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2019-06-30

Erste Male

Ruhig war es hier die letzte Zeit, ich entschuldige mich. Aber ich durfte reisen! Erst nach Tunesien entlang dem Golf von Hammamet. Dann in den Piemont an und rund um den Lago Maggiore. An so wundervolle neue Orte, ich durfte dabei sehr feine Menschen kennenlernen und großartige Dinge tun.

Dinge, von denen ich vor einiger Zeit nicht gedacht hätte, sie jemals zu tun. Aus Gründen: Kein Interesse (mangels Gelegenheit) oder Interesse und dennoch mangels Gelegenheit. Oder einfach weil sie mir passiert sind, ich nicht nachgedacht, sondern einfach getan habe. Oder nachgedacht habe, erst „nein” und dann doch „ja” gesagt habe.

Wenn mich das Versagen meiner körperlichen Aktivität durch die Krankheit in den letzten Jahren etwas gelehrt hat, dann wohl die Dinge zu tun, wenn man sie noch tun kann. Oder aber sehr darum kämpfen, sie wieder tun zu können. Womöglich einen drauf setzen. Habe ich auch getan in dieser Woche. Einen drauf gesetzt.

Ich bin stolz auf mich. Ich wusste gar nicht mehr, wie sich das anfühlt. Gut. Beschwingend. Motivierend.



In Tunesien hatte ich das große Glück immer in Hotel bzw. Hotelanlagen wohnen zu dürfen, die entweder riesige (teilweise sogar mehrere) Pools hatten oder direkt am Meer lagen. Sich morgens um sechs Uhr den Wecker stellen und mit Schwimmbrille ganz alleine mit sich und für sich in dem Pool bzw. im Meer gute stille Bahnen zu schwimmen. Warum fühlt man sich im Wasser so viel lebendiger als am Land? Also mir geht es zumindest so.



Wirklich: stellt Euch doch diesen Pool ganz leer vor – für mich hatte es unfassbaren Charme.



Was für ein Lebensglück! In einem Pool schwamm ich, während die Schwalben um mich herum in der aufsteigenden Sonne ihre Mücken aus dem Poolwasser pickten. In einem anderen Pool flog plötzlich eine Formation Flamingos über mich hinweg. Diese wunderschönen friedlichen einmaligen Momente kann mir nun niemand mehr nehmen.



Auch in Tunesien, als wir den Hafen Port el Kantaoui besuchen, einen erst in 1970 geplanten und gebauten Yacht-Hafen, um den mittlerweile eine eigene kleine Stadt gewachsen ist, sind wir auf der Uferstraße entlang gelaufen, als ein kleiner Falke vor mir landet. In einem Land in dem Falken – auch weil das Falknern dort bekanntermaßen als Sport praktiziert wird – sicher nicht ganz so ungewöhnlich wie jedoch für mich erst in diesem Moment. Man muss sich einfach sortieren, wenn ein Falke vor einem auf der Straße sitzt, wie zu Hause es eine Taube tun würde.

Wenig später erst sah ich den Mann, der eine Vogelstange mit noch einem zweiten Falken an der Straße positioniert hatte und mich aufforderte, den Vogel auf den Arm zu nehmen, Fotos von mir machen zu lassen – höchstwahrscheinlich gegen einen Obolus. Ich lehnte ab. Ich bin ja nicht ganz „vogelfest", war aber dennoch immer bemüht mich dem Thema Vogelphobie zu stellen. Nur Sich mal eben einen Vogel körperlich zu nähern, ist meine Sache so gar nicht!



Wir gingen – ein fantastisches Mittagessen genießen – kamen wieder heraus und plötzlich hatte ich für mich das Gefühl es tun zu wollen, wenn der Mann noch da sein würde. Mir einen Falken auf den Arm setzen zu lassen. Ich erklärte einem, aus unserem wirklich tollen Reiseteam, Mitreisenden Jay F Kay, was mir das bedeuten würde – der dann reizenderweise bei mir blieb und auch die Beweisfotos schoss – und ließ mir einen Falken auf den Arm setzen. Dieser blickte mir sehr weise und gütig ins Gesicht und nahm mich völlig für sich ein – mit seiner Ruhe und Gelassenheit. Der Mann wollte ihn mir auch noch auf die Schulter setzen, aber ich wollte beim ersten Mal nicht gleich übertreiben.

Es war ein ganz besonderer Moment - und den Obolus, dem ich den Mann geben wollte, musste ich ihn erstaunlicherweise fast aufdrängen. Er nahm das Geld erst als ich erklärte, es sei für seine Vögel. Ob nun Höflichkeit, Stolz oder in der Kultur liegend, dass er es nicht wollte – er hat mir auf alle Fälle wieder sehr deutlich gemacht, dass Vermutungen dazu da sind widerlegt zu werden.



Ich hatte einen Falken auf dem Arm. Ein kleiner Falke. Aber ein Vogel voller Schönheit und Stolz und in die Augen eines Falken zu blicken, der dahinter liegenden Tiefe – das ist ein sehr reiches Geschenk von diesem Leben an mich. Ich bin dankbar!

Auf der zweiten Reise an den Lago Maggiore gab es einen Haufen von Dingen, die ich zum ersten Mal getan hatte. Zum Beispiel bin ich E-Mountainbike gefahren, relativ steil bergauf und dementsprechend auch durch das Gelände wieder herunter. Aus Sicht von Profis war es sicherlich nicht allzu steil – für einen Flachländler wie mich, war's schon ordentlich. Und es hat Spaß gemacht. Nun bin ich es ja gewohnt mit meinem Rad und eher schmalen Mänteln großen Steinen oder Sandoasen eher auszuweichen – alles, was man hier so gar nicht tun muss. Die Geschwindigkeit, die man mit einem E-Bike in den Bergen bergab erreichen kann, hat mich schon sehr angefixt. Zwei Wochen dort in dem Gebiet zwei Stunden am Tag Praxis und ich würde mich wohl kaum noch bremsen können – der Spaßfaktor ist sehr groß!

Ich bin an der Lago Maggiore ZIPLine geflogen! Nichts was ich jemals gedacht hätte tun zu müssen, zu wollen und überhaupt … Höhe ist für mich nur etwas, wenn es eine Begrenzung gibt. Ich kann locker in Höhe aus einem Fenster runter gucken und fotografieren, wenn ich dabei nicht nachdenke und wenn ich weiß, ich kann nicht frei fallen, weil es eine feste Umrandung gibt. Aber wenn diese nur so tief ist, dass man auch über sie schnell fallen könnte – oder sie gar nicht existiert – nicht mein Ding!

In der Pressemitteilung stand nun, wir könnten optional ZIPLine fliegen oder weiter E-Mountainbike fahren (oder noch alternativer mit dem Shuttle-Bus runter zur Station fahren) und mir war sehr klar, den Programmpunkt würde ich auf die Alternativen schieben. Aber als wir an der Station unsere E-Bikes entgegen nahmen, wo die Leute nach der ZIPLne wieder einschwebten, wirkte das Ganze … nicht mehr ganz so gruselig. Und auf der Radtour bergauf beschloss ich für mich, das doch zu tun. Viele in unserer Gruppe taten das auch zum ersten Mal. Und wann, wenn überhaupt, würde ich jemals noch einmal die Gelegenheit bekommen, das zu tun? Fast frei gefühlt fliegen?



(Moviecredits: Lovley Anja Thys aka Ophelia Talks)

Durchgezogen. In dem Moment in dem sie einen auf die Waage stellen und den Strampelanzug anziehen, allerspätestens wenn sie einen am Stativ aufhängen, kann man eh kaum noch weg. Die letzten drei Minuten habe ich einfach nicht mehr nachgedacht. Ab dem Moment (wir sind zu zweit liegend geflogen) ab dem sie einen in die Aufhängen hängen und man quasi fest gezogen liegt, wirkt es auch gar nicht mehr so … gruselig.

Erst wieder, wenn man los gestoßen wird. Dann hängt man nämlich 350 Meter über dem nächsten Baumgimpfel, was ziemlich weit unten ist. Die 120 km/h zieht das Gesicht zur glücklich strahlenden Grimasse und ratzfatz wuppt einem das gleiche Gefühl mittenmang ins Herz! Und nach ca. 1800 Metern ist es auch schon wieder vorbei in 1,40 Minuten.

Ich wollte sofort wieder hoch und es noch einmal tun! Und ich hätte wirklich noch vor einer Woche gedacht: mache ich nicht! Nie im Leben! So was von nicht mein Ding.

Und nun so was von jetzt mein Ding!

Wir haben danach übrigens noch einen Campinplatz besucht und so sind wir nach dem Mountainbiken, dem ZIPLine fliegen noch Kajak gepaddelt und schwimmen gewesen. (Ich alles mit der Fibromyalgie – das ist das sehr Gute, wenn man endlich eine Diagnose hat, man weiß wogegen man zu kämpfen hat und kann ein Stück weit besser entscheiden wie. Meine Entscheidung ist einfach wieder mehr in meine alte Körperlichkeit zurück kommen zu wollen, um wieder viel mehr Sport machen zu können!)



Und mit genau dieser Einstellung bin ich – viel langsamer als die anderen erfahrenen Bergsteiger unserer Reisegruppe – am nächsten Tag auf den Berg und … über ihn wieder hinunter. Auch mein erstes Mal in den Alpen gewandert! Wir sind westlich am Lago Maggiore am Pass in Campello Monti eingestiegen und haben dann in zwei Stunden ca. 750 Höhenmeter bewältigt. Die anderen Mitreisenden fröhlich schnell und mit links.



Ich langsam schnaufend mit Pausen aber jedes Mal die tolle Rücksicht genießend! Ich kann mittlerweile wieder gut lange Distanzen laufen, wandern ist mir seit der Diagnose der Sportersatz zum Joggen, was ich noch nicht wieder tun kann. Aber Berlin hat echt nicht viele Berge, dass man in Höhe aufsteigen wirklich gut trainieren könnte. (Vor dem nächsten Mal könnte ich allenfalls ein paar Mal den Kreuzberg mit Gewichten hoch- und runter rennen.)



Oben am Pass dann wieder den alten Handels- und Pilgerweg in das besondere Walserdorf Rimella hinunter gelaufen. Ein einziger Traum – Wiesen, Feldblumen, Schafe, Ziegen, Kühe – alle bimmeln frohlockend, klares Bergwasser, das vom Felsen läuft. Und Sonne satt. Schmetterlinge satt. Und klare Luft. Duftende Luft. Gemähte Wiesen-Duft. Irre!

Auch zum ersten Mal war ich übrigens die älteste Teilnehmerin einer solchen Pressereise.

Ich kann nur dankbar sein. Allen Organisatoren, die einem solche Erfahrungen an fremden Orten ermöglichen, den Mitmachern, die solche Erfahrungen noch bunter, reichhaltiger und fröhlicher gestalten, die unterstützen, relativieren, Partner sind, Hände reichen – das gemeinsame Erleben einer noch anderen Größe zuführen!

tl;dr „Ich habe in zwei Wochen so viele Dinge getan von denen ich nie gedacht hätte, ich würde sie einmal tun und jetzt grinse ich dauerhaft im Kreis.”

2019-06-27

Anschläge in Tunis



Die absolute Sicherheit vor dem Terror kann es nicht geben.

Ich habe in keinem Land so hohe Sicherheitsvorkehrungen erlebt wie in der knappen Woche in Tunesien während meiner Reise den Golf von Hammamet von Tunis hoch nach Monastir vor knapp drei Wochen.

Jedes Hotel, wo wir Gast waren, ist mit Eisenzaun gesichert gewesen. Jedes Fahrzeug wurde beim Passieren dieser Tore von den Wachleuten nach Autobomben untersucht. Teilweise gab es in den Hotels nur Zutritt mit Gepäckkontrolle im Scanner. Und immer waren die Security-Leute dennoch sehr freundlich.

Städte bzw. Teilbereiche in den Städten konnte man mit Kontrolle passieren – an den strategischen Roundabouts standen überall Polizisten, haben oft stichpunktartig kontrolliert. Auch uns.



Die polizeiliche Präsenz überall war bemerkenswert hoch. Dieses Land bemüht sich so offensiv Terror zu vermeiden, sichtlich und mit Vehemenz – nicht nur mit Videoaufnahmen. Dabei immer freundlich, höflich und zuvorkommend!

Deswegen treffen mich diese heutigen Anschläge sehr. Dieses Land hat wirklich Frieden verdient – und Touristen, die erkennen, das dieses Land sehr viel mehr ist als ein Ort, wo Idioten vorsätzlich Tod und Verderben bringen wollen.

Dieses helle und schöne Land mit diesen wundervollen freundlichen Menschen hat wirklich so viel Besseres verdient!

2019-06-25

Citronade Tunisienne



Reisen bildet. Mein erstes Mal Tunesien, mein erstes Mal Nordafrika – auf Einladung zu einer Pressereise des Tunesischen Fremdenverkehrsamts (und FTI Touristik). Und am ersten Abend beim Check-In im Hotel begrüßte man uns mit einem Getränk – das nach der Anreise in der Wärme unglaublich gut tat – und natürlich sehr lecker schmeckte.



Citronade Tunisienne – das erfrischende Getränk begegnete uns noch häufiger in den nächsten Tagen und unsere Reiseorganisation erklärte mir die Zubereitung, die – wie so oft bei den sehr leckeren Gerichten – denkbar einfach ist. Da uns hier nun auch der Sommer erwartet und in den kommenden Tage sein wärmebedingtes Full House ausspielen möchte, habe ich mich mit der Hauptzutat zur Zitronenlimonade à la Tunisienne gut versorgt.

Das Originalrezept setzt natürlich auf sehr viel Süße, die nicht ganz so mein Ding ist. Ich poste das Originalrezept und ergänze mit meinen Mengen der Zutaten in den Klammern. Nicht probiert von mir aber mit Sicherheit genauso lecker: Orangeade – oder gemischt aus beiden Zitrusfrüchten (so ist es wohl in der Türkei üblich, erklärte mir gestern meine türkischstämmige Nachbarin). Alles ist möglich!


Zutaten

1 Kilo unbehandelte Zitronen (Ich habe Amalfi-Zitronen verwendet: 1,7 Kilo)
300 Gramm Zucker (250 Gramm Zucker, davon 100 Gramm selbst gemachter Vanillezucker)
1-2 Beutel Vanillezucker
ca. 1,5 Liter Wasser (etwas mehr als 2 Liter Wasser)


Zubereitung

Da die Zitronen (fast) komplett verwendet werden, alle gut abbürsten. Die Enden abschneiden, die Zitronen in Viertel teilen, entkernen und in kleine Scheiben schneiden und in einen Kochtopf geben.



Den Zucker darüber geben, gut mischen und die Zitronen so ca. 15 Minuten Saft ziehen lassen.

Nun erhitzen, wenn der eigene Saft leicht beginnt zu köcheln mit ca. 1 Liter Wasser angießen. Mindestens 20 Minuten köcheln lassen bis die Zitronenschalen weich sind.



Nun die ganze Masse pürieren – entweder mit dem Mixstab oder noch viel feiner im Standmixer (hier: Chuck Norris). Den flüssigen Brei durch ein Sieb gießen/streichen – je nach Konsistenz. Alles zurück in den Topf geben – mit dem restlichen Wassser so lange ergänzen bis die Masse sirupartig – nicht zu flüssig – ist. Noch einmal mit Zucker abschmecken gegebenenfalls.



Die Masse schmeckt natürlich – da die gesamte Zitrone verwendet wird – gut bitter. Ich mag das, habe aber doch noch etwas Zucker hinzugefügt, damit das Bittere noch etwas in den Hintergrund wandert. Vorrangig sollte der Sirup nach der erfrischenden Zitrone schmecken. Also hier kann ich nicht eine finale Zuckerempfehlung im Rezept oben liefern, man muss für den eigenen Geschmack abschmecken. Zumal jede Zitronenart nicht immer die gleiche Säure bzw. Süße mitbringt.

In Tunesien wird die Citronade sehr süß serviert – Zucker ist bei Hitze eben auch ein wichtiger Energiespender – und wer viel schwitzt, scheidet neben Kalium und Natrium auch Glucose vermehrt aus. (Diabetiker unterzuckern im Sommer daher schneller, wissen das gemeinhein und kontrollieren deswegen öfter ihren Blutzuckerspiegel.) Wenn Mediziner jetzt raten, man solle viel trinken, damit man nicht dehydriert, dann geht es ihnen vor allem darum, dass man all die für den Körper wichtigen Energieliferanten, die man jetzt ständig ausschwitzt bei der Hitze, dem Körper wieder zuführt!

Wer sich generell sehr zuckerarm ernährt, wird die nächsten Tage stärker leiden als andere – vor allem, wenn es um die Leistungsfähigkeit und Konzentration geht: Schlimmstenfalls geht's bis zur Ohmacht. Das Gehirn lebt u. a. vom Energiespender Glukose – ist es nicht mehr ausreichend damit versorgt, schaltet es ab.

Also: Zucker ist mitnichten immer evil! Wenn ich mir gerade wieder diese ganzen Superfood-Junkies angucke, die auf Zucker verzichten aber schon nach der Hälfte des Tages nicht mehr denken können im Job oder noch schlimmer: umkippen wie die Fliegen – ich habe so eine medizinisch evidente Ahnung, warum das so ist. Menschen in den bekanntermaßen sehr heißen Ländern, die trinken witzigerweise gar nicht nur zum Spaß stark gesüßte Tees – die haben einfach Erfahrung mit Hitze und wissen, wie man gut für sich sorgt in extremer klimatischer Belastung.



Okay, wenn Ihr den Sirup nach Eurem Geschmack abgschmeckt habt, einfach heiß in sehr saubere Flaschen abfüllen, gut verschließen und diese für einige Minuten auf den Kopf stellen. So ist der Sirup lange haltbar. Die angebrochene Flasche im Kühlschrank wird sowieso nicht lange halten müssen.

Sirup (die Menge muss man für sich definieren, ob man die Zitronade sehr flüssig oder etwas dicklicher in der Konstistenz möchte) ins Glas und kaltes Wasser drauf. Herrlich!