2007-05-22

Balkonien overload

Neulich, im Gartencenter mit Herrn Exit unterwegs, schaute er mich irgendwann verschmitzt an und fragte, ob ich denn noch Platz auf dem Balkon hätte – eine für jemanden, der mich kennt, sehr sehr kluge Frage übrigens, die ich immer – nun, Herr Exit kennt mich noch nicht so lange – mit „ja, klar“ beantworten werde. Das ist Zwanghaft bei mir, hat aber in der Realität nie etwas mit dem tatsächlichen Zustand meines Balkons zu tun. Ehrlich! Um die Situation pragmatisch zu untermalen: im letzten Jahr kaufte ich den letzten Topf aus Aluminium anstatt aus Terracotta wie sonst, langsam mache ich mir ehrlich Gedanken bezüglich der Nutzungslast meines Balkons.

Aber zurück in den Gartencenter: Herr Exit sprach sodann, er würde mir gerne eine Rose schenken wollen für meine Bemühungen. Dabei waren diese Bemühungen für mich reine Freude und eine Quelle der Inspiration und weiterbildend.

Zu diesem Zeitpunkt sah der Boden meines Balkons bereits mit Kümmel, historischen Tomten, Basilikum, Glockenstern, Verbenen zugestellt aus, ich hatte keine Ahnung wohin mit denen. Zu überlegen, ob man dazu noch eine Rose stellt, ist salopp gesprochen äußerst drollig bis ziemlich beschränkt. Im Grunde aber immer sympathisch. Nun, ich war begeistert, wusste nicht wohin mit ihr und wählte eine „New Dawn“ aus, eine Kletterrose, die mich möglicherweise einmal mit 300 cm locker überragen wird, sehr unkompliziert sein soll – sogar eine der wenigen Rose ist, die problemlos im Schatten blüht, nicht das mein Balkon bei echten Sommern solche Probleme hätte. Aber Rosen für Balkone dürfen schon etwas tougher sein, als andere. Die „New Dawn“ wollte ich schon immer haben. Aber was ich oft schon immer haben wollte, gibt es meist lange Zeit nur bei irgendwelchen Spezies und dennoch nur selten im Programm.



Diese Woche habe ich der Tatsache ins Auge geblickt und akzeptiert, die Bougainville mochte nicht mehr kommen. Ihr war es wohl doch zu kalt in diesem Winter. Lernen wir daraus, dass selbst große ältere Bougainvillen keine Minusgrade mögen, seien sie auch noch so nah am Nullpunkt. Also vorsichtiger Rückbau der beiden Clematis-Pflanzen, die sich in ihrem Geäst schon begeistert breit gemacht haben, sehr schmerzender Rückschnitt (sie war gute 2,50 m hoch inzwischen) auf meiner Seite, Abbau des Topfes. Und Installation einer Dame namens „New Dawn“ an dem freigewordenen Vollsonnenplatz, samt entsetzlich misshandelter Clematis aus dem Supermarkt für € 1,– neulich noch vor dem Vertrocknungstod gerettet und einer Vanilleblume. Und in dem freigewordenen Topf der Bougainville fanden Kümmel, zwei historische Tomaten „Andine Corune“ und „Schwarze Pflaume“ nebst Thai-Basilikum Platz. Eine Verbene hängt in der Ampel. Wo die zweite Verbene zusammen hin soll mit der Götterblume: keine Ahnung. Aber es wäre nett, würde mich diese Saison niemand mehr fragen, ob ich noch Platz auf dem Balkon hätte. Es ist reiner Selbstschutz, dass ich das hier schreibe!



In der Pflanzenaktion habe ich dann auch mal wieder eine Balkonbestandsaufnahme gemacht – ich bin zufrieden. Die im letzten Jahr erworbene „Azubis/Indigoletta“, eine blau blühende, sehr gut duftende Rose, die im letzten Jahr zwar wuchs aber noch keine Blüten trug, ist gewachsen, küsst den Himmel und trägt überall schon kleine Knospen. Ich glaube zwar immer weniger, dass das wirklich eine Indigoletta ist, weil das Blattwerk zu klein und filigran ist für die Rose scheint, die ich schon mal hatte. Und diese Knöspchen garantiert keine 4-5 cm großen Blüten zaubern können.



Dafür spricht auch, dass die mir in diesem Jahr noch einmal nachgelieferte Indigoletta (eine wuchs letztes Jahr nicht an) vom Händler (das muss man bakker ja lassen, sie sind da unglaublich fair!) auch anderes Blattwerk hat. Egal: sie wird blühen! Die Campanula tut das gerade schön blau, die anderen Rose knospen auch und alles andere was gesetzt wurde, ob Lilien, Gladiolen, Anemonen, Wicken und der gesäte Mohn sprießt mittlerweile. Der Thymian blüht und die Lilien können sich auch kaum noch beherrschen. Ich bin zufrieden. Das Wetter darf erst einmal so bleiben!

Ich habe keinen Platz mehr auf meinem Balkon! Ich habe keinen Platz mehr auf meinem Balkon! Ich habe keinen … „Eine, eine, hach eine geht noch rein …“

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Diese Problematik ist mir nur allzu gut bekannt. Gerade mal zwei Monate stolze Balkonbesitzerin, und schon habe ich meine Sucht kaum noch im Griff.

Ja, und die Nutzungslast - der letzte Besuch im Gartencenter endete damit, dass mein Freund mir in einer halbstündigen Diskussion immer wieder versichern musste, dass der Balkon auch noch einen weiteren Terrakottakübel verkraften, ohne spontan abzustürzen.
Und ich könnte immer noch weitermachen, wollte ich nicht auch noch mit auf den Balkon passen...

Cecie hat gesagt…

hach... schwester im geiste ;o)

haste die woche noch nen abend frei für mich? ich würde eine einladung auf MEINEN balkon nebst katzenbestechung offerieren, hihi.

creezy hat gesagt…

@bina
Gehe lieber gleich zur Therapie. Das kommt Dich auf Dauer billiger! Höre auf eine erfahrene Balkonistin! ;-)

@cecie
Die Woche ist eigentlich schon dicht, leider –nächste Woche?

Cecie hat gesagt…

mittwoch oder freitag könnte ich noch anbieten - ich würde freitag bevorzugen. sonst die woche drauf.

du bist!

Anonym hat gesagt…

Ich gebe zu bedenken dass die Belastung aus Beflanzung und Bepflanzerin 500 kg/m² nicht überschreiten sollte. Also wegen dem Overload und so...

(entspricht übrigens bereits einem übergossenen 45cm hohen Blumentopf)

Anonym hat gesagt…

@creezy:
Den Therapeuten brauche ich jetzt wirklich, nachdem ich gerade Blattläuse an meinen geliebten Rosen entdeckt habe. Deshalb besten Dank für den Zwiebeltipp - der Sud wird gleich morgen angesetzt, sobald ich mir ein paar Tomatenpflanzen besorgt habe (jetzt habe ich wenigstens ein gutes Argument...).

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