Heute eine sehr schöne Geschichte im Bestatterblog gelesen, gut, ursächlich ist sie nicht wirklich so „schön“. Sagen wir, sie ist auf ihre Art reizend und lustig zugleich. Reizend, weil ich die Geschichte mag, wie die beiden das Urnengrab selber zuschauffeln, damit der schräge Grottenolm das nicht respektlos macht.
Bei der Geschichte fiel mir sofort ein, dass das „bessere“ Verhältnis zum endgültigen Abschied beim Tod meiner Mum gegeben war – im Vergleich zu früheren Trauererfahrungen. Warum? Weil ich aktiver war innerhalb des Prozesses des so Zwangsläufigen Die Karten habe ich selber (zusammen mit einer Freundin) gemacht, von mir kam die Grundidee, die Fotos und der Text, die liebe Freundin machte die außergewöhnliche Gestaltung. Die Rede schrieb und hielt ich selbst. Ich stand zusammen mit der anderen Freundin für die Abschiedsfeier drei Tage in der Küche und kochte, den Tisch für die Urne habe ich dekoriert und das, was nun im September noch kommt, mache ich auch selber. Wobei zu betonen ist, dass mir vor allem meine engsten Freunde natürlich sehr viel dabei geholfen haben. Das ist alles nicht leicht, und das kann auch nicht jeder (muss auch um Himmelswillen nicht jeder wollen) – aber auf eine Art und sicher erst im nachhinein ist es fast therapeutisch in der Trauer „sinnvolle“ Dinge „für“ den Verstorbenen selber zu tun und zu dürfen, als sie komplett in fremde Hände abzugeben. Die Bestatter lassen einem da auch viel Freiraum, man muss natürlich fragen und darüber sprechen. Ich war also mit vollem Verständnis dabei, als die Witwe mit dem Bestatter das Grab zuschaufelt.
Zum anderen ist die Geschichte mit dem einen Cent Trinkgeld ein sehr schöne, hat sie mich an eine andere lustige erinnert. (Früher habe ich mich sehr intensiv mit Benimmregeln beschäftigt, bin ich der Thematik etwas verbunden.) Neulich las ich bei bild.de den jämmerlichen Versuch eines Journalisten, die Schauspielerin und Badeanzugträgerin Carmen Electra als Geizhals darzustellen. Sie hatte nämlich in den USA in einem Restaurant auch „nur“ einen Cent Trinkgeld gegeben. Was die wenig zivilisierte Journlistenmaus offensichtlich nicht wußte: ist man als Kunde nämlich mit dem Service einer Dienstleistung nicht zufrieden, gibt man seit jeher die kleinstmögliche Summe, die die Währung ermöglicht zu geben.
Gar nichts zu geben ist nämlich im Zweifelsfall nur ein Zeichen für „Ich habe kein Geld übrig für Trinkgeld.“ oder aber tatsächlich „Ich bin zu geizig, um Trinkgeld zu geben.“ Diesen einen Cent allerdings zu geben, signalisiert dem Service: „Ich habe Geld. Ich bin generell auch bereit Trinkgeld zu geben. Aber Dein Service war so mies, dass Du nicht mehr als den niedrigsten Satz verdient hast." „Richtige“ Mitarbeiter im Service verstehen das Signal üblicherweise.
Wobei ich persönlich mich nicht darüber amüsiere, dass der Bild-Journalist so wenig Kinderstube hat, man muss das nicht unbedingt wissen und die Benimmregeln verwässern eh zunehmend (sollten eh neu definiert werden, im Sinne der Gleichstellung). Aber wenn man auf dieser Ebene andere vorführen will, wie der Schreiber es bei der US-Actrice versucht hatte, dann sollte man vorher erst einmal seine Hausaufgaben gemacht haben.
Jap, schön, dass diese Regel außer mir noch jemand kennt.
AntwortenLöschenIch habe das auch schon angewandt, nur kannst du ziemlich sicher sein, dass Personal, dessen Service derart mies ist, die Bedeutung nicht versteht.
ich weiss leider zu wenig über so subtile regeln... nehm aber gern ein bisschen nachhilfe bei dir. is mir nämlich wichtig - auch, verstehen geben zu können wenn mir was nich passt, ohne unhöflich zu werden. und jetzt bitte keine diskussion über den unterschied zwischen ehrlichkeit und höflichkeit...
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