Natürlich sind die Rezepte in diesem Buch keine große Revolution. Irgendwie sind einem viele Rezepte in der einen oder anderen Art schon einmal begegnet. Geringfügig abgeändert. Tabouleh ist hier halt geschichtet. Der gute italienische Brotsalat erfährt lediglich dadurch Veränderung, in dem er in Paprikahälften serviert wird. Lammspieße werden mit einem Bohneneintopf serviert, dem – warum auch immer – zusätzlich zum Lamm noch Chorizo beigefügt wird.
Als Dessert wird Biskuit durch Cantuccini ersetzt, Ricotta springt für die Mascarpone ein – Kaffee bzw. der Alkohol weicht Orangensaft – also doch nur ein abgewandeltes Tiramisù. Einmal Lammkoteletts, zwei Mal Lammspieße, einmal Hühnerbrustspieße. So richtig viel Abwechslung wird kaum serviert. Das Innvoationslevel der Rezepte ist nicht wirklich hoch. Zumindest, wer häufiger mediterran kocht oder essen geht – dem sind diese Rezepte alle schon irgendwie in der einen Art oder anderen Weise begegnet.
Gerichte in 30 Minuten auf dem Tisch? Hm. Nur dann, wenn diverse Zutaten, wie die Gemüse- oder Hühnerbrühen für die Suppenrezepte bereits parat stehen. Die macht man eben nicht in nur 30 Minuten. Und auch die Cay-Pflaumen möchten 24 Stunden mariniert worden sein. Da gibt es immer wieder zeitliche Hänger, deren Express sich ordentlich dehnt. Ich gebe zu: Ich tue mich etwas schwer mit diesem Buch! Das fängt damit an, dass hier Spaghetti mit Pimientos de Padrón serviert werden – alleine durch den Zustand der Lebensmittel finde ich das Rezept in seiner Haptik des Essens eher fragwürdig. Ganze Pimientos zusammen mit Spaghetti auf die Gabel bekommen? Klar, geht alles – aber kein Italiener würde ein derartiges Pasta-Gericht servieren.
Bohnen-Kartoffel-Spaghetti – mit Bohnen und Sardellen-Cremolata. Das ist mir zu gewollt „Pasta irgendwie fancy ” machen zu wollen. Pasta und Kartoffeln? Wenn der Wettkampf heißt, möglichst viel Kohlenhydrate in einem Gericht zu servieren – dann haben wir hier sicher einen Sieger. Maccheroni mit Thunfischcreme und Kapern – da lädt das Foto mich überhaupt nicht ein. Also gerade bei den Nudelrezepten möchte man dem Ali zurufen: Lass das die machen, denen die Pasta in der Genetik liegt.
Ich will nicht nur meckern. Meine Favoriten indes: Die schnelle Fischsuppe, die Ofenkarotten mit Orangen-Joghurt – schnell gemacht und eine fantastische Vorspeise, auch das Carpaccio mit der Cedrat (die Fenchelsalami – spurenhaft im Foto – kann man wirklich weglassen), ist eine feine Sache. Aber vielleicht beim nächsten Mal für das Produktfoto ruhig auch eine echte Cedrat nehmen und nicht die herkömmliche Zitrone? Denn das sind nun einmal geschmacklich Riesenunterschiede.
Die Sobrasada Salsa mit Polenta ist super schnell gemacht und lecker – ein feines Herbstessen. Sobrasada lässt sich prima mit Paprikagemüse oder z. B. scharfen Garnelen gut ersetzen. Fan bin ich von seinen Dessertvarianten. Die Cay-Pflaumen auf Orangen mit frittierten Salbeiblättern – das ist ein innovatives Dessertgericht, sehr lecker! Auch die karamellisierten Blaubeeren mit der türkischen Mascarpone-Variante Kram Kaymak, mag ich. Den Mandelmilchreis – hier mit frischen Himbeeren. Mit seinen Desserts hat er mich bekommen – vielleicht das nächste Mal das perfekte Dessertbuch vom Ali?
„Meditereran Express”
Autor: Ali Güngörmüs
Verlag: DK Verlag
ISBN: 978-3-8310-4845-8
Ich kapier Kochbücher ehrlich gesagt sowieso nur so halb. Ja, okay, man sich da mal ein oder zwei besorgen um Ideen zu bekommen, wenn man keine hat. Aber diese Flut von Kochbüchern, Kochshows und Kochseminaren ist mir unverständlich.
AntwortenLöschen@Grillmaster2000 Ja. Kann ich verstehen. Andererseits … passiert in Krimis oder in Science Fiction Literatur wirklich auch noch etwas Neues – und da kommen auch monatlich x-viele von auf den Markt.
AntwortenLöschenAber ja, wirklich viel Neues passiert nur noch in sehr wenigen Kochbüchern, das ist wohl klar.