreibfehlern zur Kenntnis nehmen muss, lässt an der Qualität deutscher Werbearbeit ernsthaft zweifeln. Sorry!

(Alle Rechte der innerhalb der Screenshotswuchen und ers gezeichneten Logos, Eigennamen und Fotografien liegen alleine bei ihren Urhebern.)

2010-12-05

List of WikiLeaks Mirrors

aktualisiert hier zu finden.

S-Bahn-Geschichten

Es ist der Samstag vor dem 2. Advent 2010 in Berlin, also Dezember, also Winter und es hat wider Erwarten im Dezember im Winter in Berlin geschneit. Das heißt: die S-Bahn fährt eher zufällig. Es ist die Zeit vor dem Fest, die Nächstenliebe wird groß geschrieben, das merkt man auch auf der oberen Plattform vom S-Bahnhof Südkreuz, hier stranden die Großeinkäufer des Ablegers einer schwedischen Möbelmarktkette mit den ersten eingekauften Geschenken.

Vorne am Bahnhof der Ringbahn stehen zwei uniformierte Grazien der Deutschen Bahn und ich denke bei deren Anblick und unter dem Einfluss der wenig attraktiven Dienstleistungsofferte des Unternehmens nach dem akuten unvorhersehbaren Wintereinbruch „Oh, muss die S-Bahn also wieder ihre Fahrer beschützen!“. Der Bahnhof ist gut gefüllt, wir warten gemeinschaftlich auf den Zug, der nach Königs Wusterhausen fahren wird und leidlich in der Zeit ist. Blaue Zettel motivieren an den Türen des Waggons, in den ich steigen werde, mit Hinweisen auf eine defekte Heizung.

Der Zug steht verdächtig lange auf dem Bahnhof. Nach einiger Zeit schreiten die beiden DB-Grazien durch die Gänge und gucken mit intensiver Neugierde in jede Sitzgruppe, in etwa so wie Stewardessen durch die Gänge schreiten und prüfen, ob alle Passagiere angeschnallt sind. Das mutet sehr merkwürdig und ungewöhnlich an. Sie kontrollieren nicht die Fahrscheine. In dem Sitzabteil rechts neben mir sitzt ein Fahrgast am Fenster und schläft tief. Er tut niemandem etwas, nimmt nicht übermäßig viel Platz in Anspruch: er schläft einfach nur. Ob aufgrund einer 24 Stunden-Schicht oder infolge des Konsums von legalen oder illegalen Substanzen lässt sich nicht ausmachen. Der Mann ist gänzlich unauffällig, er stört nicht, er ist einfach nur müde, schläft und fährt dabei S-Bahn.

Die beiden von der DB beauftragten Securitiy-Damen sehen das aber anders, bleiben auf unserer Höhe stehen, sprechen nur diesen Mann an und wecken ihn. Dieser befindet sich offensichtlich im Tiefschlaf und will sich kaum wecken lassen. Die Frauen lassen nicht locker und verlangen seinen Ausweis. Den sucht er und da er noch nicht ganz wach ist, dauert das etwas. Was die Damen bereits vorschnell veranlasst, ihn aufzufordern mit auf den Bahnsteig zu kommen. Er lehnt diesen Vorschlag verärgert ab und sucht weiter. Aus dem Abteil hinter ihm steht eine Frau auf und spricht die beiden DB-Mitarbeiterinnen an und fragt implizierend, der Mann könne doch letztendlich auf ihrer Monatskarte mitfahren. (Monatskartenbesitzer können in Berlin am Wochenende einen Fahrgast mitnehmen.) Die beiden DB-Mitarbeiterinnen stimmen sich misslaunig mit einem „dann können wir da nichts machen“, ab und verständigen sich auf ihren Rückzug. Zwischenzeitlich hatte der Fahrgast ihnen übrigens Studienausweis und Fahrschein hingehalten.

Er hat niemanden gestört. Man kann ihm auch nicht unterstellen, sich in einem warmen S-Bahnwaggon aufwärmen zu wollen – dafür war dieser letztendlich zu wenig beheizt. Er hatte nur geschlafen, während er die Dienstleistung in Anspruch genommen hatte.

Ach und: er ist ein Farbiger.