Von Ravenna aus sollte man unbedingt Comacchio (Provinz Ferrara) besuchen, das ca. 40 Kilometer an der Küste entlang entfernt liegt. Entlang der Küstenroute folgt nach Bellocchio der Strand Lido die Spina – in dessen Hintergrund sich ein kleiner gleichnamiger Ferienort entwickelt hat, der im Oktober, da die Besitzer wieder in ihren Alltag nach Mailand oder Rom zurück gekehrt sind, etwas verschlafen wirkt. Aber hier wartet ein echtes Juwel auf an Kunst interessierte Menschen!
Der Maler, Bildhauer und Kunstsammler Remo Brindisi (1918-1996)
hatte sich hier einst seinen persönlichen Traum erfüllt und in seiner – nach seinen Ideen gebauten – Sommerresidenz ein Atelier und Kunstmuseum eingerichtet.
Es ist nun nach seinem Tod als Museum für zeitgenössische Kunst als Casa Museo Remo Brindisi für die Allgemeinheit geöffnet. Für dieses Geschenk an die Gemeinde durfte Remo Brindisi im Garten seines Traumhauses beerdigt werden.
Dieses 1970-1973 vom Architekten Nanda Vigo im Bauhaus-Stil gebautes Haus ist schon Kunst für sich. Außen geschachtelter Kubus. Die Innenarchitektur des Hauses, alleine das weiß gekachelte von den im Kreis führenden das Foyer beherrschenden Treppen mit der zentralen Sitzinsel, ist beeindruckend. Viele Wände in diesem Haus sind rund gestaltet.
Alles an diesen Haus und was in diesem Haus steht und hängt, ist Kunst.
Sie wird immer wieder im Wechsel gezeigt. Man kann es in Anbetracht der Vielfalt kaum glauben, tatsächlich wird hier lediglich die Hälfte seiner über 2000 Kunstobjekte fassenden Sammlung präsentiert. So begegnet man den Originalen von Chagall, Modigliani, Picasso
Dali, Fontana, Moranid und Boccioni in einem Wohnumfeld, das atmosphärisch für sich einzigartig wirkt. Andy Wahrhol ist in der illustren Runde genauso vertreten wie ein Max Ernst. Brindisi schwärmte vor allem für die Mailänder Kunst der 70iger Jahre, wo er nach seinem Einsatz als Soldat hingezogen war und sich als Künstler etablierte.
Er selber kreierte vor allem abstrakte Kunst – diese große Sammlung schaffte er übrigens vor allem im Tausch seiner eigenen Skulpturen bzw. Zeichnungen.
Die Menge, Vielfalt an Kunst im ehemaligen Wohnumfeld des Maestro Brindisi, das größtenteils unverändert geblieben ist nach seinem Tod, hat mich extrem beeindruckt. In seinem Atelier warten die Pinsel auf seine Rückkehr und das Geschirr in der offenen kleinen Küche möchte auch wieder benutzt werden, dient sich solange als Ausstellungsort an,
wie auch sein Schlafzimmer.
Der Ausflug in dieses Museum war eine unerwartete Bereicherung für mich. Architektonisch ein Ausflug in die Moderne des letztes Jahrhunderts, künstlerisch mit einer großzügigen Vielfältigkeit, die ihresgleichen sucht. Wie die Liebe und Leidenschaft zu etwas von einer einzigen Person noch so viele Jahre später andere Menschen einfach glücklich macht!
Casa Museo Remo Brindisi
Via Nicolò Pisano, 51
44029 Lido di Spina FE
web:Remo Brindisi
Nett!
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