2016-07-05
Im Botanischen Garten
Gestern im Berliner Botanischen Garten. Irgendeine Schulgruppe, die irgendwas mit Blumen machen sollte. Bestimmen. Malen. Nicht wenig aufwändig schien es. Die Jugendlichen so um die 16-18 Jahre alt.
Die Mädels absolut fleißig, eifrig. Den Jungs (das ließ sich geographisch ganz gut orten, denn ich war offensichtlich immer zwischen den einzelnen Partien einer Arbeitsgruppe) immer voraus, denn man telefonierte sich hier und da am Telefon zusammen. „Wo seid Ihr? Ach, da erst? Wir sind schon …”
Die Jungs, duftend wie ein Puff und zwar in ca. drei verschiedenen Dimensionen: viel Parfüm, sehr viel Parfüm, sehr sehr viel Parüm, trottelten hinterher. Das mit dem gut gemeinten Gestinke war sehr surreal in dieser pflanzengeprägten Umgebung, vor allem jetzt im Sommer, wo das Grünzeug schon prima für sich alleine duften kann. Ich empfand es als so extrem und frage mich seit dem, wie halten Lehrer diese Form von Expressionismus, der offensichtlich während der fortgeschrittenen Pubertät dann doch irgendwann einsetzt, eigentlich aus? Womöglich leiden Lehrer, die in der Oberstufe unterrichten, viel häufiger unter Migräne?
Einer von Jungs war ständig am labern. Er hatte einfach eine wirklich fiese Stimme – so knapp nach Stimmenbruch, noch nicht voll entschieden, ob künftig männlich souverän klingend oder eher einen Ton zu hoch für ’nen Mann. Schlimmer Zustand für meine Ohren, dafür kann er natürlich nix. Wofür er aber wirklich etwas konnte: er hatte die ganze Zeit geblubbert.
Und das war ganz spannend, denn offensichtlich hatte der Junge ganz große Sorge, diese Aufgaben nicht gut genug oder überhaupt zu lösen. Es ging die ganze Zeit, sorgsam penetrant nach Billigduft müffelnd aus seinem Munde: „Ob wir genug haben? Haben die anderen mehr? Ob das reicht? Und wenn die uns eine schlechtere Note gibt?” Natürlich hielten ihn diese Aktivitäten davon ab, seinen Schülerkollegen in irgendeiner Weise zuzuarbeiten.
Er hatte offensichtlich reale Sorgen, die ihn leider an dem einzig Sinnvollen hinderten, das zu tun, wozu er in diesem Moment vor Ort beauftragt war: sich auf den Hosenboden zu setzen und Pflanzen zu bestimmen. Mitzuarbeiten, für das, was von ihm erwartet wurde, ein bisschen Einsatz zu zeigen. Stattdessen war er der Sorgenblubberer.
Sich vor Angst und Sorgen nicht in Bewegung setzen zu können, wer kennt das nicht? Schade, dass bei dem Problem Schulen so wenig unterstützend wirken können oder wollen …
Ansonsten bin ich sehr froh, dass ich mir neulich eine Jahreskarte für den Botanischen Garten gegönnt habe. Gestern war ich am Mittelmeer und im spanischen Hochgebirge – fast gleichzeitig.
Ja ja, die Jungfern im Grünen ;-)
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