2014-10-15

Prinzessinnenblues

Hochzeitsgesellschaft unten im Engelbecken. Fototermin mit Braut und Bräutigam und den üblich wichtigen Personen – vielleicht vor islamischer Buddha-Brunnen-Kulisse. Der Bräutigam schön staatlich, die Braut in einem Kleid mit einem Reifrock, dessen Durchmesser offensichtlich mit der Kugel vom Fernsehturm konkurrieren möchte. Die Gesellschaft schreitet durch den Garten zurück zum Becken. Ein Teil der Gesellschaft. Die Braut stöckelt. Auf Kies mit Brautschuhen zu laufen, das mag am Brautttag eine der besonderen Herausforderungen zu sein.

Der Ehemann schreitet wie ein stolzer Pfau vorneweg, dahinter fünf Männer, sein Gefolge. Es folgt die Braut, alleine. Hinter ihr wieder eine Handvoll in Anzügen gewandete Herren. Man schickt sich an die seitliche Treppe hochzusteigen. Keiner, schon mal gar nicht der Bräutigam, schickt sich an, der Braut dabei helfend die Hand zu reichen.

Da ist die Frau einmal in ihrem Leben endlich die Prinzessin, von der sie vielleicht immer träumte, sie sein zu wollen. Und dann sind auf einmal alle Prinzen abwesend.

2014-10-14

Matjessalat mit Granatapfelkernen und Bratkartoffeln



Ich bin großer Matjes-Fan. Mich kann man mit einem leckeren zarten Matjesbrötchen prima glücklich machen und eine Weile ruhig stellen. Gerade habe ich eine dieser Phasen in der ich ständig Matjes essen könnte. Das führt dazu, dass ich andauernd wilde Matjes-Rezepte im Kopf kreiere.

Gerne begebe ich mich in die Küche und will dann eine dieser ominösen (im wahrsten Sinne des Wortes) Ideen umsetzen, dann blicke ich auf den Sack Kartoffeln, haben Hunger und es wird doch wieder Matjes mit Salzkartoffeln und Butter. Das liegt aber auch mit daran, dass ich es nicht weit habe hier in Berlin zu Kropp Delikatessen in der Karl-Marx-Straße, die zu den beiden Matjes Sorten, Emdener und Berliner Matjes, die weltbeste Apfel-Zwiebel-Sahnesauce anbieten. Und der zu entkommen, ist nicht leicht.

Gestern aber habe ich dem Schnippchen einen Haken geschlagen, ich kaufte den Matjes einfach woanders! Und machte Matjes-Salat. Und zwar mit Granatapfelkernen. Das ist mir nachmittags eingefallen, dass das ganz gut funktionieren könnte und zumindest mal etwas anderes wäre.

Dieses Rezept ist für maximal zwei Personen als Hauptgang.

Zutaten

3-4 Matjes (diese sollten eher milder Natur in der Salzung und Würzung sein.)
1/2 Granatapfel, also dessen ausgelöste Kerne
1 Frühlingszwiebel in sehr feine Ringe geschnitten (die ich gestern übrigens prima vergessen hatte)

Vinaigrette
2 Teelöffel Senf, mild (ich nahm Honig-Senf)
6 Esslöffel Rapsöl
2 Esslöffel Himbeeressig
1 Teelöffel Kapern
1 kleingeschnitten Schalotte
1 Prise Zucker
Etwas Zitronenzesten
Salz, Pfeffer

Auf Wunsch: frischer Meerrettich

Kartoffeln (hier am Vortag gekocht)
4 Esslöffel Rapsöl
Salz, Pfeffer

Zubereitung

Gehen wir mal davon aus, dass die Granatapfelkerne bereits ausgelöst sind – hier übrigens der weltbeste Tipp von fool for food, wie das ohne Verletzte oder anstehende Küchenneurenovierungen funktioniert –, werden die Matjes abgetupft und in schmale Streifen (Gabelbissen) geschnitten. Ab in die Schüssel mit den Beiden. Vielleicht ein paar Kerne als Dekoration zurück behalten. Gleiches gilt für die fein geschnittene Frühlingszwiebel. Also, wenn man sie nicht vergisst.



Für die Vinaigrette habe ich alle Zutaten in den Quirlbecher gegeben und mit dem Pürierstab zu einer samtigen Mayonnaise hoch gezogen. Wer die Konsistenz nicht so dicht mag, verrührt die Zutaten einfach nur mit Schneebesen, sollte dann aber die Kapern und Echalotte sehr fein hacken. Abschmecken, bei meiner Version gehörte definitiv noch die Prise Zucker daran, trotz des süßeren Honig-Senfes.

Die Vinaigrette mit dem Matjes und den Granatapfelkernen vermengen und fröhlich vor sich hin ziehen lassen.

Währenddessen wanderte die gußeiserne Pfanne auf den Herd und die in Scheiben geschnittenen Kartoffeln wurden in Rapsöl langsam von beiden Seiten knusprig gebraten. Zum Schluss wurden sie natürlich etwas gesalzen und gepfeffert. Auf Zwiebeln oder Speck habe ich ganz bewusst verzichtet bei dem geschmacksstarken Partner auf dem Teller.



Zum Schluss habe ich die Bratkartoffeln und den Matjes-Granatapfelsalat angerichtet und etwas frischen Meerrettich darüber gerieben und mit der lustigen Petersilie dekoriert. Ich habe mir seit Jahrzehnten mal wieder einen Topf krause Petersilie gegönnt, die ich sonst nie in der Küche habe und dekoriere nun ungehemmt damit alles was mir auf den Teller kommt. Krause Petersilie ist so schön retro – ist sie nicht quasi die Pril-Blume auf dem Teller der 70iger?!

Äh … das war lecker. Wirklich sehr sehr lecker! Die zweite Portion, die ich heute essen wollte, hatte den gestrigen Abend nicht überlebt. Ich denke, wichtig ist, dass der Matjes wirklich mild ist und sein Salzgeschmack nicht allzu sehr mit der Frische der roten Kerne konkurriert. Sehr fein dazu der Meerrettich. Wir sollten Matjes und Meerrettich viel öfter zusammen alleine lassen.

Das Rapsöl trat natürlich sehr höflich bei den vielen etwas divenhaft agierenden Geschmacksbeteiligten in den Hintergrund. Aber: Bratkartoffeln in Rapsöl funktionieren geschmacklich sehr gut, ich mache das ja sonst lieber mit Butterschmalz wie die Oma – aber hier darf ich dem Rapsöl ein Sternchen überreichen. Es hat den Kartoffeln ihren Geschmack gelassen – eine Kompetenz, die bei guten schmackhaften Kartoffeln ja nicht hoch genug gelobt werden kann!

2014-10-12

Maispoularde mit Chili, Zimt, gelber Beete und Raps-Tagliatelle und eine Rapsölution

Vergangenes Wochenende bin ich Rapsöl begegnet. Also neu begegnet. Rapsöl habe ich bisher immer leidenschaftslos in die Ecke „gut zum Frittieren” einsortiert. Selbst für die Mayonnaise war meine erste Wahl eher Sonnenblumenöl. Ich wäre im Leben nicht darauf gekommen mit Rapsöl eine Vinaigrette zu mixen oder es als Alternative zu den vielen Gelegenheiten einzusetzen, bei denen Olivenöl bei mir an erster Stelle stand. Während ich keine Gelegenheit auslasse, Olivenöle zu verkosten und mir gerne hier und da ein sehr Gutes gönne, hatte ich in der Küche nie die Idee, Rapsöl pur zu kosten. Alleine schon der Gedanke Rapsöl könnte anders als nur neutral schmecken, der tangierte mich irgendwie nie.

Auf der Berlin Food Week bin ich dann letzten Samstag an dem Stand von SpeiseGut hängen geblieben, denn dort gab es neben der Öl-Verkostung eine nette kleine Ölpresse, die laufend vor Ort frisches Öl produzierte. Und zwar: Rapsöl. Das es dann auch mit leckeren Brotstücken zum Verkosten gab. Just in diesem Moment hatte ich meinen persönlichen kleinen Rapsöl-Moment. Ich schmeckte ein sehr intensiv nussiges Öl mit einer recht herben Note im Abgang. Dieses war deren gefiltertes Rapsöl. Es wird nach der Pressung eine Woche in Ruhe gelagert und dann erst gefiltert.



Ich hatte nicht eine Sekunde lang Zweifel, dass man mit diesem Öl ein Bruscetta genauso intensiv schmeckend hinbekommen könne, wie gewohnt mit einem guten Olivenöl.

Das direkt vor Ort gepresste Öl, mit dem aparten Grünstich eines kalt gepressten Olivenöls, schmeckte mild aber auch nussig – jedoch im Charakter seines Geschmackes deutlich neutraler.

Ich hatte an der Stelle also meinen persönlichen Aha!-Moment. Beziehungsweise war das überhaupt DER Aha!-Moment auf der diesjährigen Berlin Food Week: Rapsöl mit viel Geschmack. Dieses Öl schien mir erstmals eine echte Alternative zum mediterranen Gold zu sein. Hier jedoch regional produziert mit von Neuland zertifizierten Zutaten, gepresst in Berlin an der Havel – im schönen Kladow, meiner alten Heimat. Es gibt bei SpeiseGut auch andere frisch gepresste Öle.

Der zu Pellets gepresste Raps wurde aufgefangen und ebenfalls verkauft. Die Verkäuferin erklärte uns, diese könne man diese als Snack knabbern, daraus ein Pesto bereiten, es zur Würze verwenden, z. B. über den Salat streuen und in Saucen montieren. Darüber hinaus hätte man auch einen hervorragenden Dünger zur Hand. Meine Begleiterin, als Veganerin solchen grünen Speiseplanerweiterungen immer zugetan, kaufte einen kleinen Sack für 2,— Euro.

Später am Tag saßen wir auf dem Heimweg, eine kleine Pause machend, in der Sonne auf dem grünen Rasen am Künstlerhaus Bethanien und knabberten erstmals neugierig so ein Raps-Pellet. Das war natürlich so recht trocken bis staubig, hatte aber eine interessant herbe vorstechend nussige Note und überzeugte uns damit. Wir waren schnell sehr angetan und bewarfen uns mit wilden Kochideen. In der Tat ließ das Geschmackserlebnis bei mir viele Ideen explodieren.



So ging ich einen Tag später noch mal zur Berlin Food Week, vorrangig mit dem Wunsch Rapsöl zu kaufen. Ich erwarb beide Rapsöl-Varianten sowie drei Säckchen Pellets. Man kennt ja den und die eine oder die andere Kochbegeisterte.



Erstmals habe ich die Raps-Pellets zusammen mit dem Rapsöl in einem Nudelteig verwendet, quasi die – soweit ich zur Kenntnis genommen habe – allererste Rapsnudel geboren. (An dieser Stelle hätte ich gerne etwas Szenenapplaus!) Here we go:

Maispoulardenbrust an Chili und Zimt mit Gelber Bete und Raps-Tagliatelle




Zutaten

Nudelteig
200 Gramm Weizenmehl grob gemahlen
100 Gramm Weizenmehl fein gemahlen
3 Eier
5 Raps-Pellets
4 EL Rapsöl (hier das ungefilterte Öl aus meiner kleinen Sammlung)
Eine Prise Salz

3 Knollen Gelbe Beete (gab es auf dem Markt, wollte mit und sollte mit)
1 Knoblauchzehe
Salz, Pfeffer
3 EL Rapsöl

2 Maispoulardenbrüste
1 Teelöffel gemahlenes Chili (hier das von McGormick)
1 Teelöffel scharfer Zimt (Zimt hat ja immer Schärfe aber dieser hier … (Geschenk einer Freundin)
1 Teelöffel Salz
Pfeffer
2 EL Rapsöl


Zubereitung

Den Teig für die Nudel setzte ich einen Abend zuvor an. Das ist nicht notwendig aber ich lasse ihn gerne länger ruhen, damit das Mehl seine Klebewirkung perfekt entwickeln kann.



Ich zerkrümelte die Pellets, gab das Rapsöl dazu und verrührte beides zu einem Pesto (auch ohne Knoblauch und Gewürze an dieser frühen Stelle mich geschmacklich überzeugend). Dieses fügte ich zu dem mit der Prise Salz gemischten Mehl, gab die Eier hinzu und knetete lang, liebevoll und zärtlich – auf dem Sofa vor dem Fernseher beim perfekten Dinner. Ich habe ja nun mal keine Küchenmaschine, die Nudelteig kneten kann und der Teig besteht ja darauf, 20 Minuten lang mit der Hand geknetet zu werden. Wat mut, dat …, näch?!



Der Teig wanderte in einen Gefrierbeutel (aka Plastikfolie) und durfte sich im Kühlschrank 24 Stunden ausruhen. Am nächsten Tag rollte ich ihn aus und überließ es der Nudelmaschine ihn in nette Streifen zu zerlegen.

Vorher lief mir auf dem Markt die Gelbe Beete zu und flugs zog die Idee ein, dass ich diese ja in Streifen geschnitten an die Nudeln geben kann. (Natürlich schielte ich dabei auch auf eine raffinierte Farbkombination „grüne Nudel an Gelber Beete”. Richtig grün wurden die Nudel mit dem Raps-Pesto dann doch nicht.)

Drei Beete-Knollen wurden geschält, in reichlich Wasser mit etwas Salz zum Kochen gebracht, bis die Beete weich war. Gelbe Beete ist natürlich deutlich weniger farbintensiv, geschmacklich auch etwas leichter in der Note als ihre rote Kumpeline. Als sie weich war und sich etwas abgekühlt hatte, schälte ich mit einem Sparschäler Streifen runter. Gleichfalls wurde die Knoblauchzehe in feine Scheiben geschnitten. Beete und Knoblauch sind, wie ich finde, ganz dicke Geschmackskumpel.

Die Brüste der Maispoularde wurden mit der Gewürzmischung eingerieben und in zwei Esslöffel Rapsöl in der Pfanne von beiden Seiten angebraten und durften dort bei leichter Hitze weiterziehen.

Währenddessen hatten sich die Rapsnudeln im Nudelwasser fröhlich kochen lassen, und hüpften abgetropft zur Gelben Beete, die sich schon mit dem Knoblauch zusammen wärmte in die Pfanne, um sich dort gemeinsam im Rapsöl zu tummeln.



Raps-Tagliatellel und Gelbe Beete wurden auf dem Teller angerichtet, die in Scheiben geschnittene Poulardenbrust angelegt und … sehr gerne gegessen!

Mein Fazit – aber ich bin großer Zimtfan und weigere mich partout dieses wundervolle Gewürz nur wie hierzulande oft üblich für die weihnachtliche Saison oder Backwaren zuständig zu sehen – die Hühnchenbrust mit dem Zimt-Chili war geschmacklich ein kleines Highlight. Die sehr nussig schmeckenden Raps-Tagliatelle an der Beete mit dem Knoblauch dazu die passende Beilage – die dem Zimt und dem Chili geschmacklich gut Paroli bieten konnte.

Dese Nudeln mit den Rapsölpesto aus den Pellets fand ich geschmacklich wirklich gelungen, die werde ich immer wieder zubereiten. Denen kann man problemlos auch die Hauptrolle auf dem Teller geben!

Langes Blogpost, kurze Rede: ich bin wirklich froh, so Rapsöl und Raps-Pellets neu für meine Küche entdeckt zu haben!

2014-10-06

Cuciniale und GourmetPilot

Untertitel: Wie ich einmal eine Ente piekte und den Champagner für mich wieder entdeckte.

(Disclosure: Im folgenden beschreibe ich ein Foodblogger-Abendessen-Event, das zu dem Zweck initiiert wurde uns Blogger ein Koch-Utensil vorzustellen; dieses Post wird also auch Produktnamen enthalten und Links zu gewerblichen Angeboten. Wisst Ihr Bescheid, näch?)



Erinnert Ihr Euch noch an meinen Thermometer-Einkaufsmarathon für meine ersten Ricotta bzw. Frischkäse-Versuche am eigenen heimischen Herd? Neulich durfte ich mich auf das nächste Küchenthermometer-Level begegnen und in einer geselligen Runde mit Schon- und Demächst-Foodbloggern den CucinialeSensor (ab jetzt kurz Cuciniale) testen, einschließlich dem GourmetPilot – die passende App zum Sensor. Ja, Ihr habt richtig gelesen; gekocht wird mit dem Touchscreen.



Der Cuciniale ist ein Gourmetsensor aus den Profiküchen adaptiert für den Normalo-Haushalt. Das Prozedere kennen wir, Geräte in unterschiedlichen Ausführungen, die von Fernsehköchen in Braten und sonstige Kochgebilde gesteckt werden und mit einer Leitung vom Offeninneren nach Außen die jeweilige Temperatur übermitteln. Das Gleiche vermag der Cucinale auch zu tun – und zwar fern des Backofens – ausschließlich am Herd.

Die Gründer der Cuciniale GmbH, die alle aus der Gourmet-Cuisine-Entwicklung stammen, haben mit dem GourmetPiloten eine smarte App dazu entwickelt, mit der man – endlich – legitimiert auch in der Küche das iPhone bzw. iPad am Mann/anne Frau haben kann.

So füttert man den GourmetPiloten ganz man am Anfang mit relevanten Daten bezüglich der Herdart, derzeit verfügbar E-Herd, Ceran- und Induktion (Gas-Herde in Vorbereitung) und kann zudem weitere spezifische Informationen vermitteln wie die Pfannenart mit der man kocht. Sein Wissen zu handelsüblichen Pfannen ist fundamental ausgeprägt. Nach diesem einmaligen SetUp kann direkt los gekocht werden.

Definiert wird dabei das Kochgut z. B. Ente, Schwein oder Rind und die Kochmethodik, also: Schmoren oder Kurzbraten. Man wählt das Wunschergebnis, also wie man das gute Stück gerne zubereiten möchte. Das Steak schön durch, die Ente blutig aber mit dunkel gebräunter krosser Haut. Dann drückt man auf Start, legt den Cuciniale in die Pfanne oder Kochtopf und prompt fängt der GourmetPilot mit netten (selbst definierbaren) Sounds – bei unserem Testkochen hatten wir ständig Lokomotiven-Alarm und ich mag Lokomotiven-Alarm – an mit dem Koch zu kommunizieren.

Sobald das Kochgeschirr heiß genug ist, kommt die Anweisung Öl in die Pfanne zu geben, befindet der Sensor dies sei heiß genug, folgen weitere Anweisungen wie „Fleisch hinzugeben”, „Fleisch wenden”, „Hitze regeln” etc. Nach dem ersten Wenden des Bratgutes wird der Sensor an die dickste Stelle im Fleisch gesteckt – und der Cuciniale misst und meldet hinsichtlich der Wünsche zum Endergebnis, wann das Stück Fleisch den perfekten Bratzustand erreicht hat. Im üblichen Kochprocedere gibt es zwischendurch noch Anweisungen, wie und wann welches Produkt in den Kochvorgang zugeführt werden soll. Sehr spannend, dass man hier und da übliche und gewohnte Griffe tatsächlich unterlassen soll, wenn der GourmetPilot sie nicht fordert. Der will halt nicht, dass das Risotto bis zu einem bestimmten Zeitpunkt gerührt wird. Und wenn man langsam Schweißperlen auf der Stirn hat, weil man denkt, das Fleisch wird gleich schwarz, zeigt er ein lässiges souveränes Selbstbewusstsein, mit dem man sich erst einmal anfreunden muss.

Denken und Intuition ist also beim Kochen zunehmend out, HighTec – auch in der professionellsten Heimküche – in. Falsch machen kann man faktisch nichts mehr, denn die sechs Sensoren vom Cuciniale habe einen ziemlich guten Durchblick mit was für einer Art Fleisch und Dicke man es zu tun hat, er kennt die spezifischen Behandlungswünsche.



Bei unserem Bloggermeeting in der kleinen feinen Bio-Kochschule von Jens Friedrich durften wir in einer Art Kochduell den Cuciniale samt App testen. Holger Henke, Geschäftsführer der Cuciniale GmbH hatte es sich nicht nehmen lassen, uns das Produkt selbst vorzustellen und uns beim Kochen damit zur Hand zu gehen.



Wir dividierten in zwei Gruppen zu je vier bis fünf Personen, um den Brei ordentlich zu verderben, dieser kam zunächst in Gestalt eines Spargel-Risottos mit Forellen-Filets als Vorspeise daher. Im Hauptgang kredenzten wir uns eine Entenbrust. Je ein Team bereitete dabei den jeweiligen Gang analog, das zweite den Gang Cuciniale-basierend digital zu.



Zu diesem Zeitpunkt war ich schon schwer in den uns zur Begrüßung angereichten Champagner von Piper-Heidsieck verliebt. Dazu muss ich sagen, dass ich nach einer langjährig zurück liegenden Champagner Rosé-Nacht mit einem Freund, der diesem Getränk in herzlicher Zuneigung sehr zugetan war und in wirklich jeder Location, die wir heimsuchten in jener Nacht, eine Flasche orderte, und ich von eben solchen Getränk ganz schön die Leber voll hatte und daraufhin in den letzten Jahren mein Herz eher der Welt der Crémants eingelegt hingegeben hatte. Aber dieser Champagner war wirklich gut, sehr fein zu trinken, machte Spaß und war genau die richtige Begleitung für die warme Sommernacht – am Küchenherd. Ab sofort bin ich für mehr Champagner beim Kochen!

Selbstverständlich wurden uns später auch ganz feine Weine zum Essen selbst angereicht. Aber der Pieper-Heidsick Champagner hat mir doch glatt den Glauben an den Champagner zurück gegeben!



Nun zurück an den Herd, meine Gruppe kochte zuerst analog die größere Menge Risotto für fast alle, briet die Forelle und hatte dabei unglaublich viel Vergnügen miteinander und hat sich den Wolf gequatscht. An dieser Stelle kann man dem Champagner unterstellen, bereits einen prima Job für die gute Laune absolviert zu haben.



Wir wussten alle, was zu tun ist – der hauseigene Cuciniale-Koch; Peter Kundner, hatte bereits gut vorgeschnippelt. Es war also kochen auf allerfeinstem und bequemen Niveau.





Beim Anrichten zeigte sich, dass wir mit Doc Evas Kochlatein (ambitionierte kochende Zahnärztin und im übrigen Vox-Perfektes-Dinner-Gewinnerin) eine sehr fähige Food-Stylisten an Bord hatten, die generell ein feines Händchen für Forellen hatte.



Natürlich konnten wir beide Koch-Methoden in Form von Speiseproben direkt miteinander vergleichen – die Forellen waren absolut auf gleichem Niveau. Ich mochte unser Risotto ein wenig mehr, weil bissfester – allerdings ist gerade bei Risotto im Kochvorgang ein größere Menge zu kochen zuträglicher. Die Cuciniale-Tester übten sich derweil in dem Zubereiten von Risotto-Kleinstmengen. (Ich könnte so etwas ja nicht.)



Hier ein ganz klares Remis. Die Forelle vom Cucinale war ebenso perfekt gebraten wie unsere.

In der zweiten Runde blieb uns vom Hauptgang nur die Ente zuzubereiten. Die sehr feine Granatapfelsauce und Kartoffelbeilage waren schon vorbereitet. An dieser Stelle mein Tipp: Sagt öfter „ja!” zu Granatapfelsaucen mit etwas Schärfe zum Fleisch! Diese hier war zwar etwas flüssig, geschmacklich jedoch eine der wirklichen charmanten Begegnungen an diesem Abend (neben vielen anderen.)







Während die andere Truppe ihre Entenbrüste wie üblich erst in der Pfanne anbriet und sie im Ofen weiter reifen ließ, fütterten wir unter Anleitung von Herrn Henke den Gourmetpiloten mit den SetUp-Daten, also Herd- und Pfannenmethodik, erklärten ihm, dass wir eine Ente zu kochen gedenken, die innen sehr Rosé zu sein hatte und außen eher etwas dunkler gebräunt.





Der Mann an der Ente, Felix Keller, von Tech 'n Chili.





Der Cuciniale und Gourmetpilot im Team maßen und warfen uns hier Anweisungen und da Befehle zu, manchmal simulierte seine Soundpräsentation einen leichten Druck in unsere Richtung – schlussendlich hatten wir unsere Ente fertig gebraten, sie sah perfekt und genau wie programmiert aus und wir konnten uns erneut an den Tisch begeben und beide Kochvarianten vergleichen.

Perfekt sah unsere Version allemal aus:



Bei der Ente war ich persönlich näher an der Ente aus dem Ofen. So ein bisschen vor sich hin schmoren und ruhen, das tut einer Ente einfach sehr gut. Ich fand sie zarter und auch etwas weniger blutig – so wie ich sie persönlich mag. Dafür war sie nicht so knackig braun wie unsere, die ja lediglich ein Pfannenerlebnis ihr eigen nennen konnte. Wir hatten unsere Ente – das sei betont – im Gruppenkollektiv so haben wollen und defacto war unsere Ente tatsächlich genauso wie von uns vorbestimmt und so dem GourmetPilot als Aufgabe mitgegeben – und diese hat er tadellos gemeistert.

Der Nachtisch wurde uns vom Kochschulen-Meister und Cuciniale-Koch dann an den Tisch serviert – und ich finde, dass grundsätzlich alle Köche in den Himmel gehören, die mir einen Nachtisch doppelt servieren!



Erwerben kann man den Cuciniale ab Ende Oktober 2014 in der Premiu-Ediiton für 279,99 Euro inklusiver lebenslanger Software-Updates. Günstiger die Variante mit kostenpflichtigen Updates, da kostet die Hardware nur 149,99 Euro. Die Applikation, den GourmetPilot, gibt es kostenlos im Apple-Store.

Wer jetzt gerade überlegt, „Hm, das wäre das passende Weihnachtsgeschenk für …”, dem möchte ich noch den Tipp geben, dass der CucinialeSensor und GourmetPilot gerade online zum Einführungspreis für 129,99 € erworben werden kann.

Der Cuciniale ist sicher das Geschenk für den sehr ambitionierten Laienkoch, der gerne technisches Equipment sammelt und nutzt. Natürlich macht so ein technischer Support via Smartphone schon irre viel Spaß für sich genommen. Schlussendlich zählt das Ergebnis, das scheint mir hier absolut optimal zu sein. Für mich persönlich kommt er wohl eher zu spät, ich bin so weit mit meinem Wissen und etwas Intuition zum Kochgut prima Ergebnisse zu erzielen. Allerdings möchte ich nicht ausschließen, dass mir der Cuciniale bei einem richtig guten Stück Fleisch gelegentlich auch fehlen wird. Zum Käsen könnte er auch hilfreich sein. Natürlich wird hinsichtlich der App noch für andere Smartphones, Tablets gearbeitet.

Minuspünktchen? Optisch finde ich den Cuciniale im Design doch sehr klassisch, fast ein wenig DDResque. (Entschuldigt Jungs – aber da könnten die gestylten Pathologie-Küchen-Besitzer ein Problem haben!)

Zusammen kochen ist immer schöner als alleine kochen. Alles in allem war es also ein wirklich schöner Abend in – wie bei diesen Kochlümmeln immer üblich – sehr netter Foodblogger-Runde – der mit einem leichten Champagner-Schwips für mich in fortgeschrittener Sommernacht auf dem Rad von Charlottenburg nach Mitte radelnd ein wohliges und inspirierendes Ende fand.

2014-09-24

Kuchensozialität

Heute kam erstmals der neue nachbarschaftliche Freund, um den Teller zurück zu bringen auf dem es neulich den kleinen halben Käsekuchen mit Himbeeren mitgab, um heute auf dem gleichen Teller die vorzügliche (aber echt jetzt mal!) Birnentarte mit Guss mitzunehmen.

Da war also der Mann, der nach dem Hund riecht, nach dem ich auch neuerdings ab und an rieche. Lecker. Shiina benahm sich prompt wie ein kleiner Pudel mit perfektem Hundeschulenabschluss. Sie hörte auf das Wort, folgte bei Fuß, spielte mit dem Ball, war zu jeder Zeit topniedlich und flog dann doch zum Schluss als Katze auf, als sie ihm vergnügt ins Gesicht schnurrte.

Die beiden anderen Damen hatten Abendbrotbauch und somit wenig Interesse.

Ich teile sehr gerne meinen Kuchen mit Nachbarn im Haus oder in der Straße wohnend. Es hat einen riesigen Vorteil, denn ich backe gerne, kann aber aus logistischen Gründen nicht ständig ganze Kuchen vertilgen. Also ich kann schon aber ich ahne, das könnte Konsequenzen haben, die auf Dauer der Arzt nicht goutiert. So kann ich viel backen, immer abgeben, mache Menschen froh, oft bekomme ich sogar mit dem Teller ein Lob zurück. Ich kann dieses Konzept gut leiden.

Da ich mich eh gerade in meiner persönlichen Auseinandersetzung mit meinem Mürbeteigkarma befinde, an dem es noch viel zu feilen gibt, ist das eine sozialkalorienverträgliche Lösung. Zudem wird man sich in diesem Kiez irgendwann an mich erinnern als die komische Frau auf dem Rad mit den drei Katzen, die immer Kuchen backte.

Nicht die schlimmste Erinnerung an sich.

2014-09-18

Der Norma Tschüss gesagt

Heute war Normas Beerdigung. Meine erste Beerdigung auf einem Friedhof in Berlin-Mitte. Der II. Sophien-Friedhof in der Bergstraße. Allererste Lage, für Norma nur das Beste.

Wie es sich für die kleine Sonnenanbeterin geziemt, schien heute die Sonne hell und leuchtend. Sie tauchte die Scheiben in der kleinen Kapelle in wunderschönes Licht und wärmte uns während der Trauerrede im kalten Gemäuer die Oberkörper. Die Familie hatte zu der roten Urne ein Foto von Norma aufgestellt, das sie schon als ältere Dame zeigte. Sie trägt auf dem Foto so etwas wie das, was man heute „Fascinator” nennt. Ein Hauch von Etwas seitlich am Kopf. Sie guckt auf dem Foto genauso wie sie war, heiter bis belustigt, irgendwo in dem Gesicht und in den Augen saß immer eine Portion Schabernack. Diese Frau war noch im Alter wunderschön!

Der Trauerredner erzählte von ihrem Leben. Ich war dabei erstaunt, wie viel ich davon tatsächlich schon wusste, obwohl ich sie nicht lange kannte und wir nun auch nicht immer beisammen saßen. Aber sie hat mir in der kurzen Zeit viel erzählt. Nur vom Heinz war nie die Rede, ihre unglückliche Liebe, die kurze Ehe, die sie wohl mehrmals noch nach der Scheidung versuchte wieder zum Leben zu erwecken, was nie mehr gelingen sollte bis der Mann dann nach Westdeutschland gegangen war. Was damals halt hieß, die DDR verlassen hatte.

Aber von der Mauer und Stadtteilung war in dieser Trauerrede nie die Rede, wenn doch vom Krieg, dessen Anfang sie als 13-Jährige erlebt hatte, die Schrecken also sehr bewusst wahrnehmen musste, und dann ihren ältesten Bruder mit 17 Jahren in der Uniform am ersten Weihnachtsfeiertag verlor. Das hatte sie mir einmal – Jahrzehnte später – tiefbekümmert über die Balkonbrüstung hinweg erzählt, wie sie danach nie wieder fröhlich Weihnachten feiern konnte. Bis einer ihrer Urenkel an dem ersten Weihnachtsfeiertag geboren wurde, was ihr erst den Frieden wieder gegeben hatte.

Norma hatte dieser Tage Angst vor einem neuen Krieg aufgrund der ganzen Entwicklungen im Nahen Osten und vor allem in Russland. Der Russe im Krieg, davon haben die Menschen ihrer Generation ihr sehr eigenes Erleben. Sie erzählte mir einmal von ihrer Angst, die ich mit ihr teilen konnte. Ich stand da und hatte Gänsehaut und wusste nicht, wie ich sie beruhigen hätte können. Da habe ich lieber die Angst mit ihr geteilt und ihre ernst genommen.

Ich habe mich immer bewusst bemüht in den Zusammentreffen mit Norma keine platten Sprüche zu bringen, die man gerne älteren Menschen gegenüber anwendet, wenn sie von den Dingen sprechen wie Tod, Verlust und Müdigkeit, von denen man selbst noch nichts hören will. Ich bin froh, jetzt froh, dass ich bei unserem letzten Gespräch als sie mir sagte, dass sie müde sei, einfach nur gesagt habe, das ich das verstehen würde aber dass es mich auch traurig machen würde, wenn sie nicht mehr sei. Ehrlichkeit im Leben ist später ein prima Begleiter in der Trauer.

Der Redner sprach von der Fröhlichkeit, die Norma so ausgezeichnet hätte und dass Musik ihr ständiger Begleiter gewesen wäre, er sprach an, dass sie alle Arten von Musik liebte, im Chor gesungen hätte, gerne Klassik gehört hätte und André Rieu. Norma hatte immer den Radiosender an, der Rockmusik spielte, laut. Sie beschallte damit gerne den Hof und somit meinen Weg zum Müll, was ich doch außerordentlich reizend fand. Immer wieder.

Ich habe heute oft auf ihr Foto geblickt und musste immer denken: „Norma, Du kleiner Rocker!” Doch ja, Norma war noch mit 88 irgendwie Rock'n Roll! Die 15-jährige Tochter einer Nachbarin im Haus, heute tapfer dort die Familie vertretend, erzählte mir, dass ihre Mutter ihr immer erzählt hatte, wie sie mit Norma und einer Nachbarin „damals” nebenan in das besetzte Haus gegangen seien und mit den Bewohnern musiziert hätten.

Ich hatte Normas Tochter angesprochen und ihr gesagt, bevor sie den Gartenzwerg auf Normas Balkon wegwirft, denn die Wohnung wird ein Unternehmen auflösen, möge sie ihn bitte mir geben. Sie wollte noch ihre Enkel fragen und hat ihn mir dann neulich in die Hand gedrückt. Ich bin keine Gartenzwergliebhaberin aber dass ich nun vom Normchen den Zwerg hier stehen habe, erheitert mich und meinen Balkon. Ich erinnere mich sehr gerne an sie.

Wie der Redner sprach mit Hinweis auf die Urne, man könne eben nichts mitnehmen, deswegen gehe es im Leben vorrangig darum zu schenken: Freundlichkeit, Fröhlichkeit, Wärme und Liebe. So kurz ich diese Frau nur kannte, zweifle ich keinen Moment daran, dass sie sehr reich gegangen ist, weil sie Zeit ihres Lebens all das oft und nachhaltig verschenkte.

Nun haben wir sie begraben an einer wunderschönen Stelle, umrahmt von zwei Kirschlorbeerpflanzen mitten in ihrem Berlin. Ich habe mich bei ihr am Grab bedankt, dass ich sie kennenlernen durfte.

2014-09-10

Was die da mental mit Dir machen …

So bin ich dann vergangene Woche am Dienstag zum Jobcenter gegangen, um zu erfragen, warum ich sechs Wochen nachdem ich die Unterlagen eingereicht habe, nicht die Zahlung meines Krankengeldsatzes vom Jobcenter erhalten habe.

Ich bin morgens um Punkt acht Uhr vor Ort, mit erstaunlich wenig anderen Mitstreitern. Beim Empfang spreche ich vor und ich erhalte die übliche Zettelage, um bei einer weiteren Empfangskollegin vorsprechen zu dürfen, die mir dann wohl sagen könne, bis wann ich mit Zahlung rechnen dürfe.

Fünf Menschen im Wartezimmer vor mir, es geht schnell. Ich erkläre der nächsten Mitarbeiterin mein Problem, lege ihr den aktuellen Kontoauszug vor, der klar definiert, dass am Tag zuvor die Miete ab- und wieder zurückgebucht worden ist, einschließlich der Rücklastschriftgebühr. Die Dame guckt auf den Kontoauszug, stellt fest, dass ich ja 250,— Euro zur Verfügung hätte und somit nicht mittellos sei. Ich entgegne, dass ich mich nicht in der Lage sähe von 250,— € meinen Lebensunterhalt, Strom, Miete und Medikamente finanzieren zu können.

Sie guckt in ihren Computer, notiert wieder lustige Zahlen auf ihre Schreibtischunterlagen und erklärt mir ungerüht, sie hätte den frühesten Termin in der Leistungsabteilung am 12.09. diesen Jahres.

Ich erkläre ihr daraufhin sehr gerührt, dass die nicht ginge. Ich erkläre, dass meine Krankschreibung auf einem Trauma wegen eines Wohnungsverlustes basiert, ich seit ich in dem diesem beschissenen Jobcenter gemeldet bin, immerhin fünf Mal meine Miete nicht oder zu spät nur zahlen konnte; ich so keine Chance auf Gesundung habe, weil mich das Jobcenter regelmäßig zurück auf Null schickt. Das komplette Programm mit Tränen. Die pure Erniedrigung.

Es wird telefoniert und ich darf noch am gleichen Tag zwei Etagen weiter, dort empfängt mich eine junge Kollegin, die natürlich nicht weiß, warum mein Antrag nicht bearbeitet worden sei, der verantwortliche Kollege sei gerade nicht da (typisches Statement von Jobcenter-Mitarbeitern), sie würde das Geld sofort anweisen, ich hätte das dann am nächsten Tag auf dem Konto. Aber sie könne mir nur die Leistung ab dem 1.9. überweisen, das Geld ab Ende der Krankengeldzahlung, könne sie erst anweisen, würde ich einen Kontoauszug über die letzte Krankengeldzahlung vorlegen.

Wir erinnern uns, als ich die Unterlagen der Krankenkasse dort abgab und mich erkundigte, was ich zu tun hätte, hieß es dort: „Nichts! Das würde jetzt automatisch seinen Gang gehen.” Ich hätte die Unterlagen längst dort vorgelegt, hätte man mich überhaupt wissen lassen, dass ich das tun soll.

Das Geld hatte ich dann tatsächlich ganze drei Tage später auf dem Konto. Also das für den September. Nicht das ab Mitte August. Auch nicht das für die seit Monaten beantragten Sonderleistungen für spezielle Behandlungstherapien.

Ich bin dann jetzt soweit. Ich, die ich durch und durch pazifistisch bin, Gewalt verabscheue, Motten lieber aus der Wohnung raus setze als sie zu erschlagen, ich habe letzte Woche verstanden, warum Menschen Amok laufen. Und ich werde in Zukunft, wenn wieder ein Mensch in einer dieser Behörden die Kontrolle verliert, diesen Menschen verstehen, denn ich kann seine Verzweiflung 1:1 nachempfinden. Und ich werde ohne mich mit dem jeweiligen Fall näher zu beschäftigen, ganz lapidar sagen, sehr sicher ist dieser Mensch zu Recht entglitten. Er konnte da gar nichts für. Vermutlich hat er einfach dann einmal zu wenig „Entschuldigung” und einmal zuviel „Der verantwortliche Kollege ist gerade nicht da.” gehört und die Nerven verloren. Das passiert vor allem dann, wenn man so forciert darum ersucht bei verzweifelten Menschen.

Mir geht's also wieder seit Tagen schlecht. Zurück auf Null. Immer wieder. Nur wegen dieser einen Behörde.

2014-09-08

Beim Rad-Händler

Ich diagnostiziere mir selbst heute vormittags akute Luftabwesenheit im Sinne von die „Luft ist raus.” Es stehen nur Kleinsttermine auf dem Plan und selbst die erscheinen mir als zu schwer. Dann trete ich aus dem Haus und sehe, dass es meinem Vorderreifen offensichtlich genauso geht. Ich pumpe ihn auf, um zu erkennen, dass er binnen 60 Minuten wieder platt ist. So rolle ich das treue Gefährt vorhin um die Ecke zum kleinen Fahrradbastler, der zwei Minuten von der Haustür entfernt agiert. Eigentlich lasse ich sowas immer in der Radspannerei machen, denke aber hier bei mir, gibste dem kleinen Bastler 'ne Chance.

Das Rad sichert sich seit schon immer neben dem Schloss mit Security Locks an beiden Reifen und dem Sattel ab. Das habe ich damals bei Kauf einsetzen lassen, als die Dinger gerade erst hierzulande den Markt beschnupperten, natürlich haben sich mittlerweile irgendwelche anderen Systeme durchgesetzt. Die Bude, die mein System damals produzierten, gibt es wohl auch gar nicht mehr.

Das ist eigentlich schade, denn das System ist echt sicher. Das knackt keiner. Das ist so sicher, dass es in der Vergangenheit diverse Radreparateure, denen ich das dazugehörige Set mit Gebrauchsanleitung und Mini-Inbus an die Hand gebe, nicht aufbekommen haben. Dabei ist es ganz einfach, Tresortechnik. Jedes Lock hat drei kleine Schrauben, die codiert sind. Die Codierung geht wie beim Kofferschluss jeweils bis neun. Man muss nur mit den Inbus die drei Schrauben einmal bis zum Leerlauf stellen. Und dann nach rechts so oft klicken lassen, wie der Code vorgibt. Ist dieser also drei, dann eben drei mal leicht ratschen lassen. Mit etwas Gefühl klappt das ganz gut. Also, ich kann das mittlerweile mit links. Und Schwups ist die Kappe ab und man kann mit einem normalen 7er Inbus den Reifen lösen.

Da ich nun weiß, dass andere Menschen mit diesem System nicht oder auch nicht so schnell klar kommen und ich auch jedes Verständnis der Welt habe, dass man sich nicht mit jedem besch… Fahrrad-Security-Locking-System, das global so existiert, auskennen muss, sorge ich mittlerweile dafür, dass die Händler das Rad von mir für die zu reparierenden Stellen jeweils schon befreit erhalten. So brauchen die das hinterher nur noch einmal aufdrehen und gut ist.

So tat ich das auch heute. Ich fahre mit dem Rad vor, löse die Kappe. Erkläre das eigentliche Problem, erkläre dass ich die Kappe zur Diebstahlsicherung schon abgemacht habe, drücke dem Menschen die Sachen in die Hand und soll mein Rad in einer Stunde wieder abholen. Ich verlängere von mir aus auf zwei Stunden, will denen ja keinen Stress machen und um 15:00 Uhr klingelt das Telefon, sie bekämen das Rad nicht auf. Ob ich in der Nähe sei und ihnen helfen könne?

Nun ja, bin ich, weil eben vor der Haustür. Ich gehe hin, gucke mir das an. Hängt wieder die Security-Kappe am Rad. Die Jungs ratlos. „Ja”, sag ich zu den beiden Jungs, „deswegen habe ich Euch das ja vorher abgemacht, damit ihr das Problem nicht habt.” Ich mache die Kappe wieder ab. Die Jungs ratlos. Ich dann erklärend, „soweit ich weiß, muss man jetzt die Schraube lösen.” Sie kriegen die Schraube nicht aufgedreht. Und irgendwann kommt der Vorschlag vom Chef mit Gewalt, aber dann müsse er mir ein neues System drauf machen. Was ich quittiere mit „kein Geld für so'n Spaß.” Wir einigen uns, dass ich das Rad da vorstelle, wo neulich, also vor drei Jahren zirka neue Mäntel aufgezogen worden sind. Wir pumpen das Rad noch mal auf und ich rolle von dann zur Radspannerei, denen ich das Problem erkläre, von denen einer im Service sagt, „bringt das Rad rein, ich gucke mir das an.” Der dann an der Schraube dreht mit einem 7er-Inbus. Und die Schraube sich wie von Zauberhand überredet wird, sich so zu verhalten, wie sie soll: sie löst sich.

Soweit so schlecht. Ich bringe mein Rad, so es möglich ist, immer zur Radspannerei, weil ich weiß, dass die ihr Business verstehen, Ahnung haben, einem keinen Mist andrehen und zumeist sehr sehr nett sind. Zumeist ist Schwachsinn, die sind immer sehr nett. Punkt. Das Dumme ist, dass das mittlerweile so bekannt ist und man deswegen für akute Radreparaturen auf eine Warteliste kommt, die drei Tage lang wirken kann. Bei 'nem platten Reifen. „Es gibt so viele platte Reifen in diesen Tagen.”

So bin ich voraussichtlich die nächsten drei Tage radlos. Sprechen Sie mich also nicht von der Seite an. Wer aber in Berlin sich einmal ein neues Rad kaufen möchte, geht bitte immer zuerst da hin.. Die haben sowieso da schöne Räder mit guten Komponenten, die man sich zusammen stellen kann.

2014-09-06

Beim Paff-Händler …

Gestern bin ich in dem Nähmaschinenladen gewesen, in dem, so vermute ich, meine Oma in den 60igern ihre Nähmaschine gekauft hatte. Die Wilmersdorferstraße in good old Charlottenburg. Als mich dann der Verkäufer fragte, ob er mir helfen könne, erzählte ich ihm, dass ich nur mal gucken, weil eben meine Oma damals …

Da konnte er wenig zu sagen. Viel zu jung. Der Laden vermutlich in der xten-Generation weitergegeben. Vielleicht ist es auch gar nicht mehr der Gleiche oder ist mittlerweile umgezogen. Es wurde ja auch neu gebaut und überhaupt. Ihm war wohl auch sofort klar, dass ich mit so einer Nähmaschine als Erbe so schnell nichts Neues kaufen werde.

Dann guckte ich mir an einer Wand die Nähfüße für die neuen Pfaff-Maschinen an und stellte fest, dass die das gleiche Nähfuß-Klickmodell haben, wie die meisten Hersteller heute. Und dann habe ich gelernt, dass es für meine alte Pfaff-Nähmaschine tatsächlich einen Nähfußadapter für 14,95 € gibt, den er sogar in der Schublade hatte, mit dem ich praktisch jeden neuen Pfaff-Nähfuß an meine alte Diva bekäme.

Da war ich platt. Eigentlich wollte ich direkt zuschlagen, doch dann fiel mir dann aber ein, dass ich mehr Nähfüße für die Pfaff habe, als ich jemals gebrauchen kann. Klar gibt es auf dem Gebiet einige sinnvolle Neuerungen aber Oma hat mir schon verdammt viele Nähfüße hinterlassen. Und dann lag neulich auf dem Flohmarkt eine Holzschachtel für l0 Euro mit weiteren Nähfüßen für die gleiche Maschine, so dass ich auch den einen und andere doppelt habe. Ich saß dann an einem grauen November-Abemd am Rechner und recherchierte in den Nähforen die ganzen Nummern, die auf meinen Nähfußen eingestampft sind – und bin mir völlig unbekannten Nähmöglichkeiten begegnet.

Gerade hinsichtlich dieser Seniorin als Nähmaschine ist das Internet wie oft eine Quelle der Freude – was man da alles nachlesen und lernen kann. Ich war da wieder an einem Punkt, an dem ich dachte, was haben wir eigentlich früher ohne Internet gemacht? Dieses einfache Zufließen von Informationen – aus dem Stehgreif – von Menschen großzügig geteilt; dieses Partizipieren dürfen an den Erfahrungen anderer Menschen. Das ist alles sehr sehr großartig.

Mir hat's jedenfalls das Nähen näher gebracht. Ich wäre heute nicht so weit, wenn ich als unterstützenden Lehrmeister nicht das Web gehabt hätte bei meinen ersten Schritten.

2014-09-01

Kätzchen gesucht?

Sich ein Kätzchen (oder anderes Tier) aus dem Ausland zu holen, ist selbstverständlich eine kritische Sache, solange die Tierheime hier voll sind.

Ich habe das damals bei Shiina nicht mit leichtem Gewissen gemacht. Aber ich habe ihr Foto auf Facebook gesehen und einfach gewusst, sie gehört zu mir/uns. Das war auch die richtige Entscheidung, denn sie ist eine wundervolle Katze, die mich von Anfang an sehr geschätzt hat und das auch täglich zeigt. Dass sie nun mit den anderen beiden Damen nicht so klar kommen möchte, ist hierbei eine andere Geschichte.

Ich habe Shiina über den damaligen Verein Teneriffas Katzenwaisen vermittelt bekommen. Den Verein gibt es so nicht mehr, aber die ehemalige Vereinsvorsitzende unterstützt hierzulande weiterhin ehrenamtlich zwei Organisationen, die sich um Katzen auf Teneriffa kümmern, Fundkatzen aufnehmen, behandeln lassen, in Pflegestellen unterbringen – einfach versuchen diese vor dem sicheren Tod zu bewahren. Was die für einen guten Job machen, zeigen die Fotos in einem früheren Blogpost über Shiina. Zwischen den ersten Aufnahmen ihres schrecklichen Zustandes und der Ankunft bei mir, lagen nur sechs Wochen.

Ute hat heute die Homepage mit neuen Katzen gefüllt, die dringend ein neues Zuhause suchen. Es sind zahme, gepflegte, gesunde und bildhübsche Katzen und wenn diese besondere Eigenheiten haben, werden diese sehr offen kommuniziert. Man weiß also ziemlich genau, wen man sich als neuen liebeswerten Lebenspartner ins Haus holt. So oder so gilt immer eines: Katzen entwickeln sich ihr Leben lang. Selbst die scheueste Katze kann sich im richtigen Zuhause zu einem kleinen extrovertierten Prachttiger hinentwickeln.

Derzeit betreuen die Pflegestellen alleine 13 Katzenbabys, die nur an diesem einen Wochenende aufgesammelt wurden. Teils mit ihren Müttern, die fast völlig verdurstet die vielen Kitten nicht selbst ernähren können, teils ohne Katzenmamas, die es nicht geschafft haben. Die Babys werden nun mit der Hand aufgezogen. Das ist nicht nur für Ehrenamtler viel Arbeit, wenig Schlaf, es bedeutet auch immense Kosten. Es werden dringend Futterspenden benötigt, wer helfen mag und kann, kann das hier sehr einfach tun.

Also guckt einmal auf die Seite, empfehlt sie weiter – vielleicht fehlt ja irgendwo einem Mensch in Eurer Umgebung genau die eine Katze, die dort vorgestellt wird?

Danke!

2014-08-29

Jobcenter Berlin-Mitte

Ich bin seit dem 18.08.2014 seitens der Krankenkasse ausgesteuert worden, das heißt, dann sind 72 Wochen Krankengeldleistung erfolgt und ich muss mich an das Jobcenter wenden, die nun für die Leistungen während der Krankschreibung eintreten. Die Arbeitsagentur für Arbeit tut das nicht, weil man nicht als vermittelbar gilt, solange man krank geschrieben ist.

So habe ich per 18.07.2014 die Unterlagen beim Jobcenter vorgelegt und nachgefragt, wie das weitere Procedere sein wird. Die Antwort: „Da müssen Sie nichts weiter tun, das läuft jetzt automatisch.”

Okay, das hätte mich selbstverständlich hellhörig werden lassen müssen.

Auch das zum 18.08.2014 keine Leistung für den Monat August auf meinem Konto eingegangen ist, hätte mich hellhörig werden lassen sollen, denn normalerweise erfolgen diese Leistungen vorab. Aber da dachte ich noch, okay, die wissen, dass bis zum 15.08.2014 Geld von der Krankenkasse geflossen ist.

Heute ist die bewilligte bezuschusste Leistung, die ich seit der Krankengeldzahlung erhalte – weil das Krankengeld sehr niedrig war – auf dem Konto eingegangen. Ratet welcher Antrag offensichtlich nicht bearbeitet worden ist. Ratet, wer am Montag wieder einmal nicht die Miete bezahlen kann, dank des Jobcenters Mitte.

Wieder einmal heißt binnen zwölf Monate konnte ich dank der Schlampigkeit der dort arbeitenden Mitarbeiter drei Monate gar nicht – also nur mit externen Hilfen – und zwei Mal zu spät meine Miete überweisen.

Wenn man mal überlegt, warum ich krank geschrieben und dass die mich mit diesen Aktionen jedes Mal im Prozess meiner Gesundung zurück an den Anfang schicken …?

Die möchten, dass man sich selbst erledigt, oder?

2014-08-27

Amazon-Wunschliste

Mir hat jemand liebenswerterweise von meiner Amazon-Wunschliste am 22.7. das Overlock-Nähbuch offensichtlich geschickt. Nur … es ist hier leider nie angekommen.

Insofern kann ich mich leider nicht bedanken bzw. anderweitig Bescheid geben.

Der kleine Großcousin …

… wohnt um die Ecke und ich klingelte gestern zurück kommend vom Engelbecken nach einem netten Café am Wasser gemeinsam mit einer Freundin bei meiner Cousine, um ihr endlich die für sie bei Müller Nähmaschinen erworbene Magnetsaumführug zu schenken. Meine Cousine näht auch relativ frisch und dieses Gerade nähen ist am Anfang so einfach noch nicht.

Die Cousine freut sich, der kleine Großcousin freut sich auch über den Besuch knapp vor Badewanne und wir beschließen alle gemeinsam noch eine Runde um den Block zu drehen, die mit einem Glas Wein auf meinem Balkon enden wird, für den kleinen Großcousin endlich mit der Zusammenführung der Katzen.

Als wir los laufen, gucke ich ihn mir an: er trägt eine neue, sehr schicke Röhrenjeans, neue Puma-Sneaker in weiß-senfgelb und dazu einen weißblau quer gestreiften Kapuzenpulli. Er sieht für einen Zweieinhalbjährigen extrem schick aus und ich bewundere als erstes seine neuen Schuhe. Das findet er wiederum so passend und korrekt, dass er sich umdreht, sich mir (erstmals) in die Arme stürzt und sich ab diesem Moment tragen lässt. Der kleine Großcousin ist ein cleverer kuschliger Tragefratz. Er macht es einem sehr viel leichter, weil er einem dabei den Nacken streichelt.

Bis wir über die Straße gehen und den kleinen Weg zu meiner Wohnung hoch, wiederholt er aufgeregt „Katze! Katze”. Er mag Katzen, das ist längst bewiesen, hat aber auch erstaunlich hohen Respekt vor ihnen. Der kleine Großcousin hat im übrigen seit dem Sommerurlaub vor einigen Wochen bei seiner Familie väterlicherseits in Kroatien die Sprache für sich entdeckt. Kurz: er haut nun einen Korken nach dem anderen raus. Es ist ein tolles Alter. Vor allem für die, die ihm zuhören dürfen.

So sitzt er im Treppenhaus vor der offenen Tür im Türrahmen, guckt verzückt auf eine Shiina, die sich erstaunlich unerschrocken vor ihm auf dem Boden wälzt, guckt an die Decke meines Flures und gesteht uns allen: „Schöne Wohnung!” Dann blickt er begeistert auf die kleine graue Katze, die immer noch keine Sorgen wegen ihm zu haben scheint (Nacktkatzen-Training wirkt) und stellt fest: „Katze! Katze!”, und nach einer Weile „viel Katze”. Bei Shiina eine sehr zutreffende Anmerkung – auf mehreren Ebenen.

Wenig später, die Shiina ist mit dem Abendessen in einem Raum beschäftigt, stellen wir ihm die beiden anderen Katzen vor, die nun auch gemeinsam über dem Fressnapf hängen und erstmals bildet er für sich im Leben sprachlich bewusst den Majestic Pluralis Premiumcontentalis: „Zwei KatzeN”.

Seine Mama zeigt sich tief ergriffen. Sie ist Wirtschaftsprüferin; er kann zählen, das ist nun bewiesen.

Wir hatten im Folgenden noch viel Spaß mit ihm, einer ihrer Bestimmung zugeführten müffelnden Windel, wobei er viel Freude bewies, was immer ich ihn „Stinkebär” nannte und seiner sekündlich zunehmenden Müdigkeit, die sich ausgeprägt in einer immer lustiger werdenden Motorik erkenntlich zeigte. Überhaupt scheint er nun begriffen zu haben, dass ich nicht nur die Frau bin, die man gelegentlich im Supermarkt am motorisierten Auto trifft sondern, dass ich eine bin, auf der man ganz gut rumkrabbeln und steigen kann.

Im übrigen habe ich den kleinen Mann noch nie quenglig erlebt. Sonnenschein. Aber hallo!

2014-08-19

Norma †

Gestern Abend mache ich mir eine Hühnerspuppe. Die einfache Version, Hühnerkeulen abgekocht und weil ich sehr müde und geschafft war vom Tag mit etlichen Arztterminen nur mit tiefgefrorenem Suppengemüse fertig gestellt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine Hühnersuppe nicht mit frischem Suppengrün zubereitet zu haben.

Die Brühe von nur drei Hühnerkeulen geriet erstaunlich gut und satt und so dachte ich, davon bringe ich morgen der Norma eine Portion, da freut sie sich vielleicht. Und überlegte, wie ich bei Ihr entschuldigen könnte, dass kein frisches Suppengrün an der Suppe sei. Norma hatte mir nämlich öfter erzählt, wie wenig sie dieses Mittagessen auf Rädern mag, dass ihr da täglich gebracht worden ist. Einmal habe ich es mir angesehen. Ich konnte sie gut verstehen.

Heute früh verlasse ich das Haus, um zur Krankenkasse zu gehen. Da stehen vor Normas Haus vier erwachsene Menschen und deren Stimmung scheint nicht gut. Ich gehe vorbei und frage, ob ich helfen kann (die Anlage hier ist so dörflich irgendwie, wir machen das halt hier), was sie verneinen; ich sehe nasse Augen, ich sehe, dass in Normas Wohnung überall Licht ist; ich gehe weiter, dann verstehe ich.

Auf dem Fußweg zur Krankenkasse, das sind zehn Minuten, kommen mir immer und immer wieder die Tränen. Da ist so eine Gewissheit. Ich schimpfe mit mir, weil ich mir sage, dass kann auch jemand anderes getroffen haben, im gleichen Haus wohnt noch ein älteres Ehepaar. Aber ich kann mich an den Mann erinnern, der dabei stand. Er hatte mir voriges Jahr erzählt, dass sie nach einem Sturz ins Krankenhaus gekommen sei, er war ihr Schwiegersohn.

Ich komme kurze Zeit später zurück und die vier Menschen stehen dort immer noch. Ich gehe zu ihnen und spreche direkt eine der Frauen an, ob sie nicht die Tochter von Norma ist. Und sie nickt. Und wir gucken uns an und ich kann nur „Nein!” sagen. Dann liegen wir uns weinend in der Armen und die Gewissheit ist nun auch eine endgültige.

Norma ist also heute Nacht irgendwann gegangen. Ich habe diese kleine Frau sehr sehr gemocht. Ich habe sie, die Achtundachtzigjährige, nur ganz selten klagen hören, obwohl sie fürchterliche Schmerzen gehabt haben muss. Sie war uns Nachbarn immer so dankbar, dass wir für sie da waren – was wir alle einfach gerne waren. Sie war so ein Sonnenschein und freute sich immer, wenn wir auf dem Weg zum Müll für ein Schwätzchen stehen blieben.

Ich habe ihr immer etwas von meinem Obst vom Markt kommend abgegeben, was sie sehr freute und so habe ich ihr dieses Jahr die leckeren Plattpfirsiche vorgestellt, die sie noch nicht kannte und die sie mindestens so lecker fand wie ich. Letzte Woche legte ich ihr eine Packung davon in die Balkonblumen, was ich dann immer tat, wenn sie gerade tief schlief auf ihrem heiß geliebten Balkon. Später hatte sie mich beim Müllgang abgefangen und hatte sich sichtlich sehr gefreut. Sie sah nicht gut aus an dem Tag und ich fragte sie, ob es ihr wirklich gut ginge. Und da sprach sie darüber, wie weh ihr die Füße täten und dass sie müde sei und dass sie mit ihrer Mutter geschimpft hätte, warum sie sie denn nicht zu sich holt. Da hatte sie zum ersten Mal mir gegenüber zugegeben, dass sie dieses Leben, das sie wirklich sehr schätzte, auch ein bisschen satt hatte. Nicht das Leben an sich, aber das gesundheitlich Beschwerliche daran.

Einige Tage vorher war ich für sie einkaufen. Ihr Rosé-Wein war alle, von dem sie gerne am Abend ein Glas trank, was sie mir natürlich noch sympathischer machte. Das hatte sie mir einmal gestanden, natürlich gleich mit der Erklärung, sie hätte ihre Ärztin gefragt und die hätte das erlaubt. Und ich habe ihr gesagt, dass das ihr Leben ist und dass sie es sich so gestalten soll, wie sie es für sich gerne mag. Meine Güte, was soll sich ein Mensch mit 88 wegen seinem Diabetes selbst kasteien? Das fand sie gut und so durfte ich ihr dann vom Supermarkt eine Flasche mitbringen, vom lieblichen Wein natürlich. Den mit dem Drehverschluss, denn Korken bekam sie ja nicht mehr auf mit ihren Händen.

Die zwei Euro fünfzig konnte sie mir nicht bezahlen, weil ich ihren 20 Euro-Schein nicht wechseln konnte und so sprach sie mich jedes Mal darauf an, in Sorge, sie würde das vergessen. Und ich meinte dann, sie solle sich keine Gedanken machen, wir würden das einfach hochrechnen, bis es mal ein Zehner sei – und das hatte sie beruhigt. Ich wollte das Geld sowieso nicht. Und mich beruhigt es jetzt, dass sie nicht gehen musste mit dem Glauben, da sei etwas nicht geklärt. Die Menschen dieser Generation sind da so empfindlich.

Gerade hat sie die Gerichtsmedizin ins Auto getragen. Diesen kleinen Menschen, der so herzlich, liebevoll und fröhlich war.

Kleine Norma, ich bin froh, dass Du noch einen schönen Sommer auf Deinem Balkon in der Sonne hattest. Die Sonnenbäder, die Du so liebtest. Die kurze Zeit, die wir uns kannten, hast Du mich viel gelehrt mit Deiner feinen Art. Du wirst mir sehr fehlen! Mach's gut und sei nun einfach glücklich, wo immer Du bist!

2014-08-17

Wandgehänge



Eine Freundin von mir hat einen schwarzen Bilderrahmen der zusätzlich im Glas noch einen Milchglasrand hat. In diesen Rahmen hatte sie ein herbstliches Pflanzenfoto von mir getan, was ich finde, diesem Foto sehr gut tat. Den Rahmen hatte sie irgendwann und irgendwo in einem Ausverkauf erstanden. Seit dem suche ich genau so einen Rahmen.

Der einzige Rahmen dieser Art, der mir seither begegnete, ist Erikslund von Ikea. Und ich finde, das ist auch mit einer der schöneren Rahmen dort überhaupt, wenn er nicht ein grandioses Problem mitbrächte: Erikslund kommt nämlich MIT Kunst. Und Rahmen vom schwedischen Albraumkaufhaus, die MIT Kunst kommen, sind üblicherweise nicht auf Flexibilität in ihrer Bestückung ausgelegt. Was nur ein Problem ist, was ich mit Ikea-Kunst sonst auch gerne habe.

So schleiche ich also seit Jahren um Erikslund herum und überlege immer, ob man den für persönliche Bilderrechte eigentlich knacken kann.

Neulich nun war ich auf dem Kundstmarkt an der Oberbaumbrücke, der dort zwei Mal im Jahr statt findet und den ich empfehlen möchte, denn tatsächlich trifft man dort so gut wie kaum auf Kunst, die dem subjektiven Gefühl nach auch weg könnte. Ganz im Gegenteil, könnte ich mich dort mit etwas mehr monetärem Pflaster ganz prima glücklich kaufen.

Ziemlich entzückt begegnete ich letzten Monat dort den Illustrationen von Steffen Leischner, der uns einige seiner Werke auch für meine Verhältnisse finanzierbar als Postkarten anbot und so erwarb ich drei seiner See-Motive in Farbe und drei seiner herrlichen männlichen Seejungfrauen in schwarz-weiß. Dieser Kauf stellte mich vor die Aufgabe für diese Werke nun die passenden Rahmen zu erwerben.

Das tue nicht nur ich dann auch wieder beim Schweden und so stand ich neulich wieder einmal vor Erikslund – der mit seinen drei Motiven im Grunde genau der richtig Rahmen gewesen wäre, wäre da nicht die Kunst inside und der fest vertackerte Rahmenrücken hinten. Dieses Mal aber dachte ich bei mir, „den nimmste jetzt mit und guckst, ob Du den knacken kannst.”

Gesagt, getan. Tatsächlich hat das ganz gut funktioniert, wie man am obigen, recht schlampig fotografierten Bild erkennen kann. Zunächst versuchte ich die Rückwand mittels Entklammerung der Tackerklammern zu befreien, was mit einer üblichen Entklammerzange und einer richtigen Zange ganz passabel funktionierte – wenn auch ich nicht behaupten möchte, dass das so richtig Spaß bringt. Aber für eine schlechte Sonntags-Tatort-Wiederholung ist das genau der richtige Zeitvertreib. Einige Klammern brachen ab, bei denen kam dann die richtige Zange zum Einsatz. Da ich den vorgegebenen weißen Hintergrund schwarz haben wollte, kaufte ich Fotokarton, schnitt diesen passend zu.

Ein bisschen pfrimmelig war dann das Maß zu ermitteln, wo man die Bilder genau mittig aufbringen konnte, denn leider ist die gedruckte Kunst von Ikea auf der Rückwand fest aufgeklebt – so dass meine prima Idee „nimmste die als Schablone und steckste 'ne Stecknadel durch die Mitte” nur eine Idee blieb. Also ein bisschen gerechnet, vorsichtig mit weißem Kreidestift angezeichnet und immer wieder mal mit dem Rahmen ausgerichtet. Dann die Karten mit Sprühkleber aufgeklebt, dto. dann mit dem ganzen Fotokarten auf die Rückwand. Natürlich habe ich dabei auch nicht vergessen, den wenigstens einmal falsch herum aufzukleben, denn die Rückwand hat logischerweise auf der anderen Seite den Aufhänger, den ich beim ersten Mal natürlich nach unten sortierte.

Dann habe ich die Rückwand wieder mit einem Tacker aus dem Baumerkt fest getackert, dabei die Anzahl der Klammern um die Hälfte reduziert, falls ich mal wieder an den Rahmen und sein Innenleben möchte und nun hängt die dreifache Leischner-Kunst in Farbe hinter Rahmen mit Milchglasrahmen an der Wand. Sehr apart anzusehen, wie ich es mag!

Also, wer sich schon immer mal gefragt hatte, ob man Erikslund modifizieren kann: es geht. Beim nächsten Ikea-Besuch wird dann noch einer mitkommen, damit ich die männlichen Meerjungfrauen auch präsentieren kann.

2014-08-13

Während …

… ich mich heute mit Frau Mutti auf Twitter zum Synchron-Bad-Putzen verabredete, um unsere Unwollen ausdrückenden Gesichtszüge zu verfeinern, kreischte in der Küche die Waschmaschine piepsend und zeigte einen wild blinkenden E_18 im Display, was mich ein bisschen in Panik versetzte, denn das Piepsen war das Erste, was ich dieser Waschmaschine sofort abgewöhnt hatte und ich wäre heilfroh, würden das die Supermarkt-Mitarbeiter mit den Piepslarmen offener Lagertüren und offener Kassen auch tun, denn sie hören da eh nicht mehr hin und die Geräusche sind nur etwas, was die Aggressionen der Kunden an den Kasse prima erhöht, was ich genauso wenig angenehm finde, wie eben das Piepsen zudem sich heute also weiterhin ein blinkendes Waschmaschinen-Display gesellte, zusätzlich einer sehr agilen quiekenden mauzenden Katze, namens Nishia, die natürlich – Blaumann-Trägerin inside – sofort zur Hilfe eilte und sich entrüstet über den hinterhältigen Maschinenausfall äußerte, was meine Nerven nicht zwingend entspannte, während ich die Betriebsanleitung der Waschmaschine erste suchte, dann suchte, um sie zu suchen, die mir nach dem Auffinden erläuterte „Error 18” hätte viel mit einer verstopften Abflusspumpe zu tun, was mich wiederum ein bisschen erleichterte, denn früher hieß das halt „Flusensieb ist voll” und mit solchen Fehlermeldungen kann ich aus Erfahrungsgründen ganz gut umgehen, womit ich nicht gut umgehen kann, dass solche Meldungen offensichtlich auch bei neuen Waschmaschinen immer dann auftauchen, wenn ordentlich viel Wasser im Maschinchen steht, also quasi das Bullauge Höchststand vermeldet, womit ich auch quasi prima bedient war, was ich ja schon dadurch war, dass ich patschnasse Wäsche aus eben dieser Waschmaschine zu befreien hatte und dazu führte, dass die erprobte Handwerkerkatze sich ein wenig echauffierte über einen halbnassen Küchenboden, was mich dazu verleitete erst einmal einen frischen Kaffee zu kochen und mich mit der niedlichen Talytha auf das Bett zurück zog, um sie dort ordentlich durch zu knuddeln und ihr den Bauch zu massieren, was sie wiederum dazu veranlasste, gelassen hinzunehmen, dass ich ihr gleichzeitig die Hinterläufe pedikürte, sie verneinte meine Frage ob eine Nagellackierung gewünscht sei mit einem herzlichen Aufsprung in die Küche, wo sie nach ihrer Lieblingsmilch von Hemme, die mir auch den mittlerweile fertig gebrühten Kaffee verschönte, verlangte, während ich wieder einmal zur Kenntnis nahm, was für ein wundervoller und immer zuverlässiger Sparringspartner Citrussäure doch bei Kalkablagerungen ist und so baute ich die Waschmaschinenablusspumpenkladarage wieder zusammen, wischte ein wenig den Boden auf und dankte dem Waschmaschinenreparaturgott, dass er dieses Mal schlimmste Defekte an mir hatte vorbei ziehen lassen, wenngleich ich sehr wohl mit Murphy, der sich wieder einmal für den „Waschmaschinen-fallen-nur-aus-bei-Höchstwasserstand”-Effekt verantwortlich zeigte, ein ernstes Wörtchen plappern möchte.

Gebt es ruhig zu, Ihr seid doch auch neidisch auf meinen Mittwoch-Morgen?!

2014-08-12

Lachsbeize

Norden Berlin, das kochende und ausschenkende Dreiergespann aus Paul, Björn und Paul bestehend, haben einmal bei einem ihrer fürstlichen Menüs, denen ich beiwohnen durfte einen gebeizten Lachs serviert. Dieses Rezept hatte Paul Fritze als Gastautor im Blog multikulinarisches von Peggy Schatz vor einiger Zeit „geoutet” – und ich habe es seitdem schon mehrfach nachgebaut.



Lachs selber beizen ist wohl eine der einfacheren Küchenaktivitäten. Das Einzige, was die Sache etwas komplexer macht: der Lachs braucht seine Zeit. Es ist kein „heute gedacht und heute genascht”-Essen. Man sollte mindestens zwei Tage im Voraus wissen, wann man den Lachs essen mag.

Das Rezept vom Paul habe ich mehrfach abgewandelt, mangels Dill auf frischen Thymian zurück gegriffen oder Zitronenzesten mit an den Zucker gegeben. Wundervoll wird er auch, wenn man frischen Meerrettich rein reibt (übrigens auch ein Tipp vom Paul). Vermutlich werde ich zu Weihnachten eine Zimt-Version testen, es bleibt noch viel zu tun auf dem Gebiet. Auch habe ich bereits, da mich im Angebot sehr anstrahlend, eine Variante mit Lachsforelle probiert, auch diese Variante schmeckt – das Fleisch ist vielleicht etwas weniger zart.



Neulich habe ich also die Version mit den Zitronenzesten und dem frischen Thymian zusammen gelegt. Die Zutaten habe ich natürlich reduziert, denn ich beize selten gleich ein ganzes Kilo vom guten Fisch.


Zutaten



ca. 300 g Lachs – ob nun mit oder ohne Haut ist wurscht. Wenn mit Haut, ritze ich diese ein. Mit Haut lässt sich der Lachs später leichter in Scheiben schneiden. Norden Berlin empfiehlt den Würfelschnitt – auch toll. Also tatsächlich geschmacklich sehr toll.
Zesten einer Zitrone
2 EL Zucker
2 EL Salz – wenn man Meersalz nimmt, lieber etwas reduzieren, davon reicht gerne auch ein Esslöffel
Einige Pfefferkörner, zerstoßen
eine Handvoll Thymian, frisch gezupft oder auch in ganzen Stengeln – das Rezept macht es einem sehr sehr einfach


Zubereitung

Der Lachs wird gewaschen und abgetrocknet. Wer mag ritzt die Haut ein. Die Pfefferkörner werden zerstoßen und mit dem Zucker und Salz gemischt, zum Schluss kommen die Zitronenzesten daran und der Thymian. Mit dieser Masse wird der Lachs reichhaltig und liebevoll eingerieben.



Dann kommt er in eine Gefriertüte, das jeweilige Grünzeug wird dazu gelegt und die Tüte gut verschlossen. Hier bei mir regelt das der freundliche Vakuumierer. Und ab geht's mit dem Päckchen in den Kühlschrank für mindestens 48 Stunden.



Nach zwei Tagen wird der Lachs vorsichtig abgewaschen und wieder trocken getupft, aufgeschnitten und serviert. Hie rauf einem einfachen grünen Salat mit Tomaten und Gurke an Dressing und frischen Himbeeren dran. Der Sommer macht's möglich!

Robin Williams †

Ich bin die Generation, die „Mork vom Ork” in der Erstausstrahlung gesehen hatte. Die Serie, die mir als Kind erstmals vermittelte, dass es mehrere Arten von Humor gibt. Daran hauptsächlich schuld war wohl Robin Williams.

Wer heute und dieser Tage Ausschnitte im Fernsehen sieht, wie er gemeinsam mit Menschen agiert, der wird sehen, wie er immer offen den Menschen ins Gesicht guckt, sehr offen. Auch Journalisten, die sehr unverschämt intime Fragen stellen, bekommen dieses offenen Blick und eine freundliche Antwort. Eine wundervolle Gabe, die viel Kraft gekostet haben mag.

So unglaublich viel Talent!

Robin Williams war einmal Gast im Actors Studio. Er ist unglaublich lebendig in diesem Interview, mir hat es eben geholfen von der endgültigen traurigen Tatsache etwas Abstand zu bekommen. Für jetzt. Für heute. (via @kieliscalling)

Und noch einmal: so unglaublich viel Talent!

Das Schlimmste für mich an der Depression ist, dass ich in solchen Phasen nicht tun kann, was ich liebe. Ich weiß genau, mir würde das helfen, es wäre der Weg aus dieser Phase hinaus. Aber ich kann es nicht, ich schaffe es nicht. Das ist Depression. Wer sie nicht verstehen kann, muss sich überlegen, wie es ist, etwas nicht tun zu können, was man heiß und innig liebt. Zu erfahren, dass der Kampf darum, es tun zu können, unendlich viel Kraft kostet. Und diese Kraft eben auch das Leben kosten kann.

Stellt man sich jemanden vor wie Robin Williams, der – wie er selber zugegeben hatte – an Depressionen litt, der also nicht die Kraft hatte, das zu tun, was er liebte. Was in Hollywood ganz andere Konsequenzen für einen Schauspieler haben kann, jenseits der menschlichen und gesundheitlichen Konsequenz. Ja, da können Drogen Dein Freund sein für einen Moment, weil sie Dir Verlässlichkeit vermitteln und Deine tieftraurigen Momente für eine kurze Zeit weg schminken, Dich wieder stark machen, leistungsfähig. Lustig. Bis das Make Up wieder bröckelt und Du tiefer fällst als zuvor, denn Du fällst schneller. Der alternde Künstler, der sich einsam in der hässlichen Garderobe nach der Show die Schminke vom Gesicht wischt – mit Tränen in den Augen, diese visuelle Metapher ist so oft filmisch verwendet worden.

Robin Williams hat sich sbgeschminkt. Ich wünsche ihm Frieden.

Anke Gröner: Die Depression ist eine Lügnerin. Glaub ihr kein Wort.

2014-08-09

Heute …

… war ich draußen. Ich fuhr von Mitte nach Charlottenburg von dort zurück nach Mitte in die Friedrichstraße und dann über den Gendarmenmarkt zurück nach Hause. In dieser Waschküche namens Berlin. Da waren auch alle anderen. Und ich habe sie alle gesehen! Die Welt ist ganz schön bunt.

Und ich fänd' es jetzt ganz schön, wenn alle Frauen wieder aufhören könnten, diese Kleider zu tragen. Die, die Taille so künstlich hoch ziehen und mit dem Übergang in hässliche Faltenkurzröcke jeden Frauenkörper zu einem durchgehenden Sack ohne Form erscheinen lassen. Wirklich. Plump und unweiblich. Asexuell. Diese Kleider sind nicht schön. Die sind niedlich an Mädchen, die ganz kurz vor der Pupertät stehen und noch ohne Formen sind mit zu langen Spinnenbeinen. Aber an erwachsenen Frauen sehen diese lediglich missraten aus. Ich habe noch keine Frau gesehen, der diese Kleiderform gestanden hätte. Selbst an dieser Pro Sieben-Got to dance!-Moderatorin, die so dürre ist wie ein Lineal auf Watte-Diät, sehen diese Kleider tramplig aus. Mensch Mädels, lasst Euch doch nicht von irgendwelchen Modeheinis dieses Mist diktieren!

Und diese goldenen aufgetragenen Accessoires-Reißverschlüsse, klobig in feinem Stoff eingearbeitet. Warum kauft Ihr so etwas? Es muss Euch doch klar sein, dass Ihr das nächste Saison Eure Lieblingsklamotte nur alleine deswegen nicht mehr anziehen könnt. Und es ist hässlich. Man guckt nicht mehr Euch, man wird nur noch von fetten Reißverschlüssen visuell penetriert!

Im Hilton am Gendarmenmarkt wurde vorhin Hochzeit gefeiert, als ich dort in der Nähe einen Kaffee trank, warteten die Hochzeitsgäste und dann fuhr die Stretch-Limo (was sonst, ne?) vor. Was ich ja nicht begreifen werde, dass ist diese Tradition dieser Marktschreierin auf russischen Hochzeiten. Mit Megaphon! Wer will so etwas auf seiner Hochzeit? Eine Frau, die nur rumschreit? Man kann doch auch so schön mit Rex Gildo-Schallplatten Stimmung machen!

Ich würde übrigens wirklich total gerne Montag zum Dieter-Thomas Kuhn gehen Der Dieter bringt so viel Freude ins Leben! Und der singt auch so schön vom Gildo …

2014-08-08

Benachbarte Apotheke …

… bietet einen Rollator an. Die Sitzfläche ist gepolstert. Sein Modellname ist allen Ernstes „Troja”.

Bis ich soweit bin, werden die Dinger 'ne Minibar an Bord haben, ich schwöre!