2020-02-25

Sehenswertes in und rund um Giurdignano



Nicht einmal zehn Kilometer von Otranto entfernt liegt die kleine Gemeinde Giurdignano, die mit bemerkenswert vielen Sehenswürdigkeiten, wie z. B. den Menhir San Vincenzo in der knapp 2000 Einwohner zählenden Kleinstadt aufwarten kann. Rund um Giurdignano findet man die Anzeichen frühester Besiedelung in Apulien – zurückgehend bis zur Eisenzeit (800 v. Chr.).



Im direkten Umland kann man grandiose Wanderungen zu alten unterirdischen Olivenölmühlen oder den Dolmen machen, Giurdignano liegt inmitten des Giardino megalitico d’Italia, einem italienischen Megalithgarten. Gerade im Frühling und Frühsommer kann man hier nicht nur prähistorische Steingeschichte sehen, sondern sich an der explodierenden Fauna erfreuen.


Crypta San Salvadore



Sie liegt ganz in der Nähe des zentralen Platzes von Giurdignano in der Via San Vincenco. Diese Crypta wurde vollständig samt Treppenaufbau in den Fels hinein geschlagen. Ihr Ursprung wird auf das 8. Jahrhundert datiert.



Folgt man der in den Stein gehauenen Treppe, ist ihr unterirdischer Grundriss durch vier Säulen in drei Schiffe geteilt – sehr besonders ist ihre Decke, die eben nicht aufgebaut wurde, sondern wie eine Kuppel in den Tuffstein geschlagen wurde und dabei besonders dekoriert ist, so bildet sie an einer Stelle z. B. ein griechisches Kreuz nach.

Ganz besonders aber auch ist das Fresko der Madonna, das sie mit dem Kind und liegenden Erzengeln zeigt. Es soll im 13. Jahrhundert geschaffen worden sein.



Auch die Gänge der Crypta sind mit weiteren Fresken geschmückt. Ein besonderer Ort.



Der Eintritt ist gratis, da die Crypta aber nicht immer geöffnet ist, kann man unter der Rufnummer +39 083 6801 436 einen Termin für einen Besuch ausmachen.


Menhir San Vincenzo



Hinkelsteine. Ich habe es persönlich nicht so sehr damit. Aber wen die von Menschenhand in früheren Zeiten hochgestellten Steine beglücken für den ist der Menhir San Vincenzo sicherlich eine Sehenswürdigkeit. Dieser Hinkelstein von 3,45 Meter Höhe und einem Durchmesser von 0,45 Zentimeter an seiner tiefsten Stelle, steht mitten in Giurdignano ganz in der Nähe der Crypta San Salvadore. Erstmals fand er Erwähnung am Ende des 19. Jahrhunderts. Er gilt als höchster Hinkelstein der Region.

Im direkten Umfeld von Giurdignano kann man übrigens noch zehn weitere dieser Menhire finden. Sie sind auf dieser Homepage alle beschrieben.


Frantoio Ipogeo Trappitello del Duca



Ist das nicht ein wunderschöner Name für eine Olivenölmühle?

Der Salento ist sehr reich an prähistorischen Olivenölmühlen, die zu ihrer Zeit alle unterirdisch angelegt worden sind, um die Früchte der Olivenbäume für die weitere Verwendung (damals eher zu reinem Lampenöl, denn Olivenöl für die Küche) frisch zu halten. Schätzungsweise 1.400 Stück sind davon heute im gesamten Salento bekannt, wobei aber immer wieder neue gefunden werden bei der Restauration alter Gebäude. Rund um Otranto und Giurdignano gibt es wohl an die 50 Mühlen.

Ich kenne mittlerweile einige davon im ganzen Salento – von sehr urprünglich hinterlassenen Räumlichkeiten bis hin zu wundervoll restaurierten Mühlen, teilweise mit integrierten Museum, teilweise als Gallerie umgebaut. In einigen von ihnen bekommt das Gruseln, wenn man nur daran denkt, wie damals die Menschen dort arbeiten – und vor allem leben (!) mussten, denn sie durften aus Gründen der Reinheit während der Ernte- und Produktionszeit über Monate nicht die Mühlen verlassen. Andere Mühlen, wenn sie restauriert wurden mit dem hellen Tuffstein und charmanter Ausleuchtung, machen richtig Lust auf kulturelle Erlebnisse in ihren Räumen.



Zu den restaurierten Mühlen mit einem faszinierenden ursprünglichen Charme gehört sicherlich die Frantoio Ipogeo Trappitello del Duca, nach ihrem früheren Besitzer benannt. Sie liegt in der Via Borgo außerhalb des historischen Zentrums von Giurdignano. Von hier aus beginnt man einen wunderschönen Spaziergang in Richtung Megalithenpark von Giurdignano.

Seit dem Jahr 1518, über vier Jahrhunderte, wurde hier Olivenöl gewonnen. Die Produktion wurde erst im Jahr 1940 eingestellt. Auch sie wurde komplett in den Stein gehauen und man sieht hier die Lagerräume, Räume der Arbeiter „Trappitari” bzw. Ställe der Esel, die den Mahlstein ziehen mussten. Nachbildungen der Pressen machen den Eindruck des früheren Arbeitsprozesse perfekt.



Ich weiß immer nicht, was mich an diesen Mühlen mehr fasziniert: Dass diese Gewölbe vor vielen Jahrhunderten mit welchem Gerät auch immer in die Felsen geschlagen wurden, das ist schon unfassbar.

Oder die Lebensbedingungen der Arbeiter dort unter der Erde, die nach der Erne der Oliven ab Oktober den ganzen Winter in dieser kalten Umgebung leben mussten, um die Ernte zu verarbeiten und kaum das Tageslicht sehen durften.



Die Besichtigung der Frantoio Trappitello kostet ca. Euro 3,— und einen Termin kann man über +39 339 8456 093 absprechen.

Und manchmal trifft man draußen Freunde vom gegenüber liegenden Bauernhof …




Giardino megalitico d’Italia







Einen Besuch dieses großen Megalithenpark sollte man unbedingt in seinem Urlaub im Salento einplanen – am Besten mit einem gut bestückten Picknickkorb voller feiner Zutaten aus der Region.



Hier kann man einige Stunden verbringen und von einer prähistorischen steinigen Sehenswürdigkeit zur nächsten wandern. Die Dolmen rechnet man hier der Eisenzeit zu. Sie gelten als das Symbol erster menschlicher Ansiedlung im Salento.





Und die Wege zu ihnen führen durch Schatten spendende Olivenbaumanlagen, im Frühling erwacht hier die Fauna und es brummt und summt, alles ist grün und friedlich.



Auch wenn die Sonne scheint, geht hier eine leichte Briese. Die ursprünglichen Steingebilde, vermutlich als Altar verwendet, wirken in ihrer Dominanz sehr. Hier und dort stehen auch wieder Menhire.



Ein faszinierender Ausflugsort auch für Kinder. Ich habe die Stunden dort sehr genossen.

2020-02-22

Gallipoli


(Wie immer gilt: click aufs pic makes it big!)

Ich durfte im Rahmen des Programmes von Puglia FESR-FSE „Kulturelle und natürliche Anziehungspunkte und Tourismus in Apulien” und auf Einladung der Europäischen Union, der Region Apulien, der Gemeinden Giurddignano und Otranto und dem Kultur- und Tourismusmagazin „Mediterraneo Spiage” für einige Tage nach Apulien in den Salento reisen.

Waren wir neulich noch in Otranto und somit am adriatischen Meer, liegt im Salento Apuliens auf der gegenüberliegenden Seite auf fast gleicher Höhe und somit am Golf von Tarent (Tyrrhenisches Meer) die schöne Hafenstadt Gallipoli. Mit dem Auto auf direktem Weg kann man in nur einer Stunde Richtung Westküste dorthin gelangen.

Wie das so ist, wenn man ein Land, eine Region öfter bereisen darf, man lässt hier oder dort sein Herz besonders gerne hängen. Ist ein kleines Stückchen mehr beeindruckt, fühlt sich einen Tick wohler, verliebt sich auf den ersten Blick intensiver. Das spricht überhaupt nicht gegen die anderen Orte. Es stimmt lediglich an diesem einen besonderen Ort alles einen Hauch mehr: Sonnenstand, die Luft, der Geruch, die Atmosphäre, die eigene Stimmung, wenn das alles ineinander greift, dass ist es um das reisende Herz geschehen. Und so ein Ort in Apulien ist für mich Gallipoli!



Zu Gallipoli habe ich eine ganz besondere Beziehung. Es war die erste Stadt bei meinem ersten Aufenthalt 2017 auf Einladung von Carmen Mancarella überhaupt in Apulien in der ich an einem frühlingsverheißenden Abend am Strand einem herrlichen Sonnenuntergang beiwohnen durfte. Die Sonnenuntergänge Gallipolis und ich – wir sind so dermaßen dicke miteinander!



Ich war so sehr glücklich dort sein zu dürfen, denn die Reise kam für mich ganz unerwartet um die Ecke, dass ich es selbst vor Ort noch nicht ganz glauben konnte. Die Leute waren so herzlich und offen, dieses Apulien hatte mich sehr verzaubert (immerhin meine erste Reise nach Süditalien) und dann durfte ich dieser intensiven Schönheit von einem Sonnenuntergang in Gallipoli beiwohnen! Später kaufte ich dort noch sehr feine getrocknete Tomaten und gesalzene Kapern ein und wanderte an den Restbeständen des Fischmarktes vorbei. Es war Italien so pur – und ich war dort! Ja, und so nun hat Gallipoli für immer eine Ecke in meinem Herzen bezogen.

Deswegen möchte ich es Euch heute vorstellen!

Città Vecchia di Gallipoli

Man ahnt kaum, wenn man durch das moderne Gallipoli fährt, das noch nicht mit überragender Schönheit aufwartet, was einen erst erwartet überquert man die Brücke, die die Moderne mit der Antike dieser Stadt verbindet. Sobald man Il Centro Storico gewahr wird, versteht man, warum die Griechen diese Stadt damals „Die Schöne” genannt haben.



Ein Besuch von Gallipoli lohnt sich immer, immer, immer, wenn man in Apulien weilt! Nicht nur wegen der sensationellen Sonnenuntergänge am Strand, dem Spiaggia della Purità. Der wacht über die sogenannte „Grüne Bucht”, die der Altstadt von den alten Festungsmauern umschlossen zu Füßen liegt. Die gesamte Altstadt Gallipolis, die „Città Vecchia”, mit der großen Festungsanlage samt Castello, liegt auf einer nahe dem Festland vorgelagerten Halbinsel und ist nur über eben jene Brücke zu erreichen.



Hier am Strand im Sand sitzend, günstigenfalls mit einem Glas Negroamaro in der Hand, lässt sich der Abend ganz wundervoll in Frieden beschließen. Diese besondere Stimmung am Abend, die Zeremonie der Verabschiedung der Sonne, die mehr als imposant im Meer versinkt – um kurz darauf in der Altstadt das Abendleben typisch italienisch zu brodeln zu lassen – damit hat Gallipoli mich ganz besonders eingenommen.


Chiesa di Santa Maria della Purità



Aber bevor wir uns tiefer in das abendliche Treiben der kleinen Gassen stürzen, ist erst einmal Zeit der Chiesa Rettoria di Santa Maria della Purità einen Besuch abzustatten. Denn sie liegt auch direkt hier am Strand. Sie wurde 1664 als Oratorium der Hafenarbeiterzunft zur Zeit des spanischen Bischofs Giovanni Montoja de Cardona errichtet.

Diese wirklich sehr kleine Kirche, jüngst erst restauriert, liegt in einem gänzlich unscheinbaren weiß gekalkten Haus mit Blick auf das Meer in der Ecke Via Sant’Elia. Ihr Innenraum ist im Gegensatz zur Außenfront bemerkenswert farbenprächtig und kunstvoll gestaltet – aber wirklich sehr sehr klein. (Der Tourist darf dem Gläubigen ausreichend Rücksicht gewähren.)



Der Fußboden besteht aus Majolika-Fliesen. Und sie birgt einen weiteren Schatz: Hier ist die Statue der Madonna della Misericordia aus der ersten Hälfte des 800 Jh., im Volksmund Desolata genannt, aufbewahrt, die in der Prozession am Morgen des Karsamstags mit der Statue des toten Christus getragen wird.




Bastione di San Giorgio



Der besondere Charme von Gallipoli liegt vor allem in der beeindruckenden, die Altstadt umlaufenden Festungsanlage. Die Bastione di San Giorgio schützte Gallipoli über viele Jahrhunderte zum Meer hin. Gallipoli wurde schon im Jahr 265 v. Chr. von griechischen Kolonisten gegründet und von ihnen Kallipolis (kale polis), die „Schöne Stadt” getauft. Die Geschichte aller Über- und Einnahmen über die Jahrtausende dieser Küstenstadt ist unendlich lang.



So ist es kein Wunder: Gallipoli ist ein einziger historischer Schatz. Nicht selten werden heute noch neue Hausbesitzer, wenn sie sich an die Restaurierung ihrer alten Häuser machen und beginnen Decken oder Wände abzutragen von den darunter liegenden Fresken aus sehr lange zurück liegenden Zeiten – oder im Keller liegenden unterirdische Olivenölmühlen – als unerwartete Fundstücke belohnt. (Und mit diesen Funden in leichte finanzielle Verzweiflung getrieben.)

Rund um Gallipoli wurden seit jeher Olivenbäume angebaut und aus ihren Früchten das früher als „Gold” bezeichnete Olivenöl produziert. Jenem Öl mit dem man in den längst vergangenen Jahrhunderten die Lampen speiste. Licht war wichtig und Gallipoli in der damaligen Zeit ein reicher Ort. Aufgrund der optimalen Küstenlage wurde Gallipoli ein erfolgreicher Umschlagplatz in Lampenölhandel. Und damit auch ein sehr attraktiver Landungsort für feindliche Übernahmen. Wem diese Halbinsel nicht alles über die vielen Jahrtausende ihrer Existenz gehörte: Phöniziern, Karthagern, Griechen und Römern, um nur einige zu nennen.



Der gesamte Bastionsgürtel mit der Bastione di San Giorgio umschloss damals die Stadt über eine Länge von immerhin zwei Kilometern! Heute ist davon nur noch der untere Teil erhalten, der obere Teil wurde Ende des 18. Jahrhunderts abgerissen. Dafür führt hier eine Panoramastraße, die Riviera Sauro, die in die Riviera Armando Diaz mündet, entlang der Linie der der alten Mauern und ermöglicht es Besuchern, die Insel zu umwandern.




Castello Gallipoli



Kein Wunder, dass das Castello Angioino-Aragonese di Gallipoli als Zeugnis früherer Verteidigungsinitiativen bedeutsam auf die lange Historie dieser Stadt verweist. Die Ursprünge dieser Burg reichen in die byzantinische Zeit zurück.



Das Castello Gallipoli ist in der Piazza Imbriani imposant gelegen, die Festungsmauern sind völlig vom Meer umschlossen – und für das perfekte Foto lohnt sich sicherlich einmal mit dem Boot hinaus auf das Meer zu fahren, um diese besondere Architektur aus der totalen Perspektive festzuhalten. Ein Glück, das ich bei meinen kurzen Aufenthalten in Gallipoli leider noch nicht haben durfte.



Bei den Römern stand Castellum im Allgemeinen für kleines Castrum. Es handelte sich um feste bzw. bewegliche Militärposten, die im Allgemeinen aus einem Gürtel, mit oder ohne Vallum, einem Militärlager und einem Praetoríum bestanden.

Später wurden dann die mittelalterlichen Burgen oft an Stelle dieser römischen Castren gebaut, um denen sich ständig ändernden Verteidigungsanforderungen der neuen Zeiten gerecht zu werden. Ihre Struktur änderte sich mit den Jahrhunderten, wie auch die Angriffstechniken und -waffen und Kriegsstrategien variierten.



Im 11. und 12. Jahrhundert stand Gallipoli unter der Herrschaft der Normannen, abgelöst von den Staufern, die das Castello bis Mitte des 13. Jahrhunderts ausbauten. Ende des 14. Jahrhunderts eroberten die Venezianer Gallipoli und bauten ihrerseits die östliche Mauer sowie im 16. Jahrhundert den weiteren Schutzstreifen, den Ravelin (Brückenkopf) aus.



Das Castello Gallipoli ist neu restauriert und kann zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden. Offensiv wird eingeladen, sich seinen Tagträumen hinzugeben. Und das fällt nicht schwer in dieser beeindruckenden Architektur. Die Anlage beinhaltet ein historisches Museum, Ausstellungsräume mit wechselnden Ausstellungen von Künstlern Gallipolis bzw. Kunst mit Bezug auf die Stadt. Den imposanten Innenhof mit dem alten Brunnen ziert moderne Kunst und das übliche altertümliche Waffenarsenal.



Von hier aus geht es hinunter in die (an warmen Sommertagen sehr gut kühlenden) tiefliegenden Katakomben, deren Treppen im Abstieg eine kleine Herausforderung bedeuten können.



Die dunklen langen Gänge, die die Schicksale der Vergangenheit spürbar machen, können einem schon mal eine Gänsehaut über den Rücken kriechen lassen.



Aber es lohnt sich allemal, denn sie führen in eine Rotunde eines solchen Ausmaßes, wie man sich das schwerlich vorstellen kann – wenn man nicht selbst dort einmal innen stand.



Die Akustik der Kuppel ist bemerkenswert. Eine Multimedia-Ausstellung ist elegant in diesem besonderen Raum integriert.




Basilica Cattedrale di Sant’Agata

Eine weitere Sehenswürdigkeit Gallipolis ist – neben vielen anderen Kirchen – die Kathedrale di Galipoli bzw. Duomo di Gallipoli (Basilica Cattedrale di Sant’Agata Vergine e Martire) in der Via Duomo. Die Kirche ist der heiligen Märtyrerin Agatha von Catania geweiht, die Schutzheilige dieser Stadt und der Diözese ist. (Tatsächlich bin ich bei einem meiner Apulien Aufenthalte einmal für ca. eine Stunde die Heilige Agatha gewesen – die Geschichte erzähle ich im nächsten Blogpost.) Der Dom gilt als nationales Monument.



Es steht zu vermuten, dass früher an gleicher Stelle ein religiöser Tempel stand, die folgenden kirchlichen Bauten wurden mehrfach zerstört. Das Bauwerk der heutigen Kathedrale ist mit Baubeginn am 31. Mai 1629 datiert, Fertigstellung dann Anfang des 18. Jahrhunderts. Ihre Fassade besteht aus dem üblichen im Salento abgebauten Tuffstein ein Meisterwerk im Stil des Lecceser Barock.


Teatro Garibaldi

Ein Blick lohnt sich auch in das Teatro Garibaldi in der Via Giuseppe Garibaldi. 1825 zu Ehren der Familie Giglio vom Bauherren Bonaventura Balsamo damals „Teatro del Giglio” getauft, wurde es 1879 umbenannt. Goldener Stuck und mit Damast verkleidete Logen – italienischer Theaterprunk aus vergangenen Tagen kann hier bewundert werden. Außerhalb der Theateröffnungszeiten kann man für einen kleinen Obolus Eintritt erhalten. Man sollte vorher beim Tourismusbüro darum ersuchen.


Mercato di Pesce di Gallipoli



Ebenfalls in der Altstadt am kleinen Hafen Porto San Giorgio unterhalb der Brücke, die zur Neustadt, der Cittá Nuova Gallipolis führt, liegt der Fischmarkt Gallipolis.





Klein aber fein: Hier wird garantiert frischeste Ware wie Fisch, Muscheln, Krebse oder Seeigel – direkt morgens aus dem Meer gefischt – verkauft.



Die Verkäufer sorgen für richtig gute Stimmung, sie haben Spaß an ihrer Ware und Kundschaft. Da ich immer Abends am Fischmarkt war, wenn der größte Teil der Ware bereits verkauft war, kann die gute Stimmung auch ganz einfach am drohenden Feierabend und die Aussicht auf Nonnas Pasta gelegen haben.




Parco naturale regionale Isola di S. Andrea e litorale di Punta Pizzo

Nördlich ca. eine Seemeile vorgelagert Gallipolis liegt Isola Sant’ Andrea. Noch habe ich sie leider nicht besuchen können. Die Insel ist knapp fünf Hektar groß und diente früher den Hirten als Weideland, da sie über eine Süßwasserquelle verfügte. Die Tiere wurden mit Booten übergesetzt. Der Fund zahlreicher Skelette lässt auch vermuten, dass die Insel in früher Zeit als Begräbnisstätte genutzt wurde.



Heute ist die Insel mit dem Leuchtturm als Nationalpark definiert. Sie liegt zwei Meter über dem Meeresspiegel und in ihren Kalksteinfelsen brütet u. a. die Korsikamöwe. Die Landschaft beherbergt sehr seltene florale Schätze wie die seltenen strauchartigen Hülsenfrüchte Anthillis hermanniaie und Anagyris fetida (Anagyris fetida). Aber auch die wunderschönen italienischen Miniaturorchideen, wilder Thymian und Rosmarin wachsen hier reichhaltig wachsen an ihren Stränden.




Umgebung und Unterkunft



Für den Negroamaro (oder Primitivo) für den Sonnenuntergang, wie von mir oben empfohlen, da nimmt man am Besten natürlich einen aus der Region, wenn man schon direkt vor Ort ist. Er lässt sich vorzüglich in der Cantina Copola kaufen.



Sehr nette Winzer mit ein paar tollen Weinen im Repertoire, die zudem in ihren Räumen noch ein kleines Museum zur lanjährigen Familien- und Cantinageschichte – immerhin ist man seit 1489 im Geschäft der Trauben – installiert haben. Natürlich kann man auch hier – wie sehr oft in Apulien – bei den Winzern auch wohnen. Entweder in der Masseria Dimora Li Cuti, in einem kleinen Bed n‘ Breakfast Tenuta Doxi. Wenn man mit dem Wohnwagen bzw. -mobil reist, dann findet man auf den zwei zwei Campingplätzen, Camping la masseria und Camping La Vecchia Torre bestimmt Unterkunft.


Wunderschön restauriert und traumhaft gelegen ist die Masseria Relais Santa Teresa.



Hier schläft man in über 600 Jahre alten Gemäuern mit eigenem Wehrturm. Der anliegende Park dieser komplett eingezäunten Anlage ist neun Hektar groß und beherbergt die ganze Vielfalt der salentinischen Botanik. Ein kleiner Pool und Steingarten inmitten der Anlage lassen einen hier komplette Ruhe finden.



Die Zimmer liegen alle ebenerdig und sind einfach mit eher antiken Möbeln eingerichtet aber mit allem heutigen Komfort wie Klimaanlage, TV und WLan etc. ausgestattet.



Gut verpflegt wird man über das hauseigene Restaurant La Corte. Gerade durch seine Abgeschiedenheit empfiehlt sich diese schöne Anlage mit originärem Flair für besondere Familienfeiern oder Firmenincentives.

Und mit dem Auto sind es zum Sonnenuntergang von Gallipoli lediglich 15 Minuten.


Feiertage

In Gallipoli fängt der Karneval besonders früh an im Vergleich zum Rest Italiens. Bereits ab dem 17. Januar werden öffentlich Olivenzweige verbrannt und damit Il Carnivale die Gallipoli eingeläutet. Das Ende der Festlichkeiten im Februar wird mit einem großen Fest und Feuerwerk zelebriert.

Auch zu Ostern lohnt es sich in Apulien zu sein. Als bekanntester Ort für die Osterprozessionen gilt sicherlich Taranto, doch gerade die Umzüge in Gallipoli vor der großartigen Kulisse dürften niemanden kalt lassen. An den jeweiligen Feiertagen tragen die Menschen Kapuzen in unterschiedlichen Farben. Diese Tradition kann den Unkundigen unangenehm erinnern, sind aber hier ein Zeichen des Büßens. Traditionell erkauft man sich die Teilnahme an der Prozession insbesondere die Erlaubnis die jeweiligen Statuen tragen zu dürfen – als eben Zeichen der Buße. Da man hiervon auch Straftäter nicht ausschließen wollte, kam es zu diesem besonderen Verkleidungskult mit Vollverschleierung.

Auf der Homepage „Das Meer und Apulien” konnte ich hierzu nachlesen, dass 2017 der Kurs für das Tragen der Statue 40.000 Euro betragen hatte. Nun ja … das liebe Geld.

Wer sich ein wenig mehr in das Thema Ostern in Apulien einlesen möchte, dem sei die Homepage Puglia Autentica empfohlen.

Mehr Informationen zu Gallipoli, den üblichen Öffnungszeiten der Sehenswürdigkeiten findet Ihr auf der Homepage der Kommune Gallipolis.