Omas Garten und Haus verschwand nach ihrem Tod, dort steht jetzt eine luxuriöse Holzhütte, fast schon Festhaus zu nennen. Alles ist perfekt angelegt. Vom Garten meiner Kindheit steht nicht einmal der Apfelbaum. Der mit den am besten schmeckenden Äpfeln, die es je gab, versteht sich! Tantchen verblieb auch nach der Scheidung von meinem Onkel im Garten lebend. Sie hatte immer nebenbei eine kleine Wohnung, musste sie, denn fest wohnen war offiziell in der Kolonie verboten – ausgenommen in den paar echten Festhäuser, die dort noch vor langer Zeit installiert worden sind. Also zahlte sie immer Miete für eine Behausung, die niemand brauchte und wir hatten nun die Freude zwei Hausstände auflösen zu dürfen, wobei der Garten – nach 40 Jahren Pachtbesitz – die größere Herausforderung bot. Ich trug schon zusammen, was ich glaubte, was die Freundin noch alles gebrauchen konnte. Als sie dann mitkam, um selber noch mal zu gucken, kam noch viel mehr zusammen. Alleine die halbe Küche gehört jetzt ihr (und das Tantchen hatte eine Tuppersammlung, mein lieber Herr Gesangsverein!) und sie freut sich (wie ich auch immer) über die ranzigsten Kleinigkeiten wie uralte Nussknacker. Wir werden noch lange zu tun haben, gewisse Gegenstände ihren Bestimmungen zuzuführen. Beim Honiglöffel konnte ich ihr helfen, bei vielen anderen Gegenständen versagt selbst mein Fachwissen.
Letzte Woche waren wir also in der nie bewohnten, dennoch voll möbilierten und ausgestatteten Wohnung, deren Räumung dringlicher war als die vom Garten, denn sie soll zum Ende des Monats übergeben werden. Dort hielt mir die Freundin meiner Tante zwei Vasen hin, deren Hässlichkeit nicht einmal von deren Scheußlichkeit überboten werden konnte und ich verzog natürlich das Gesicht und lehnte dankend ab. Während ich das Bad ausräumte, fiel mir dann aber ein, diese Vasen kannte ich! Sie gab es schon, als ich Kind war, immer im dunklen Buffet in der Wohnung vom Onkel und Tante stehend. Denn sie gehörten der Mutter meiner Tante, die von allen lieb gehabten Wesen in meiner Kindheit als erste verstorben war. Somit ruderte ich schleunigst zurück, warf noch einmal einen angekelten Blick auf das Porzellan, nahm es in die Hände und rollte beide liebevoll in Tantchens Handtücher (auch so eine Sammlung, mein lieber Herr Gesangsverein Vol. 2!) nun mit verliebten Blick, denn ich will sie von nun an herzlich gerne wertschätzen und mit etwas Übung vermutlich irgendwann sogar schön finden.

Wie geschrieben, mit etwas Übung … aber nun gehören sie zum Fundus.
Die sind so kitschig, dass sie schon wieder schön sind.
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