aufgrund einer beruflichen und sozialen Frustration, z. B. weil er arbeitslos ist und für sich keine Zukunftsperspektive sieht, kriminelle Handlungen begeht, ist es medial zur allgemeinen Imageverschlechterung von Langzeitarbeitslosen ungemein wichtig nicht etwa zu schreiben, „ der arbeitslose Maler”, „der Mensch ohne Arbeit”, der „Arbeitslose” oder „Langzeitarbeitslose”, es ist nur richtig ihn als „«Hartz IV-Empfänger» fackelt Autos ab” zu beschreiben.
Weiterhin hat noch nie ein Mensch in diesem Land eine Leistung namens „Hartz IV” empfangen, bezogen noch erhalten. Ein Umstand, den ich meinen Freunden seit Jahren versuche zu erklären und sie bitte, sie mögen sich doch nicht auch noch an diesem Prozess der Stigmatisierung von Arbeitslosen beteiligen. Sinnlos. Leider. Sie begreifen es nicht.
Ich verstehe das Problem nicht. Natürlich heißt die Leistung offiziell nicht "Hartz IV", sondern "Grundsicherung für Arbeitsuchende" oder so (hängt wohl auch davon ab, ob arbeitsfähig oder nicht). Aber solange man das nicht "erschlichene Staatsknete" oder sonst wie abwertend nennt, macht es für mich keinen Unterschied, wie man es nun nennt. Ich kann an "Hartz IV" nichts wirklich Abwertendes finden.
AntwortenLöschen@maribert Erkläre ich gerne: der Begriff wurde seinerzeit willentlich seitens der Politik initiiert, um das Image der Langzeitarbeitslosen (das sind immer noch Leute, die nicht faul rumhängen, sondern Opfer einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik sind) im Volk auf das Niveau des Images der damals sogenannten „Sozialhilfeempfänger” zu senken.
AntwortenLöschenDas hat wunderschön funktioniert. Das Image des Hartz IV-Empfängers sieht heute so aus: faul, saufend, RTL II-guckend, bei KiK kaufend. So wurde nämlich gar nicht der Sozialhilfeempfänger im Ansehen upgegradet, wie damals seitens der Politiker angeblich so verkauft mit der 4. Stufe der Hartz-Konzeption, sondern das Ansehen der Langzeitarbeitslosen auf den eines „Sozialschmarotzer” reduziert. Gewollt. Das darf, das sollte JEDEN stören.
Es ist doch durchaus gewollt. Der klischeehafte Leiharbeiter darf sich besser fühlen als der Arbeitslose, der Ingenieur besser als der Leiharbeiter. Und der ALG I-Bezieher darf scheel auf den besagten Hartz IV-Empfänger runterblicken. Das hält die Gehälter unten, die Straßen frei von Unzufriedenen und den TV-Anstalten beschert es gute Einschaltquoten, egal welchen Müll sie senden.
AntwortenLöschenViele solcherart stigmatisierte Menschen können es auch nicht besser: in einer Kleinstadt ist ein KIK mit seinen Plastik-Turnschuhen und 4,99-Anoraks oft das einzige Geschäft, wo sie sich scheinbar einkleiden könnten. Der einzige Secound Hand im Ort verströmt ein betörendes Gemisch aus Erbrochenem und Desinfektion, der nächste C&A ist dreißig Kilometer entfernt und die Tageskarte im Nahverkehr kostet 11 Euro. Viel Geld für eine Person mit Grundsicherung.
Was sagte einst eine ARGE-Mitarbeiterin auf der Raucherinsel meines vormaligen Arbeitgebers (ARGE und ehem. Firma im selben Gebäudekomplex) dermaßen laut, dass keiner weghören konnte? »Wie jeden Tag freue ich mich auf die Dusche nach der Arbeit, um mich wieder sauber zu fühlen.«
Keiner fühlt sich mehr dem anderen verpflichtet. »Erst komme ich, dann der Rest.« Viele haben mit dieser Haltung kein Problem.
Ich möchte zwar gerne glauben, dass die momentan aufstrebenden »Okkupierer« auf den Straßen gegen diesen Sozial-Darwinismus angehen wollen. Jedoch denke ich, dass es vielen letztendlich nur um die Wahrung des eigenen Status Quo geht.
Hartz müsste mal davon leben,und Schröder gleich dazu,aber nicht nur 4 Wochen - da würde ich fröhlich werden! Kopf oben halten,ja!? Ela
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