Ich habe für mein Leben die „egal ob mit oder ohne Partner-ich lasse mir ein Kind machen, weil ich ein Kind will” immer ausgeschlossen. Ich wusste, was es heißt das Kind einer alleine erziehenden Mutter zu sein. Ich kennen den Schmerz, Kind eines Vaters zu sein, der zwar da ist – es aber im Grund auch nicht ist, weil sein Interesse an der von ihm gezeugten Brut eher unteres Mittelmaß war.
Das verletzt ein Leben lang!
Ich lehne die künstliche Befruchtung für Personen, die nicht aus dem eigenen Lebensumfeld eine Elternschaft generieren können, ab. Und ich habe meine Gründe dafür:
Meine Mutter wusste bis zu ihrem 18. Lebensjahr nicht, wer ihre leibliche Mutter war (die sie nach einem kurzen Treffen, das im Streit endete, auch nie wirklich kennenlernte) und wusste zudem nie, wer ihr leiblicher Vater war. Vermutlich irgendein Soldat, der im Kriegsgeschehen rum fickte. Vielleicht war sie auch das Ergebnis einer Vergewaltigung. Natürlich hieß es angeblich der Mann wäre „Offizier” gewesen, wenn man schon mit einem unehelichen Gör zurück blieb, dann wenigstens von einem Mann mit von Rang – wenn schon ohne Namen. Schlussendlich wusste man nichts, man konnte sich die Herkunft nur schön träumen.
Nicht zu wissen, wo man zum Teil seine biologischen Wurzeln hat, das prägt ein Kind ein Leben lang und nimmt diesem Kind die Chance viele seiner Fragen jemals klären zu können. Das schafft unfassbar großes Leid bei diesem Menschen. Denn es beschäftigt Menschen irgendwann immer woher sie kommen und wenn man den Kindern, den Jugendlichen diese Fragen nicht beantworten kann – dann lässt man sie mit Schmerzen zurück, ein Leben lang. Dessen sollte man sich bewusst sein: man fügt seinem Kind Schmerzen zu!
Meine Mum hatte ihr Leben lang darunter gelitten, nicht zu wissen, von wem sie wirklich abstammte. Sie war – obwohl sie wahnsinnig liebevolle Pflegeltern hatten, die ihr eine – vom Kriegsgeschehen abgesehen – möglichst sorgenfreie, fast verwöhnte Jugend schenkte, eine in ihrem Inneren immer verunsicherte Person, die so viele Fragen hatte, die ihr niemand beantworten konnte! Nicht zu wissen, wer der Vater war, wie er war. Ob man Geschwistern hat. Zum Beispiel eine generelle Veranlagung von besonderen Talenten oder gar Krankheiten in der Familie – all das Wissen wird so einem Kind vorsätzlich untersagt. Und der Schmerz darüber, der vergeht nie. NIE! Und dieser Schmerz überträgt sich auch auf die Nachkommen einer solchen Person. Denn natürlich hat das meinen Bruder und mich ein großes Stück weit geprägt, denn auch wir bekamen Fragen zu unseren leiblichen Großeltern mütterlicherseits nie beantwortet. Es macht etwas mit einem, hier keine Historie zu haben.
Natürlich passiert es heute immer wieder, dass ein Kind gezeugt wird und der Partner auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Aber das wissentlich zu tun? Wissentlich und mit Vorsatz das seinem eigenen Kind anzutun? Das ist schlimmster Egoismus per excellence meiner Meinung nach.
Meine Mutter hatte noch sechs Monate vor ihrem Tod darüber weinen müssen. Solche Menschen haben gar keine Vorstellung davon, wie sehr sie ihr Kind in ein leidvolles Leben zwingen! Und nein: sie werden diese Löcher in der Seele des Kindes nie schließen können!
Auch die Person in dem verlinkten Artikel (wenngleich sie sich vermutlich für eine Co-Elternschaft entscheidet, die keine Garantie ist) signalisiert sehr deutlich in ihrer Antwort auf die letzte Frage, dass sie eigentlich gar keine Ahnung hat. Liebe kann das Bescheidwissen längst nicht ersetzen. Und einem Kind irgendwann sagen zu müssen, es ist nicht in Liebe entstanden, allenfalls aus einem Wunsch heraus – das wird dem Kind nicht gut tun.
Wie siehst Du das Thema Kinderwunsch bei lesbischen Paaren, wo der Vater präsent ist bzw. sein wird?
AntwortenLöschen@Katja
AntwortenLöschenDas betrifft ja die Lösung „Co-Parenting”, wie sie im Artikel auch angestrebt wird. Natürlich ist das eine Lösung und – wenn sie funktioniert, was ich für alle Beteiligten hoffe – die einzig richtige. Denn dann kennt man seinen Papa, die Mama und erlebt das Glück von allen umsorgt zu sein. (Was z. B. sehr hilfreich sein kann, wenn die z. B. lesbische Beziehung zerbricht und der schreckliche Weg der unschöne Trennung gegangen wird.
Ich bin mir bei dem Thema aber nicht sicher bzw. zu uninformiert, wie das hierzulande (!) gesetzlich geregelt wird.
Mir geht es in der Hauptsache darum, sich schwängern zu lassen und ganz bewusst aufgrund der gewählten Umstände dem Kind einen Elternteil vorzuenthalten. Das ist selbst für Kinder ganz schwierig, die künstlich gezeugt wurden, weil einer der Elter steril ist. Deswegen kämpfen ja diese Kinder heute so sehr darum, dass sie das Recht erhalten über ihre biologischen Eltern Auskunft zu bekommen. Das spricht für ein erlebtes Defizit – selbst wenn sie mit noch so viel Liebe groß gezogen wurden.
Danke für die Antwort.
AntwortenLöschenIn den nächsten Tagen wird nämlich ein solches, sehr gewünschtes Kind in meiner Bekanntschaft erwartet, und dieses Kind wird zwei Mütter und auch einen Vater haben. Ich glaube und wünsche, dass das Familienmodell genauso gelebt wird.
Schon ein vielschichtiges Thema.
Ich glaube, dass Du hier zu sehr von Deiner Geschichte auf die Allgemeinheit schließt. Denn ich kenne es anders: Ich wurde mit zwei Jahren adoptiert, in meinem Freundeskreis sind zwei weitere Leute, die in einer Adoptiv- bzw. Pflegefamilie aufwuchsen. Keiner von uns hat oder hatte bislang jemals Interesse daran, die biologische Herkunftsfamilie kennenzulernen und wir sind glückliche, "normale" (höhö) Menschen, die mitten im Leben stehen.
AntwortenLöschenDeine Familiengeschichte tut mir leid, aber Du schreibst offensichtlich subjektiv. Dann finde ich es nicht richtig, Formulierung wie "Das verletzt ein Leben lang!" und "Und der Schmerz darüber, der vergeht nie. NIE!" Denn für mich sprichst Du damit nicht, stellst es aber so dar.
Gruß
Miriam
@Katja
AntwortenLöschenJa, das ist es. Dem Baby von Deinen Freundinnen wünsche ich einen guten Start in seine Familie, viel Liebe und Glück! ;-)
@Mirian
AntwortenLöschenNatürlich schreibe ich hier subjektiv. Es ist mein Blog. Es sind meine Gedanken. Ich bin ja kein, das 99 Prozent der Zielgruppe mit meinen Texten glücklich stimmen muss. ;-)
Ich freue mich, dass Du das offensichtlich anders erlebt hast und nicht meine Meinung teilen möchtest.
Ich habe allerdings in den letzten Jahren die Kämpfe der Kinder verfolgt, die heute gesetzlich durchsetzen wollen – und zwar international – dass sie in Erfahrung bringen dürfen – und Kontakt aufnehmen dürfen – zu z. B. ihren anonymen Samenspendern.
Ich vermute daher, es ergeht noch vielen anderen Menschen so wie meiner Mutter mit dem „Nichtwissen”. Die zwei Menschen in meinem sozialen Umfeld, die ich kenne, die Adoptivkinder waren, leiden heute noch als Späterwachsene unter ihren Wissenslücken zu ihrer Herkunft. Leider.