2016-07-12

Mache ich morgen …

Hier und da ließ ich schon durchscheinen, Orthopäden sind nicht so mein Ding. Wenn ich zum Orthopäden gehe, dann ist der Status „kurz vor Kopf ab” oder so ähnlich. Wenn ich in einem Wartezimmer eines Knochendoktors sitze, dann habe ich es wirklich wirklich nötig, höchstwahrscheinlich schon alles ausprobiert (sofern kein akutes Traumageschehen).

Meine Abneigung fängt schon damit an, weil jede orthopädische Praxis wie ein Mastbetrieb aufgebaut ist. Im Wartezimmer sitzen Massen von Menschen, am Thresen stehen Schlangen von Menschen. Wenn Orthopäden könnten, würde es ihrem Image nicht schaden, hätten die schon längst Wartezimmermarkenautomaten verteilt. Sitzplatzzuordnung per Nummer. Mit Leitsystem, weitere Verwendung der Nummern in der Vorsprechzimmerwartezone und im Röntgenbereich, später auch für die Physio verwendbar. Degradierung zur Nummer. Namen und Persönlichkeit sind in jeder orthopädischen Praxis nur noch notwendiges Übel.

Die orthopädische Praxis, die ich mir neulich bei meinem Schulteraussetzer (also neulich, 2013) aussuchte, ist eine Durchgangsarztpraxis. Die spielen in der Königsliga dessen, was ich oben beschrieben habe. Die haben aber den unbedingten Vorteil, dass ich da morgens hingehen kann, mich anmelden kann – ganz ohne Termin – und mir sagen lasse, bis wann ich zu Hause meinen Kaffee trinken kann, um wiederzukommen. Unschätzbarer Vorteil (wenn man laufen kann), der alles überwiegt. Deren Wartezimmer ist eine einzige Schlachtbank. Zum Glück wird dort recht wenig Deutsch gesprochen, der Oberdoc ist türkischer Herkunft, so also auch alle medizinischen Fachangestellten, um die zumeist türkisch sprechenden Patienten in deren Landessprache bedienen zu können.

Mein persönlicher Eindruck: Nein, Deutschland ist nicht gut zu seinen Migranten. Ich sehe dort Menschen, die sich einfach kaputt gearbeitet haben. Ausgebrannt. Am Ende.

Für mich hat das den Vorteil, dass ich das Leid sehe es mir aber nicht anhören muss, denn ich verstehe kein türkisch. Ich wertschätze diesen Sachverhalt sehr. Kommt man dann dran, wird man in ein Sprechzimmer geführt, in dem man eine weitere Zeit X wartet (denn wie in jedem ordentlichen Schlachtbetrieb werden mehrere Sprechzimmer bedient und zwischendurch das Spritzenzimmer abgefeiert.) Im Spritzenzimmer ist generell Hochsaison. Es wird sehr gerne genutzt, um eine flinke Zwischensprechstunde abzuhalten, auf Privatsphäre wird prima gepfiffen. Haben ja eh fast alle das Gleiche.

Aber bevor man bei der Erstkonsultation vom Sprechzimmer, wo man knappe einskommafünf Minuten dem Schlächter vom Fach einen Hauch von Beschwerdebeschreibung servieren durfte über die Röntgenschleuse zurück ins Sprechzimmer geleitet wird, wo es in knappen zwei Minuten gerne eine pragmatische Diagnose gibt, ein Rezept, eine prima OP-Vision und dann abgeschoben wird ins Nebengelass, dem schon beschriebenen Spritzenzimmer.

Als ich „Schulter hatte”, habe ich in dieser Praxis die meiste Zeit damit verbracht zu argumentieren, warum ich keine Spritze haben wollte. Das war irgendwie ganz lustig, wenn auch im Nachhinein echt blöd von mir, denn die nur eine Spritze hatte mir doch erstaunlich viel meiner Qualen genommen – und die Schmerzen waren gut heftig. (Schmerzen vom Orthopäden gesetzt bekommen, sind noch ein ganz anderes Thema bei mir.)

Ich laufe seit einigen Wochen, realistisch betrachtet sind es nun schon auch Monate – mit eleganter Betonung auf den Plural – mit einer Sehnenscheidentzündung in der rechten Hand, vor allem Daumenbereich rum. Ich habe schon viel geschmiert, den Bereich mit einer etwas ausgenudelten Orthese ruhig gestellt (das Schmerzphänomen ist mir bekannt noch aus „Autotürzuklapp”-Zeiten und wurde bis dato immer wieder von mir eigenständig prima wegtherapiert), die am Computer verwendete Maus wieder mal gegen den Wacom-Stift getauscht. Und festgestellt, der Schmerz kommt blöderweise vom Fahrradlenker. Es ist dieser Griff in Kombination mit Gerüttel, der den Schmerz immer wieder hoch poppen lässt, der erstaunlich interessant mittlerweile durch die ganze Hand wandert.

Ich habe Muskelschwammaufbau in Wasserbädern mit essigsaurer Tonerde probiert, ein sehr aprobates Mittel mir als Teenager von einem Orthopäden empfohlen, der in Berlin als Koryphäe und Schlächter gleichzeitig galt. Als Schlächter übrigens gar nicht, weil er so brutal operierte, sondern weil er einen ziemlich derben Ton seinen Patienten gegenüber am Laib hatte, wenn die nicht so richtig spuren wollten.

Nicht richtig spuren wollten hieß dabei, nicht die von ihm verordneten Turnübungen (er kam mehr aus der Ecke Pilates, denn Chemie) machen wollen, um die ein Leben lang vernachlässigten Muskeln aufzubauen, um den Bewegungsapparat aus seiner falschen Methodik abzuholen. Im Grunde eines der approbateren, womöglich sogar einzig sinnvollen Mittel in der Orthopädie, welches nicht gerne von beiden beteiligten Seiten propagandiert wird, weil die betroffene eine Hälfte leider einfach nicht gerne Sport macht und somit nur ungerne den eigenen, dummerweise zwingend notwendigen Teil zur Genesung beitragen möchte. Die behandelnde andere Hälfte daran leider auch nicht so viel verdient. Dieser Orthopäde wäre in der heutigen Zeit immer noch ein Geschenk des Himmels, leider in diesem verkorksten Gesundheitssystem auch pleite.

Mich hatte der Mann damals geknackt, denn nachdem ich bei einem anderen Orthopäden monatelang mit Vollgips (im Hochsommer) und Ruhigstellung, Cortisonspritzen en masse (und ich war erst 13) erfolglos behandelt hatte, kam der Schmerz immer wieder, weil ich nämlich immer schon eine sehr merkwürdige Haltung beim Handschreiben habe und solange man dort nicht ansetzte, konnte das Problem im Rahmen meiner schulischen Karriere gar nicht gelöst werden.

Der Schlächter also erklärte mir, ich solle meine Muskeln in dem Arm trainieren. Schlug mir vor, warmes Wasser einzulassen im Handbecken mit einer höher dosierten essigsauren Tonerde versetzt, den Ellenbogen dort hineinzulegen und immer wieder mit der Hand einen Schwamm zusammen zu drücken. Das mehrmals am Tag einige Minuten lang.

Ich tat das und war ziemlich bald beschwerdefrei. Bis eben halt jetzt. Und jetzt funktioniert diese Methode leider nicht so richtig, was dummerweise eher auf Arthrose tippen lässt. Was quasi eine altersentsprechende Diagnose wäre, die ich persönlich aber ablehne, den so ist es eben mit dem Altern: mein Kopf möchte nicht mit meinen Knochen gemeinsam altern.

Neulich probierte ich sogar die Elektrostimulanzmethode. Ich musste ein paar Löcher bohren. Löcher bohren mit der Hand, das war mir klar, würde weh tun. Aber irgendwann machte ich es und siehe da: es tat weh. Es tat sogar am gleichen Tag höllisch weh. So richtig mit Schmackes. Nur auszublenden über die Freude über die endlich gebohrten Löcher. Am nächsten Tag: Stille, kein Schmerz. So gar kein Schmerz.

Dummerweise gestern wieder Tätigkeiten ausgeübt, die den Schmerz blitzschnell erneut um die Ecke biegen ließen. Also entweder fange ich irgendwo als Bohrermamsell vom Dienst an oder aber …

… eigentlich also brauche ich einen anderen Fahrradlenker, eine bessere Orthese für einen Moment und dann etwas Muskeltraining. Für die bessere Orthese wäre ein orthopädischer Gang aus finanziellen Gründen anzuraten. Wäre da nicht all das, was ich oben lang und breit beschrieben habe, was mich davon abhält.

Und so geht es seit Tagen, wenn am Abend die Hand besonders schmerzt, weil kaum ruhig gestellt, ich so:

„Morgen gehe ich zum Orthopäden. Gleich früh gehe ich hin!”

Ich war heute wieder nicht da und weiß auch schon, dass ich morgen und übermorgen nicht gehen werde, weil dann andere therapeutische Maßnahmen anstehen und überhaupt … vielleicht ist Freitag ja wieder das Wetter schön. Samstag und Sonntag ist zum Glück die Praxis eh geschlossen. Und Montag ist ein prima Tag zum Orthopäden zu gehen, aber vielleicht regnet es Montag lustige Hunde, Dienstag ist eh nie schön beim Orthopäden, der Mittwoch ist vergeben, der Donnerstag auch …

2016-07-11

Vertriebsoase

Was Vertriebsmitarbeiter anbelangt, scheine ich gerade 'nen echten Lauf zu haben:

„Könnten Sie bitte gucken, ob es diesen Schuh (hier Größe 39) in Größe 41 eventuell noch in anderen Filialen gibt?”

„Nein, das kann ich nicht, weil jeder Schuh eine andere Modellnummer hat.”

Technikstandort Deutschland, 2016

(Aus der Reihe: keine Pointe. Oder vielleicht doch, diese Kette (irgendwas mit einem Vogel und Innovation, blaues Logo) ist schon einmal in die Insolvenz gerasselt.)

Wie Miele mich einmal zum Geburtstag feiern einlud aber gar nicht mit mir feiern wollte …

Neulich auf Facebook in einer der Gruppen von Berliner Foodbloggern teile jemand die Einladung der Miele-Gallery unter den Linden in Berlin, die ihre fünfjährige Existenz feiern wollte. Vergangenen Samstag. Die Einladung klingt nett, Showkochen hier, Gewinnspiel da etc. Die Filiale ist nicht so weit von meiner Dockingstation gelegen. Also mache ich mich am Samstag kurzerhand auf den Weg, um, wie ich denke, dieser Einladung zu folgen und mitzufeiern, Miele-Technik gucken und lieben lernen bzw. Faszination bestätigt sehen. Irgendwas mit Erwartungen.

An der Tür wurde ich noch sehr freundlich von einer Dame empfangen, der ich erzähle, Berliner Foodbloggerkreise hätten mir gezwitschert, hier würde heute Miele gefeiert. Sie scheint professionell erfreut und verweist mich in den hinteren Teil des Ladens in Richtung Küche, denn dort hätte man gerade gekocht.

Ich folge ihrem Rat und stehe vor einer Küche, wo tatsächlich gerade fertig gekocht worden war. Ein Koch herum schwirrt, während eine junge Dame noch dabei ist, das Essen manierlich auf Tellern anzurichten. Hochkonzentriert. Sie spreche ich freundlich kurzerhand an und stelle fest, dass ich da wohl einen Moment zu spät gekommen sei. Mein Versuch von Kommunikation in einem – sollte man meinen – kundenorientierten Umfeld. Keine Reaktion, keine Antwort. Tatsächlich steht neben der Kücheninsel ein Schild auf dem angezeigt wird, dass jeweils zur vollen Stunde etwas Bestimmtes gekocht wird. Hätte man dass vorher in diesem Internet, zielgerichteter bei diesem Facebook kommuniziert, wäre ich etwas früher dort gewesen. Womöglich hätte es auch mehr Interessenten angelockt. Hatte man aber nicht. Die sind da in dieser Miele-Gallery nicht sehr expressiv.

Im Laden selbst wenig Menschen, eine Dame berät bei den Waschmaschinen. Die andere junge Dame, also die, die nicht mit mir kommunizieren möchte, richtet weiterhin Tellerchen an. Ich schleiche durch den Laden, gucke mir die sehr schicken Geräte an und genieße die Stille. Es ist so ruhig, fantastisch ruhig. Wenn Miele feiert, ist nichts laut. Kein Mensch bedrängt mich. Alles wuselt um mich herum. Jeder einzelne Angestellte für sich ist sich wichtig. Ich aber bin unsichtbar. Um diese für mich sehr skurrile Situation zu durchbrechen, denke ich, gehe ich auf die sehr schönen öffentlichen Orte und kehre einen kleinen Moment später zurück. Das Waschmaschinengespräch ist beendet, man guckt mich an, man spricht nicht mit mir. Die Angestellten sprechen und witzeln viel miteinander. „Sie feiern bestimmt, so mit sich, untereinander. Intim im Team”, denke ich. Dann gucke ich mir die Waschmaschinen an. Vermutlich bin ich immer noch unsichtbar. Auch wenn ich mich ein bisschen im Chrom der Bullaugen spiegele. Das beruhigt mich.

Die mittlerweile angerichteten Teller stehen in der Küche. Einigen Gästen werden sie im hinteren Restaurationsbereich an einen Tisch gebracht. Andere Gäste werden nicht etwa gebeten, doch auch zuzugreifen.

Eigentlich bin ich zum Feiern dort hin gegangen, gerne hätte ich mich über das und andere Küchengerät von Miele, über das was Miele zum Thema Smart Kitchen anbietet, informiert. Noch lieber hätte ich dem Geburtstagskind gratuliert, mich mit ihm gefreut, mir erzählen lassen von den vergangenen fünf Jahren an diesem Standort. Vielleicht hätte ich mit ihm angestoßen, aber es wollte nicht mit mir anstoßen. Es wollte auch nicht feiern. Es wollte nicht einmal mit mir sprechen.

Es war die traurigste Geburtstagsfeier meines Lebens. Zum Glück war es nicht meine.

Fazit: Miele kann nicht feiern.

Mein Vertrieblerinnentrainerherz hätte da sehr gerne Stimmung gemacht und den Leuten dort den Marsch geblasen. Den einzigen Eindruck, den ich Samstag von Miele gewonnen habe? Miele präsentiert sich als übersattes, elitäres und arrogantes Unternehmen. Unangenehm.

Faszinierend, jedes kleine Food-StartUp schafft es mit noch so kleinem Etat informative, herzliche und schöne Kundenevents aus dem Boden zu stampfen, auf denen man sich wohlfühlen und als möglicher Kunde informieren kann.

Mein Eventmanagerherz hätte dort gerne wirklich gerne Stände gesehen und Aktion erlebt, einen Cocktail-Stand, irgendwo eine Crepes-Produktion, Kuchen aus den Öfen, ein Wäschewettbewerb mit Waschbrettern für Kinder, Food serviert – von regionalen Anbietern angeboten. Ich hätte den Besuchern Prosecco oder was auch immer an der Tür in die Hand gedrückt, ich hätte für Partystimmung gesorgt.

Wenn ich als Unternehmen Kunden und künftige Kunden offiziell zu einer Feier einlade, dann hätte ich auch etwas zum Feiern angeboten. Ich hätte für irgendetwas gesorgt, was die Leute spüren lässt, dass man sich als Händler freut, seit fünf Jahren an einem sehr respektablen Ort seine Technik zeigen zu dürfen.

2016-07-10

Die Zeit …

Nächste Woche, am 13., ist S. vier Monate tot. Am gleichen Tag ist meine Mum vor zehn Jahren gegangen.

In beiden Fällen ist noch so viel Unfassbarkeit mit im Raum. Selbst diese Größe im Erleben für das eigene Leben aus der Endlichkeit der anderen Lieben – nicht zu fassen oder zu erfassen. Eine umwerfend große Aufgabe. Ein Hinarbeiten auf die eigene Endlichkeit. Leben.

Nicht oft aber manchmal ist es doch schwer nicht am Grab meiner Mum zu weilen. Ich würde gerne auf Mallorca sein, jetzt oder im September zu ihrem Geburtstag und ein Gespräch vor Ort mit ihr führen. Einige Dinge abschließen. Für mich. Für uns. Vorrangig für mich. Es wird Zeit, es ist wie eine geschlossene Tür auf die zugehen sich nicht lohnt, weil man weiß, sie ist verschlossen. Nun denn …

Man kann sich das nie vorstellen, wie es ist ohne die Mutter zu sein. Oder ohne diese Freundin. Und dann ist man es. Was die Vorstellung kein bisschen näher rücken lässt.

Der Tod ist eine komische Sache. Eine Aufgabe. Für jede Seite.

2016-07-09

Jetzt hab' ich's!

»Er ist Deutscher Amateurgrillmeister, Deutscher Profi Vizegrillmeister und hat an Grillmeisterschaften in Europa und den USA teilgenommen.«

Grillwettbewerbe und -meisterschaften – das sind diese Misswahlen für Männer, nicht wahr?

2016-07-08

Manchmal bin ich auch 'ne fiese Möpp

Oder wie es in unserer Familie gerne hieß: Zimtzicke.

Die letzten drei Wochen war es hier in meinem Wohnumfeld etwas lauter. Also von dem seit Jahren hier fast rund um die Uhr existierenden Baulärm, weil jede Brache bebaut wird, die es hier entlang des Mauerweges so gibt, einmal abgesehen. Berlin ist mittlerweile so hipp, dass Menschen ernsthaft 5.000 € pro Quadratmeter ausgeben, um an einer befahrenden Hauptstraße mit relativ viel Null-Sexappeal – dafür 24-stündigem Notarztwagenverkehr – neben einem Discounter zu wohnen.

Dagegen wohne ich hier schick, obwohl geographisch nur auf der anderen Seite dieser Straße, weil nicht längs, sondern quer zu eben jener und im hinteren Bereich, man könnte es hier beinahe ruhig nennen. In der Flucht zwischen meinem Haus und dem gegenüber liegenden Haus der gleichen Wohnanlage: grün. Also ungepflegter, vor sich hinleidender Rasen mit viel Baumbestand, zwei Walnussbäumen und ein paar mehr Bäumen, viel Vogelbestand, ein paar Hasen, einige Ratten, die regelmäßig vom Kammerdiener bedient werden. Es könnte schlimmer sein.

Es deutete sich im vergangenen Jahr schon an und nun ist es soweit, diese Hofanlage wird gerade aktuell umgestaltet. Deutete sich an heißt, auf dem restlichen anliegenden, recht umfangreichen Gelände der Genossenschaft konnte man an den Veränderungen ahnen, es würde uns auch ereilen. Tut es nun auch. Und zwar mit einer Ankündigung im Stillen Portier, nur fünf Tage später begann man mit dem Baumaßnahmen.

Die kann man nun positiv oder negativ sehen. Die Grünfläche wird/wurde – mehr halbherzig – etwas aufgepoppt, hässliche Büsche dem Boden beraubt, dafür ein Rondell geschaffen mit etwas Grün, umwandert mit viel grauem Gestein, die alte Bank wird wohl von ihrem Standort umgesetzt werden. Sie machen es jetzt so richtig schön für unsere Dealer.

Während andere Rondelle auf dem Gelände mit schickem blühenden Pflanzensortiment bestückt wurde, wurden bei uns heute pflegeleichte Gräser gesetzt. Die „Zufahrtswege”, die laut meinem Mietvertrag nur von Sonderfahrzeugen bzw. für Umzüge überhaupt benutzt werden dürfen, verbreitert, damit vierkommafünf gar nix mehr merkende Nachbarn uns wieder Sonntags ab 7:30 Uhr ihre Blechkisten vor die Balkone stellen können. (Danke der Nachfrage, ja, ich kot…e im Strahl!) Um denen aber nun das Tempo zu rauben beim Vorfahren – was sie eigentlich gar nicht dürfen – hat man nun den älteren Mietern, die mit Rollatoren unterwegs sein müssen oder sonstigen Gehilfen bzw. Rollstuhl, extra Schikanen, nämlich Schwellen, in den Fußweg gebaut. (Nochmal danke der Nachfrage, ja: ich habe Hals!)

Soweit so schlimm. Was mich an dem ganzen Procedere am meisten nervt, ist diese Methode der Nullkommunikation. Hätte man nämlich mal mit uns Mietern – die wir alle auch Anteilseigner sind – im Vorfeld gesprochen und sich unsere Bedürfnisse angehört, hätte das hier ganz anders, viel schöner, vor allem kindgerechter und die nachbarschaftliche Gemeinschaft fördernder werden können. Beispiel: einige von uns Nachbarn wünschen sich eine Boule-Bahn. Kostet nicht viel, hätte man machen können. Anderes Beispiel, hier ziehen nur viele Kinder zu bzw. kommen hier zur Welt, wie schön wäre da (zumal nebenan die Prinzessinnengärten) ein Lehrgarten gewesen?

Und verdammte Hacke – wozu leben wir im Jahr 2016 eigentlich in Zeiten des Internets, wozu hat die Genossenschaft eine Homepage – auf der man solche Dinge ganz simpel und günstig online in einer Art kleinen Wettbewerb hätte organisieren können. Und bevor jetzt wieder irgendwelche Argumente aus der Vorzeit kommen: Meineunter mir lebenden Nachbarn im hohen Alter von an die 80 haben mir neulich ihre Visitenkarten in die Hand gedrückt – mit E-Mail-Adresse. DAS Argument alte Menschen würden nichts ins Web gehen, es zählt einfach längst nicht mehr.

Auf der Grünfläche stehen, seit ich hier wohne, diverse Baumstümpfe von längst, bzw. in den letzten vier Jahren auch noch von mir miterlebt, gefällten Bäumen. Das war insofern kein großes Problem, weil das Gelände eh nicht zwingend zum Aufenthalt aufforderte. Ab und an trafen wir Nachbarn uns auf der traurigen Bank, wenn nicht gerade vom Junkie bevölkert, gelegentlich spielten die Kinder dort. Nun aber installierte man vor jedem Hauseingang Einbuchtungen für neue und vor allem mehr Fahrradständer – sowie das schon beschriebene Rondell. Man möchte also uns Mieter aufrufen das Gelände zu betreten, was eine gewisse neue Umsicht auch nötig macht.

Die man allerdings seitens der Planer etwas außer Acht ließ. So traf man z. B. sichtbare Vorinstallationen für den künftigen neuen Aufenthalt der Bank – direkt neben so einem Baumstumpf. Alternativ vor einer der Hausnummern setzte man den Radstellplatzhafen ebenfalls direkt neben so einem Stumpf. Dort einmal im Dunklen falsch getreten, könnte man echt gut fliegen. Dito bei der Bank: wenn sich da Eltern mit ihren Kinder aufhalten sollen und Kinder drum herum rennen, war eigentlich auch klar, was da schief gehen wird.

Und das sind so Dinge, da stellen sich mir die Nachenhaare hoch. Da bin ich einhundertprozentig sowas von Deutsche!

Ich hatte so eine Ahnung, dass diese Rumgebaue hier ordentlich Geld kostet und war doch dezent betrübt, weil man es offensichtlich nicht richtig machen wollte. Also schrieb ich höflich dem Verwalter und erkundigte mich, ob diese Baumstümpfe noch entfernt würden oder ob das jetzt ernst gemeint sei mit diesem womöglich ungesunden Geiz der Genossenschaft (klar so einen Baumstamm richtig zu entheben, das kostet halt 250-300 Euronen, das mal fünf Baumstümpfe auf dem Gelände …) … oder ob hier nur schlicht Profis bei der Arbeit wären?

Letzteres glaube ich ernsthaft keinen Moment lang, denn die Jungs arbeiten gut und sauber. Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass denen das selbst nicht gefiel. Kein Landschaftsgärtner will so etwas gestalterisch hinterlassen. Der Verwalter überließ es dem zuständigen Beauftragten der Genossenschaft meine Anfrage zu beantworten, der das ausreichend von oben herab tat, was womöglich daran liegt, weil er laut Signatur der verantwortliche IT-ler der Genossenschaft ist (ich habe sehr gelacht!), so dass er mein kleines wildes Ego freilegte und ich nach gut fünf überschlafenen Nächten ähnlich von oben herab antwortete.

Seiner Argumentation nach wäre nämlich schweres Gerät vor Ort notwendig gewesen, um diese Stümpfe dem Boden platt zu machen. Und das hätte man eben nicht. Antwortete ich, die ich ja das Tagesgeschehen live miterlebt habe, das schwere Gerät sei sehr wohl ganz am Anfang vor Ort gewesen (und im übrigen würde es immer noch vor Ort gelagert), denn man hätte doch auch tiefes Wurzelwerk einiger altgedienter Sträucher genau so nur entfernen können.

Dann wollte er mir mitteilen, dass diese supertolle Maßnahme immerhin so ca. 30.000 Euro kosten würde – also die Genossenschaft mitnichten geizig wäre und man immerhin diese Maßnahme großzügig auch nicht auf uns Mieter umlegen wollte. Nicht umlegen dürfe, antwortete ich da prompt, da per se aus juristischen Gründen Hofneu- und -umgestaltungen – im Gegensatz zur Hofpflege – nicht auf die Mieter umgelegt werden dürfen.

Dann erklärte ich ihm, dass niemand von der Genossenschaft verlangen würde, die Stämme auf dem tiefen Grund zu heben, aber dass man sie wenigstens mit einer Baumfräse abfräsen könnte. Dass sich so eine Fräse in jedem größeren Bau- bzw. Gartenmarkt ausleihen ließe, was im Vergleich günstige 170,— Euro kosten würde/Tag und ich gerne bereit wäre mitzuhelfen, wenn es nötig sei. (Ist ganz praktisch Menschen mit ordentlich Grundstück und Baumbestand im sozialen Umfeld zu haben. Und ja, ich hätte wirklich gerne mal meinen Spaß mit so einer Fräse gehabt.)

Schlussendlich erklärte ich, dass ich wirklich keine fiese Möpp sein wollte, aber mir schon ein bisschen die Sicherheit der Anwohner – vor allem der Kinder (nicht zu vergessen unsere Junkies und Dealer) – in diesem Fall am Herzen liegen würde und womöglich Schadensersatzforderungen bei etwaigen Unfällen die Gesellschaft teurer kommen könnten. Und ich mir nicht sicher sei, ob diese dann nicht doch auf die Mieter/Anteilseigner umgelegt werden könnten. Und wenn man schon 30.000 Euro für so eine Maßnahme raushauen würde, warum man es dann nicht einfach gleich richtig und schön machen könne?

Die Baumstümpfe sind weg.

Mal verlieren die einen, mal gewinnen die anderen …

Ich konnte gestern ganz entspannt in dieses Spiel gehen als Zuschauerin, denn unter dem Strich wäre ich so oder so mit einem Gewinn zufrieden ins Bett gegangen. Dachte ich. Vor dem Spiel. Ich bin nämlich nicht zufrieden ins Bett gegangen.

Wer mich kennt, der weiß, dass meine Mannschaft so oder so eher die Franzosen sind. Also ein Gewinn der Franzosen wäre für mich okay gewesen. Zumal ich eh der Meinung bin, die werden Europameister. Also … der Meinung war. Auf der anderen Seite die deutsche Nationalmannschaft für die ich auch prima sein kann, denn schlussendlich macht sie viel richtig, es ist ein gutes Team von einem guten Trainerteam geführt, die einen guten Fußball spielen und, wie ich finde, im Vergleich zur Mannschaft, die als erstes Team für das Finale feststand, den deutlich besseren, weil attraktiveren Fußball als Gesamtmannschaft gezeigt hatte.

Also habe ich mich gestern relativ neutral vor den Fernseher gesetzt (tatsächlich auf die deutsche Mannschaft getippt, weil die Franzosen die bekannte Torschwäche haben) und war ganz guter Dinge. Eine Mannschaft würde schon gewinnen.

Tsja, und dann hatte eine Mannschaft Fußball gespielt, das waren die Deutschen. Und wie es so ist, wenn einer arbeitet und der andere nicht, macht der, der arbeitet, die Fehler. Und der andere nicht. Der kassiert dafür dann das Lob ohne einen Finger gekrümmt zu haben. Kennen wir vermutlich alle.

Damit kommen wir zum Punkt. Das französische Team steht im Finale – nur ich kann es ihnen nicht gönnen, weil sie nicht wirklich verdient im Finale stehen, weil sie gestern aus einer einzigen Abwehr bestanden, im Grunde kaum an diesem Spiel teilgenommen hatten und im Grunde dem Spiel der Deutschen kaum Paroli geboten haben. Nicht etwa, weil sie es nicht gekonnt hätten, sondern weil sie es nicht wollten.

Und wer solche Defensivspiele in einem Halbfinale liefert, gehört meiner Meinung nach nicht berechtigt in ein Finale.

Der Rest war gestern nämlich Glück für die Franzosen. Glück kann ich jeder Mannschaft gönnen, wenn sie es sich ein Stück erarbeitet. Zum Schiedsrichter ist zu sagen, die Gelbe für Özil, das war für mich Memmenpfeifen. Es gehört meinem Empfinden nach auch zu einem Job eines Schiedsrichters, ein Team aufzufordern die Anwesenheit vor dem eigenen Tor aufzubrechen und so viel Spieleinsatz zu zeigen, dass man das Gefühl haben kann als Zuschauer, da spielen zwei gleichberechtigte Teams auf dem Rasen. Denn nur das Team abzustrafen, dass auf dem Rasen Einsatz zeigt und spielt – das ist mir zu wenig Schiedsrichterleistung. (Egal welches Team das trifft.)

Lange Rede: ich bin mit dem Finale nicht einverstanden – obwohl die Franzosen mitspielen, denn sie haben nach dem gestrigen Spiel die Teilnahme einfach nicht verdient „gewonnen”. Das war typischer italienischer Fußballstyle, wie ich ihn grundtief verabscheue.

Schade, denn der Einzug der Franzosen ins Finale hätte so schön für mich sein können.

2016-07-06

Die Kapernblüte



Der echte Kapernstrauch, lat. Capparis spinosa, blüht gerade im Mittelmeerhaus im Botanischen Garten hier in Berlin. Für mich eines der schönsten Geschöpfe der Natur. Steht man auf der Kathedrale in Palma de Mallorca, dann kann man die halbe Kathedralenmauer vom Kapernstrauch bewachsen und blühen sehen. Und den Duft riechen!

Es ist nicht ganz unkompliziert, den Kapernstrauch hierzulande zu ziehen. Er mag es halt vegetativ gut trocken und viel Sonne. Winterhart ist er absolut nicht! Die Samen brauchen unbedingt eine Kälteperiode im Kühlschrank vor der Aussat.



Die kleinen Kapern, die wir hierzulande gerne ins Frikassee geben, sind übrigens die Blütenansätze des Strauches. Die großen Kapernbeeren, die in den letzten Jahren zu uns auf die Teller gefunden haben, sind die eigentlichen Früchte nach der Blüte des Strauches. Ich glaube, hätte ich eine Kapernpflanze, ich würde nur die Beeren ernten – die Blüten sind einfach zu schön, um sie bei zu früher Ernte zu verhindern.



In einigen südeuropäischen Ländern, vor allem in Griechenland, werden übrigens auch die Blätter der Kapern gegessen. Roh sind sie nicht zu genießen aber in Essig eingelegt, ähnlich wie Weinblätter, sind sie eine geschmackvolle Beilage in Saucen und Salaten. Auch die Triebe, sehr früh im Jahr gesammelt bevor sie die Stacheln austreiben, können einige Tage in Salzlake eingelegt, eine schmackhafte Delikatesse sein. Zumindest die eingelegten Blätter erhält man in jedem gut sortierten griechischen Fachhandel – und natürlich online.

2016-07-05

Im Botanischen Garten



Gestern im Berliner Botanischen Garten. Irgendeine Schulgruppe, die irgendwas mit Blumen machen sollte. Bestimmen. Malen. Nicht wenig aufwändig schien es. Die Jugendlichen so um die 16-18 Jahre alt.



Die Mädels absolut fleißig, eifrig. Den Jungs (das ließ sich geographisch ganz gut orten, denn ich war offensichtlich immer zwischen den einzelnen Partien einer Arbeitsgruppe) immer voraus, denn man telefonierte sich hier und da am Telefon zusammen. „Wo seid Ihr? Ach, da erst? Wir sind schon …”



Die Jungs, duftend wie ein Puff und zwar in ca. drei verschiedenen Dimensionen: viel Parfüm, sehr viel Parfüm, sehr sehr viel Parüm, trottelten hinterher. Das mit dem gut gemeinten Gestinke war sehr surreal in dieser pflanzengeprägten Umgebung, vor allem jetzt im Sommer, wo das Grünzeug schon prima für sich alleine duften kann. Ich empfand es als so extrem und frage mich seit dem, wie halten Lehrer diese Form von Expressionismus, der offensichtlich während der fortgeschrittenen Pubertät dann doch irgendwann einsetzt, eigentlich aus? Womöglich leiden Lehrer, die in der Oberstufe unterrichten, viel häufiger unter Migräne?

Einer von Jungs war ständig am labern. Er hatte einfach eine wirklich fiese Stimme – so knapp nach Stimmenbruch, noch nicht voll entschieden, ob künftig männlich souverän klingend oder eher einen Ton zu hoch für ’nen Mann. Schlimmer Zustand für meine Ohren, dafür kann er natürlich nix. Wofür er aber wirklich etwas konnte: er hatte die ganze Zeit geblubbert.



Und das war ganz spannend, denn offensichtlich hatte der Junge ganz große Sorge, diese Aufgaben nicht gut genug oder überhaupt zu lösen. Es ging die ganze Zeit, sorgsam penetrant nach Billigduft müffelnd aus seinem Munde: „Ob wir genug haben? Haben die anderen mehr? Ob das reicht? Und wenn die uns eine schlechtere Note gibt?” Natürlich hielten ihn diese Aktivitäten davon ab, seinen Schülerkollegen in irgendeiner Weise zuzuarbeiten.



Er hatte offensichtlich reale Sorgen, die ihn leider an dem einzig Sinnvollen hinderten, das zu tun, wozu er in diesem Moment vor Ort beauftragt war: sich auf den Hosenboden zu setzen und Pflanzen zu bestimmen. Mitzuarbeiten, für das, was von ihm erwartet wurde, ein bisschen Einsatz zu zeigen. Stattdessen war er der Sorgenblubberer.

Sich vor Angst und Sorgen nicht in Bewegung setzen zu können, wer kennt das nicht? Schade, dass bei dem Problem Schulen so wenig unterstützend wirken können oder wollen …



Ansonsten bin ich sehr froh, dass ich mir neulich eine Jahreskarte für den Botanischen Garten gegönnt habe. Gestern war ich am Mittelmeer und im spanischen Hochgebirge – fast gleichzeitig.

2016-07-04

Kann mit Stolz verkünden, …

… dass ich es soeben geschafft habe in eine kleine bunte Katze namens Tally eine Schilddrüsentablette versenkt zu haben. Also mit grober Gewalt, ganz zart, denn die Catsticknummer hatte sie schon wieder seit gestern abgelehnt. (Und die zwischenzeitlichen Notlösungen wie „Schabefleisch mit Pille” haben zu dezentem Dünnpfiff geführt. Bei der Katze. Nicht bei mir.)

Bin jetzt vermutlich von ihr bis zum Sanktnimmerleinstag verflucht worden.

Denke ansonsten aber, dass ich mich damit gerade für die Bundeskanzler und Bundespräsidentenjobs gleichzeitig empfohlen habe.

2016-07-03

Ich opfere mich doch gerne

Selbstverständlich habe ich in all den Jahren, die es Fußball, Internet und Kicktipp (oder alternative Tipprunden in Blogs gab vor Kicktipp) immer gegen die Italiener getippt. Ich mag italienischen Fußball nicht. Heulende sich beim misslungenen Ballkontakt mit Pseudoschmerzen auf dem Boden wälzende Italiener haben meine Zuneigung einfach nicht verdient. Italiener haben die Schönheit dieses Sportes in den letzten Jahren so dermaßen mit den Füßen getreten, dass ich schon kurz davor war eine „Italien raus aus Europa”-Onlinepetition zu verfassen.

Ich spreche hier nur von Fußball (naja und von Typen wie Berluscoi), gegen das restliche Italien habe ich nix und wertschätze zumindest seine Weine und Küche und … äh Fahrräder. Viel mehr kenne ich von Italien auch nicht.

Liegt mit daran, dass ich eher der frankophile Typ bin. Und auch da schließt sich der Kreis, dass eben die italienische Elf in den letzten Fußball-Großveranstaltungsjahren mit viel mehr Glück als Können und Fairness meine Favoriten, die Franzosen, deren fußballerische Qualität im Spiel zumeist der dieser Italiener weit überlegen war, auch wenn sie das Tore machen nicht allzu gut beherrschen. Natürlich bin ich – solange es kein Deutschland:Frankreich-Spiel ist – gerne auch deutsch patriotisch unterwegs und auch hier sind mir die Italiener zu oft an uns vorbei gezogen. Zu oft mit Glück. Zu oft ohne Können.

Für mich sind das Mimosen auf dem Rasen, die die männliche Fußballehre zu oft mit den Töppen getreten haben.

Also: eher friert die Hölle zu als das ich mal auf Sieg für die Italiener setzen würde.

Gestern ist die Hölle zugefroren.

Ich habe mir nämlich gedacht, wenn ich all die Jahre nie auf Sieg dieser blauen, zartgepuderten, den Ball puschelnden Italiener gesetzt habe, sie aber immer gewonnen haben – oft mit viel Unfairness – dann sollte ich vielleicht einmal meine Regel brechen, die Italiener aufs Treppchen setzen und die gegenerische Mannschaft vorbei ziehen sehen.

In diesem Falle also Deutschland. Dieses Deutschland, das in einem großen Wettbewerb so oft wirklich viel besser spielte als die Italiener und nie gewinnen konnte oder durfte.

Ich riskierte also gestern ein Magengeschwür, null Punkte im Kickspiel (nicht, dass ich auf den mittleren Rängen noch irgendetwas zu verlieren hätte) und tippte 0:1 (mehr ging absolut nicht) für die Italiener.

Der Rest ist Geschichte.

Bitte, sehr sehr gerne geschehen!

2016-07-02

Wer stirbt zuerst?

Ich finde so manche Diskussion nach dem einen tödlichen Unfall mit einem autonomfahrenden Tesla stellenweise … nun skurril. Immerhin sterben weltweit jährlich sehr viele Menschen im Straßenverkehr, weil manche Menschen meinen, ihr Auto gemeinsam mit Alkohol oder sonstigen Drogen bedienen zu müssen. Und wie schon beim Bedienen eines Fahrzeugs mit dem Navigationssystem gilt immer noch die Devise: denken muss man schon noch selbst.

Aber die ethische Diskussion, nämlich für wen entscheidet sich – also wen opfert – das Auto im Falle eines Falles und das ist immerhin eine Frage der Programmierung, die immer noch vom menschlichen Sachverstand gesteuert wird, die ist derzeit irrsinnig spannend.

2016-07-01

Und sonst so …

Um bruchstückchenweise weiter vorzukommen im PGL (Plan für Glück und Lebensfreude), hier Schublade Gesundheit, gehe ich nun seit Anfang Juni in eine therapeutische Maßnahme. In dem einen Modul, das ich auf Anraten des Fachpersonals besuchen soll, das übrigens so von den Klienten gewünscht wurde mit dem Obertitel „Bewegung”, Untertitel „Nordic Walking”, zweitem Untertitel „machen, was wir wollen”, waren wir in der ersten Stunde, in der die möglichen Wetteralternativen zu „machen, was wir wollen” besprochen haben noch zu dritt, wobei ein Teilnehmer eine gute Stunde zu spät kam. Seitdem war ich immer, bis auf das eine Mal als eine Hospitantin dazu kam, alleine.

Die Sache mit dem Sport scheint deren Sache nicht so zu sein. Dabei ist Sport gerade in unserem Fall ein echtes must have. Und wir reden hier im beschlossenen Fall nicht von Zwangsteilnahmen (z. B. muss ich kein Nordic Walking machen, was ich einfach nicht mag, kann also einfach so mitlaufen) und im Großen und Ganzen einfachen sportlichen Ideen in der sonnigen Außenwelt, wie Frisbee, Boule, Wikinger Schach etc.

Gestern wollte man besprechen, was man nun mit dieser wenig erfolgreichen Gruppe anfangen sollte. Plötzlich waren zwei Leute mehr da. Allerdings Klienten, die man neu in die Gruppe gebeten hatte. Ich bin auch wieder brav hingegangen – trotz doofer Zerrung am Fuß. Die Fußsohle, im Schlaf gezerrt, womöglich ist nämlich der Haushalt gar nicht der gefährlichste Ort im Leben. Wir hörten dann, dass die Anderen nicht in die Gruppe kämen, weil man sich nicht gerne bewegen wolle. Außerdem sei diese Maßnahme zu früh am Tag. Sie wurde nämlich aufgrund der Sommerzeit und möglichen hohen Temperaturen – sorry, aber im Gegensatz zum restlichen Deutschland hatte Berlin einen ganz passablen Sommer bisher – um eine gnadenlose halbe Stunde nach vorne geschoben auf (!) 10 Uhr anstatt 10:30 Uhr. Gut, das Krankheitsbild lässt viele Patienten morgens nicht immer gut hochkommen. Aber 30 Minuten? Seriously?

Also wurde besprochen, dass die Maßnahmeleitung beschlossen hatte, man würde in dieser Gruppe nun Essen für das einen Tag später stattfindenden freitäglichen Kaffee und Kuchen-Treffen, an dem ich nie teilnehme, zubereiten. Von Sport zu Mord.

Gestern haben wir dann nach dem Besprechen, weil ich nicht laufen mochte, uns kurzerhand für Entspannungsübungen entschieden. Irgendwo in den Archiven lag eine CD rum und wir legten uns auf die Matte und relaxten unsere Muskeln nach Edmund Jacobson. Ich mochte das in der Klinik schon ganz gerne. Interessant dabei finde ich, wie man sich da wirklich rein arbeiten muss. Muskeln an- und entspannen. Bewusst. Irre zu erleben, was rechts gut kann und links gar nicht. Wie schwer es ist, loszulassen. Wie schwer es ist, ganz bequem aktiv unaktiv zu sein.

Wer es einmal selbst ausprobieren möchte, auf der Homepage der Technischen Krankenkasse kann man sich die Files in langen oder kurzen Versionen mit und ohne Musik herunter laden.

Jedenfalls waren wir dann in der neuen Gruppierung sehr glücklich mit dem alternativen Programm, dass wir genau so jetzt weitermachen werden. Und hinterher gab es ein schönes Gespräch.

Und ich arbeite mich vor. Letzte Woche wollte man – wieder auf Wunsch der Klienten – einen Grillnachmittag verbringen. Dazu wurde ich auch eingeladen. Explizit wurde ich eingeladen – nachdem ich erzählt hatte, dass ich sehr gerne koche und backe – einen Tag vorher in der Vorbereitungsgruppe mitzumachen. Da stand ich dann vor den Listen auf der links ganz viele Namen standen, die zum Grillen kommen wollten und rechts kümmerliche zwei Namen von Leuten, die helfen sollten. (Nicht wollten, ich hatte das aktive Überreden im Vorfeld mitbekommen.)

Ich habe dann „nein danke“ gesagt – zu beiden Aktionen. Zum Event selber, weil mir das noch zu viel soziale Aktion ist. Und zur Vorarbeit ganz bewusst, weil ich eben genau nicht für alle anderen die gesunde, aktive Leistungsfähige geben wollte. Die ich geben kann und hinterher immer flach liege, weil ich über meine Grenzen marschiere, was mir selten gut tut. Obwohl mich danach – das ist die andere Baustelle – ein schlechtes Gewissen plagte. Ich habe also ganz bewusst (wie die meisten anderen, die zwar grillen wollten aber nichts dazu beitragen wollten) nicht sozial agiert und abgesagt. Für viele mag das eine Selbstverständlichkeit zu sein, Dinge nicht zu tun, die man nicht tun möchte. Für mich ist das ganz neu und noch sehr selten und überhaupt nicht von guten Gefühlen begleitet. Mich strengt das unglaublich an: nicht zu liefern.

Aber immerhin scheint es als bestünde für mich noch Hoffnung.

2016-06-28

Professionelle Justiz – war einmal?

Der Anwalt von Gina-Lisa Lohfink stellte in dem Einspruchsverfahren gestern, neben drei weiteren, einen Befahngenheitsantrag gegen die Richterin, weil sich die Justizsprecherin des Amtsgerichts Tiergarten in einer Art und Weise geäußert hatte, die schon erstaunlich boulevardesque ist. Und dies von der Richterin nicht gerügt worden ist.

Hintergrund: Am ersten Verfahrenstag haben junge Männer auf dem Gang im Gericht Frau Lohfink bedrängt und beschimpft und beleidigt. Mit offensichtlichem Vorsatz. Diese Männer wurden daraufhin aus dem Gericht geführt von Polizeibeamten aber – scheinbar ist es völlig legitim, dass in einem solchen Haus eine Frau mit Schmährufen bedacht wird und so muss das nicht rechtlich geahndet werden – man hatte vergessen die Personalien dieser Herren aufzunehmen. Dass Frau Lohfink eventuell Anzeige wegen Beleidigung und körperlichen Übergriff gegen diese Männer stellen hätte wollen, schien offensichtlich in den Gedankenspähren dieser uniformierten Herren ganz weit weg.

Soweit so schlecht.

Um aber über dieses Versagen der hiesigen Justiz in Berlin-Tiergarten hingweg zu spielen, erdreistet sich die Justizsprecherin allen Ernstes Vermutungen in den Raum zu stellen, diese Personen seien von Frau Lohfinks Anwalt selbst zu diesem Handeln aufgefordert worden, um dem Fall mehr mediale Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Frau Lohfink ist übrigens nach dem Vorfall auf der Toilette kollabiert. Man musste eine Krankenschwester holen.

Wenn eine Richterin so ein Stimmung machendes Auftreten ihrer Pressesprecherin nicht rügt, muss man von Befangenheit ausgehen. Ohne Beweise ist das eine üble Nachrede. Ich verstehe den Anwalt, wenn er da auch um seine Reputation bemüht ist.

Gerechte Justiz wird wahrlich anders gemacht.

2016-06-26

Faszinierend, …

… wie schnell die kleine bunte Katze die Tablette ausspuckt. Ich meine, ich habe die ihr noch nicht mal ins Mäulchen gelegt, da fliegt das Ding schon durchs Zimmer.

Wie macht die das?

Wahre Worte …

schreibt das Nuf hier in ihrem Blogpost „Die Neu-Mama-Falle.” (Unbedingt auch den verlinkten Gastbeitrag von Frau Kirsche lesen.)

«Also greifen die perfektesten, best-gestylten, SEO optimiertesten Blogs die Werbedeals ab. Und viele andere Blogs, die ebenfalls Geld verdienen wollen, passen sich an [4].

Für mich persönlich bedeutet das lediglich – ich lese diese Blogs nicht mehr. Denn genau diese polierte Kunstwelt gibt mir einfach nichts.»


So geht es mir – leider – mit vielen Foodblogs. Wenn die Persönlichkeit eines Blogs und dessen Autor bzw. Autorin auf der Strecke bleibt, weil sie dem SEO zuliebe geopfert und somit gegen viele, viele, viele andere Blogs zu austauschbar wird, höre ich auf zu lesen.

2016-06-25

Lost in Kreuzberg



Wer immer seine FlipFlops vermisst, sie sind schon zum Oranienplatz vorgelaufen.

2016-06-23

Food Blog Day 2016

Disclosure: Ich nahm neulich an einer Veranstaltung, dem Food Blog Day 2016, teil in der es vorrangig darum ging, das Foodblogger von Firmen mit deren Produkten unterschiedlicher Couleur bespaßt wurden und man netzwerkelt und gut unterhalten wird. Insofern werde ich im folgenden Blogpost eventuell, höchstwahrscheinlich bis sehr sicher Firmennamen erwähnen und über deren Produkte sprechen. Weder wurde ich dazu gezwungen, noch genötigt. Ich tue das einfach, weil ich manche dieser Sachen ganz cool fand, manche nicht.

Foodblogger-Happening in Berlins Stilwerk und an anderen illustren Orten, die geographisch stellenweise so weit auseinander lagen, dass ich meine Termine leider nur im Stilwerk abhalten konnte und somit nicht zum von mir geplanten Meet & Greet vom Burda Verlag – Burda Home – in einem im Ostteil gelegenen Hotel gekommen bin – obwohl eben jener Verlag der Hauptorganisator dieser foodistischen Veranstaltung ist und ich da eigentlich sehr gerne hingegangen wäre. Schon deswegen, weil die Chefredakteurin von Sweet Dreams, Jutta Kässinger, einen ziemlichen coolen Style trägt und farblich absolut in meine Küche passen würde – davon abgesehen, dass sie eine rattenscharfe Stimme hat!



Egal, ich stand Samstag morgens um neun Uhr im Stilwerk im schönen Charlottenburg und gönnte mir erst einmal einen Kaffee und knabberte ein wenig am sehr gesunden Frühstücksbuffet. Ihr wisst schon: Körner hier, veganes Joghurt da. Und Kuchen von denen mir andere Mitesser berichteten, der würde eher mehr im Mund als weniger werden. So eine ähnliche Paleo-Brot-Erfahrung hatte ich allerdings neulich schon auf der Next Organic, daher ließ ich dieses Mal dankend vom Kuchen ab – stellte mich bei den Kaffeemaschinen instinktiv korrekt bei der strongen Mischung an – ohne die vorhandene Codierung der anwesenden Kaffeesorten (hey, es war erst neun Uhr!) überhaupt mitbekommen zu haben.

Mathias Nagel von Connecting Companies (der veranstaltenden Agentur) begrüßte uns freundlich und Max Thinius vom bevh, Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V., hielt einen für die frühe Stunde dynamischen ersten Vortrag zum Thema Food und eCommerce. Schicke neue Technologien von denen man glaubt, wir müssten die künftig alle haben und in Anspruch nehmen. Was wir in baldiger Zukunft auch alle glauben werden. Online-Bestellerei und Lieferei, das wird unsere neue Religion. Ich bin da zwar noch ein bisschen bockig, will mir immer noch mein Obst selbst vor Ort im Handel aussuchen können, denn immerhin habe ich mir die Melonen-Abklopftechnik über die Jahre hart erkämpft! Schlussendlich aber werde auch ich irgendwann daran glauben müssen … also mich dem Hype annähern müssen. Max Thinius selbst ist ganz gut im Vortrag, er bügelt etwaige Kritik schon vorab in seinem Vortrag so elegant weg, dass die eh urst-wenig kritische FoodbloggerInnen-Gemeinde denn auch gar nicht erst in eine kritische Diskussion steigen wollte. War aber, glaube ich, eh keine Zeit mehr dafür.
Flavor 8

Schon ging's ab in die erste Präsentation. Ich hatte mich für das freundliche Schweizer Unternehmen Victorinox entschieden, das uns die Möglichkeiten der Messerwelten zeigte.



Ein bisschen durften wir schnippeln, so richtig spannend war es leider nicht. Lag – für mich auch zum Teil daran – dass wir quasi mit den Einsteigermessern arbeiten sollten, die mich in ihrer Haptik so gar nicht ansprechen. Plastikgriffe. Die können am Messer ruhig sein – aber es gibt eben solche und solche. Diese hier waren zu leicht, unschönes Handgefühl. Bei Messern bin ich Emo-Chicken.



Victorinox kann da mehr, weiß ich, die haben sehr gute, geradezu intelligente Messer. Es wäre schön gewesen, sie hätten die Chance genutzt, uns Appetit auf das richtig gute Material aus ihrem Haus zu machen.
Flavor 5

Bei der Anmeldung war ich ein bisschen vom Messerthema geblendet und hatte dabei übersehen, dass hier im Anschluss noch ein Workshop von einer Bloggerin gehalten wurde, die uns erklärte, wie man schön bloggt. Und welches soziales Netzwerk man füttern sollte, um auf sein Blog aufmerksam zu machen. Dass es also Facebook, Instagram, Printerest und Snappchat gibt. Und dass sie es schön findet, wenn Fotos einen eigenen Style haben. Und wie doof es doch ist, wenn man ihr vorhalten würde, sie hätte doch als Foodbloggerin ein so schönes Leben und bekäme so viele Dinge gestellt und dabei hätte sie doch auch ein Problem, wenn ihr eine Firma einen ganzen Karton Nudeln schicken würde, denn wo solle sie auch hin mit den ganzen Nudeln? Das mit den vielen Nudeln hatte mich persönlich tief berührt. Da war sie, so früh am Morgen: die ganze Härte des Foodbloggerlebens!

Lange Rede: ich war nach diesem Vortrag büsschen unentspannt. Ich mag und kann dieses Rumgedudel nicht mehr hören müssen. Meint jemand, er sei so erfolgreich mit seiner Blogarbeit und möchte sein KnowHow teilen (und auch damit logischerweise Geld verdienen) – dann Butter bei de Fische! Zahlen, konstruktives Input zur Preisgestaltung von Honorararbeiten, Tipps zur Akquise. Insiderwissen zur Trafficgenerierung und -messung. Informationen über relevantes Handwerkszeug – darüber möchte ich etwas hören. Aber mir etwas über das persönliche Nudelflutleiden vorzusäuseln, und womöglich sogar vor Menschen, von denen ich mir gut vorstellen kann, dass sie z. B. im Studium sich am Ende des Monats vielleicht nicht mal mehr Nudeln leisten können – das ist genau nicht mein Humor! Ich möchte fair sein: ich hatte diesen Workshop im Vorfeld übersehen, wäre sonst gar nicht hingegangen. Da bin ich als Zielgruppe zu kritisch. Mein Fehler! Trotzdem: ist der Wunsch nach inhaltlicher Substanz wirklich so außerirdisch?
Flavor 4



Nächster Stopp: Rapsöl! Die ufop, Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. informierte uns über die nterschiedlichen Gewinnungsmethoden und somit Arten von Rapsöl, dann durften wir selbst ran. Unser Koch Urs hatte für uns ein kleines Paradies von Kräutern



zusammen gesucht und mit vielen netten anderen Dingen, wie Obst, Nüsse, Käse, Gewürze und haste nicht gesehen und wir durften alle unser eigenes Pesto kreieren.



Vorab gab es eine Rapsöl-Verkostung und ich hatte mich schon an anderer Stelle einmal über Rapsöl ausgelassen: Ja, da ist über die letzten Jahre ein guter, geschmackvoller Konkurrent zum Olivenöl im eigenen Land heran gewachsen. Vor allem das kaltgepresste Rapsöl finde ich sehr lecker. Sehr kraftvoll, erdig mit Walnuss im Geschmack – das kann wirklich sehr gut als Konkurrent zum Olivenöl mit Brot servieren am Tisch. Tolles Zeug.



Und die Pesto-Produktion zusammen mit ganz vielen Bloggern hat richtig Spaß gemacht!
Flavor 9

Nun sollte ich eigentlich Freizeit haben, weil mein nächster Workshop von Fissler auf den Nachmittag – nämlich zeitgleich zu meinem Burda-Termin (ich bin nicht schuld!) verlegt wurde. Diesen freien Moment kündigte mir aber die liebreizende Anne von Chevre Culinaire – die uns generell sehr charmant und immer gut gelaunt durch den ganzen Tag im Stilwerk hofierte und wie ein guter Geist ständig zur Stelle war – direkt auf und befahl mir zum Mittagessen zu den Freunden des Verbandes der Kalifornischen Trockenpflaume zu schreiten,



weil dort nämlich der Herr Heiko Antoniewicz kochte und ein Menü servieren sollte, das seinesgleichen sucht. (Der Glatzkoch hat das Menü ganz hervorragend beschrieben.) Und Recht hatte sie! (Danke nochmal, Anne!)





Es gab ein sehr feines Menü mit Kabeljau in Essenz, Hirschfilet und Stickstoffeffekt-Dessert rund um die Pflaume kreiert. Konzentrierte Koriandercreme hier, geräuchertes Salz da.





Antoniewicz hat wirklich Spaß an Kochchemie. Dazu gab es während des Anrichtens – die Jungs hatten schon stundenlang vorher gekocht für uns – hier und da ein Tipp vom Chef zur Zubereitung.



Uns wurden unsere Fragen beantwortet, bevor wir die großartigen Menügänge auf allerfeinstem Geschirr im Stehen verspeisen durften und dabei und hinterher ein wenig sehr glücklich waren. Hach!
Flavor 10

Dann: Fissler!



Es war in München (glaube ich) da wurde den Teilnehmerinnen gezeigt, wie man in einem Fissler Schnellkochtopf einen Käsekuchen backt. Fand ich extrem spannend; war aber hier in Berlin dazu eingeladen, eine tiefsinnige Brühe im Schnellkochtopf anzufertigen. Auch eine sehr kurzweilige Veranstaltung mit einem lustigen Chef Thomas Vetter, der uns Suppen ansetzen ließ und, solange diese köchelten, uns die von der Vortruppe angefertigten Suppen noch mit allerlei Gewürzen aber dafür sehr großem Aha-Effekt in kürzester Zeit mit erstaunlich wenig Aufwand im völlig neuen Sup(p)er Trooper-Strahlen präsentierte.



Eine Hühnersuppe bekam etwas – die Gewürze vorher in einem Topf erwärmt – Zimt, Kardamon, Sternanis, Curcuma und Ras el Hanout – kurzfristig angeboten, wurde dann abgeseiht und mit etwas frischer Minze serviert. Sehr lecker! Ich mag nämlich Sternanis nicht in Suppen. Die asiatische Variante, wenn er darin schwimmt – das ist nicht meines. Obwohl ich Sternanis sonst schätze (z. B. im Rotkohl). Aber hier kam er nur sehr kurz mit der Brühe in Kontakt, das war eine ganz feine Nuance, die der Suppe ganz klar Gewinn schenkte. Wieder was gelernt.

Die Schnellkochtöpfe von Fissler – keine Frage – sind der Rolls Royce auf dem Markt. Ich bin so alt, ich kenne die noch (oder schon – wie man es sehen möchte) aus Tagen als hierzulande nur Fissler alleine Schnellkochtöpfe angeboten hatte. Diese Zeiten sind natürlich vorbei und nun bietet Fissler zum Schnellkochtopf einen Smart-Home-Intelligence-Kitchen-App-Schnullidulli-Sensor mit Smartphone-Conncetion an.



Oder sagen wir es so: sie müssen das natürlich anbieten. Das tut ein bisschen weh. Denn Schnellkochtöpfe brauchten diesen Firlefanz die letzten 30 Jahre nicht und brauchen das auch jetzt nicht. Ich verstehe, dass man als Unternehmen in diesem Range mitspielen muss. Sicherlich wird's Leute geben, die es zwei drei Mal ganz toll finden, dass ihnen der Topf auf dem Smartphone Vollzug meldet. Für mich wäre es bloß Zeug in meiner Küche, das ich in regelmäßigen Abständen updaten lassen muss, weil es wieder einmal irgendeine Sicherheitslücke in der Software gibt und vor allem die mir antrainierten Kochinstinkte killt.

(Ich schrieb übrigens Freunden von mir, von denen ich a) weiß, sie haben einen Fissler Schnellkochtopf und lieben ihn und b) viel Haus und Garten, um gegebenenfalls es als sinnvoll zu erachten in der Hängeliege ganz weit weg vom Herd über die Fertigstellung des Gargutes an ihr iPhone informiert zu werden, das sie dann vermutlich doch gar nicht in der Hängematte mit an der Frau/am Mann führen, dass es da dieses tolle neue Tool für ihren Schnellkochtopf gibt. Hey, und die steuern ihren autonom fahrenden Rasenmäher via App! Und diese Zielgruppe nun antwortete mir mit „seufz”. Soviel also dazu.)

Lange Rede mit genügend Kleingeld würde ich mir sofort den Fissler-Schnellkochtopf kaufen. UND sehr sicher die Kochmesser von Fissler. Ich durfte Thomas ein bisschen zuschnippeln und die Messer von denen sind wirklich *pardon my french* geiler heißer Scheiß! Guter Griff mit ausreichend Schwere, kluger Stahl, geschmeidiges Arbeiten. Da würde ich so einige meiner Messer austauschen wollen – und ich habe wirklich nicht die schlechtesten Messer am Markt.

Alles in allem ein kurzweiliger Workshop mit sehr guter Brühe – ich fühlte mich hinterher wie das berühmte Duracell-Häschen mit 'nem frischen Crush auf neue Messer. Eine gute Brühe ist für mich immer noch der beste Energizer.
Flavor 9



Schon war der Tag fast rum – alles war so kurzweilig, ich wusste nicht, wo der Tag geblieben war. Jedenfalls musste ich mich kurz in den Berliner frühen Sommerabend an den KuDamm begeben, um bei Warendorf Küchen einem Melitta Workshop zu lauschen.



Den Barista Timon kennt Ihr mittlerweile vermutlich alle Kaffee kochend mit irgendwelchen Promis schäkernd vom Sehen aus dem TV. Hier nun hat der gute Mann gesprochen und uns sehr viel über Kaffeebrühkultur, Kaffeesorten, den nur 800 möglichen Kaffeearomen erzählt – und das hat aber mal so was von Spaß gemacht.



Kaffee verkosten. Kaffee schlürfen. Zu unterschiedlichen Temperaturzeitpunkten mit ohne Schokolade, Himbeermacarons und Salzkekse zur Geschmacksentwicklung bzw. -neutralisierung. Geschmäcker analysieren.



Ich bin bekennender Kaffeejunkie und es war einfach mein Thema. Eine ganz große Freude und – nicht nur ich – wir sind ganz happy aus dieser informativen Runde gekommen …
Flavor 10



… um wieder zurück ins Stilwerk zu marschieren, wo wir bei einem frischen Sekt und/oder jungen Riesling und feinem Fingerfood in genussvoller charmanter Gemeinschaft diesen – wirklich für mich unerwartet sehr schönen – Tag ausklingen ließen.
Flavor 10



Was ich abschließend ganz entzückend fand, war eine Goodie Bag-Tüte von Burda (mit sehr viel Lesestoff) und einem Blumensträußchen mit dem Hinweis, dass das echte Goodie Bag zu uns nach Hause geschickt würde. (Wurde es – merci!) Das war perfekter Service zu einem perfekten sehr schönen Tag in immer wieder so charmanter foodinteressierter Gesellschaft.
Flavor *I heart*


The morning after Food Blog Day 2016. Man beachte die Hintergrundkatze.

Vielen Dank für so viel Vergnügen!

Einziger Kritikpunkt: die nicht unerheblich weite geographische Trennung der Veranstaltungsräume. Um die Wege zu bewältigen, dafür war zwischen den einzelnen Workshops zu wenig Zeit (vom Ku'Damm bis zur Oberlandstraße zu YouTube fährt man eben eine Stunde, ich weiß das, ich habe da gewohnt.) Das zerschießt einem andere Sessions – weil man in den Öffentlichen sitzt. Das ist ein bisschen schade. Naja, und eine Buchungssoftware, die smart genug ist, Doppelbelegungen für Workshops zu erkennen, hätte durchaus auch Vorteile.

Blogger, die auch vor Ort waren:

Eva
Sabrina
Anja
Jörg

2016-06-22

Ihr kommt nie darauf …

… wo ich heute war. Nie!











Fotos Samsung Galaxy 4, eigentlich ganz okay für Zoom und so …

So wird's gemacht!

Zum heutigen VW-Aktionärsmittwoch wünsche ich dem Vorstand und den Aktionären ausreichend viele Würstchen am Buffett. Und hey, ist alles schon mal da gewesen: