2010-04-26

Der deutsche Doktor und die liebe Hüfte.

Tsja, scheint so als hätte die Hüft-TEP (Totale Endoprothese (Implantat) des Hüftgelenks) bei den deutschen Orthopäden die Kniespiegelung als Spitzenreiter der am liebsten ausgeführten Eingriffe am Patienten abgelöst. Wundert nicht wirklich, spült so eine OP ordentlich Euronen (ca. 7.000,–/pro Seite) in die Kassen der Krankenhäuser.

In Zahlen heißt das, Deutschland ist mittlerweile weltweit führend in der Ausführung von Hüft-TEP-Operationen pro Einwohner! Zunahme dieser Art der Operation: immerhin 50% in den letzten acht Jahren.

Der WDR hat in seinem Format Westpol zu dem Thema einen Beitrag „Dr. Raffgier“ gebracht, der die finanziellen Hintergründe zum OP-Boom aufzeigt – und die logischen Folgen für unser Gesundheitssystem. Die Operateure werden aggressiv von den Herstellern der Implantate umworben. Immerhin kritisiert sich die Ärzteschaft jetzt sogar selbst. Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie mahnt den eigenen Berufstand an, zu häufig und vor allem unnötig früh zu operieren.

Gleichzeitig bekommen die Operateure ein eher als mangelhaft zu benennendes Zeugnis ausgestellt: 60% der operierten Patienten sind mit dem Operationsergebnis nicht zufrieden – nur 40% führen nach der Operation tatsächlich ein Leben ohne Beschwerden.

Script zur Sendung und Link zum Clip. Empfehlung!

3 Kommentare:

  1. Na ja: Ich habe mir von einem Experten auf diesem Gebiet sagen lassen, dass früher zu ihm fast ausschließlich ältere Menschen gekommen seien, die schier nicht mehr hatten gehen können. Die spürten natürlich eine deutliche Verbesserung durch die OP. Heute seien das immer mehr junge Menschen, die erste Beschwerden verspüren oder mit ihren Sportresultaten nicht mehr zufrieden sind. Die erhoffen als Ergebnis den perfekt funktionierenden Körper - schwer zu erfüllen.

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  2. .. und dann erst die Menschen, die die Segnungen der Technik geniessen durften, z.B. durch die medizinisch-chirurgische CNC-Bearbeitungsmaschine :-(

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  3. @kaltmamsell
    Gut, aber selbst bei einer solchen Nachfrage ist es Aufgabe des Arztes zu sagen: mache ich nicht bei Ihnen jetzt schon.

    Natürlich ist so eine Vision überhaupt nicht zu erfüllen. Es ist vielen Patienten nicht klar – und leider sagen viele Ärzte das denen auch nicht deutlich genug – dass das eigene Gelenk immer noch das Beste ist. Es geht darum vorher mit seinem Körper behutsam umzugehen. Wer jahrelang 40 Kilo Übergewicht auf seine Kniegelenke verlagert, und glaubt ein Austausch wäre heutzutage ja eine völlig legitime Lösung hat primär ein anderes Problem: den Glauben so ein Körper sein wie ein Fahrzeug, dem man in der KFZ-Werkstatt die Ersatzteile auswechseln kann. Leider kommt ein Implantat nicht annähernd daran und schon gar nicht an den früheren gesunden Status.

    Mich hat der Beitrag an einen Orthopäden erinnert, bei dem ich kurze Zeit um Behandlung ersuchte. Bei drei Terminen erklärte er mit drei mal unabhängig von den jeweiligen Problemen: da bliebe eben nur die Operation. Das Schulterproblem z. B. bekam ich mit simpler Eigenauflage von „mehr, vor allem nicht mehr so einseitig bewegen“ in den Griff. Da kann man sich manchmal nur wundern.

    @hajo
    Ja, das ist überhaupt der personifizierte Albtraum. Hauptsache chic und modern und austausch- oder neu gestaltbar wie Nasen und Busen oder Hinterteile …

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