2009-05-09

Nachhilfe für politische Eminenzen

Don Dahlmann erklärt den Politikern insbesondere noch einmal sehr genau, warum deren aktuelle Ideen zur Vermeidung von Kinderporno auf das Internet bezogen denkbar schlecht, zu schnell gestrickt und vor allem – und das ist die eigentliche Tragik – völlig kontraproduktiv hinsichtlich der Vermeidung künftiger Opfer sind.

1. Es geht darum, dass Filterlisten eingerichtet werden. Filterlisten sind wie ein Vorhang, der die eigentliche Tat bedeckt.

2. Es geht darum, dass die Filterliste von einer Polizeibehörde erstellt wird, die keinerlei parlamentarischer oder juristischer Kontrolle unterliegt.

3. Es geht darum, dass die IP-Adresse derjenigen an das BKA sofort übermittellt werden, die auf die Stoppseiten gelangen. Es wird also kein Unterschied mehr gemacht, ob man jemand auf Grund einer Spammail, einer nicht erkennbaren Kurz-URL oder bewusst auf diese Seite geraten ist.

Und Florian Spitzohr hat diesen wundervollen Lego-„So funktionieren DNS-Sperren“-Film gemacht



Noch Fragen? Nach dieser Erklärung? Die Leute, die gegen Domain-Name-System-Sperren sind, wollen sehr wohl, dass die Verbreitung von Kinderpornografie im Web verhindert wird. Wir möchten aber, dass sie wirklich verhindert wird. Und nicht nur angedeutet verhindert, weil die ergriffenen Maßnahmen die Leute, die vorsätzlich Kinderpornografie verbreiten und aus dem Web ziehen, technisch lässig in der Lage sind solche Sperren zu umgehen. Die zucken doch nicht mal mit den Augen dabei.

Alles was Politiker in diesen Tagen von sich gegeben haben (insbesondere v. Gutenberg) zu diesem Thema, muss ein Schlag in die Gesichter aller Menschen sein, die missbraucht wurden als Kind, heute dagegen kämpfen und wirklich Ahnung haben, wie Kinderpornografie betrieben und verbreitet wird. Warum weigern sich Politiker so stringent auf diese Menschen hören, die nun wirklich Fachkompetenz besitzen?

Ich frage mich zunehmend, warum weigern sich Politiker so vehement Kinderpornografie tatsächlich mit den richtigen Mitteln zu bekämpfen? Was hindert sie eigentlich daran?

7 Kommentare:

  1. Zur Frage: Was hindert Politiker eigentlich daran Kinderpornographie tatsächlich zu bekämpfen?

    Volker Pisper hat Saddam Hussein mal als nützliches "Arschloch im Schrank" der Amerikaner bezeichnet, den man bei passender Gelegenheit raus holen konnte.

    Ähnlich vermute ich das bei unseren Politikern und der Kinderpornographie. Mit der Terrorismus-'Gefahr' holt man ja niemanden mehr hinter dem Ofen 'vor und wer kann schon etwas gegen Maßnahmen sagen, denen man das Label "Bekämpfung von Kinderp." verpasst? Es ist das abgrundtief Böse - mit dem sich beinahe jede Maßnahme rechtfertigen lässt.

    Deshalb bin ich sehr froh, dass die aktuelle Petition sich zu einem echten Erfolg zu entwickeln scheint. Auch an sonst völlig unpolitischen Stellen finde ich Hinweise auf sie (z.B. beim shopblogger, auf ubuntuusers.de, oder in der IRC-Channelinfo meines Lieblings-Killerspiele-Clans). Das macht mir Hoffnung, dass unsere Populismus-Wellen-reitenden Politiker zur Abwechslung mal einen Schubs in die richtige Richtung bekommen :-)

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  2. Nachtrag: wenn ich mir allerdings den Netzpolitik-Beitrag von gestern (bzw den tagesschau Ausschnitt dort) anschaue
    http://netzpolitik.org/2009/online-petition-in-der-tagesschau/
    und Herrn von und zu Guttenberg über die Zeichner der Petition sprechen höre, wird mir übel:
    "Es macht mich schon sehr betroffen, wenn pauschal der Eindruck entstehen sollte, dass es Menschen gibt, die sich gegen die Sperrung von kinderpornographischen Inhalten sträuben. Das ist nun wirklich einer der wichtigsten Vorhaben in vielerlei Hinsicht."
    Von gruseligem Satzbau und mangelnden Grammatikkenntnissen ganz abgesehen: der Mann versteht offensichtlich überhaupt garnichts...

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  3. Vielleicht gehts ja auch gar nicht um die Sperrliste. Vielleicht gehts einfach darum, die Aufmerksamkeit der Leute von was anderem wegzulocken. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Politiker in Berlin wirklich so dumm sind, wie sie es uns glauben machen wollen.

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  4. Habe ein feines Bild gefunden:
    http://i43.tinypic.com/v3zyb5.jpg

    und einen guten Leserbrief im "Der Freitag":
    http://tr.im/lqT6

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  5. auch interessant:
    www.innocenceindanger.de/index.php?id=299

    Schaut mal, wer da Präsidentin ist:
    Stephanie Freifrau zu Guttenberg ...

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  6. Auch interessant:
    FDP hat heute einen guten Antrag gegen Internetsperren gestellt:
    http://60.parteitag.fdp.de/Antraege/1825c3938i1065/index.html

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  7. @fennek
    sorry, es sind ja schon ein paar Tage ins Land gegangen seit dem Post, ich stimme Dir zu – zumal wir nach dieser Woche auch noch wissen, wessen Ehefrau in der „Deutschen Kinderhilfe“ so aktiv ist …

    @helgo
    Der Leserbrief ist echt gut, danke, werde ich noch verwenden! Der FDP-Antrag ist in der Tat auch gut, aber war wohl auch nicht sooo schwer, sie mussten ja nur aus den Artikeln, die diese Woche so rumgingen abschreiben.

    Schön, dassde Dich mal wieder gemeldet hast. Geht's Dir gut?

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