2007-02-01

Fahrendes Steuermodell

Okay, creezy hat ein gespaltenes Verhältnis zu Sports Utility Vehicles (SUV) in der Stadt. Gebe ich zu. Es ist nicht, dass ich nicht den Spaß verstünde, der dahinter steckt. Und die Coolness. Und die Logik, dass man sich eben Parkplatzprobleme schaffen muss, wenn man sonst keine anderen Sorgen hat. Das ist eine unlogisch weibliche Logik und somit eh meine. Mir ist auch klar, das man eben mehr Power braucht, wenn man ein Elefantenweibchen so schnell über die Autobahn jagen möchte, wie man es früher gefühslmässig mit der kleinen grazilen Antilope getan hat, die mal die Studentenkarre war und die alleine deswegen geflogen ist, weil Dünnblech bei Wind von selbst fliegt. Kein Thema.

Aber ich habe auch einen recht klaren Blick auf unsere ökologische Situation und möchte daher bei einem Neukauf heutzutage weniger auf Geschwindigkeit und Schwanzverstärkung setzen, dafür lieber sehr weit mit möglichst wenig Brennstoff kommen. Das heißt nicht, ich habe keinen Verständnis für schnell unterwegs zu sein und den Spaß, den man damit haben kann. Finde ich alles super, habe ich auch alles gemacht, aber jetzt muss einfach mal mehr Hirn auf der Autoroute gefordert sein. Und seien wir doch ehrlich: rasen auf deutschen Autobahnen im Auto ist doch sowieso nicht mehr das, was es mal war. Gut, morgens um 2:00 Uhr kann man noch mal hochdrehen – aber sonst? Und so ein Teil in der Stadt? Bitte! Was soll das?

Und deswegen finde ich Werbespots in denen der SUV die Boeing abschleppt ziemlich Banane. Ich weiß, der SUV-Besitzer freut sich, wenn er den 7,5 Tonner aus dem Dreck ziehen kann. Das würde mich auch freuen, wenn ich so ein Teil hätte. Ich freue mich aber generell, wenn ich andere Menschen aus dem Dreck ziehen kann. Läuft bei mir nur nicht übers Ego oder den Schwanz, sondern über die soziale Kompetenz. Überhaupt, ein Auto, das ein Flugzeug abschleppt, ist so neu nicht, die Schlepper auf den Flughäfen tun das seit Jahren und so überdimensioniert sind deren Motoren auch nicht. Die Message in diesem Spot in diesen Tagen in denen uns dieser Planet unter dem Hintern abbrennt, ist einfach die falsche. (Den Spot mit den Buffalos finde ich hingegen vom Humorfaktor erste Sahne. Ändert aber leider nicht die Tatsache, dass solche Fahrzeuge im wesentlichen unnötig sind.)

Aber wisst Ihr, wann ich echt anfange zu kotzen? Wenn die Tussi ‘nen SUV in der Stadt fährt, sich halb auf den Bürgersteig, halb auf den Radweg (den ich und mein Rad gerade zu benutzen denken) stellt, dazu vorher über die Einfahrt rauf gefahren ist und die Oma vorm Bahnhof entladen hat. Nun wieder in den Verkehr reinfahren will und dafür rückwärts fahren möchte über die tiefer gelegte Bordsteinkante der Einfahrt und mich lieber umlegt, anstatt mal schnell im Vorwärtsgang die Laterne zu umkurven und die 15 cm hohe Bordsteinkante runterzufahren, was sie in dem Teil genau null mitbekommen hätte. Denn das ist ja wohl die Hauptaufgabe dieser Kisten: Höhenunterschiede im Gelände mit links zu meistern – ohne dass an der Ölwanne gekratzt wird. (Gilt selbstverständlich nicht für den SUV von BMW.)

Da wird eine Leasingrate für das Gerät hingelegt, von der ich mir jeden Monat eine neue Gefrierkombination kaufen könnte. Die Summen, die durch den Tank geschleust werden, die Steuer- und Versicherungssummen, davon können sparsame Menschen locker um die Welt reisen – und dann wird nicht mal die eine einzige echte Ressource von diesem Wagen genutzt, die er eigentlich mitbringt? Da kriege ich 'nen Kolbenfresser.

Mann! Erklär ihr das!

3 Kommentare:

  1. Schönes Beispiel von gestern.
    Parkplatz Burger King. Ein Typ neben mir kommt, nachdem er wohl drinnen gegessen hat raus...mit ner Eistüte.
    Ok - man kann sich ins Auto setzten und diese essen. ..aber muß dabei diese verdammte Rußschleuder vor sich hinblubbern und rumstänkern??? Wäre am liebsten ausgestiegen und hätte diesem Affen was aufs Maul gehauen. Arrogantes Pack!
    ...dazu fluchte ich gerade darüber, das mein Auto nicht anspringt...Menno...die Welt ist ungerecht. Warum war es nicht seine Kiste!!...und überhaupt... WO IST HIER DER WUT-SMILEY ???

    Wieder 250 € wech. Grummel!

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  2. Meine absolute Zustimmung.

    Und gerade die Tatsache, dass mittlerweile offensichtlich v.a. gut situierte Ehefrauen bzw. Mamis für kleinere Einkaufsfahrten sowie Hol- und Bringdienste für Familienangehörige diese netten, handlichen Zweitwagen gekauft bekommen (der Herr Gatte Rechtsanwalt / Professor / Bankdirektor fährt dann selbstverständlich den Audi A8 oder einen fetten Mercedes...) bringt mich zusätzlich auf die Palme.

    Genau die Mamis, die dann im Kindergarten den anderen, weniger gut situierten Mamis erklären, dass sie aus ökologischer (!!!) und wirtschaftlicher Verantwortung ihren Sprössling natürlich nur mit korrekt angebauten und hergestellten Produkten aus dem Bio-Laden füttern (was sich schlechter gestellte Familien vielleicht nicht immer leisten können oder wollen...) oder den Eltern-Arbeitskreis "Vermittlung von Umweltbewusstsein an Heranwachsende - Gesprächskreis und Rollenspiele" leiten.

    Und auf deren (von dir schon erwähnten) Studentenkarre vor 10 Jahren bestimmt mind. 2 Aufkleber von Greenpeace ("Erst wenn der letzte Baum gerodet, [...], werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.") prangten.

    Im Übrigen sind die meisten von dieser Spezies so saubl...anlos, dass sie nicht über das Lenkrad blicken können geschweige denn in den Rückspiegel (weil sie wahrscheinlich nicht mal den Sitz in diesem Gefährt einstellen können, ohne hierfür den Kundendienst in ihrer freundlichen Vertragswerkstatt in Anspruch zu nehmen...) und erweisen sich als absolut straßenverkehrsuntauglich.

    Ich schreibe mich gerade in Rage. Boah.

    Schönen Tag noch
    wünscht Alessa

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  3. @thomas
    Ja, die sind auch geil. Fensterscheiben abkratzen und den Motor schon mal warmlaufen lassen …

    Das mit dem Renault tut mir leid!

    @alessa
    Ich merk's schon, aber recht hast Du, diese Kategorie von umweltbewussten Frauen habe ich auch gefressen.

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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!