2018-07-22

Masseria di Stali

Meine erste Reise ins schöne Apulien in diesem Jahr führte mich in das kleine Städtchen Caprarica di Lecce. Knapp 13 Kilometer von der stimmungsvollen barocken Provinzhaupstadt Lecce entfernt, die der Provinz im mittleren Salento ihren Namen schenkt. Capraricia di Lecce (capra-ricca = reiche Ziege) ist früher für die Ziegenzucht und Käseproduktion bekannt gewesen. Auch heute hat die kleine Stadt mit knapp 2.500 Einwohnern ihren guten Ruf als Produzent vorzüglicher Lebensmittel nicht verloren.



Zu Gast waren wir in der Masseria die Stali. Diese landestypische Masseria ist wunderschön ländlich angelegt und sie empfing uns herzlich Ende April mit einem bereits in voller Blüte stehenden Garten, der vor allem mit seinen alten Olivenbäumen beeindruckt.





Der Anbau von Oliven und die Produktion von Olivenöl ist das zweite Standbein dieses Familienbetriebes und der Olivenbaum spielt somit im Erscheinungsbild der Masseria eine große Rolle.



Die Besitzer begreifen die Masseria als didaktische Ölmühle. Wer möchte – und zur richtigen Jahreszeit kommt – kann z. B. bei der Olivenernte aktiv mithelfen und dem Prozess der Produktion der biologischen Öle beiwohnen.





Wer immer außerhalb dieser Saison kommt, wird dennoch durch die Produktion geführt und erhält Insiderwissen zur Zertifizierung und wird natürlich in die heilige Kunst der Olivenölverkostung eingeführt. In diesen Genuss bin ich auch gekommen, wenn leider erst am letzten Tag kurz vor der Abreise zum Flughafen. Wenigstens rechtzeitig um noch einige Flaschen Öl in den Koffer zu packen!



Aber alleine durch die Gärten dieser Masseria zu wandeln und diese großen uralten Bäume berühren zu dürfen, von denen eine eigenartige Ruhe, Gelassenheit und Kraft ausgeht – das alleine ist schon der halbe Urlaub. Das mag nun wahnsinnig esoterisch klingen – aber ich bin diesen Olivenbäumen in Apulien einfach verfallen!



Während unserer Führung durch die Produktion, rückseitig der Hotelanlage gelegen, habe ich erstmals gelernt, dass Olivenöl üblicherweise in kleinen bauchigen blau eingefärbten Gläsern verkostet wird. Denn ein Olivenöl soll ausschließlich auf Grund seines Geruchs und Geschmacks verkostet aber nicht nach seiner Farbe beurteilt werden - so zumindest hält man es bei den staatlichen Zertifizierungen. Und ich lernte, dass Meisterköche wahnsinnig gerne teure Olivenöle alleine aufgrund derer Farbe kaufen, weil sie auf dem Teller visuell mehr hergeben – vor allem, wenn sie so schön wie flüssiges Gold aussehen. Interessanterweise hat von den unterschiedlichen biologisch produzierten Ölsorten, Natura, die die Masseria di Stali produziert, das einfache und somit günstigeree Öl in der Zertifizierung die höchste Note erhalten. Das beste Olivenöl muss also nicht das teuerste sein. Und umgekehrt muss das geschmacklich beste Olivenöl nicht optisch auch das schönste Öl sein!



Übrigens: Wenn an Eurem Tisch eine Ölflasche mit diesem weißen Ausgussventil seht:



könnt Ihr Euch sicher sein, dass noch das original abgefüllte Öl in ihr enthalten ist. Dieser Ausguss wurde entwickelt, um der zunehmenden Olivenöl-Piraterie entgegen zu wirken. Gleichzeitig lässt sich durch ihn das Öl besser portionieren.



Mein Zimmer, Petrarossa, der Masseria hat mir sehr gut gefallen. Es ist sehr einfach gehalten, klar strukturiert mit viel Stein und Holz – viel natürliche Atmosphäre in einem wirklich geräumigen Zimmer in dem problemlos zwei Leute auf dem Boden Yoga hätten machen können (Yogastunden kann man übrigens auch in der Masseria buchen).


(Ich hatte auf dieser Reise erstmals mir über meine Wunschliste geschenkte Aufsatzlinsen für mein iPhone mit – und so viel Spaß mit ihnen. Hier und im nächsten Foto das funkige Fisheye im Einsatz.)

Das Badezimmer – wie in Italien üblich mit Dusche und Bidet – ebenfalls geräumig, edel steinlastig und sehr sauber.



Die Zimmer sind in der Saison ab drei Personen buchbar – und können durch eine Verbindungstür für bis zu sechs Personen erweitert mit dem daneben liegenden Zimmer (mit eigenem Zugang und Terrasse) erweitert werden. Außerhalb der Saison ist die Masseria in der Buchung flexibler und deutlich günstiger. Aber, das spricht für diese Masseria, sie hat außerhalb der Saison auf! Die Zimmer sind mit Klimaanlage und Heizung versorgt, hier friert man also auch in den kühlen Monaten nicht.



Auf den durchgehenden Terrassen vor den separaten Eingängen laden Tisch und Stuhl zum schreiben, lesen und verweilen ein. Alles ist frei gestaltet und zu einem offenen Miteinander mit den anderen Gästen auffordernd. Ich durfte von meinem Zimmer direkt auf den Pool schauen, also auch direkt in ihn hineinfallen.



Ganz ehrlich, ich hätte mich wahnsinnig gerne mit etwas mehr Muße länger in dieser Masseria aufgehalten, hätte sie und ihre Umgebung – die offensichtlich wunderschönen Wanderwege – noch näher kennengelernt – hätte unser Zeitplan es nur zugelassen.

Das Frühstücksbuffet – üblich italienisch mit viel Obst, Cornetto und Kuchen – wurde für uns Gäste noch mit wundervollem Schinken, Käse, Ei (von den eigenen Hühnern) und Müsli zusätzlich bestückt. Der Caffè war perfekt, ebenso wie der Service. Leider konnten (oder auch zum Glück, denn natürlich möchte man im Salento täglich woanders die hervorragende Küche genießen) wir nur am ersten Abend dort das Essen im Restaurant ausprobieren. An den bodenständigen Produkten der Region orientiert überzeugten die Köche mit diesen hervorragenden Zutaten in ihrer wirklich fantasievoller Zubereitung im Anblick und im Geschmack. Es war ein langer, schöner Abend – und von dem Limonen-Sorbetto, dieses Mal wohl mit Mascarpone mindestens Ricotta zubereitet, träume ich immer noch!



Sie ist auf alle Fälle der perfekte und zentrale Ausgangspunkt für die weiteren interessanten Ausflugsziele dieser Region im Salento von denen ich Euch in Kürze noch einige vorstellen möchte.

Masseria di Stali
Via Cisterna Vecchia 73010 Caprarica di Lecce (LE) – Italia
Telefon: 349.7439463 – 328.4536869
Homepage: www.masseriastali.it
E-Mail: info@masseriastali.it –

Diese Reise wurde mir vom Tourismusverband der Stadt Caprarica die Lecce und der Region Leece im Salento und Carmen Mancarella, Spiagge, ermöglicht. Und somit ja, ist dieses Post so etwas wie Werbung – für ein wunderschönes Fleckchen auf dieser Erde!

Mitleid

Ich bin, das mag mittlerweile bekannt sein, Anteilseignerin einer Wohnungsgenossenschaft. Wir wohnen mitten in der Stadt und trotzdem mit viel Grün um uns, denn unsere Häuser sind durch angenehme Grünflächen umschlossen.

Wir dürfen diese Grünflächen natürlich nutzen, was interessanterweise aber eher unsere Nachbarn aus der Umgebung tun. Sie benutzen die Grünflächen – für deren Pflege wir Nachbarn immerhin in den Nebenkosten monatlich einen kleinen Obolus gerne spenden – für Picknicks, nehmen danach den Müll nicht immer mit. Gerne pinkeln sie zu fortgeschrittener Zeit wild an unsere Bäume, der Mann von Welt nimmt dann schon mal den nächsten Baum, der keine zwei Meter vom Picknicksort liegt. Sie pinkeln uns quasi vor die Haustür, aschen in unsere grünen gepflegten Beete. Sie lassen ihre Hunde, die auf der Straße einen Maulkorb tragen müssen, in unseren Grünanlagen frei herumlaufen, hinfäkalisieren und entsorgen deren Hinterlassenschaften lieber nicht, sondern kommen mit dummen „ist doch Dünger”-Sprüchen. Das ist insofern dreist, weil sie ihre Hund auch in die offensichtlich bepflanzten und gepflegten Vorgärten sch…en lassen und es völlig in Ordnung finden, dass wir Gärtner in die Scheiße greifen dürfen.

Viele dieser Hundebesitzer leben übrigens in den angrenzenden mit weißen Stahltoren gesicherten Eigentumsanlagen mit perfekt gepflegten Grünflächen an Springbrunnen. Zugang für Nichtmieter ausdrücklich verboten. Aber das brauche ich sicherlich nicht extra zu erwähnen.

Bei uns auf dem Gelände ist das Grillen generell nicht gestattet. Vereinzelte Ausnahmen mit der Wohnungsgenossenschaft abgestimmt und von dieser genehmigt, sind durchaus machbar. Gestern haben das Nachbarn erstmals gemacht. Der kleine Sohn wurde zwei Jahre alt und es wurde ein schönes Fest für ihn zelebriert, wie sich es gehört im Sommer: Luftballons, Wasserbassins, Ballspiele, reichhaltiges Essen, Grill. An unsere Türen hingen hierzu Zettel. Nachbarn, vor allem alle Kinder der Nachbarn waren eingeladen. Alles richtig gemacht.

Da steht dann plötzlich die Polizei am Zaun, weil ein Nachbar von gegenüber (also nicht Mieter unserer Anlage) diese gerufen hat, weil doch gegrillt wird und er/sie/es meinte, das sei doch verboten. Er/sie/es NachbarIn hatte nicht soviel Hintern in der Hose selber hinüber zu kommen und mit den Leuten erst einmal zu reden. Die Polizei hat sich die verwendete Holzkohle angeguckt und ist mit freundlichen Grüßen weiter gezogen.

Was mich am meisten aber stört an der Sache, diese unsere Nachbarn sind dunkelhäutig. Und somit war die Partygemeinde eine gesunde und in Berlin generell übliche Versammlung von Menschen vieler unterschiedlicher Nationen mit einem etwas höheren Anteil an eben Menschen mit dunkler Hautfarbe. Mittlerweile glaube ich nicht, dass die Polizei gerufen worden wäre, hätten da visuell rein Hellhäutige gefeiert. Ich fürchte, da müssen wir uns nichts vormachen. Und mich macht das traurig.

Ich hoffe der/die/das Anrufer ruft dann demnächst auch mal die Polizei, wenn auf dem gleichen Gelände neben dem Spielplatz wieder ein maulkorbpflichtiger Hund frei herum läuft.

Sie können einem leid tun.

2018-07-21

Caffè alla Salentina

„In der kommenden Woche könnte die erste große Hitzewelle dieses Sommers nach Deutschland kommen. „Bislang war es zwar fast immer sehr warm, es gab aber noch nicht über mehrere Tage in weiten Teilen des Bundesgebiets über 30 Grad“, erklärte am Freitag der Deutsche Wetterdienst.



Vor so einer Meldung sitzen wir Berliner grenzenlos amüsiert in diesem Jahr in dem der Winter kommentarlos in den Sommer überging und der uns bisher seit April vielleicht fünf Tage Regen insgesamt beschert hatte und möglicherweise eine Woche Temperaturen unter 25 Grad. Selten wurde in Berliner Radios der Rudi Carrell-Song so selten „Wann wird's mal wieder richtig Sommer?” gespielt wie in diesem Jahr 2018. Könnte eventuell passieren, dass die Hörer den Humor nicht verstehen und zur leicht überhitzten Axt greifen.

Ich find's schön! Offensichtlich komme ich dank Menopause viel besser mit Hitze klar als früher. Wer hätte das gedacht?

Shiinchen findet es auch schön, sie hat Balkon, sie hat mindestens drei Ruhemöglichkeiten, die nur ihr gehören. Hier auf ihrem geliebten Mosaik-Beistelltisch – den ich nun neulich beim Balkoneinstieg schrecklicherweise killte!



Weswegen der Stuhl rechts daneben ganz an den Rand zog – aber nicht die Kühle und vor allem nicht den (!) Ausblick ermöglicht.



Sie hat in der Wohnung (bei seltenem Wind) Durchzug. Überhaupt ist sie jetzt Einzelkatze und sie fühlt sich sehr wohl in dieser neuen Rolle, die für sie wie gemacht ist. Die Welt ihres Frauchens dreht sich nur noch um sie – alles gehört ihr, keine geschlossenen Türen mehr. Harmonie pur!

Und diese versüßte (im wahren Sinne des Zuckeranteils) ich mir diese gestern an dem schönen warmen Nachmittag auf dem Balkon mit einem feisten Getränk, das mir dieses Jahr in Apulien am Strand in der Nähe von Porto Cesareo in einem Restaurant namens Bacino Grande mein Meerbad



abschließend perfektionierte: mein erster Caffé alla Salentina.



Ein Eiskaffee mit viel gesüßter Mandel, Eis und Espresso. Der Energiespender schlechthin und die perfekte Antwort, wenn die Hüften nach etwas mehr Hüftgold rufen. (Und wann tun die das nicht?) Aber auch die perfekte Antwort nach einem sommerlichen Menü, wenn der Wunsch nach einem Espresso groß, der Magen für das Dessert zu klein ist, denn der Caffè alla Salentina ist zwei iin eins!

Zutaten

Eiswürfel (das Glas gut voll machen)
Mandelsirup (die Menge hängt vom zu verwendenden Glas ab)
alternativ
Mandelmilch mit Zuckersirup süßen und als Würfel einfrieren, dann davon 4-5 Stück, dann wird er logischweise milchig aussehen …



Espresso (heiß)


Zubereitung

Eis ins Glas,



Mandelsirup darüber gießen




und einen Espresso drauf gießen



genießen!

Der Espresso wird dank des Eises sofort kalt. Und schmeckt umgerührt nach Mandel, Kaffee, nach viel Süße – gibt an heißen Tagen Energie und macht sehr glücklich in diesem Moment. Auch ohne Meer an den Füßen. Zumindest solange man nicht über die Kalorienzufuhr nachdenkt, von der ich stark vermute, dass sie den Kalorienbedarf eines Tages vieler Tage lässig deckt. Und dass ich hier eine Bialetti Carmencita im Bild fotografiert habe, liegt nicht daran, dass ich für sie werben möchte, sondern daran, dass ich mich sehr herzlich bei einem anonymen Schenker bedanken möchte, der mir diesen Wunsch erfüllt hatte. (Wie vermutlich auch zwei weitere Wünsche für die ich mich gleichfalls bedanken möchte.) Ja, ich habe mich sehr gefreut und genieße jetzt noch lieber meinen Caffè am Tag!

Genießt den Sommer bitte, er soll jetzt noch schöner werden. Und trinkt bitte ausreichend!

(Produkte in den Fotos wurden ausdrücklich von mir selbst erworben bzw. mir geschenkt. Aber weil heutzutage manch' deutsches Gericht ohne Verstand und Rechtskenntnis urteilt, ist dieses Post als Werbung deklariert.)

2018-07-20

Eventuell …



… waren neulich die beiden Nachbarskinder E., 4 Jahre, und E., 2,5 Jahre, bei mir oben und haben Shiina besucht.

Eventuell hat E., 4 Jahre, ausgerufen: „Die ist dick!”
Eventuell hat E., 2,5 Jahre geechot, „Dick!”

Eventuell habe ich geantwortet: „Das heißt wohlgenährt UND viel Fell!”



Eventuell haben mich E., 4 Jahre, und E., 2,5 Jahre, sehr zweifelnd angeguckt.

Eventuell sind hier zwei Nachbarskinder aktuell zur Adoption frei gegeben. (Sonst sind sie ganz süß. Ehrlich!)



Und … woher kennt der DHL-Twitter-Account eigentlich meine Katze???

2018-07-19

Wein von der Insel …

Ihr erinnert Euch an meine 'Empfehlung für Süßweine von Mallorca von neulich?

Bei dem Discounter mit dem L vorne und hinten im Namen könnt Ihr ab heute Mallorca kaufen – und einen Weiß- bzw. Rotwein Pere Seda Novell aus dem Anbaugebiet von Pla i Llevant!

Pere Seda ist der drittgrößte Weinanbauer der Insel und blickt auf eine 100jährige Familientradition im Weinanbau zurück, derzeit produziert die vierte Generation die Weine. Der Blanc ist ein Cuvée aus den Trauben Prensal-Blanc, Macabeo, Chardonnay und Giró Ros. Der Tinto ist ebenfalls ein Cuvée aus Merlot, Callet, Cabernet Sauvignon, Manto Negro, Tempranillo, und Syrah.

Der Versuch ist es wert.

(Dank merkwürdiger Gerichtsurteile deklariere ich dieses Blogpost als Werbung obwohl es im Sinne der üblichen Definition von Werbung keine ist. Meinem Verständnis nach, ist es lediglich eine Empfehlung.)

2018-07-18

Plop Plop

Im zarten Lichtschein der heimischen U-Bahnnamensleuchte steht ein junges Paar höheren Alters, sie mit dem Rad sogar noch einen Kopf größer als ich und als er. Sie spricht zu ihm:

„Das geht mir jetzt alles zu Plop Plop.”

Ich übergebe an Eure Fantasie …

Leg Dich niemals mit den Broschen der Queen an!

Es gibt auf Twitter ein Tweet einer Bloggerin Samurai Knitter in dem sie die Broschen analysierte, die die Queen beim Trump-Besuch getragen hatte. Die Queen liebt Broschen, daher bekommt sie diese auf Staatsbesuchen oder von Organisationen geschenkt. Broschen sind quasi der Queen ihre Orden. Die Broschen, die sie trägt, haben insofern immer eine kleine Geschichte – wenigstens aufgrund ihrer Herkunft.

So besitzt sie eine Brosche, die ihr die Obamas bei deren Staatsbesuch 2011 geschenkt hatten. Diese Brosche jedoch war kein offizielles Staatsgeschenk der USA, sondern tatsächlich ein privates Geschenk der Obamas aus einer alten Sammlung eines amerikanischen Juweliers für die Queen. Also: Eine Brosche von Freunden.

Diese Brosche trug die Queen am ersten Tag des Staatsbesuches von Trump.

Am nächsten Tag trug die Queen in größerer Runde eine Brosche die Sapphire Jubillee Brooch, ein Geschenk von Kanada an die Queen des Commonwealth of Nations. Die Queen ist Queen of Canada. (Wir erinnern uns: Trump disst Kanada neuerdings ähnlich wie Europa.)

Zum Tee mit Trump trug sie eine Brosche, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Diese Brosche trug Queen Mum als der Vater der Queen beerdigt wurde. Die Trauerfeierbrosche. Die Queen trägt für Trump eine Brosche, die zu Beerdigungen getragen wird!

Und last but not least:



Die Queen zog es übrigens vor zum Staatsbankett der Trumps nicht zu erscheinen. Dieses Bankett fand nicht im Buckingham Palace oder sonstigen Plätzen in welche die Queen hochrangige Staatsbesucher üblicherweise einzuladen gedenkt. Das Bankett fand im Blenheim Palace statt. Dem einzigen Palast in Großbritannien, der nicht der Queen bzw. der Anglikanischen Kirche gehört. Die üblichen Vertreter der Queen aus der royalen Familie ließen sich auch nicht blicken.

Es ist … mit den Worten von Samurai-Knitter gesprochen: „Well played, Queen Elizabeth. You truly do play 5D chess. ”

2018-07-17

Läuft!

Da ich gestern aus Gründen hochrangiger Schusseligkeit mich gezwungen sah über den Balkon der Nachbarin (zum Glück zu Hause) in meine eigene Wohnung einzubrechen (zum Glück Balkontür offen), eröffnen sich mir gerade völlig neue Horizonte am Hobby-Himmel. Es gibt legale Selbsthilfegruppen für Schlossknackfreunde:

Sportsfreunde der Sperrtechnik Deutschland e. V.

Wettkämpfe in denen es darum geht möglich schnell Schlüssel nachzufeilen, nennt man Impressionsmeisterschaften.

Kleiner Tipp am Rande: Nehmt, auch bei nur kurzen Wegen zum Müll, den Wohnungsschlüssel mit. Lasst ihn nicht in der Tür stecken. Oder: wenn Ihr zum Müll geht und den Schlüssel in der Wohnungstür innen stecken lasst, habt kein Essen auf dem Herd stehen. An sich ist es aber immer klüger den Schlüssel mitzunehmen, denn ohne den Schlüssel könnt Ihr unter Umständen den Müll gar nicht wegbringen (bei uns eingeschlossene Müllcontainer): Quadratur des Kreises.

Ansonsten habe ich gestern gelernt: der Nachbar, der meinen Ersatzschlüssel hat, hat von Schließtechnik leider auch keine Ahnung. Wenn Schlüsseldienst rufen aus finanziellen Gründen keine Option ist, helfen viele Ersatzschlüssel bei Nachbarn untergebracht auch nicht, wenn der Schlüssel innen steckt. Nachbarn, die Ahnung haben könnten, sind nicht zu Hause, wenn man sie mal braucht. Im ersten Stock von Balkon zu Balkon zu klettern, ist nicht das große Problem (noch nicht, das kann mit 80 Jahren auf dem Buckel anders aussehen.) Mein Katzennetz dabei zu umgehen, ist so einfach wirklich nicht. Prima Einbruchschutz. Shiina guckt ziemlich blöd drein, wenn ich über den Balkon die Wohnung betrete. Mein Körpergewicht hat leider meinen in die Jahre gekommenen Mosaik-Beistelltisch – dummerweise Lieblingsbalkonliege- und Ausguckfläche an heißen Tagen von Shiina (und natürlich auch schon von Tally und Nishi früher) geschreddert. Komplett. Ich kenne nun Begriffe wie Kernzieher. Stahlzylinder mit Sicherungskarte sind jetzt en vogue bei Schlössern (und Versicherungen). Offensichtlich brauche ich einen Not- und Gefahrenzylinder (schließbar, auch wenn der Schlüssel von innen steckt), wird wohl eher nicht besser werden mit der Schusseligkeit. Man kann lernen Schlösser zu knacken. Nur so zum privaten Gebrauch. Kann man immer mal brauchen. Es gibt Übungssets bei Amazon mit transparenten Schlössern.

Leider muss ich hier Tür- und Fenstersicherheit gerade wirklich etwas überarbeiten, weil hier zur Zeit vermehrt eingebrochen wird. Unter anderem vor zwei Wochen bei meinen Nachbarn unter mir wohnend in der Nacht. Ich hatte es sogar gehört aber in die falsche Richtung vermutet bzw., weil mich der Lärm aus dem Schlaf holte, war ich mir nicht sicher ob der Lärm überhaupt real war. Zwei Nächte später sind sie in die Nebenwohnung eingestiegen. Das waren keine schönen Wochen für mich. Solche Eingriffe in den Wohnbereich wecken das Trauma in mir. Womit sich wohl der Kreis zur oben beschriebenen Schusseligkeit im Ergebnis schließt.

2018-07-04

Das Omen

Das ehemalige Nachbarbaby L., das letztes Jahr noch im Mutterbauch hier ins Haus eingezogen war, wurde vergangene Woche auch schon ein Jahr alt und ist nun kein Baby mehr.

Gestern stehe ich mit den beiden Nachbargeschwistern E. und E. vor unseren Balkonen, ich sprenge die Blumen und die Kinder, als sich vom Balkon vom Nachbarskind L. der schöne mit Helium gefüllt Geburtstagsballon auf den Weg in die freie Welt macht – er steigt so schnell nach oben, dass ich ihn nicht mehr greifen kann. Der Nachbar auf dem darüber liegenden Balkon, wo der Ballon kurz Zwischenstation macht, hört uns nicht. Und so stellt sich dem ummantelten Gas nichts mehr in den Weg bei seinem Drang in seine Freiheit.

Zwei Erwachsene und zwei Kinder gucken dem Ballon mit gemischten Gefühlen hinterher. Nachbarmädchen E. (2 J.) – gerade fürchterlich vom Penisneid auf den Bruder geplant (und auf die damit ihm gelieferte „Pipi”-Variation) klärt mit einem Blick unter meinen Rock, dass ich auch nur ein Mädchen bin. Nach Feststellung dieser Tatsache freuen uns über die Eichhörnchen mit Baby, die in den Bäumen vor unserem Haus herumtollen und füttern sie mit den Pfirsich- und Birnenstückchen, die kurz zuvor Nachbarkind L. herunter gefallen sind. Ich lerne, dass Eichhörnchen auf Türkisch Sincap heißen. Mein Nachbar von gegenüber kommt auf dem Rad daher und erzählt, er hätte gedacht, dass Eichhörnchen anders heißen, nennt ein Wort (an das ich mich nicht mehr erinnere). Die Mama von E. und E. erklärt uns, dass man so in der Türkei gerne kleine Tiere nennt, das aber eigentlich Inci – Perle – bedeutet. Der Nachbar erzählt von einem Lied in dem dieses Wort vorkam, das – als er vor vielen Jahren in der Türkei urlaubte – ein Hit war und fängt an das Lied zu singen und zu tanzen. Die Kinder sind begeistert, wir auch. Die Nachbarin freut sich, dass sich jemand nach so langer Zeit an dieses Lied erinnert. Wir alle freuen uns, wussten wir noch gar nicht, dass unser Nachbar ein so prima Tanzbär ist.

Nachbarkind L. kommt auf den Balkon auf dem Arm ihrer Mama, weil gesungen wird und wir erzählen ihnen von dem Ballonverlust. Die Mama ist ratlos, denn der Balkon befand sich im Kinderzimmer – er muss also von dort sich den Weg in das Wohnzimmer zur Balkontür in die Freiheit regelrecht gesucht haben. Einen sehr klugen Ballon hatte die L. da, erklären wir ihr. Ihr ist ihr Ballon ziemlich egal – die Eichhörnchen sind interessanter. Die scheinen ganz zufrieden, weil satt von den Früchten. Und die Amseln freuen sich wie jeden Abend über meinen nassen Rasen, der den Regenwürmern suggeriert, es hätte geregnet.

Später klingelt der Nachbar noch einmal an meiner Tür. Seine Frau, meine Freundin, wurde gestern operiert – nachdem die im letzten Jahr gründlich verdorbene Operation (Harnplastik) zurück gebaut wurde, und sie lange leiden musste mit dem Status der Rückheilung, ein neuer Versuch in einem anderen Krankenhaus. Sieben Stunden dauerte die OP. Die Ärzte sind zufrieden, ich wünsche ihr so sehr, dass sie es auch sein kann.

Ein neues Leben, nicht mehr alle Unternehmungen darauf tackten, dass man alle 60 Minuten eine Toilette benötigt. Aber mit so einem frei fliegenden Ballon … ein Zeichen!

2018-06-29

Ein Gürtelrosen-Event

Oder wie ich es nannte ein „Botanisches Gürteltier”.

Neulich hatte ich – oder wie sich herausstellte, meinte ich gehabt zu haben – einen Mückenstich, rückseitig unterhalb des linken Armes auf Brusthöhe. Der juckte. Einer von den Fiesen, dachte ich. Gibt doch neuerdings asiatischen Mücken, die den heimischen Mücken in Fiesness noch einen drauf setzen und dicke Quaddeln basteln. Also hatte ich einen Stich, der juckte und drum herum rötlichen Ausschlag. Als auf der gegenüber liegenden Seite an ähnlicher Stelle etwas Ausschlag dazu kam, wollte ich mein Duschgel, Deo whatever als Übeltäter bedenken und schmierte Salbe mit leichtem Cortisonanteil darauf. Tat nix. Beim Anblick der ersten Blase bin ich dann medizinischdiagnostisch aufgewacht und zur Hausärztin geschwind gehüpft, die meine Diagnose bestätigte.

Das ganze Gutachter-Gedöns der letzten Wochen, das für mich sehr anstrengend war, hat dann doch Spuren hinterlassen und meine Herpes Zoster-Viren (eingefangen aus traurigen Zeiten als es noch keine Impfungen gegen Windpocken gab) aus der Versenkung geholt und aktiviert. Und ich hatte Glück im Unglück: außer Brennen und Jucken hatte ich (bisher) keine Schmerzen, mir ging es sehr gut dabei ansonsten, ich hatte kein Fieber. Mir haben lediglich die Tabletten mental kein bisschen gut getan und die zwangsläufige Quarantäne auch nicht so wirklich. (Gürtelrose ist nicht so sehr ansteckend wie Windpocken – aber solange man Blasen trägt, die sich öffnen können eben doch auch sehr infektiös. Da bleibt man zu Hause. Auch als erwachsene Person. Wie man es auch tun sollte, wenn man voll vergrippt ist.) Es ist blöd zu Hause rumhängen zu müssen, wenn man sich eigentlich okay fühlt.

Am Anfang sagt man sich noch „Ah, okay! Dann kann ich in der Zeit zu Haus das und jenes tun, hier und dort entrümpeln, putzen etc.” Nö. Aciclovir – imposante Tabletten, von denen man sich fünf Stück am Tag, im Schnitt alle drei Stunden zuführen darf (ich erwähnte früher bereits, dass Tabletten schlucken generell nicht zu meinen Kernkompetenzen gehört, nich weil ich Tabletten nicht mag, weil ich sie einfach nicht gut schlucken kann) – machen müde. Klar, sie regeln den Organismus runter, damit die Viren nicht weiter im Körper unnötig verteilen. Sagen wir es so: ich habe in den letzten Wochen extrem viel geschlafen, wenig getan.

Voll der Knüppel zwischen 'de Beene. In einer Zeit in der ich mich mental seit langer Zeit erstmals so richtig gut fühlte und auf dem aufsteigenden Ast. War blöd! Gürtelrose heißt Ruhe halten. Körperlich. Es ist interessant, selbst einfaches Staubsaugen sorgt sofort für Aktionismus dieser Viren (merkt man am prompt einsetzenden Juckreiz). Nach meiner Erfahrung ist es bei dieser Diagnose wahrlich das Beste von 100 auf 0 zu schalten – und nein, die Leute mit der Diagnose simulieren nicht.

Aciclovir kann in zu hoher Dosierung ein interessantes Phänomen auslösen: das Cotard-Syndrom. Man gerät in einen Wahn, der glauben lässt, man sei jetzt tot, würde schon innerlich verwesen oder der inneren Organe beraubt. Das war nun nicht direkt mein Problem. Aber gleichzeitig mit meiner Diagnose zogen Mehlmotten in meiner Küche ihre Bahn und als dann noch zwei Maden meine Küchenwand hochschlichen, war ich wirklich kurz vor knapp am Abdrehen.

Man verstehe mich nicht falsch, ich mag Insekten. Ich rette Bienen, ich lasse Spinnen in meiner Wohnung überwintern und manchmal spreche ich mit Insekten, z. B. wenn ich eine Mücke erschlage und ihr dabei versichere, dass sie sehr sicher als Elefant wieder geboren wird. Ich könnte einer Mücke natürlich auch erzählen, sie würde als Katze bei mir wieder geboren – aber ganz so dicke ist nun mein Verhältnis zu Mücken dann doch nicht, als dass ich sie wieder in meinem Leben so nah begrüßen wollte. Sonst aber finde ich Insekten wirklich toll und freue mich sehr über gelungene Insektenmakros. Ich freue mich nicht über Lebensmittelmotten und ihre Larven und im Einsatz bestimmter Medikamente kann ich sogar richtig phobisch darauf abdrehen. Habe ich gelernt in den letzten Wochen.

Ich wollte aus meiner Wohnung fliehen (was natürlich die unpraktischste Reaktion ist hinsichtlich der Bekämpfung dieser fiesen Viecher), ich wollte weg und raus – und durfte nicht. Ich musste meine mir teuren und wertvollen Lebensmittel entsorgen, was generell weh tut, in meiner Lebenssituation noch einmal mehr besonders schmerzt. Meine Aufbewahrungsbehälter (teilweise leider doch nicht so dicht wie geglaubt) durfte in die Tonne zu den Lebensmitteln. Nachgewachsen sind übelste Albträume.

Es war eklig. Weg geschmissen, geschrubbt, desinfiziert, gehasst, geheult, und jede Motte, die sich am Morgen an meiner Küchendecke tummelte mit Laserblicken aus meinen Augen niedergemetzelt. (Okay, mehr so mit Tritthocker und Küchentuch ins Jenseits befördert.) Die Maden fand ich in im Pasta-Mehl (nie mehr Aufbewahrung mit Schütte!) und in einer Plastiktüte aus getrockneten Sauerkirschen, aus der ich kurz zuvor noch welche gegessen hatte. Und das alles unter dem Eindruck dieses Medikamentes war wirklich echter gelebter Horror für mich! Ich habe mich nicht mehr wieder erkannt. Gruselig!

Seit drei Tagen keine Mottensichtung mehr. Und das botanische Gürteltier hat sich auch wieder einbekommen. Sie wanderte allerdings wirklich einmal komplett um den Körper herum, was wohl eher selten ist – normalerweise hält sie sich an einer Körperhälfte auf. Leute: wenn Ihr da einen Verdacht habt, geht lieber einen Tag zu früh zum Arzt als zu spät. Bei einer Gürtelrose ist frühzeitige Behandlung das Salz in der Suppe! Ich weiß auch noch nicht, ob mich in ein bis zwei Wochen die typischen neuralgischen Schmerzen im Nachklang heimsuchen werden.

Aber: wenn mal eine Party nicht in Schwung kommt, erwähnt kurz, dass Ihr Mehlmotten in der Küche habt – belebt jedes tot gelaufene Gespräch im Nu. Gibt einen tollen Erfahrungsaustausch zu dem Thema sobald man von seinem Küchenleiden erzählt … nee, ich muss jetzt aufhören damit, sonst zuckt der olle Herpes Zoster gleich wieder.

Allen lieben Menschen, die mir in den letzten Wochen mit Hilfe, Rat, Zuwendung, Hilfe und Hilfe zur Seite gestanden haben: Dankeschön! Ich habe sie wirklich gebraucht, merke ich jetzt noch im Nachgang. Sehr viel Liebe von mir für Euch!

2018-06-13

Diese Petition gegen das neue EU-Leistungschutzrecht …

… solltet Ihr wirklich ganz dringend zeichnen. Denn das was hier geplant ist, das killt wirklich Eure Blogs! Und es killt Euer Recht auf Informationsfreiheit im Internet. Am 20.06.2018 ist Abstimmung, also reagiert jetzt!

Mehr Informationen und bequeme Mail-Sendung an Euren Abgeordneten in der EU hier!

2018-06-12

Botanischer Garten Berlin



Ich bin gestern kurz entschlossen in den Botanischen Garten hier in Berlin gegangen. Ein guter Tag war das, nicht zu heiß – und der eigentliche Ausflugsort in der Planung, die Königliche Gartenakademie, hatte Montags geschlosssen (gut, das weiß ich nun auch!)



Im Garten ist es herrlich zur Zeit – ein Traum, wirklich! Und in den Gewächshäusern blühen gerade die Kakteen, Kaktusse, Kaktanten, Katkaternen … (Scrabble spielen und nur Abwandlungen vom Plural des Kaktus legen), was für eine Farbenpracht diese Dinger zaubern können.



Am allermeisten freue ich mich darüber, dass nun am 16-17.6.2018 endlich wieder das kleine Gewächshaus im großen Gewächshaus für die Viktori, das Viktoriahaus, eröffnet wird. Das musste man vor vielen Jahren schon schließen aus bautechnischen Gründen – weit vor der Gesamtsanierung des großen Gewächshause – und ich dachte mittlerweile schon, ich würde die Wiedereröffnung in diesem Leben wohl nicht mehr erleben. (Hier ging es in der Dauer allerdings nie um Baukompetenz als eher um monetäre Mittel.) Der Botanische Garten feiert das freudige Ereignis den ganzen Sommer über!



Aber nun ist es soweit und ich durfte gestern schon einmal durch die noch abgeklebten Glasscheiben gucken … die Viktoria ist schon eingezogen in all ihrer so besonderen herrlich Pracht!

2018-06-03

Ich sitze neulich in der S-Bahn …

vom See zurück nach Hause fahrend, steigen zwei Mädchen junge Frauen eine Station später dazu und setzen sich auf die Bänke neben meiner liegend. Sie unterhalten sich sehr laut, das ist heutzutage so üblich, Generation Ear In. Die einen sind schon leicht schwerhörig. Die anderen finden intimere Themen mit einer Öffentlichkeit zu teilen, ist der aktuelle heiße Scheiß.

Ihre Unterhaltung wird – wie heutzutage auch üblich bei der Generation der unter 30-Jährigen – zu 70 Prozent von dem Wort „Genau!” beherrscht. Generationen, die auf Leistungsgesellschaft getrimmt wurden, müssen sich offensichtlich ständig selbst in dem bestätigen, was sie sagen. Genau wird heutzutage nicht mehr sinngemäß als etwaige Zustimmung dessen verwendet, was das Gegenüber spricht in einer Konversation oder als ein Instrument der Präzisierung einer Angabe. Man bestätigt grundsätzlich alles sich noch einmal selbst, was man von sich gibt. Genau ist bei jungen Leute heute das selbstverordnete Lob-Bienchen, irgendwann gab es in der schulischen Ausbildung keine Klebesternchen mehr an der Tafel hinter dem eigenen Namen. Danach folgt zur Frustkompensation dieses plötzlichen Liebensentzugs von Lehrkräften das eigene Genau!

Ich bin wer – also genaue ich!

Dass Generation Genau! eher die eigene Unsicherheit signalisiert in dem was sie tut und spricht, ist ihr nicht klar. Sich selbst „genau-zu-dopen” ist weniger ein Zeichen der Souveränität als das des offen gelebten Selbstzweifels.

Hört jungen Leuten in Vorträgen zu und zählt einmal selbst, wie oft das Wort „genau” darin fällt! Vorträge, die vor lauter Unsicherheit der/s Vortragenden mit „Genaus!” zuverbalisiert werden, sind leider oft nur sehr wenig spannend inhaltlich, da hilft so ein „die Genaus zählen!”-Spiel ungemein dabei, um nicht einzuschlafen. (Allerdings kann man über den inflationären Genau-Gebrauch auch leicht irrsinnig werden.)

Genau. Die Frauen, das kann man aus der Wortlawine der Genaus heraus hören, haben sich zum Einkaufen Shoppen verabredet. Genau. Die eine junge Frau kommentiert das so, dass sie sich gar nicht mehr erinnern kann, – sie ist mit Sicherheit noch unter 25 – wann sie das letzte Mal einkaufen gewesen war, genau, und wo. Genau. Das muss ewig lange her gewesen sein, mindestens, genau, zwei Jahre! Genau. Und man wüsste eigentlich gar nicht mehr, genau, wo man heutzutage noch einkaufen geht. Genau.

Ich falle tief in ein denkendes mitleidvolles Schubladengewirr und vermute für mich „Diese arme junge Generation der heutigen Studenten, sie müssen in einem Affenzahn studieren, nebenbei arbeiten - haben trotzdem nur sehr wenig Geld und gehen lange Jahre ihres Studentenlebens nicht mehr Klamotten schießen, weil sie einfach zu wenig Geld haben.” Ich bin in meiner grenzenlosen Naivität gefangen …

… aus der mich Genau 1 und Genau 2 ganz schnell wieder zurück holen. Denn, genau, als nächstes erzählen sie sich, wann sie, genau, sich welche Kleidung gekauft haben, genau. Kürzlich nämlich erst. Genau. Haben sie aber wieder zurück geschickt, genau, hat ihnen nicht gefallen. Falsche Farben, falsche Passform. Es folgte eine ausführliche Leidensbeschreibung aller grauenhaften Probleme, die man ertragen muss, wenn man die Klamotten per App bestellt. Viele Genaus inklusive.

Generation Otto-Versand ist heute halt Generation Zalando. Alles beim Alten also.
Genau.

2018-05-31

Berlin, 34 Grad

Über 30 Grad fahre ich nicht mehr Rad in der Stadt. Selbstschutz. Wenn die Gehirne so weich gekocht sind, lege ich mich nicht mehr mit Autofahrern an.

Berlin, 34 Grad und – um den Topf richtig voll zu machen – im Wedding. Müllerstraße. (Berlin-Connaisseure nicken Bescheid wissend.) Drei Autos biegen rechts abbiegend und von links abbiegend in die Ostenderstraße. Sie versuchen das gleichzeitig zu tun, was doof ist. Also stehen drei Autos auf der Müllerstraße, versperren den Verkehr und drei von der Hitze fern gesteuerte Testosteron-Bälger springen aus ihren Autos. Weil jetzt ihrer Meinung nach besonders wichtig: Handgemenge.

Alle gucken. Keiner schreitet ein. Ein junger Mann, prolldoof wie Stulle, sieht einen Polizeitransporter an der Ampel stehen sehen und fängt an zu blöcken. „Ey kiek mal. Und die tun nichts. Die Bullenschweine. Die stehen da nur so rum.” Ich zitiere nur die feinere Version. Sein Gejaule geht eine ganze Ampelphase lang, die er neben mir her schreit wie ein Besenkter, während der Polizeitransporter sich an der für ihn mittlerweile auf grün geschalteten Ampel weiter und von den Prügelbarden weg bewegt. Und der Schreier ackert sich an dem Polizeiauto ab wie ein Besengter.

Zeit für mich dem Typen vor allen Leuten sehr laut zuzurufen, dass das ein Gefangenentransport sei, die da jetzt gar nicht eingreifen dürften – und er soll gefälligst richtig hingucken bevor er so dämlich abdreht.

Stille.

Dass ich drei Mal die Woche in den Wedding fahren muss, ist wirklich hart für mich. Neukölln ist dagegen wie ein Ikea Bällebad.

Wildschwein …

… oder?

2018-05-30

Dem jungen …

Touristen-Touren-Propagandisten, der mich von links versucht anzuschleichen, fröhlich friedlich anraunzen: „Seh‘ icke etwa aus wie 'ne Touristin?”

2018-05-29

Grün vor der Tür



Der Balkon hat sich prächtig entwickelt, dank der sehr resolut sonnig und warmen Wetterlage, die wir in diesem Jahr bisher im Berliner Raum genießen durften. Ich glaube, es gab seit April vielleicht drei Tage an denen die Temperatur unterhalb von 20 Grad lag? Seit zwei Wochen haben wir hier mehr als Frühsommer. Ich genieße diese hellen Tage mit blauem Himmel und warmen Temperaturen so sehr!



Shiinchen ist's warm. Seit die Temperaturen diesen Sonntag an der 30 Grad-Grenze kratzen, hat die ex-teneriffische Katze den Balkon für sich erst einmal weitgehend abgewählt. Im Schlafzimmer auf dem Bett ist es schöner für sie. Und deutlich kühler. Egal, wo sie liegt, sie ist immer fürchterlich niedlich!



Ich freue mich indes, dass meine apulischen Gurkenmelonen, Carosello, treiben!



Die ersten stabilen Keimlinge habe ich gestern umgetopft – die nächsten zwölf sind am austreiben. Die apulische Gurkenmelone habe ich letztes Jahr – wenn wundert es – in Apulien kennengelernt. Sie wird dort meist geschält (die Schale ist recht hart) und entkernt zu den Antipasti als frische Beilage serviert. Sie ist knackig und hat ein angenehmes Aroma zwischen Honigmelone ohne ihr Süße und eben Gurke. Ich war sehr begeistert von diesem Gemüse letztes Jahr und habe mir direkt Samen bestellt.

Sie werden nicht größer als unsere hiesigen Einleggurken, sind aber bauchiger (es gibt Sorten, da werden sie richtig rund).



Gleichzeitig mit Samen für Zicorie (Cicoria)







und Cima di Rapa.





Gemüse, das in Apulien blanchiert und in Olivenöl gebraten wird. Gerne auf dem Püree aus Fave-Bohnen mit gutem Olivenöl beträufelt. Beide Gemüse haben fantastisch leckere Bitterstoffe. Ich mag das sehr. Es gibt in Berlin hin- und wieder auf Bio-Märkten Cime di Rapa für sehr teures Geld. Also sehr sehr teures Geld! In Apulien wächsen diese Gemüse wie Unkraut in der reichhaltigen roten Erde. Cicorie kommt aus der Familie der Korbblütler, wie Löwenzahn auch.. Nun habe ich den Ehrgeiz es auf dem Berliner Balkon selbst zu ziehen. Schauen wir mal!



Alle Samen habe ich übrigens bei Stochay Italienische Samen bestellt.

Die – an sich perfekte – Witterung lässt mich leider oben auf dem Balkon als auch unten im Vorgärtchen sehr früh in diesem Jahr mit Mehltau kämpfen. Jetzt habe ich zwei Tage lang mit dem in diesem Internet mir empfohlenen Hausmittel Milch gespritzt. Und das sieht schon einmal sehr gut aus! Wichtig ist, dass man echte Milch nimmt (keine H-Milch), sie muss trotz aller Behandlung noch leben. Dann mischt man 1 Teil Milch auf 9 Teile Wasser und spritzt die Pflanzen drei Mal die Woche damit ein. Die Bakterien in der Milch haben Spaß an dem Pilz, der dann keinen Spaß mehr an der Rose (dieses Mal hatte ich ihn sogar an den Malven!) hat. Heute, am zweiten Tag, sehen die Pflanzen aus als wäre nie etwas gewesen!

Dafür hat der Borretsch unten im Vorgarten Läuse – während die Marienkäfer faul im Lavendel abhängen. Ach, ich bin wirklich so glücklich über die Gelegenheit so einen schönen großen Balkon zu haben – und nun auch das Gärtchen, in dem es gerade schon sehr rosig blüht!





Neulich habe ich in der Königlichen Gartenakademie eine Nachtkerze mitgebracht. Weiß blühend! Kaum habe ich sie zu den Mini-Callas (aus dem Pflanzendiscounter, der Pflanzen verkauft, die auf dem Großmarkt keiner haben möchte) und dem kanarischen Lavendel (Staudenmarkt im Botanischen Garten) gepflanzt, blüht sie wie wild – und duftet ganz zart nach schwarzem Tee. Nachtkerzen haben einen sehr interessanten Blütenstempel, finde ich!

2018-05-28

Aufmerksam

Aufmerksamkeit üben. Im Moment funktioniert das ganz gut bei mir. Aufmerksam sein. Auf mich. Aufmerksam sein gegenüber allen anderen, das war ich Jahrzehnte lang. Oh, ich war sehr sehr gut darin! So gut, dass ich auf Fragen nach meinen Wünschen, Vorstellungen, meinem Dasein, meinem Hinwollen nie eine Antwort kannte. Solange darüber überlegen musste, dass die Fragestellenden, wenn sie ernsthaftes Interesse zeigten, doch irgendwann die Koffer packten und weiter zogen. Meine Antworten hatten immer ein fundamentales Delay.

Das ging schon so seit meinen Kindheitstagen. Ich war so gut darin für andere zu empfinden und mich darüber selbst zu vergessen, dass ich mich nicht einmal mehr erinnern kann, ob mich jemals jemand in meiner Familie je gefragt hätte, was oder wer ich sein möchte, wo ich hin wollte? Also ich alleine gesehen. Ganz losgelöst von den vielen anderen, um die ich mich aufmerksam kümmern musste schon als Kind, betrunkener Vater, aufsässiger Bruder, verlassene Mutter. Ohne irgendwelche Menschen um mich herum, für die ich die Aufmerksamkeit trug. Vermutlich ließ meine Ausstrahlung solche Fragen auch gar nicht zu, weil ich mir nicht selber erlauben wollte, dass man mir diese Fragen stellte. Ich hätte sie beantworten müssen. Konnte ich nicht, meine Aufmerksamkeit war generell woanders, nie bei mir.

Im Freundeskreis wird mir diese Frage immer noch nicht gestellt. Was daran liegt, dass ich nun auch in einem Alter bin in dem man allgemein voraus setzt, solche Planungen wären langsam abgeschlossen. Sind sie bei mir nicht. Im Gegenteil! Gefühlt fange ich jetzt erst damit an mir meine eigene Entwicklung zu erlauben. Im professionellen Umfeld der Maßnahme für den Plan für Glück und Lebensfreude (PGL) stellt man mir diese Fragen viel öfter. Mit – natürlich bezahltem – dennoch echtem Interesse. Echtem Interesse aus einem trivialen Grund: man kann nur mit mir arbeiten, wenn man auf diese Fragen Antworten hat. Und wenn ich noch keine Antworten geben kann, dann heißt es lapidar „Das ist auch gut. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Wir kommen später noch einmal darauf zurück.”

Und das zwingt mich also Aufmerksamkeit zu üben. Hinzugucken. Auf mich. Nicht zwingend in Hinsicht auf vielleicht esoterisch anmutende therapeutische lernbare Mechanismen. Einfach so, dass ich mich frage: „Was willst Du tun? Jetzt? Wonach ist Dir zumute?” Im Kleinen. Will ich lieber Setzei, Rührei oder gekochtes Ei? Gar kein Ei?

Ich trinke viel weniger Kaffee, weil ich mich neuerdings frage, ob ich – in Situationen in denen ich sonst aus Gewohnheit welchen kochen würde – jetzt wirklich Appetit auf Kaffee habe? Die Antwort ist erstaunlich oft, dass ich gerade keinen habe. Und dann keinen koche. Am Wochenende hatte ich einmal Lust und konnte aber auf die Frage, ob ich Kaffee aus der einfachen Kaffeemaschine oder lieber einen Latte Macchiato aus der Carmecita haben wollte, mir keine Antwort geben. Da habe ich ihn eben auf beide Methoden gemacht. Und mich für den Latte Macchiato entschieden. Das kann man machen. Auch wenn mein kleiner ökolgischer Klugscheißer auf meiner Schulter empört steptanzte. Das war richtig gut!

Ich bin letzte Woche einmal zu Bett gegangen ohne mich abzuschminken und mir die Zähne zu putzen. Pflichtübungen, die ich sonst nie auslasse. Weil ich dann nämlich schlecht schlafe, ich kenne das aus Momenten in denen ich zu krank war dafür. Weil dann sofort in dieser einzigen ungeputzten Zahnnacht riesige Karieskrater wachsen! Aber etwas in mir hatte diese Woche zu mir gesagt: „Dazu habe ich heute keine Lust.” (Man beachte bitte den Punkt. Kein Ausrufezeichen.) Und – das ist ein sehr großes Wunder – ich habe gehört, dass diese innere Stimme das nicht nur nicht wollte, sondern auch es ganz deutlich aussprach: „Du willst Dir heute nicht die Zähne putzen!” Und dann habe ich es nicht gemacht. Und trotzdem gut geschlafen.

Für einen Menschen wie mich ist das der ganz große Rock'n Roll!

Und so aufmerksam habe ich mein Wochenende verbracht: ich bin am Samstag schwimmen gegangen. Am Vormittag, weil ich keine Lust hatte auf nachmittäglichen lauten Berliner Seetourismus. Ich bin mit der S-Bahn wieder zurück gefahren als alle anderen zum See hingefahren sind. Das war sehr entspannend. Beide Male war es in der S-Bahn fast leer. Am See noch ein bisschen leer.



Im See bin ich einfach nicht geschwommen, wie ich jetzt immer schwimme: Also nicht perfekt sportlich im YouTube-Lernstil mit Schwimmbrille und auf Tempo, denn ich schwimme meist für die Kondition. Ich bin einfach nur geschwommen … mit dem Kopf über dem Wasser mit geschlossenen Augen. Ich habe die Sonne alles in helles braunes Licht tauchen lassen hinter meinen geschlossenen Augen und ich bin geschwommen in meinem Atem. Angst- und sorgenfrei. Minutenlang. Ein langer Moment einfaches Wunder. Weil ich das so wollte. Das war so … bombe!



Samstag habe ich auf die Katze geguckt und ihr gesagt: „Morgen bleibe ich den ganzen Tag zu Hause. Bei Dir.” Mir war danach. Kein Schwimmen (Konditionspflicht), keine Demo (Politikpflicht), kein Nähen (Hobbypflicht). Wir haben den ganzen Tag herum gelegen, ich habe ihr den Bauch gekrault, sie hat mich beschnurrt. Wir haben zusammen gelesen, Eichhörnchen und Vögel beguckt, Kaffee getrunken. Ich aufmerksam zu ihr, sie aufmerksam zu mir. Das war schön. Erholsam. Unpflichtig.

Ich konnte lesen. Seit langer Zeit habe ich einfach mal wieder ein Buch so weg gelesen. Von Christine Westermann „Da geht noch was. Mit 65 in die Kurve.” Sie schreibt über sehr viele Dinge, die mir unfassbar nahe sind (das Buch ist für mich weniger ein Buch über das Thema Alter bzw. das Altern als es ein Buch ist, das sehr deutlich aufzeigt, wie sich Frauen unserer Generation(en) unser Leben lang emanzipiert haben in dieser unserer Umwelt).

Unter anderem schreibt Frau Westermann über ihre eigene Unsicherheit und wie sie, wie viele andere (und diesbezüglich schlage ich jeden darin mit meiner Kompetenz) mit dem inneren Quälgeist lebt, der sie sich und wichtige Momente in ihrem Leben zu Tode kritisieren lässt. So erzählt sie ziemlich am Ende des Buches über Preisverleihungen, die sie besuchen musste, weil ihr Preise zugesprochen wurden für ihre Arbeit: „Mit einer fortwährend maulenden inneren Flüstertüte war die Preisverleihung für mich in Bremen nicht wirklich ein Vergnügen.”



„Die fortwährend maulende innere Flüstertüte” – die ist ja nicht nur auch ein persönlicher Begleiter von mir. Die ist ja mittlerweile – gefühlt – der Begleiter dieses ganzen Landes geworden. Maulen wir einmal nicht gegen uns, dann maulen wir gegen alle Anderen. Hauptsache die ganze Zeit mault etwas in uns.

Ich werde ab sofort aufmerksam sein mir gegenüber und diese fortwährende maulende innere Flüstertüte öfter und deutlicher wahrzunehmen. Ich werde sie viel bewusster einladen zu gehen. Rechtzeitig. Also gleich. Noch bevor sie ihren Schaden anrichten kann. Immer ein Mal öfter. Und früher. Ich möchte aufmerksam ihren Abschied zelebrieren. Soll sie doch woanders maulen – aber nicht mehr in mir!

Ich mochte dieses Wochenende sehr. Es hat mir sehr viel gegeben!