Ich glaube an Masken in der Corona-Pandemie von Anfang an, lange bevor es auch die hiesige Regierung begriffen hatte. Ich habe schon immer in der Berliner U-Bahn neidisch auf Menschen aus Asien geguckt, die lange vor Corona das Selbstbewusstsein hatten in der U-Bahn medizinische Masken zu tragen, weil deren Lebenskultur ihnen vorgibt bei einem Infekt selbstständig und klug die Umwelt zu schützen.
Ich war nie sonderlich glücklich mit den selbstgenähten Masken, wenngleich sie natürlich in der Zeit des akuten Mangels hervorragende und einzig richtige Zwischenlösungen waren. Aber in dem Moment in dem es hier wieder medizinische Masken zu kaufen gab, habe ich mir sofort ein 50er Pack gekauft (und ja, Menschen in meiner Lebenslage sparen sich die schon hart ab). Ich bin in dem Punkt echtes gläubiges Medizinprodukteindustriegirl.
Seit es wieder FFP-2 Masken zu kaufen gab, habe ich mir im Monat vier Stück gekauft, die ich immer im öffentlichen Nah- und Fernverkehr getragen habe. Da gab es für mich immer die Devise kurzfristig auch zu wechseln, damit ich mit einer FFP-2 Maske pro Woche klar komme (allerdings bin auch nicht oft mit den Öffentlichen unterwegs. Im Schnitt zwei Mal die Woche zur Physio hin- und zurück ca. 15 Minuten Aufenthalt im Zug. Ab und zu am Wochenende zum Wandern eine Tour hin- und zurück, dann etwas länger. Letzes Jahr bin ich meist mit dem Rad gefahren.) Ich hatte gehofft, dass ich so – solange die Maske nicht durchfeuchtet – halbwegs klar komme mit einer Maske in der Woche. Die Reglementierung resultiert bei mir alleine aus finanziellen Gründen.
Zum Thema durchfeuchten: Wir haben jetzt Winter, die Luftfeuchtigkeit ist extrem groß. Gerade wenn man Masken draußen trägt, feuchten sie deutlich schneller durch – nämlich von innen und von außen. Irgendjemand wollte mir neulich glaubhaft macht, bei dieser Person sei das nicht so. Doch, ist so! Das ist Gesetz des Wetters. Wir haben zur Zeit Luftfeuchtigkeitswerte knapp unter der 100 %-Grenze, heute z. B. in Berlin 89 %. Wenn wir Masken draußen auf dem Balkon lagern, sind die feucht ohne dass die jemals einen Träger gesehen hätten. Feuchte Filter schützen schlechter bis gar nicht mehr. Also: Im Winter Masken öfter wechseln, waschen, austauschen. Es ist jetzt klüger z. B. im öffentlichen Nahverkehr für den Hin- und Rückweg zwei unterschiedliche Masken zu tragen.
Ich weiß, wie man Masken behandelt, dass man sie auf- und absetzt in dem man möglichst nur die Bänder berührt, allenfalls einmal kurz das Metallband an der Nase feststellt. Alles um mögliche Kontamination zu vermeiden. Ich weiß, dass Masken nur funktionieren, wenn sie ganz eng im Gesicht anliegen, bestenfalls also Spuren im Gesicht hinterlassen. Luftlöcher an den Seiten sind Bullshit, die entstehen vor allem, wenn man die Bänder kreuzt. Man versagt sich damit den Schutz der Maske für sich selbst. Sollte man sehr genau darüber nachdenken, was einem lieb ist. (Ich bin da lieber extremer Egoist.)
Ich bin auch der Meinung, selbst wenn man das Tragen der Masken doof findet und allenfalls bockig trägt, was gerade bei Erwachsenen für mich etwas deplaziert wirkt (meine Bockphase hatte ich mit drei Jahren, dann in der Pubertät, soziale Evolution – man muss sich im Bewusstsein neu eingrooven), muss man schon echt extrem sehr bekloppt sein, wenn man die Vorgaben des Infektionsschutzgesetztes zwar widerwillig einhält, man dann aber nicht wenigstens auch die Chance zum Eigenschutz nutzt.
Erfahrungen mit Stoffmasken hatte ich tatsächlich vorrangig mit Masken, die auf der IFA verteilt wurden. Der Sponsor gfu hatte am Eingang fantastische mehrlagige Stoffmasken verteilt mit regulierbaren Ohrbändern, hinter denen ich mich sehr sicher fühle. Und die ich wirklich gerne trage vor allem, wenn ich sie im Draußen trage. (Ich trug immer schon Masken auch auf der Straße sobald mein „ist mir zu voll”-Level anschlug. Seit Kenntnisnahme von B.1.1.7 sowieso.) Die finde ich super, auch die Personen, denen ich welche abgegeben hatte. Von dieser Maske hätte ich wahnsinnig gerne mehr. Es ist Liebe.
Andere Masken, die ich auf der IFA an Ständen eingesammelt hatte, traue ich nicht wirklich über den Weg. Schade um den Stoff. Tatsächlich finde ich die Maske als Merchandisingprodukt ziemlich großartig, finde aber auch, dann sollte man gute Masken einkaufen, keinen Pseudoschutz.
Ich trage Masken übrigens auch auf dem Rad oder in der Physio beim Gerätsport bzw bei der manuellen Therapie (schon aus Fairness dem Therapeuten gegenüber, dass in dieser Physiotherapie Patienten nicht ausdrücklich dazu angehalten werden, ärgert mich sehr). Das funktioniert super, ich kann mich nicht beschweren bei körperlicher Anstrengung unter der Maske. Ja, wenn man richtig außer Atem gerät (weil man die U-Bahntreppe hochsprintet, um den Zug zu bekommen), sind sie nicht toll – ich kenne diese Atemnot, sie ist nicht funky. Aber solange man Sport betreibt, der nicht hart an der Kondition kratzt, kann ich persönlich Masken sehr gut tragen. Am Anfang war es in der Physio an den Geräten eine Umgewöhnung. Jetzt im Winter geht es deutlich besser. Es gibt nur ein Gerät, bei dem ich sie gerne (bin ich alleine im Raum bei geschlossener Tür mit Fenster auf, was der normale Zustand dort ist) für die Übung runterziehe.
Ja, ich würde gerne den Sport sehr viel lieber ohne Maske machen. Aber ist nun mal nicht und ich kann für mich im Grunde nicht klagen und die vielen Klagen von anderen insofern nicht wirklich nachvollziehen. Insbesondere nicht, weil ich an den Benefit von Masken unbedingt glaube. Mittlerweile sehe ich immer öfter Jogger, die mit Maske joggen. Ich glaube auch das geht sehr gut, man muss sich halt daran gewöhnen. Und der Abneigung zu ihr im Kopf die Tür weisen. Lustigerweise kann die Maske beim Sport tatsächlich die Kondition steigernd wirken. Es gibt mit der Intervall Hypoxie Hyperoxie Therapie tatsächlich eine anerkannte Therapieform (aus der Astronautenforschung), die mit reduzierter Sauerstoffzufuhr genau das tut bzw. Kondition erhält. Tatsächlich haben wir gerade die Möglichkeit unsere Kondition zu steigern – ohne Sport nur mit dem Tagen einer Maske. Ich finde das extrem cool!
Im Zuge von B.1.1.7 wird – Bayern macht es vor – auf die zunehmende Nutzung von FFP2 oder FFP3-Masken gesetzt. Das finde ich sehr gut, finde aber auch, dass es die Aufgabe dieser Bundesregierung ist alle Bürger in diesem Land mit solchen Masken kostenlos und ausreichend auszustatten. Wer das von den Bürgern verlangt, muss liefern. Aus meiner Sicht das Mindeste in einem Sozialstaat. Hier hätte, seit Masken wieder lieferbar sind, deutlich größere Fürsorge für alle Bürger Deutschlands betrieben werden müssen.
Die Tatsache, dass von der aktuellen Bundesregierung zu keiner Zeit überhaupt diskutiert wurde, dass man insbesondere den Menschen in Grundsicherung bzw. ALG II-Bezug professionelle Masken kostenlos zur Verfügung stellt, alternativ den Regelsatz um diese neuen Kosten ausreichend angleicht bzw. mit Einmalzahlungen kompensiert, wird höchstwahrscheinlich dafür sorgen, dass Menschen in Armut in diesem Jahr bei den Bundestagswahlen CDU, CSU (in Bayern) und SPD eher kein Kreuz vermachen werden.
Gerade das Versagen der Sozialen Partei Deutschlands hierbei ist wirklich unglaublich aus meiner Sicht, immerhin hatte sogar ich (!) kurzfristig überlegt nach den neuen Wegen, die die Partei beschritten ist in jüngster Zeit ihr womöglich doch eine Chance wieder zu geben. Wie man es so doof verkacken (pardon my french) kann als „soziale” Regierungspartei, das verstehe wer will. Ich bin draußen.
Zur Zeit gehen Tipps um, wie man FFP2-Masken möglicherweise wieder selber aufbereiten kann, um sich gut zu schützen aber nicht allzu sehr zu verarmen. FFP2-Masken wurden niemals für den mehrfachen Gebrauch konzipiert, sie gelten als nicht recyclebar – anachvollziehbaren medizinischen Gründen. Ich sehe diese Tipps mit großem Misstrauen, wenngleich ich Verständnis für deren Existenz in der aktuellen Zeit habe. Nur komme ich auch beruflich aus einem medizinischen Umfeld und sehe solche Lösungen daher generell aus hygienischen Gründen (mit meinem KnowHow) als schwierig an. Sehe in einem der reichsten Länder dieser Erde auch nicht die Notwendigkeit. Diese besteht bei uns allenfalls aus dem politischen Versagen der regierende Parteien heraus, siehe oben.
Da wo Masken wirklich ein sehr knappes Gut sind auf der Welt, weil dort die Menschen viel viel ärmer sind, halte ich solche Tipps selbstverständlich für eine notwendige Lösung bzw. Möglichkeit den Maskenschutz halbwegs zu erhalten nach Gebrauch. Selbst ein schlechter Schutz ist zur Zeit sehr viel besser als gar kein Schutz! Nein, wohl ist mir nicht dabei – ich wünschte, wir alle, gerade die, die mehr Geld haben, würden hier mehr helfen (können).
Schlussendlich muss es aber jeder für sich selbst entscheiden. Wie bei mir wird oft der Geldbeutel eine gravierende Rolle dabei spielen. Daher im Folgenden zwei Linktipps bzw. Stimmen zur Wiederaufbereitung von FFP2-Masken.
Die FH Münster hat zum Thema Wiederverwendung von FFP2-Masken geforscht und die Ergebnisse extrem gut online aufbereitet.
Die Berliner Morgenpost hat hierzu zwei Menschen vom Fach, einen Infektologen und den Vorstandssprecher der Gesellschaft für Krankenhaushygiene zu Wort kommen lassen. Mindestens so lesenswert, wie der erste Link.
Ich habe mit diesen Tipps meine Probleme. Es geht bei den Masken doch um eines: Schlimmstenfalls sind die Dinger an der Außenfläche kontaminiert, weil ich Kontakt zu einer infizierten und ansteckenden Person hatte (oder mehreren), dann möchte ich die Masken nicht in meinem direkten Wohnumfeld aufbewahren. (Natürlich sollte man sie auch nicht in die Jackentasche stecken und dort immer wieder die nackten Hände im Winter parken. Übrigens bei mir die große Schwachstelle, gebe ich zu.) Und ich möchte ggfs. Masken mit Infektionsmaterial schon gar nicht in meinem Backofen haben. Ich finde das sehr gruselig aber wie gesagt, da bin ich beruflich geprägt: Alles, was infiziert sein könnte, gehört entsorgt oder aber mit den üblichen Hilfsmitteln (Desinfektion/Sterilisation) professionell behandelt. Und nein, mein Ofen ist kein Sterilisator.
Lange Rede, schützt Euch. Die Covid-Mutanten scheinen mir wirklich ätzend zu sein, das sind extrem ätzende kleine Mistviecher mit denen mit will man nicht an einem Tisch sitzen. Entscheidet Euch gut! Fakt ist: Masken sind unter den jetzigen Umständen noch viel relevanter als im sie es im letzten Jahr schon waren. Das muss uns allen klar sein. (Ist es auch den meisten Menschen, das sehr ich in Berlin und bin sehr dankbar dafür.)
Und: Wer Masken spenden kann, gute professionelle Masken, spendet sie (oder Geld), bitte! Kümmert Euch um die Leute in dem Punkt in Eurem Umfeld, bei denen es knapp ist. Das ist gelebte Solidarität. Das ist das Schöne in dieser schlimmen Zeit, der schöne Geist von uns Menschen!
Ich hoffe, wir kommen gut und gesund durch diese Zeit. Sie wird demnächst nämlich ein gutes Ende haben können.
Danke für diesen informativen und guten Post. Und wo alles gerade so ernst ist, will ich gerne den Blick rüber auf die Schublade HUMOR FOR TODAY lenken. Nie das Lachen aus aus dem Blick verlieren.
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