2007-04-07
Frühling
Frühling! Ich sitze vor dem Fenster und die Februarsonne scheint ein klein wenig schon mit der Intensität, die einen nahenden März ahnen lässt. Frühling. Hier steht er in den Startlöchern, dort ist er zu spüren. Die früh im Jahr brütenden Drosseln bauen seit einigen Wochen bereits begeistert an ihren Tarn-Nestern, bis sie sich zu dem einen besonderen richtigen Nest für ihre Brut entscheiden. Und auch Herr Amsel singt seit einigen Abenden sein lockendes Lied und wärmt nicht nur der Frau Amsel ihr Herz. Er lockt auch mich und merkt es gar nicht.
Frühling! Dieses Jahr ist er ganz anders als die vielen Jahre zuvor. Niemals so sehr von mir herbei gesehnt. Niemals so sehr bewusst gewünscht. Niemals so sehnlich erwartet. Der wichtigste Frühling meines Daseins. Diese reine unbefleckte duftende Jahreszeit, die wieder Leichtigkeit verspricht, diese mir unterwegs durch das vergangene Jahr abrupt verloren gegangene Leichtigkeit, die doch immer suggeriert, ich könnte alle Bäume dieser Welt ausreissen, was ich natürlich niemals wollte, selbst wenn ich es wirklich könnte. Alleine es zu wissen, tut gut.
Frühling! Den Winter davor, ich mag ihn nicht, einmal raubte er mir den Vater und begrub ihn unter Schnee. Der Sommer hat sich's auch mit mir verscherzt; im letzten Jahr kam er gemeinsam mit der Hitze daher und sie beide entführten dreist meine Mama mir auf ewige Zeiten. So floss auch der Herbst, die Jahreszeit, in der ich geboren bin und die mir üblicherweise mit ihrem Zauber alle Energien schenken vermochte, in dunkler Farbe an mir vorbei bis der Winter kam, der dann gar kein Winter war. Auch das versöhnte ihn und mich nicht.
Nun aber ist der Frühling ganz nah und dieses Mal werde ich das Sprießen der jugendlichen Natur mit anderen Augen sehen; geöffneten, gealterten, genießenden Augen, die mich das Blau der Krokusse dieses Frühlings noch eindringlicher blau sehen lassen werden, so als würden Tintentropfen sie verschönert haben. Das Weiß der Magnolien wird reiner und weisser wirken, als hätte der Winter sie in Lauge gelegt, damit sie frisch gewaschen über die wachsende Natur scheinen können. Und auch das Gelb des Löwenzahns wird dieses Jahr noch schöner mit jedem Sonnenstrahl konkurrieren – als sie es sonst schon tun. Nur sieht‘s nie einer. Aber ich, in diesem Frühling.
Wieder kann ich die Freude empfinden, die Natur erwachen, wachsen und gedeihen zu sehen. Stärker, intensiver, dringlicher, begeisterter als je zuvor. Frühling. Keine Jahreszeit macht mehr Mut, die eigene Endlichkeit zu ertragen, erzählt diese fröhliche Zeit von wieder erwachtem, neu geborenem, Kräfte sammelnden und Energie bündelndem Leben – und setzt mir überall kleine Zeichen, die Mut machen es der Natur gleich zu tun. Wieder und wieder – bis irgendwann einmal mein Winter naht.
Aber jetzt, jetzt ist erst einmal Frühling!
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Das Blütenfoto ist irre gut! Bin beileibe kein Botanik-Freund (unromantischer Stadtmensch, der gerade mal Nadel- und Laubbäume unterscheiden kann), und von Fotografie hab ich auch net wirklich Ahnung, aber dieses Foto... Einfach schön!
AntwortenLöschenGrüsse nach Berlin
Ach dankeschön! ;-)
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