Ihr gebt mir so viel Hilfe, es ist unglaublich. Und ich habe die Dimension Eurer aller Unterstützung längst noch gar nicht erfasst. Es ist so viel Gutes, das muss ich verarbeiten. Das dauert noch.
Bin zur Zeit ziemlich durch den Wind, manchmal funktioniere ich ganz prima. Dann stehe ich Freitag auf dem Rixdorfer Weihnachtsmarkt auf den mich liebe Freunde zur Abwechslung entführt haben und lese an dem einen (es ist der karikative Weihnachtsmarkt Berlins) Stand, der sich für wohnungslose Menschen in der Stadt engagiert eben jenes Wort „wohnungslos” und in meinem Kopf fühlt es sich an, als knallte ich gerade mit 200 Sachen gegen die Mauer. Abstrus. Der Schock wirkt nach, ich habe zum Beispiel, das habe ich heute gemerkt, überhaupt keinen Orientierungssinn mehr. Man stellt mir Fragen und mir ist jede einzelne davon zu viel. Entscheidungen sind gerade mein Ding nicht. Ich gehe vorwärts, in kleinen Schritten. Alltag finde ich gut.
Ich versuche meinen Job gut zu machen und dort zu strahlen. Auch abstrus: hinten kracht Deine Welt runter, vorne bleibt die Fassade stehen. Ich bin gerade wie eine hollywoodesque Westernstadt. Vorne Saloon, direkt dahinter endet die Kulisse und es weht ein rauer Wind die trockenen Pflanzenballen über den Sand. Relationen: es war eine Woche mit vielen technischen Problemen auf der Arbeit. Ich grinste. Für Kollegen, deren Leben vielleicht momentan angenehm dahin plätschert, war das natürlich der GAU der Woche, dementsprechend die Stimmung. Für mich war das – im Vergleich zu meinen anderen Schwierigkeiten – lediglich wie ein Spaziergang bei 30 Grad im Schatten auf weißen Sand am blauen Meer, hinten am Horizont das weiße Segelboot und das einzig wirklich Dumme an der Situation, dass die Cocktails schneller warm werden als man den Alkohol trinken kann. Wie gesagt, Relationen.
Ich tue auf Twitter und Facebook so, als wäre alles in Ordnung. Irgendwie ist das therapeutisch für mich. Wie sich einmal zur Pause abmelden können vom Fließband.
Mir haben sehr sehr viele Menschen geschrieben (hier und in meinen Mails) oder mich angerufen, die mir erzählt haben, dass sie sich selber schon in einer Situation wie der meinen befunden haben. Sei es gesundheitlich, sei es finanziell mit Wohnungsräumung oder eben sehr kurz davor. Menschen, die ich teilweise persönlich kenne und bei denen ich, wie man so schön sagt, natürlich auch „nie gedacht hätte”, dass sie einmal so dunkle Zeiten selbst erlebt haben, denn ich erlebe sie heute teilweise sehr erfolgreich in ihrem Leben oder überhaupt am Leben oder wenigstens auf dem Weg der Besserung. Eure Offenheit hat mir in dieser Woche so unglaublich viel Mut gemacht und Kraft gegeben, es vielleicht doch irgendwie schaffen zu können. Vielen Dank für Euer Vertrauen, Eure Offenheit tut mir sehr, sehr gut. Dieses Feedback ist neben Eurer Großzügigkeit, die ich auch noch nicht verstanden habe und verwundert ansehe – entschuldigt bitte, ich bin wirklich ein wenig überfordert gerade, – das, was mir gerade so enorm, vielleicht am meisten gerade hilft! Danke. Ich fühle mich nicht mehr ganz so schmutzig.
Ich habe gut daran getan, meine Geschichte aufzuschreiben. Mein Blog ist ein guter Ort. Ein irgendwie magischer. Ich habe hier oft meine Traurigkeit in Worte gefasst und oft änderten sich danach die Dinge im Leben wie von selbst durch Zauberhand.
Diese Mal seid Ihr alle die Zauberhand! Danke Euch allen, die Ihr mir in den größten Variationen Hilfe angeboten habt. Mir haben wildfremde Menschen Kameras zur Leihstellung oder auch als Geschenk angeboten, damit ich erst einmal wieder arbeiten kann oder eben mich in dieser Situation mit meiner Fotografie therapieren kann. Ich habe das alles abgelehnt, weil ich Angst hatte in meiner schlechten Phase da irgendetwas zu verlieren, kaputt zu machen. Ein sehr sehr lieber Freund (Micha, ich bin sehr froh, dass Ihr zwei, drei, vier in der Stadt seid!) hat mir einfach seine in die Hand gedrückt. Keine Widerrede!
Jemand, der in Paris lebt, und selten in der Stadt ist aber einen Transporter besitzt, hat mir angeboten, wenn es soweit ist, beim Transport zu helfen in seiner knappen Freizeit. Ein anderer toller Mensch schrieb lapidar, „schreibe für meine Zeitung über Fotografie, wenn Du magst!” Zwei Bücher zur Besprechung habe ich hier schon liegen. Nur zwei Beispiele! Ihr habt mir so viele Hände gereicht, ich konnte Euch noch gar nicht allen antworten. Entschuldigt bitte, es ist nicht böse gemeint – ich tue das noch!
Mittwoch kam ich von der Arbeit nach Hause und fand drei große Pakete von lieben Menschen vor! Ein wundervolles Paket für mich und die Katzen mit lauter Leckereien, ein wertvolles Paket mit besonderem Diätfutter für meinen Kater und zwei wunderschöne Burmesenkater haben meinen Dreien einen dermaßen tollen Kratzbaum geschenkt, dass sie nur noch breit grinsend durch die Gegend laufen (wenn sie den denn überhaupt mal verlassen.) Ich habe geweint vor Freude.
Gestern nacht habe ich zum ersten Mal lange und gut, vor allem durch geschlafen. Seit Monaten das erste Mal! Dann habe ich lange mit den Katzen geschmust und bin hier, bei den Freunden, bei denen ich derzeit wohne, in den Garten gegangen und habe mir Blasen an die Finger Laub geharkt. Ist das gut gerade körperlich zu arbeiten an der frischen Luft. Ich wollte nie ein eigenes Haus haben. Aber es ist sehr praktisch, wenn Freunde eines haben! Ich wohne bei ihnen einen Raum im ausgebauten Keller des Hauses, habe ein eigenes Duschbad und kann hier auch erst einmal bleiben (solange ich den Kamin putze, den Garten bestelle, den Boden schru… (kleiner Witz). Sie sind großartig. Sie kümmern sich, nehmen mir viel ab. Ich fühle mich im Moment aufgehoben. Aber es ist auch schwer all diese Dinge zu tun, die ich jetzt tun muss. Der Gang neulich zur Insolvenzberatung war schwer. Ich bin gar nicht so weit. Ich will das nicht. Es muss einen anderen Weg geben! Aber die Frau dort sagte etwas sehr Kluges: „Kümmern Sie sich jetzt erst einmal um sich!” Sie hat Recht, ich muss von diesem Druck runter, sonst wird das nichts auf lange Sicht. Ich musste da nicht alleine hingehen. Es gehen Freundinnen mit, die ich nicht einmal fragen muss, ob sie das tun würden. Sie sind einfach da. Ich habe Glück!
Danke C.! Danke K.! Danke B./M.! Danke Melody! (Ich hätte das nie gekonnt.)
Ich konnte Leute im finstersten Moment anrufen und sie standen mir 20 Minuten später bei. Ich habe Glück! Ich darf morgen arbeiten gehen! Ich habe Glück! Ihr seid da und jeder einzelne von Euch, der mir beisteht, ob mit Worten, angebotener Hilfe, angebotener Arbeit und Eurer unglaublichen finanziellen Unterstützung. Ich habe Glück. In dieser ganzen unerträglichen Situation habe ich so viel Glück!
Danke!
Danke für's Kraft spenden!
Toll!
AntwortenLöschenDie erste "Lektion" scheint angekommen zu sein: du musst die Geschichte nicht alleine durchstehen.
AntwortenLöschenWeitergehen, glaub mir es geht. In kleinen Schritten - aber gehen. Päuschen machen, gehen. Glaub an dich, andere tun es auch.
@spontiv
AntwortenLöschen.
Erst mal durchatmen und klarkommen - nimm Dir Zeit dafür! Du schaffst das.
AntwortenLöschenMach ich auch meinen punkt drunter:
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bel
.
AntwortenLöschenDu schaffst das ... in DEINEM Tempo!
Creezy, ich kenne Dich nicht, aber wenn ich das so lese, denke ich mir: Du wirst in Deinem Leben viel gegeben und geschenkt haben, ohne nachzurechnen. Darum bekommst Du nun auch was. Das sind gewissermaßen die kommunizierenden Röhren der Menschlichkeit, und so muß es sein. Es freut mich, daß das noch funktioniert, denn es ist so wichtig - nicht nur für Dich, sondern für alle, die durch diese Röhren verbunden sind.
AntwortenLöschenIch war einen Monat unterwegs und hab daher erst vorhin von deiner Situation gelesen. Sch...
AntwortenLöschenIch wünsch dir viel Kraft, das Ganze durchzustehen. Ich hab immer gern deine Geschichten hier von dir und deinen Katzen gelesen und gehe davon aus, dass du sie weiter mit uns teilen wirst. :)
liebe creezy, Du schreibst mantra-ähnlich "ich habe Glück"
AntwortenLöschenund weisst dabei nicht, dass man auch für Glück etwas tun musst und das hast Du: Du hast Deine Situation offen gelegt und Hilfe angenommen!
Die gute alte Tante Volksmund sagt: "jeder ist seines Glückes Schmied." Das ist zwar arg allgemein gehalten, enthält aber die Kernaussage: man muss selbst etwas tun.
Ich freue mich für Dich, dass Du so viele Menschen in Deiner Nähe hast, die Dich unterstützen und wünsche Dir, dass Du noch mehr Nächte hast, die Du durchschlafen kannst.
Herzliche Grüsse
Hajo
... ein Lichtlein brennt!
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PS: Gruss an die Fellträger!
Hallo!
AntwortenLöschenIch hatte im allerersten Post schon was gesagt (die Sache mit dem Zurückgeben) und damals habe ich von Dir einer Freundin erzählt. Sie meinte nur, es wäre alles ausgedacht und erlogen (sie ist ein großer Pessimist) und ich sollte nur nichts spenden. Habe ich aber getan - und heute, wo ich mir durchlesen kann, wieviel Leute Dir geholfen haben oder wieviel bereit waren zu helfen, finde ich, daß es sich ein wenig wie Weihnachten anfühlt. Es tut gut zu sehen, daß Menschen sich untereinander helfen wollen, auch wenn sie sich nicht kennen.
Es macht einem Mut und schenkt einem Hoffnung.
Ich hoffe, Dir hilft die Hilfe auch wirklich un Du kommst wieder gut auf die Beine. In einem Jahr sitzt Du dann in Deiner eigenen Wohnung und denkst nur noch kopfschüttelnd ans Heute zurück. Das wünsch ich Dir!
Der Orientierungssinn wird wiederkommen, und bei der Arbeit klappt es ja offenbar vorzüglich mit der Orientierung. Ich staune wirklich, wie Du in recht kurzer Zeit nach einem solchen Schock wieder so viel Energie ausstrahlst.
AntwortenLöschenBehalt weiter den Kopf oben und hab Geduld mit Dir.
Ja @Creezy, Du bist auf dem richtigen Weg.
AntwortenLöschenBlitzt da schon ein klein wenig Optimismus durch? Endlich, wenn auch zögerlich, kannst Du Hilfe annehmen. Vertraue Deinen Freunden und vor allem Dir selbst!Du durchschreitest eine Lebenskrise, aber Du bist für Deine Freunde immer noch der gleiche liebenswerte und wertvolle Mensch. Darauf kannst Du zählen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Sondieren der Hilfsangebote.:-)Lass Dir Zeit.
Hoffentlich ist auch bald eine neue Wohnung in Sicht,und unsere Spendenaktion hilft Deine Möbel und persönl. Sachen auszulösen.
Ich bin mir ganz sicher, wir haben alles richtig gemacht.
Lass Dich knuddeln
Ramona
Danke für deinen Text.
AntwortenLöschen"Es tut gut zu sehen, daß Menschen sich untereinander helfen wollen, auch wenn sie sich nicht kennen.
AntwortenLöschenEs macht einem Mut und schenkt einem Hoffnung."
So isses.
Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute.
AntwortenLöschenDas was Dir passiert ist hat mich sehr nachdenklich gemacht und dafür möchte ich Dir danken.
Ich wünsche Dir, dass hinter der Fassade bald ein festes Fundament, dann Wände, Säulen, helle Räume, Balkonen, Terassen und und und... entstehen, wo sich Deine Seele sicher und wohl fühlt und sich weiter entfalten kann.
AntwortenLöschenLG
Irina
Von den Reaktionen auf ihren Blog bin ich sehr beeindruckt. Richtig toll, so viel Hilfsbereitschaft.
AntwortenLöschen"Man stellt mir Fragen und mir ist jede einzelne davon zu viel. Entscheidungen sind gerade mein Ding nicht." Das habe ich bei vielen Betroffenen erlebt oder sie haben mir es in dieser Art erzählt. Vermutlich die Nerven, die sich erst langsam wieder erholen müssen.
Hoffentlich liest sich der folgende Satz nicht oberflächlich, aber ich finde, die Fassade ist eines der wichtigsten Sachen, die wir haben. Denn wenn man nicht mal mehr die Fassade aufrecht erhalten kann, ist es soweit, dass man Probleme bekommt, sich in einem warmen Einkaufsgeschäft aufzuhalten, dass niemand mehr in der U-Bahn oder im Wartezimmer neben einem sitzen will..., womit dann das letzte Bisschen Normalität auch zerstört wird und wo ist dann ein Halt?!
Die besten Grüße und einen schönen dritten Advent wünscht
Fr. Wieczorek
Strassenseiten
Hallo Creezy,
AntwortenLöschenich lese ganz neu hier mit und finde es mutig und toll, sich zu outen und damit auch anderen, die in einer ähnlichen Situation stecken, Mut zu machen.
Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, fest auf einem Campingplatz zu wohnen? Ich wohne im Rheinland und hier gibt es einige Plätze, die einen festen Wohnsitz anbieten mit Postadresse. Du hättest ein kleines Reich für dich mit grün um dich herum und die Kosten sind um einiges niedriger als eine Wohnung. Denk mal darüber nach, vielleicht wäre es was für dich.
Liebe Grüße aus Köln
Nur Mut! Lethargie ist Gift in der Not.
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