2019-03-10

Kätzischer Frohsinn!



Manchmal ergreife ich für mich Aufträge. Besonders gerne dann, wenn es mir selbst nicht gut geht. Mir ging es diese Woche nicht gut, nachdem ich Donnerstag am späten Nachmittag von einem Arzt hinsichtlich meiner Diagnose eine echte Klatsche kassiert hatte. Trotzdem habe ich den Abendtermin geschafft, darauf bin ich ein bisschen stolz. Jut, über das Gedöns blogge ich ein anderes Mal. Vielleicht ist es ja auch gar nicht so wichtig, wie es sich jetzt gerade für mich anfühlt.

Jedenfalls: die Stimmung war sehr mäßig. Der Schmerz zwirbelt (es wird wärmer). Daraufhin habe ich mich gestern selbst darin beauftragt: die Katze ist besonders glücklich zu machen! (Twitterdeutsch: Caturday.)

Shiina macht man im Prinzip mit drei Dingen plus einem Ding glücklich: 1. Futter, 2. leckeres Futter, 3. viel Futter. Plus: Spielen.

Also habe ich ihr gestern nebst Fellpflege und viel inniger Kommunikation: „Du bist so niedlich!” „OMG, bist Du eine tolle Katze! Bist Du meine tolle Katze?!” „Wenn Du wüßtest, wie lieb ich Dich habe”, „Du bist soooooo süüüüüß!” – alles in üblicher weiblicher viel zu hoher Tonart, grauenvoll, anstrengend, will kein normaler Mensch wirklich hören – aber die Katze guckt höchst angemessen die alten Neuigkeiten in täglicher Dauerschleife huldvoll entgegen nehmend.

Dazu gab es sehr viele Spiel-Sessions über den Tag verteilt. Shiina bekam von @Sanddorndiva zu Weihnachten einen neuen Laserpointer geschenkt, den liebt sie hieß und innig – und sie ist seitdem sehr auf dem Tripp! Komischerweise mochte sie damit nicht spielen als sie noch nicht Einzelkatze war, jetzt liebt sie es in aufdringlicher Weise sehr. Wenn Shiina vor einem sitzt und still, sehr ernst einen anguckt als wolle sie philosophische Diskussionen mit einem führen, dann ist das tatsächlich die Aufforderung den roten Punkt zu bedienen.

Wir spielten gestern also sehr sehr viel. In der Wohnung, vor allem auf dem Bett. Laserpointer im Bett ist für Shiina ganz großes Kino! Es braucht gar nicht so viel, diese kleine Katze zum Strahlen zu bringen.

Nun denn, ich musste dann irgendwann los noch ein bisschen Katzenfutter (keine Ahnung, warum es gerade im Internet ihr Diätfutter nicht mehr zu kaufen gibt) kaufen und auch für mein Essen zu sorgen. Mein Essen führte mich zum Fischstand (heute Fischsuppe) und Shiina bekam am Nachmittag drei Garnelchen auf's Haus. Was für Shiinchen schätzungsweise eines ihrer liebsten Futter-Happenings ist: Gambas – aber bitte gekocht. Linos Gene!

Shiina mochte nie Geflügelinnereien essen. Also Hühnerleber, die ich ihr immer frisch anbot: kein Interesse. Eher Ekel. Grundsätzlich auch Innereien vom Weihnachtsgeflügel: nichts, was sie interessierte. Neulich hatte sie aber tatsächlich Interesse an den gebratenen Innereien des Weihnachtsvogels gezeigt, somit dachte ich gestern am Geflügelstand vorbeigehend: „Probierste es mal!” Ich kaufte zwei schöne Putenherzen, schnitt diese zu Hause klein und habe sie mit etwas Olivenöl in der Pfanne kurz angebraten.

Ein nicht ganz ungefährlicher Prozess, denn die Katze war kaum zu bändigen. Die Gefährlichkeit noch potenziert, weil es noch gar nicht Abendbrotzeit war für sie und so frisch gebratenes Fleisch muss auch erst einmal abkühlen dürfen. Es kühlte also ab. Die Katze tanzte eine Stunde um mich herum und erpresste so ihr Abendbrot 30 Minuten früher. Ekstase pur!

110 Gramm Putenherz in einem Rutsch weggefressen. Ich hätte noch gedacht bei der Menge würde sie sich das einteilen (doch sehr selten passiert das auch bei ihr) – aber was weiß ich, wie lange diese Katze ihr offensichtlich neues Lieblingsfressen schon vermisst hatte? Shiina fraß, legte sich hin und schlief. Sehr niedlich aussehend dabei. Man kennt das: je tiefer diese Viecher schlafen, um so niedlicher sind sie anzuschauen. Irgendwann ging ich auch schlafen, da folgte sie mir – ohne ein Verlangen zu zeigen noch etwas fressen zu wollen, was ein eher übliches Prozedere dieser Katze ist – ins Bett, schlief sehr sehr zufrieden tief neben mir, ließ sich dabei den Bauch kraulen. Bis sie sich nach einer Stunde auf ihren Schrank zurück zog, wo sie generell die längste Zeit der Nacht zu verbringen gedenkt.

Die Katze war so glücklich, dass sie mich heute bis sieben Uhr durchschlafen ließ und sehr rücksichtsvoll vom Schrank auf das Fensterbrett wechselte (Ringeltauben brüten im Baum vor dem Schlafzimmerfenster) und kam erst zu mir ins Bett als sie merkte, dass ich wach war. Ein Novum, denn üblicherweise gibt es aus ihrer Sicht für mich gar keinen Grund zu schlafen, wenn sie dann wach ist und Hunger hat. Logisch!

Später, so will es die sonntägliche Tradition, reisten wir gemeinsam im Bett mit meinem Kaffee im Fernsehen nach Indien, wo man uns über den Karni Mata-Tempel bildlich informierte, wo Ratten, sehr sehr viele Ratten, als heilige Tiere gehalten, gehegt und gepflegt werden. Und Menschen aus dem gleichen Gefäß Milch schlürfen aus dem vorher Ratten getrunken haben. (Ich mag Ratten sehr, aber eventuell würde ich in diesem besonderen Punkt wohl doch an meine Grenze stoßen.) Den Hindus ist das jedoch wichtig: bringt wohl Glück mit Heiligen zu speisen. (Ob die Ratten es gleichfalls prickelnd finden, wurde in dem Beitrag nicht überliefert.)

Dem Beitrag entnahmen Shiina und ich aber auch, dass Ratten, wenn sie so gut gepflegt und gefüttert werden und sich nicht aus dem Müll ernähren müssen – darüber könnte man tatsächlich eimal nachdenken – gesund bleiben, kaum Parasitenträger sind und gar nicht so sehr mehr den menschlichen Organismus in Gefahr bringe. Offensichtlich schaffen wir mit unserem Müll erst die gesundheitliche Gefahr für Ratten und sie zahlen uns unsere Umweltsünden lediglich heim. Ratten an sich sind sehr kluge Tiere.

Nun, Shiina würde jetzt sehr gerne mit mir nach Indien dorthin reisen wollen, wenngleich ich fürchte, dass wir dort aus naheliegenden Gründen in Ungnade fallen würden, Aber hey: Hauptsache die Katze ist glücklich.

Beglückwünscht mich! Ich habe hier eine immer noch unfassbar zufriedene Katze, die immer noch ihren Eiweißschub verdaut und habe in einem Blogpost über Ratten und eine Katze geschrieben ohne dass es Verletzte oder Tote gegeben hat. Ist doch auch was.

Schönen Sonntag noch!

4 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank für diese herzerwärmenden Worte und den lebensklugen Umgang mit innerer Düsternis:Sie hat auch meinen Sonntag erhellt und meine innere Katze schnüren lassen. Re

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  2. Das Diätfutter ist bestellt und kommt hoffentlich Ende der Woche an.

    Fröhliche Grüße vom
    Diätassistent

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  3. Sagte Ihnen jener Arzt etwa, dass Sie doch keine Fibromyalgie haben? Das wäre aber ein Anlass zur Freude, schließlich gilt Fibromyalgie als nicht heilbar.

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  4. @Anonym 1
    Dankeschön für die schönen Worte, das tut sehr gut zu lesen! :-)

    @Anonym2/Diätassistent
    Wie sehr schön! Darüber freuen wir uns sehr. Shiinchen hat mittlerweile so schön abgenommen, dass ich ihr – wie ich ihr heute sagte – schon die Hamsterbacken extra aufkämmen muss. ;-)

    @arboretum
    Nein, er sagt mir, die ich da nach zwei Wochen übler Rückenschmerzen (mit Ausblick auf eine Reise kommendes Wochenende also dem dringenden Zwang halbwegs fit zu sein bis dahin), die nach schwerem Tragen aufgetreten waren und eher wie Bandscheibe sich anfühlten als übliche Verspannung, dass man in dieser Praxis keine Fibromyalgie-Patienten behandeln würde. (Ich hatte das angesprochen, weil ich eigentlich erklären wollte, wieso ich die letzten drei Jahre nicht so Sport machen konnte.) Auf meinen Hinweis, dass ich überhaupt nicht zu ihm wg. der Fibromyalgie gekommen wäre, sondern wegen der Rückenschmerzen und der Zyste im Fuß, sortierte er alles unter dieser Diagnose.

    Aber den Kalk in der Schulter, den hielt er für behandlungswürdig. Klar. Die Praxis bietet Stoßwellentherapien an, die werden ja allermeist privat beglichen.

    Ich war sehr schockiert!

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