2019-08-19

Berliner Einkaufstipps

Es ist heutzutage üblich über den stationären Einzelhandel zu meckern. Angeblich ist es toller, klüger, wirtschaftlicher, ökologischer und mit viel mehr Breite sortierter im Internet einzukaufen.

Das glaube ich nicht. Alles hat Vor- und Nachteile. Und gerade den Leuten, die mir mit der absoluten Vielfalt des Internets kommen, den sage ich gerne, dass sie mit ihrer Abkehr vom Einzelhandel dessen Diversifikation offensiv mitgestaltet haben. Wo weniger eingekauft wird, kann Verschiedenartigkeit nicht mehr finanziert werden.

Die Nase sitzt mitten im Gesicht, die eigene, anfassen, Bitte!

Ich gehe gerne einkaufen. Es ist nicht nur der Kontakt zu den Menschen und ihrem Wissen, das durchaus sehr profund immer noch ist. Man muss halt einkaufen gehen wollen ohne den Selbstzweck sich über den „nur” Fachverkäufer mit dem eigenen Intellekt stellen zu müssen. Dann kann der persönliche Einkauf ein sehr zufrieden stellendes, fast glücklich machendes Erlebnis sein.

In Berlin hat das mittlerweile zur Folge, dass nicht nur alteingesessene Läden ihre Pforten schließen müssen, mangels Kundschaft. Hier geht es zur Zeit sogar den Wochenmärkten an den Kragen. Das finde ich wirklich bitter. Wer dort nicht mehr einkauft, vertraut auf die „Regionalität” der Discounter. Das ist ungefähr so clever wie auf die „Bioqualität” der Äpfel (aus China) der Discounter zu vertrauen.

Neulich war ich wieder auf dem Markt in Charlottenburg am Karl-August-Platz. Dem Markt meines Herzens, weil ich hier als Kind schon immmer mit meiner Mama und Oma einkaufen gegangen bin und am Imbiss Krumme Straße Ecke Goethe Straße am Kindertisch im Kinderstuhl meine klein geschnittene Wiener in Tomatensoße serviert bekam. Meine Sozialisierung zur Currywurst, quasi. Die glücklichen Momente meiner Kindheit. Ich habe es geliebt.

Ich gehe heute immer noch sehr sehr gerne dort einkaufen, alle Waren sind definitiv deutlich teurer als z. B. auf dem Wochenmarkt am Maybachufer, wo ich mittlerweile öfter enttäuscht über die eingekauften Lebensmittel als beglückt bin. Wenn man da überhaupt noch Lebensmittel erhält, den zunehmend wird dieser Wochenmarkt zu einem touristischen Schmuck- und Designmarkt. Die Produkte, die indes auf dem Wochenmarkt im Pestalozzi-Kiez angeboten sind, sind von wirklich hoher Qualität und meist regionaler Herkung, die Verkäufer sind allermeist sehr charmant. Ich finde in keinem der Wochenmärkte den typischen Berliner-Flair mehr wie hier.

Erst vor zwei Wochen bin ich dort am Mittwoch gewesen (dieser Markt findet Mittwochs und Samstags statt), habe an einem Stand Kartoffeln gekauft und bin von einem sehr jungen Mann mit fröhlichen Sprüchen und ziemlich smarten Lebensweisheiten unterhalten worden. Der Art, die schönen Dinge in den einfachen Dingen zu sehen. Das war wundervoll!

Skarvelis Olivenöl und Oliven



Kommen wir zu den Einkaufstipps – auf diesem Karl-August-Platz-Markt am Mittwoch, wie auch am Winterfeldplatz am Samstag, hat Carmen Skarvelis ihren Stand mit Produkten rund um die Olive. Manolis und Carmen Skarvelis besitzen in Mani, im Süden auf der griechischen Halbinsel Peleponnes ihre Olivenbaumplantage, die sie nach bewusst ökologischen Maßstäben betreiben. Also ohne chemische Dünger, keine Bewässerung. Die Ernte der Oliven der Sorte Koroneiki geschieht möglichst früh, um die guten Wirkstoffe (Vitamin E, ungesättigte Fettsäuren, Polyphenole) im Öl in hoher Menge zu erhalten. Aus den Koroneiki Oliven produziert man von einem Baum lediglich 1-3 Liter des grünen Olivenöls. Aus Olivenbäumen anderer Olivensorten lassen sich bis zu 10 Liter erzielen. Die Intensität des Olivenöls der Skarvelis liegt auf der Hand.

Das Öl ist kalt extrahiert ohne Filterung abgefüllt.

Wir haben in Berlin einige Händler, die sehr gute Olivenöle anbieten – ob nun aus Griechenland, Italien oder Spanien. Aber das Olivenöl von den Skarvelis ist für meinen Geschmack das beste, feinste und geschmacklich mehr als überzeugende Öl zu dieser Zeit in dieser Stadt! Die Skarvelis liefern auf ihrer Homepage das Argument für ihr Olivenöl transparent in der aktuellen Olivenöl-Analyse.

Ich kaufe dort sehr gerne ein. Wenn ich eines auf meinen Reisen nach Apulien gelernt habe, dann dass ein sehr gutes Olivenöl nicht für weniger als zehn Euro für eine 750 ml-Flasche zu haben ist. Das geht nicht, dann ist es höchstsicher gepanscht. Gutes reines Olivenöl mit gutem Ertrag zu produzieren, das dauert Jahre, die Bäume wachsen nicht schnell. Baumschnitt, die Ernte sind harte, sehr intensive Arbeit. Bei den Skarevelis kostet der 5 Liter-Kanister 79,— Euro, 500 ml in der Flasche 15,50 Euro und 750 ml 17,50 Euro. Dieses Öl ist jeden Cent wert!

Und wenn man schon am Stand ist, sollte man auch immer von den grünen Koroneiki Oliven mitnehmen. Sie schmeckt intensiv zitronig. Oder der Kalamata (Leseempfehlung!). Es ist eine besondere Freude, wenn Carmen mit ihrer freundlich und fröhlichen Persönlichkeit die abgewogenen Olivensorten mit dem hauseigenen Olivenöl auffüllt. Mittlerweile kaufe ich meine Oliven nur noch dort. Leider haben die Skarvelis (noch?) keinen Online-Shop – aber sie antworten auf Mails sehr schnell.

Shiina übrigens liebt die Koroneiki, also mit lieben meine ich, sie spielt nicht nur begeistert mit der Olive, sie frisst sie auch. Mehr Qualitätsprädikat geht wohl nicht.

Terra Verde – Sizilianische Spezialitäten in Bio-Qualität



Meine neu gewonnene Leidenschaft zum Wandern (neudeutsch Trekking) lässt mich gerade nach günstigen Möglichkeiten suchen, Kleidung zu finden, die mich auch unbekümmert im kommenden Herbst bei Regen den Weg ins Draußen machen lassen. Bei einer Sportbekleidungskette erzählt die Homepage von einem Regenjacken-Angebot, das es, in meiner Größe, in einer Filiale in Steglitz nur noch geben sollte. Also habe ich mich gestern aufgemacht, wieder einmal den Süden Berlins zu erobern. Ab in die Schlossstraße, die auf ihrer Länge mit Hauptstraße über die Rheinstraße schon ein besonderes Flair im Berliner Kommerzgeschehen offeriert. Ich war hier lange nicht mehr unterwegs, kenne die Gegend aber noch sehr gut, weil dort meine Ausbildungsstätte lag. Aus der Zeit weiß ich noch, dass für die Menschen aus Lichterfelde oder Steglitz zum Kurfürstendamm (die U-Bahnlinie bringt einen dort ratzfatz hin) fahren, gleichbedeutend war mit „in die Stadt fahren.” Ich vermute, es gibt immer noch Menschen in Lichterfelde, die keinen Fuß in den Ostteil der Stadt setzen. Nicht wegen der Ablehnung, sondern weil der eigene Kiez Zenith genug ist für sie.

Nun denn, ich machte mich gestern auf den Weg, erst per Bus, dann mit der S-Bahn. Darf auch mal sein. Ich hatte so eine unbestimmte Idee an welchem S-Bahnhof von den drei möglichen Stationen im Bezirk ich aussteigen wollte, entschied mich für den in der Mitte, Feuerbachstraße, nahm aber einen (Friedenau) zu früh. Was kein besonderes Ärgernis für mich ist, weil ich generell gerne laufe und hier lief ich halt durch den schönen Altbaubestand von Friedenau, was immer ein besonderes Vergnügen ist.

Interessanterweise ist mir dabei aufgefallen, haben sich dort in den ehemaligen italienischen Restaurants nun verstärkt indische Köche breit gemacht. In deutlich kleineren Läden als dieser Massentourismus-Indien-Food von Amri & Co. Nun denn, da kann man sicher noch die eine oder andere Entdeckung machen.

Mein verkehrter Ausstieg führte in der Rheinstraße 18 an einem sehr kleinen italienischen Laden vorbei, der alles an Lebensmitteln – also vor allem auch Gemüse und Obst – feil bietet, was mein Herz gerne begehrt und man genau nicht überall bekommt. Die milden weißen Zwiebeln für Antipasti (hier so ein Züchtung zwischen Borettana und Allium Cepa), unbehandelte Zwiebeln aus Sizilien – fielen mir sofort ins Auge.

Terra Verde – Landkost aus Sizilien nennt sich dieser hübsche Laden von Nicolo Sparacino und Michele Ferraro in dem es alles gibt, was so ein italienisch infiziertes Herz begehrt. Der kleine Imbiss offeriert Antipasti, kleine warme Gerichte (Mittagstisch) und natürlich Caffè. In der Kühltheke liegen frische Pasta und Käse aus Sizilien, in den Regalen Weine und sonstige italienische Spirituosen, vorgebackene (abgepackte) Cannolli und das Olivenöl des Hause gibt es frisch abgefüllt vom Faß. Das Olivenöl schmeckt auch wirklich sehr fein, ich habe es getestet.

Und – da schlug mein Herz ganz wild – in dem Gemüsefach unter dem Regal gab es sogar die Cocomero pugliese – die wundervolle Gurkenmelone!

Der Laden gehört zur BioFruit Trading, einem in Deutschland (Berlin) ansässigen Unternehmen, das auf Sizilien 100%ig biologisch produziert, vor allem Zitrusfrüchte. Die Ware wird frisch geerntet ohne Zwischenhändler direkt an den Handel ausgeliefert. Ich mochte es dort sehr und kaufte Zitronen, Zwiebeln natürlich die Cocomero – und war sehr happy mit meiner neuen Entdeckung!

Man braucht etwas Zeit, um sich dort in der typisch italienisch präsentierten Vielfalt auf kleinstem Raum zurechtzufinden. Deswegen trinkt man dort ja auch einen Espresso … oder zwei. Dort war ich bestimmt nicht zum letzten Mal. Nee, ganz sicher nicht!

2 Kommentare:

  1. Liebe Claudia,
    das hast du wieder sehr schön mit viel Herz geschrieben. Würde ich in Berlin wohnen, würde ich alle deine Empfehlungen ausprobieren.
    Liebe Grüße, Manuela

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  2. @Die Manuela
    <3 <3 <3

    Ihr könntet ja mal wieder hoch kommen?! :-)

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