2016-05-27

Brioche-Burger-Buns und meine Duschhaubensammlung



Seit aller Orten richtig gute Burger-Restaurants aufmachen und wir alle selber für Hamburger backen und grillen, hat sich in der (für uns Foodblogger vermeintlichen) Umgangssprache ein völlig neues Vokabular rund um den Burger aufgetan. Es darf nicht mehr Burger-Brötchen heißen, sondern Buns. Und das Grillfleisch ist auch keine Boulette mehr, sondern ein Patty. Wobei Boulette, Frikadelle, Fleischpflanzerl etc. eh nie ein Patty waren, es sind zwei gänzlich unterschiedliche Lebensmittel. Aber das ist ein anderes Thema.

Als neulich das Flüchtlingsmädchen, das bei meinen Freunden lebt, ihren sechsten Geburtstag feierte, war nach einigen Vorgesprächen klar: das muss ein rauschendes Fest werden. Immerhin ist es ihr erster Geburtstag in Deutschland und sie geht nun in den Kindergarten, hat Freunde und Freundinnen, da muss das kindliche Volk ordentlich bespaßt werden. Wir beschlossen für die Kinder Hamburger zum Essen zu machen, auch weil das ein Essen ist an dem die Kinder gut selbst Hand anlegen können. Es war übrigens eine sehr gute Entscheidung, die Zwerge haben Hamburger gebastelt und gegessen wie die Scheunendrescher! (Protipp: essbare Blüten in die Schüssel mit Gurken, Zwiebeln und Tomaten legen – in der Altersklasse der Renner!)

Mein Job im Vorfeld war es die Backmamsell zu geben. Ich buk Maccarons, Cake Pops und eben jene Burger-Brötchen namens Buns, weil wir den Kinder natürlich nicht diese riesigen Brötchen aus dem Handel servieren wollten. Da ich mich selbst vorher noch nie an diesen Backwaren vergnügt hatte, legte ich die eine und andere Probebackung hin. Auch aber nicht nur, um das beste Rezept zu finden, sondern vor allem, um die richtige Buns-Größe für einen Kindergeburtstag herauszufinden. Was tatsächlich keine so dumme Idee von mir war, denn die ersten Ergebnisse waren einfach zu riesig.

Dieses Rezept lässt geschmacklich ganz feine leichte Buns gelingen, die dennoch ausreichend fest sind, um dem Burgergebilde ausreichend Stand zu geben – und die vor allem sich von Saucen – auch direkt auf das Brötchen aufgetragen – nicht durchweichen lassen. Übrigens sind das akzeptable Frühstücksbrötchen.

Um es vorne weg zu nehmen: ein für kleine Kinderhände von 4-10 Jahren praktikables Buns sollte aus ca. 30 Gramm Rohteig geschliffen werden. (Buns für Erwachsene sind ab 50 Gramm aufwärts gut dabei.)

Von den Rezepten, die ich ausprobiert habe, hat mich das Brioche Burger Buns-Rezept von Highfoodality am meisten begeistert. Übrigens ist das Rezept creezy-sicher (also idiotensicher), denn ich habe es in unterschiedlichen Variationen mit selbst eingebauten besonderen Herausforderungen aufgrund vorliegender Schusseligkeit für Euch getestet!

Noch ‘ne Anmerkung: tatsächlich habe ich dieses Rezept nie mit Weizenmehl gebacken, weil bei den Kinder-Buns Dinkelmehl eine Vorgabe war. Also 500g Dinkelmehl tun es auch ganz prima! Die Mehlmenge habe ich leicht erhöht, denn es ist ein sehr feuchter Teig.


Zutaten (ca. 8 Brötchen à 60 Gramm, ca. 16 à 30 Gramm)

3 Esslöffel warme Milch
200 ml warmes Wasser
2 Teelöffel Trockenhefe oder ein Eckchen frische Hefe
2,5 Esslöffel Zucker
2 Eier (Größe M) (1 Ei kommt in den Teig, das zweite Ei ist für das Bestreichen der Brötchen – beide Eier sollten Zimmertemperatur haben)
425g Mehl Typ 550
60g Mehl Typ 405 (plus Mehl zum Verarbeiten)
1,5 Teelöffel Salz
80g weiche Butter
Sesam


Zubereitung

Den Zucker und die Hefe in der Milch und dem Wasser auflösen und ca. 15 Minuten zu einem Vorteig gehen lassen. Derweil ein Ei schaumig rühren. Das Mehl mit dem Salz mischen und die Butter zugeben und das mit der Küchenmaschine zu einem klumpigen Teig (Streusel) verarbeiten.

Den Vorteig sowie das gerührte Ei zum Mehl hinzugeben und ordentlich kneten. Ich lasse ihn in der Küchenmaschine bei Stufe 2 gute zehn Minuten bearbeiten. Solange sollte man ihn, wenn analoge Betreuung, auch mit der Hand bespaßen. Der Teig wird seidig und ist relativ feucht.



Die Schüssel wische ich ganz leicht mit wenig Öl aus, damit sich der Teig nachher besser aus ihr lösen kann. Ziehe meine wundervolle Duschhaube – die wirklich die allerbeste Variante für ein gutes gesundes, warmes und vor allem: zugloses Hefeklima schafft – über die Schüssel und stelle die Schüssel ins Bett unter die Bettdecke. Leider weiß ich nicht mehr, woher ich diesen Tipp mit der Duschhaube für Hefe habe – aber der war richtig richtig gut! So gut, dass ich mittlerweile ein Adlerauge habe für schräge Duschhauben. Danke für den Spaß!





Im Originalrezept steht der Teig soll eine Stunde lang an einem warmen Ort stehen. Mein Teig ist bei allen Versuchen mindestens 2-3 Stunden gegangen, denn nach nur einer Stunde hatte er sich nie verdoppelt. Dafür hat er aber auch einen Lufteinschluss wie im Träumchen:



Nach dem er sich im Bett schön ausgeruht hat, dürfte er so aussehen:



Ist der Teig ausreichend gegangen, etwas Mehl auf die Arbeitsplatte geben und den Teig darauf fließen lassen. Ja fließen, der Teig ist unglaublich sexy in seiner Konsistenz!



Den Teig ganz vorsichtig weiter drücken und ca. zwei Mal von allen vier Richtungen von außen zur Mitte vorsichtig falten, aber nicht die ganze Luft heraus drücken. Dann den Teig mit dem Schuss nach unten zu einer Rolle formen und mit einem Teigschaber und einer Waage jeweils Teigteile in gewünschter Grammmenge abstechen.



Diese werden dann einmal kurz gefaltet und dann von oben nach unten solange zart gezogen bis die Oberfläche ordentlich Spannung bekommt. (Ich poste unten dazu noch ein, zwei YouTube-Clips, die das sehr gut erläutern). Am Ende werden die Brötchen mit einer Hand rund geschliffen. Man legt sie auf die bemehlte Arbeitsplatte und führt sie mit der unteren Handfläche in dem man sie leicht im Kreis dreht in eine runde Form.





Dann ab mit den Brötchen auf das Backblech – bitte gut Platz lassen, denn sie werden noch ordentlich wachsen – und noch einmal an einem warmen Ort (im Ofen) ca. eine Stunde gehen lassen.



In der Zwischenzeit das zweite Ei, das nicht zu kalt sein darf, sonst macht es Euch die letzte Gare kaputt, verquirlen und ganz vorsichtig die gegangenen Brötchen damit einpinseln. Bitte möglichst gar keinen Druck dabei ausüben. Die Brötchen mit Sesam bestreuen und – so sagt es das Originalrezept – bei ca. 200 Grad Celsius für ca. 20 Minuten im vorgeheizten Ofen auf der mittleren Schiene backen.

Bei meinem Ofen sind 200 Grad viel zu viel, da werden sie zu braun. Ich backe sie bei Ober-/Unterhitze bei ca. 170 Grad und auch nur 15 Minuten.



Nicht verkehrt ist es, den Ofen ein bisschen einzuschwaden. Das heißt dem Backprozess etwas Feuchte zuzuführen. Dazu spritzt Ihr mit einer Wasserspritzflasche kurz vor dem Einschub der Brötchen ordentlich Wasser in den Ofen und macht sofort wieder die Tür zu. Und direkt nach dem Einschub nochmals ordentlich sprühen – aber bitte nur unterhalb des Bleches! Dann könnt Ihr förmlich zugucken, wie die Brötchen im Ofen noch einmal mehr aufgehen. Es ist ein wunderschönes Backerlebnis.


Protipps aus … ähem Gründen:

Ihr könnt das zweite Ei versehentlich oder auch absichtlich mit in den Teig geben. Der Teig wird dann etwas „briochiger”. Das tut dem Ganzen aber gar kein Abbruch. Wenn er dadurch zu feucht wird (was er wird!), spendiert Ihr ihm nochmals ein bis zwei Löffel Mehl.

Ihr könnt die Butter vergessen. Ob mit Absicht oder ohne, ist egal. Dann wird der Teig etwas fester.

Und nochmal, weil's wirklich wichtig ist: das Ei zum Bestreichen muss warm sein, nicht direkt aus dem Kühlschrank nehmen. Streicht die Brötchen so sensibel wie möglich sein. Das ist der einzige Punkt am Rezept, bei dem Ihr es noch mal verderben könntet. Wenn Ihr mehrere Bleche nacheinander backt, die Buns erst kurz vor dem Einschub in den Ofen bestreichen.

(Fragt mal, woher ich DAS alles weiß.)

Diese Buns kann man gut schon ein paar Tage vorher backen und in einem Gefrierbeutel einschweißen bzw. einfrieren. Die müssen nicht einmal zwingend aufgebacken werden, lassen sich also gut auf Vorrat zubereiten. Eine ganz sichere Nummer. Vor allem: eine ganz herrliche Nummer!

Der Brotdoc zeigt anschaulich, wie man den Teig vorsichtig faltet. Wenn Ihr keine Panflöte mögt, macht ruhig den Ton aus – er sagt eh nix.

Backen zum Steak erklärt ganz gut, wie man die Brötchen formt (ohne Schleifen). Vor allem hat der auch die richtige Musik im Hintergrund.

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