«Ob Bio-Zertifikate zu leichtfertig vergeben werden?», fragt die taz dieser Tage und zitiert in dem Artikel Thomas Dosch, den Chef von Bioland, der sich über den aktuellen Franzsander-Bio-Streit ärgert, aber auch über «die Ungenauigkeit einer dpa-Meldung.»
Ich gucke indes seit Jahren auf diesen unrealistisch expandierenden Bio-Markt und frage mich immer, wie machen die das? Wie schaffen die es von heute auf morgen so zu tun, als könnten sie
auf verbrannter Erde den Boden völlig «ökologisch» bestellen, nachdem auf ihm Jahrzehnte lang vorher die chemisch gepimpte Gülle ausgekippt und das durch ihn produzierte Grünzeug pestizitär schützend ummantelt worden war? Immerhin befinden sich Nahrungsmittelernte und Ernährung von Zuchtvieh in einem nicht weg zu diskutierenden Kreislauf und auch ich lernte schon in der Schule, wie lange Boden in der Landwirtschaft brach liegen muss bis er wieder für die anspruchsloseren Getreidesorten aufbereitet werden kann. Wie also kann man plötzlich Bioprodukte ziehen, was Generationen vorher nicht möglich schien und das dann auch noch in den nachgefragten Massen, dass selbst ein jeder Discounter «Bio» zu erstaunlich bezahltbaren Preisen anbieten kann? Und - gerade bei Gemüse und Obst mittlerweile in dieser erstaunlich – zumindest visuellen – hochwertigen Qualität?
Ich für mich persönlich hege ausdrücklich Zweifel und der aktuelle Fall zeigt, dass im Biobereich in der nahen Zukunft die Herde der schwarzen Schafe häufiger geschlossen durch das Ökolandbild maschieren werden. Dabei mache ich diesen schwarzen Schafen ehrlich gesagt weniger einen Vorwurf, als eher uns, die wir doch immer noch viel zu naive uninteressierte und siegelgläubige Verbraucher sind, und an Produktionswege glauben, die in dieser Masse überhaupt nicht finanzierbar sind.
Mir hat mal jemand gesagt, dass bei dieser ganzen Biozertifizierung, nur die Dokumente überprüft werden. Also, was rein geht in den Betrieb und wieviel an Bio wieder rauskommen darf. Wenn das stimmt, gibts das Biosiegel. Von den Endprodukten selbst werden keine Proben genommen, ob diese jetzt bestimmte Auflagen erfüllen.
AntwortenLöschenEs gibt höchst unterschiedliche Biosiegel mit höchst unterschiedlichen Prüfverfahren, Die Rein-Raus-Prüfung gibt es u.a. beim deutschen Biosiegel (=das mit dem Bioaufdruck)
AntwortenLöschenDemeter ist u.a. eines der strengsten Siegel, die prüfen vor Ort und am Objekt,;um ein Demetersiegel zu bekommen, ist eien lange Zeit der Umstellung des Betriebens nötig, d.h. biologisch wirtschaften, aber noch als konventionell eingestufdt zu werden.
Das was bei Lidl im Bioregal liegt, ist nach einem der einfachsten Zertifizierungsverfahren bewertet, was aber immer noch 10mal besser ist, als den Spritzcocktail vom konventionellen Hersteller zu kaufen .
Die meisten Menschen ahnen nicht was alles auf ihren knackigen Paprikas, Banaen, Tomaten landet, die konventionell produziert werden.
Und wollen es leider auch nicjht so genua wissen.
Und ja, es gibt schwarze Schafe. Daß sie entdeckt werden,beruhigt mich eher, als daß es mich nervt.
Am Rande noch eine kleine Geschichte aus dem konventionellen Anbau.
Mein Vater erzählte, daß er bei einem Radausflug Folgendes beobachtet hätte.
ein lokaler Gemüsebauer in der Oberrheinische Tiefebene erntete sein Salatfeld ab.Direkt auf den Laster vom Großmarkt. In Kisten mit dem Aufdruck "Von der Insel Reichenau".
Die ist wie der geologisch Gebildete weiß, nicht in der Oberrheinischen Tiefebene gelegen.
Gruß bel
Wieviel das bekannte, grüne Bio-Siegel wert ist kann man sehen, wenn man in der Bioecke mal eine Flasche Apfelsaft in die Hand nimmt und sich das Etikett anschaut. Dort steht nämlich möglicherweise „aus Apfelsaftkonzentrat“. Was bekanntlich nichts anderes heißt, als das dem Originalsaft das Wasser entzogen wurde, der entstehende Sirup kostengünstiger von A nach B kutschiert und anschließend wieder Wasser hinzugefügt wurde. Mag ja sein, daß ein so entstandenes Produkt ursprünglich mal gesunde und unbelastete Bestandteile von glücklichen Äpfeln enthielt, aber ob man das am Ende immer noch als Bio bezeichnen kann?
AntwortenLöschenFragt sich der Sonnenapfel
Sobald Ideologie im Spiel ist, wird "gelogen wie gedruckt" :-(Aber war das nicht fast immer schon so? Schliesslich kenne ich die "Öko-Erdbeeren", die direkt neben der Autobahn gedeihen schon aus einer Zeit, als noch Blei im Bentin enthalten war.
AntwortenLöschenJetzt aber nee, Sonnenapfel,
AntwortenLöschenbei näherem Produktscan in Sachen Saft wird sich nämlich zu deiner unkonventionellen Überraschung herausstellen, daß 90% aller Säfte aus Konzentrat gemacht werden, ganz egal ob bio oder nicht.
Warum?
Läßt sich 1. besser transportieren, wenn es aus entlegenen Anbaugebieten herangekarrt wird,
und 2. besser lagern, bis es verarbeitet werden kann.
Mannomann, ein wenig Kenntnis in der Lebensmittelproduktion setzt man und frau doch voraus, wenn man schon kulturpessimistisch herumeiert...
und last but not least: BIO ist NICHT ÖKO!
bel
bel, danke! Man könnte noch vieles hinzufügen...
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