
Wenn man reist, gibt es Orte, die berühren. Es gibt Orte, da setzt man den Fuß hin und ist glücklich. Oder mag die Energien überhaupt nicht und möchte nur schnell weg. Orte, die faszinieren.
Matera ist der Ort, der mich berührt hat, wie kein anderer Ort zuvor. Matera macht mich sehr glücklich. Matera hat mich so viel gelehrt über die Großartigkeit der Menschheit. Kein Ort hat mich so sehr die Urfrage der Menschheit stellen lassen. Matera finde ich unendlich faszinierend, besonders – und ganz einmalig. Dorthin möchte ich immer und immer wieder und ich wünsche mir sehr, noch viele Tage in diesem UNESCO-Weltkulturerbe herumwandern zu können.

Ich nahm einen frühen Zug um 06.42 Uhr in Monopoli, um in Matera Villa Longo um 9.31 Uhr auszusteigen. Die Tour beinhaltete zwei Umstiege. Einen in Bari Centrale auf die höher gelegene Plattform Bari Centrale F.A.L. – der Ferrovie Appulo Lucano – benannt nach den historischen Bezeichnungen für Apulien und Lukanien. Hier gehen die Züge in die Basilikata, mein Zug endete in Altamura, dort wartete schon der Zug nach Matera Villa Longo. Nette Bahnhofsmitarbeiter stehen dort auch außerhalb der Saison auf dem kleinen Bahnhof und zeigen den richtigen Zug für die Weiterfahrt. Diese einfache Fahrt kostet in 2024 € 9,80.
Vom Bahnhof Villa Longo läuft man ca. 30 Minuten hinunter bis zur Altstadt von Matera. Die Sassi di Matera sind sehr gut ausgeschildert. Entlang der Via Nazionale, die an dem kleinen Park Villa dell'Unità Italia in die Via delle Beccherie über geht, einen Schlenker nach rechts und auf Höhe der Handelskammer von Matera noch einen nach links gemacht – an der kleinen Markthalle vorbei. Hier ist Matera schon voller Leben, pittoresk großstädtisch.
Alternativ läuft man hinter der Villa dell’Unità Italia die Via T. Stigliano geradeaus und ist direkt im Centro Storico von Matera. Verpasst dann aber die faszinierenden Eindrücke auf der Piazza Duomo und den Blick vom Balkon auf die Altstadt, den ich unbedingt empfehlen würde. Außerdem locken auf der Piazza beeindruckende Palazzi, diversen Museen, u. a. die Multimediaausstellung über die Sassi in der Casa Noha und der Info-Point für Touristen. Rund um diese Piazza kann man locker einen ganzen Tag mit Ausflügen in die Kirchen und Museen verbringen.


Ich war übrigens sehr froh, dass ich diesen Moment damals alleine für mich haben durfte. Nicht in einer Reisegruppe während einer z. B. Pressereise. Auch waren Anfang März bei mäßigem Wetter, die Touristen in der frühen Morgenstunde noch rar gesät. So konnte ich in Ruhe und angemessen lange diesen Blick auf diese faszinierende alte Schönheit mit ihrer sichtlichen Geschichte still genießen.

Vom Balkon aus geht es bergab!







Wer ganz Matera zu Fuß erfassen und durchwandern möchte, sollte mindestens zwei Tage einplanen. Wollen auch die vielen Kirchen und Höhlen ausgiebig erkundet werden, sollten zwei weitere Tage einkalkuliert werden. Wer sich auch den faszinierenden Wanderwegen durch die Schlucht und hoch auf die Seite, wo heute noch die offenen Höhlen, die Sassi, liegen, gönnen möchte, rechne nochmals zwei Tage hinzu.


Die Geschichte der Sassi di Matera findet ihren Ursprung in den Villaggi Trincetari, den ersten festen Ansiedlungen von Menschen. Da reden wir von der Neusteinzeit. In der Nähe von Altamura wurde das vollständige Skelett eines Hominiden gefunden. Und die haben vor 250.000 Jahren gelebt! Das ist Matera auch und dieses Erleben, wie sich Menschen in so früher Zeit mit einfachsten Hilfsmitteln Höhlen geschaffen haben.

Als ich in die Schlucht auf den Gravina geguckt habe, war ich gefühlt sehr nahe an der Lösung auf die Frage: Was war zuerst da? Das Huhn oder das Ei? Wenn man Menschheit begreifen möchte, dann kann man das in Matera. Diese Stadt ist ein einziges Faszinosum der Geschichte.
Tipps für einen gelungenen Matera-Besuch
Matera braucht keinen gleißenden Sonnenschein. Die Stadt und die Höhlen wirken eindrücklicher, wenn der Himmel auch bewölkt ist. Auch würde ich Matera-Besuche immer außerhalb der Saison empfehlen – und vielleicht nicht ausgerechnet am Wochenende. Seitdem Matera 2019 Kulturhauptstadt in Europa war, ist das Interesse der Touristen groß und da bleibt aufgrund der Menschenmassen oft viel ungesehen.


Anreise
Die Anreise erfolgt per Bahn oder Flugzeug (Bari Karol Wojtyła Airport) mit den öffentlichen Verkehrsmitteln immer über die Stazione Centrale Bari. Von dort aus kann man mit dem Zug, wie oben beschrieben, in ca. drei Stunden in Matera sein. Es gibt auch eine Buslinie ab Bari nach Matera.
Danke für das Mitnehmen in das schöne Matera. Ein toller solide recherchierter und gut beobachtender Text. Fu hattest eine schöne ruhige Zeit dort, ohne Touristentrubel. Man sieht es an den Fotos. Deine Reportage macht Lust, um den beschriebenen Pfaden zu folgen.
AntwortenLöschen