Um bruchstückchenweise weiter vorzukommen im PGL (Plan für Glück und Lebensfreude), hier Schublade Gesundheit, gehe ich nun seit Anfang Juni in eine therapeutische Maßnahme. In dem einen Modul, das ich auf Anraten des Fachpersonals besuchen soll, das übrigens so von den Klienten gewünscht wurde mit dem Obertitel „Bewegung”, Untertitel „Nordic Walking”, zweitem Untertitel „machen, was wir wollen”, waren wir in der ersten Stunde, in der die möglichen Wetteralternativen zu „machen, was wir wollen” besprochen haben noch zu dritt, wobei ein Teilnehmer eine gute Stunde zu spät kam. Seitdem war ich immer, bis auf das eine Mal als eine Hospitantin dazu kam, alleine.
Die Sache mit dem Sport scheint deren Sache nicht so zu sein. Dabei ist Sport gerade in unserem Fall ein echtes must have. Und wir reden hier im beschlossenen Fall nicht von Zwangsteilnahmen (z. B. muss ich kein Nordic Walking machen, was ich einfach nicht mag, kann also einfach so mitlaufen) und im Großen und Ganzen einfachen sportlichen Ideen in der sonnigen Außenwelt, wie Frisbee, Boule, Wikinger Schach etc.
Gestern wollte man besprechen, was man nun mit dieser wenig erfolgreichen Gruppe anfangen sollte. Plötzlich waren zwei Leute mehr da. Allerdings Klienten, die man neu in die Gruppe gebeten hatte. Ich bin auch wieder brav hingegangen – trotz doofer Zerrung am Fuß. Die Fußsohle, im Schlaf gezerrt, womöglich ist nämlich der Haushalt gar nicht der gefährlichste Ort im Leben. Wir hörten dann, dass die Anderen nicht in die Gruppe kämen, weil man sich nicht gerne bewegen wolle. Außerdem sei diese Maßnahme zu früh am Tag. Sie wurde nämlich aufgrund der Sommerzeit und möglichen hohen Temperaturen – sorry, aber im Gegensatz zum restlichen Deutschland hatte Berlin einen ganz passablen Sommer bisher – um eine gnadenlose halbe Stunde nach vorne geschoben auf (!) 10 Uhr anstatt 10:30 Uhr. Gut, das Krankheitsbild lässt viele Patienten morgens nicht immer gut hochkommen. Aber 30 Minuten? Seriously?
Also wurde besprochen, dass die Maßnahmeleitung beschlossen hatte, man würde in dieser Gruppe nun Essen für das einen Tag später stattfindenden freitäglichen Kaffee und Kuchen-Treffen, an dem ich nie teilnehme, zubereiten. Von Sport zu Mord.
Gestern haben wir dann nach dem Besprechen, weil ich nicht laufen mochte, uns kurzerhand für Entspannungsübungen entschieden. Irgendwo in den Archiven lag eine CD rum und wir legten uns auf die Matte und relaxten unsere Muskeln nach Edmund Jacobson. Ich mochte das in der Klinik schon ganz gerne. Interessant dabei finde ich, wie man sich da wirklich rein arbeiten muss. Muskeln an- und entspannen. Bewusst. Irre zu erleben, was rechts gut kann und links gar nicht. Wie schwer es ist, loszulassen. Wie schwer es ist, ganz bequem aktiv unaktiv zu sein.
Wer es einmal selbst ausprobieren möchte, auf der Homepage der Technischen Krankenkasse kann man sich die Files in langen oder kurzen Versionen mit und ohne Musik herunter laden.
Jedenfalls waren wir dann in der neuen Gruppierung sehr glücklich mit dem alternativen Programm, dass wir genau so jetzt weitermachen werden. Und hinterher gab es ein schönes Gespräch.
Und ich arbeite mich vor. Letzte Woche wollte man – wieder auf Wunsch der Klienten – einen Grillnachmittag verbringen. Dazu wurde ich auch eingeladen. Explizit wurde ich eingeladen – nachdem ich erzählt hatte, dass ich sehr gerne koche und backe – einen Tag vorher in der Vorbereitungsgruppe mitzumachen. Da stand ich dann vor den Listen auf der links ganz viele Namen standen, die zum Grillen kommen wollten und rechts kümmerliche zwei Namen von Leuten, die helfen sollten. (Nicht wollten, ich hatte das aktive Überreden im Vorfeld mitbekommen.)
Ich habe dann „nein danke“ gesagt – zu beiden Aktionen. Zum Event selber, weil mir das noch zu viel soziale Aktion ist. Und zur Vorarbeit ganz bewusst, weil ich eben genau nicht für alle anderen die gesunde, aktive Leistungsfähige geben wollte. Die ich geben kann und hinterher immer flach liege, weil ich über meine Grenzen marschiere, was mir selten gut tut. Obwohl mich danach – das ist die andere Baustelle – ein schlechtes Gewissen plagte. Ich habe also ganz bewusst (wie die meisten anderen, die zwar grillen wollten aber nichts dazu beitragen wollten) nicht sozial agiert und abgesagt. Für viele mag das eine Selbstverständlichkeit zu sein, Dinge nicht zu tun, die man nicht tun möchte. Für mich ist das ganz neu und noch sehr selten und überhaupt nicht von guten Gefühlen begleitet. Mich strengt das unglaublich an: nicht zu liefern.
Aber immerhin scheint es als bestünde für mich noch Hoffnung.
Das hört sich sehr gesund an. Bleib dran, bleib beim "Nein" zum Sozial-Sein. In deinem Fall genau das richtige und die besseren Gefühle kommen dann schon. Verhaltensänderungen fühlen sich eben erst mal gar nicht schön an, aber auf lange Sicht - dann doch.
AntwortenLöschenGutes Weitergenesen!
Bravo!
AntwortenLöschencaterina
Mir hat es in einer Phase meines Lebens (so zwischen 25 und 35) extrem Spass gemacht, einen Grillstand auf dem jährlichen Mega-Kiezfest mitarbeitend zu leiten - und daneben noch die drei anderen zu managen, die an anderen Ecken standen.
AntwortenLöschenMit 35 war ich dann im Burnout angekommen, alkoholgestützt. Weil dieses Verhalten ja nicht nur beim Grillen für mich normal war, sondern auch an zig anderen Ecken und Themen. 24/7...
Wieder heraus aus dem Tief war ich eine Andere: hatte gelernt, dass mein eigenes Wohlbefinden die Voraussetzung ist, um überhaupt irgendwo hilfreich tätig zu werden. Es ist schön, gebraucht, gesehen, bestätigt und womöglich gar bewundert zu werden - ganz ebenbso wie es befriedigt, tatsächlich sinnvolle Dinge zu tun.
Dennoch: Sich darin verlieren, nicht aufs eigene Befinden achten, nicht mehr NEIN sagen können/wollen - das führt ins Desaster, auf Dauer macht das die Psyche und der Körper nicht mit.
Gut, dass du es anders machst!