2018-09-14

Tapas lernen rheinhessisch

Werbung – Produktpräsentation in einer Kooperation mit Rheinhessenwein e.V.

„Wir schicken Dir Rheinhessische Köstlichkeiten und Weine, und Du machst daraus Tapas?” Haben sie gefragt.
„Ihr schickt mir Rheinhessische Köstlichkeiten und Weine, und ich mache daraus Tapas!” Habe ich gesagt.



Mit einer Mutter, die drei Jahre lang auf der Insel weilte, die das 17. Bundesland aller Deutschen präsentiert, ist Tapas quasi mein zweiter Vorname. Nun gut, der dritte, der zweite Vorname ist bereits gesetzt. Aber aus feinen Dingen Tapas zaubern, das kann ich. Und ein Paket zugeschickt zu bekommen mit lauter Überraschungen, um daraus Dinge zu kreieren, kann ich auch.

Tapas, übersetzt: Deckel, haben ihren Ursprung darin, dass man im schönen Spanien sein, meist alkoholisches Getränk, mit einem Deckel abdeckte, um es vor Insekten oder möglichen Verunreinigungen vom Wind zu schützen. Da der Wind (nicht nur am Meer) aber mit dem Deckel eher leichtes Spiel hatte, beschwerte man diesen anfänglich mit Brot und eretzte ihn später durch kleine Teller auf denen zum Beschweren Oliven lagen. Heute kennt man die Tapas eher in den typischen spanischen roten Tontellern serviert. Oder auch in Pfannen, die größere Ración (die im Gegensatz zur kostenlos zum Getränk servierten Tapa) ausdrücklich ausgesucht und bestellt wird, wird auch auf Tellern serviert. Sie kommen heiß und kalt auf den Tisch, einfach als eingelegte Oliven, köstlich als heiß als frittierter Fisch und in Öl gekochten Gambas oder als Innereien in fantastischen Soßen. Pure Inspiration!

Meine Aufgabe hier mit dem mir zur Verfügung gestellten Zutaten das perfekte Wein-Tapas-Pairing zu kreieren – und hier im Blog zu präsentieren. Im Hintergrund stiften die Winzer von Rheinhessen den Gewinnern viel Wein, also ein Gewinnspiel ist auch dabei – aber vorrangig geht's mir um das Kochvergnügen!

So kam also vor kurzer Zeit hier ein Paket an und dem durfte ich viele Spezialitäten aus dem schönen Rheinhessen entnehmen: drei Weine von den sonnig gelegenen Weinhängen Rheinhessen …



• Rheinhessen Silvaner, 2017, trocken vom Weingut Posthof, Doll & Göth, Stadecken-Elsheim
• Niersteiner Spätburgunder, 2015, trocken vom Weingut Georg Gustav Huff, Nierstein-Schwabsburg
• Portugieser & Dornfelder Rosé 71|95, 2017, feinherb vom Weingut Bernhard, Wolfsheim

… deren Aufgabe es ist, diese ganze Tapas-Sache rund zu machen.



Hierzu gesellten sich eine riesige Fleischwurst, Rote Beete, Kartoffeln, Kohlrabi und breite Bohnen – ehrliche Produkte aus den Ställen und Böden Rheinhessens. Sowie ein poussierliches Glas mit Wildkräuterpesto.



Rheinhessische Vielfalt par excellence! Meine Aufgabe aus drei dieser Zutaten zwei Tapas zu kreiieren und dazu den perfekten Wein auswählen.



Dieses Sortiment habe ich ein Weilchen auf mich wirken lassen, von links nach rechts und von oben nach unten überlegt, Zettel geschrieben, auf ihm gestrichen und wieder hinzugefügt, ausgetauscht, zwischendurch sogar nachgedacht, eingekauft und dann … losgelegt.



Fakt: zwei Tapas sind nichts. Also zwei Tapas sind nett aber sie reichen gerade einmal dazu aus der Tapa die Tapas zu machen. Das ist an sich schon eine schnieke Aufgabe, aber mehr Tapas sind immer besser! Mehr Tapas sind nämlich die konsequentere Grundlage für herrlichen Wein und für eine spätsommerliche laue Nacht … nicht nur während der Weinlese.



Fünf hübsche Tapas-Kreationen darf ich nun mein eigen nennen, die gemeinschaftlich mit zwei der mehr als patenten Weinen, hier dem Silvaner und Portugiesen auf den Berliner Balkontisch wandern durften. Natürlich wäre der köstliche Spätburgunder für die Tapas eine großartige Begleitung im Sinne ihres Heimatlandes – nur für einen Roten mit so viel Substanz ist mir das Berliner Wetter noch zu hochsommerlich. Ein warmer Septembertag mit 27 Grad schätzt einen gut gekühlten Wein sehr.



So gab einen geeisten Kohlrabi-Gazpacho-Shot, dem der Rheinhessen Silvaner vom Weingut Posthof Doll & Göth bereits beim Kochen ein wenig auf die Sprünge helfen durfte. Seine feine Säure schenkte dem Kohlrabi mehr Frische, begleitete die zitronige Note vom verwendeten Ingwer und unterstützt charmant die frische Schärfe des Piment d'Espelette. Und wo der Silvaner erst einmal drinnen war, wird der Silvaner natürlich auch zum Trinken empfohlen!



Zum Shot gesellte sich eine Tapenade aus den breiten Bohnen, die eventuell auch prima als Bohnen-Hummus durchgehen könnte, aber da Hummus bekanntlich keine Tapa wäre, weil er eher zu den Mezedes gehört, bleiben wir bei Tapenade gemäß dem köstlichen Vorbild aus Oliven.



Zu ihr passte der Portugieser & Dornfelder Rosé 71|95 vom Weingut Bernhard perfekt. Trocken mit der intensiven Note von roten Früchten – ohne allzu sommerlich verspielt zu schmecken –, schmeichelt vor allem die Dornfelder Traube den herbstlichen Bohnen und harmoniert mit der Dominanz von Knoblauch und Kreuzkümmel.



Das Wildkräuter-Pesto durfte gebratene Kräuterseitlinge lackieren und natürlich mussten die Kartoffeln und die Fleischwurst eine ordentliche Tortilla hermachen!



Die Rote Beete würfelte sich mit herbstlicher reifer Birne in einer köstlichen Senfvinaigrette und schubste sich tatsächlich, nach dem Kohlrabi-Gaszpacho-Shot, als eigener Favorit in mein Herz. Auch hier war der Rosé der richtige Partner!



Die Bohnen-Tapenade hat wirklich das Zeug zu etwas Großem. Die Kräuterseitlinge sowieso.

Die Tortilla ist … das tippe ich jetzt ganz frech, vermutlich die Tapas-Variante, die wir teilnehmenden Blogger vermutlich fast alle gezaubert haben.

Nun denn, Tapas lernen rheinhessisch – und lassen sich vom Wein begleiten, hier die Rezepte, sehr frei nach Google übersetzt:


Colinabo-Gazpacho-Shot con Hielo
Geeister Kohlrabi Shot – im Wein-Paring mit dem Rheinhessen Silvaner vom Weingut Posthof, Doll & Göth, Stadecken-Elsheim, 2017


(Natürlich ist die Gazpacho keine echte Gazpacho, denn hier wird gekocht – aber … es klingt einfach tapasiger!)



Zutaten

Zwei kleine Kohlrabi-Köpfe
1 Eschalotte
1 kleines Stück frischer Ingwer (1 Zentimeter)
frischer Kerbel (einige Blätter für die Deko übrig behalten)

1 Stück Butter

150 ml trockener Weiswein, hier der Silvaner
200 ml Gemüsebrühe
200 ml Sahne

Salz, Pfeffer, Piment d’Espelette

Kleine Schnapsgläser in der Tiefkühltrühe geeist.




Zubereitung

Die Eschalotte klein würfeln und in der Butter im Topf anschwitzen. Den Kohlrabi ebenfalls klein gewürfelt hinzu geben und angehen lassen. Alles mit dem Weißwein ablöschen, den Wein reduzieren lassen und dann mit Gemüsebrühe aufgießen und den Kohlrabi weich kochen lassen. Etwas frischen Ingwer hineinreiben. Wenn der Kohlrabi weich gekocht ist (ggfs. zwischendurch etwas Brühe nachgießen) den Kerbel dazu geben und alles pürieren. Nun die Sahne hinzufügen und alles nochmals leicht (!) köcheln lassen. Mit Salz, Pfeffer und einem Hauch Piment d’Espelette abschmecken. Alles durch ein Sieb pürieren. Dann die Flüssigkeit abkühlen lassen, später in den Kühlschrank stellen.

Vor dem Servieren mit dem Pürierstab kurz aufmixen. In die kalten Gläser aus der Gefriertruhe füllen, mit einem Hauch Piment d’Espelette und einem frischen Kerbel-Zweig garnieren und schnell servieren.


Tapenade de frijoles
Bohnen-Tapenade im Wein-Paring mit Rheinhessen Portugieser & Dornfelder Rosé 71|95, vom Weingut Bernhard, Wolfsheim, 2017




Zutaten

200 g breite Bohnen (alternativ Zuckererbsen)
200 ml Tahini
2 Knoblauchzehen
Saft von einer Zitrone

Salz, Pfeffer, 1 Messerspitze gemahlener Kreuzkümmel, etwas Zucker

Gutes kaltgepresstes Öl (Olive oder Rapsöl) zum Anrichten



Zubereitung

Die grünen Bohnen säubern und von den feinen Fäden befreien. Im Ganzen kurz in kochendem Salzwasser blanchieren und in eiskaltem gesalzenem Wasser (Eiswürfel) abschrecken – damit sie ihre schöne grüne Farbe behalten.

Im Standmixer mit Tahini, den Knoblauchzehen und dem Zitronensaft zu einer feinen Paste mixen. Falls sie zu fest wird ggfs. mit etwas kaltem Wasser oder noch etwas mehr Zitronensaft die gewünschte Konsistenz mixen. Mit Salz, Pfeffer, gemahlenem Kreuzkümmel und einer kleinen Prise Zucker abschmecken.

Wer die Bohnen-Tapenade etwas schärfer möchte, kann noch etwas Chili dazu geben. Anrichten, mit etwas Öl beträufeln und mit einem guten Brot servieren.


Hongos con Pesto
Pesto-Pilze




Zutaten

Zwei Kräuterseitlinge
Rheinhessisches Pesto
1 Knoblauchzehe

Öl
Fleur de Sel
Pfeffer

Zubereitung

Die Kräuterseitlinge in möglichst dünne Scheiben längs schneiden. In der Pfanne mit etwas Öl mit der Knoblauchzehe leicht von beiden Seiten anbraten, mit dem Pesto dünn einpinseln. Auf einem Teller anrichten und mit frischem Pfeffer aus der Mühle und Fleur de Sel dezent bestreuen.


Enlace de remolacha y pera
Salat mit Roter Beete und Birne




Zutaten

Vier kleine Rote Beete-Knollen
2 kleine bzw. 1 große Birne

Senf (in dem Fall mein Orangen-Honig-Mohn-Senf)
Walnussöl
Salz und
Peffer

Saft einer Zitrone mit Wasser für die Birnen

Zubereitung

Die Rote Beete in Backpapier eingewickelt und mit einer Leihgabe aus dem Büro, dem Klammeraffen, zugetackert in einer Auflaufform ca. 20 Minuten bei ca. 180 Grad im Ofen gar, nicht zu weich, backen. Abkühlen lassen. Schälen und in kleine Würfel schneiden.

Die Birne schälen, ebenfalls in kleine Würfel schneiden. Die Birnenwürfel kurz im Zitronen-Wasser baden lassen, damit sie sich nicht verfärben.  (Ich habe mir hier mit den Zitronenschalen der Bohnen-Tapenade ausgeholfen.)

Eine Vinaigrette aus Senf und Walnuss-Öl, Salz und Pfeffer herstellen und die Rote Beete- und Birnenwürfel damit vermengen und ziehen lassen. Anrichten.


Tortilla con Salchicha de Cerdo
Tortilla mit Fleischwurst




Zutaten

Ca. 300 g Kartoffeln
2 kleine Chilischoten

Salz
2 Kardamonkapseln

200 g Fleischwurst in hauchdünne Scheiben geschnitten

3 Eier
40 ml Milch
Salz, Pfeffer
ggfs. frische Petersilie

Zubereitung

Die Chilischoten mit einer Gabel ringsherum einpicken und zusammen mit den geschälten Kartoffeln (ganz lassen!) und den beiden Kardamonkapseln in Salzwasser aufsetzen und leicht ankochen – nicht gar kochen lassen. Die Kartoffeln sollten noch in dünne Scheiben geschnitten werden können. Abgießen und abkühlen lassen, in dünne Scheiben aufschneiden.

Die Fleischwurst in etwa der Dicke der Kartoffeln ebenfalls in Scheiben schneiden.

Etwas Öl in eine Pfanne geben und die Kartoffeln mit der Fleischwurst darin schichten. Auf dem Herd den Boden leicht anbacken, dann die mit Milch und Salz und Pfeffer aufgeschlagenen Eier (ggfs. klein gehackte Petersilie) darüber geben und im Ofen für ca. 30 Minuten bei ca. 200 Grad Celsius stocken lassen.

Alle Fotos nur echt mit Hintergrundkatze!



Und hier die tollen Rezepte aller anderen bloggenden Teilnehmer – was für eine kreative und köstliche Vielfalt, da wieder kreiert worden ist von uns allen!

Held am Herd

Farbenfreundin

Mini.Me

Dreams on a Plate

House No. 15

Rhein Hertz Elbe

Ina is(s)t

Magentratzerl

Jankes Soulfood

Liebstöckelschuh

Salzig, Süß und Lecker

2018-09-10

Traumabearbeitung

In der Maßnahme für den Plan für Glück und Lebensfreude, Abteilung Therapie, gehen wir gerade mein Thema Traumabewältigung an. Bis Donnerstag muss ich eine Zeitskala meines Lebens erstellt haben auf der ich alle Traumata eintrage.

Funfact: Als wir darüber sprachen, war im Geiste dieses Blatt ratzfatz mit Inhalten gefüllt. Demgegenüber gehört zur Therapiemethodik gleichfalls die an mich gestellte Aufgabe ein dementsprechendes Blatt zu erstellen auf dem ich alle positiven Lebensereignisse eintrage. Gehört zum Krankheitsbild, dass dieses in meinem Geiste vorerst weiß blieb. Das ist natürlich genauso nicht, mein Leben ist voller schöner Erlebnisse. Aber es gehört zu mir dazu, liegt in der Zeit, dass ich das eine Blatt vollgeschrieben sehe, das andere Blatt ganz leer.

Eines meiner Traumata ist dieses hier. Und das habe ich ganz lange Zeit gar nicht begriffen. Weil es uns alle betroffen gemacht hatte, war mir gar nicht bewusst, wie wirklich sehr tief und schlimm dieses Erleben auf mich einwirkte. Heute weiß ich, dass sich danach mein Leben verändert hatte. Und nicht zum Guten.

Auch jetzt, wo sich dieser Tag wieder jährt, und ich morgen besser keine Medien an mich heranlassen werde, merke ich, wie gerade wieder alles so schwer und dunkel wird. Der Stein auf der Brust wird wieder größer und schwerer – und das gilt es bis November auszuhalten und durchzustehen, wenn das nächste traumatische Erlebnis um Erinnerung bettelt.

All das ist auszuhalten und durchzustehen. Aber es kostet Kraft. Energie. Und Leichtigkeit.

Die Haut ist sehr dünn gerade. Und es tut mir leid, wenn ich damit gerade anderen Menschen auf den Geist gehe.

2018-09-08

Herbstliches Einkaufstrüffelschwein



(Enthält unbezahlte Werbung.) Gestern war Markttag. Ich war die letzten Wochen schon recht fleißig und habe Tomatensugo en masse eingekocht, Feigensenf mit frischen Feigen gemacht, Dattelessig (frei) nach Magentratzerls Rezept. Den muss ich jetzt langsam abseihen und abfüllen. Für diesen Essig haben ich getrocknete Datteln genommen.

Zur Zeit aber gibt es überall auf dem Markt und bei den befreundeten türkischen Supermärkten frische Datteln. Von getrockneten Datteln (und auch Feigen) muss mich niemand mehr überzeugen. Aber frische Datteln (Vitamin B und D) gucke ich mir ständig an, finde sie sehr interessant – nur habe mich nicht an sie ran getraut. Gestern habe ich mir auf dem Markt ein Herz gefasst und den befreundeten türkischen Obstverkäufer nach frischen Datteln ausgefragt und mir von ihm eine zum Kosten geben lassen. Dann bin ich stante pede (ist das nicht ein tolles Wort für sofort? Wir sollten alle viel öfter stante pede schreiben!) zur Bank gegangen, weil ich mein mir zugeteiltes Marktbudget schon ausgegeben hatte (davon allerdings auch für Schere und Stecknadeln für meine neue Nährfreundin vorausgelegt) und habe mir ein Kilo frische Datteln gegönnt. Die müssen jetzt zwar noch etwas liegen und nachreifen. Denn tatsächlich sind sie erst reif, wenn sie dunkelbraun gefärbt sind und so aussehen, wie wir hierzulande sozialisiert Obst eher nicht kaufen wollten. So wie sie auf dem Foto meiner reichhaltig gefüllten Markt-Obstschale aussehen, sind sie noch unreif. Aber das ändert sich in ein paar Tagen, hat mir mein türkischer Freund versichert.

Ich sage übrigens viel lieber Freund, denn auf dem orientalischen Markt sind wir üblicherweise alle per Du, weil immer Bruder und Schwester, aber mit Bruder tue ich mich aufgrund meiner persönlichen Bruder-Erfahrungen etwas schwer.

Kauft frische Datteln, denn sie schmecken köstlich und machen sehr glücklich! Ich werde Dattelsenf machen, Dattellikör, Dattelmarmelade … hach! Oder Datteln selber trocknen und dann mit Marzipan selber füllen zu Weihnachten. Die Welt wird so viel größer und schöner, wenn man erst einmal frische Datteln probiert hat!



Ich kaufte auch Birnen! Wie schon oft erwähnt, liebe ich Birnen. Ich sortiere Birne auf der Obstliebeskala vor dem Apfel. Und jetzt ist Birnenzeit, also brauche ich Birnen zum Einkochen in Hälften. Und ich möchte Birnenmus machen. Birnenlikör. Getrocknete Birnen benötige ich auch unbedingt. Es ist einfach so eine schöne Zeit, wenn reife Birnen in den Marktauslagen liegen, Wespen glücklich kreisen …

Tapferen Herzens habe ich gestern die frischen Feigen liegen lassen. Dieses Jahr ist ein fantastisches Feigenjahr. So großartig und aromatisch haben sie selten geschmeckt. Ich kenne den Genuss reifer Feigen direkt vom Baum in Südfrankreich gepflückt, daran kommen Feigen im Handel ganz ganz selten. Aber dieses Jahr ist das Feigenjahr schlechthin! Ich habe schon zwei Mal Feigenmarmelade eingekocht. Und welche eingeweckt. (Für den Winter z. B. heiß zum Pistazieneis!) Und überlege es noch ein drittes Mal zu tun – denn auch die Feigenmarmelade ist köstlich wie nie und den Geschmack sollte man sich wirklich für lange Zeit erhalten.

Bei Pflaumen hingegen ist es dieses Jahr schwieriger. Es ist ein reichhaltiges Pflaumenjahr, das ist bewiesen. Aber sie wurden auch sehr früh reif und ihnen fehlt einfach der Geschmack. Meinen erster Pflaumenkauf war ein Reinfall, weil unreif. Mein Fehler, Pflaumen sollte man immer probieren. Aber die habe ich nun im Dunklen nachreifen lassen. Diese Woche habe ich an einem Stand vier Kilo Pflaumen erworben und zu Pflaumenmus im Ofen eingekocht. Das Rezept wird noch folgen. Ich nehme dafür immer weniger Zucker als in meinem Inspirationsrezept angegeben, weil ich es eh nicht so süß, dafür lieber würziger mag. Aber selbst mit der wenigen Menge schmeckten die Pflaumen nach zwei Stunden Dörre im Ofen viel zu süß und nach den Gewürzen. Und das ist mein Pflaumenproblem in diesem Jahr: sie haben irre viel eigenen Zucker jedoch kaum intensiven Pflaumengeschmack.

Ich habe dieses Problem aber gelöst bekommen in dem ich noch einmal zwei Kilo Pflaumen nachkaufte, damit konnte ich den zugefügten Zucker strecken und die beigefügten Gewürze, wie es sich gehört hinter den eigentlichen Pflaumengeschmack in den Hintergrund verweisen, nun ist sogar etwas natürliche Säure wieder im Spiel.



Interessant, dieses Jahr – so reichhaltig die Hitze bei einigem Obst einwirkt – sie stellt einen dennoch in der Küche vor interessante neue Herausforderungen, denn normalerweise ist gerade Pflaumenmus ein Selbstläufer. Sechs Kilo Pflaumen, acht Gläser Mus. Das sollte erst einmal reichen.

Und dann hatte ich gestern noch wirklich große Gewürzfreude. Ihr erinnert Euch an mein Senfpost? Es gibt gelbe, braune und schwarze Senfsaat. Dijon-Senf zum Beispiel wird aus gelber und schwarzer Senfsaat hergestellt, die originale Moustarde – der grobe Senf – enthält alle drei Saaten. Hierzulande erhält man vorrangig nur die gelbe Senfsaat. Ich habe die letzten Wochen wirklich tapfer versucht, offline erfolgreich zu sein.



Wo ich noch nicht nachgefragt hatte: bei Dhani Masala! Besucher des Marktes am Maybachufer kennen den Gewürzstand von Dahni Masala seit Jahren, schätzen sein profundes Wissen über Gewürze und lieben seine Curry-Mischungen (probiert die Curry-Mischung mit Mango! Und: wenn scharf bei den Currys steht, dann sind die scharf). Ich behaupte, dass man nirgendwo sonst so guten Zimt erhält in der Stadt wie hier! Die Gewürze, die man hier kauft, sind in kleinen Mengen abgepackt – was einfach sinnvoll ist, denn keinem Gewürz tut lange Haltbarkeit gut. Natürlich sind die Gewürze teurer als im Supermarktregal, dafür untadelig. Und: wer auf den Markt geht und dort am Stand hängen bleibt, geht deutlich klüger vom Stand weg. Immer!

Ich habe schon erlebt, dass Touristen extra wegen ihm einen Kurzurlaub in Berlin eingelegt haben, um Nachschub zu kaufen. Aber das hat sich geändert, einerseits hat sich Dhani Masala sehr guten Nachwuchsverkäufer heran gezogen, um auf den Berliner Märkten expandieren zu können – und es gibt mittlerweile auch einen Online-Shop: Zimt und Pfeffer!



Also stoppte ich gestern dort am Stand, fragte nach schwarzer Senfsaat. Bingo! Köstliche scharfe kleine Senfkörner (schwarzer Senf hat eher die Größe von Mohn.) Klar, die wurden gekauft. Dann aber hatte der Marktstand noch besondere Zimt-Angebote parat, alleine anzusehen sehr speziell: Königszimtstangen. Riesige Zimtstangen, eher Zimtäste, die man sich problemlos auch als Deko oder Kunstobjekt in die Wohnung stellen kann. Überzeugt Euch selbst!





Zimt ist ein tolles Gewürz – und ich benutze ihn ganzjährig, z. B. zu Hackfleischgerichten (ja, keine Boulette ohne Zimt!). Etwas Zimt im Kaffee, hebt sein Aroma. In heißer Schokolade sowieso. Zimt in kleiner Menge begleitet Blumenkohl und Kohlrabi. Er ist ein Begleiter, dem viele Heilkräfte nachgesagt werden. Für mich ist es einfach ein sehr feines Gewürz, das in kleinen Mengen vielen Speisen nur Gutes tut – und schon gar nicht nur zur Weihnachtszeit in der Küche verwendet werden sollte. Nee ne, in Hinsicht auf die Benutzung von Zimt sind uns die Vietnamesen, Araber und Inder einfach weit voraus in der ganzjährigen Verwendung!



Also habe ich hier natürlich zugeschlagen! Man kann Stangenzimt auch kauen und das ist tatsächlich ein wundervolles Erlebenis: ein klitzekleinen Splitter in den Mund nehmen, dann schmeckt man als erstes im Vordergrund viel Süße (wer Zimt verwendet, kann Zucker einsparen), dann kommt der Zimtgeschmack und am Ende, wenn das Stück eingespeichelt weicher geworden ist, kaut man es und dann kommt eine intensive Schärfe durch, die sowas von die eigenen Lebensgeister weckt! Wenn man das macht, merkt man auch gleich, was Zimt im Organismus alles in Bewegung versetzt. Der kann nur gut sein für uns!



Also von mir eine absolute Kaufempfehlung. Das Zimt-Angebot vom Marktstand habe ich auf der Homepage jetzt nicht finden können. Ich bin mir aber sicher, dass sie das auf Nachfrage Euch sicherlich anbieten werden. Bezieht Euch einfach auf dieses Blogpost. Die Zimtstange hält ewig, kann auch dekorativ in Eurer Küche aufbewahrt werden – sollte nur nicht zu warm stehen Einfach mit der Muskatreibe frisch ins Essen reiben. Ein Traum!

2018-09-06

Kiez

Neulich läuft hier ein Kater zu. Ich stehe Sonntags auf und sehe auf der Straße einen Vater mit seinen beiden Kindern und einen Kater spazieren gehen. Dann sehe ich den gleichen Vater auf der anderen Straßenseite, wie er diesen Kater im Hof wieder versucht los zu werden.

Keine halbe Stunde maunzt es kläglich bei uns im Hof und dann gehe ich ungewaschen, dafür auf die Schnelle angezogen, hinunter, um den Schreihals zu suchen. Der sitzt gegenüber vor der Nachbarn Tür, wo schon eine Nachbarin aus dem Fenster guckt und mir bestätigt, er würde wohl eher nicht in deren Haus gehören. Also spreche ich ihn an und er kommt freudig auf mich zu und so nehme ich ihn auf den Arm und erst einmal mit hoch. So selten und ungerne ich freilaufende Katzen anspreche und mitnehme, hier habe ich das Gefühl, es nicht mit einem Freigänger zu tun zu haben – und nichts ist schlimmer als irgendwann von einem vermissten Tier zu lesen, dass man rechtzeitig hätte greifen können.

Kater ins Haus und Shiina zeigt Laune. Kater erst mal eingesperrt und Futter gegeben, davon Shiina etwas abgegeben – weil ich doch Waage bin und Gleichberechtigung mein zweiter Vorname ist. Shiina hat aber immer noch Laune. Ich fotografiere den Kater, der großen Hunger hat und einer zweiten Portion nicht abgeneigt ist, Shiina, die nun nichts mehr bekommt, hat noch mehr Laune. Ich stelle den Kater im Nachbarschaftsforum als auch bei ebay Kleinanzeigen ein. Sowie auf Twitter. Und bekomme alle Ratschläge, was man nun alles mit dem Kater tun müsse/solle/könne, um die ich nicht gebeten habe, jetzt aber alle kassiere – weil ich sie wohl selbst professionell ungefragt in solchen Momenten verteile. Karma, Baby! Ich entwerfe Zettel mit netten Texten über zugelaufene Katzen und motiviere die Nachbarin J. von gegenüber, sie mit mir aufzuhängen. Ich rechts herum, sie links herum. Wir treffen uns wieder und ich gehe noch mal mit ihren restlichen Zetteln und von mir neu ausgedruckten Zetteln los. Ich habe einen drolligen, voll gefressenen, sehr freundlichen Kater zu Hause, eine sehr übel gelaunte Shiina und habe langsam Sorge, mir etwas einfallen lassen zu müssen für die Nacht – ohne das Tier gleich im Tierheim abgeben zu wollen bzw. müssen.

Ich komme nach Hause, der letzte Zettel hängt, das Telefon klingelt und ein freundlicher Herr glaubt, ich könnte wohl seinen Kater haben. Ich erfahre des Katers Namens und man verspricht ihn gleich abzuholen.

Zehn Minuten später kommen zwei junge Männer, die über die Straße wohnen – dort, wo sich die Menschen in ihre schönen Gärten hinter dem hohen weißen Tor verschanzen und wo die beiden einen Garten haben, den der Kater sonst nie verlässt, seit er vor sechs Jahren aus dem Tierheim zu ihnen zog, außer: neuerdings. Neuerdings, wenn Kinder im Hof sind, die er wohl über alles liebt, geht er einfach mit ihnen mit. So wie heute. Und dann vergisst er den Rückweg. So wie heute. Also an diesem Sonntagheute.

Ich habe eine Flasche Rosé mehr, einen Kater weniger, eine begeisterte Shiina, darf die Zettel wieder einsammeln und habe einen Aushang gefunden, wo für eine Bewohnerin eines Wohnprojektes der Caritas bei uns im Dreh, von dem ich gerade zum ersten Mal höre, jemanden sucht, der mit dieser Bewohnerin näht, weil sie das gerne tut.

Ich rufe in der Woche dort an und verabrede mich mit der Betreuerin zum Kennenlernen. Es sind fünf Wohngruppen von Menschen mit geistigen Behinderungen, vier für Kinder und Jugendlich und zwei für Erwachsene. Und das Haus ist sehr schön und die Leute sind alle sehr nett und die Bewohnerin, wir nennen sie jetzt S., findet mich gut und so verabreden wir uns zum Nähen die Woche drauf.

Die Woche drauf war letzte Woche und da haben wir gemeinsam Kissen genäht, das kann sie schon ganz gut. Man muss ihr nur gut zureden, dass sie nicht ganz so schnell näht, dafür ordentlicher – und hier und da mal bügelt. Die Betreuerin hatte ihr zu Weihnachten eine Nähmaschine geschenkt, hat aber selber im Alltag wenig Zeit mit ihr zu nähen und die andere Betreuerin, die mit ihr früher nähte, gibt es dort erst einmal nicht mehr.

Sie freut sich sichtlich sehr, wenn ich komme und sagt mir das auch 20 Mal in zwei Stunden und heute schlug ich vor, dass sie Brotbeutel nähen könne, denn das wäre etwas anders als immer Kissen. Was sie auch sehr begeisterte und sehr gut erledigt hatte. Generell sind dort alle schnell zu begeistern, das finde ich sehr schön, weil das meine Kernkompetenz nicht so ist.

Auf dem Rückweg treffe ich die Nachbarin T. mit Sohn S. beim Discounter und später die Eltern mit den Nachbarskindern E. und E. und wir schlendern zurück, während uns Nachbar B. einholt und wir schlendern weiter und quatschen bei uns im Hof über künftige Baumaßnahmen auf dem Nebengelände (endlich wieder Baulärm). Da stößt Nachbarin F. mit Tochter J. und Hund M. zu uns.

Ich erzähle von dem Typen, den ich noch nachmittags von unserem Hof zur Hölle geschickt habe, weil er meinte, sich auf unserer Parkbank eine Koksline reinziehen zu können. Während auf der anderen Seite auf dem Spielplatz ein Exhibitionist, der sich dort einen rubbelte von der Polizei abgeführt worden war, psychisch krank, 66. Festnahme, seit Mai keinen Wohnsitz mehr in seiner ehemaligen Unterbringung im Heim für Menschen mit psychischen Erkrankungen, wie F. uns erzählte. Nun gesellt sich Nachbarin B. zu uns, die kürzlich mit Elly verwaiste Nachbarin, die am Wochenende im Norden bei der Schwester von deren Züchterfreundin einen Scheidungshund über das Wochenende aufgedrückt bekam in den sie sich natürlich verliebt hatte. Wir uns auch aufgrund der Fotos und sie ihn Anfang der Woche in vierzehn Tagen holen wollte, was ich frech fand uns gegenüber, weil zu lange, während wir doch schon rund um den Hund planen und nun holt sie Ava schon morgen, was alle Nachbarn und Nachbarskinder und hoffentlich auch Nachbarhunde gut heißen!

Dann sage ich „Tschüss” und gehe hoch und gehe nochmals mit meinen Kartons runter zum Müll auf die sich Nachbarjunge E. mit Freude stürzt, weil er sich daraus einen Drachen basteln möchte. Dann kommt Nachbar R., der lange im Urlaub war, mit einem Roller und kann sich nicht heimlich ins Haus schleichen, weil schon von den Kindern entdeckt und in Hofgesprächgeiselnahme genommen werden muss.

Schlimm. Diese große anonyme Stadt.

2018-09-05

Shiinas …

… „Du-hast-Gambas-im-Kühlschrank-für-mich-ich-weiß-es-genau!”-Blick.

Wer* könnte ihm widerstehen?



*Ich nicht. Sie ist (m)eine lebende Fernbedingung!

2018-09-01

Gestern war Tag der Liebe. Und der Stinker.

Ich bin gestern U-Bahn gefahren. Das war gruselig und schön. Beides gleichzeitig. Gruselig … ich wohne an der U-Bahnlinie, die vom Wedding ins Neukölln führt, das sind – für Nichtberliner erklärt – beides Bezirke die ein gewissen Potential bieten im Berliner Gemeinschaftsleben. Während es in anderen Bezirken betont grün oder betont elitär zugeht, geht es in diesen beiden Bezirken bevorzugt rauh, von Drogen supportet und immer sehr bodenständig zu. Das bedeutet eben auch, dass auf die Linie gerne gedealt wird und man kann live beim Zusehen lernen, wie man sich auf einem U-Bahnhof den Schuss setzt. Beides möchte ich nicht empfehlen.

Dort, wo diese Dinge passieren, verfällt leider auch der Mensch. Und dort, wo der Mensch verfällt, ist dieser Mensch gezwungen um Geld zu betteln. Das tut er – nachvollziehbar – in der U-Bahn. Wenn ein Mensch verfällt, fängt er irgendwann an bei lebendigem Leib zu verwesen. Das riecht, was es sehr schwer macht, diese Menschen im geschlossenen Raum auszuhalten, bei allem Verständnis für deren Not und bei allem Mitleid.

Da mich solche Schicksale, der Hochsensibilität geschuldet, problemlos aus meiner Tagesform kicken können und prima zurückwerfen können in meinem hart erarbeiteten „mir geht's halbwegs gut”-Dasein, habe ich nun in der Maßnahme gelernt, solchen Dingen aus dem Weg zu gehen. Irgendwie. Das gelingt mir mittlerweile relativ gut, wenn ich nur sehe, bis jetzt. Aber es ist durchaus Luft nach oben. Kommt zum visuellen Effekt aber noch ein olfaktorischer, bin ich relativ flink schachmatt gesetzt. Ich habe da einfach ein echtes Problem, ich bin einerseits voller Mitleid für diese Menschen – aber ich kann sie nicht gut ertragen, weil sie mir meine Kraft ziehen und in Zustände katapultieren in denen ich nicht mehr sein möchte. Also blende ich aus, so gut es geht. Das geht nur bei halbwegs guter Tagesform. Oder indem ich fliehe.

Gestern kam so ein bekanntes Gesicht ausgerechnet den Moment die Treppe hinunter als die U-Bahn einfuhr, die ich nehmen wollte. Eine später zu nehmen, war keine Option, da der Takt vergleichsweise lang war zur nächsten. Und dann war es eine durchgehende Bahn. Da siehste dann immer die Leute nach vorne oder hinten fliehen, wenn der Freund zu steigt. Ihm Geld geben will niemand, weil man es in seiner Nähe einfach nicht aushält. Es ist eine so fürchterliche Misere. Wir leben in einer Gesellschaft in der Menschen öffentlich verfallen, während wir ihnen dabei zusehen. So fährste also U-Bahn und flüchtest nach vorne in der Hoffnung, er kommt Dir die nächsten zwei Stationen nicht zu nahe. Und Du siehst diese beiden Stationen die Menschen auf den Bahnhöfen nur noch fliehen. Und alles, einfach alles, tut Dir fürchterlich leid.

Bei meinem Rückweg hielt eine U-Bahn auf der gegenüberliegenden Seite, eine mit noch einzelnen Wagons. Da sprach der Fahrer durch die Anlage, die Fahrgäste mögen bitte nicht in den ersten Waggon einsteigen, weil es dort unerträglich riechen würde.

Ja.

Dafür am gleichen Bahnhof an der Stelle, wo man von einem Bahnsteig zu anderen bzw. in das darüber liegende Kaufhaus geht: Türen. Dergestalt, dass man sie aufhalten muss. Wir haben gestern aufgehalten, auch dergestalt, dass Menschen sogar relativ lange verweilten und die Tür hielten, bis die nächste Person heran gekommen war. Und diese Personen – das wird ja leider immer weniger in dieser Stadt – sie lächelten vor Freude und bedankten sich. Man war untereinander freundlich zueinander. Ein „Danke!” hören! Das war sehr schön.

All diese Dinge, sie liegen so eng beieinander!

2018-08-31

IFA 2018: GPO Retro

Ich denke, bei den Fotos erübrigt sich jeder Kommentar zu den hübschen kleinen Musikmachern im Retrolook – mit digitaler Technik. Als ich den GPO Retro-Stand entdeckt habe, hatten die Jungs gerade wohl eine Schaffenspause – insofern kann ich wenig Infos liefern. Aber gelegentlich reicht auch nur Angucken und glücklich grinsen.













Die Leute von likehifi.de hatten etwas mehr Glück als ich und konnten schon ein paar Infos zum Ghettoblaster erfahren.

Gedankensprünge

Aretha Franklin wird aufgebahrt in einem farbenfrohen Kleid mit dazu passenden High Heels und man hat ihr lässig die Beine übereinander geschlagen im Sarg. Diese eine Foto geht um die Welt und es gäbe sehr viel dazu zu sagen. Aus Sicht des Respekts vor der Künstlerin, die Sängerin war, weniger Tänzerin. Aus Sicht der Fotografie. Aus Sicht des Anstands. Aus vielerlei Sicht.

Kneife ich mir. Mich hat das Foto auf die Idee gebracht, dass immerhin eine Möglichkeit besteht, dass auch ich versterben werde (sehr sicher!) und eventuell Menschen auf die Idee kommen könnten, mich nach meinem Sterben nochmals ankleiden zu lassen (nicht sehr sicher!). Aber die Idee, man könnte mich mit Schuhen, die ich ein Leben lang nie sonderlich gerne getragen habe, weil ich immer der Typ barfuß war in einen Sarg legen, die behagt mir nicht. Möchte ich an dieser Stelle öffentlich feststellen.

Barfuß. Meinethalben mit roten Fußnägeln. Aber: barfuß bitte!

2018-08-30

Blog-Statistik

Ich ziehe hier nicht viele Infos über meine Blogzugriffe. Aber eines kann ich sagen, in keinem Jahr ist der Sommer so zu Buche geschlagen wie in diesem Jahr. Im Schnitt 50% weniger Zugriffe.

Aber ich finde das toll, denn es heißt, wie kehren wieder dahin zurück uns im Urlaub auf andere Dinge zu konzentrieren als auf dieses Internet. Schalten wieder richtig ab. Weiter so bitte!

2018-08-29

Retro-Heilbutt

Hattet Ihr neulich auch Skrei auf dem Teller? Dieser neue In-Fisch? Total nordisch exotisch?! Der nichts anderes ist als ein Kabeljau, der schon immer Kabeljau gewesen ist und auch immer Kabeljau bleiben wird? Der in Norwegen halt nur Skrei genannt wird und, um den Absatzmarkt zu erheitern, vor ein paar Jahren als Skrei, sogenannter „Winter-Kablejau” auf den Markt gebracht wurde – übrigens mit wirklich großem Erfolg? Dabei ist Winter-Kabeljau nichts anderes als „darf nur saisonal noch gefischt werden”, weil der Kabeljau schon weitestgehend als überfischt gilt.

Also nochmal: da sollte ein Fisch eigentlich nicht mehr gegessen werden und weil sich das herum gesprochen hat, dass man Kabeljau besser (wie viele andere Fische) nicht mehr kauft, wirft ihn die Industrie mit einer anderen Namenbezeichnung auf den Markt – und schon steigt der Absatz wieder.

Ja. So doof ist der Konsument.

Auch ein schönes Beispiel: Skyr. In der hiesigen Werbung wurde nie erklärt, was Skyr eigentlich ist. Aber hübsche, gesunde und aktiv wirkende Frauen mit nordischem Akzent (oder was die deutsche Werbeindustrie unter isländischem Akzent glaubt zu verstehen) essen in Werbespots Skyr und alle kaufen es.

Ist ein Frischkäse der Magerstufe. Hierzulande käme keiner auf die Idee Exquisa light oder Philadelphia light einfach so in sich hinein zu löffeln. Bei Skyr tun sie es.

Kytta. Die Salbe, die „nicht chemisch” ist. (Mir wurde heute übrigens in einem Facebook-Post erklärt, dass veganes Convenience Food aus dem Kühlregal eines Bio-Händlers nicht chemisch sei.) Was lernen die Leute eigentlich in deutschen Schulen? Chemisch bedeutet Stoffe in einen anderen Zustand zu verändern bzw. eine Verbindung mit anderen Stoffen einzugehen.

JEDE. VERDAMMTE. SALBE. IST. EIN. CHEMISCHES. PRODUKT.



Die machen mich langsam alle irre! Jetzt neu und extra für Euch neulich bei Karstadt (dem Kaufhaus das mit REWE im Lebensmittelhandel fusioniert): der Retro-Heilbutt. Nur echt mit ganz doll viel Trennungsplenk vor und nach dem Bindestrich (!) und auch jetzt – ganz neu: Fisch wird wieder hängend - geräuchert!

In der Industrie wird immer hängend geräuchert, weil man Abdrücke in der Fischhaut vermeiden will und das für die Temperaturverteilung die energetisch (somit betriebswirtschaftliche) günstigere Räuchervariante ist. Dieser Verkaufsattribut ist also vergleichsweise dämlich. Aber mit uns Konsumdeppen kann man es machen oder?

Ich danke Euch fürs Zuhören! Dieser Frust gärt tief in mir. Ab jetzt zähle ich runter von 50 bis 1, denn dann gibt es garantiert „hängend - geräucherten Neo - Skrei” – die Werbung glaubt an Euch!

2018-08-28

Gerne gelesen: Sophies Weinwelt



Neulich war ich im heiligen Kaufhaus in Berlin am Ernst-Reuter-Platz, manufactum, zum gucken und Brot einkaufen: Das Steinofenbrot von manufactum liebe ich sehr. So muss ein Graubrot schmecken!

Beim Rundgang durch den Laden fand ich auf einem Tisch liegend das Buch „Sophies Weinwelt – Was Frauen schon immer über Wein wisssen wollen”, geschrieben und selbst verlegt von der französischstämmigen Sophie Houdayer, in Frankreich ausgebildete Winzerin, heute in München im Weinhandel tätig und Schulungen rund um die gepresste Traube anbietend. Ich blätterte in dem Buch herum und war … sehr angetan. Dieses Buch wollte ich gerne lesen!

Ich setzte es zu Hause auf meine Wunschliste und ein liebevoller Geist schickte es mir prompt anonym zu! Genauso wie ich vermute auch eine ordentliche Futtergabe für die befellte kleine Freundin hier im Haus, ein herzliches: MERCI! (Von uns beiden.)

Sophies Weinwelt Anliegen ist es Menschen die Welt des Weines zu erklären, ganz losgelöst von irgendwelchem philosophischen Tara oder technischem abgehobenem Fachgeblubbere, dem sich männliche Weintrinker gerne hingeben. Houdayer bietet seit Jahren speziell Weinkurse für Frauen an: Ihre Expertise dazu wie gerade Frauen Wein entdecken, erleben und welche Fragen sie zum Thema haben, ist also naturgegeben.



„Welcher Wein steht mir am besten?
„Der, der dir gefällt!”
„Und welcher ist das …?”

Natürlich vermittelt Sophies Weinwelt nicht den passenden Wein zur vom Chirurgen frisch gefeilten Nase, um Optik mit Weinkonsum auf die Sprünge zu helfen, wie dieses Zitat aus dem Buch auch suggerieren könnte. Sophie Houdayer möchte insbesondere Frauen jeden Alters ein Selbstvertrauen vermitteln, die für sie richtigen Weine zu erkennen. Dazu gehört Verständnis und Wissen rund um den Wein, seiner Produktion und Präsentation. Egal wo frau als Weinkonsumentin gerade steht, holt das Buch die Genießerin mit Leichtigkeit, Eleganz und leidenschaftlichem Fachwissen – schwesterlich von Sophie mit uns geteilt – ab.

Nun höre ich aber auf mit diesem Frau/Mann-Ding, denn auch Männer fangen irgendwann erst an Wein zu entdecken und zu trinken – und für sie ist diese Literatur genauso zu empfehlen!

Aufgebaut ist das Buch in den einzelnen Kapiteln als Frage-Antwort-Dialog. Ständig wechselnde Frauennamen (und das, ehrlich gesagt, nervt mich doch etwas am Buch) stellen Fragen zum Wein, Sophie beantwortet diese. Nett gemeint – aber eine gemeinsame konstante Frauenrunde mit vier-fünf Frauen, deren Namen immer wiederkehren, hätten es auch getan. Unruhe im Buch. Braucht man nicht.



Die zehn Kapitel Wein & Wissen; … & Form, … Stil, Sprache, Alltag, Essen, Körper, Land, Seele sind liebevoll mit Fotos oder Illustrationen begleitet und werden mit einem Glossar und Weinführer rund abgeschlossen. Da wird nichts ausgelassen, ob erklärt wird, wie man Wein (und wo) schmeckt, man begegnet sehr unangenehmen Dingen wie „Teebeutel-Eichenchips”, die Wein auf möglichst günstige – das heißt schnelle – Weise vorgaukeln lassen, er sei im Barrique-Eichenfaß gereift. Es wird auf Intoleranzen eingegangen und erklärt was Wein im Stoffwechsel bewirkt; wann man Wein einlagert, wann nicht. Es wird über die Entwicklung von Wein in seiner Geschichte erzählt; über klassische Weine und die neuen Modernen; was Erde für den Wein im Anbau bewirkt und … kurz, da gibt es nichts, was man nicht über Wein lernt in diesem Buch.

Alleine die Information, dass Wein von jedem anders geschmeckt wird und sein Geschmackserleben von so vielen Faktoren abhängig ist, lässt mich künftig mit viel mehr Gelassenheit auch öffentlich befinden: „Dieser Wein schmeckt mir nicht!” (Egal wie exklusiv seine Hanglage war, die sich im Preis widerspiegelt.) Und das ist alles sehr liebevoll, pragmatisch einfach, professionell und mit viel Hingabe erzählt.



Ich, für meinen Teil, habe es genossen „Sophies Weinwelt” zu lesen. Es liest sich schnell und kurzweilig, das Buchformat – für Menschen, die Printvarianten noch gerne lesen – ist zum Mitnehmen gut geeignet. Man kann es problemlos einstecken, mitnehmen in die nächste gute Weinhandlung gehen und sagen: „Ich möchte das hier Beschriebene schmecken, lasst mich Wein verkosten!” Mitreden kann man nach dessen Lektüre allemal und – das ist die Hauptsache – man steht nie mehr ratlos vor einem Weinregal.

Das Buch ist ein tolles Geschenk für liebe Freundinnen und Freunde – vorrangig aber für die allerbeste Freundin im Leben: sich selbst!

Sophies Weinwelt – Was Frauen schon immer über Wein wissen wollten
Autorin: Sophie Houdayer
Verlag: Sophie Houdayer (Selbstverlag)
ISBN: ISBN978-3-00-054635-8
Preis: € 19,95

2018-08-27

Es gibt Senf, Baby!



„Du jibst wohl zu allet Dein' Senf zu!” Berlinerische Floskel an jemanden gerichtet, der eine eigene Meinung hat und diese gerne, nicht immer danach gefragt, in die Welt posaunt.

Bezüglich meiner Ernährungsgewohnheiten passt das auf mich sehr gut (bezüglich meiner Kommunikationsgewohnheiten vermutlich auch, selbstkritisch betrachtet). Ich mag Senf und ich habe gerne Senf als Sparringspartner beim Kochen an meiner Seite. Schon als Kind habe ich es geliebt, eine dicke Graubrotstulle fürstlich mit Senf bestrichen als Mittagessen zu mir zu nehmen. Ehrlich, wo andere Eltern verzweifelt auf drastisch schnell schwindende Inhalte im Nusscreme-Tiegel blickten, konnte meine Mutter für mich nie schnell genug Senf wieder herbei schaffen. Senfstulle war mein erklärtes Fastfood nach der Schule!

Das hat sich heute immer noch nicht verwachsen. Bei Hackfleischzubereitung, egal welcher Art, ist Senf meine Gottheit. Senfeier gehen immer, keine Salatvinaigrette ohne Senfsupport und generell verleiht die Messerspitze Senf, also eine sehr dezente Menge Senf (fast) jeder Sauce einen Hauch Vollendung. Ja, ich gebe zu – auch wenn ich mich da noch eine Weile nicht heran trauen werde – aber ich denke sogar über ein Senf-Eis-Rezept nach. Senf ist mein Ding! Und vor allem als Beilage zur heißen Wurst: sehr viel davon.

Ich habe keine Ahnung, warum es so lange gebraucht hatte bis ich – bei der Historie – auf die Idee kam, Senf selbst herzustellen. Obwohl hier in Berlin schon seit Jahren die Senf-StartUps aus dem Boden sprießen. Im vergangenen Jahr war es soweit: mein erster senfiger Selbstversuch – den ich als nicht gelungen betrachtet habe, weil das Grundrezept eine Menge Kurkuma vorsah, die ihm für meinem Geschmack überhaupt nicht gut tat. Aber gut Ding will Weile haben und mittlerweile bin ich zu einer ganz profunden Senfhexe heran gewachsen.



Senf selber ist ein Kreuzblütler und den gemeinen einjährigen Acker-Senf kennen wir als Unkrautpflanze alle. Er wächst hierzulande wild und an jedem Feldrand. Übrigens ist er als Pflanze im Erscheinungsbild dem Raps sehr nahestehend. Senf selber anzubauen, das ist keine Hexerei. Genügend Feuchte im kalkhaltigen Boden und etwas Sonne, dann gedeiht er munter vor sich hin. Man muss ihn nur solange stehen lassen bis die Schoten getrocknet sind, aber sie rechtzeitig ernten bevor sie aufgehen. Nur sollte man Senf immer im Wechsel anbauen, er beansprucht den Boden und gedeiht dort nicht gut in Folge.

Ansonsten ist die Pflanze sehr widerstandsfähig. Probiert auch ruhig mal ihre Blätter: klein geschnitten im Salat ist sie eine gute Würze. Und sie funktionieren auch als Pesto. Natürlich kann man Senfsaat auch prima als Sprossen ziehen. Neben seinen schmackhaften Eigenschaften gilt Senf auch als probates Heilmittel: Umschläge aus Senfpaste sind für alle Leiden, denen Hitze förderlich ist, eine gute Unterstützung. Senf-Brei soll bei Wunden, Ausschlägen und Flechten gute Dinge tun. Für Verspannungen sind Senfumschläge sinnvoll, bei Entzündungen eher nicht. Und zur Anregung des Stoffwechsels empfiehlt sich ein Senfbad.

Die Senfsaat lässt sich gut verwenden – entweder im Ganzen als Gewürzmittel. Oder gemahlen als Senfpulver bzw. daraus zubereitet die Senfpasten pur und mit allen möglichen feinen Zutaten. Grober Senf ist nichts anderes als Senfpulver zusammen mit nicht ganz fein gemahlenem Senf zubereitet.

Das Senfkorn an sich solo verkostet tut nicht viel. Aber sobald das Korn zu Mehl gemahlen wird (mörsern per Hand oder im Mixer) kommt aus physikalischen Gründen Hitze in die Sache und die verändert das Korn zu einem aufgeweckten scharfen Ding. Daher, wer viel Wert legt auf echte Senfschärfe röstet Senfkörner vor dem Mörsern leicht in der Pfanne. Wer ihn aber lieber weniger scharf mag, sieht besser zu beim Zerstoßen mit viel Ruhe und Muße an die Sache zu gehen. Auch bei der Zerstörung im Mixer lieber nur kurz mixen und zwischendurch der Sache einige Minuten Pause zum Abkühlen geben.

Selbst gemachter Senf ist aber immer viel intensiver im Geschmack und in der Schärfe als der Senf, den wir aus der industriellen Produkten kennen – da wird viel gestreckt. Leider. Für unseren Geschmack, der am industriellem Senf genormt ist, wird frisch zubereitet immer erst zu scharf und intensiv schmecken. Ansonsten gibt es weißen (gelben) Senf und schwarzen Senf. Letzterer ist die besondere Mitzutat vom Dijon Senf, er ist hierzulande aber in Geschäften eher nicht zu bekommen, sollte aber in Apotheken bestellt werden können. Schon den normalen Senf in hiesigen Supermärkten einzukaufen, wird zunehmend um Glücksspiel. Der Biomarkt hingegen ist hier Dein zuverlässiger Freund.

Für die Zubereitung von Senf gelten die „drei S” als Mittel aller Dinge: Süße (Zucker), Säure (Essig), Salz – um eine ausgewogene Senfpaste zu kreieren. Natürlich Wasser und etwas Öl, um die Masse in einen schönen homogenen Zustand zu verwandeln. Gerade bei den Dingen wie Essig und dem Öl sollte man auf Qualität achten, der Essig darf ein milder sein, zu hohe Essigsäure tritt mit der Senfschärfe in Konkurrenz. Das tut nicht gut. 5% Essigsäure sind die Grenze. Ein feiner heller Balsamico oder ein milder Apfelessig sind dem Senf gute Freunde. Und ein feines Öl runden den Geschmack schon im Entstehungsprozess gut ab. Nehmt ein Öl, das nicht zum ranzig werden neigt: Senf ist sehr lange haltbar. Da wäre Öl, das früh umschlägt (z. B. Walnussöl) kontraproduktiv. Mein Grundrezept:


Zutaten

100g Senfkörner (alternativ kann man gleich Senfmehl nehmen, so man es bekommt.)
75 ml Säure also milder Essig oder Zitronensaft (Essig lieber unterhalb 5%iger Säure, gibt es kaum noch im Handel – ich bevorzuge milden weißen Balsamico)
1 EL Salz
1 EL Süße (Zucker, Honig, Sirup)
75 ml Wasser (alternativ Wein)
1-2 Esslöffel Öl als Geschmacksträger und zum emulgieren (geschmacksneutrales Öl verwenden: ich mag kaltgepresstes Rapsöl, weil es haltbar ist und ein bisschen nussig schmeckt aber weniger Eigengeschmack mitbringt als z. B. Olivenöl)

Einmachgläser (sehr kleine, ca. 50-60 ml, ca. 4-6 Stück)

Und je nachdem, ob man den Senf weiter zubereiten möchte, Zutaten nach Gusto – hier zwei Rezepte für Feigensenf (jetzt ist Saison!) und Orangen-Mohn-Senf. Die oberen Senfmengen sind allerdings nur für eines der nachfolgenden Rezepte berechnet. Wer beide machen möchte, bitte die oben aufgeführten Grundzutaten verdoppeln!

300 g frische Feigen
100 g Zucker

2 Orangen, von beiden Orangen der Saft, von einer Orange der Abrieb
100 g gemahlener Mohn
3 Esslöffel flüssiger Honig


Zubereitung



Ich mörsere ehrlich gesagt nicht. Senfsaat, Essig, Salz, Zucker, Wasser und Öl gebe ich zusammen in den Vitamix und lasse diesen sein zerstörerisches Werk tun. Allerdings nach und nach. Mit vielen Pausen dazwischen, damit die Masse nicht warm werden kann. Für feinen Senf mixt man länger, für groben Senf einfach rechtzeitig aufhören, wenn die Masse den persönlich wertgeschätzten Zustand erreicht hat.



Diese Masse sollte nun in einem Gefäß ca. 24 h bei Zimmertemperatur reifen (fermentieren) dürfen. Es ist egal, wann ihr den Senf weiter verarbeitet. Nach den 24 Stunden kann er im Kühlschrank gut verschlossen nahezu unbegrenzt lagern. Jetzt abschmecken und falls er nicht weiter verarbeitet wird, kann er nun mit Zugabe von Wasser in seiner Konsistenz weicher (flüssiger) und seine Schärfe etwas gemildert werden. Mehr Öl nimmt auch Schärfe. Werden später noch flüssige Zutaten beigemengt, achtet darauf ihn jetzt nicht zu flüssig zu mixen!


Feigensenf



Die frischen Feigen waschen, den Strunk und unteren Ansatz entfernen und mit Schale in sehr kleine Stücke würfeln. Mit dem Zucker aufsetzen zum Kochen bringen und gut zu einer feinen Masse einköcheln lassen. Notfalls pürieren und abkühlen lassen. (Wer die Menge heiß zum Senf gibt, treibt dessen Schärfe wieder an.) Wenn die Feigenpaste kalt geworden ist, wird sie unter den Senf gerührt und mit Pfeffer ggfs. Salz abgeschmeckt. Ein Löffelchen Honig passt hier auch sehr gut! In die Gläser abfüllen und sich selbst oder anderen Menschen Freude bereiten.


Orangen-Mohn-Senf



Das ist mein persönlicher Favorit! Mein Lieblingssenf für Käse bzw. als Krönung einer jeden Salatvinaigrette! Von einer Orange den Abrieb der Schale nehmen, beide Orangen auspressen. Den Saft und Abrieb mit dem Honig aufsetzen und zu einem dickflüssigen Sirup einkochen lassen. Das dauert etwas – riecht aber die gesamte Zeit über schon königlich! Auskühlen lassen. Am Ende den gemahlenen Mohn und den Orangen-Honig-Sirup unter den Senf rühren. Wieder abschmecken mit Pfeffer. Ist die Orange zu dominant, kann man noch einen Löffel Honig zum Ausgleich kalt unterheben. Sehr gut passt hier noch wenig (!) aromatischer Rosmarin. Ist die Masse zu fest, darf noch etwas Wasser dazu gegeben werden. Und abfüllen.



Der Senf hält sich in sterilisierten Gläser gut verschlossen lim Vorratsregal ewig und mit sauberem Besteck entnommen über Jahre auch im Kühlschrank – falls er solange überhaupt überlebt.

P.S. Da ich mich heute bemerkenswert untalentiert und unmotiviert beim Fotografieren angestellt habe, habe ich zu meiner eigenen Strafe beschlossen hier nur die allerübelsten Fotos davon zu posten. Strafe muss sein!

2018-08-25

Blogroll

Ich habe heute früh mit der zweiten Tasse Kaffee meine Blogroll hier durch geklickt und aufgeräumt. Nun ja, das Blogsterben ist massiv. Und wer seit 2014 nicht mehr bloggt, wird es wohl so schnell auch nicht wieder anfangen. Schade. Man wüsste gerne, wie es den Leuten geht. Einige liest man in den sozialen Netzwerken weiterhin, die bloggen einfach nur nicht mehr. Da weiß man, es geht ihnen soweit ganz gut. Andere … naja, wenigstens eine Abschiedserklärung im Blog wäre schön!

Trotzdem vermisse ich die, die für sich beschlossen haben, diesen Blogweg nicht mehr in der Form gehen zu wollen.

Wiederum bei anderen sind die Blogs auf privat gestellt, ich müsste also um den Zugang fragen. Falls hinter diesem wirklich noch gebloggt wird. Das ist komisch. Es fühlt sich an als würde man dem Blogger zu nahe treten. Und wer bin ich schon, dass ich einfach so Einlass erbitte? Für mich ist es eine Hürde. Schlussendlich kann bei so einer Nachfrage auch eine gerechtfertigte Ablehnung als Antwort folgen – die will man auch nicht wirklich.

Ein einziges Blog, das noch existiert, habe ich rausgeworfen. Themenwechsel. Eines, das mich multiinteressierter Person einfach nicht mehr interessiert: Bundesliga. Bundesliga ist leider durch bei mir. Ausverkauft. Dem Kapitalismus geopfert. Abgewählt.

Insofern grüße ich heute alle sehr herzlich, die über all die langen Jahre (hier sind es mittlerweile zwölf Jahre) bei der Stange geblieben sind und mir mit ihren Texten, Gedanken, Fotos, Posts einfach gut tun. Danke Euch dafür!

Und falls Ihr Blogempfehlungen habt – nur her damit. Mehr als angucken geht ja nicht!

2018-08-24

Elly

Gestern haben wir Elly gehen lassen müssen. Wir, heißt, neben der Besitzerin, die ganze Nachbarschaft, Kinder, Hunde und Erwachsene.

Elly war eine Boxerhundedame, schon nicht mehr ganz jung, als sie mit ihrem Frauchen in die Wohnung von Norma eingezogen war. Eine sehr freundliche braune Lady, die sich immer sehr freute, wenn sie mich sah und um mich herum tanzte, mich nie ansprang aber immer sehr gerne unvermittelt hochsprang, um mir einen Kuss aufzudrücken wenn ich mich zu ihr niederbeugte. Elly hatte fürchterlich viel Charme.

Nun ja, ich bin quasi mit Boxern aufgewachsen. Dort, wo ich mit meiner Mutter als Kind lebte, hatte der Nachbar gegenüber – unser Hausmeister – zwei Boxerhündinnen. Mutter und Tochter. Später nur noch die Tochter mit dem obligatorischen Boxernamen „Kessie”. Die lag immer (wir wohnten Hochparterre mit mindestens 50 cm breiten Steinfensterbrettern) im offenen Fenster, so dass ich immer einen Hundeansprechpartner hatte, wenn ich nach Hause kam oder ging. Das prägt. Ich bin auf Boxer programmiert. Wenn ich einen Boxer sehe (was leider nur noch sehr selten passiert), pumpt das Herz freudig schneller. Also war meine Freude sehr groß als vor vier Jahren Elly im Nebenhaus einzog.

Und wir sind hier mittlerweile zusammen gewachsen. Gerade Hunde verbinden und es ist unser Ritual hier mit den Kindern und Hunden im Hof gemeinsam zu sitzen. Die Kids wachsen entspannt mit den Hunden als Buddies heran, genauso wie sie immer mal zu uns Katzenbesitzern kommen und ihr frühkindliches Interesse auch an diesen Flauschwesen stillen können. Das finde ich persönlich schön, wenn sich die kleinen Menschen und Tiere aufeinander freuen, die Kinder gleichzeitig auch ungezwungen lernen können, wann ein Tier seine Grenzen aufzeigt. Und natürlich ist es viel schicker, wenn ein Kind das „Wau Wau" oder „Miau” am lebenden Objekt üben kann, denn im Kinderbuch. Das kleine Nachbarmädchen in unserem Haus lernt gerade, dass „Wau Wau” durchaus auch mal Bella oder Miena heißen kann. Oder eben Elly. Bis gestern.

Elly hatte schon vor Monaten neben ihrer sichtlichen Älterwerdung (13,5 Jahre) die Diagnose Tumore in der Leber. Wir wussten also, was auf uns zukommen wird und wir waren alle sehr betrübt. Wir haben Elly viel Liebe gegeben und sie durch die letzten Wochen geknuddelt. Der heiße Sommer machte es der kleinen Schnaufmaschine nicht leichter und Montag zeichnete sich an, dass das Ende sehr nahe sein würde. Sie fing an umzufallen. Sie wollte nichts mehr fressen bzw. nur noch sehr wenig.

Mittwoch wurde kommuniziert, dass es Donnerstag so weit sein würde. Also haben wir alle unsere Antrittsbesuche gemacht, die Elly huldvoll aber doch noch freudig entgegen nahm. Streichler wurden gegeben und Küsse verschenkt. Nun mehr von mir an sie, weil sie nicht mehr konnte. Ich hatte ihrem Frauchen vor Wochen angeboten mitzugehen, wenn es so weit ein würde. Natürlich traute sie sich nun nicht mehr zu fragen und dummerweise war der Termin genau so gesetzt, wenn ich meine wöchentlichen obligatorischen Termine habe.

Ich habe dann eine Nacht darüber geschlafen und beschlossen, wenn sie es denn wollte, den einen Termin abzusagen und mitzugehen. Das klärten wir gestern über den Balkon hinweg am Morgen und so bin ich mitgegangen. Gestern war auch der richtige Tag, Elly konnte sich nicht mehr freuen als ich kam. Der Weg von der Wohnung zum Auto (15 Meter) und vom Parkplatz zum Tierarzt (20 Meter) forderten sie sichtlich. Und während der Tierarzt sich immer noch sträuben wollte, überzeugte ihn dann doch, als sie im Behandlungszimmer etwas Blut aus dem After verlor. Das Organversagen war einfach im vollen Gange.

Knappe 30 Kilo Hund brauchen deutlich mehr Narkosemittel als eine Katze, aber sie ist dann ganz friedlich von vielen Händen an allen Stellen beschmust, an denen sie gerne gestreichelt wurde, eingeschlafen. Liebevoll beweint, intensiv bedankt, viel geküssst und zärtlich auf die Reise geschickt. Und ihr Frauchen war nicht alleine, was man nicht sein sollte, wenn es geht. Und beim späteren Kaffee bei mir hatte sich Shiina wie eine echte Freundin verhalten und sich mit dem frisch verwaisten Frauchen auf die Bank auf meinem Balkon verzogen und sich lange streicheln lassen von ihr. Genau das, was man in so einem traurigen Moment braucht.

Der Rest von uns Nachbarn war gestern traurig.

2018-08-21

Pflaumenbebrütung

Ich kaufte gestern zwei Kilo Pflaumen für das obligatorische Pflaumenofenmus – dummerweise ohne vorher die Zwetschgen zu probieren. Man ist in diesem sonnigen Sommer etwas zu leichtgläubig. Also ich bin es. Offensichtlich. Nun, wie dem auch sei, ich habe es geschafft zwar blaues aber gänzlich unreifes und kaum nach Zwetschgen schmeckendes Steinobst zu erwerben und das Internet spricht, es gäbe noch Hoffnung, wenn man dieses für ein zwei Tage in eine verschlossene Papiertüte legt (mit Banane geht's wie immer schneller). Auch Pflaumen würden dann nachreifen.

Gelesen, getan.

Und ein total niedliches Pflaumenhuhn* gefunden, das sie bebrütet!



*große Liebe