2025-02-09

Liebes Deutschland! Mehr Selbstbewusstsein und Liebe für dich selbst!

Stefan Apalagan hat einen fanstastischen Artikel zu Merz im Stern geschrieben: Wie eine 25 Jahre alte „Tagesschau” den Wahlkampf von Merz entlarvt. So sehr lesenwert!

Dieses Blogpost spiegelt meine persönliche freie Meinung wieder nach meiner persönlichen Erfahrung der Politik in diesem Land!

Es gibt diesen Spruch „XYZ erhält, was er, sie, es, they verdient.” Der wird gerne sehr gerne in relativer Nähe gebracht mit: „Fortschritt, ein besseres Leben, Erfolg, Glück, erfährt nur, wer (er, sie, es, they) sich bewegt.”

Soweit so Gassenhauer, die so hohl wie gelegentlich sicher auch immer mal wieder zutreffend sind.

Ich mag mein Land. Ich mag es mit seinen Leuten darin. Ich gebe zu, in der letzten Zeit machen mir die Ur-Einwohner in diesem Land mehr Sorge als die Menschen, die erst spät oder jüngst hinzugezogen sind. Die einen vermitteln mir die Nähe zum ersten Spruch – und das meine ich durchaus so negativ, wie man es sich das denken kann. Die anderen mehr die zum zweiten Spruch – und das sehe ich so positiv, wie man es sich denken kann.

Wir haben ein Problem. Der Ur-Deutsche ist schon sehr lethargisch geworden. Er scheut die Veränderung. Er möchte seinen Lebensstandard behalten, der in den letzten Jahren sich sicherlich von vielen empfunden eher verschlechtert hat als er sich verbessert haben wird, gucken wir auf die Gehaltssituation, Mietsituation, Eigenheimsituation und die gesundheitliche Versorgung von uns Deutschen. Ja, da möchte man natürlich an dem festhalten, was einem noch verblieben ist. Es ist verständlich.

Aus dieser Lethargie heraus – und das finde ich so gar nicht verständlich – erzählen mir die derzeitigen Wahlumfragen, dass der Ur-Deutsche durchaus geneigt sein soll bei dieser Bundestagswahl genau die Partei wählen zu wollen, ich korrigiere das: die Parteien, die für diese Verschlechterung verantwortlich sind. Es ist die CDU, die CSU immer auch die FDP und leider ein großes Stück mit auch die SPD, die dafür verantwortlich sind, dass wir in einer Schuldenbremsenfalle gefangen sind, weil wir den schlecht arbeitenden und so in der Finanzkrise strauchelnden Banken des Neoliberalismus, die Steuergelder zu ihrer Rettung in den Hals werfen mussten – damit die wiederum ihre Aktionäre happy machen konnten – trotz ihrer Existenz nahe der Insolvenzen.

Das gleiche Bild die letzten Jahre in der Autoindustrie. Wir werfen Reichen Geld hinterher, die es wiederum Reichen hinterherwerfen – und begreifen nicht, dass es die Gelder sind, die uns somit nicht Schulen reparieren lassen, in hervorragende Bildung investieren lassen, in eine gesunde Infrastruktur, ein (endlich) klug funktionierendes digitales Deutschland, in bezahlbaren Wohnraum. In die Gestaltung eines Klimas, das uns diesen Platz – also Deutschland – lebenswert erhalten lässt.

Natürlich, dass es zum jetzigen Zeitpunkt nicht schon übler ist, als wir es derzeit empfinden, liegt tatsächlich mit daran – und man kann es nach drei Jahren Olaf Scholz kaum wahrhaben – dass die SPD viele Jahre in der Koalition mit der CDU gewirtschaftet hatte. Glaubt mir, auch wenn diese Partei dauerhaft unfähig ist, auf die guten Dinge, die sie für Deutschland bewegt hatte, aufmerksam zu machen – wie es die Fuzzis des Neoliberlismus können – ohne die SPD stünde die Mittelschicht, von den Armen im Land ganz abgesehen, noch deutlich schlechter da.

Ein Beispiel? Das Bürgergeld wurde 2024 nicht erhöht. Es wurde angepasst – rückwirkend, weil es in den Jahren unter der CDU nicht ordnungsgemäß (insbesondere im Covid-Zeitraum) – übrigens gegen gesetzliche Vorschrift – angepasst wurde. Hierzu gibt es übrigens auch ein Gerichtsurteil vom Bundesverfassungsgericht vom letzten Jahr auf das noch gar nicht (!) politisch eingewirkt wurde. ALG II wurde vor allem im Covid-Zeitraum mit seiner galoppierenden Inflation nicht so angehoben, wie es der Gesetzgeber vorschreibt.

Selten wechselt Geld in Deutschland seine/n Besitzer*in so sehr direkt wieder in die deutsche Wirtschaft, wie es ALG II taten, heute Bürgergeld tut. Darüber kann man auch einmal nachdenken. Sorry, aber ich erlebe Gelder vom Steuerzahler, die schlecht gemanagte Großkonzerne retten sollen, dann schlussendlich doch an die Aktionäre von VW fließen und von denen eher auf die Cayman Islands transferiert werden – für die deutsche Wirtschaft als verloren. Kann das sein?

Und … finden wir das immer noch als gerecht, sinnvoll, richtig?

Ich kann verstehen, dass man nach drei Jahren Ampeldesaster gerne eine Alternative wählen möchte. Ich denke tatsächlich, dass diese Ampel teilweise sehr gute Politik in dieser besonderen Zeit gemacht hatte. (Besonders scheint ja nun unserer Dauerbegleiter zu sein für die nächsten Jahre.) Es sind gute Dinge passiert im sozialen Bereich, im Klimaschutz, nicht so gute leider bei der Migrationsfrage, es ist tatsächlich mehr passiert im Verfassungsschutz. Und sehr viele gute Dinge, die z. B. in der Arbeitspolitik (z. B. echte Ausbildung für Langzeitarbeitslose) wurden nur deswegen nicht durchgebracht, weil die Opposition – also die CDU – sie im Bundestag kassiert hatte.

Die CDU unter Merz wollte einfach nicht, dass arbeitslose Menschen für den Arbeitsmarkt so fit gemacht werden, dass sie als Fachkraft in eine gute Existenz für sich gehen konnten – und in diesem Land Leistungsträger werden konnten. Ich finde, wir sollten das der CDU nicht vergessen. Offensichtlich hat sie gar kein Interesse daran, diesem Land wieder echte Möglichkeiten und womöglich mehr Reichtum zu bieten.

Unsere Wirtschaft liegt nicht am Boden, weil nach drei Jahren Robert Habeck als Bundeswirtschaftsminister zu viele Fehler gemacht hat. Das sogenannte Heizungsgesetz von Robert Habeck wurde im Jahr 2020 von der CDU (und SPD) unter Dr. Angela Merkel verabschiedet. Habeck hat lediglich ausgeführt. Wir waren alle die Zeitzeugen, die 2020 so alt waren, dass sie schon halbwegs Politik mitbekommen konnten. Wer will uns etwas anderes erzählen?

Unsere Wirtschaft liegt nicht alleine nieder, weil das Ministerium von den Grünen besetzt war. Sie liegt zu einem sehr großen Teil nieder, weil sich vor allem die Industrien daran gewöhnt haben, in Krisenzeiten auf Kosten der Steuerzahler von den neoliberalen Parteien den Zucker in den Hintern geblasen zu bekommen. Sie haben sich darauf verlassen! Und finden sich nun in ihrem Missmanagement wieder, dass sie seit Jahren gelebt haben, anstatt sich um ihr Unternehmen zu kümmern – und wie das in einer neuen digitalen Zukunft aufgestellt ist.

Da soll jemand jetzt daran schuld sein, der als Bundeswirtschaftsminister „STOPP!“ damit sagt, weil auch – neuer Fun Fact – der neoliberale Bundesfinanzminister kein Geld locker machen wollte? Und haben wir nicht auch inzwischen gelernt, dass mit dem verplemperten Geld dann doch gar keine Arbeitsplätze erhalten werden? Als Zeitzeugen.

Friedrich Merz ist drittklassig. Er konnte als junger Mann nicht wirklich in der Politik Fuß fassen, weil es ihm viele erfahrene Menschen seiner Partei, zu einer Zeit als die CDU noch so etwas wie ein soziales Gewissen besaß, nicht zugetraut hatten. Und – noch schlimmer – ihm nicht vertrauen konnten oder wollten, aufgrund ihrer Lebenserfahrung und ihres Sachverstandes. Er hatte im Grunde seine Abgeordnetendiäten kassiert, obwohl er dem Bundestag kaum noch zur Verfügung stand.

Auch jetzt als Parteivorsitzenden wollte ihn die CDU dreimal nicht wählen. Er ist der Ausschuss-Kandidat. Keiner wollte ihn wirklich – er ist halt nur übrig geblieben. Jeder andere Mensch mit gesundem Stolz wäre gegangen, wenn man ihm so deutlich – vor ganz Deutschland signalisiert hätte: Du bist unsere dritte Wahl. Nicht gewollt, nur übriggeblieben. Rest. Nicht jedoch Friedrich Merz!

Warum? Weil er von Hass getrieben ist. Ein Mann, der seinerzeit von einer Frau mehrfach deklassiert worden ist, aus der Politik beleidigt geflüchtet ist und erst zurückgekommen ist, als diese Frau in die Rente ging, tut das, was er heute tut, nur aus purem Hass. Und dabei transferiert er den Hass, den er für Dr. Angela Merkel empfindet, auf Frauen generell. Das sieht man daran, weil er Frauen (bis auf Alibi-Klöckner) in seiner Partei aus fast allen hochrangigen Positionen entfernt hat. Geschlechterparität findet er doof, denn er ist ein Mann von vorgestern, und: Er hasst Frauen. Es war eine Frau, die ihm die größte Schmach seines Lebens beschert hatte. Und er ist nie darüber hinweggekommen. Wird er auch nie. Dafür müsste er selbstkritisch mit sich sein. Reflektieren. Auch hierin ist Merz lediglich drittklassig.

Eine Kindergrundsicherung lehnt er ab, denn damit könnte man ja Frauen – die in diesem Land, wenn, immer noch am häufigsten Kinder alleine großziehen müssen – womöglich stärken oder ihnen gar ein Sorgen freieres (sic!) Leben gönnen. Außerdem käme eine Kindergrundsicherung womöglich auch Mädchen zugute. Um Himmelswillen – das will ein Friedrich Merz nicht. Er. Hasst. Frauen.

Friedrich Merz ist das lebende Beispiel für das sogenannte Peter-Prinzip. Er floh aus der Politik, weil man ihm nichts zutraute und er zu früh signalisierte, vor allem nur käuflich zu sein. Also wechselte er in die Wirtschaft, wo man, so wird es aus unterschiedlichen Quellen berichtet, auch immer froh war, wenn man ihn in Unternehmen wieder los war. Nett, mit seinen politischen Kontakten, die aber über die Jahre auch immer weniger wurden – und für den Rest galt er halt nicht wirklich als brauchbar.

Nur ein Beispiel eines echten Zeitzeugen: Franz Müntefering über Friedrich Merz. Natürlich ist seine Meinung sozialdemokratisch eingefärbt – aber er zeichnet den politischen Lebensweg von Friedrich Merz genauso ab, wie er eben war. Merz läuft davon, wenn es kritisch wird. Egal wo. Und: Er ist politisch einfach unerfahren, schlicht: ungebildet. Weder gehört er in einen Parteivorsitz und schon gar nicht als Kanzlerkandidat besetzt.

Zu allem, wozu sich Friedrich Merz für die Zukunft unseres Landes geäußert hat, findet sich an irgendeinem Punkt auch nicht der kleinste Hauch einer Vision für unser Land. Dieser Mann will nur zurück! Zurück zur Atomkraft. Zurück zum Abtreibungsparagrafen der 70er-Jahre. Zurück zu einer alter-weißer-Mann-Politik. Zurück in ein Deutschland, in dem nur weiße Menschen leben und wenn sie einen nicht deutschen Hintergrund haben, dann sollen diese Menschen gefälligst unterhalb ihrer Qualifikation den Deutschen ausschließlich dienen.

Er will auch dahin zurück, die Deutschen ausbluten zu lassen, damit deren Steuergelder ignorante Industrien weiterhin wilde Feste feiern lassen. Wer reich ist, soll reich bleiben, denn das nährt einen Friedrich Merz und seine politischen Mannen. Wer arm ist, soll bloß nicht aufsteigen dürfen, dieses Land mitentwickeln dürfen, Chancen haben.

Er will nicht, dass arme Kinder ihr Abitur machen und gar studieren können. Er will, dass arme Menschen in Randgebiete verdrängt werden – wo sie nicht mehr herauskommen, denn er will auch nicht, dass in den Randgebieten noch Züge halten. Denn er will, dass noch viel weniger Züge fahren, als sie es jetzt schon tun. Er will nicht, dass in diesem Land Klimaschutz betrieben wird. Das Einzige, was Friedrich Merz für dieses Land will, ist, dass wir rückwärts gehen – gemeinsam mit den alten weißen Trumps und Musks dieser Welt.

Denn: Er hat keine einzige spannende visionäre Idee für dieses Land. Keine einzige eigene Idee, wie es diesem Land in 20 Jahren ergehen wird, wenn es absäuft wie Südeuropa jetzt schon. Das ist ihm egal. Dann hat er es allen gezeigt, ist raus aus der Politik und hat seine goldenen Schäfchen im Trockenen (glaubt er.) Denn dann (!) hat er es Dr. Angela Merkel gezeigt.

Alle Ideen, die in seinem Wahlprogramm stehen, wurden ihm von den Industriellen diktiert, die ihn und die CDU mit ihren Großspenden gekauft haben. Es ist wirklich so wahr wie traurig: Dieser Hass getriebene Mann, mit genau gar keiner Vision, schafft es nicht einmal, diese Vorgaben seiner Spender wenigstens neu zu formulieren. Denn: Er leistet einfach nichts. Denn: Er ist die Inkompetenz auf zwei Beinen.

Und falls Ihr jetzt schon echt genervt seid: Euch ist aufgefallen, dass ich über Merz und seine widerwärtige Anbiederung an die AfD in der Woche des 80. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz – ausgerechnet in dieser geschichtlich so relevanten Woche – noch keine Zeile verloren habe? Der Mann hat nicht einmal den Hauch eines Gewissens. Oder eine Idee von geschichtlicher Reflexion.

Er ist ein politischer Niemand. Ein visionärer Niemand. Ein geschichtlicher Niemand. Und wirtschaftlich nur jemand, weil er käuflich ist.

Und: Er ist ein Lügner. Er lügt über uns Deutsche und behauptet Zahlen, die offiziell statistisch überall widerlegt werden. Er behauptet, unsere politischen Hauptprobleme wären die Migration. Und das stimmt nicht. Das ist sein Hauptproblem. Er ist es, der Ausländer hasst. Der ihnen Faulheit unterstellt, denen, die in unserem Gesundheitssystem schuften und die Büros der CDU reinigen. Vielleicht hasst er Ausländer sogar noch ein bisschen mehr, als er schon Frauen hasst.

Friedrich Merz ist rechter als rechts, wenn es nach ihm ginge, würden wir heute den Holocaust negieren. So wie er es tut, indem er relevante Feierlichkeiten, den Holocaust betreffend, mit dummen Ausreden schwänzt. Hätten wir nicht die AfD an der Backe und wäre der Verfassungsschutz abgelenkt, diese zu beobachten, wir würden die CDU unter Friedrich Merz (und Schwesterparteien) heute noch ganz anders diskutieren!

Unsere Hauptprobleme sind fehlender bezahlbarer Wohnraum, die im ganzen Land nicht mehr funktionierende Infrastruktur, zusammenbrechende Brücken, zu wenige Züge auf funktionierenden Gleisen, unterbesetzte judikative und exekutive Gewalten. Unser Hauptproblem sind marode Schulen sowie Universitäten, die fehlenden – gut ausgebildeten – Lehrer, ein am Boden liegendes Gesundheitssystem und zunehmende Klimaphänomene.

Alleine die Tatsache, dass der Mann nach seinem katastrophalen Fehler im Bundestag im Januar – nach den Millionen von Menschen in diesem Land, die deswegen auf die Straße gegangen sind – seinen Fehler überhaupt nicht einsieht. Einen Fehler, den ihm eigene Parteimitglieder vorwerfen und sich von ihm distanzieren, hat er seiner Partei den größtmöglichen Schaden zugefügt, nicht die Konsequenzen zieht, die er für sich in einem solchen Fall angekündigt hatte, beweist, Friedrich Merz lügt. Beweist aber auch, wie generell falsch aufgestellt die CDU derzeit ist.

Wie will man einem solchen vom Hass getriebenen, sich selbst gänzlich nicht reflektierenden Mann vertrauen? Warum – wenn man seine Heimat auch nur einen Hauch liebt – will man seinem Land einem solchen Mann anvertrauen? Einem Mann, der meiner persönlichen Meinung nach, alle Zeichen eines mental gar nicht gut alternden Mannes zeigt.

Deutschland! Habe mehr Selbstbewusstsein! Bitte: Liebe dich mehr! Du hast so viel mehr verdient als einen Friedrich Merz (oder das AfD'sche nicht-queere lesbische Pendant.) Es sind einfach nicht die Zeiten für Rückschritt, Stillstand und Bequemlichkeit.

Wählt nicht die Parteien, die euch genau das eingebrockt haben – und euch darin belassen wollen.

2025-02-08

Bei Edeka …

… gibt es an der Wursttheke ein Produkt namens Prinz im Darm.

Wer will das nicht?

(Aber hey, Soja-Milch auch Soja-Milch nennen, das ist evil.)

2025-02-03

Castelsaraceno und die Ponte tra i due parchi

Nur einen Tag nach meinen grandiosen Flügen zwischen den lukanischen Dolomiten in Castelmezzano wartete ein zweites luftiges Erlebnis in der Basilikata. Die Ponte tra i due parchi!

Wir haben Matera verlassen und auf dem Weg in den Süden zur Küste, wo wir die charmante Küstenstadt Maratea besuchen, machen wir Zwischenstation in Castelsaraceno. Hier wartet die längste tibetanische Brücke der Welt darauf, Touristen ein wenig Höhengrusel und grandiose Aussichten zu bescheren. Wie diese oben im Foto zum Beispiel: Castelsaraceno nach erfolgreicher Brückenbewältigung von der Rückseite des Dorfes. Wie ich dieses satte Grün liebe!
Das Wetter ist an diesem Tag etwas mäßig. Regen ist angesagt, und als wir aus der Altstadt von Matera fahren, fängt es schon an zu nieseln. Wir kommen auf den glatten alten Steinen der Sassi-Straßen, die sich zu echten Rutschbahnen entwickeln, nur vorwärts, weil uns freundliche Menschen am delikat hoch führenden Straßenbereich schieben.


Eine echte Verbindung

So steht bis zu unserer Ankunft die Frage im Raum, wird die Brücke überhaupt geöffnet sein? (Sie war es, sie ist auch bei Regen geöffnet – erst stürmische Winde würden den Betrieb aussetzen.)

Die einspurige Stahlbrücke verbindet im Süden der Basilikata den Nationalpark Pollino mit dem Nationalpark Appenino Lucano-Val d’Agri-Lagonegrese. Castelsaraceno wird daher auch liebevoll das Dorf der zwei Parks – Il paese dei due parchi – genannt. Und so spricht man auch von der tibetanischen Brücke: Ponte tra i due parchi.

Castelsaraceno – ein schmuckes Dorf

Castelsaraceno ist herzförmig angelegt. Das Dorf liegt in 916 Metern Höhe am Nordhang des Monte Alp. Von der Piazza mit dem modernen Tourismuszentrum laufen wir durch die kleinen Gassen. An ihren Seiten stehen die kleinen hübsch floral geschmückten Häuser einer typischen italienischen Altstadt.
Wir entdecken Kleinigkeiten, die viel Liebe zum Dorf spüren lassen.
Kurze Zeit später erreichen wir eine Anhöhe und den ältesten Kern des Dorfes. An dessen Rückseite liegt die Station. Tatsächlich hat man diesen Höhenspaß mit deutlich weniger körperlichem Einsatz als ich ihn noch den Tag zuvor hatte. Vorausgesetzt: Man fährt mit dem Auto vor. Folgt man auf zwei Beinen dem CAI Italia-Wanderweg – auf dessen Strecke Castelsaraceno auch liegt – natürlich nicht.

Wir hatten wirklich Glück an diesem Tag, denn solange wir im Dorf unterwegs und auf der Brücke waren, hatte sich das Regengebiet kurzfristig zurückgezogen und gelegentlich sogar für kurze Momente der Sonne Vortritt gelassen.
Wieder bin nur ich es (oben im Foto auf dem letzten Brückdrittel in der Ferne), die von unserer Truppe „Ja!” sagt zu diesem beeindruckenden Erlebnis. Im Nachhinein auch sehr froh darüber, dass ich das getan habe. Denn natürlich habe ich mir im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, ob die beeindruckende Länge der Brücke wirklich mein Ding sein würde.

Die Anderen besuchen derweil im Dorf das Museo della pastorirzia – ein kleines Museum, das multimedial die Geschichte der hiesigen Schafzucht erzählt – und hatten hier sichtlich auch ihren Spaß. Weitere Sehenswürdigkeiten von Castelsaracena findet ihr hier!
Die Brücke hat Castelsaraceno wirtschaftlichen Aufschwung beschert – und sicherlich auch in der Saison deutlich mehr touristischen Trubel. Vor Eröffnung der tibetanischen Brücke gab es hier lediglich zwei Unterkünfte, heute gibt es 16 davon – für die jüngere Generation eine Möglichkeit, in der Heimat zu bleiben und sich eine Existenz aufzubauen. Das merkt man auch im Tourismuszentrum und an der Brücke – Castelsaraceno versprüht als Dorf jugendlichen Charme, das mit großer Freude seine Gäste empfängt!

Mit der Hängebrücke eng verbunden

Die tibetanische Hängebrücke führt in 80 Metern Höhe auf einer Länge von 586 Metern durch unberührte Natur und endet auf der gegenüberliegenden Seite an einem Felsvorsprung zwischen den Hängen des Monte Raparo und des Monte Castelveglia. Es ist irre beeindruckend, wie dieses Stahlwerk in der ganzen Länge vor einem liegt, ihr anderes Ende ist kaum zu erkennen!
Sie ist mehrfach an Stahlseilen gesichert. Ihr Fußweg ist nicht durchgehend, man läuft schon von Stufe zu Stufe, dazwischen: die Tiefe. Das muss man sicherlich mögen.
Tatsächlich sind wir aber sehr gut gesichert mit dem Sicherungsgurt, in den wir vorher gestiegen sind (Frauen sind Hosen zu empfehlen) und den Seilen. Und wir bewegen uns an ihnen mit Karabinern gesichert vorwärts, die man immer wieder über Verbindungen ziehen muss.
Das verinnerlicht man in so kurzer Zeit, dass man es ohne Hinsehen machen kann.
Der Rest ist ein einzigartiger Genuss.
In der Höhe überblickt man die Berge, sicherlich bei besserem Wetter viel weiter als wir es an dem Tag konnten. Unter uns fließt ein kleiner Fluss.
Die Wälder an den Berghängen sind satt und grün und wirken völlig unentdeckt.
Es riecht nach Wald, nach Regen und uns begleitet das Plätschern des Wassers unter uns und die üblichen Geräusche aus dem Wald. Ansonsten: Stille. Grandios. (Die Ruhe aber sicherlich dem etwas mäßigen Wetter geschuldet – im Sommer dürfte es hier ganz anders aussehen.)
Ivana von Ivy Tour begleitete mich dieses Mal, insgesamt waren wir zu dritt alleine an dem Tag auf der Brücke – und haben die Ruhe, geradezu Einsamkeit, sehr genossen. Für mich gesprochen, fühlte ich mich sehr sicher. Das mulmige Gefühl, dass man sicherlich die ersten 25 Meter haben kann, verfliegt sofort, sobald man sich mit der Brückentechnik arrangiert hat. Ab dem Moment habe ich nur noch geguckt, fotografiert, gefilmt und gestrahlt! Ich war wirklich stolz auf mich, dass ich mich getraut habe – und ich habe jeden Moment auf dieser Brücke, auf die man nicht emotionslos geht, genossen.

Am Ende angekommen, darf man sich seines Sicherungsgürtels wieder entledigen und wandert auf einem schmalen Wanderweg entlang der Brücke zurück ins Dorf. Auf der Brücke sind wir ca. 45 Minuten unterwegs. Den Weg zurück erledigt man in schnellen Schritten in 15 Minuten, mit etwas mehr Genuss an der Natur in 20–25 Minuten.
Ich war happy. Und vom Winde verweht.
Eine köstliche Belohnung bei Federico

Nachdem unsere Gruppe wieder komplett vereint war, sind wir ein kurzes Stück gefahren, um zum Mittagessen einzukehren. Mittlerweile hatte sich der Regen formidabel eingelebt – einen Tisch draußen einzunehmen, daran war leider nicht zu denken.
Wir sind bei Federico zu Gast (Via Giuseppe di Vottorio 1, +39-0973-832046. Eine rustikale Trattoria, die uns mit den regionalen Köstlichkeiten verwöhnt, und das sind unter anderem – zu meinem Glück – jetzt im September vor allem köstliche Steinpilzgerichte. Und ein guter Hauswein.
Deftige Antipasti, Bruschetta mit geröstetem rustikalem Brot, Tomaten oder sanft angebratene Steinpilzviertel (fantastisch!) danach Pasta mit einem Steinpilzragout – besonders köstlich mit dem selbst angesetzten scharfen Olivenöl aus Peperonicini.
Das ist, was ich auf jeden Fall – neben dem beeindruckenden Brückenausflug – mitnehme aus Castelseracano: Wie noch besser schmecken frische Steinpilze, wenn man ihnen etwas Schärfe auf den Weg gibt?


Adressen

Castelsaraceno Kommune Castelsaraceno
Nationalpark Appenino Lucano-Val d’Agri-Lagonegrese
Ivy Tour Homepage
Tourismusverband: Entdecke Basilikata!

2025-01-31

Die Basilikata fliegend erleben mit dem Volo dell'Angelo

Ich hatte zwei tolle und sehr luftige Erlebnisse in den Bergregionen der Basilikata. Am ersten Tag führte uns Ivana Scilipoti nach Castelmezzano und Pietrapertosa. Beide Orte liegen in den lukanischen Dolomiten und sind mit zwei (!) Ziplines verbunden. Natürlich heißt das hier nicht schnöde Zipline, sondern mit typischer italienischer Romantik: Volo dell’Angelo – der Engelsflug.

Der Volo dell'Angelo – hier fliegt ihr doppelt und lange!

Die Besonderheit: Wer will, kann hier gleich zwei Mal fliegen – und legt insgesamt knapp drei Kilometer als fliegender Engel zurück! Und das in einer bezaubernden Landschaft mit hohen Bergen und tiefen Schluchten:
Im Vorfeld unserer Pressereise wurden wir natürlich gefragt, ob wir damit auch fliegen möchten. Nach meiner sehr guten Erfahrung im Piemont mit meinem Zipline-Flug, der mich (das sollte sich allerdings erst später zeigen) tatsächlich von meiner Höhenangst geheilt hatte, habe ich sofort zugesagt – und mich von dem Moment an meiner Vorfreude hingegeben. Vor Ort stellte sich heraus, dass ich die einzige Teilnehmerin war, die fliegen wollte.
Castelmezzano liegt auf ca. 750 Metern Höhe. Ein sehr hübsches und farbenfrohes Dorf in dem man einige Stunden verbringen kann – auch ohne die fliegende Attraktion zu buchen. Die anderen Presseteilnehmer hatten auch eine gute Zeit und schöne Aussichten, während sie auf mich warten durften und in der Zeit die eine oder anderen Attraktion öfter besucht.
Die Station, an der wir von dem freundlichen Team zum Abflug präpariert wurden, liegt indes auf 1019 Meter Höhe. Dazwischen lagen ein Ticketkauf in dem kleinen Ort, eine kurze Fahrt mit dem Shuttlebus – und dann der Aufstieg in den Berg zur Abflugstation auf einem gut präparierten Schotterweg.

Muss denn immer der Weg das Ziel sein?

Sagen wir es so, den Volo dell’Angelo erarbeitet man sich hier mit viel Schweiß. Der Aufstieg der Peschiere-Linie hat es durchaus in sich. Der Weg ist hervorragend ausgebaut und zwischendurch schenkte er uns auch die eine oder andere flache Schleife und immer tolle Aussichten in zirpender und duftender Natur. Aber auch zwischendurch muss man sich hochkämpfen. Ende September kann man hier durchaus noch Außentemperaturen um die 30 Grad haben. Und ja, es war sehr warm, die Sonne leuchtete uns intensiv den Weg zum Fliegeglück und ab und an (ständig) war ich wirklich am Schnaufen.

Tatsächlich hatte ich nach den nur ersten dreißig Metern gedacht: „Nein! Mache ich nicht! Ich drehe um und fahre mit dem nächsten Shuttlebus zurück!” Mich beschlich ein leichtes Verständnis für die eine teilnehmende Journalistin unserer Reise – die dieses Erlebnis schon früher einmal erleben durfte – es nicht noch einmal tun wollte. Es lag eher nicht am Flug!

Auf diesem Foto sieht man einen Teil des Weges – ganz oben ist die Station. Und bevor man dieses Foto (keuchend und durchgeschwitzt) machen kann, hat man schon eine gute Anhöhe hinter sich gebracht:
Auf dem Weg und am Leben erhalten hatte mich dann die Erkenntnis, dass die anderen Passagiere, die mit mir in dem Bus saßen – und um einiges jünger waren als ich – genauso keuchten und ihre Pausen brauchten. Und wir alle viel, viel Wasser unterwegs. Das wäre mein unbedingter Tipp: Nehmt auf jeden Fall immer eine Flasche Wasser mehr mit, als ihr denkt, dass ihr sie brauchen werdet. Was von unserem Leid aber durchaus ablenkte, die Aussicht:
Mich packte dann auch der dumme Ehrgeiz. Nachdem ich eines der jüngeren Paare überholt hatte, wollte ich mich auch nicht mehr überholen lassen von ihnen. Das machte die Sache für mich auch nicht entspannter.
Oben angekommen, konnten wir uns erst einmal akklimatisieren und uns über unser erlebtes Leid austauschen. Wir guckten uns in die hochroten Gesichter, stöhnten und schnaubten gemeinschaftlich. Von Trinkpausen unterbrochen.

Dann wurden wir mit Haarnetz und Helm ausgestattet, unser Gewicht erfragt – bei 180 cm und 80 Kilo heißt es dann über das Walkie-Talkie an die Bodenstation „Una donna grande”. Prompt wird man in den Sicherungsuit gesteckt, an das Seil gehängt und bekommt demonstriert, wie wir die Arme zu halten haben (dicht am Körper). Ab geht die Reise mit einem herzlichen „Bon Volo!”
Ein Erlebnis – unbezahlbar!

Bon Volo! heißt, ich flog 1.452 Meter nach Pietratosa mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 120 km/h. Diese Strecke ist eine der längsten Ziplines in Europa – und das wunderschöne Gefühl ist langanhaltend, die Blicke über die Schluchten mit ihrem satten Grün und der Blick auf Pietratosa atemberaubend. Es ist absolut verständlich, wenn man zwischendurch „Juchu!!!” schreit oder laut „Wow!” denkt. Ein riesengroßer Genuss und das Erlebnis machte mich sehr frei im Kopf und glücklich im Herzen.
Tipp: Sich mehr Zeit in Pietratosa nehmen

Drüben in Pietratosa angekommen, kann, wer mag, für kleines Geld sich ein paar Fotos aussuchen, die auf der Station beim Reinflug von uns aufgenommen wurden – sie werden einem dann per E-Mail zugeschickt. Hinter der Station sammelte uns ein neuer Shuttlebus wieder ein und fuhr uns ins Dorf. In Pietratosa folgt man den kleinen Gassen zur zweiten Abflugstation (wer will).
Auch hier geht es die Straßen und Treppen herunter und wieder hoch. (Über Barrierefreiheit brauchen wir nicht spekulieren.) An dem Berg gebaut, ist es ein sehr hübsches, freundliches kleines Dorf – und ich wäre hier sehr gerne noch etwas länger geblieben, aber in Castelmezzano warteten schon die Anderen und das Mittagessen auf mich.
Also ging ich auch hier einen letzten kurzen, dafür wieder steilen Aufstieg (befestigte Straße mit Stufen) zur Station, wo uns das gleiche Anzugsszenario wieder erwartete. Aber die freundlichen Mitarbeiter haben eine Ahnung, was ihre Kund*innen gerade hinter sich haben und signalisieren, dass man sich ruhig Zeit nehmen möge. Ich folgte dann einem kleinen Weg mit dem persönlichen Aufhängegewicht unter dem Arm (Una donna grande!) zur Abflugstation.
Der Rückweg der San-Martino-Line ist etwas kürzer. Wir starten in 1020 Meter Höhe und kommen nach 1415 Metern bei ca. 110 km/h auf 859 Meter wieder an. Diese Strecke führt mehr über die Dörfer – hat also auch ihren sehr berechtigten Reiz. Auch hier sammelt ein Shuttlebus die Verrückten, die das Adrenalin glücklich grinsen lässt, wieder ein und bringt sie zurück zum Parkplatz nach Castelmezzano kurz vor dem Dorfeingang.
Es war so toll! Diese Flüge sind grandios, weil eben so erstaunlich lang. Die Glückshormone, die man dabei ausschüttet, halten sehr lange an. Die Aussichten, die man bei den Flügen hat, sind sensationell. Und alleine, dass man nach dem ersten Flug weiß, dieses Erlebnis gleich noch einmal haben zu dürfen – das ist ein unfassbares Vergnügen!

Im Spätherbst und Winter ist Pause!

Die Flüge des Volo dell’Angelo finden von Mai bis November statt. Sie sind die Haupteinnahmequelle der Ortschaften – und daher gut nachgefragt. Die meisten der mit mir fliegenden Personen kamen z. B. aus der Nachbarregion Apulien. Der Volo dell’Angelo ist also durchaus auch außerhalb der Basilikata bekannt. Man sollte, wenn irgendwie möglich, sich seine Flüge rechtzeitig (online) reservieren und sich in der Hauptreisezeit auf Warteschlangen einstellen. Tatsächlich werden mit Ticketkauf auch etwaige Abflugzeiten auf die Tickets händisch geschrieben als Richtwerte, um einen guten Zeitablauf für alle Teilnehmer zu garantieren.

Jetzt im Herbst, im September und mitten in der Woche, sowie relativ früh am Morgen bin ich gut – heißt ohne lange Wartezeiten – durch beide Flugerlebnisse durchgekommen. Man kann die Flüge alleine erleben oder als Paar. Man wird liegend fliegen – und es sind einige Richtlinien hinsichtlich der Kleidung (z. B. kein Tank Top, Rucksackgröße eher klein und leicht), des Alters und Körpergewichts zu berücksichtigen.
Alle Informationen zum Volo dell’Angelo, den ich als ein traumhaft schönes, das Leben durchaus bereicherndes Erlebnis empfunden habe und somit empfehlen würde, findet ihr auf der offiziellen Homepage. Wenn ihr beide Flüge machen möchtet, kalkuliert ungefähr einen halben Tag Zeit ein. Zusammen mit all den organisatorischen Stationen etwas Wartezeit und die Aufsstiege berücksichtigend.

Ach ja, die Anreise erfolgt mit dem eigenen Auto oder einem Bus, eine Linie, Sita, fährt ab Potenza nach Castelmezzano. Eine andere, Renna, ab Potenza nach Pietrapertosa.


Adressen
Tourismusverband: Entdecke Basilikata!

Volo dell'Angelo: Homepage

2025-01-27

Köstlichkeit aus dem Salento: Granatapfel

Tiefrote Weine, köstliche Olivenöle, fantastischer Käse – alles Produkte, die im Salento, dem Süden Apuliens, überzeugen. Aber dass hier auch köstliche Melograni – Granatäpfel – nachhaltig angebaut werden – das wissen wohl die wenigsten Touristen.


Granatäpfel – schon Jesus soll sie auf seinem Speiseplan geschätzt haben

Es gibt in Süditalien wohl kaum einen Privatgarten, der sich nicht mit mindestens einem Albero di Melograno schmückt. Wenn ich im Herbst durch die Straßen im Salento wandere, reichen mir die Bäume in den Gärten die Früchte direkt an. Und sie schmecken hier köstlich – Granatapfelbäume brauchen Wärme und die bekommen sie in der süditalienischen Sonne in den langen heißen Sommermonaten satt.
Keine Frage, die Salentiner sind sehr stolz auf ihre Melograni. Weite Plantagen mit den in Reihen gepflanzten Granatapfelbäumen, die eher in der Breite als in der Höhe wachsen, kann man im Herbst entdecken. Im Frühling schmücken die zahlreichen kleinen roten Blüten diese Bäume, werden von Bienen bestäubt, was uns in Apulien einen besonderen Honig verkosten läst:
Miele Millefiori al Melograno. Im Herbst leuchten die Bäume erneut mit ihren tiefroten Früchten, die in Massen an ihnen hängen und nur darauf warten, geerntet und frisch gegessen zu werden. Ende September beginnt die Erntezeit der Melograni und dauert bis weit in den November hinein.

Der Melograno-Anbau im Salento wächst

Die Produktion ist in den letzten Jahren rasant gewachsen im Salento. Viele der ehemals Oliven anbauenden Landwirte sind nach der Xyella-Virus-Katastrophe, die die Olivenbäume vor allem im Salento hatte sterben lassen, in den Anbau von Granatäpfeln gewechselt.

So findet man hier unten nicht nur immer größere Anbauflächen dieser Bäume, sondern auch Baumschulen, die ausschließlich Granatapfelbäume in erstaunlicher Vielfalt und auch für den Export züchten.

Zur Ernte bei Melograni Martino

Wir waren im Herbst 2024 eingeladen bei Melograni Martino in Monteroni di Lecce. Auf diesem Event-Bauernhof in der Nähe von Lecce dreht sich wirklich alles um diesen über viele Tausendjahre alten Baum mit seiner besonderen Frucht. 25 verschiedene Sorten wachsen hier, einheimische Varianten wie Dente di Cavvallo, Molar und Sordo und die sehr seltene, fast lilafarbige Viola di Monteroni. Aber auch moderne Züchtungen mit klanghaften Namen wie Wonderful, Ako werden angebaut. Eigene Züchtungen, Sophie, nach der Nichte von Geschäftsführer Daniele de Pascalis benannt, verdeutlichen, dass man die Zukunft des Granatäpfels mitgestalten möchte.

Es war genau die richtige Zeit, um dort zu sein. Erntezeit. Die Bäume hingen über und über voll mit ihren Früchten in erstaunlich vielen unterschiedlichen Farben ihrer Außenschalen. Mitte Oktober sind die Granatäpfel so reif, dass ihre großen saftigen Kerne durchaus die harten Schalen zu sprengen vermögen. Zur Freude der heimischen Vogelwelt. Die so geöffneten Granatapfelkerne versprühen pure Lebensfreude!
Der Pflanzenschutz wird auf biologische Weise betrieben. Hauptsächlich werden Granatapfelbäume im Sommer nur von den Blattläusen heimgesucht, dann allerdings richtig. Bei Melograni Martino werden diese ausschließlich mit Marienkäfer(-larven) im Zaum gehalten.

Granatäpfel als Party-Event

Das Sortiment rund um die Melograni ist hier, neben dem Verkauf der Äpfel, in den Jahren stetig gewachsen. Kunden können Granatapfelmarmelade, Granatapfelhonig, natürlich Saft, Granatapfel-Gin, mal mit, mal ohne Goldeinlage einkaufen.
Eine fest auf dem Gelände installierte Bar, zwischen den Gängen der Granatapfelreihen aufgebaute Strohballen, zaubern hier eine sehr ursprüngliche, wunderschöne und romantische Biergartenatmosphäre.
Biergarten? Natürlich gibt es längst auch ein Granatapfelbier!

So lässt sich im Sommer auf dem Gelände – mit köstlicher und musikalischer Begleitung – die in Italien gerne zelebrierte Sotto le stelle genießen. Die Zeit im August, in der es auch in Italien bei klarem Himmel so viele Sternschnuppen fallen, wie sonst nicht im Jahr, genießt man inmitten der Pflanzen. Dazu ein Picknick in Selbstbedienung mit den Produkten von Melograni Martino. Die Pausen der Gesänge der Zikaden werden dann gefüllt von den Klängen einer Harfe.

Die Antipasti-Platten mit Wurst und Käse und den Produkten der Azienda, in der benachbarten Masseria angerichtet, natürlich dürfen Pasta und Wein dazu nicht fehlen. (€ 35,—/Person, Selbstbedienung mit zugewiesenem Tisch, Voranmeldung erbeten.)
Sind die Granatäpfel im Herbst endlich reif, hat man tagsüber den großen Spaß der eigenen Ernte. Erwachsene zahlen 15 Euro, Kinder 5 Euro und dafür kann man hier so viele Granatäpfel aller Sorten ernten, wie man sie in den Tüten davon tragen kann.

Und wie öffnet man sie nun unfallfrei?

Daniele de Pascalis, der Geschäftsführer der Azienda Melograno Martino, führte uns über das Gelände und ließ uns – unterstützt von seinem freundlichen Team – die vielen Köstlichkeiten verkosten.

Das anschließende Granatapfel-Tasting war spannend. Wer sie noch nicht kennt, lernt hier von Daniele in Carmens Video die einzig wahre Methode, wie man die Granatapfelkerne leicht und sauber gewinnt. Man schneidet oben den Deckel ab, wie z. B. bei einer Orange und sieht dann die Hautwände, die das Innere des Granatapfels in einzelne Segmente teilen. Daran mit dem Messer von außen heruntergeschnitten, kann man perfekt (und mit sauberen Händen) die Segemente herausbrechen. Seitlich die Häute entfernen – und vor einem liegen die puren und unverletzten Kerne für den Gensus.
Wir knabberten uns durch die verschiedenen Sorten, eine davon war besonders süß, eine andere hatte einen leicht bitteren (aber sehr gesunden) Abgang. Manche der Granatäpfel locken mit tiefroten Kernen und besonderer Frische, andere sind sehr blass und wirken fast noch unreif, schmecken dafür aber besonders aromatisch und knacken perfekt im Mund.


Wissenschaftlich bewiesen: Granatäpfel können viel Gutes bewirken

Diese kleinen roten Kerne enthalten viel Kalium, Kalzium und Eisen und sind Lieferant diverser B-Vitamine, wie auch Vitamin E, C, Selen und Carotin. Dank ihrer Antioxidantien können sie positiv auf einen zu hohen Blutdruck einwirken, senken das LDL-Cholesterin – sind quasi Bombe für unsere Herzgesundheit! Auch reinigen sie Leber und Darm. Sie stärken unsere Immunabwehr und wirken Entzündungen hemmend. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Dass die Granatapfelpolyphenole das Wachstum von Krebszellen – insbesondere bei Prostatakrebs – verhindern bzw. verlangsamen können, ist tatsächlich in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen. Ihre natürlichen Phytoöstrogene können dabei helfen, Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen zu verhindern.

Die pure Romantik – Picknick unter Granatapfelbäumen

Ob uns nach der Verkostung vom Granatapfelbier bzw. -Gin schon warm war, dank der Magie dieser gesunden runden Früchte? Oder es an der apulischen Herbstsonne bei immerhin noch 26 Grad Celsius im Schatten lag, wer weiß?
Unsere Stimmung jedenfalls war mehr als grandios, als wir die wunderschön eingedeckte lange Tafel aus Strohballen entdeckten, an der wir eben genau das Erlebnis eines Picknicks auf der Azienda Melograni Martino persönlich erleben durften. Alle Köstlichkeiten, die uns serviert wurde, stammten gemäß der Zero-Kilometre-Philosophie aus der direkten Umgebung.

Zum Lunch gab es lange Holzbretter gefüllt mit fantastischer Salami, Mortadella, Prosciutto und Capocollo di Martinafranca, viele apulische Käsesorten, z. B. geräucherter Scamorza aus Arnesano – zu denen Marte, der – natürlich bei Melograni Martion produzierte – Aceto di Melagrane (Granatapfelessig) der Azienda serviert wurde.
Perfekte Brötchen mit Oliven und Focaccia aus dem Holzofen von Rizzo, sowie Obst gab es dazu, es hatte uns köstlich schmeckt. In dieser traumhaften Umgebung sowieso. Dieses tolle Event kann man jederzeit buchen – z. B. für eine Hochzeitsfeier oder Firmenincentive?

Dazu ein kühler Rosado im Glas, eine befreundete Eidechse … … und Grillengesänge. Durchaus möglich, dass es zum Nachtisch noch einen Pasticciotto gibt – es kann passieren, dass sie mit einer Crema di Melogran gefüllt ist. Wir lebten wie … Gott in Italien!

Daniele zeigte mir später noch in der kleinen Masseria auf dem Gelände die Konfitürenproduktion. Dort steht nämlich die Zentrifuge, die mindestens acht Stunden lang bei ca. 80 Grad den Saft der Granatäpfel (mit wenig Zuckerzugabe) langsam eindickt, bevor diese wirklich sehr leckere, tiefrote Confitura extra di Melagrana in die Gläser abgefüllt wird. Ich durfte sie mit nach Hause nehmen (meiner klugen Gepäckbuchung geschuldet).
Purer Granatapfelgeschmack mit überschaubarer Süße, dafür diese leichte Bitterkeit im Abgang, die ich an Granatäpfeln so sehr liebe. So konnte ich dieses schöne Erlebnis mit nach Berlin nehmen und … selten war bei mir Marmelade so schnell aufgegessen!


Azienda Melograni Martino
Strada Provinciale Lecce – Arnesano (SP 119) 73047 – Monteroni di Lecce (Le) – Italy
Tel: + 39 3287937661
E-Mail: info@melogranimartino.com