2008-09-03

Lustiger Verleser

Habe ich mich doch glatt bei dem ersten Satz in dem taz-Artikel zur Empfehlung von Wirtschaftswissenschaftlern der TU Chemnitz verlesen:

«Zwei Chemnitzer Wirtschaftswissenschaftler halten einen Hartz-IV-Regelsatz von 132 Euro für ausreichend - nur rund ein Drittel der bisherigen Höhe Hölle.

Okay, ein Versehen. Ich habe gar keine Ahnung, wie mir das passieren konnte. Leider nennt die taz einen der Wissenschaftler beim Namen. Ich finde, das sollten Nachrichtenmagazine bei so offensichtlichem Schwachsinn nicht tun. Ihnen eine Plattform geben. Denn genau darum geht es Leuten, die so einen perfiden Blödsinn verbreiten nur: persönliche Bekanntheit. Macht sich so schön in der nächsten Bewerbung zur Professurberufung.

Manchmal brutzeln die Synapsen im Hirn und die innere Leuchtreklame fordert aggressiv blinkend nach einem Amoklauf.

Edit: Da frage ich mich, wann diese “Herren” das letzte Mal einkaufen waren. Grundbedarf ist ja schön und gut, aber die Behandlung des Skorbut - als Folgeerscheinung der Mangelernährung - wird sicherlich auch etwas kosten. schreibt das reizzentrum

11 Kommentare:

  1. Ich glaube, da sind eher die Synapsen der "Wissenschaftler" zusammengeschmurgelt. Alle beide. Da ist die Luft im Elfenbeinturm schon arg dünn.

    Aber wenn die Jungs doch gerade dabei sind und meinen, das "physische Existenzsicherung" zu ungenau definiert ist, sollen sie das doch im Langzeitselbstversuch selbst ausloten. Wäre gespannt auf die Erkenntnis.

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  2. Was die Professur betrifft scheint mir der Leiter der Studie schon ausreichend versorgt.
    Abgesehen davon ist der Inhaber einer "Professur für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre" ja geradezu prädestiniert, eine Studie zur sozialen Mindestsicherung durchzuführen...

    Ich empfehle die Lektüre der Originalstudie, die in dieser Presseerklärung der TU Chemnitz verlinkt ist (wahlweise zur Belustigung oder Kreislaufanregung).

    Lars

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  3. Hartgesottene sollten sich die Tabellen in der ausführlichen Studie zu Gemüte führen, um zu erfahren was einem ALG-II-Empfänger im "Minimalfall" [nicht] zusteht:
    Kein Schirm (schließlich hat man schon eine Luxus-Sommer-Multifunktions-Regenjacke für unglaubliche 9,99 EUR!).
    Keine Gläser, denn wer halbwegs stilvoll etwas trinken möchte, nimmt eben Tassen (soweit er oder sie noch alle im Schrank hat...) - im Übrigen kann man auch direkt aus dem Wasserhahn trinken, denn Mineralwasser oder gar alkoholische Getränke stehen einem dann sowieso nicht mehr zu.
    Friseur ? Also bitte ! ALG-II-Empfänger haben doch den ganzen Tag Zeit, die werden sich doch wohl mal gegenseitig die Haare schneiden können. Und eine Dauerwelle braucht's auch nicht, denn bei solchen Studien stehen einem die Haare ganz von alleine zu Berge...

    Ach ja, und durch unterschätzte Bordsteinkanten verursachte Fahrradunfälle gibt es dann auch nicht mehr, denn Fahrrad ist ebenfalls Fehlanzeige. ;-)

    Die Feststellung der Autoren, dass Leistungsberechtigte nicht selten Probleme haben, das zur Verfügung stehende Geld sinnvoll einzuteilen und auszugeben, ist nicht von der Hand zu weisen (es ist aber mehr als fraglich, ob dieser Personenkreis die vorgeschlagene "Beratung", wie man mit den mtl. Leistungen besser haushaltet, in Anspruch nehmen würde / wollte).

    Den Erstellern der Studie würde ich das Recht, dies zu be- bzw. verurteilen jedenfalls absprechen, solange sie nicht ihr (Professoren-)Gehalt mal für mehrere Monate mit Leistungen nach dem SGB II bzw. SGB XII getauscht haben.

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  4. Ich finde diesen kleinen Satz interessant, der sagt, dass die Studie auf den Werten vom Mai 2006(!) aufgebaut ist. Wir sind nun bereits zwei Jahre weiter und Lebensmittel haben sich seit dem, oelpreisbedingt, wohl nur unwesentlich verteuert.

    Das mit dem Anzug, der nicht gewaehrt wird, finde ich interessant. Denn schon ich lernte damals, dass man ein Vorstellungsgespraech fuer einen Job am Besten im Anzug antritt. Hier wird also von vorne herein ausgeschlossen, dass der Beduerftige jemals wieder einen Job bekommen soll?

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  5. Ach komm schon ... wieso kommst Du nicht mit 68 EUR für Lebensmittel aus?
    --------------------------------

    :(

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  6. ...und die TAZ hat nix besseres zu tun, als solchen Pfeifen auch noch zur gewünchten Breitenwirkung zu verhelfen.

    Oder hatte sich in der Ohnesorgstraße nur jemand in der Hausnummer geirrt?

    Ralf

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  7. @Quintus
    Ja, das ist das Erste, was man dabei denkt. Aber die Empfehlung hilft bei Sarrazin ja auch nicht.

    @lars
    Ich sage Dir, ich lese sowas ja mittlerweile als Koffein-Ersatz. ,-)

    @Allessa
    Hartgesottene? *lol* Was Härte angeht sind wir doch die neue Elite! ,-) Ich möchte an dieser Stelle noch mal deutlich betonen, das Fahrrad war bei der Bordsteinaktion gänzlich unschuldig. Das ließ ich an dem Tag wohlwissend zu Hause. Ich kann so'n Mist schon alleine nur mit meinen Füßen bauen. ,-)

    @Pathologe
    Das mit der Bewerbungsklamotte … nun ja, wer ALG II bekommt, gilt als Langzeitarbeitsloser und eh kaum vermittelbar. Aber Bewerbungsklamotten hatte ich schon mal als Thema: «Nicht verlieben!»

    @an.na
    Naja, ich bin im Grunde jetzt bei knapp € 130,–/Monat für den Kühlschrank, das ist die Grenze bei no Nikotin und Alkohol. Gesund lebste davon auch nicht mehr. Aber ich leiste mir immer noch den Luxusartikel «Katzen». Insofern will ich gar nicht klagen.

    @fotoralf
    Jein, die taz war ja nur die schnellste Online-Zeitung von allen. Die hat wenigstens auch sofort am nächsten Tag die Gegenstimmen einiger kompetenter Menschen gebracht. Ähem, also auch einiger solcher, die gerade nicht für den Wahlkampf Punkte machen wollen.

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  8. Was mich dabei am meisten beunruhigt, ist die Frage, wer diese Studie in Auftrag gegeben hat und zu welchem Zweck. Kann man schon ins Gruseln kommen, wenn man die möglichen Kandidaten bedenkt.

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  9. @creezy

    Oh, dann hatte ich das falsch in Erinnerung, den Unfall (ich hoffe, die Rippen sind wieder schmerzfrei !?).

    Btw BILDet sich heute ja auch die tägliche Postille der Bildungselite ihre Meinung zu dieser Studie ...

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  10. @ Lorelei:

    Ich bin nicht der erste, der Thießen im Interesse der INSM agieren sieht.

    Schöne Sonntachsgrüße an alle hier Versammelten

    Quirinus

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  11. @Lorelei
    Das wer ist klar, das ist die Partei, die seit 18 Monaten eine Erhöhung des Regelbetrages in Anpassung an steigende Energiekosten aussitzt.
    Und wem das wie beim Wahlkampf hilft, ist auch klar. ,-(

    @Alessa
    Die Rippen sind wieder knackig wie'n Kasseler. ,-) Und hör mir mit dem Hetzblatt auf.

    @Quirinus
    Bin lesen.

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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!