2007-08-14

Kekse, Kaffee und schreckliche Brautmode

Einmal im Jahr packt es mich, einmal im Jahr muss ich mich meist an einem düsteren Sonntag mit einer großen Tasse Kaffee und Keksen vor den Rechner hängen und mir stundenlang den Anblick von Hochzeitskleidern zumuten. Da werden die Seiten der Braut-Designer von a-z durchsurft, ich kann dabei viel lachen bei so manchem abstrusen Zottelmodell und oft überlege ich, welche Frau d a s bitteschön denn tragen soll und warum sie gezwungenermaßen an ihrem „schönsten Tag" wie eine Dampfnudel aussehen möchte? (Ich bin mit 180 cm verhältnismäßig groß und schlank und fühle mich schon bei dem Anblick von manchem Kleid nur noch untersetzt und pummelig.) Natürlich drängt sich auch hier und da die Frage auf, auf welchem Tripp der Designer gerade bei diesem oder jenem Entwurf gewesen sein mag. Schwer, sehr schwer schlucken muss ich bei der einen oder anderen überkitschigen Aufnahme, die mehr Romantik verteilt, als selbst die romantischste Frau in 2007 noch ertragen kann – mein Schlucken bitte ich nicht als Frust, sondern als Ausdruck meines Gruselns zu interpretieren. Die Welt der Bräute ist oft nicht so ganz meine, wäre das nicht dieser eine Brautkleier-Sonntagsblues einmal im Jahr.

Dabei bin ich die geborene Heiratsmuffeline. Ich will nicht heiraten. Das heißt nicht, ich würde an sich nicht an die Institution Ehe glauben können. Aber ob ich das für mich will? Für eine gute langjährige Ehe ist es meiner Überzeugung nach das falsche Jahrhundert. Bzw. hat der schreckliche gesetzliche Hintergrund, der sich hier in Deutschland in die Thematik einmischt, den Hauptgrund der Ehe bereits eliminiert.

Ich will auch nicht zu Hochzeiten eingeladen werden, creezys Motto lautet: „Nur eine Hochzeit zu der creezy nicht hingehen muss, ist eine gute Hochzeit!" – und das bitteschön fett gedruckt und unterstrichen! Mir sind chippendalegespickte Junggesellinnenabschiede suspekt, schräge Hochzeitsrituale empfinde ich als peinlich, und warum Bräute vor ihrer eigenen Fete versteckt werden müssen – und was daran so lustig sein soll - habe ich nie begriffen. Ich empfinde es als anstrengend inmitten einer Hochzeitsgesellschaft zu sitzen von der die eine Hälfte hinter vorgehaltener Hand oder auch öffentlich befindet, das Paar sollte sich besser gar nicht trauen und die andere Hälfte die Hochzeitsfeier als Anlass zu einem gnadenlosen Besäufnis für sich sieht. Disharmonien sind mein Ding nicht und nirgends findet man penetranterweise mehr von ihnen als dort und an den Hochzeitstagen, an denen sie partout nichts zu suchen haben. Man verschone mich bitte. Auch vor fliegenden Hochzeitssträußen. Ich habe Brennball schon in der Schule gehasst wie die Pest! Wenn Blumen geworfen werden wollten, hätten sie sich niemals an im Boden sitzenden Wurzeln entwickelt.

Die schönste Hochzeit, die ich einmal nicht erlebt habe, war die von der das Paar irgendwann die Karte kam „Wir haben uns getraut!“ und das heimlich, nur für sich und uns Wochen später zu einer Feier einlud, die sehr entspannt war, weil das Paar komplett stressfrei war und das Maul konnte sich auch keiner mehr zerreissen, denn die Hochzeitsnacht war schon lange durch.

Ausgenommen das Paar hat sich entschieden, das Ding wirklich durchzuziehen bis der eine dem anderen im Alter die Windeln umlegen muss und es ist sich darüber im Klaren, was „bis an das Ende unserer Tage" und in „guten wie in schlechten Tagen" tatsächlich in allen Dimensionen heißt und die Hochzeit passiert nicht, weil sie mal einen Tag lang die „Prinzessin“ spielen muss, mag ich dieses Hochzeitstheater einfach nicht.

Nichtsdestoweniger muss ich mich aber einmal im Jahr durch diese Braut-Kollektionen kauen. Und das mit großer Wonne! Dabei fällt mir auf, dass ich wie im wirklichen Leben vor den Schaufenstern in Paris oder Spanien immer bei den französischen und spanischen Couturiers hängen bleibe. In Deutschland nie! Die haben es dort einfach drauf und nerven mich nicht mit übermässig hohem Anteil an wallewalle Kleidchen mit Billiglook wie die deutschen oder (oh Graus!) amerikanischen Kollegen. Sinn eines Brautkleidsurfsonntages ist es am Abend mit einer Auswahl von zwei - drei Modellen, die für mich selbst in Frage kommen könnten, tät' ich mir diesen Wahnsinn jemals an, glückselig im Stuhl zurückzusinken, froh die Tortur mit dem Anprobieren lässig auslassen zu können. Und den Rest sowieso.

Wirklich sehr sehr coole Hochzeitsklamotten bei Señor Max Chaul. Dagegen sind die Kleidchen bei den Pronovias etwas sehr spanisch katholisch, aber auch nett anzusehen. Charmant auch die Sophisticated-Kategorie bei Demetrios, das erinnert mich an eine scharfe Braut, die ich mal einem fast transparenten Spitzenanzug im Stil der 70iger Jahre in Südfrankreich gesehen habe. Und immer wieder gut für ein ausgefallenes Modell, obwohl sie leider ihre schicke Gothic-Seite mit dem einen oder anderem charmanten Gothic-Brautmodell dieses Jahr ins Web-Nirvana entsendet haben, die Designer aus Belgien: Mathyro. Dafür ist auf einigen Bilder der Bräutigam passend ungezogen unangezogen.

Aber dieses Mal ganz weit vorne die Kleider von Rosa Clara, die es einfach kapiert haben, A-Linie, einzigartige Modelle mit wenig Schnickschnack, edle Stoffe, hoher Faktor von Einzigartigkeit (wichtig!), Kleider wie für Königinnen. Direktlinks gibt es nicht wegen Flash, aber aus der „Two"-Kollektion mal einen Blick auf 104 Raquel, 108 Renata, 129 Rosana und last but favourite 212 Rina werfen.

Zu Rina habe ich dann passend bei den lustigen Pariserinnen Cymbeline endlich die passenden Brautschuhe gefunden (bis dato war die einzige, die wahre Alternative eben barfuss zu gehen): -> Collection 2007 –> Accessoires –> Seite 2, Beachten wir bitte diese fabelhaften roten Stilettos? Hey, ein bisschen Rock'n Roll hat noch keiner Hochzeit geschadet oder?

Bin jetzt aber froh, dass ich's dieses Jahr hinter mir habe. Solltet Ihr noch nicht genug haben, hier gibt es Linkmaterial für grausame November-Sonntage.

gez. Muriel

5 Kommentare:

  1. *koppschüttel*

    frau creezy, das 8. weltwunder...

    (so müssen frauen sein ;o)

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  2. Ich war mal auf einer hochzeit zum Spalierstehen eingeladen.
    Als das Brautpaar aus der Kirche gestiefelt kam, war totenstille für die ersten 10 Sekunden. Die Dame sah aus, wie ihre eigene Hochzeitstorte.
    zwei schlecht geschminkte augen schauten zwischen riesigen Puffärmeln
    durch.....
    Ich habe weiter tapfer Spalier gestanden.....
    :-)

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  3. @cecie
    Wieso? Mensch, da bin ich einmal im Jahr Mädchen im Barbie-Mode … ,-)

    @elsa
    … aber Du hast Dir dabei in die Hose gepinkelt, stimmt's?

    Es ist unglaublich in was für Klamotten sich so manche Frau an dem Tag steckt. Es ist, als hätten sie mit Antrag beim Standesamt jegliches Stil-Bewusstsein aufgegeben.

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  4. Am furchtbarsten finde ich es, wenn Frauen die normalerweise Kleidergröße >44-46 tragen, sich an diesem Tag in ein Kleid "quetschen" das vom Schnitt her für Kleidergröße 38 konzipiert ist.... sehr gruselig das. Ich habe 3 Monate nach dem richtigen Kleid gesucht. Ich bin 1,55 groß und wiege 49 kg. Noch Fragen?

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  5. Ich habe auch eine halbe Ewigkeit gebraucht um das richtige Brautkleid zu finden. Manchmal sieht man halt ein schönes und dann gibt es das doch nicht in der passenden Größe. Aber du hast recht, man sollte sich nicht in ein Kleid quetschen, dass nicht dem Körperbau entspricht. Das sieht furchtbar aus.

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