2025-09-10

Der Pilz ruft!

Das ging schnell! Schon sind wir wieder mittendrin in der Pilzsaison (in unseren Breitengraden). Ich gehe seit einigen Jahren mit Frau maske_katja in die Pilze. Sie hat hier ein hervorragendes Wissen von ihrer Frau Mama vererbt bekommen, lebt den sturen (aber immer lebensrettenden) „Kenn ich nicht, nehme ich nicht!“‑Slogan und versucht mir jede Saison aufs Neue zu erklären, wie der eine oder andere Speisepilz heißt. Ungefähr eine neue Sorte merke ich mir dann pro Saison. Aber das wird noch. Ich bin da pilzfruchtfröhlicher Dinge!

Zwei wirklich wundervolle Pilzbücher möchte ich euch unbedingt hier vorstellen, die es sich wirklich lohnen, in das Bücherregal zu stellen!


Alles unter einem Hut

Fangen wir an mit dem praktischen Ratgeber „Alles unter einem Hut – sicher unterwegs in der Pilzwelt“ von Franco Del Popolo (†) und Dr. Stefan Marxer (Mykohunter365 auf YouTube) aus dem AT Verlag. Ich habe einige Pilzbücher inzwischen in meinem Regal stehen, machen wir es kurz: Dieses Buch toppt sie alle!

Das ist ein faszinierendes Kompendium, das wirklich keine Information über Pilze für sich behält. Selbst wer nicht zu den großen Pilzsuchern gehört, wird hier ein fundamentales Wissen über Pilze gewinnen können, denn dieses – natürlich in Teilen auch Nachschlagewerk – macht riesengroßen Spaß beim Lesen! Das fängt thematisch an beim Sammeln unter dem Aspekt des Artenschutzes, der Qualitätskontrolle von frischen oder nicht mehr so frischen Pilzen – und wie man sammelt, um die Existenz der Pilze auch in der Zukunft an ihrem Standort nicht zu gefährden.

Mir hat besonders am Anfang das Kapitel zur Baumkunde – und welche Pilze sich besonders gerne rund um welche Baumart tummeln – gefallen. Denn natürlich wissen die meisten Pilzsammler*innen, welche Bäume gerne in Partnerschaft mit welchen Pilzen eingehen – aber so deutlich und ausführlich habe ich die elementare Anleitung zur Pilzsuche noch nie lesen können.
Der Beitrag, wie man Pilzsorten auch über ihren spezifischen Geruch bestimmen kann, ist mir so als eigenes Kapitel auch erstmals begegnet. Das alles ist irre spannend – und ich habe mindestens mein bisschen Baumwissen nochmals ordentlich updaten dürfen.
Nachdem dann erklärt wurde, was ein Pilz eigentlich ist – und die besonderen Pilzkategorien vorgestellt werden, da sind Lamellenpilze, Schlauchpilze, Porlinge oder Nichtblätterpilze u. a. genannt, nimmt in diesem Buch ganz vorne – also sehr prominent – das relevante Thema „Giftpilze“ ins Visier. In der benötigten Ausführlichkeit. Und die beginnt mit einer ausführlichen Tabelle zu üblichen Pilzvergiftungserscheinungen.

Dann werden die gemeinen Fieslinge vortrefflich porträtiert – und da findet sich manche Überraschung, ich wusste nämlich vorher nicht, dass es auch eine Bauchweh-Koralle, lat. Ramaria pallida, gibt, die aussieht wie eine Krause Glucke – aber im Gegensatz zu dieser eben Bauchweh macht. Vorkommen, wichtigste Merkmale und mit welchen Speisepilzen sie sich gerne verwechseln lassen – die Konsequenzen werden pragmatisch in Kategorien wie giftig, hochgiftig, potenziell tödlich giftig und pragmatisch: tödlich giftig definiert. Mit letzterem Prädikat ist z. B. der aparte Frühjahrs-Lorchel adressiert. (Ach Pilznamen, immer ein Quell der Freude!)
Im sechsten Kapitel – wir haben also schon ordentliches Fachwissen gesammelt – werden „Hunderte Leckere Speisepilze im Portrait” vorgestellt. Aber auch hier begegnen wir nochmals zu den einzelnen guten Pilzen – das Buch meint es wirklich ernst – deren boshaften Vertretern, die sich durchaus als fiese Henker erweisen könnten. Wie tricky das sein kann, erkennt man an der Gegenüberstellung des fleischroten Speise-Täublings im Vergleich zu seinem giftigen Kollegen, dem Kirschroten Spei-Täubling. Rottöne im Wald sind meistens giftig, manchmal eben auch nicht.

Abschließend lassen sich die Autoren nochmals zur perfekten Verarbeitung der Pilze aus und steuern einige ihrer Lieblingsgerichte bei. Alle Pilze werden teilweise mehrfach in Fotos dargestellt, qualitativ sind die auch wirklich gut.

Im Buch findet man an einigen Stellen QR-Codes, die weitere zusätzliche Informationen online zum Thema zur Verfügung stellen.

Ich glaube, wer das Buch durchgearbeitet hat und sämtliche aufgeführten Pilze in der freien Waldbahn schon einmal (vom Experten bestätigt) bestimmen konnte, muss sich erst einmal keine Sorgen mehr machen um sein Fortbestehen nach einem selbst gesammelten Pilzmahl. Interessant liest es sich jedenfalls die ganze Zeit.

Alles unter einem Hut – sicher unterwegs in der Pilzwelt
Autoren: Franco Del Popolo (†) und Dr. Stefan Marxer
Verlag: AT Verlag
ISBN: 978-3-03902-226-7

Das etwas andere Pilzbuch: Die Fungipedia!

Das zweite Pilzbuch, das ich vorstellen möchte, ist die „Fungipedia – Die erstaunliche Welt der Pilze” von Lawrence Millman. Die Fungipedia will kein Sammlerbuch sein. Der Autor bemerkt relativ früh: „An dieser Stelle sollte ich gestehen, dass ich an Pilzen die Essbarkeit für den am wenigsten interessanten Aspekt ansehe.” Nein, das tut er offensichtlich nicht, aber er erzählt vortrefflich kurzweilig dem Alphabet nach in kleinen oder größeren Kurzgeschichten viel über Pilze, Forschung, Erscheinung und Philosophie oder deren Entdecker*innen.

Da begegnen uns pilzzüchtende Insekten, Fliegen tötende Pilze, Pilze in der Musik und Literatur … Das ist ein wirklich kurzweiliges Potpourri auf 197 Seiten, macht Spaß zu lesen, und die Illustrationen von Amy Jean Porter sind ein feiner visueller Obolus. Und ich kann verraten: Man begegnet dem Pilz wirklich noch einmal ganz neu in diesem Buch! Übersetzt aus dem Englischen von Roberta Schneider.
Wer die Fungipedia so gerne gelesen hat, wie ich, dem ist die nächste „Pedia“, also Neuerscheinung im mairisch verlag, sehr zu empfehlen. Sie heißt „Sharkpedia“, ist von Daniel C. Abel verfasst und nimmt genauso begeistert mit in die Welt dieser wundervollen Meeresbewohner mit … beeindruckenden Zähnen!

Fungipedia – Die erstaunliche Welt der Pilze
Autor: Lawrence Millmann
Verlag: mairisch verlag
ISBN 978-3.948722-35-7

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