Nicht nachmachen!

creezy war heute früh leicht verpeilt. Die typischen Aktionen wie Kaffee und geschlagenen Milchschaum aufsetzen aber den Herd nicht einschalten, unter der Dusche nicht wissen, ob zuerst Haare shampoonieren oder zuerst pflegen, ob Zähne erst zwei oder schon sechs Minuten geputzt. Nix wollte rund laufen, nix kam vom Fleck und am allerwenigsten davon ich. Wenigstens hatte ich irgendwann intuitiv den richtigen Gedanken: «So fährst Du heute nicht mit dem Rad!» Das habe ich mittlerweile gelernt, wenigstens ab und zu auf mein Bauchgefühl zu hören. Bis hierhin im Zweifelsfall ruhig doch nachmachen, ab jetzt nicht mehr:

Kurz vor dem Aufenthaltsort für unterhaltsames computergestütztes Lernen unterschätze ich, geradezu beflügelt vom schönen Wetter in der Bewegung motiviert, die Höhe des Bordsteins und knalle einmal frontal mit aller Macht hin. In einer Geschwindigkeit und Wucht, dass nicht mal Zeit blieb, sich abzustützen. In der Hauptsache bin ich auf den linken Brustkorb gestürzt, auf die linke Gesichtshälfte und rechts aufs Knie und der Ellenbogen war auch irgendwann im Weg. Charlottenburger Pflaster ist echt tough. Aber in Neukölln hätte ich bei so einer Aktion vermutlich noch Hundekot touchiert. Danach bin ich erst mal hoch und habe gefühlte zwei Minuten keine Luft bekommen, mich um die Ecke erst einmal versucht zu sammeln, bin nach zehn Minuten nach oben gschlichen, um mich da noch mal auf dem Kantinensofa zu sammeln – auch wegen des Schmerzes in der Hauptsache aber vor Schreck wegen so einem unvermittelten radikalen Fall – und habe im Toilettenspiegel in das blasseste Gesicht geguckt, das ich je hatte.

Mittags bin ich nur noch kleinlaut zum Durchgangsarzt geschlichen, der zum Glück in der gleichen Straße angesiedelt ist. Der Brustschmerz schien mir das Überflüssigste, was ich je hatte, das Atmen fiel auch zunehmend schwer. Ellenbogen und Knie sind mittlerweile schmerzlich fast schon zu vernachlässigen, Gesicht hat ausser Dreck auch nicht allzuviel abbekommen. Die Rippen Nr. 4-8 dick geprellt, aber zum Glück nicht gebrochen. Haarrisse sieht man eh nicht auf dem Röntgenbild. Da meint der Arzt noch motivierend, bei Rippen ist es fies, das kann nach drei bis vier Tagen noch mal schlimmer werden. Ich kann jetzt also mit Fug und Recht behaupten – der billige Kalauer sei mir gestattet – ich habe eine vor Schmerz geschwollene Brust. Jetzt habe ich tolle Tabletten, die das Leben und den Kontostand schön rosa färben und von denen ich die erste sofort in der Apotheke geschluckt habe, was für mich auch eine Premiere war.

Das Schlimmste ist neben dem Atmen, das Aufstehen und sich hinsetzen. Und lachen. Oder schwerere Türen öffnen. Und das Runterschalten des eigenen Bewegungsflusses von schnell auf ganz langsam. Kann S-Bahn fahren sch… sein! Auf dem Rückweg musste ich überflüssigerweise auch noch niesen (unter allen Umständen vermeiden, wenn Euch sowas passieren sollte!) und hatte so'n Krümel im Hals, der Husten notwenig machte. Danach war ich restlos mürbe und habe mich hingelegt – was alleine sechs Minuten dauerte. Im Moment wirkt die Droge aber bis vor drei Stunden war ich der festen Überzeugung, dass der Schmerz von Bänderrissen im Vergleich zu einem geprellten Brustbein echter Fliegendreck ist.

Ich bin so eine Gonzo-Aktivistin. Also bitte nicht nachmachen. Und verkneift Euch bitte die nächsten sechs Tage lustige Blogbeiträge, dreckige Witze in den Kommentaren und Rezepte für Schweinerippchen im Allgemeinen. Habe fertig für heute, restlos.