Herr Exit kommt zum zweiten Mal

Herr Exit trat gestern nachmittag kurzfristig aber nicht minder wild entschlossen an, nun auch nach Herrn Bellerophon den begehrten Titel Katzenkrauler im Hause creezy einzusacken. Cat Assesment Center, Volume 2. Zu diesem Zweck verkniff ich mir gestern zu saugen, damit man mir nicht wieder irrelevante Manipulationsvorwürfe machen konnte.

Und gleichfalls zu diesem Zweck brachte er hervorragend schmeckenden von unten her leicht karamelisierten Rhabarberkuchen mit, den wir entspannt auf Balkonien zu uns nahmen. An der Tür wurde er zielsicher von Frau Nishikowski empfangen und ins Kreuzverhör genommen, man kannte sich bereits und die Dame ist überhaupt nicht prätentiös, auch wenn man es ihr bei ihrem Aussehen so nicht abnehmen mag. Sie sprachen miteinander, spielten miteinander, sie nickte ihn ab und Herr Exit durfte ins nächste Gespräch.


Señor Lino residierte bereits auf dem frisch gemachten Bett. Irgendwann bemerkte Herr Exit dümmlich im Kreis grinsend (kleine zierliche schwarzweiße Riesenkater haben auf Menschen gelegentlich diesen Einfluss) „Der schnurrt ja doch ziemlich laut!“ Er wollte nämlich beim letzten Gespräch bemerkt haben, der Kater könnte nicht schnurren – was ihm dann ja auch ein Zweitgespräch einbrachte. Der Kater kann immer schnurren, man muss es ihm nur richtig auf dem Bauch machen … Nachdem er dem Kater erklärte, warum er bei diesem Gespräch wieder keine Krabben in Salzlake mitgebracht hatte, aber sogleich ein Dauerabonnement beim Discounter für 10 Dosen/Woche in Aussicht stellte, nickte auch der zierliche Riesenkater gefällig ab.


Madame Talytha machte es ihm nicht leicht und ließ sich erst einmal unter dem Bett bitten, kleine Bandgymnastikvorführungen zeigen und zeigte sich nach einem längerem Geplänkel leicht amüsiert über das neue menschliche Fernsehprogramm. Herr Exit nahm sie natürlich gleich beim ersten Anzeichen aufkeimender Zuneigung (auf menschliches Dasein umgerechnet, passiert das bei Tally frühestens nach 25 Esseneinladungen in 3-Sterne Restaurants, der Präsentation dreier Goldgeschmeidesetzs komplett mit Kette, Armband, Uhr, Ohrringen und Verlobungsring – alles von Tiffany, versteht sich) auf den Arm. Voller Glück darüber, dass sie sich ihm in ihrer vollen Schönheit und Niedlichkeit und zum Anfassen zeigte. Was sie nicht wirklich goutierte aber noch etwas später ein zweites Mal geschehen ließ.


Vorher aber hatte sich der Bewerber in ihren Augen als äußerst kompetente Bandbewegungsmaschine und deutlich als beinanschmussgeeignet erwiesen, somit war wohl auch die dritte Hürde genommen in dem zweiten legendären Bewerbungsgespräch. Und nachdem Herr Exit mit jeder Katze einmal auf dem Arm (ich beschreibe jetzt deren unglückliche Gesichter dabei nicht und lasse mich auch nicht länger über die tatsächliche Dauer des Katzenaufarmhalte-Versuches aus, auch werde ich nichts über die dabei entstandenen Wunden des menschlichen Sujets notieren) als stolze Trophäe vor mir stand, musste ich auch ihn zur Vertragsunterzeichnung bitten. Den Kater lies er bei dem Hebeversuch übrigens aus, ich vermute eine nicht erwähnte Bandscheibenproblematik – da darf man nicht schwer heben.

Ich, als nichts im Hause zu meldende Katzenflohzirkusaufsichtigungsbeautragte bin deutlich angetan von des Herrn Exits Geschwindigkeit beim Rad demontieren, Schlauch wechseln und Rad wieder anmontieren. In der Zwischenzeit schaffe ich es gerade noch knapp den Spargel und die Kartoffeln zu schälen … Außerdem kann man mit Herrn Exit ziemlich toll unberechtigt Eisenbahngelände beschreiten, Weichen umstellen, Eisenbahnbrückentechnikarchitektur erklären lassen und über Zäune kraxeln, was mich nicht nur begeistert sondern auch vollends für ihn eingenommen hat. Herr Exit, Sie sind ab sofort Kratzenkrauler im Hause creezy. Mit Auszeichnung!