2014-09-18

Der Norma Tschüss gesagt

Heute war Normas Beerdigung. Meine erste Beerdigung auf einem Friedhof in Berlin-Mitte. Der II. Sophien-Friedhof in der Bergstraße. Allererste Lage, für Norma nur das Beste.

Wie es sich für die kleine Sonnenanbeterin geziemt, schien heute die Sonne hell und leuchtend. Sie tauchte die Scheiben in der kleinen Kapelle in wunderschönes Licht und wärmte uns während der Trauerrede im kalten Gemäuer die Oberkörper. Die Familie hatte zu der roten Urne ein Foto von Norma aufgestellt, das sie schon als ältere Dame zeigte. Sie trägt auf dem Foto so etwas wie das, was man heute „Fascinator” nennt. Ein Hauch von Etwas seitlich am Kopf. Sie guckt auf dem Foto genauso wie sie war, heiter bis belustigt, irgendwo in dem Gesicht und in den Augen saß immer eine Portion Schabernack. Diese Frau war noch im Alter wunderschön!

Der Trauerredner erzählte von ihrem Leben. Ich war dabei erstaunt, wie viel ich davon tatsächlich schon wusste, obwohl ich sie nicht lange kannte und wir nun auch nicht immer beisammen saßen. Aber sie hat mir in der kurzen Zeit viel erzählt. Nur vom Heinz war nie die Rede, ihre unglückliche Liebe, die kurze Ehe, die sie wohl mehrmals noch nach der Scheidung versuchte wieder zum Leben zu erwecken, was nie mehr gelingen sollte bis der Mann dann nach Westdeutschland gegangen war. Was damals halt hieß, die DDR verlassen hatte.

Aber von der Mauer und Stadtteilung war in dieser Trauerrede nie die Rede, wenn doch vom Krieg, dessen Anfang sie als 13-Jährige erlebt hatte, die Schrecken also sehr bewusst wahrnehmen musste, und dann ihren ältesten Bruder mit 17 Jahren in der Uniform am ersten Weihnachtsfeiertag verlor. Das hatte sie mir einmal – Jahrzehnte später – tiefbekümmert über die Balkonbrüstung hinweg erzählt, wie sie danach nie wieder fröhlich Weihnachten feiern konnte. Bis einer ihrer Urenkel an dem ersten Weihnachtsfeiertag geboren wurde, was ihr erst den Frieden wieder gegeben hatte.

Norma hatte dieser Tage Angst vor einem neuen Krieg aufgrund der ganzen Entwicklungen im Nahen Osten und vor allem in Russland. Der Russe im Krieg, davon haben die Menschen ihrer Generation ihr sehr eigenes Erleben. Sie erzählte mir einmal von ihrer Angst, die ich mit ihr teilen konnte. Ich stand da und hatte Gänsehaut und wusste nicht, wie ich sie beruhigen hätte können. Da habe ich lieber die Angst mit ihr geteilt und ihre ernst genommen.

Ich habe mich immer bewusst bemüht in den Zusammentreffen mit Norma keine platten Sprüche zu bringen, die man gerne älteren Menschen gegenüber anwendet, wenn sie von den Dingen sprechen wie Tod, Verlust und Müdigkeit, von denen man selbst noch nichts hören will. Ich bin froh, jetzt froh, dass ich bei unserem letzten Gespräch als sie mir sagte, dass sie müde sei, einfach nur gesagt habe, das ich das verstehen würde aber dass es mich auch traurig machen würde, wenn sie nicht mehr sei. Ehrlichkeit im Leben ist später ein prima Begleiter in der Trauer.

Der Redner sprach von der Fröhlichkeit, die Norma so ausgezeichnet hätte und dass Musik ihr ständiger Begleiter gewesen wäre, er sprach an, dass sie alle Arten von Musik liebte, im Chor gesungen hätte, gerne Klassik gehört hätte und André Rieu. Norma hatte immer den Radiosender an, der Rockmusik spielte, laut. Sie beschallte damit gerne den Hof und somit meinen Weg zum Müll, was ich doch außerordentlich reizend fand. Immer wieder.

Ich habe heute oft auf ihr Foto geblickt und musste immer denken: „Norma, Du kleiner Rocker!” Doch ja, Norma war noch mit 88 irgendwie Rock'n Roll! Die 15-jährige Tochter einer Nachbarin im Haus, heute tapfer dort die Familie vertretend, erzählte mir, dass ihre Mutter ihr immer erzählt hatte, wie sie mit Norma und einer Nachbarin „damals” nebenan in das besetzte Haus gegangen seien und mit den Bewohnern musiziert hätten.

Ich hatte Normas Tochter angesprochen und ihr gesagt, bevor sie den Gartenzwerg auf Normas Balkon wegwirft, denn die Wohnung wird ein Unternehmen auflösen, möge sie ihn bitte mir geben. Sie wollte noch ihre Enkel fragen und hat ihn mir dann neulich in die Hand gedrückt. Ich bin keine Gartenzwergliebhaberin aber dass ich nun vom Normchen den Zwerg hier stehen habe, erheitert mich und meinen Balkon. Ich erinnere mich sehr gerne an sie.

Wie der Redner sprach mit Hinweis auf die Urne, man könne eben nichts mitnehmen, deswegen gehe es im Leben vorrangig darum zu schenken: Freundlichkeit, Fröhlichkeit, Wärme und Liebe. So kurz ich diese Frau nur kannte, zweifle ich keinen Moment daran, dass sie sehr reich gegangen ist, weil sie Zeit ihres Lebens all das oft und nachhaltig verschenkte.

Nun haben wir sie begraben an einer wunderschönen Stelle, umrahmt von zwei Kirschlorbeerpflanzen mitten in ihrem Berlin. Ich habe mich bei ihr am Grab bedankt, dass ich sie kennenlernen durfte.

2014-09-10

Was die da mental mit Dir machen …

So bin ich dann vergangene Woche am Dienstag zum Jobcenter gegangen, um zu erfragen, warum ich sechs Wochen nachdem ich die Unterlagen eingereicht habe, nicht die Zahlung meines Krankengeldsatzes vom Jobcenter erhalten habe.

Ich bin morgens um Punkt acht Uhr vor Ort, mit erstaunlich wenig anderen Mitstreitern. Beim Empfang spreche ich vor und ich erhalte die übliche Zettelage, um bei einer weiteren Empfangskollegin vorsprechen zu dürfen, die mir dann wohl sagen könne, bis wann ich mit Zahlung rechnen dürfe.

Fünf Menschen im Wartezimmer vor mir, es geht schnell. Ich erkläre der nächsten Mitarbeiterin mein Problem, lege ihr den aktuellen Kontoauszug vor, der klar definiert, dass am Tag zuvor die Miete ab- und wieder zurückgebucht worden ist, einschließlich der Rücklastschriftgebühr. Die Dame guckt auf den Kontoauszug, stellt fest, dass ich ja 250,— Euro zur Verfügung hätte und somit nicht mittellos sei. Ich entgegne, dass ich mich nicht in der Lage sähe von 250,— € meinen Lebensunterhalt, Strom, Miete und Medikamente finanzieren zu können.

Sie guckt in ihren Computer, notiert wieder lustige Zahlen auf ihre Schreibtischunterlagen und erklärt mir ungerüht, sie hätte den frühesten Termin in der Leistungsabteilung am 12.09. diesen Jahres.

Ich erkläre ihr daraufhin sehr gerührt, dass die nicht ginge. Ich erkläre, dass meine Krankschreibung auf einem Trauma wegen eines Wohnungsverlustes basiert, ich seit ich in dem diesem beschissenen Jobcenter gemeldet bin, immerhin fünf Mal meine Miete nicht oder zu spät nur zahlen konnte; ich so keine Chance auf Gesundung habe, weil mich das Jobcenter regelmäßig zurück auf Null schickt. Das komplette Programm mit Tränen. Die pure Erniedrigung.

Es wird telefoniert und ich darf noch am gleichen Tag zwei Etagen weiter, dort empfängt mich eine junge Kollegin, die natürlich nicht weiß, warum mein Antrag nicht bearbeitet worden sei, der verantwortliche Kollege sei gerade nicht da (typisches Statement von Jobcenter-Mitarbeitern), sie würde das Geld sofort anweisen, ich hätte das dann am nächsten Tag auf dem Konto. Aber sie könne mir nur die Leistung ab dem 1.9. überweisen, das Geld ab Ende der Krankengeldzahlung, könne sie erst anweisen, würde ich einen Kontoauszug über die letzte Krankengeldzahlung vorlegen.

Wir erinnern uns, als ich die Unterlagen der Krankenkasse dort abgab und mich erkundigte, was ich zu tun hätte, hieß es dort: „Nichts! Das würde jetzt automatisch seinen Gang gehen.” Ich hätte die Unterlagen längst dort vorgelegt, hätte man mich überhaupt wissen lassen, dass ich das tun soll.

Das Geld hatte ich dann tatsächlich ganze drei Tage später auf dem Konto. Also das für den September. Nicht das ab Mitte August. Auch nicht das für die seit Monaten beantragten Sonderleistungen für spezielle Behandlungstherapien.

Ich bin dann jetzt soweit. Ich, die ich durch und durch pazifistisch bin, Gewalt verabscheue, Motten lieber aus der Wohnung raus setze als sie zu erschlagen, ich habe letzte Woche verstanden, warum Menschen Amok laufen. Und ich werde in Zukunft, wenn wieder ein Mensch in einer dieser Behörden die Kontrolle verliert, diesen Menschen verstehen, denn ich kann seine Verzweiflung 1:1 nachempfinden. Und ich werde ohne mich mit dem jeweiligen Fall näher zu beschäftigen, ganz lapidar sagen, sehr sicher ist dieser Mensch zu Recht entglitten. Er konnte da gar nichts für. Vermutlich hat er einfach dann einmal zu wenig „Entschuldigung” und einmal zuviel „Der verantwortliche Kollege ist gerade nicht da.” gehört und die Nerven verloren. Das passiert vor allem dann, wenn man so forciert darum ersucht bei verzweifelten Menschen.

Mir geht's also wieder seit Tagen schlecht. Zurück auf Null. Immer wieder. Nur wegen dieser einen Behörde.

2014-09-08

Beim Rad-Händler

Ich diagnostiziere mir selbst heute vormittags akute Luftabwesenheit im Sinne von die „Luft ist raus.” Es stehen nur Kleinsttermine auf dem Plan und selbst die erscheinen mir als zu schwer. Dann trete ich aus dem Haus und sehe, dass es meinem Vorderreifen offensichtlich genauso geht. Ich pumpe ihn auf, um zu erkennen, dass er binnen 60 Minuten wieder platt ist. So rolle ich das treue Gefährt vorhin um die Ecke zum kleinen Fahrradbastler, der zwei Minuten von der Haustür entfernt agiert. Eigentlich lasse ich sowas immer in der Radspannerei machen, denke aber hier bei mir, gibste dem kleinen Bastler 'ne Chance.

Das Rad sichert sich seit schon immer neben dem Schloss mit Security Locks an beiden Reifen und dem Sattel ab. Das habe ich damals bei Kauf einsetzen lassen, als die Dinger gerade erst hierzulande den Markt beschnupperten, natürlich haben sich mittlerweile irgendwelche anderen Systeme durchgesetzt. Die Bude, die mein System damals produzierten, gibt es wohl auch gar nicht mehr.

Das ist eigentlich schade, denn das System ist echt sicher. Das knackt keiner. Das ist so sicher, dass es in der Vergangenheit diverse Radreparateure, denen ich das dazugehörige Set mit Gebrauchsanleitung und Mini-Inbus an die Hand gebe, nicht aufbekommen haben. Dabei ist es ganz einfach, Tresortechnik. Jedes Lock hat drei kleine Schrauben, die codiert sind. Die Codierung geht wie beim Kofferschluss jeweils bis neun. Man muss nur mit den Inbus die drei Schrauben einmal bis zum Leerlauf stellen. Und dann nach rechts so oft klicken lassen, wie der Code vorgibt. Ist dieser also drei, dann eben drei mal leicht ratschen lassen. Mit etwas Gefühl klappt das ganz gut. Also, ich kann das mittlerweile mit links. Und Schwups ist die Kappe ab und man kann mit einem normalen 7er Inbus den Reifen lösen.

Da ich nun weiß, dass andere Menschen mit diesem System nicht oder auch nicht so schnell klar kommen und ich auch jedes Verständnis der Welt habe, dass man sich nicht mit jedem besch… Fahrrad-Security-Locking-System, das global so existiert, auskennen muss, sorge ich mittlerweile dafür, dass die Händler das Rad von mir für die zu reparierenden Stellen jeweils schon befreit erhalten. So brauchen die das hinterher nur noch einmal aufdrehen und gut ist.

So tat ich das auch heute. Ich fahre mit dem Rad vor, löse die Kappe. Erkläre das eigentliche Problem, erkläre dass ich die Kappe zur Diebstahlsicherung schon abgemacht habe, drücke dem Menschen die Sachen in die Hand und soll mein Rad in einer Stunde wieder abholen. Ich verlängere von mir aus auf zwei Stunden, will denen ja keinen Stress machen und um 15:00 Uhr klingelt das Telefon, sie bekämen das Rad nicht auf. Ob ich in der Nähe sei und ihnen helfen könne?

Nun ja, bin ich, weil eben vor der Haustür. Ich gehe hin, gucke mir das an. Hängt wieder die Security-Kappe am Rad. Die Jungs ratlos. „Ja”, sag ich zu den beiden Jungs, „deswegen habe ich Euch das ja vorher abgemacht, damit ihr das Problem nicht habt.” Ich mache die Kappe wieder ab. Die Jungs ratlos. Ich dann erklärend, „soweit ich weiß, muss man jetzt die Schraube lösen.” Sie kriegen die Schraube nicht aufgedreht. Und irgendwann kommt der Vorschlag vom Chef mit Gewalt, aber dann müsse er mir ein neues System drauf machen. Was ich quittiere mit „kein Geld für so'n Spaß.” Wir einigen uns, dass ich das Rad da vorstelle, wo neulich, also vor drei Jahren zirka neue Mäntel aufgezogen worden sind. Wir pumpen das Rad noch mal auf und ich rolle von dann zur Radspannerei, denen ich das Problem erkläre, von denen einer im Service sagt, „bringt das Rad rein, ich gucke mir das an.” Der dann an der Schraube dreht mit einem 7er-Inbus. Und die Schraube sich wie von Zauberhand überredet wird, sich so zu verhalten, wie sie soll: sie löst sich.

Soweit so schlecht. Ich bringe mein Rad, so es möglich ist, immer zur Radspannerei, weil ich weiß, dass die ihr Business verstehen, Ahnung haben, einem keinen Mist andrehen und zumeist sehr sehr nett sind. Zumeist ist Schwachsinn, die sind immer sehr nett. Punkt. Das Dumme ist, dass das mittlerweile so bekannt ist und man deswegen für akute Radreparaturen auf eine Warteliste kommt, die drei Tage lang wirken kann. Bei 'nem platten Reifen. „Es gibt so viele platte Reifen in diesen Tagen.”

So bin ich voraussichtlich die nächsten drei Tage radlos. Sprechen Sie mich also nicht von der Seite an. Wer aber in Berlin sich einmal ein neues Rad kaufen möchte, geht bitte immer zuerst da hin.. Die haben sowieso da schöne Räder mit guten Komponenten, die man sich zusammen stellen kann.

2014-09-06

Beim Paff-Händler …

Gestern bin ich in dem Nähmaschinenladen gewesen, in dem, so vermute ich, meine Oma in den 60igern ihre Nähmaschine gekauft hatte. Die Wilmersdorferstraße in good old Charlottenburg. Als mich dann der Verkäufer fragte, ob er mir helfen könne, erzählte ich ihm, dass ich nur mal gucken, weil eben meine Oma damals …

Da konnte er wenig zu sagen. Viel zu jung. Der Laden vermutlich in der xten-Generation weitergegeben. Vielleicht ist es auch gar nicht mehr der Gleiche oder ist mittlerweile umgezogen. Es wurde ja auch neu gebaut und überhaupt. Ihm war wohl auch sofort klar, dass ich mit so einer Nähmaschine als Erbe so schnell nichts Neues kaufen werde.

Dann guckte ich mir an einer Wand die Nähfüße für die neuen Pfaff-Maschinen an und stellte fest, dass die das gleiche Nähfuß-Klickmodell haben, wie die meisten Hersteller heute. Und dann habe ich gelernt, dass es für meine alte Pfaff-Nähmaschine tatsächlich einen Nähfußadapter für 14,95 € gibt, den er sogar in der Schublade hatte, mit dem ich praktisch jeden neuen Pfaff-Nähfuß an meine alte Diva bekäme.

Da war ich platt. Eigentlich wollte ich direkt zuschlagen, doch dann fiel mir dann aber ein, dass ich mehr Nähfüße für die Pfaff habe, als ich jemals gebrauchen kann. Klar gibt es auf dem Gebiet einige sinnvolle Neuerungen aber Oma hat mir schon verdammt viele Nähfüße hinterlassen. Und dann lag neulich auf dem Flohmarkt eine Holzschachtel für l0 Euro mit weiteren Nähfüßen für die gleiche Maschine, so dass ich auch den einen und andere doppelt habe. Ich saß dann an einem grauen November-Abemd am Rechner und recherchierte in den Nähforen die ganzen Nummern, die auf meinen Nähfußen eingestampft sind – und bin mir völlig unbekannten Nähmöglichkeiten begegnet.

Gerade hinsichtlich dieser Seniorin als Nähmaschine ist das Internet wie oft eine Quelle der Freude – was man da alles nachlesen und lernen kann. Ich war da wieder an einem Punkt, an dem ich dachte, was haben wir eigentlich früher ohne Internet gemacht? Dieses einfache Zufließen von Informationen – aus dem Stehgreif – von Menschen großzügig geteilt; dieses Partizipieren dürfen an den Erfahrungen anderer Menschen. Das ist alles sehr sehr großartig.

Mir hat's jedenfalls das Nähen näher gebracht. Ich wäre heute nicht so weit, wenn ich als unterstützenden Lehrmeister nicht das Web gehabt hätte bei meinen ersten Schritten.

2014-09-01

Kätzchen gesucht?

Sich ein Kätzchen (oder anderes Tier) aus dem Ausland zu holen, ist selbstverständlich eine kritische Sache, solange die Tierheime hier voll sind.

Ich habe das damals bei Shiina nicht mit leichtem Gewissen gemacht. Aber ich habe ihr Foto auf Facebook gesehen und einfach gewusst, sie gehört zu mir/uns. Das war auch die richtige Entscheidung, denn sie ist eine wundervolle Katze, die mich von Anfang an sehr geschätzt hat und das auch täglich zeigt. Dass sie nun mit den anderen beiden Damen nicht so klar kommen möchte, ist hierbei eine andere Geschichte.

Ich habe Shiina über den damaligen Verein Teneriffas Katzenwaisen vermittelt bekommen. Den Verein gibt es so nicht mehr, aber die ehemalige Vereinsvorsitzende unterstützt hierzulande weiterhin ehrenamtlich zwei Organisationen, die sich um Katzen auf Teneriffa kümmern, Fundkatzen aufnehmen, behandeln lassen, in Pflegestellen unterbringen – einfach versuchen diese vor dem sicheren Tod zu bewahren. Was die für einen guten Job machen, zeigen die Fotos in einem früheren Blogpost über Shiina. Zwischen den ersten Aufnahmen ihres schrecklichen Zustandes und der Ankunft bei mir, lagen nur sechs Wochen.

Ute hat heute die Homepage mit neuen Katzen gefüllt, die dringend ein neues Zuhause suchen. Es sind zahme, gepflegte, gesunde und bildhübsche Katzen und wenn diese besondere Eigenheiten haben, werden diese sehr offen kommuniziert. Man weiß also ziemlich genau, wen man sich als neuen liebeswerten Lebenspartner ins Haus holt. So oder so gilt immer eines: Katzen entwickeln sich ihr Leben lang. Selbst die scheueste Katze kann sich im richtigen Zuhause zu einem kleinen extrovertierten Prachttiger hinentwickeln.

Derzeit betreuen die Pflegestellen alleine 13 Katzenbabys, die nur an diesem einen Wochenende aufgesammelt wurden. Teils mit ihren Müttern, die fast völlig verdurstet die vielen Kitten nicht selbst ernähren können, teils ohne Katzenmamas, die es nicht geschafft haben. Die Babys werden nun mit der Hand aufgezogen. Das ist nicht nur für Ehrenamtler viel Arbeit, wenig Schlaf, es bedeutet auch immense Kosten. Es werden dringend Futterspenden benötigt, wer helfen mag und kann, kann das hier sehr einfach tun.

Also guckt einmal auf die Seite, empfehlt sie weiter – vielleicht fehlt ja irgendwo einem Mensch in Eurer Umgebung genau die eine Katze, die dort vorgestellt wird?

Danke!

2014-08-29

Jobcenter Berlin-Mitte

Ich bin seit dem 18.08.2014 seitens der Krankenkasse ausgesteuert worden, das heißt, dann sind 72 Wochen Krankengeldleistung erfolgt und ich muss mich an das Jobcenter wenden, die nun für die Leistungen während der Krankschreibung eintreten. Die Arbeitsagentur für Arbeit tut das nicht, weil man nicht als vermittelbar gilt, solange man krank geschrieben ist.

So habe ich per 18.07.2014 die Unterlagen beim Jobcenter vorgelegt und nachgefragt, wie das weitere Procedere sein wird. Die Antwort: „Da müssen Sie nichts weiter tun, das läuft jetzt automatisch.”

Okay, das hätte mich selbstverständlich hellhörig werden lassen müssen.

Auch das zum 18.08.2014 keine Leistung für den Monat August auf meinem Konto eingegangen ist, hätte mich hellhörig werden lassen sollen, denn normalerweise erfolgen diese Leistungen vorab. Aber da dachte ich noch, okay, die wissen, dass bis zum 15.08.2014 Geld von der Krankenkasse geflossen ist.

Heute ist die bewilligte bezuschusste Leistung, die ich seit der Krankengeldzahlung erhalte – weil das Krankengeld sehr niedrig war – auf dem Konto eingegangen. Ratet welcher Antrag offensichtlich nicht bearbeitet worden ist. Ratet, wer am Montag wieder einmal nicht die Miete bezahlen kann, dank des Jobcenters Mitte.

Wieder einmal heißt binnen zwölf Monate konnte ich dank der Schlampigkeit der dort arbeitenden Mitarbeiter drei Monate gar nicht – also nur mit externen Hilfen – und zwei Mal zu spät meine Miete überweisen.

Wenn man mal überlegt, warum ich krank geschrieben und dass die mich mit diesen Aktionen jedes Mal im Prozess meiner Gesundung zurück an den Anfang schicken …?

Die möchten, dass man sich selbst erledigt, oder?

2014-08-27

Amazon-Wunschliste

Mir hat jemand liebenswerterweise von meiner Amazon-Wunschliste am 22.7. das Overlock-Nähbuch offensichtlich geschickt. Nur … es ist hier leider nie angekommen.

Insofern kann ich mich leider nicht bedanken bzw. anderweitig Bescheid geben.

Der kleine Großcousin …

… wohnt um die Ecke und ich klingelte gestern zurück kommend vom Engelbecken nach einem netten Café am Wasser gemeinsam mit einer Freundin bei meiner Cousine, um ihr endlich die für sie bei Müller Nähmaschinen erworbene Magnetsaumführug zu schenken. Meine Cousine näht auch relativ frisch und dieses Gerade nähen ist am Anfang so einfach noch nicht.

Die Cousine freut sich, der kleine Großcousin freut sich auch über den Besuch knapp vor Badewanne und wir beschließen alle gemeinsam noch eine Runde um den Block zu drehen, die mit einem Glas Wein auf meinem Balkon enden wird, für den kleinen Großcousin endlich mit der Zusammenführung der Katzen.

Als wir los laufen, gucke ich ihn mir an: er trägt eine neue, sehr schicke Röhrenjeans, neue Puma-Sneaker in weiß-senfgelb und dazu einen weißblau quer gestreiften Kapuzenpulli. Er sieht für einen Zweieinhalbjährigen extrem schick aus und ich bewundere als erstes seine neuen Schuhe. Das findet er wiederum so passend und korrekt, dass er sich umdreht, sich mir (erstmals) in die Arme stürzt und sich ab diesem Moment tragen lässt. Der kleine Großcousin ist ein cleverer kuschliger Tragefratz. Er macht es einem sehr viel leichter, weil er einem dabei den Nacken streichelt.

Bis wir über die Straße gehen und den kleinen Weg zu meiner Wohnung hoch, wiederholt er aufgeregt „Katze! Katze”. Er mag Katzen, das ist längst bewiesen, hat aber auch erstaunlich hohen Respekt vor ihnen. Der kleine Großcousin hat im übrigen seit dem Sommerurlaub vor einigen Wochen bei seiner Familie väterlicherseits in Kroatien die Sprache für sich entdeckt. Kurz: er haut nun einen Korken nach dem anderen raus. Es ist ein tolles Alter. Vor allem für die, die ihm zuhören dürfen.

So sitzt er im Treppenhaus vor der offenen Tür im Türrahmen, guckt verzückt auf eine Shiina, die sich erstaunlich unerschrocken vor ihm auf dem Boden wälzt, guckt an die Decke meines Flures und gesteht uns allen: „Schöne Wohnung!” Dann blickt er begeistert auf die kleine graue Katze, die immer noch keine Sorgen wegen ihm zu haben scheint (Nacktkatzen-Training wirkt) und stellt fest: „Katze! Katze!”, und nach einer Weile „viel Katze”. Bei Shiina eine sehr zutreffende Anmerkung – auf mehreren Ebenen.

Wenig später, die Shiina ist mit dem Abendessen in einem Raum beschäftigt, stellen wir ihm die beiden anderen Katzen vor, die nun auch gemeinsam über dem Fressnapf hängen und erstmals bildet er für sich im Leben sprachlich bewusst den Majestic Pluralis Premiumcontentalis: „Zwei KatzeN”.

Seine Mama zeigt sich tief ergriffen. Sie ist Wirtschaftsprüferin; er kann zählen, das ist nun bewiesen.

Wir hatten im Folgenden noch viel Spaß mit ihm, einer ihrer Bestimmung zugeführten müffelnden Windel, wobei er viel Freude bewies, was immer ich ihn „Stinkebär” nannte und seiner sekündlich zunehmenden Müdigkeit, die sich ausgeprägt in einer immer lustiger werdenden Motorik erkenntlich zeigte. Überhaupt scheint er nun begriffen zu haben, dass ich nicht nur die Frau bin, die man gelegentlich im Supermarkt am motorisierten Auto trifft sondern, dass ich eine bin, auf der man ganz gut rumkrabbeln und steigen kann.

Im übrigen habe ich den kleinen Mann noch nie quenglig erlebt. Sonnenschein. Aber hallo!

2014-08-19

Norma †

Gestern Abend mache ich mir eine Hühnerspuppe. Die einfache Version, Hühnerkeulen abgekocht und weil ich sehr müde und geschafft war vom Tag mit etlichen Arztterminen nur mit tiefgefrorenem Suppengemüse fertig gestellt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine Hühnersuppe nicht mit frischem Suppengrün zubereitet zu haben.

Die Brühe von nur drei Hühnerkeulen geriet erstaunlich gut und satt und so dachte ich, davon bringe ich morgen der Norma eine Portion, da freut sie sich vielleicht. Und überlegte, wie ich bei Ihr entschuldigen könnte, dass kein frisches Suppengrün an der Suppe sei. Norma hatte mir nämlich öfter erzählt, wie wenig sie dieses Mittagessen auf Rädern mag, dass ihr da täglich gebracht worden ist. Einmal habe ich es mir angesehen. Ich konnte sie gut verstehen.

Heute früh verlasse ich das Haus, um zur Krankenkasse zu gehen. Da stehen vor Normas Haus vier erwachsene Menschen und deren Stimmung scheint nicht gut. Ich gehe vorbei und frage, ob ich helfen kann (die Anlage hier ist so dörflich irgendwie, wir machen das halt hier), was sie verneinen; ich sehe nasse Augen, ich sehe, dass in Normas Wohnung überall Licht ist; ich gehe weiter, dann verstehe ich.

Auf dem Fußweg zur Krankenkasse, das sind zehn Minuten, kommen mir immer und immer wieder die Tränen. Da ist so eine Gewissheit. Ich schimpfe mit mir, weil ich mir sage, dass kann auch jemand anderes getroffen haben, im gleichen Haus wohnt noch ein älteres Ehepaar. Aber ich kann mich an den Mann erinnern, der dabei stand. Er hatte mir voriges Jahr erzählt, dass sie nach einem Sturz ins Krankenhaus gekommen sei, er war ihr Schwiegersohn.

Ich komme kurze Zeit später zurück und die vier Menschen stehen dort immer noch. Ich gehe zu ihnen und spreche direkt eine der Frauen an, ob sie nicht die Tochter von Norma ist. Und sie nickt. Und wir gucken uns an und ich kann nur „Nein!” sagen. Dann liegen wir uns weinend in der Armen und die Gewissheit ist nun auch eine endgültige.

Norma ist also heute Nacht irgendwann gegangen. Ich habe diese kleine Frau sehr sehr gemocht. Ich habe sie, die Achtundachtzigjährige, nur ganz selten klagen hören, obwohl sie fürchterliche Schmerzen gehabt haben muss. Sie war uns Nachbarn immer so dankbar, dass wir für sie da waren – was wir alle einfach gerne waren. Sie war so ein Sonnenschein und freute sich immer, wenn wir auf dem Weg zum Müll für ein Schwätzchen stehen blieben.

Ich habe ihr immer etwas von meinem Obst vom Markt kommend abgegeben, was sie sehr freute und so habe ich ihr dieses Jahr die leckeren Plattpfirsiche vorgestellt, die sie noch nicht kannte und die sie mindestens so lecker fand wie ich. Letzte Woche legte ich ihr eine Packung davon in die Balkonblumen, was ich dann immer tat, wenn sie gerade tief schlief auf ihrem heiß geliebten Balkon. Später hatte sie mich beim Müllgang abgefangen und hatte sich sichtlich sehr gefreut. Sie sah nicht gut aus an dem Tag und ich fragte sie, ob es ihr wirklich gut ginge. Und da sprach sie darüber, wie weh ihr die Füße täten und dass sie müde sei und dass sie mit ihrer Mutter geschimpft hätte, warum sie sie denn nicht zu sich holt. Da hatte sie zum ersten Mal mir gegenüber zugegeben, dass sie dieses Leben, das sie wirklich sehr schätzte, auch ein bisschen satt hatte. Nicht das Leben an sich, aber das gesundheitlich Beschwerliche daran.

Einige Tage vorher war ich für sie einkaufen. Ihr Rosé-Wein war alle, von dem sie gerne am Abend ein Glas trank, was sie mir natürlich noch sympathischer machte. Das hatte sie mir einmal gestanden, natürlich gleich mit der Erklärung, sie hätte ihre Ärztin gefragt und die hätte das erlaubt. Und ich habe ihr gesagt, dass das ihr Leben ist und dass sie es sich so gestalten soll, wie sie es für sich gerne mag. Meine Güte, was soll sich ein Mensch mit 88 wegen seinem Diabetes selbst kasteien? Das fand sie gut und so durfte ich ihr dann vom Supermarkt eine Flasche mitbringen, vom lieblichen Wein natürlich. Den mit dem Drehverschluss, denn Korken bekam sie ja nicht mehr auf mit ihren Händen.

Die zwei Euro fünfzig konnte sie mir nicht bezahlen, weil ich ihren 20 Euro-Schein nicht wechseln konnte und so sprach sie mich jedes Mal darauf an, in Sorge, sie würde das vergessen. Und ich meinte dann, sie solle sich keine Gedanken machen, wir würden das einfach hochrechnen, bis es mal ein Zehner sei – und das hatte sie beruhigt. Ich wollte das Geld sowieso nicht. Und mich beruhigt es jetzt, dass sie nicht gehen musste mit dem Glauben, da sei etwas nicht geklärt. Die Menschen dieser Generation sind da so empfindlich.

Gerade hat sie die Gerichtsmedizin ins Auto getragen. Diesen kleinen Menschen, der so herzlich, liebevoll und fröhlich war.

Kleine Norma, ich bin froh, dass Du noch einen schönen Sommer auf Deinem Balkon in der Sonne hattest. Die Sonnenbäder, die Du so liebtest. Die kurze Zeit, die wir uns kannten, hast Du mich viel gelehrt mit Deiner feinen Art. Du wirst mir sehr fehlen! Mach's gut und sei nun einfach glücklich, wo immer Du bist!

2014-08-17

Wandgehänge



Eine Freundin von mir hat einen schwarzen Bilderrahmen der zusätzlich im Glas noch einen Milchglasrand hat. In diesen Rahmen hatte sie ein herbstliches Pflanzenfoto von mir getan, was ich finde, diesem Foto sehr gut tat. Den Rahmen hatte sie irgendwann und irgendwo in einem Ausverkauf erstanden. Seit dem suche ich genau so einen Rahmen.

Der einzige Rahmen dieser Art, der mir seither begegnete, ist Erikslund von Ikea. Und ich finde, das ist auch mit einer der schöneren Rahmen dort überhaupt, wenn er nicht ein grandioses Problem mitbrächte: Erikslund kommt nämlich MIT Kunst. Und Rahmen vom schwedischen Albraumkaufhaus, die MIT Kunst kommen, sind üblicherweise nicht auf Flexibilität in ihrer Bestückung ausgelegt. Was nur ein Problem ist, was ich mit Ikea-Kunst sonst auch gerne habe.

So schleiche ich also seit Jahren um Erikslund herum und überlege immer, ob man den für persönliche Bilderrechte eigentlich knacken kann.

Neulich nun war ich auf dem Kundstmarkt an der Oberbaumbrücke, der dort zwei Mal im Jahr statt findet und den ich empfehlen möchte, denn tatsächlich trifft man dort so gut wie kaum auf Kunst, die dem subjektiven Gefühl nach auch weg könnte. Ganz im Gegenteil, könnte ich mich dort mit etwas mehr monetärem Pflaster ganz prima glücklich kaufen.

Ziemlich entzückt begegnete ich letzten Monat dort den Illustrationen von Steffen Leischner, der uns einige seiner Werke auch für meine Verhältnisse finanzierbar als Postkarten anbot und so erwarb ich drei seiner See-Motive in Farbe und drei seiner herrlichen männlichen Seejungfrauen in schwarz-weiß. Dieser Kauf stellte mich vor die Aufgabe für diese Werke nun die passenden Rahmen zu erwerben.

Das tue nicht nur ich dann auch wieder beim Schweden und so stand ich neulich wieder einmal vor Erikslund – der mit seinen drei Motiven im Grunde genau der richtig Rahmen gewesen wäre, wäre da nicht die Kunst inside und der fest vertackerte Rahmenrücken hinten. Dieses Mal aber dachte ich bei mir, „den nimmste jetzt mit und guckst, ob Du den knacken kannst.”

Gesagt, getan. Tatsächlich hat das ganz gut funktioniert, wie man am obigen, recht schlampig fotografierten Bild erkennen kann. Zunächst versuchte ich die Rückwand mittels Entklammerung der Tackerklammern zu befreien, was mit einer üblichen Entklammerzange und einer richtigen Zange ganz passabel funktionierte – wenn auch ich nicht behaupten möchte, dass das so richtig Spaß bringt. Aber für eine schlechte Sonntags-Tatort-Wiederholung ist das genau der richtige Zeitvertreib. Einige Klammern brachen ab, bei denen kam dann die richtige Zange zum Einsatz. Da ich den vorgegebenen weißen Hintergrund schwarz haben wollte, kaufte ich Fotokarton, schnitt diesen passend zu.

Ein bisschen pfrimmelig war dann das Maß zu ermitteln, wo man die Bilder genau mittig aufbringen konnte, denn leider ist die gedruckte Kunst von Ikea auf der Rückwand fest aufgeklebt – so dass meine prima Idee „nimmste die als Schablone und steckste 'ne Stecknadel durch die Mitte” nur eine Idee blieb. Also ein bisschen gerechnet, vorsichtig mit weißem Kreidestift angezeichnet und immer wieder mal mit dem Rahmen ausgerichtet. Dann die Karten mit Sprühkleber aufgeklebt, dto. dann mit dem ganzen Fotokarten auf die Rückwand. Natürlich habe ich dabei auch nicht vergessen, den wenigstens einmal falsch herum aufzukleben, denn die Rückwand hat logischerweise auf der anderen Seite den Aufhänger, den ich beim ersten Mal natürlich nach unten sortierte.

Dann habe ich die Rückwand wieder mit einem Tacker aus dem Baumerkt fest getackert, dabei die Anzahl der Klammern um die Hälfte reduziert, falls ich mal wieder an den Rahmen und sein Innenleben möchte und nun hängt die dreifache Leischner-Kunst in Farbe hinter Rahmen mit Milchglasrahmen an der Wand. Sehr apart anzusehen, wie ich es mag!

Also, wer sich schon immer mal gefragt hatte, ob man Erikslund modifizieren kann: es geht. Beim nächsten Ikea-Besuch wird dann noch einer mitkommen, damit ich die männlichen Meerjungfrauen auch präsentieren kann.

2014-08-13

Während …

… ich mich heute mit Frau Mutti auf Twitter zum Synchron-Bad-Putzen verabredete, um unsere Unwollen ausdrückenden Gesichtszüge zu verfeinern, kreischte in der Küche die Waschmaschine piepsend und zeigte einen wild blinkenden E_18 im Display, was mich ein bisschen in Panik versetzte, denn das Piepsen war das Erste, was ich dieser Waschmaschine sofort abgewöhnt hatte und ich wäre heilfroh, würden das die Supermarkt-Mitarbeiter mit den Piepslarmen offener Lagertüren und offener Kassen auch tun, denn sie hören da eh nicht mehr hin und die Geräusche sind nur etwas, was die Aggressionen der Kunden an den Kasse prima erhöht, was ich genauso wenig angenehm finde, wie eben das Piepsen zudem sich heute also weiterhin ein blinkendes Waschmaschinen-Display gesellte, zusätzlich einer sehr agilen quiekenden mauzenden Katze, namens Nishia, die natürlich – Blaumann-Trägerin inside – sofort zur Hilfe eilte und sich entrüstet über den hinterhältigen Maschinenausfall äußerte, was meine Nerven nicht zwingend entspannte, während ich die Betriebsanleitung der Waschmaschine erste suchte, dann suchte, um sie zu suchen, die mir nach dem Auffinden erläuterte „Error 18” hätte viel mit einer verstopften Abflusspumpe zu tun, was mich wiederum ein bisschen erleichterte, denn früher hieß das halt „Flusensieb ist voll” und mit solchen Fehlermeldungen kann ich aus Erfahrungsgründen ganz gut umgehen, womit ich nicht gut umgehen kann, dass solche Meldungen offensichtlich auch bei neuen Waschmaschinen immer dann auftauchen, wenn ordentlich viel Wasser im Maschinchen steht, also quasi das Bullauge Höchststand vermeldet, womit ich auch quasi prima bedient war, was ich ja schon dadurch war, dass ich patschnasse Wäsche aus eben dieser Waschmaschine zu befreien hatte und dazu führte, dass die erprobte Handwerkerkatze sich ein wenig echauffierte über einen halbnassen Küchenboden, was mich dazu verleitete erst einmal einen frischen Kaffee zu kochen und mich mit der niedlichen Talytha auf das Bett zurück zog, um sie dort ordentlich durch zu knuddeln und ihr den Bauch zu massieren, was sie wiederum dazu veranlasste, gelassen hinzunehmen, dass ich ihr gleichzeitig die Hinterläufe pedikürte, sie verneinte meine Frage ob eine Nagellackierung gewünscht sei mit einem herzlichen Aufsprung in die Küche, wo sie nach ihrer Lieblingsmilch von Hemme, die mir auch den mittlerweile fertig gebrühten Kaffee verschönte, verlangte, während ich wieder einmal zur Kenntnis nahm, was für ein wundervoller und immer zuverlässiger Sparringspartner Citrussäure doch bei Kalkablagerungen ist und so baute ich die Waschmaschinenablusspumpenkladarage wieder zusammen, wischte ein wenig den Boden auf und dankte dem Waschmaschinenreparaturgott, dass er dieses Mal schlimmste Defekte an mir hatte vorbei ziehen lassen, wenngleich ich sehr wohl mit Murphy, der sich wieder einmal für den „Waschmaschinen-fallen-nur-aus-bei-Höchstwasserstand”-Effekt verantwortlich zeigte, ein ernstes Wörtchen plappern möchte.

Gebt es ruhig zu, Ihr seid doch auch neidisch auf meinen Mittwoch-Morgen?!

2014-08-12

Lachsbeize

Norden Berlin, das kochende und ausschenkende Dreiergespann aus Paul, Björn und Paul bestehend, haben einmal bei einem ihrer fürstlichen Menüs, denen ich beiwohnen durfte einen gebeizten Lachs serviert. Dieses Rezept hatte Paul Fritze als Gastautor im Blog multikulinarisches von Peggy Schatz vor einiger Zeit „geoutet” – und ich habe es seitdem schon mehrfach nachgebaut.



Lachs selber beizen ist wohl eine der einfacheren Küchenaktivitäten. Das Einzige, was die Sache etwas komplexer macht: der Lachs braucht seine Zeit. Es ist kein „heute gedacht und heute genascht”-Essen. Man sollte mindestens zwei Tage im Voraus wissen, wann man den Lachs essen mag.

Das Rezept vom Paul habe ich mehrfach abgewandelt, mangels Dill auf frischen Thymian zurück gegriffen oder Zitronenzesten mit an den Zucker gegeben. Wundervoll wird er auch, wenn man frischen Meerrettich rein reibt (übrigens auch ein Tipp vom Paul). Vermutlich werde ich zu Weihnachten eine Zimt-Version testen, es bleibt noch viel zu tun auf dem Gebiet. Auch habe ich bereits, da mich im Angebot sehr anstrahlend, eine Variante mit Lachsforelle probiert, auch diese Variante schmeckt – das Fleisch ist vielleicht etwas weniger zart.



Neulich habe ich also die Version mit den Zitronenzesten und dem frischen Thymian zusammen gelegt. Die Zutaten habe ich natürlich reduziert, denn ich beize selten gleich ein ganzes Kilo vom guten Fisch.


Zutaten



ca. 300 g Lachs – ob nun mit oder ohne Haut ist wurscht. Wenn mit Haut, ritze ich diese ein. Mit Haut lässt sich der Lachs später leichter in Scheiben schneiden. Norden Berlin empfiehlt den Würfelschnitt – auch toll. Also tatsächlich geschmacklich sehr toll.
Zesten einer Zitrone
2 EL Zucker
2 EL Salz – wenn man Meersalz nimmt, lieber etwas reduzieren, davon reicht gerne auch ein Esslöffel
Einige Pfefferkörner, zerstoßen
eine Handvoll Thymian, frisch gezupft oder auch in ganzen Stengeln – das Rezept macht es einem sehr sehr einfach


Zubereitung

Der Lachs wird gewaschen und abgetrocknet. Wer mag ritzt die Haut ein. Die Pfefferkörner werden zerstoßen und mit dem Zucker und Salz gemischt, zum Schluss kommen die Zitronenzesten daran und der Thymian. Mit dieser Masse wird der Lachs reichhaltig und liebevoll eingerieben.



Dann kommt er in eine Gefriertüte, das jeweilige Grünzeug wird dazu gelegt und die Tüte gut verschlossen. Hier bei mir regelt das der freundliche Vakuumierer. Und ab geht's mit dem Päckchen in den Kühlschrank für mindestens 48 Stunden.



Nach zwei Tagen wird der Lachs vorsichtig abgewaschen und wieder trocken getupft, aufgeschnitten und serviert. Hie rauf einem einfachen grünen Salat mit Tomaten und Gurke an Dressing und frischen Himbeeren dran. Der Sommer macht's möglich!

Robin Williams †

Ich bin die Generation, die „Mork vom Ork” in der Erstausstrahlung gesehen hatte. Die Serie, die mir als Kind erstmals vermittelte, dass es mehrere Arten von Humor gibt. Daran hauptsächlich schuld war wohl Robin Williams.

Wer heute und dieser Tage Ausschnitte im Fernsehen sieht, wie er gemeinsam mit Menschen agiert, der wird sehen, wie er immer offen den Menschen ins Gesicht guckt, sehr offen. Auch Journalisten, die sehr unverschämt intime Fragen stellen, bekommen dieses offenen Blick und eine freundliche Antwort. Eine wundervolle Gabe, die viel Kraft gekostet haben mag.

So unglaublich viel Talent!

Robin Williams war einmal Gast im Actors Studio. Er ist unglaublich lebendig in diesem Interview, mir hat es eben geholfen von der endgültigen traurigen Tatsache etwas Abstand zu bekommen. Für jetzt. Für heute. (via @kieliscalling)

Und noch einmal: so unglaublich viel Talent!

Das Schlimmste für mich an der Depression ist, dass ich in solchen Phasen nicht tun kann, was ich liebe. Ich weiß genau, mir würde das helfen, es wäre der Weg aus dieser Phase hinaus. Aber ich kann es nicht, ich schaffe es nicht. Das ist Depression. Wer sie nicht verstehen kann, muss sich überlegen, wie es ist, etwas nicht tun zu können, was man heiß und innig liebt. Zu erfahren, dass der Kampf darum, es tun zu können, unendlich viel Kraft kostet. Und diese Kraft eben auch das Leben kosten kann.

Stellt man sich jemanden vor wie Robin Williams, der – wie er selber zugegeben hatte – an Depressionen litt, der also nicht die Kraft hatte, das zu tun, was er liebte. Was in Hollywood ganz andere Konsequenzen für einen Schauspieler haben kann, jenseits der menschlichen und gesundheitlichen Konsequenz. Ja, da können Drogen Dein Freund sein für einen Moment, weil sie Dir Verlässlichkeit vermitteln und Deine tieftraurigen Momente für eine kurze Zeit weg schminken, Dich wieder stark machen, leistungsfähig. Lustig. Bis das Make Up wieder bröckelt und Du tiefer fällst als zuvor, denn Du fällst schneller. Der alternde Künstler, der sich einsam in der hässlichen Garderobe nach der Show die Schminke vom Gesicht wischt – mit Tränen in den Augen, diese visuelle Metapher ist so oft filmisch verwendet worden.

Robin Williams hat sich sbgeschminkt. Ich wünsche ihm Frieden.

Anke Gröner: Die Depression ist eine Lügnerin. Glaub ihr kein Wort.

2014-08-09

Heute …

… war ich draußen. Ich fuhr von Mitte nach Charlottenburg von dort zurück nach Mitte in die Friedrichstraße und dann über den Gendarmenmarkt zurück nach Hause. In dieser Waschküche namens Berlin. Da waren auch alle anderen. Und ich habe sie alle gesehen! Die Welt ist ganz schön bunt.

Und ich fänd' es jetzt ganz schön, wenn alle Frauen wieder aufhören könnten, diese Kleider zu tragen. Die, die Taille so künstlich hoch ziehen und mit dem Übergang in hässliche Faltenkurzröcke jeden Frauenkörper zu einem durchgehenden Sack ohne Form erscheinen lassen. Wirklich. Plump und unweiblich. Asexuell. Diese Kleider sind nicht schön. Die sind niedlich an Mädchen, die ganz kurz vor der Pupertät stehen und noch ohne Formen sind mit zu langen Spinnenbeinen. Aber an erwachsenen Frauen sehen diese lediglich missraten aus. Ich habe noch keine Frau gesehen, der diese Kleiderform gestanden hätte. Selbst an dieser Pro Sieben-Got to dance!-Moderatorin, die so dürre ist wie ein Lineal auf Watte-Diät, sehen diese Kleider tramplig aus. Mensch Mädels, lasst Euch doch nicht von irgendwelchen Modeheinis dieses Mist diktieren!

Und diese goldenen aufgetragenen Accessoires-Reißverschlüsse, klobig in feinem Stoff eingearbeitet. Warum kauft Ihr so etwas? Es muss Euch doch klar sein, dass Ihr das nächste Saison Eure Lieblingsklamotte nur alleine deswegen nicht mehr anziehen könnt. Und es ist hässlich. Man guckt nicht mehr Euch, man wird nur noch von fetten Reißverschlüssen visuell penetriert!

Im Hilton am Gendarmenmarkt wurde vorhin Hochzeit gefeiert, als ich dort in der Nähe einen Kaffee trank, warteten die Hochzeitsgäste und dann fuhr die Stretch-Limo (was sonst, ne?) vor. Was ich ja nicht begreifen werde, dass ist diese Tradition dieser Marktschreierin auf russischen Hochzeiten. Mit Megaphon! Wer will so etwas auf seiner Hochzeit? Eine Frau, die nur rumschreit? Man kann doch auch so schön mit Rex Gildo-Schallplatten Stimmung machen!

Ich würde übrigens wirklich total gerne Montag zum Dieter-Thomas Kuhn gehen Der Dieter bringt so viel Freude ins Leben! Und der singt auch so schön vom Gildo …

2014-08-08

Benachbarte Apotheke …

… bietet einen Rollator an. Die Sitzfläche ist gepolstert. Sein Modellname ist allen Ernstes „Troja”.

Bis ich soweit bin, werden die Dinger 'ne Minibar an Bord haben, ich schwöre!

2014-08-06

Balkonien 2014

Wie immer und hier mit dem größeren Balkon im Besonderen habe ich viel Spaß mit und auf meinem Balkon. Es wuchert und wächst gut vor sich hin, der erste große Schwung ist durch, langsam kommen die ersten Rückschnitte wieder zur zweiten Blüte. Der Tally musste ich neulich leider das tolle Hummel-TV streichen, weil ich die Minze mit ihren Blüten zurück schneiden musste aufgrund der Läuse.

Tatsächlich ist aber die Minze die einzige Pflanze, die dieses Jahr mit Läusen nervte, nach dem milden Winter hätte ich es anders vermutet. Vielleicht liegt es mit an der Erde, die ich dieses Jahr nicht beim üblichen Pflanzenhändler kaufte mangels Fahrzeug, sondern vom gegenüber liegenden Discounter, der mit dem „L” anfängt, einkaufte. Es dürfte meine erste und einzige Lidl-Erde-Erfahrung sein, ich halte sie nicht für so dolle. Zwar speichert sie erstaunlich gut das Wasser, jedoch scheint sie wirklich prima die Pflanzen im Mangel zu nähren. Die Pflanzen gedeihen nicht so, ich müsste deutlich mehr und häufiger düngen als sonst.



Sehr große Freude bereitet mir die Physalis, die ich in dem kleinen Gärtnerhandel am Kreuzberg einkaufte. Während der gleichfalls gekaufte, als stark wachsend angepriesene, asiatische Hibiskus kümmerlich vor sich hin kümmert, hat sich die Physalis von einem ca. 15 cm kleinen Ableger in eine nun schon kurz vor den zwei Metern stehende stolze Grazie entwickelt mit unzähligen Blüten


und Fruchtständen.



Ich finde sie einfach bildschön und dankbar. Keine Ahnung, ob die Früchte wirklich etwas werden – aber diese Schönheit der Pflanze freut mich täglich sehr. Sie hat ein bisschen was von einer Zimmer-Linde, finde ich, und die mag ich. Die Physalis aber ist deutlich pflegeleichter und zuckt auch mal bei Trockenheit sehr relaxt mit den Schultern. Ich denke in einem Garten hätte ich ganz ganz viele mitten im Blumenfeld stehen als Hintergrundschmuck.



Und lustige Besucher hat sie auch!

Aufgeregt und ganz überrascht habe ich neulich (auf dem Sofa liegend und nach draußen blickend) entdeckt, dass meine Feige, die ich letztes Jahr als knapp 20 cm hohes zartes Pflänzchen erworben hatte – eine absolute Wunschpflanze meinerseits – tatsächlich erstmals Fruchtstände hat. Zunächst sah ich zwei kleine Feigen im Werden, heute habe ich am zweiten Seitentrieb eine dritte entdeckt. Das hatte mich insofern erstaunt, weil ich an ihr gar keine Blüten gesehen habe. Aber wie mir Wikipedia erklärte, pflanzen sich Feigen einfach ein bisschen anders fort.

Feigen sind mir vor Jahrzehnten erstmals in Südfrankreich begegnet, wo man sie in der richtigen Jahreszeit oft wild vom Baum pflücken kann. Leider schmecken sie nach Jahren dann nicht mehr so gut, denn eine Feige braucht, wie die meisten Obstbäume, einen regelmäßigen Schnitt. Später ist mir eine hier in der Stadt frei stehend mit großer Verwunderung begegnet und zwar auf einem der Friedhöfe an der Bergmannstraße. Die wuchs dort seit Jahren unbekümmert in der Ecke einer Grabstätte geschützt vor sich hin. Leider musste sie mit der Pflege und Restaurierung dieser Grabstätten eines Tages weichen, was mich heute noch traurig macht. Eines Tages war sie abgehackt. Man hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie auszupflanzen.



Seit dem träume ich selbst davon eine Feige zu besitzen, einfach weil ich ihre Blätter so mag. Im vergangenen Jahr ist sie tapfer gewachsen und hatte dann an einem für sie zu frischen Tag im Winter alle Blätter abgeworfen. Heute ist sie ungefähr schon 150 cm hoch, hat in diesem Jahr nicht so viele Blätter wie im vergangenen – dafür sind diese viel größer! Nie hätte ich gedacht, das sie mir auf ihrem Balkon in Berlin-Mitte eines Tages Früchte schenken würde. Und nun bin ich ein bisschen stolz. Auf sie. Und auf mich!

2014-07-29

Nachbarsmädel …

… so 2,5 Jahre alt, läuft heute vor mir knapp bekleidet in Unterhöschen und T-Shirt, auf ihren echt niedlichen Speckbeinchen, bleibt stehen und sagt zur Mama: „Mama, ich muss A-A”.

Und dann kackt sie direkt vor mir auf unserem Gehweg vor meiner Haustür …

… in ihre Windeln!

2014-07-23

Heute …

habe ich einen Mann abgeschleppt. Ich kenne den vom Sehen. Er fährt im Rollstuhl, bewegt den aber immer nur mit den Füßen vorwärts. Er fährt zum Lidl Bier holen. Oder Zigaretten. Es sieht immer fürchterlich beschwerlich aus. Andererseits ist aber klar, das ist sein Tageswerk.

Heute stand er am Oranienplatz und irgendwie war sichtlich, dass die Luft raus war. Wie wohl langsam bei uns allen aufgrund der Hitze. Habe ich ihn angesprochen, erstmals, gefragt, ob ihm ihm helfen soll. Er kann gar nicht sprechen, er gibt Laute von sich. Aber in der Art, dass man weiß, man ist auf dem richten Weg. Der richtige Weg war ihn zum Wohnheim in die Waldemarstraße zu fahren. Das habe ich dann gemacht zusammen mit dem Freund, mit dem ich gerade unterwegs war.

Wir haben dann Späßeken gemacht, so von wegen, komme ich ja heute doch noch zu meinem Sport. Als wir am Heim waren, vor dem eine lange Rampe ist, kam ein anderer Insasse mit seinen leeren Bierflaschen im Rollator runter. Ich witzelte was von: „Komm, den überholen wir jetzt mal!” Er fand das hörbar großartig.

Der Mann hatte während der kurzen Tour offensichtlich seinen Spaß, er gurgelte vor sich hin und summte und lachte. Ich schob ihn ins Heim zur Anmeldung und die beiden Mitarbeiter freuten sich, dass er wieder da ist und erklärten ihm, sie würden oben anrufen, damit ihn einer raufholt. Wir verabschiedeten uns. So war ich nun auch mal in diesem Heim.

Das war eine richtig schöne Begegnung. Ich schätze dieses Heim, es ist ein Pflegeheim für Menschen, die nicht viel haben. Es passt zu diesem Bezirk. Es sind gute originale Menschen darinnen, die mir täglich hier begegnen. Menschen, die einfach das Beste aus ihrem Alltag machen, meist mit Alkohol. Vertreter der Gesellschaft eben.

Rockiges



Seit einigen Wochen liegen hier einige zugeschnittene Röcke. Es fließt halt nicht immer. Sonntag machte ich mich endlich daran, zwei Modelle davon weiter zu bearbeiten, wovon sich ein Jersey herrlich zickig offenbarte (es gibt ja solche und solche), der andere sich stellenweise ganz gut benahm.

Mein Lieblingsjerseyrockmodell hat oben gar keinen Gummi, das Bund wird umgehnäht mit der Jersey-Zwillingsnadel, das setzt genügend Spannung an Flexibilität. Dennoch wollte ich jetzt mit Ziergummis arbeiten, ich muss mir ja neue Näh-Horizonte erschließen. Der Kampf zweier unterschiedlich dehnbarer Materialien schien mir da eine prima Aufgabe zu sein. (Seufz!) Ziergummis in schönen Farben, jenseits schwarz und weiß, sind übrigens in dieser Großstadt so schwer zu finden, wie Gold im Scheiterhaufen. Fündig wurde ich nur bei Idee.



Nun denn, ich nähte also am Sonntag dieses wild gemusterte Modell, dessen Stoff und Farbe mir schon ein wenig Angst machte, denn ursprünglich ist das alles gar nicht so meins. Zumal die Farbe eher an brauner Haut funktioniert, was auch nicht so meins ist. Und dennoch freute ich mich auf den Rock.

Da der Zuschnitt noch aus der Zeit vor der Idee mit dem Ziergummi lag und die ersten Rockmodelle oben etwas frühe Weite zeigten, hatte ich die neuen Röcke oben etwas enger zugeschnitten. Dummerweise legte die Overlock den Stoff dann doch arg in Wellen, dass ich rechts und links noch einmal runter nähen musste. Lange Rede große Wirkung, der Rock war fertig aber mir zu eng.

Gestern Abend klingelt meine Nachbarin, bringt mir geschätzte 10 Kilo Mirabellen von der Freundin aus dem Garten, der ein Ast vom Baum abgefallen war. (Die Mirabellen gilt es nun vor der weiteren Verabeitung noch etwas reifer zu bekommen, aber das wird mit Zeitungspapier, Apfel und Sonne schon klappen.) Jedenfalls zeigte ich ihr den Rock, den sie sofort überzog, die auch bei ihr auftretende Enge mit einem beherzten „passt schon!” negierte. Es scheint, als würden Menschen, die nicht selber nähen den Nähten mehr Vertrauen schenken als die Näherin selbst. Sie schmiss den Rock ihres Kleides über den Rock und ich war ratzfatz entgeignet. Es war ein stiller „sie hat den Stoff gesehen und sich verliebt”-Moment bei ihr. Ich erklärte noch, ich könnte den Rock kürzer machen, sie verneinte das und meinte, er hätte genau die richtige Länge für's Büro. Sie könne ja in ihrem Alter nicht mehr sooo kurz.

Meine Nachbarin ist ca. zwei Köpfe kleiner als ich und figürlich dss, was man wohl gemeinhin als leicht drall bezeichnen würde. Ich nenne es: sie kann anziehen was sie will, sie und die Klamotte sehen immer toll zusammen aus – weil sie eben Kurven hat. Persönlich kann ich jeder Frau Kurven nur empfehlen.

Heute früh habe ich sie zur Arbeit fahren sehen. Sie trug ein gelbes Top, meinen ihren Rock und einen Sommerhut. Alles zusammen sah toll aus. Ich denke, da haben zwei zusammen gefunden, die zusammen gehören.

Was kann man mehr wollen als Näh-Azubine?

2014-07-21

Acht Jahre

2006. Auch ein WM-Sommer, ein ebenso heißer Sommer. Seit acht Jahren fehlt sie nun.

Ich würde mir sehr wünschen, sie fehlt nicht nur mir. Fassbar ist es sehr oft immer noch nicht für mich. Sie fehlt. Ihr Geruch fehlt. Ihre Anrufe fehlen. Diese so nervige Frage „Gibt's war Neues?” fehlt. Alls das Liebevolle, Schöne, Warme, das sie mir gab, fehlt. Das Anstrengende,das Nervige, sogar das fehlt manchmal.

Ich würde wahnsinnig gerne noch einmal zu der Stelle gehen, wo ich ihre Asche verstreut habe. Ihr erzählen können. Einen Abschluss finden. In acht Jahren ist so viel passiert.

Der Schmerz hört nicht auf, er hört einfach nicht auf.