2017-10-07

Der Sherlock …

hatte mich heute vor der Tür abgeholt. Er, sein Frauchen und ich hatten heute einen Markttag. Da kam ich aus der Haustür, der Hund freute sich sichtlich mich zu sehen und sein Rudel wieder komplettiert zu haben und setzte sich dann vor die Tür. Sehr brav, den Balkon anhimmelnd, von dem er weiß, dass dieser von mindestens einer Shiina bewohnt wird. Vor dieser Haustür, durch die er gehen wollte, saß er nun, um seine kleine graue Freundin zu besuchen.

Das war ein bisschen sehr herzerweichend niedlich bis kaum zu ertragen. Nach dem Markt mussten wir dann gemeinsam hoch gehen. Shiina thronte entspannt auf dem Sofa – und sie küssten sich vergnügt. Es ist Liebe.

Als Sherlock viel zu schnell wieder gegangen war, biss sie mir leidenschaftlich in die Hände.

Es ist Liebe. Und wilde Leidenschaft.

2017-10-03

52

Das war irgendwie ein schwieriges Jahr. Also an sich war es ein gutes Jahr, keine wirklichen Katastrophen. Ein bisschen das Gefühl gesundheitlich mich etwas wieder frei zu arbeiten, es tut sich viel – wenngleich das auch bewirkt, dass die von mir sogenannten „Downtimes” schwieriger wirken: die Falllänge wird halt länger, wenn man von weiter oben fällt.

Aber der Grundoptimist sieht darin auch das Gute, das darin zu sehen ist.

Und trotzdem war es das Jahr in dem mir erstmals deutlich wurde also eben nicht nur im Wissen darum, sondern im Begreifen der tieferen existentiellen Bedeutung: dieses Leben ist endlich. Und es gibt nun Dinge in diesem meinem Leben, die, da ich sie bisher nicht getan habe, nun auch nicht mehr tun werde können. So einfach ist das, so sehr wälzt es vieles um. Und es geht da gar nicht um ein Bedauern, nein, die Entscheidungen sind sehr bewusst getroffen worden. Es geht einzig darum, die Konsequenzen daraus mit mehr Deutlichkeit zu sehen und zu erleben. Zu erleben, die Weichen sind gestellt worden und diese sind nun nicht mehr anderweitig zu stellen: denn dieser Zug ist längst weiter gefahren – und so sehr viele selbst neu zu stellende Weichen, die werden nun nicht mehr kommen. Auch Bahnhöfe werden auf der künftigen Strecke seltener werden, sie wirken zunehmend weniger abwechslungsreich. Das ist so.

Es schleicht sich zunehmend ein Gefühl ein, selbst wenn Du diese Weichen komplett anders stellst und Du Deinen Zug des Lebens nun noch in völlig andere Bahnen lenken wirst (oder es auch nur möchtest) – da ist eine Gesellschaft, die Dir zunehmend aufgrund Deines Alters immer weniger zutrauen will und wird. Es wird schwieriger werden, Prellböcke säumen den Weg. Rauben Energie, kratzen am Optimismus.

Ich habe erstmals im Leben erleben müssen, dass Blutuntersuchungen mal nicht ohne Befund waren. Alles insgesamt nicht tragisch. Aber es macht sich nun am eigenen Selbst die Erkenntnis breit, künftig wird man auf Dinge mehr achten müssen. Man muss mehr um sich sorgen, muss sich mehr versagen, muss die Dinge klüger, wie ein Erwachsener angehen. Und genau das macht's mir gerade nicht so einfach, weil ich seit anderthalb Jahren immer wieder wechselnd Schmerzen in den Gelenken habe, die an vielem hindern: Rad fahren, laufen: Sport machen. Andererseits ist Sport machen essentiell für mich, insbesondere um Schmerzen zu entgehen. Da ist gerade so ein Kreislauf, den zu erleben mir keine Freude bereitet und einen gewissen Prozess des Verfalles allzu verdeutlicht. Oder auch: man kann sich noch zu gut gehalten haben, es kommt die Zeit, da geht man mehr rückwärts als vorwärts den eigenen Körper anbelangend.

I am so fucking not amused!

Die Schmerzen scheinen sich als meine Nebenwirkung einer Menopause zu etablieren, so mehren sich die Zeichen. Keine Unruhen, Hitzewallungen (bis jetzt), dafür Schmerzen. Ich habe keine Ahnung, ob der Tausch so super ist. Es gibt so eine Vorahnung, dass man nun mit seinem Leben in den Herbst steuert – auf gerader Strecke direkt hinein. Und das dumme Gefühl noch immer nicht genügend Holz für den kommenden Winter gesammelt zu haben.

Trotzdem tiefe Dankbarkeit dafür, dass ich mein Leben bisher weitestgehend ohne Schmerzen erleben durfte. Das ist ein Glück, das nicht alle Menschen auf dieser Welt haben, ich weiß das wirklich sehr zu schätzen!

So ist die Grundstimmung. Sonst war es ein wirkliches schönes Jahr, wundervolle Menschen sind in mein Leben gezogen, die ständig schöne helle leuchtende Lichter anzünden und den ollen Bestand der anderen wundervollen Menschen, die schon in meinem Leben waren, komplettieren. Wunderschöne Reisen, Ausflüge, Erlebnisse! Gute und nicht so gute, deren Schönheit aber darin liegt, dass z. B. Unfälle gut ausgegangen sind – was sie nicht hätten müssen.

Dass Stand heute immer noch beide Katzen am Leben sind und im Rahmen ihres Alters mopsfidel. Der eine kleine bunte Glückskeks, das nun sehr alte Katzenmädchen Tally, die schon sehr schlimm kränkelte, so dass ich an Abschied denken musste, hat sich noch einmal einen Ruck gegeben und mit mir einen wunderschönen Sommer geteilt und scheint mir (wenn auch mit medikamentöser Unterstützung) sehr zufrieden zu sein. Mir ist es so viel wert!

Herzlichen Dank an alle, die mit mir dieses Jahr erlebt haben, mir wundervolle Freunde waren, mit mir lebten, mich hielten, mich unterhielten, Freude schenkten, Spaß machten, mich unterstützten und mich bestätigten, wenn ich es selbst nicht für mich zu leisten vermochte – und denen ich hoffentlich hoffentlich! auch eine gute Freundin sein durfte.

Und lieben Dank an alle, die gestern an mich dachten, mich grüßten, mich bewünschten, mich beschenkten, mich begleiteten, die mir den Tag noch viel heller machten. Das Leben ist … schön!

2017-10-01

14 Jahre alt wäre sie heute geworden …

… am 30.10.2017 wird sie nun schon seit zweit Jahren schmerzlich vermisst. Meine kleine Nishia.















Was mich dann doch irgendwie beruhigt …

… nun werde ich 52 Jahre alt. Aber ich kaufe immer noch eine einzelne rote Beete nur deswegen, weil sie sich so charmant in mein Herz lacht!



(Aus der Reihe: Spaß haben!)

2017-09-29

Meine Musikliste zur Beerdigung

Man muss ja vorsorgen. Auf unterschiedlichen Ebenen. Und wenn man es auf der einen Ebene nicht so gut tun kann, sollte man es auf der anderen wenigstens tun. Zur Zeit bin ich an der Liste „Lieder für meine Beerdigung” dran. Also Status 2017. Man weiß ja nicht, was da noch kommt. Aber realistisch betrachtet sind in den letzten Jahren nur sehr wenige Lieder auf den Markt gekommen, die mich wirklich überzeugt haben. So wie zum Beispiel: … nein, mir fällt keines ein.

Nun denn, die bevorstehende Älterwerdung wirft mentale Schatten auf notwendige Auseinandersetzung und so überlege ich schon seit einiger Zeit hin und her, her und hin. Zeit das Dilemma vorab zu skripten:

Also auf alle Fälle sollte Elvis „Suspicious Minds” gespielt werden. Ich mag das Lied, mochte es schon immer – es zieht nicht so runter wie „Ghetto”, definitiv sein Song! Meine Eltern waren Rock 'n Roller, Elvis war ihr Held, er begleitete mich ihrerseits in meiner Kindheit sehr. „Suspicious Minds” haben Freunde auch auf der Abschiedsfeier meiner Mum gespielt, das war mir wichtig – und so schließe sich der familiäre Kreis bei meinem Abschied. Das wäre mir sehr wichtig.

Schwieriger ist's bei Abba. Ich bin Generation Abba. Ich liebe Abba heute immer noch, auch wenn sich mein Musikgeschmack sicherlich in andere Richtungen entwickelt hat, also mehr vom Pop weg. Aber die Lieder von Abba sind meine Lieder. Abba haben im Laufe ihres Bestehens acht Studioalben veröffentlicht. Acht Mal (im Schnitt) 16 Songs, die allesamt hörbar (naja, bis auf ganz wenige Ausnahmen) sind. Mein liebstes Lied war und ist „Fernando” – das war er damals, weil es die erste Single war auf der endlich einmal Anni-frid eine Single singen durfte, die ich immer souveräner fand als Agnetha (und übrigens auch ihre Stimme spektakulärer). Aber es ist einfach ein wunderschöner Song, der immer passt – denn es ist leider immer überall Krieg auf dieser Welt. „My Move My Life” wäre dann aber doch der noch bessere ruhige Beerdigungssong von denen.

Nun will ich aber auf meiner Beerdigung gar nicht so sehr traurige Lieder spielen lassen. Das Bild von Leuten in der Kapelle oder im Kreamatorium oder wie das auch immer bis dahin gestaltet würde, die tanzen und mitsingen, das fänd' ich einhundertmillionen Mal schöner als wenn alle Buddies in Gedanken versunken da vor sich hin sitzen. Und frieren. In diesen Räumlichkeiten ist es ja immer kalt, ein bisschen Bewegung schadet da nicht.

Für diesen Plan sind Songs wie „Suspicious Minds” nicht so optimal, „Fernando” mal so richtig suboptimal. Und … naja … „Dancing Queen” geht nicht. Fand ich immer überhypt, netter Song aber ist ja schon von einer Hochzeit besetzt. „So Long” ist ein großartiger Uptempo-Song. Aber dann doch nicht mein Abba-Song.

Und schon schlägt die angeborene Unentschiedenheit meines Sternzeichnes Waage in voller Länge zu. Würde es nach mir gehen, könnte man auch alle Studioalben von denen komplett durchspielen. Der Stimmung wegen. Aber das wäre dann wohl die längste Trauerfeier auf dem hiesigen Breitengrad. Andererseits: eine Beerdigungsgesellschaft mit Perücke, in Schlaghosen oder Minirock mit viel Glitzer und Plateaustiefeln? Beerdigungshappening als Abba-Party?

Der dritte Song darf etwas sein von entweder Depeche Mode oder The Young Gods, Placebo oder Tool. Oder Wolfsheim, ich liebe die Stimme von Peter Heppner. Mein Lieblingssong ist durchaus „This Time” – aber der Song ist ja nun von vorne bis hinten Tod und Abschied und so dermaßen nicht tanzbar. Schwierig. (Aber ein tolles Lied!) Lustig wäre ja, stellen wir uns vor, mein Tod würde durch simples Ersaufen konsequent durchgesetzt werden – dann könnte man „Die Flut” spielen, dann hätte ich Heppner und Joachim Witt dabei (ich liebte auch das Video zum Song sehr!) Das wäre doch ganz großes Kino oder? (Naja, also mein Humor wäre das schon sehr.) Dummerweise ist „Die Flut” nicht wirklich tanzbar. Und eher depressiv machend. Also vielleicht besser nicht ertrinken.

Das wird auch noch mal richtig schwierig. (Wirklich, die Koma-Musikliste ist viel einfacher.)

Die andere Frage, die könnte die Entscheidung natürlich vereinfachen, wie viele Lieder könnte man auf auf so einem Event spielen? Heutzutage werden solche Abschiede ja auch nur noch schnell schnell absolviert, man will sich mit dem traurigen Gedöns nicht lange aufhalten müssen. Und der Kaffee ruft auch. (Wenn ich älter würde, bei einigen Herren wohl auch die quälende Prostata.) Könnte man sich nämlich für jede Dekade einen Song aussuchen, das wäre bonfortionös und würde in der Auswahl einiges vereinfachen.

Keine Klassik. Ich liebe Klassik, finde das aber als Thema auf Beerdigungen echt durch zelebriert, von hinten nach vorne und von oben nach unten. Bach, dieser arme Gassenhauer aller Beerdigungsevents – ob der das so für seine Musik gewollt hatte?

Ihr seht also, es ist alles gar nicht so leicht. Und wie schnell wird das falsche Lied auf Eurer Beerdigung gespielt (womöglich noch als billige Cover-Konserve)? Man kann nie früh genug mit der Planung anfangen!

2017-09-27

I like!

Was ich in diesen … äh … merkwürdigen politischen Tagen wirklich sehr sehr cool finde, ist, dass die Republikaner selbst gegen „ihren” Präsidenten so ausdrücklich den Ungehorsam ausgerufen haben, dass der nun wirklich den – von ihm so heiß herbeigesehnten – Tod von Obamacare ad acta legen muss.

Doch ja, das macht mich froh!

Und dieser Text vom Frédéric Valin, der war heute sehr lustig: Es kann weitergehen.

2017-09-26

72 hrs True Italian Food



Das war gestern ein wirklich schöner Abend in der italienischen Botschaft. Für mich war es besonders dieses Haus zu betreten, ich war ein bisschen aufgeregt. Das Haus ist genauso groß wie in meiner Erinnerung.



Also nichts mit kindlicher Größenverschiebung aber ich meine, dass früher das Foyer mit den Treppen zum Aufgang offener war als heute in der Gestaltung nach dem Umbau.



Da wo es früher pompös und frei war, ist heute eine Decke gezogen. Es kann aber durchaus sein, dass die Decke in den 70igern aus ganz anderen Gründen verlustig gegangen war.



72 hrs True Italian Food ist eine noch junge Tradition in Berlin. Es geht darum uns Bewohnern der Stadt die echte, traditionelle italienische Küche nahezubringen. Also keine Pizza von der man weiß, dass so wie sie hier serviert wird, sie nichts gemein hat mit ihrem Original aus dem Süden, schon weil die Käseauswahl nicht stimmt. Nix Spaghetti alla Carbonara mit Sahne. Vom 28. September bis zum 1. Oktober 2017 kann man an vier Tagen oder wie wir es nennen „the longest happy hour” an 52 Plätzen (also italienischen Shops, Bars, Eisbars, Restaurants) ganz originäre italienische Küchenkost probieren. Und an Pasta-Workshops teilnehmen. Einfach nach der True Italian Food-Spezialität fragen und man erhält, je nach Angebot, typische italienische Antipasti, Pasta, Pizza und Dolce für nur 7,– Euro inklusive einem Getränk (Wein, Bier oder alkoholfreies Getränk, bei den Dessertanbietern Caffè). So kann man sich günstig und facettenreich durch die italienische Küche dieser Stadt futtern!

Und hier der exklusive Tourenplan!

Gestern fand in der italienischen Botschaft der Presseempfang zum Event statt und wir wurden nach Begrüßung durch die Organisatoren und dem italienischen Botschafter von teilnehmenden Restaurants, Weinproduzenten und Distributoren italienischer Produkte zum ausgiebigen Kosten und Genießen eingeladen.



In - immer charmanter Bloggerunde – repräsentiert durch Maike, Meike und Eva hatten wir viel Freude an den wirklich guten Köstlichkeiten aus allen Regionen Italiens.



Wundervolle Weine wurden kredenzt, Spumante (über Spumante werde ich die nächsten Tage noch mal bloggen müssen, aus ehrfürchtigen Gründen), Gin (!), feinste Finocchiona Sbriciolona (Fenchelsalami),



Prosciutto in unterschiedlichsten Variationen, Capocollo, Pilzpasten auf feinstem italienischen Weißbrot, Profiteroles, Pistazienkuchen, Olivenöle, Balsamico – soweit ich es überblickt habe alles in Bio-Qualität. Und natürlich Caffè von Segafredo. Es war ein einziges Fest.

Und alle diese Menschen lieben so sehr, was ihnen ihr Land an Köstlichkeiten schenkt – und genau diese Liebe vermitteln sie und die Freude über das einfache wundervolle Essen sprang auf uns alle über und so wurde das ein wirklich fröhlicher, schöner und gelungener Abend für uns alle!



Um nur eine kleine Auswahl zu kredenzen:



Dark choco creme, Pistaziencreme und Pistazienkuchen (und Pistazienschokolade!!!) von Duo Icecream,



der Eisladen in der Skalitzer Straße 77. Diese wundervollen Cremes kann man online in deren Shop kaufen! Die dark choco creme übertrifft alles!



Die Mutter aller italienischen Restaurants in Berlin, die Trattoria a' Muntagnola (Fuggerstraße 27, Wittenbergplatz), die es schon lange lange vor dem Mauerfall hier in der Stadt gab und sehr ursprüngliche Küche der Basilikata serivert – im Foto vorne übrigens die Nonna Angela! – offeriert apulisches Brot, Frisella mit Burrata. Gestern servierten sie uns aromatische Kräuter- und Pilzsugo auf Brot!



ErsteSahne OTIVM (Kienitzer Straße 116) servierten uns einfache aber so leckere „Krümelkekse”



und Profiterole.



Die schwer zu essen waren auf der Hand mit Wein in der anderen aber so extrem lecker, weil die Leute von ErsteSahne ein unglaubliches Händchen für Schokolade haben – und meiner Meinung nach das beste Schokoladeneis der Stadt anbieten.



Parma die Vini Benedetti servierte uns gestern allerfeinste italienische Wurstwaren und einen fantastischen Rotwein und wird im Rahmen der 72 hrs True Italian Food in seinem Laden in der Utrechter Straße 31 Salame die lonza mit Pizzabrot anbieten. Pizzamehl zum selber backen, gibt es dort auch gleich zu kaufen.

Wie man damit Brot oder Pasta selber macht – oder einen perfekte Sauerteig für Ciabatta & Co. – das lernt man (nicht nur) an diesem Wochenende bei den Workshops von pastamadre. Die fallen preislich natürlich aus der 7 €-Regel, dauern dafür aber auch deutlich länger. Hier buchbar.

Ein extrem leckeres Olivenöl aus Apulien hielt Olio Costa für uns zur Verkostung bereit, ein Aroma wie eine Wildblumenwiese so fruchtig. Und wundervolle Balsamico. Berliner können diese Produkte unter anderem diesen Samstag und Sonntag von 15-19 Uhr bei teesaloniki in der Böckstraße verkosten – wo es auch ganz wundervolle Honigsorten aus Griechenland (und Tee, Öle und Kräuter) gibt. An der Verkostung teilzunehmen, möchte ich Euch wirklich ganz innig empfehlen, weil die Sachen wirklich herausragend gut sind. Wer nicht kommen kann, kann die Öle und diesen wirklich guten acht Jahre gereiften Balsamico und grandiose Oliven online einkaufen.

Also in Berlin heißt's dieses Wochenende: ran an die Italiener! Es kann nur sehr lecker werden – buon appetito!

2017-09-25

Gute deutsche Geschichte



Deutsche Geschichte: ich, die ich seit meinem sechsten Lebensjahr auf dem Ehrenhof der Gedenkstätte des Widerstands vom 20. Juli 1944 im Bendlerblock aufwuchs, bin damals mit meinem Bruder und unseren Freunden auf dem Gelände in den leer stehenden Botschaftsgebäuden in der Tiergartenstraße und den beiden Bunkern auf dem Gelände spielen gewesen. In der italienischen Botschaft fanden wir noch Soldatenhelme und eine leere Geldkassette.



Dort zu wohnen, das war einerseits wie abgehängt sein – danach folgten auf Westseite geographisch nur noch Tiergarten und eine Brache namens Potsdamer Platz, Niemandsland – die kulturellen Monumente wie Philharmonie, Neue Nationalgalerie und Staatsbibliothek folgten erst mit den Jahren. Andererseits war es ein einziger riesiger Abenteuerspielplatz dort aufzuwachsen. Die zunehmend verfallenden Gebäude der Botschaften wurden dann irgendwann aus Sicherheitsgründen zugenagelt und gesichert.

Heute darf ich in dieser wieder zum Leben erweckten italienischen Botschaft zur Auftaktveranstaltung von „72 hrs True Italian Food” italienisch speisen und trinken – und in Erinnerungen schwelgen.

Was ich nicht tun könnte, hätten wir nicht diese Wiedervereinigung geschafft und wären in der Folge die alten Botschaften, wundervolle Gebäude, nicht an dieser Stelle reaktiviert worden. Und dafür bin ich, gerade auch in diesen besonderen politischen Tagen, immer noch so sehr dankbar!

2017-09-20

Schlaflos

Schlafen ist gerade nicht so mein Ding. Schmerzen verhindern zur Zeit das Einschlafen und Sorgen werfen mich regelmäßig morgens um vier Uhr mit einem Schreck aus der Entspannungsphase. Aber ich will nicht klagen, geht ja vielen Menschen ähnlich.

Heute war ich also wieder um vier Uhr wach und bin dann irgendwann anscheinend doch wieder eingeschlafen als im Traum das Telefon klingelte. Ich war in einem Büroumfeld, viele Räume und Etagen und alle suchten wir dieses Telefon, das diesen penentranten Klingelton hatte, der einfach nicht aufhören wollte.

Als uns dann klar war, dass wir wirklich jede verdammte klingende Möglichkeit abgehakt hatten in diesem großen Haus, das Telefon immer noch klingelte, bin ich dann doch aus dem Bett gestiegen und habe dem Smartphone um sechs Uhr und sieben Minuten in der Küche lärmend den Ton verboten.

Sieben Minuten Stress im Traum. Genau das, was man braucht.

2017-09-18

Geburtstagswunsch

Kleines Update: Offensichtlich habe ich den Service von wunschzettel.de falsch verstanden, denn ich hielt das Unternehmen für einen Zwischenhändler. Was es nicht ist. Es ist lediglich eine Möglichkeit einen Klick zu setzen, der die Absicht erklärt – und mehr passiert nicht. Daher habe ich mir erlaubt rechts bzw. unten im Text einen Direktlink auf das Unternehmen zu setzen.

Ich habe in den letzten zehn Jahren, die ich dieses Blog führe, zum Thema Geschirrwäsche eine Wandlung genommen. Früher wäre ich nie auf die Idee gekommen einen Geschirrspüler haben zu wollen, zu besitzen, geschweige denn zu benutzen, hatte ich doch diese (wie ich finde sympathische) Messieeigenschaft Geschirrspülmittel zu sammeln. Und überhaupt, verbrennt selber Geschirr spülen einige Kalorien.

Dann zog in diese Miniaturküche dieser Q3A-Wohnung zum nur einem Spülbecken ein Geschirrspüler ein – im Austausch gegen ein paar Umzugkartons. Den ich erstaunlich schnell verstand und lieb gewann. Gebraucht, ein sogenanntes Ur-Modell, sehr analog, sehr einfach für mich zu benutzen. Erstaunlicherweise gewöhnte ich mich sehr schnell, hinsichtlich meiner Flexibilitätsinkompetenz sogar erstaunlich schnell an diesen viel Strom, viel Wasser (für heutige Verhältnisse) und sehr lauten Küchenhelfer. Wenn dessen Schalter auf „fertig” sprang, haben wir hier alle in der Wohnung stramm gestanden. Es ist natürlich bequem nicht selbst abwaschen zu müssen. Vor allem aber ist es in dieser kleinen Küche einfach eine riesengroße Hilfe, kann man Dinge dorthin schnell verschwinden lassen – will man mehr als nur ein Ei kochen. Und – auch der Größe der Küche geschuldet – kann man schnell Dinge dort wieder reinigen lassen, die beim Gebrauch des Herdes eben doch schnell, wie heißt das Wort, zuwrasen? Die kleine Dunstabzugshaube gibt sich ihre Mühe aber … naja …

Nun hat sich das lieb gewonnene Gerät schon nach einiger Zeit der aufzeigenden Schwächen seit Januar diesen Jahres in den mechanischen Exitus verabschiedet. Und selbst wenn dieser Zustand die perfekte Hilfe für das perfekte Ei ist und ich komme langsam schlecht drauf, weil mich das Gefühl plagt, meine Küche verdreckt. (Es ist ja Bestandteil der Erkrankung nie etwas gut genug tun zu können, das macht auch vor dem Gefühl „nicht sauber/perfekt genug abwaschen zu können” nicht halt und ein übrig gebliebener Streifen in der Tasse kann da dummerweise schon mal die Tagesform prima in die unwillkommene Selbstkrise versenden.) Zumal die Holzplatte der Küche auch nicht wirklich für zu viel Wasserkontakt rund um das Becken ausgelegt ist - ist doch für mit Geschirrspüler konstruiert. Ich habe im Moment das Gefühl, ich verhunze mir die Küche und das drückt mir ungemein auf das Gemüt und belastet, wenn ich ehrlich bin. Trotz aller mir selbst gegenüber getroffenen logischen Gegenargumente.

Ich finde es selbst bekloppt und eines erwachsenen Menschen nicht würdig, was aber lediglich die nächste Selbsthassspirale in Gang setzt. Nicht schön dieser Kreislauf. Natürlich spare ich seit Januar mit recht übersichtlichem Erfolg für ein neues bzw. Ersatzgerät, gucke mir den hiesigen Gebrauchtmarkt an, der vor allem hinsichtlich der 45er-Modelle erstaunlich neben jeder logischen Preisgestaltung liegt. Kurz, ich komme irgendwie meinem Ziel so noch nicht sehr nahe, das Chi der Küche in fürs Seelenheil geordnete Bahnen zu lenken.

Nun naht der alljährliche Jahrestag meiner Älterwerdung am 2.10. und ich habe mir erlaubt, ein Gerät der Hausmarke beim altbekannten Versandhandel mit O beginnend und mit O endet, in die engere Wahl zu nehmen und erlaube mir hier einen Link zur Gutscheinseite des Versandhandels zu setzen, auf der man einen jeweiligen Betrag auswählen kann für einen Gutschein, der dann mir an meine E-Mail-Adresse creezy@gmx.de geschickt werden könnte.

Zum Beispiel anstatt Blumen: so hilft mir jeder noch so kleine Gutschein für mehr seelische Ausgeglichenheit als beispielsweise ein Blumenstrauß in diesem Jahr.

Also falls jemand an mich denken mag, in dieser Weise, würde ich mich Anfang Oktober sehr irrsinnig doll freuen! In jeder anderen Weise natürlich auch. Aber dieses wäre der meineeine herzliche Geburtstagswunsch!

Der Gutscheinlink steht rechts auch unter „wünscht sich” … zum Geburtstag.

Ich bitte dieses Post nicht als Bettelei zu verstehen. Aber ich weiß, dass es hier sehr liebe Menschen gibt, die mir aus diesem Anlass eine Freude machten, machen möchten – insofern bitte ich das Post lediglich als Hinweis zu einem Herzenswunsch zu verstehen.

Und nun danke ich Euch für Eure Aufmerksamkeit – und gehe Geschirr spülen.

2017-09-16

Happy Birthday kleine Mum!



75. Fünfundsiebzig Jahre wäre sie heute geworden, wenn sie noch hier wäre.



So viel Veränderung, Vermissen in den letzten elf Jahren, die sie nicht mehr am Leben ist. Ich hätte mir keine bessere Mutter wünschen können, eine Mutter die eine Löwin war für ihre Kinder; die so viele Opfer gebracht hatte, um mir meine Wünsche zu erfüllen – trotz immer widriger Umstände. So offen, herzensgut, liebevoll, stark in den wichtigen Moment und doch auch schwach. Die immer Menschen die Hand reichte und ihnen ein Ohr lieh.

Happy Birthday kleine Mum, wo immer Du jetzt auch mit wem bist!

gez. ganz viel Liebe

2017-09-15

Shiinchen …

… sendet viel Liebe, stellvertretend für Tally (die gerade wieder eine „fotografiere mich bloß nicht!-Phase hat) mit natürlich, an den edlen Spender dieses wundervollen Kartons (in richtig: der Kartons!) mit schmackhaftem Inhalt!

Und ich sende ein herzliches Dankeschön!

2017-09-13

AirBerlin

Aha, jetzt sind also krank geschriebene Piloten der Grund, warum eine insolvente Fluglinie nicht überleben wird.

AirBerlin wird so oder so zerschlagen werden. Gerettet werden die wenigsten der Arbeitsplätze, darüber sind sich alle Mitarbeiter dort einig. Die Verwaltungsmitarbeiter sind draußen, viele von denen haben schon im letzten Jahr gekündigt. Nicht wenige von den übrig gebliebenen Mitarbeitern sind übrigens auch krank geschrieben, weil sie seit Monaten für die gegangenen Mitarbeiter mitarbeiten mussten, mittlerweile fertig und ausgelaugt sind.

So oder so haben nur die Piloten von AirBerlin eine echte Chance auf eine Weiterbeschäftigung (mit Lohneinbußen) in übernehmenden Betrieben. Die Flugbegleiterinnen – vor allem die älteren Angestellten – müssen sich höchst wahrscheinlich einen ganz anderen Job suchen. Bodenpersonal ist eh längst outgesourct.

Und die Verwaltung? Keine der die AirBerlin eventuell übernehmenden Gesellschaften wird sich zwei Verwaltungen leisten. Und das ist allen Mitarbeitern dort klar. Denen ist auch klar, das dieser Millionen-Hokuspokus eine einzige Verarsche ist.

Der Millionenkredit sorgt lediglich für etwas Ruhe vor der Wahl. Diese Ruhe stören nun die Piloten. Vermeintlich. Die eben genau nicht nur alleine im großen Stil sich krank schreiben lassen im Unternehmen. Bei AirBerlin ist es gerade mit den Hotlines und mit den CheckIns nicht anders – überall sind dort Mitarbeiter „krank geschrieben” – oder warum glaubt die Öffentlichkeit steht man an AirBerlin-Schaltern auf Flughäfen zur Zeit stundenlang an? Es läge eigentlich in der Verantwortung der hiesigen Journalisten das zu thematisieren. Tut der Journalismus aber nicht.

Eine Bekannte von mir – in der Verwaltung tätig – ist auch krank geschrieben seit zwei Wochen. Sie kann nicht mehr. Sie hat bereits seit Monaten für fünf gegangene und nicht mehr ersetzte Mitarbeiter gearbeitet – und sie braucht jetzt ihre Kräfte, um sich ihrem persönlichen künftigen Bewerbungskampf zu stellen. Sie hat jetzt schon Wochen hinter sich in denen sie arbeitete ohne zu wissen, ob sie wirklich am Ende des Monats ein Gehalt erhält. Bei den Leuten liegen die Nerven blank. Etwas mehr Respekt bitte diesen Menschen gegenüber.

AirBerlin ist insolvent. Die Schuld darin liegt aber nicht bei den Mitarbeitern. Zu keiner Zeit lag sie da – auch jetzt nicht! Die Schuld liegt im Missmanagement der Geschäftsführung. Die ganz alleine ist an dem heutigen Zustand dieser Fluggesellschaft schuld.

Die Schuld tragen nicht die Piloten, die nun in ihrer Verzweiflung auf stille Weise auf diesen unwürdigen Ausverkauf aufmerksam machen. Deren Arbeitsplätze sind eh nicht mehr zu retten. Die Gesellschaft ist nicht mehr zu retten – denn man hat nun seit Jahren schon versucht: AirBerlin irgendwie „zu retten”. Es funktioniert nicht.

AirBerlin ist kaputt saniert. Die Gesellschaft wird zerschlagen werden. Auf die Wünsche und Gefühle der (langjährigen) Mitarbeiter wird gepfiffen werden.

Jetzt den „gut bezahlten” Piloten als Buhmann hinzustellen – ohne sich auch nur einmal die Mühe zu machen, einen solch krank geschriebenen Piloten zu einer Aussage in der Berichterstattung einfließen zu lassen: das ist der deutsche Journalismus im Wahlkampf. An keiner Stelle habe ich gelesen, dass einem AirBerlin-Mitarbeiter irgendwo eine Stimme gegeben worden ist. Es wird über sie geschrieben aber gefragt werden sie nicht. Verschwiegenheitsklauseln hin oder her. Dieser Journalismus verletzt journalistische Grundsätze und dient der politischen und wirtschaftlichen Lobby wie der drogensüchtige Stricher auf Turkey.

Und noch einmal: Krankschreibungen töten kein Unternehmen, das eh schon tot am Boden liegt. Das kleine Werbegeschenk, die Ruhe vor der Wahl, das sich die Große Koalition so schnell einverträglich selbst gemacht hatte mit dem AirBerlin-Kredit, es funktioniert so nicht.

Das ist auch ganz gut so.

2017-09-10

Beerdigung

Freitag war dann die Beisetzung vom verstorbenen Vater in der Urne. Wieder eine Beerdigung ohne Worte. Dieses Mal war ich darauf vorbereitet und insofern nicht mehr ganz so schockiert, wie ich es sehr war als die 104jährige Mama, Oma und Urgroßmutter beerdigt worden ist. Ein wundervoller Mensch, lebendig und liebevoll bis zum Schluss, drei Generationen – und all die, die diesen Abschied organisiert hatten (andere wurden nicht einbezogen), hatten nicht ein Wort für die Frau übrig. Nur Musik. Hätte nicht eine ihrer „Bibliothekskinder”, Oma arbeitete in Köpenick in einer Bibliothek und der Kontakt zu ihren deutlich jüngeren Kolleginnen hielt bis zum Schluss, wenigstens ein Gedicht von Fontane am Grab aufgesagt … ach nee, nicht schön. Gar nicht schön war das!

Und dann hat man die Frau, die Zeit ihres Lebens die Natur und den Wald liebte und sehr gerne in ihrer langjährigen Wohnung in unterster Etage wohnte, weil sie dort fast im Garten wohnte, in so ein Marzahner Plattenbau-Grab gestellt (diese hochwändigen Grabschränke, in denen die Urnen hinter Marmorplatten verschwinden). Für Mutti nur das Beste, wie man es selber meint es so für sich haben zu wollen. Kaum einen Gedanken daran zu verschwenden, was Mutti wirklich für sich gewollt hätte.

Schlussendlich ist es so, wenn man nicht vorher klipp und klar abklärt – oder wenigstens im sofortigen Zugriff es aufschreibt – wie man seinen eigenen Abschied sich wünscht oder vorstellt, wird man so begraben werden, wie andere es für sich selbst wünschen. Im Grunde ist jetzt der Vater auch so so beerdigt, wenn auch deutlich schöner als die Oma auf dem gleichen Friedhof, wie sich die Mutter es für sich selbst vorstellen kann. Der neueste Trend: Urnen werden um einen Baum in einer abgesteckten Baumscheibe in Gräber abgedeckt mit runden Metallplatten in einer Art Gemeinschaftsgrab beerdigt. Der Partner kann später dazu gelegt werden. Sehr kleines Grab, dessen Pflege genauso obsolet sein kann, weil der Friedhof eh etwas Grün auf die Scheibe pflanzt, wie man es aber auch pflegen kann – wenn man es wünscht bzw. noch kann.

Es sind dann doch erstaunlich viele Menschen zum Abschied nehmen gekommen. Menschen, die zwar im gelebten Alltag der Eltern kaum noch vorkamen – wer mag es ihnen verdenken, besuchen konnte man die Eltern in der Wohnung nicht mehr. Und raus konnten die Eltern nur noch selten. Wenigstens wollte man die Witwe bei diesem schweren Gang unterstützen.

Auch die Mutter des Verstorbenen, im neunten Lebensjahrzehnt, familiär unter „die Hexe” laufend, der Bruder – zu denen der Verstorbene keinen Kontakt mehr hielt – sind auf den Friedhof gekommen. Die Schwester zu der der Verstorbene wohl auch kaum Kontakt hielt, wenngleich man sich nicht gram war, kam extra nicht aus dem anderen Bundesland angereist, um nicht auf diesen Teil der Sippe stoßen zu müssen. Die Tragik, dass sie in der Woche in der er im Sterben lag, gerade in Berlin weilte. Mehrschichtige Stimmung also, Menschen, die sich gar nicht mehr die Hände reichen wollen und es nun doch taten. Und trotz der unschönen Geschichten, die ich natürlich im Laufe der Jahre immer wieder mal hörte: keine Mutter sollte verdammt noch mal am Grab ihres Sohnes (oder Tochter) stehen müssen.

„Wir gedachten N. M. in der Musik.” So heißt es dann, wenn der arbeitslose Trauerredner sich kurz vor der Urne verneigt und die Anwesenden auffordert, die eigenen Blumen wieder an sich zu nehmen und zum Auszug aus der Kapelle draußen ein Spalier zu bilden. Die Musik aus der Klischeekiste (okay, der CD-Sammlung zufolge war der Mann auch Klischeemusikliebhaber): Conquest of Paradise, Time to Say Goodbye. Geht immer in solchen Momenten! Kann man nichts falsch machen, Songs, die in dieser Umgebung auch Leuten feuchte Augen bescheren, die vielleicht gar keinen realen Grund dazu haben müssten.

Drei Songs, ein Spalier, ein kurzer Gang hinter die Kapelle zum Grab, ein bisschen am Grab stehen. Außerordentlich viele Blumene. Im Grunde nicht mal große Beileidsbekundungen an die Ehefrau, vor allem nicht an die Mutter. Allgemeine Verabschiedung. Der Rest: Abgang zum Essen.

69 Jahre Leben. Und das war's dann. Formeller Abschied, Teil eins.

Formeller Abschied, Teil zwei, führte uns in den Ratskeller in der Köpenicker Altstadt. Dort, wo er immer noch mal hin wollte, aber wie es mit Kellern so ist: es führen Treppen in den Keller, die befährt kein Elektrorollstuhl. Das Buffet war mehr als ordentlich, gutes Brot, frische Salate, Mozzarella Caprese mit Analogmozzarella, gedünsteter Fisch mit Kräuterkruste an frischem Gemüse, dto. die etwas trockene Hühnerbrust und Sauerkraut mit Haxe satt. Zum Dessert Mohnpielen, Berliner Luft und Rote Grütze. Was ich übrigens nach wie vor so sehr schätze an den älteren Generationen, vor allem denen aus dem ehemals Ostsektor dieser Stadt kommend: da wird kein Gewese um das Essen gemacht! Durchaus erholsam, wenn einfach nur gegessen wird, sich alle über eine Haxe freuen und nicht einmal das Wort „Glutamat” fällt.

Über den Verstorbenen wurde so gut wie gar nicht gesprochen – außer vielleicht von denen, die von außerhalb angereist waren und über die Jahre noch etwas Update in seiner Entwicklung bzw. Nichtentwicklung haben wollten. Naja. Ich weiß nicht, vielleicht ist das auch eine familiäre Sache von Pragmatismus: was weg ist, ist eben weg. Bei den Beerdigungen in meiner Familie wurde dann doch immer etwas mehr über die gesprochen, wegen denen man sich aus traurigem Anlass zusammen gefunden hatte.

Schön im Unschönen: der Mutter geht es im Moment erstaunlich gut! Sie scheint zu sich zu kommen, zu erwachen. Sie ist einer neuen Therapie und dem vorsichtigen Abbau der, sie so emotionslos machenden, Medikamente gegenüber nicht abgeneigt. Auch dem Thema Tagesklinik öffnet sie sich immer mehr. Dass Freunde sich ihr nun wieder zuwenden, tut ihr gut. Die Blumen auf dem Balkon, den ich neulich für sie putzte und bepflanzte, die gießt sie fleißig und freut sich über die Blumen. Und kommentiert das sogar von selbst. Ich, für meinen Teil, bin wirklich voller Hoffnung, dass sie jetzt vielleicht noch mal ohne diesen Ballast in ihrem Leben, die Kurve bekommen kann.

Tsja, manchmal muss einer erst dafür sterben.

Ich indes werde in den nächsten Tage eine Rede schreiben, von der ich mir wünsche, dass sie zu meiner Abschiedsveranstaltung vorgelesen wird. Und ich werde die Songs aufschreiben, die ich mir wünsche, dass sie gespielt werden sollen (und auch aufschreiben, warum gerade diese Songs gespielt werden sollen.) Ich fürchte, das sind vielleicht nicht so die Lieder, die dem Anlass angemessen sein werden – nach heutigem Beerdigungsstandard – dafür sind es dann meine Lieder.

Ich möchte keine Stille. Ob überhaupt jemand da sein wird, der etwas über mich sagen könnte, ist unwahrscheinlich. Familie ist da kaum (gehen wir davon aus, ich werde älter als der bisherige Durchschnitt meiner Familie). Wohl eher Freunde. Ich möchte da keine Mühe machen, aber ich möchte in meinem letzten Moment post mortem danken und vielleicht noch einen Lacher spenden.

Ich möchte, dass auf meiner Beerdigung gelacht wird. Viel, herzlich und laut. Vielleicht sogar über mich. Das fände ich knorke.

Leseempfehlung

Die AfD ist für gar nichts die Alternative. Punkt. Warum aber die FDP genauso wenig eine Alternative für oder gegen Merkel, pro und contra Schulz (wie man es immer sehen möchte) ist, … ach lest selbst:

Programm der FDP – Warum uns mit Merkels Praktikant die Krise droht.

2017-09-09

Franzl!!!

Ich hatte mir als Erben für die vor fünf Wochen verstorbene Nachbarkatze Paula einen Kuhkater gewünscht. (Purer Egoismus, mir fehlt Lino. Und Kuhkater sind's einfach irgendwie.) Naja, man kann ja als Ferienpflegebeauftragte ruhig mal Wünsche äußern.

Gestern Abend fuhr die Nachbarin sich um 18:00 Uhr einen 9jährigen Kater einer Kollegin angucken (ein zweites Baby, da ist die Katze zuviel – no comment.)

Um 20:00 Uhr hat sich ein aufgeweckter neuer vierbeiniger Freund in meine Hand geschmiegt und bewundern lassen (bildschön bis hin zur weißen Schwanzspitze im schwarzen Schwanz).

Ein perfekter freundlicher Kuhkater. Namens Franz.

2017-08-25

Aprikosen-Desaster 2017

Ich habe in diesem Jahr versucht Aprikosen in allen Varianten für traurige aprikosenfreie Zeiten zu konservieren. Also habe ich sie eingefroren, eingeweckt und als Kompott eingemacht. Und überhaupt kein Glück dabei gehabt. Na gut, von den eingefrorenen Aprikosen kann man das noch nicht sagen – aber die eingeweckten Aprikosen waren kurz vor dem Hochgehen. Das Kompott schimmelte.

Hat jemand Ideen? Oder sind Aprikosen dafür einfach nicht gemacht?

2017-08-24

Tempelhofer Feld

Heute mit den Kumpanen aus der Maßnahme für Glück und Lebensfreude wieder einmal auf dem Tempelhofer Feld gewesen: Drachen steigen lassen. Für Nichtberliner: auf dem ehemaligen Flugfeld vom Flughafen Tempelhof geht eigentlich immer ein bisschen Wind. Deswegen weiß man auch immer, wenn man auf diesem Feld ist, dass Berlin doch am Meer liegt.

Dieses Feld ist so toll, immer wieder. Es hat einfach ein irre gutes Energiefeld. Es ist als würde man dort auf einer riesigen Tankstelle liegen, laufen, stehen, skaten, Rad fahren – was auch immer – und Kraft tanken. Dieses Feld ist einfach ein Stück Wunder.

Und wir hatten viel Spaß mit unseren Drachen. Ein Mignon-Drache hatte das Weite gesucht und überquert vermutlich gerade die Ostsee. Aber am Besten flog der Star Wars-Drachen für 2 Euro 99 vom MäcGeiz so vor sich hin. Habe seit heute großen Respekt vor Star Wars-Drachen.

Den lustigen Clowns-Drachen hatten wir dem nebenan befindlichen Ehepaar mit zwei Jungen aus den Niederlanden zum Spaß haben leihweise überlassen. (Und die hatten Spaß!) Verdammt, wieder vier Leute mehr, die diesem Ausland erzählen werden, dass wir Berliner so verdammt nett sind.

(Aus der Reihe: Als ich dieses Blogpost schrieb, habe ich eine Mücke getötet. Mit Mücken habe ich es nicht mehr so in diesem Jahr. Mückenoverload.)

2017-08-22

Meldung

Ich bin gerade etwas faul im Blog. Die letzten zwei Wochen waren durchaus bewegt, wir haben die Mutter der besten Freundin versucht zu begleiten hinsichtlich der Trauer, ihres Zustandes im Allgemeinen und ihrer künftigen Wohnsituation im Speziellen.

Die Wohnsituation … sehr sehr gruselig, trotz hochgradiger Pflegestufen, die Wohnung – die wir seit Dezember mehrfach selbst geputzt haben und eigentlich für gutes Geld regelmäßig gereinigt verstanden hatten über das Pflegeunternehmen – in einem noch viel schlechteren Zustand als jemals zuvor – als die Mutter nämlich selbst noch keine Pflegestufe hatte.

Gestern sollte die Mutter erstmals wieder in der (für viel Geld von einem Profiunternehmen komplett gereinigten Wohnung … naja) übernachten. Da kam die Physiotherapeutin vorbei, die erzählte, dass die Eltern (wir erinnern uns: der Vater nach seinem letzten Krankenhausaufenthalt wirklich auf Pflege angewiesen mit mindestens täglicher Reinigung seiner Atemgeräte) teilweise bis zu vier Tage komplett unversorgt blieben. Es ist nicht auszuschließen, dass die Eltern vielleicht die Termine selber abgesagt hatten – nur hätte es dann Meldung bei der Tochter geben müssen. Nichts. Außer Geld kassieren. Offensichtlich wurde mehr Pflegestufe, mehr Geld verstanden als weniger Leistung erbringen müssen. Ich habe schon seit einigen Tagen das Gefühl, dass sich das noch zum Krimi entwickeln könnte.

Man, man, man. Wer in diesem Land auf Pflege angewiesen ist und niemanden mehr hat, der ständig auf deren Qualität guckt – der hat verloren!

Gestern noch schnell zu zweit den Keller ausgeräumt. Heute war Sperrmülltermin, der die nicht mehr so schönen Matratzen abholen sollte, die Kleidung vom Vater und diversen medizinisches Gerät, das anderen nicht mehr zumutbar ist. Das wollten wir kurzerhand nutzen. Gefühlte Millionen von Schrauben, gesammeltem Geschenkpapier, Reiseprospekten (!) und Übertöpfe entsorgt. Plastikaufbewahrungsbehälter! In allen Variationen mit Netz und ohne, mit Deckel und ohne. Es war offensichtlich des Vaters große Leidenschaft Behältnisse aus Plastik zu sammeln. Ich glaube nicht, dass ich lüge, wenn ich sage, dass wir alleine acht Sperrmüllsäcke nur mit solchem Plastikkram befüllt haben. Und glaubt nich, wir hätten jetzt die Mutter in absoluter Tupperwaren-Armut zurück gelassen. Direkt ein angestrengtes Verhältnis zum Keller bekommen. Wieder einmal begriffen, wie wertlos die Dinge werden, die einmal Wert hatten. Dinge gefunden, die in der Geschichte, den Vater noch einmal mehr als Arschloch gegenüber seiner Tochter präsentiert haben.

Ich habe keine Ahnung, was diesen Mann dazu getrieben hatte in seinem Sein so ein Unmensch den Menschen gegenüber zu sein, die er eigentlich hätte lieben, beschützen und glücklich machen sollen. Da gibt es keine Entschuldigung, auch nicht in einer verkorksten Kindheit.

Gestern früh die Idee gehabt der Freundin, die doch so wenig essen kann, aus den wenigen Dingen die sie verträgt schnell ein Macadamianuss-Krokant gemacht. Das ihr offensichtlich gut getan hatte. Also im halbwegs vertragen können und in der Freude.

Apropos Freude: ich weiß, ich bin spät mit meinem Dankeschön – aber ganz lieben Dank für die liebevolle Katzenunterstützung, auch im Namen von Tally und Shiinchen. Das ist mir immer eine große Freude und den Katzen sowieso! Danke!

2017-08-12

Das pure Leben bis zum Tod

Was für eine Woche. Kaum den Italienischkurs und eigene gesundheitliche Probleme in der vergangenen Woche verdaut, Sonntag der Anruf von der weltbesten Freundin (in Aachen weilend, um dort die Asche vom Onkel des weltbesten Freundes zu beerdigen und den anderen krebskranken Onkel zu besuchen), ich solle die Mutter zusammen mit dem Enkel einsammeln und ins Krankenhaus. Der Vater, der dort seit einigen Wochen im mehr oder wenigen wieder kritischen Zustand lag, wurde erneut auf die Intensivstation verlegt, nun neu: Nierenversagen.

Ein Déjà vu vom Dezember letzten Jahres, als der Vater noch einmal sehr gnädig eine Chance, von wem auch immer, und wie durch ein Wunder (hartes Arbeiten von Medizinern und Pflegepersonal) erhalten hatte, die er – das muss man so hart sagen – nicht genutzt hatte. Der eh schon im innern nicht so schöne, noch mental gereifte Mensch, der es im Vorfeld schon geschafft hatte vom Hausarzt der Praxis verwiesen zu werden, da er zu offensiv ablehnte an seinem Gesundungsprozess mitzuarbeiten – und deutlich unterhalb der üblichen Zeit aus der Reha entlassen wurde „Wenn Sie nicht mitarbeiten, können wir hier nichts für sie tun.” mutierte nach Sauerstoffunterversorgung, damals mehreren Wochen im künstlichen Koma und zwischenzeitlichem Schlaganfall endgültig zum Patiententerroristen.

Die Vorhersage – und dazu musste man keine medizinisch ausgebildete Fachkraft sein – dass er, wenn er seine Lebenseinstellung nicht um mindestens 180 Grad dreht, in spätestens einem halben Jahr wieder im gleichen Zustand sein würde wie in seiner letzten Krise, war nichts, was etwa als sonderlich esoterisches Glaskugelgedankgut gelten sollte.

So war dem auch. Aufnahme im Krankenhaus ins Schlaflabor, weil er nicht gut schlafen konnte. Wobei ich bis heute nicht verstanden habe, was ein Mensch, dem die Lunge unter der Vorerkrankung aber eben auch Adipositas im körpereigenen Wasser absäuft, in einem Schlaflabor zu suchen hatte. Dort stellte man also fest, dass seine Lunge voller Wasser war, der Zustand wieder extrem kritisch, verlegte ihn auf die Intensivstation und ins künstliche Koma und prognostizierte ihm ein künftiges Leben als Pflegepatient an der Beatmungsmaschine.

Alle Versuche ihn ins aktive Bewusstsein zurück zu holen scheiterten, weil er sich mit der Beatmung nicht abfinden wollte. Natürlich ist es eher Panik fördernd aufzuwachen und fremdbestimmt beatmet zu werden – nur muss man da leider durch. Und wenn man sich diesem Prozess verweigert, hat man eher keine Chance auf … irgendwas. Von Genesung konnte man in diesem Fall eh nicht mehr sprechen.

Einige Tage auf einer anderen Station in Quarantäne. Nun Keimbefall – angeblich der einer anderen Patientin. Aber schlussendlich lag der Mann die vergangenen Jahre zu oft selbst im Krankenhaus, um nicht über eigene resistente Keime am Mann zu verfügen. Zwischenzeitlich wurde ein externer Betreuer beauftragt. Die einzige Vollmacht, die existierte, war eine Betreuungsvollmacht der Ehefrau, die aber aufgrund ihrer psychischen Erkrankung zu rationalen Entscheidungen eher nicht mit solchen Entscheidungen beauftragt werden sollte. Die Tochter wollte aufgrund des sehr gespaltenen Verhältnisses zum Vater künftige Entscheidungen über sein Leben nicht tragen. Der Dissens lag auf der Hand: der Patient hätte unbedingt leben wollen, das war bekannt. Sein künftiges Leben wäre aber ein Siechtum gewesen und somit ein Albtraum – und zwar für alle Beteiligten.

Das Wochenende stand an mit dem Beerdigungstermin des Onkels. Die Diskussion, ob sie nun nach Aachen fahren sollte oder auch nicht? Das Hinfahren ein emotionaler Herzenswunsch. Schlussendlich hätte der Vater jetzt auch noch Monate so liegen können, wie es aber auch jederzeit zur Krise kommen hätte können. Insofern sagte ich zu im Notfall die Begleitung und aktive Betreuung der Mutter zu übernehmen. Und natürlich legte sich der Vater ganz unbewusst ins Zeug, der Tochter auch diese Reise möglichst schwer zu machen. Denn, wie schon geschrieben, Sonntag wurde er zurück auf die Intensivstation verlegt mit dem Nierenversagen.

An dieser Stelle: sollte jemals jemand meiner Mitlesenden in die Versuchung zu kommen in Berlin im Neukölner Krankenhaus auf die Intensivstation 2 zu kommen: flieht! Ein einziger Schlachthaufen. Uninformierte Ärzte, dass man immer wieder Zweifel haben musste, sie würden jedes Mal von einem anderen Patienten sprechen. Plumpe Versuche Unterlagen nicht rausgeben zu wollen. Angehörige, die wegen des kritischen Zustandes in die Klinik berufen werden, lässt man über eine Stunde im Vorraum warten ohne irgendeine Nachricht. (Schlussendlich war der Patient in einer Untersuchung und alleine diese Information hätte viel Stress bei der Mutter, die hochgradige Angstpatientin ist, vermieden.) Sehr unangenehme Erfahrung.

Der Mann war verkeimt, das war bekannt. Der Magen-Darm-Trakt wohl schon seit Tagen befallen, was man bis Sonntag den Angehörigen allerdings nicht mitgeteilt hatte. Und was dafür sprach, dass er nämlich der Keimträger war, der zur Isolierung führte – was mir dann sehr leid tut für die Patientin, die vorher mit ihm zusammen gelegen hatte. Was aber auch ganz deutlich macht, wie immer noch so schlecht in Deutschen Krankenhäusern mit MRSA umgegangen wird. Nun konnten die Nieren nicht mehr, eine Herzkatheteruntersuchung ergab speziellen Bakterienbefall auf einer Herzklappe, die es nun auszutauschen galt, vorher hätte man den Mann nicht an die notwendige Dialyse hängen können, sonst würde der Keim im gesamten Körper verteilt.

Wir hatten hier also einen aktiven Sterbeprozess. Das beginnende multiple Organversagen, einhergehend mit einer Sepsis bei einer sehr schlechten Zukunftsprognose. In sehr vielen anderen Ländern, wo die gesundheitliche Versorgung über ganz andere Finanzierungsmodelle definiert wird – oder es die durchaus hochfähige medizinische Versorgung gar nicht gibt – hätte man den Mann jetzt sterben lassen. Insbesondere hätte er eine Patientenverfügung verfasst und unterzeichnet.

Schwierig, denn immerhin hatten wir schon im Dezember gedacht, er würde die Krise nicht überleben, hatten die Ärzte ihm damals keine 24 Stunden mehr gegeben. Wer will da entscheiden?

So aber – und eben in dem Bewusstsein, der Patient hätte leben wollen – wurde er in das Herzzentrum vom Virchow Klinikum von Neuköln in den Wedding verlegt und noch in der Nacht operiert. Unter dieser OP hatte er als erstes einen 30minütigen Herzstillstand. Die Entscheidung die OP dennoch durchzuführen, traf der Operateur, weil klar war: einen zweiten Versuch würde es nicht geben. Es wurde also noch einmal sehr viel Energie von Ärzten und Pflegekräften und sehr viel Geld in diesen Patienten versenkt. Montag vormittag – die Tochter hielt die ganze Zeit telefonischen Kontakt – die Nachricht, wir sollten schnellstmöglich kommen.

Also wieder Enkel (aus Kladow) die Mutter (aus Köpenick) eingesammelt. Wir, Enkel und ich, die wir nicht von Medikamenten im Denken ruhig gestellt waren wie die Mama, mit dem Wissen, was uns dort erwarten würde und in der Sorge, es nicht rechtzeitig zu schaffen. Unter dem Aspekt wirkte der kurze Aufenthalt in der Aufnahme, wo die Mutter allerlei komische Fragen hinsichtlich des Datenschutzes, künftiger Rehaorganisationen und somit Entbindung von Schweigepflichten noch zu unterzeichnen hatte, äußerst surreal auf mich. Unterschriften für eine Zukunft, die es nie geben würde.

Dann im Vorraum zur Intensivstation sofortige Benachrichtigung, dass gleich jemand zu uns kommen würde – und ganz anders als im Neukölner Krankenhaus, konnte man sich hier wenigstens in der Gefühlsnot an einem Wasser- oder Kaffeebecher emotional festhalten. Der Chefarzt erklärte uns dann in einem ruhigen Zimmer – vor allem der Mutter (deren Neigung zum möglichen Suizid in den Akten immer vermerkt wurde) sehr behutsam den Zustand des Ehemannes, der klipp und klar „aktiver Sterbeprozess” lautete mit einer Prognose, dass er den Abend nicht erleben würde.

Schlussendlich hatte man den Mann solange an den Apparaten gehalten bis wir kamen. Seine Chance am Vormittag seine Werte zu verbessern, konnte der Körper nicht nutzen. So lag der Mann mit offenem Brustkorb (natürlich abgedeckt), zwecks etwaig notwendiger direkter Reanimation am Herzen, durch von den Maschinen suggerierten stabilen Werten vor uns. Man versicherte uns, dass er durch die Medikamente tief schlafen würde und keinerlei Schmerzen haben würden – da hier mit der möglichen Höchstdosis versorgt.

Was für mich – als vergleichsweise neutrale Begleitperson, ich hielt an dem Mann emotional deutlich weniger Aktien, als ich sie z. B. bei der Mama meiner Freundin halten würde – mitgenommen hatte, war, dass eben jene Mutter bis zu diesem Moment deutlich ausgeblendet hatte, dass ihr Mann dieses Mal wirklich sterben würde. Sie glaubte bis zu diesem Montag an seine Wiedergenesung durch die Operation und auf ihre Frage in den Raum gestellt „Was das denn alles heißen würde?” ihr – alle professionelle Behutsamkeit des Arztes zunichte machen zu müssen – klar sagen zu müssen „N. wird jetzt sterben, wir müssen uns nun verabschieden”, das war und ist auch im Nachgang für mich eine Hausnummer, die ich noch zu verarbeiten habe. Es ist ein Unterschied, ob man diesen Sachverhalt für sich im Stillen realisiert oder ihn nach außen kommunizieren muss. An die Person, die maximal darunter leiden wird.

N. hatte ein ruhiges Zimmer ganz am Ende der Station, wo wir in aller Ruhe Abschied nehmen konnten. Wir wurden sehr umsorgt von den Ärzten und dem Pflegepersonal, wurden ständig erinnert, dass man uns für alle Fragen oder Wünsche bereit stünde. Ich durfte im Vorraum telefonieren. Es war ein völlig anderes Erleben von Intensivstation als im Krankenhaus Neuköln und ich bin sehr froh, für den Mann und seine Frau und Enkel, dass der Mann im Herzzentrum gehen durfte.

Die telefonische Rückversicherung der sich auf der Autobahn befindlichen Tochter, dass wir nicht auf sie warten sollten, ihn nicht länger leiden lassen sollte. Telefonate, die der Mensch nicht braucht. Mit Kommunikation dieser Nachricht an den Arzt, einer letzten Blutuntersuchung mit trostlosem Resultat und seit unserem Eintreffen stetig sinkenden Pulsschlag, war die Stimmung gesetzt. Ich animierte seine Frau ihm noch schöne Worte mit auf den Weg zu geben oder mit ihm von den schönen gemeinsamen Momenten zu sprechen, einzig zur Sicherheit, falls er im Innern jenseits der Medikamente doch etwas mitbekommen sollte, dass ihn dabei schöne Erinnerungen begleiten sollten. Seine Tochter arbeitet in der Hospizbegleitung, ich habe viel von ihr gelernt über das Gehen und ich wollte es in ihrem Sinne für ihn richtig machen. (Denn wenn sie auch mit ihrem Vater seit längerem abgeschlossen hatte, ist sie ein liebevoller und fürsorgender Mensch, der solche Dinge korrekt händeln würde und dabei über jeden Schatten springen würde.)

Irgendwann das Gespräch mit der Ärztin der Nachmittagsschicht, die sehr deutlich sagte, dass man bei dem jetzigen Pulsschlag üblicherweise reanimieren würde aber sie das in seinem Fall nicht mehr tun werden. Sie legte indirekt direkt das Abschalten der Geräte nahe, im Grunde lag vor uns ein toter Mann. So war schon die Aussage vom Chefarzt eine Stunde zuvor, als ich nochmals auf den Betreuer hinwies, dass diese Entscheidung über den Zeitpunkt alleine bei den Ärzten liegen würde.

Also musste ich der Mutter sagen, dass wir nun Abschied nehmen müssten und in den nächsten 15 Minuten die Maschinen abgestellt würden. Die Frage der Ärztin, ob wir dabei bleiben wollten, beantwortete die Mutter mit einem „Nein.”, ich mit meinem „Ja.” (das war mein Job hinsichtlich meiner Aufgabe als Freundin, sie hätte ihn nicht alleine sterben lassen) und der Enkel mit „Ja. Aber er würde bei seiner Oma bleiben.” Daraufhin schickten wir die Ärztin wieder raus und sprachen mit der Mutter (Angstpatientin!), wovor sie denn jetzt Angst hätte? Der Enkel und ich erklärten ihr, dass es auch für sie wichtig wäre (später), wenn sie ihren Mann jetzt begleiten würde und dass sie keine Sorgen haben müsse, dass er irgendetwas mitbekommen würde oder in irgendeiner Weise reagieren würde. Sie ließ sich überzeugen. Und die Ärztin freute sich sichtlich, dass wir dabei bleiben wollten, weil das wohl doch nicht so viele Angehörige tun würden.

Dann gab es noch einen surrealen Moment als ich sie fragte, ob sie ihm nicht nochmal (im lebendigen Zustand) zum Abschied einen Kuss geben wollte, was sie (man muss einfach verstehen, dass sie unter ihren Medikamenten sehr fremdgesteuert ist und eigene Bedürfnisse kaum angehen kann, noch kommunizieren kann und man deswegen ein bisschen für sie mitdenken muss und ihr Handeln ständig anleiten muss) dann auch versuchte. Das funktionierte nicht, sie kam nicht an ihn heran, weil sie einfach zu klein und – so deutlich muss man es sagen zu dick – ist, ich bot ihr an, dass uns da der Pfleger sicherlich behilflich sein konnte. Aber so wichtig war es ihr nicht, nun, der Versuch zählt.

Und so hielt der Enkel sie, während sie die Hand ihres Mannes hielt und ich streichelte seine andere Hand. Währenddessen stellte die Ärztin die Maschinen aus, am Anfang noch erklärend bis sie bemerkte, dass von ihren Ausführungen eh nichts bei der Ehefrau ankam und ging hinaus und wir konnten bleiben in der dann doch (für mich sehr) angenehmen Stille ohne das den kritischen Zustand des Patienten tonal begleitende Gepiepe.

Der Vater regte sich natürlich nicht – man ließ im Sterben das Narkotikum und Schmerzmittel hochdosiert weiter laufen –, wurde recht schnell gelb. Zehn Minuten später stand der Seelsorger im Zimmer, der die Mutter sehr liebevoll versuchte aufzufangen, was sie aber störrisch ablehnte, denn Seelsorger ist irgendwas mit Kirche und das bräuchte sie nicht. Es gab Angebote an uns, den Vater später noch einmal im Ruheraum jenseits der Maschinen verabschieden zu wollen, was sie ablehnte (und was, wie ich wusste, die Tochter auch nicht mehr brauchen würde, denn sie hatte sich auf ihre Weise verabschiedet.)

Dann machten wir uns auf den Weg. Sie stürmte mit dem Enkel raus, während ich mich noch einmal bei der Ärztin und dem Pfleger bedankte, die „Zum Abschied-Informationsmappe” in die Hände gedrückt bekam und wir fuhren zu mir uns mit Kaffee und Kuchen zu betäuben bevor wir nach Kladow fuhren, um dort die Tochter am Abend zu empfangen. Die Oma saß auf dem Sofa (thank god to those cute little pills!), der Enkel, dem ich allen Respekt zolle, dass er das mitgemacht hatte und bei seiner Oma und Opa geblieben ist, das macht auch nicht jeder junge Mensch mit) kuschelte mit dem Kater und bereitete später das Abendessen, ich therapierte mich im großen Garten mit dem Gießen der Blumen und kescherte die Insekten bzw. die Kiefernnadeln aus dem Pool.

Langes Blogpost, kurzes Fazit: bleibt bei Euren Angehörigen, wenn sie so ruhig gestellt und im Grunde planbar auf der Intensivstation gehen werden. Es tut wirklich nicht weh, es passiert nichts, man muss davor keine Angst haben. Aber es ist das Letzte, das man dem Sterbenden mitgeben kann: dass er/sie es nicht alleine gehen muss. Die Mutter ist jetzt im Nachgang froh, dass sie bei ihrem N. geblieben ist. Und das ist, was dann bleibt in der Trauer. Ein gutes Gefühl.