Ravenna als Ausgangspunkt zu nehmen in die vielfältige Umgebung, das bietet sich einfach an. Ob mit dem Auto oder der Bahn, viele attraktive und geschichtsträchtige Orte wie Cervia, Milano Marritima, Comacchio und Classe sind in kürzester Zeit erreicht.
Heute geht es nach Cervia! Die Stadt fließt entlang eines neun Kilometer langen Strandes. Muscheln sammeln, jede Art von Wassersport oder einfach nur in der Sonne liegen und baden gehen – typischer italienischer Badeflair wird hier geboten. Wem das zu gemütlich ist: Radsport ist in Cervia und Umgebung das bewährte Fortbewegungsmittel im Urlaub. Es gibt Radwege von 150 bis 300 Kilometern Länge. Auf Wunsch im Hinterland auch mit charmanten Anstiegen. Das ganze Jahr über feiert Cervia diverse Sportereignisse, die zum Mitmachen oder nur Zugucken einladen, z.B. der Ökomarathonlauf, Ecomaratona del sale; Radrennen, Granfondo via del sale Cervia u.v.m.
Cervia – Stadt der Salinen
Cervia ist vor allem bekannt als die Salzstadt der Emilia Romagna. Von hier stammt das süße Salz von Cervia. So locken nicht nur der kilometerlange Strand sondern auch Salinen, in denen das Salz der wunderschönen Adria geerntet wird. In den unterschiedlichen Stadtbereichen Cervias kann man sich auf vielfältige Weise die (Urlaubs-)Zeit vertreiben, Museen, die über die lange Historie der Region aufklären, Kunst auf den Straßen, Mosaike sind auch hier immer wieder als faszinierende Kunstform zu finden. Die vielfältige Küche der Emilia Romagna muss ich wohl nicht erst erwähnen.
Pinarella und Tagliata
Südlich von Cervia gelegen findet man einen sicheren, weil in der Saison gut bewachten Strand (ausgezeichnet mit der blauen und grünen Flagge) mit unzähligen vielen Sport und Spielmöglichkeiten auf dem Meer oder am Strand: Pinarella. Im Namen ist nicht ohne Grund Pino, die Pinie, angedeutet, denn an diesem Strand schließt ein heute nur noch 240 Hektar großer Pinienwald an, den sich Pinarella und ein weiterer Ortsteil von Cervia, Tagliata, teilen.
Im Sommer spenden die Bäume in der Hitze Schatten und Kühle, ein Trimm-Dich-Pfad lädt zum Sport ein und ein Verein stellt bei Bedarf auch Wanderführer an die Seite, die Familien und Kindern die Geheimnisse des Waldes erklären. Zum Meer hin wurden Strandkiefern und Olivenbäume gepflanzt. Nun schützt er die dahinter liegenden Häuser vor den starken Winden des Meeres. 1977 ist Pinarella zu einem Naturschutzgebiet erklärt worden. Heute wachsen hier auch Eichen, Kiefern, Eschen und Ulmen und Sträucher wie Wacholder, Mäusedorn, Weißdorn und Wildblumen. Während sich im Wald Fasan, Bussard, Eule, Käuzchen, Igel, Wiesel und Otter „Gute Nacht!“ sagen. Besucher können hier unter Berücksichtigung auch Kajak fahren und auf bestimmten ausgewiesenen Strecken Rad fahren.
Der Ortsbereich Tagliata bietet neben Strand und typischen Köstlichkeiten der Emilia Romagna für die jüngsten Besucher den Parco Lento, ein Spieleparadies mit neun Themenbereichen, wo sich die Kinder richtig austoben können.
Die Gartenstadt Milano Marittima
Nordöstlich in Cervia liegt Milano Marittima. In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts war Cervia eine typische kleine Stadt, in der die Menschen sich ihr Geld mit der Fischerei und Salzproduktion verdient haben. 1882 entstand eine erste Badeanstalt, man wurde sich zunehmend der heilenden Wirkung des Salzes und somit der finanziellen Attraktivität der Thermalbäder bewusst. 1884 wurde Cervia daher in das italienische Bahnnetz integriert und konnte direkt von Ravenna angefahren werden, im Jahr 1889 wurde diese Strecke auf Anschlüsse an die Orte Ferrara und Rimini erweitert.
Cervia definierte einen Teilbereich des Strandes – im Zusammenschluss mit den wohlhabenden Bürgern Mailands – für den Tourismus und so konnte sich die Mailänder Bohème am Strand einen eigenen Badeort schaffen: Milano Marittima. Die Lungomare ist zu unserer Reisezeit im Oktober längst von ihren Sonnnenstuhl- und schirmanlagen befreit und wenn jetzt gestählte sportliche Körper für den Ironman aus dem Wasser entsteigen, um noch ein bisschen auf dem Sand zu joggen. Das Auge isst am Meer eben immer irgendwie mit.
Die »Società Milano Marittima per lo sviluppo della spiaggia di Cervia« gründete sich 1911, um die Entwicklung des Strandes und der Bauvorhaben nicht allzu entgleisen zu lassen. Zu dieser Gesellschaft gehörte Giuseppe Palanti (1881-1946) aus Mailand, der ein bekannter Kostüm- und Bühnenbildner im Teatro alla Scala Milano war – und als Multitalent nicht nur als Porträtmaler, Illustrator und Plakatmaler einen Ruf über Mailands Grenzen hinaus hatte. Hier in Milano Marittima tat er sich erstmals als Stadtplaner hervor. Er war begeistert von der Theorien des englischen Stadtplaners Ebenezer Howard, der als Begründer der Gartenstadt gilt.
Seiner Idee nach sollte sich Milano Marittima von einer Vorstadt Cervias zu einer eigenständigen Stadt möglichst im gemeinschaftlichen Besitz (zur Vermeidung von Spekulationen) entwickeln. Dabei wurde auf die bestmögliche Beibehaltung des existierenden Pinienwaldes geachtet. So ist Milano Marittima heute eine kleine Stadt am Strand, mit hübschen, oft gut restaurierten kleinen Ferienvillen aus Holz im Jugendstil, derer Straßen erstaunlich grün angelegt sind.
Vor allem die Kreisverkehre sind von Sponsoren wunderschön floral gestaltet und stellen sich jährlich einem internationalen Gartenwettbewerb. Hier und da wird es abstrus, wenn eine ausgemusterte Seilbahngondel auf so einem Rondell herumsteht. Aber als Retter vor Regen im Frühling bestimmt auch praktisch.
Auf jeden Fall lässt es sich hier auch bei hohen Temperaturen im Schatten der Pflanzen angenehm flanieren. Natürlich sind kunstvolle Wasseranlagen und Wege ohne Mosaike hier nicht denkbar. Es ist wunderschön! MIt einem Gelato auf der Hand noch wunderschöner!
Palantis eigene Villa steht heute noch in Strandnähe in der Via 2 Giugno Ecke Via Toti.
Cervia – vom Papst kurzerhand umgezogen
Cervia selber ist eine Stadt in der man sich sofort wohlfühlen kann. In der Adria an der Molo di Ponente Cervia mit ihrem Hafen entspringt der Canale di Cervia.
Entlang seinen Ufern hat sich die Stadt nach einer von Papst Innozenz XII. befohlenen Umsiedlung im Jahr 1697 aus den Salinen heraus zwischen diesen und dem Meer entwickelt. Er wollte damit dem Volk etwas fern ab der Salinen und den dort aktiven, auch früher schon krankheitsübertragenden Stechmücken mehr gesundheitliche Lebensqualität zu geben.
Cervia ist eine Planstadt der Renaissance. Sie wirkt aufgeräumt, erstaunlich weiträumig und offen. Natürlich ist das heutige Centro Storico von ehrwürdigen Stadtmauern umgeben und wirkt wie eine kleine Stadt in der Stadt. Es ist eine große Freude entlang des Kanals spazieren zu gehen und die vielen großen und kleineren Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Wie z. B. den Torre San Michele, in dessen kleinem Oberstübchen geheiratet werden kann.
Auf jeden Fall hat man von hier eine wundervolle Aussicht auf Cervia. Zum Beispiel auf das MUSA, das Museo del Sale, früher Salzspeicher, heute wundervoll restaurierte Begegnungsstätte mit dem Salzmuseum im Seitentrakt und Restaurant bzw. Veranstaltungsgelände.
Es führt die Besucher durch die frühe Geschichte dieser Salzstadt mit originalen Unikaten. Es ist umfangreich ausgestattet aber klein genug, um für Kinder ausreichend kurzweilig zu sein.
Auf jeden Fall ist es sehr charmant und liebevoll mit gesammelten charmanten Sammelutensilien rund um das Thema Salz ausgestattet.
Am Ende kann man auch handgeschöpftes unbehandeltes Salz aus Cervia gegen eine Spende mitnehmen.
Aber dem Salz von Cervia und Produktionsort soll noch ein eigener Blogpost gegönnt sein.
Pesce, pasta, Cervica
Man isst hier fantastisch – und natürlich, das wird nicht sehr verwundern, Fisch!
Ein typisches Mittagessen hatten wir in dem schönen Restaurant La Brasseria Borgo Marina in der V.le Nazario Sauro, 100/B, 48015 Cervia – direkt am Kanal gelegen.
Köstliche Pasta und Frutti di mare fritto satt und dazu Insalata mista, das war nach unserem Ausflug am Vormittag am Strand genau das Richtige für unsere knurrenden Mägen. Eine reichhaltige, ursprüngliche Küche mit rasend schnellem Service.
Das Abendessen nach der spannenden Führung durch die Altstadt Cervias wird uns im Officine del Sale (Via Evangelisti 2, 48105 Cervia) mehr als reichhaltig serviert.
Wir werden sehr herzlich empfangen und dürfen direkt vor der offenen Küche Platz nehmen und der Pastaköchin beim Zubereiten ihrer handwerklichen Spezialitäten zuschauen. Pasta ist hier garantiert hausgemacht! Die Küche schafft mich – wir bekommen nach einem wundervollen Artischockenflan mit einer Sauce aus Squacquerone gleich zwei Pastagänge serviert.
Ich musste da leider passen, dreimal am Tag Pasta schaffe ich einfach nicht. In dem Punkt muss ich noch an meiner italienischen Identifikation arbeiten.
Die Küche erlaubte mir als Alternative noch einen Artischockenflan, was mich sehr glücklich, aber auch nicht weniger satt machte, als die Pasta-Genießer. Die sich sehr begeistert darüber im Officine del Sale äußerten. Es gab für uns alle kein Erbarmen: Schweinerücken mit (fantastischem) Grillgemüse, danach eine Kuchenplatte. Wir sind zum Bus gerollt – nach einem wunderschönen Tag in Cervia. Von dem Flan träume ich übrigens heute noch!
Dabei Cervia lohnt sich auf jeden Fall auch für einen mehrtägigen Besuch. Hier kann man abschalten, genießen, wandern. Hat Strand und Kanallandschaft mit den wunderschönen alten Segelschiffen, die an seinem Ufer ankern. Man kann eine traumhafte Gegend erkunden – ob auf dem Land oder auf dem Wasser. Oder einfach nur stundenlang in einem der Cafés am Kanal sitzen und dem Treiben zuschauen. Echer Italien-Urlaub eben.
Mehr Informationen: Commune Cervia
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!