in diesem Land üblicherweise:
– sein Leben mit Gelegenheitsjobs und Arbeiten zu verdingen, weil man seinen Lebensstandard selten durch die eigene Kunst finanzieren kann,
– bedeutet auf soziale Unterstützung angewiesen zu sein, sei es z. B. durch Unterstützung bei Zahlung der Krankenkassenbeiträge durch die Künstlersozialkasse oder sogar regelmäßig aufstockende Leistung im Rahmen des SGB II beantragen zu müssen,
– bedeutet im Rahmen der eigenen Kunst in so hohe finanzielle Vorleistungen gehen zu müssen – aber auch zu wollen –, um die eigene Kunst überhaupt erschaffen zu können, das man sich oft in nicht unerheblichem Maß verschulden muss,
– bedeutet üblicherweise Ofenheizung, Leben in Wohngemeinschaften, keinen Urlaub, Second Hand, Armut,
– bedeutet keine Kredite von Banken oder Sparkassen zu erhalten,
– bedeutet Altersarmut, denn eine Altervorsorge in einem vernüftigen Rahmen ist kaum zu realisieren.
Kurz, die allermeisten Menschen, die sich für eine berufliche Existenz mit Kunst entscheiden, werden in diesem Leben niemals vermögend sein. Viel eher wandern sie früher oder später in eine bürgerliche Existenz ab, weil sie mit dem Erwerb als Künstler ein kaum lebenswertes Dasein fristen können.
Und jetzt kommt die Piratenpartei mit diesem Positionspapier her und wollen diesen Menschen, Künstlern, nach nur zehn Jahren deren Recht an der eigenen Kunst und somit Grundlage zur Existenz „absprechen“.
Für mich persönlich haben sich die Piraten bereits letztes Jahr hinsichtlich der Frauenquoten-Diskussion völlig disqualifiziert. Für mich haben sie auch bewiesen, dass sie in der Diskussion um die Gesundheitskarte lediglich die übliche verbohrte Contra-Diskussion führen, letztendlich aber erschreckend wenig Fachwissen zu dem Thema hatten (und nein, ich bin auch strikt gegen die Einführung der Gesundheitskarte, da bin ich absolut bei ihnen). Sie haben zur Gesundheitspolitik immer noch erschreckend wenig Ahnung, falls überhaupt, wie dieses Positionspapier beweist.
Aber dem Fass den Boden schlagen sie wohl mit diesem Positionspapier aus: Abschaffung des Paragraphen § 173 Beischlaf zwischen Verwandten.
Bin gerade ziemlich fassungslos, sprachlos. Ratlos!
ach creezy, du bist da einfach zu gutwillig. Die hansele haben sich schon für mich durch eine einzige aussage zur frauenfrage vollkommen disqualifiziert, so dass ich den rest, den sie seither von sich gaben als netzfolklore abtat, die sich (...und alle yeah...) selbst erledigt.
AntwortenLöschenUnd das haben sie ja auch. Sich selbst erledigt.
An leute, die die wählen wollten hab ich immer rangeredet wie an kranke hunde, und hoffentlich ist's mir gelungen zumindest ein paar davon abzuhalten.
bel
Die Grundlage zur Existenz soll dir nicht abgesprochen werden, denn am Vorabend wurde die "sichere Existenz und gesellschaftliche Teilhabe" beschlossen (weswegen leider schon Piraten ausgetreten sind). Das heißt verhungern und betteln wirst du nicht müssen, stattdessen viel mehr Zeit für deine Kunst haben, da du keine Gelegenheitsjobs mehr annehmen müsstest.
AntwortenLöschenEinige Punkte im "Positionspapier" zur Transparenz im Gesundheitswesen wurden durchaus kritisiert, aber eine Mehrheit gab es dann eben doch. Wieviel Ahnung die einzelnen Piraten dabei haben, weiß man nicht.
Gegen das Positionspapier zum Beischlaf zwischen Verwandten kam übrigens noch von niemandem ein sachliches Argument - weder bei der der Debatte auf dem Parteitag, noch habe ich sonst etwas im Netz entdecken können. Daher frage ich mal: Was findest du denn daran so schlimm?
@bel
AntwortenLöschenNaja, nur wegen einem falschen Passus und dem falschen Einstieg in ein bestimmtes Thema gleich die Grundidee als solche zu verunglimpfen, halte ich nun auch nicht für sinnvoll. Grundsätzlich muss man natürlich auch erst einmal unangenehm thematisieren, um die möglichst breite Diskussion führen zu können, bevor man sich festlegt. Die Piratenpartei direkt abzuschießen, nur weil sie in der Frauendebatte mehr als sehr unglücklich agiert hat (also letztendlich ja auch nur einige wenige der Kandidaten), das ist so ein Alice-Schwarzer-Style, den ich für mich nicht praktizieren möchte. Ja, bei diesem Thema haben sie sich disqualifiziert, trotzdem sind sie im Diskurs der Netzthemen von hoher Relevanz und da will ich die auch nicht missen!
Die Piratenpartei ist per se keine schlechte Sache. Das ist sie stellenweise sehr unbeholfen wirkt, ist natürlich dem Problem zuzuschreiben, dass sie aus einem relativ eingeschränkten Thema entsprungen ist und sicherlich in der Vielfalt der Thematiken, die einer Partei sich so andienen im politischen Alltag, schlicht überfordert sieht. Also hat man ihnen dringend empfohlen sich auch anderen politischen Themen zu stellen, das tun sie nun. Und dass nicht bei jedem Thema gleich die allergrößte Kompetenz bereit steht, ist nur logisch. Aber im Moment wünschte ich mir, sie würden sich auf maximal zwei, drei Kernthemen konzentrieren und diese richtig aufarbeiten, anstelle an massig vielen Themen gleichzeitig herum zu schrauben und in der Darstellung der nicht vorhandenen Fachkompetenz sich sein Image komplett zu schreddern.
@anonym
AntwortenLöschenEntschuldige aber erst einmal möchte ich nicht, dass einer bestimmten Berufssparte von Euch vorgeschrieben wird, wie sie ihr Schaffen zu verteilen hat und von Euch gnädig als erstes den Versuchsball einer Grundsicherung zugespielt bekommt, nur weil wir uns mal ausgesucht haben, kreativ beruflich tätig zu sein.
Wie stellt Ihr Euch das eigentlich in der Praxis vor? Ich als Designer kreiere ein Logo für ein Unternehmen, das ich exklusiv an den Kunden verkaufe und nach zehn Jahren ist Schluss mit der Exklusivität, meine zugesicherten Leistungen werden negiert und es darf jeder Hergelaufene sich an dem Logo eines beispielsweise Herstellers bedienen, weil mein Urheberrecht darauf verwirkt ist? Habt Ihr das eigentlich das Prozedere im wirklichen Leben auch nur annähernd mal durchgespielt in den sehr vielen unterschiedlichen Varianten? Kunst hat doch mitnichten immer nur die Halbwertzeit einer Homepage, die man im Schnitt für die nächsten drei Jahr nur konzipiert?!
Andere Frage, die sich mir stellen, wen oder was definiert Ihr eigentlich als Künstler und Kunstwerk? Ist Euch klar, dass es Künstler gibt, die über zehn Jahre und länger an ihren Projekten arbeiten, bevor sie diese auch nur erstmals präsentieren? Ich habe bei diesem Paper das Gefühl, Künstler ist für Euch der MySpace-Synthie-Programmer, der sich für das, was er in seinen Teeniejahren online verbrochen hat, später ungemein schämen wird. Nur: das sind keine Künstler.
Zum Gesundheitsthema: Ihr solltet Euch sehr dringend mal Patientenvertreter zu Euren Diskussionen einladen. Ich würde ja überhaupt erst einmal auf ein Stimmrecht von Patienten im höchsten medizinischen Gremium dringen.
Am Positionspapier zur Abschaffung des Beischlafparagraphen finde ich die Abschaffung unangenehm, bezüglich einer Überarbeitung des Paragraphen lasse ich ja noch mir mir reden. Ich glaube schlicht in den seltensten Fällen in einem solchen Fall von Geschwisterliebe, an freiwillige Liebe beider Partner zueinander. Ich glaube, da gibt es immer einen Partner, der in einem besonderen Machtverhältnis zum anderen Partner steht. Und dass sich diese Situation lediglich aus der Kindheit in die Welt der Erwachsenen „rübergerettet“ hat, weil eine eigenständige Entwicklung aus der Familienidylle u. U. gar nicht beiden Partnern möglich war und ich bin eher gewillt die Freiwilligkeit bei jedem der beiden Partner anzweifeln. Aber das ist letztendlich sich im einzelnen Fall erfahr- und vertretbar. Was den Bereich Humangenetik innerhalb dieses Themas explizit anbelangt, möchte ich mich nochmals genauer einlesen, bevor ich dazu eine Stellungnahme abgebe. Das ist ein sehr sehr heikles Thema und stellenweise wird innerhalb der Diskussion bagatellisiert.
@creezy: Die Grundsicherung gilt selbstverständlich für alle Menschen und das Urheberrecht für alle Urheber. Die Frage nach Künstler und Kunstwerk sollte sich damit erübrigen. Wenn du ein Logo kreierst, was als Logo verwendet wird, dann fällt das selbstverständlich unter das Markenrecht und darf daher nicht missbraucht werden. Wenn man länger als 10 Jahre an etwas arbeitet oder bspw. 5 Jahre an einem Buch und dann 3 Jahre Verläge sucht, dann ist es nicht so, dass ein Verlag zwei Jahre warten muss und der den Text dann beliebig als Buch drucken darf, denn im Positionspapier ist von "10 Jahre nach Erstveröffentlichung" die Rede.
AntwortenLöschenGesundheit: Ich glaube, die meisten anwesenden Piraten sind hauptsächlich Patienten und damit Patientenvertreter. Es gab 320 Anträge, einige ganz wenige auch im Bereich Gesundheit. Der von dir angesprochene Antrag fiel aber in den Bereich "Transparenz und Korruptionsbekämpfung" und wurde daher behandelt. Die Forderungen sind übrigens Forderungen von Transparency International und für mich als in dem Bereich inkompetent-fühlenden Piraten auf den ersten Blick ganz ok. Aber wie gesagt: den Gesundheitsbereich haben wir eigentlich noch nicht einmal angerührt.
Wenn der Beischlaf nicht freiwillig ist, dann greifen andere Paragraphen (ausgenutzte Machtverhältnisse eingenommen). Ausschlaggebend sollte aber nicht das Verwandtschaftsverhältnis sein, sondern der so schon bestehende Straftatbestand an sich.
@bel: Als Unbeteiligter würde mich übrigens mal die angesprochene Aussage zur Frauenfrage(?) interessieren.
AntwortenLöschenAch herrlich. Kann sich hier noch jemand erinnern, wie die Grünen mit ähnlich naiven und idiotischen 'Theorien' angetreten sind und zerrissen wurden?
AntwortenLöschenMal sehen, was wir in zwanzig Jahren so zerpflücken…
@anonym
AntwortenLöschenAuch wenn die Frage an bel gerichtet ist, erlaube ich mir auf den Wiki-Eintrag zur Genderdebatte hinzuweisen, der die damalige Diskussion recht gut skizziert.
@Michael
Ja, kann ich mich. Natürlich habe ich mich auch gefragt, warum konnte man aus den Fehler der „jüngsten politischen Vergangenheit“ nicht lernen, dann fiel mir auf, die meisten Piraten sind letztendlich zu jung.
Wie auch immer: Transparenz ist nicht immer das Gelbe vom Ei.
@creezy, danke für die antwort an anonym.
AntwortenLöschenZur debatte nochmal, mir mißfällt vieles an der piratenpartei, aber was mich sie nicht wählen lässt und wofür ich sie auch niemals wähle, selbst wenn sie durchaus ernsthafte debatten zu mir wichtigen punkten führen, ist die schon angesprochene genderdebatte, die schlicht und hier natürlich verkürzt auf die zusammenfassung "wir ham kein genderproblem, bei uns gibts nur ein geschlecht" rausläuft und die zweite nummer, dort sammelt sich so allerhand was ich weder als links noch als demokratisch bezeichen würde.
Es hat auch hier lange gedauert, bis der partei aufging, dass es durchaus ein versäumnis ist, wenn man sich nicht im parteienspektrum verortet, weil man nämlich dann plötzlich in sehr zweifelhafter (sprich: rechter) gesellschaft ist.
bel
@bel: Das Problem am Parteienspektrum ist, dass man immer stark vereinfachen muss, wenn man sich irgendwie "links" oder "rechts" einordnen will. Auch die weitere Dimension "libertär/autoritär" hilft nicht unbedingt weiter. Letztendlich werden die Begriffe "links" und "rechts" bei wissenschaftlichen Betrachtungen generell sehr ungern verwendet, da es eine Menge Probleme damit gibt. Bspw. wurde jetzt behauptet, dass die Piratenpartei durch den Programmpunkt zur sicheren Existenz links geworden sei. Das mag für manche Definitionen von "links" zutreffen, für viele nicht. Statt sich über Plakatierungen zu unterhalten, kann man sich auch über Inhalte unterhalten. Denn Plakatierungen wandeln sich im Laufe der Zeit.
AntwortenLöschenIch habe damals übrigens zwei der Genderdebatten mitbekommen, aber mich immer nur gefragt: worüber reden die Leute eigentlich? Bzw.: Was ist das Ursprungsproblem? Wahrscheinlich wusste es niemand, aber jede und jeder hatte etwas dazu zu sagen. Dann ging es um das Binnen-I, um den Binnen-Gap, und darum, dass es das Wort "Piratin" gar nicht gibt, da "Pirat" ein geschlechtsneutrales Wort ist. Da ging es um Geschlechterquotierungen und warum die blöd sind, da ging es um geringere Löhne von Frauen, um eine geringere Anzahl von Frauen in Führungspositionen, um Frauendarstellungen in Pornos, und darüber, dass die Piratenpartei ja hauptsächlich aus Männern bestünde, was ja mal gar nicht ginge. Ich weiß allerdings immer noch nicht, was das Ursprungsproblem war. Angegeben wurde, dass die Piratenpartei keine Frauenanteil angeben kann, da sie kein Geschlecht erfasst. Das danken uns aber vermutlich vorallem die Piraten, die sich selbst keinem Geschlecht zugeordnet fühlen.
Die 10 Jahre zeigt doch, dass die Piraten am Problem vorbei diskutieren. 10, 20, 70 Jahre ist eigentlich egal, der springende Punkt ist die Verteilung der Honorare und Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften. 10 Jahre sind o.k. wenn ein Kreativer in den 10 "Schutzjahren" anständig bezahlt werden würde, und damit sich besser stellen würde, als lange Schutzfristen bis über den Tod hinaus, die aber keine Einnahmen bringen.
AntwortenLöschenVon den Verwertungsgesellschaften erhalten wenige eine hohe Ausschüttung, die Masse nur Peanuts. Für die Ausschüttungselite ist das eine komfortable Situatuion. Sind doch regelmäßige Einnahmen garantiert und selbst die Erben bekommen lange Jahre was von ab. Gedanken um die Altersicherung und den Erben was zu hinterlassen muss sich von denen niemand machen.
Grundsätzlich wäre der Kunstbegriff zu hinterfragen. Wo ist der Untercshied zwischen einem Auftragstexter und einem Romanschreiber? Der Textauftrag wird einmalig honoriert. Wenn der Roman ein Erfolg ist, sichert er den Lebensunterhalt noch der Erben.
Noch was: Urheberrechte sind nichts wert, wenn sie sich nicht monetarisieren lassen. Nur die Hoffnung irgendwann mit einer 20 Jahre alten Aufnahme den Jackpot zu knacken und die Rechte an dem Foto für viel Geld zu verkaufen, mag die Seele pfegen, aber Lottospielen scheint mir aussichtsreicher.