2014-08-19

Norma †

Gestern Abend mache ich mir eine Hühnerspuppe. Die einfache Version, Hühnerkeulen abgekocht und weil ich sehr müde und geschafft war vom Tag mit etlichen Arztterminen nur mit tiefgefrorenem Suppengemüse fertig gestellt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine Hühnersuppe nicht mit frischem Suppengrün zubereitet zu haben.

Die Brühe von nur drei Hühnerkeulen geriet erstaunlich gut und satt und so dachte ich, davon bringe ich morgen der Norma eine Portion, da freut sie sich vielleicht. Und überlegte, wie ich bei Ihr entschuldigen könnte, dass kein frisches Suppengrün an der Suppe sei. Norma hatte mir nämlich öfter erzählt, wie wenig sie dieses Mittagessen auf Rädern mag, dass ihr da täglich gebracht worden ist. Einmal habe ich es mir angesehen. Ich konnte sie gut verstehen.

Heute früh verlasse ich das Haus, um zur Krankenkasse zu gehen. Da stehen vor Normas Haus vier erwachsene Menschen und deren Stimmung scheint nicht gut. Ich gehe vorbei und frage, ob ich helfen kann (die Anlage hier ist so dörflich irgendwie, wir machen das halt hier), was sie verneinen; ich sehe nasse Augen, ich sehe, dass in Normas Wohnung überall Licht ist; ich gehe weiter, dann verstehe ich.

Auf dem Fußweg zur Krankenkasse, das sind zehn Minuten, kommen mir immer und immer wieder die Tränen. Da ist so eine Gewissheit. Ich schimpfe mit mir, weil ich mir sage, dass kann auch jemand anderes getroffen haben, im gleichen Haus wohnt noch ein älteres Ehepaar. Aber ich kann mich an den Mann erinnern, der dabei stand. Er hatte mir voriges Jahr erzählt, dass sie nach einem Sturz ins Krankenhaus gekommen sei, er war ihr Schwiegersohn.

Ich komme kurze Zeit später zurück und die vier Menschen stehen dort immer noch. Ich gehe zu ihnen und spreche direkt eine der Frauen an, ob sie nicht die Tochter von Norma ist. Und sie nickt. Und wir gucken uns an und ich kann nur „Nein!” sagen. Dann liegen wir uns weinend in der Armen und die Gewissheit ist nun auch eine endgültige.

Norma ist also heute Nacht irgendwann gegangen. Ich habe diese kleine Frau sehr sehr gemocht. Ich habe sie, die Achtundachtzigjährige, nur ganz selten klagen hören, obwohl sie fürchterliche Schmerzen gehabt haben muss. Sie war uns Nachbarn immer so dankbar, dass wir für sie da waren – was wir alle einfach gerne waren. Sie war so ein Sonnenschein und freute sich immer, wenn wir auf dem Weg zum Müll für ein Schwätzchen stehen blieben.

Ich habe ihr immer etwas von meinem Obst vom Markt kommend abgegeben, was sie sehr freute und so habe ich ihr dieses Jahr die leckeren Plattpfirsiche vorgestellt, die sie noch nicht kannte und die sie mindestens so lecker fand wie ich. Letzte Woche legte ich ihr eine Packung davon in die Balkonblumen, was ich dann immer tat, wenn sie gerade tief schlief auf ihrem heiß geliebten Balkon. Später hatte sie mich beim Müllgang abgefangen und hatte sich sichtlich sehr gefreut. Sie sah nicht gut aus an dem Tag und ich fragte sie, ob es ihr wirklich gut ginge. Und da sprach sie darüber, wie weh ihr die Füße täten und dass sie müde sei und dass sie mit ihrer Mutter geschimpft hätte, warum sie sie denn nicht zu sich holt. Da hatte sie zum ersten Mal mir gegenüber zugegeben, dass sie dieses Leben, das sie wirklich sehr schätzte, auch ein bisschen satt hatte. Nicht das Leben an sich, aber das gesundheitlich Beschwerliche daran.

Einige Tage vorher war ich für sie einkaufen. Ihr Rosé-Wein war alle, von dem sie gerne am Abend ein Glas trank, was sie mir natürlich noch sympathischer machte. Das hatte sie mir einmal gestanden, natürlich gleich mit der Erklärung, sie hätte ihre Ärztin gefragt und die hätte das erlaubt. Und ich habe ihr gesagt, dass das ihr Leben ist und dass sie es sich so gestalten soll, wie sie es für sich gerne mag. Meine Güte, was soll sich ein Mensch mit 88 wegen seinem Diabetes selbst kasteien? Das fand sie gut und so durfte ich ihr dann vom Supermarkt eine Flasche mitbringen, vom lieblichen Wein natürlich. Den mit dem Drehverschluss, denn Korken bekam sie ja nicht mehr auf mit ihren Händen.

Die zwei Euro fünfzig konnte sie mir nicht bezahlen, weil ich ihren 20 Euro-Schein nicht wechseln konnte und so sprach sie mich jedes Mal darauf an, in Sorge, sie würde das vergessen. Und ich meinte dann, sie solle sich keine Gedanken machen, wir würden das einfach hochrechnen, bis es mal ein Zehner sei – und das hatte sie beruhigt. Ich wollte das Geld sowieso nicht. Und mich beruhigt es jetzt, dass sie nicht gehen musste mit dem Glauben, da sei etwas nicht geklärt. Die Menschen dieser Generation sind da so empfindlich.

Gerade hat sie die Gerichtsmedizin ins Auto getragen. Diesen kleinen Menschen, der so herzlich, liebevoll und fröhlich war.

Kleine Norma, ich bin froh, dass Du noch einen schönen Sommer auf Deinem Balkon in der Sonne hattest. Die Sonnenbäder, die Du so liebtest. Die kurze Zeit, die wir uns kannten, hast Du mich viel gelehrt mit Deiner feinen Art. Du wirst mir sehr fehlen! Mach's gut und sei nun einfach glücklich, wo immer Du bist!

2014-08-17

Wandgehänge



Eine Freundin von mir hat einen schwarzen Bilderrahmen der zusätzlich im Glas noch einen Milchglasrand hat. In diesen Rahmen hatte sie ein herbstliches Pflanzenfoto von mir getan, was ich finde, diesem Foto sehr gut tat. Den Rahmen hatte sie irgendwann und irgendwo in einem Ausverkauf erstanden. Seit dem suche ich genau so einen Rahmen.

Der einzige Rahmen dieser Art, der mir seither begegnete, ist Erikslund von Ikea. Und ich finde, das ist auch mit einer der schöneren Rahmen dort überhaupt, wenn er nicht ein grandioses Problem mitbrächte: Erikslund kommt nämlich MIT Kunst. Und Rahmen vom schwedischen Albraumkaufhaus, die MIT Kunst kommen, sind üblicherweise nicht auf Flexibilität in ihrer Bestückung ausgelegt. Was nur ein Problem ist, was ich mit Ikea-Kunst sonst auch gerne habe.

So schleiche ich also seit Jahren um Erikslund herum und überlege immer, ob man den für persönliche Bilderrechte eigentlich knacken kann.

Neulich nun war ich auf dem Kundstmarkt an der Oberbaumbrücke, der dort zwei Mal im Jahr statt findet und den ich empfehlen möchte, denn tatsächlich trifft man dort so gut wie kaum auf Kunst, die dem subjektiven Gefühl nach auch weg könnte. Ganz im Gegenteil, könnte ich mich dort mit etwas mehr monetärem Pflaster ganz prima glücklich kaufen.

Ziemlich entzückt begegnete ich letzten Monat dort den Illustrationen von Steffen Leischner, der uns einige seiner Werke auch für meine Verhältnisse finanzierbar als Postkarten anbot und so erwarb ich drei seiner See-Motive in Farbe und drei seiner herrlichen männlichen Seejungfrauen in schwarz-weiß. Dieser Kauf stellte mich vor die Aufgabe für diese Werke nun die passenden Rahmen zu erwerben.

Das tue nicht nur ich dann auch wieder beim Schweden und so stand ich neulich wieder einmal vor Erikslund – der mit seinen drei Motiven im Grunde genau der richtig Rahmen gewesen wäre, wäre da nicht die Kunst inside und der fest vertackerte Rahmenrücken hinten. Dieses Mal aber dachte ich bei mir, „den nimmste jetzt mit und guckst, ob Du den knacken kannst.”

Gesagt, getan. Tatsächlich hat das ganz gut funktioniert, wie man am obigen, recht schlampig fotografierten Bild erkennen kann. Zunächst versuchte ich die Rückwand mittels Entklammerung der Tackerklammern zu befreien, was mit einer üblichen Entklammerzange und einer richtigen Zange ganz passabel funktionierte – wenn auch ich nicht behaupten möchte, dass das so richtig Spaß bringt. Aber für eine schlechte Sonntags-Tatort-Wiederholung ist das genau der richtige Zeitvertreib. Einige Klammern brachen ab, bei denen kam dann die richtige Zange zum Einsatz. Da ich den vorgegebenen weißen Hintergrund schwarz haben wollte, kaufte ich Fotokarton, schnitt diesen passend zu.

Ein bisschen pfrimmelig war dann das Maß zu ermitteln, wo man die Bilder genau mittig aufbringen konnte, denn leider ist die gedruckte Kunst von Ikea auf der Rückwand fest aufgeklebt – so dass meine prima Idee „nimmste die als Schablone und steckste 'ne Stecknadel durch die Mitte” nur eine Idee blieb. Also ein bisschen gerechnet, vorsichtig mit weißem Kreidestift angezeichnet und immer wieder mal mit dem Rahmen ausgerichtet. Dann die Karten mit Sprühkleber aufgeklebt, dto. dann mit dem ganzen Fotokarten auf die Rückwand. Natürlich habe ich dabei auch nicht vergessen, den wenigstens einmal falsch herum aufzukleben, denn die Rückwand hat logischerweise auf der anderen Seite den Aufhänger, den ich beim ersten Mal natürlich nach unten sortierte.

Dann habe ich die Rückwand wieder mit einem Tacker aus dem Baumerkt fest getackert, dabei die Anzahl der Klammern um die Hälfte reduziert, falls ich mal wieder an den Rahmen und sein Innenleben möchte und nun hängt die dreifache Leischner-Kunst in Farbe hinter Rahmen mit Milchglasrahmen an der Wand. Sehr apart anzusehen, wie ich es mag!

Also, wer sich schon immer mal gefragt hatte, ob man Erikslund modifizieren kann: es geht. Beim nächsten Ikea-Besuch wird dann noch einer mitkommen, damit ich die männlichen Meerjungfrauen auch präsentieren kann.

2014-08-13

Während …

… ich mich heute mit Frau Mutti auf Twitter zum Synchron-Bad-Putzen verabredete, um unsere Unwollen ausdrückenden Gesichtszüge zu verfeinern, kreischte in der Küche die Waschmaschine piepsend und zeigte einen wild blinkenden E_18 im Display, was mich ein bisschen in Panik versetzte, denn das Piepsen war das Erste, was ich dieser Waschmaschine sofort abgewöhnt hatte und ich wäre heilfroh, würden das die Supermarkt-Mitarbeiter mit den Piepslarmen offener Lagertüren und offener Kassen auch tun, denn sie hören da eh nicht mehr hin und die Geräusche sind nur etwas, was die Aggressionen der Kunden an den Kasse prima erhöht, was ich genauso wenig angenehm finde, wie eben das Piepsen zudem sich heute also weiterhin ein blinkendes Waschmaschinen-Display gesellte, zusätzlich einer sehr agilen quiekenden mauzenden Katze, namens Nishia, die natürlich – Blaumann-Trägerin inside – sofort zur Hilfe eilte und sich entrüstet über den hinterhältigen Maschinenausfall äußerte, was meine Nerven nicht zwingend entspannte, während ich die Betriebsanleitung der Waschmaschine erste suchte, dann suchte, um sie zu suchen, die mir nach dem Auffinden erläuterte „Error 18” hätte viel mit einer verstopften Abflusspumpe zu tun, was mich wiederum ein bisschen erleichterte, denn früher hieß das halt „Flusensieb ist voll” und mit solchen Fehlermeldungen kann ich aus Erfahrungsgründen ganz gut umgehen, womit ich nicht gut umgehen kann, dass solche Meldungen offensichtlich auch bei neuen Waschmaschinen immer dann auftauchen, wenn ordentlich viel Wasser im Maschinchen steht, also quasi das Bullauge Höchststand vermeldet, womit ich auch quasi prima bedient war, was ich ja schon dadurch war, dass ich patschnasse Wäsche aus eben dieser Waschmaschine zu befreien hatte und dazu führte, dass die erprobte Handwerkerkatze sich ein wenig echauffierte über einen halbnassen Küchenboden, was mich dazu verleitete erst einmal einen frischen Kaffee zu kochen und mich mit der niedlichen Talytha auf das Bett zurück zog, um sie dort ordentlich durch zu knuddeln und ihr den Bauch zu massieren, was sie wiederum dazu veranlasste, gelassen hinzunehmen, dass ich ihr gleichzeitig die Hinterläufe pedikürte, sie verneinte meine Frage ob eine Nagellackierung gewünscht sei mit einem herzlichen Aufsprung in die Küche, wo sie nach ihrer Lieblingsmilch von Hemme, die mir auch den mittlerweile fertig gebrühten Kaffee verschönte, verlangte, während ich wieder einmal zur Kenntnis nahm, was für ein wundervoller und immer zuverlässiger Sparringspartner Citrussäure doch bei Kalkablagerungen ist und so baute ich die Waschmaschinenablusspumpenkladarage wieder zusammen, wischte ein wenig den Boden auf und dankte dem Waschmaschinenreparaturgott, dass er dieses Mal schlimmste Defekte an mir hatte vorbei ziehen lassen, wenngleich ich sehr wohl mit Murphy, der sich wieder einmal für den „Waschmaschinen-fallen-nur-aus-bei-Höchstwasserstand”-Effekt verantwortlich zeigte, ein ernstes Wörtchen plappern möchte.

Gebt es ruhig zu, Ihr seid doch auch neidisch auf meinen Mittwoch-Morgen?!

2014-08-12

Lachsbeize

Norden Berlin, das kochende und ausschenkende Dreiergespann aus Paul, Björn und Paul bestehend, haben einmal bei einem ihrer fürstlichen Menüs, denen ich beiwohnen durfte einen gebeizten Lachs serviert. Dieses Rezept hatte Paul Fritze als Gastautor im Blog multikulinarisches von Peggy Schatz vor einiger Zeit „geoutet” – und ich habe es seitdem schon mehrfach nachgebaut.



Lachs selber beizen ist wohl eine der einfacheren Küchenaktivitäten. Das Einzige, was die Sache etwas komplexer macht: der Lachs braucht seine Zeit. Es ist kein „heute gedacht und heute genascht”-Essen. Man sollte mindestens zwei Tage im Voraus wissen, wann man den Lachs essen mag.

Das Rezept vom Paul habe ich mehrfach abgewandelt, mangels Dill auf frischen Thymian zurück gegriffen oder Zitronenzesten mit an den Zucker gegeben. Wundervoll wird er auch, wenn man frischen Meerrettich rein reibt (übrigens auch ein Tipp vom Paul). Vermutlich werde ich zu Weihnachten eine Zimt-Version testen, es bleibt noch viel zu tun auf dem Gebiet. Auch habe ich bereits, da mich im Angebot sehr anstrahlend, eine Variante mit Lachsforelle probiert, auch diese Variante schmeckt – das Fleisch ist vielleicht etwas weniger zart.



Neulich habe ich also die Version mit den Zitronenzesten und dem frischen Thymian zusammen gelegt. Die Zutaten habe ich natürlich reduziert, denn ich beize selten gleich ein ganzes Kilo vom guten Fisch.


Zutaten



ca. 300 g Lachs – ob nun mit oder ohne Haut ist wurscht. Wenn mit Haut, ritze ich diese ein. Mit Haut lässt sich der Lachs später leichter in Scheiben schneiden. Norden Berlin empfiehlt den Würfelschnitt – auch toll. Also tatsächlich geschmacklich sehr toll.
Zesten einer Zitrone
2 EL Zucker
2 EL Salz – wenn man Meersalz nimmt, lieber etwas reduzieren, davon reicht gerne auch ein Esslöffel
Einige Pfefferkörner, zerstoßen
eine Handvoll Thymian, frisch gezupft oder auch in ganzen Stengeln – das Rezept macht es einem sehr sehr einfach


Zubereitung

Der Lachs wird gewaschen und abgetrocknet. Wer mag ritzt die Haut ein. Die Pfefferkörner werden zerstoßen und mit dem Zucker und Salz gemischt, zum Schluss kommen die Zitronenzesten daran und der Thymian. Mit dieser Masse wird der Lachs reichhaltig und liebevoll eingerieben.



Dann kommt er in eine Gefriertüte, das jeweilige Grünzeug wird dazu gelegt und die Tüte gut verschlossen. Hier bei mir regelt das der freundliche Vakuumierer. Und ab geht's mit dem Päckchen in den Kühlschrank für mindestens 48 Stunden.



Nach zwei Tagen wird der Lachs vorsichtig abgewaschen und wieder trocken getupft, aufgeschnitten und serviert. Hie rauf einem einfachen grünen Salat mit Tomaten und Gurke an Dressing und frischen Himbeeren dran. Der Sommer macht's möglich!

Robin Williams †

Ich bin die Generation, die „Mork vom Ork” in der Erstausstrahlung gesehen hatte. Die Serie, die mir als Kind erstmals vermittelte, dass es mehrere Arten von Humor gibt. Daran hauptsächlich schuld war wohl Robin Williams.

Wer heute und dieser Tage Ausschnitte im Fernsehen sieht, wie er gemeinsam mit Menschen agiert, der wird sehen, wie er immer offen den Menschen ins Gesicht guckt, sehr offen. Auch Journalisten, die sehr unverschämt intime Fragen stellen, bekommen dieses offenen Blick und eine freundliche Antwort. Eine wundervolle Gabe, die viel Kraft gekostet haben mag.

So unglaublich viel Talent!

Robin Williams war einmal Gast im Actors Studio. Er ist unglaublich lebendig in diesem Interview, mir hat es eben geholfen von der endgültigen traurigen Tatsache etwas Abstand zu bekommen. Für jetzt. Für heute. (via @kieliscalling)

Und noch einmal: so unglaublich viel Talent!

Das Schlimmste für mich an der Depression ist, dass ich in solchen Phasen nicht tun kann, was ich liebe. Ich weiß genau, mir würde das helfen, es wäre der Weg aus dieser Phase hinaus. Aber ich kann es nicht, ich schaffe es nicht. Das ist Depression. Wer sie nicht verstehen kann, muss sich überlegen, wie es ist, etwas nicht tun zu können, was man heiß und innig liebt. Zu erfahren, dass der Kampf darum, es tun zu können, unendlich viel Kraft kostet. Und diese Kraft eben auch das Leben kosten kann.

Stellt man sich jemanden vor wie Robin Williams, der – wie er selber zugegeben hatte – an Depressionen litt, der also nicht die Kraft hatte, das zu tun, was er liebte. Was in Hollywood ganz andere Konsequenzen für einen Schauspieler haben kann, jenseits der menschlichen und gesundheitlichen Konsequenz. Ja, da können Drogen Dein Freund sein für einen Moment, weil sie Dir Verlässlichkeit vermitteln und Deine tieftraurigen Momente für eine kurze Zeit weg schminken, Dich wieder stark machen, leistungsfähig. Lustig. Bis das Make Up wieder bröckelt und Du tiefer fällst als zuvor, denn Du fällst schneller. Der alternde Künstler, der sich einsam in der hässlichen Garderobe nach der Show die Schminke vom Gesicht wischt – mit Tränen in den Augen, diese visuelle Metapher ist so oft filmisch verwendet worden.

Robin Williams hat sich sbgeschminkt. Ich wünsche ihm Frieden.

Anke Gröner: Die Depression ist eine Lügnerin. Glaub ihr kein Wort.

2014-08-09

Heute …

… war ich draußen. Ich fuhr von Mitte nach Charlottenburg von dort zurück nach Mitte in die Friedrichstraße und dann über den Gendarmenmarkt zurück nach Hause. In dieser Waschküche namens Berlin. Da waren auch alle anderen. Und ich habe sie alle gesehen! Die Welt ist ganz schön bunt.

Und ich fänd' es jetzt ganz schön, wenn alle Frauen wieder aufhören könnten, diese Kleider zu tragen. Die, die Taille so künstlich hoch ziehen und mit dem Übergang in hässliche Faltenkurzröcke jeden Frauenkörper zu einem durchgehenden Sack ohne Form erscheinen lassen. Wirklich. Plump und unweiblich. Asexuell. Diese Kleider sind nicht schön. Die sind niedlich an Mädchen, die ganz kurz vor der Pupertät stehen und noch ohne Formen sind mit zu langen Spinnenbeinen. Aber an erwachsenen Frauen sehen diese lediglich missraten aus. Ich habe noch keine Frau gesehen, der diese Kleiderform gestanden hätte. Selbst an dieser Pro Sieben-Got to dance!-Moderatorin, die so dürre ist wie ein Lineal auf Watte-Diät, sehen diese Kleider tramplig aus. Mensch Mädels, lasst Euch doch nicht von irgendwelchen Modeheinis dieses Mist diktieren!

Und diese goldenen aufgetragenen Accessoires-Reißverschlüsse, klobig in feinem Stoff eingearbeitet. Warum kauft Ihr so etwas? Es muss Euch doch klar sein, dass Ihr das nächste Saison Eure Lieblingsklamotte nur alleine deswegen nicht mehr anziehen könnt. Und es ist hässlich. Man guckt nicht mehr Euch, man wird nur noch von fetten Reißverschlüssen visuell penetriert!

Im Hilton am Gendarmenmarkt wurde vorhin Hochzeit gefeiert, als ich dort in der Nähe einen Kaffee trank, warteten die Hochzeitsgäste und dann fuhr die Stretch-Limo (was sonst, ne?) vor. Was ich ja nicht begreifen werde, dass ist diese Tradition dieser Marktschreierin auf russischen Hochzeiten. Mit Megaphon! Wer will so etwas auf seiner Hochzeit? Eine Frau, die nur rumschreit? Man kann doch auch so schön mit Rex Gildo-Schallplatten Stimmung machen!

Ich würde übrigens wirklich total gerne Montag zum Dieter-Thomas Kuhn gehen Der Dieter bringt so viel Freude ins Leben! Und der singt auch so schön vom Gildo …

2014-08-08

Benachbarte Apotheke …

… bietet einen Rollator an. Die Sitzfläche ist gepolstert. Sein Modellname ist allen Ernstes „Troja”.

Bis ich soweit bin, werden die Dinger 'ne Minibar an Bord haben, ich schwöre!

2014-08-06

Balkonien 2014

Wie immer und hier mit dem größeren Balkon im Besonderen habe ich viel Spaß mit und auf meinem Balkon. Es wuchert und wächst gut vor sich hin, der erste große Schwung ist durch, langsam kommen die ersten Rückschnitte wieder zur zweiten Blüte. Der Tally musste ich neulich leider das tolle Hummel-TV streichen, weil ich die Minze mit ihren Blüten zurück schneiden musste aufgrund der Läuse.

Tatsächlich ist aber die Minze die einzige Pflanze, die dieses Jahr mit Läusen nervte, nach dem milden Winter hätte ich es anders vermutet. Vielleicht liegt es mit an der Erde, die ich dieses Jahr nicht beim üblichen Pflanzenhändler kaufte mangels Fahrzeug, sondern vom gegenüber liegenden Discounter, der mit dem „L” anfängt, einkaufte. Es dürfte meine erste und einzige Lidl-Erde-Erfahrung sein, ich halte sie nicht für so dolle. Zwar speichert sie erstaunlich gut das Wasser, jedoch scheint sie wirklich prima die Pflanzen im Mangel zu nähren. Die Pflanzen gedeihen nicht so, ich müsste deutlich mehr und häufiger düngen als sonst.



Sehr große Freude bereitet mir die Physalis, die ich in dem kleinen Gärtnerhandel am Kreuzberg einkaufte. Während der gleichfalls gekaufte, als stark wachsend angepriesene, asiatische Hibiskus kümmerlich vor sich hin kümmert, hat sich die Physalis von einem ca. 15 cm kleinen Ableger in eine nun schon kurz vor den zwei Metern stehende stolze Grazie entwickelt mit unzähligen Blüten


und Fruchtständen.



Ich finde sie einfach bildschön und dankbar. Keine Ahnung, ob die Früchte wirklich etwas werden – aber diese Schönheit der Pflanze freut mich täglich sehr. Sie hat ein bisschen was von einer Zimmer-Linde, finde ich, und die mag ich. Die Physalis aber ist deutlich pflegeleichter und zuckt auch mal bei Trockenheit sehr relaxt mit den Schultern. Ich denke in einem Garten hätte ich ganz ganz viele mitten im Blumenfeld stehen als Hintergrundschmuck.



Und lustige Besucher hat sie auch!

Aufgeregt und ganz überrascht habe ich neulich (auf dem Sofa liegend und nach draußen blickend) entdeckt, dass meine Feige, die ich letztes Jahr als knapp 20 cm hohes zartes Pflänzchen erworben hatte – eine absolute Wunschpflanze meinerseits – tatsächlich erstmals Fruchtstände hat. Zunächst sah ich zwei kleine Feigen im Werden, heute habe ich am zweiten Seitentrieb eine dritte entdeckt. Das hatte mich insofern erstaunt, weil ich an ihr gar keine Blüten gesehen habe. Aber wie mir Wikipedia erklärte, pflanzen sich Feigen einfach ein bisschen anders fort.

Feigen sind mir vor Jahrzehnten erstmals in Südfrankreich begegnet, wo man sie in der richtigen Jahreszeit oft wild vom Baum pflücken kann. Leider schmecken sie nach Jahren dann nicht mehr so gut, denn eine Feige braucht, wie die meisten Obstbäume, einen regelmäßigen Schnitt. Später ist mir eine hier in der Stadt frei stehend mit großer Verwunderung begegnet und zwar auf einem der Friedhöfe an der Bergmannstraße. Die wuchs dort seit Jahren unbekümmert in der Ecke einer Grabstätte geschützt vor sich hin. Leider musste sie mit der Pflege und Restaurierung dieser Grabstätten eines Tages weichen, was mich heute noch traurig macht. Eines Tages war sie abgehackt. Man hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie auszupflanzen.



Seit dem träume ich selbst davon eine Feige zu besitzen, einfach weil ich ihre Blätter so mag. Im vergangenen Jahr ist sie tapfer gewachsen und hatte dann an einem für sie zu frischen Tag im Winter alle Blätter abgeworfen. Heute ist sie ungefähr schon 150 cm hoch, hat in diesem Jahr nicht so viele Blätter wie im vergangenen – dafür sind diese viel größer! Nie hätte ich gedacht, das sie mir auf ihrem Balkon in Berlin-Mitte eines Tages Früchte schenken würde. Und nun bin ich ein bisschen stolz. Auf sie. Und auf mich!

2014-07-29

Nachbarsmädel …

… so 2,5 Jahre alt, läuft heute vor mir knapp bekleidet in Unterhöschen und T-Shirt, auf ihren echt niedlichen Speckbeinchen, bleibt stehen und sagt zur Mama: „Mama, ich muss A-A”.

Und dann kackt sie direkt vor mir auf unserem Gehweg vor meiner Haustür …

… in ihre Windeln!

2014-07-23

Heute …

habe ich einen Mann abgeschleppt. Ich kenne den vom Sehen. Er fährt im Rollstuhl, bewegt den aber immer nur mit den Füßen vorwärts. Er fährt zum Lidl Bier holen. Oder Zigaretten. Es sieht immer fürchterlich beschwerlich aus. Andererseits ist aber klar, das ist sein Tageswerk.

Heute stand er am Oranienplatz und irgendwie war sichtlich, dass die Luft raus war. Wie wohl langsam bei uns allen aufgrund der Hitze. Habe ich ihn angesprochen, erstmals, gefragt, ob ihm ihm helfen soll. Er kann gar nicht sprechen, er gibt Laute von sich. Aber in der Art, dass man weiß, man ist auf dem richten Weg. Der richtige Weg war ihn zum Wohnheim in die Waldemarstraße zu fahren. Das habe ich dann gemacht zusammen mit dem Freund, mit dem ich gerade unterwegs war.

Wir haben dann Späßeken gemacht, so von wegen, komme ich ja heute doch noch zu meinem Sport. Als wir am Heim waren, vor dem eine lange Rampe ist, kam ein anderer Insasse mit seinen leeren Bierflaschen im Rollator runter. Ich witzelte was von: „Komm, den überholen wir jetzt mal!” Er fand das hörbar großartig.

Der Mann hatte während der kurzen Tour offensichtlich seinen Spaß, er gurgelte vor sich hin und summte und lachte. Ich schob ihn ins Heim zur Anmeldung und die beiden Mitarbeiter freuten sich, dass er wieder da ist und erklärten ihm, sie würden oben anrufen, damit ihn einer raufholt. Wir verabschiedeten uns. So war ich nun auch mal in diesem Heim.

Das war eine richtig schöne Begegnung. Ich schätze dieses Heim, es ist ein Pflegeheim für Menschen, die nicht viel haben. Es passt zu diesem Bezirk. Es sind gute originale Menschen darinnen, die mir täglich hier begegnen. Menschen, die einfach das Beste aus ihrem Alltag machen, meist mit Alkohol. Vertreter der Gesellschaft eben.

Rockiges



Seit einigen Wochen liegen hier einige zugeschnittene Röcke. Es fließt halt nicht immer. Sonntag machte ich mich endlich daran, zwei Modelle davon weiter zu bearbeiten, wovon sich ein Jersey herrlich zickig offenbarte (es gibt ja solche und solche), der andere sich stellenweise ganz gut benahm.

Mein Lieblingsjerseyrockmodell hat oben gar keinen Gummi, das Bund wird umgehnäht mit der Jersey-Zwillingsnadel, das setzt genügend Spannung an Flexibilität. Dennoch wollte ich jetzt mit Ziergummis arbeiten, ich muss mir ja neue Näh-Horizonte erschließen. Der Kampf zweier unterschiedlich dehnbarer Materialien schien mir da eine prima Aufgabe zu sein. (Seufz!) Ziergummis in schönen Farben, jenseits schwarz und weiß, sind übrigens in dieser Großstadt so schwer zu finden, wie Gold im Scheiterhaufen. Fündig wurde ich nur bei Idee.



Nun denn, ich nähte also am Sonntag dieses wild gemusterte Modell, dessen Stoff und Farbe mir schon ein wenig Angst machte, denn ursprünglich ist das alles gar nicht so meins. Zumal die Farbe eher an brauner Haut funktioniert, was auch nicht so meins ist. Und dennoch freute ich mich auf den Rock.

Da der Zuschnitt noch aus der Zeit vor der Idee mit dem Ziergummi lag und die ersten Rockmodelle oben etwas frühe Weite zeigten, hatte ich die neuen Röcke oben etwas enger zugeschnitten. Dummerweise legte die Overlock den Stoff dann doch arg in Wellen, dass ich rechts und links noch einmal runter nähen musste. Lange Rede große Wirkung, der Rock war fertig aber mir zu eng.

Gestern Abend klingelt meine Nachbarin, bringt mir geschätzte 10 Kilo Mirabellen von der Freundin aus dem Garten, der ein Ast vom Baum abgefallen war. (Die Mirabellen gilt es nun vor der weiteren Verabeitung noch etwas reifer zu bekommen, aber das wird mit Zeitungspapier, Apfel und Sonne schon klappen.) Jedenfalls zeigte ich ihr den Rock, den sie sofort überzog, die auch bei ihr auftretende Enge mit einem beherzten „passt schon!” negierte. Es scheint, als würden Menschen, die nicht selber nähen den Nähten mehr Vertrauen schenken als die Näherin selbst. Sie schmiss den Rock ihres Kleides über den Rock und ich war ratzfatz entgeignet. Es war ein stiller „sie hat den Stoff gesehen und sich verliebt”-Moment bei ihr. Ich erklärte noch, ich könnte den Rock kürzer machen, sie verneinte das und meinte, er hätte genau die richtige Länge für's Büro. Sie könne ja in ihrem Alter nicht mehr sooo kurz.

Meine Nachbarin ist ca. zwei Köpfe kleiner als ich und figürlich dss, was man wohl gemeinhin als leicht drall bezeichnen würde. Ich nenne es: sie kann anziehen was sie will, sie und die Klamotte sehen immer toll zusammen aus – weil sie eben Kurven hat. Persönlich kann ich jeder Frau Kurven nur empfehlen.

Heute früh habe ich sie zur Arbeit fahren sehen. Sie trug ein gelbes Top, meinen ihren Rock und einen Sommerhut. Alles zusammen sah toll aus. Ich denke, da haben zwei zusammen gefunden, die zusammen gehören.

Was kann man mehr wollen als Näh-Azubine?

2014-07-21

Acht Jahre

2006. Auch ein WM-Sommer, ein ebenso heißer Sommer. Seit acht Jahren fehlt sie nun.

Ich würde mir sehr wünschen, sie fehlt nicht nur mir. Fassbar ist es sehr oft immer noch nicht für mich. Sie fehlt. Ihr Geruch fehlt. Ihre Anrufe fehlen. Diese so nervige Frage „Gibt's war Neues?” fehlt. Alls das Liebevolle, Schöne, Warme, das sie mir gab, fehlt. Das Anstrengende,das Nervige, sogar das fehlt manchmal.

Ich würde wahnsinnig gerne noch einmal zu der Stelle gehen, wo ich ihre Asche verstreut habe. Ihr erzählen können. Einen Abschluss finden. In acht Jahren ist so viel passiert.

Der Schmerz hört nicht auf, er hört einfach nicht auf.

2014-07-20

Focaccia



Tatsächlich habe ich noch nie bei einem Italiener eine ursprüngliche Focaccia essen dürfen. Die servieren hierzulande eher Baguette oder – worst case – türkischen Fladen zur Beilage. Das gute Ciabatta habe ich längst schon nicht mehr zur Antipasti gesehen, Focaccia schon mal gar nicht.

Neulich machte ich mal wieder Pizza und als die Hälfte von Teig noch da war und ich keine Lust mehr auf nix hatte, schob ich den Teig über Nacht in den Kühlschrank für die Pizza am nächsten Tag, der dann kam und prompt keine große Lust auf wieder Pizza lieferte. Also nahm ich den Teig, warf ihn in eine geölte Form, ölte ihn von oben, bewarf ihn mit Meersalz und – mangels Rosmarin – mit Thymian, steckte ihn in den Ofen für 20 Minuten bei 180 Grad. (So hatte ich das mal im Fernsehen bei einem italienischen Koch gesehen.) Holte ihn raus. Und knabberte das Zeug binnen zwei Stunden weg.

Seitdem machte ich in letzter Zeit sehr oft Focaccia, vor allem, wenn es mit Freunden raus geht an die frische Luft geht und Essen dabei ist. Das Praktische an der Focaccia ist: fünf Minuten Arbeit sind höchstens zu investieren und sie lässt sich locker ein bis zwei Tage vorbereiten, denn sie verschwindet einfach in dem Kühlschrank. Tatsächlich ist sie am Besten und locker und luftig, lässt man den Teig wenigstens über Nacht im Kühlschrank ein letztes Mal gehen.

Zutaten

Einen halben frische Hefe-Würfel
1 EL Zucker
1 EL Salz
ca. 400 g Mehl (gerne Typ 00, Pizzamehl, geht aber auch mit jedem anderen Mehl)
ca. 300 ml leicht warmes Wasser

Später:
Etwas Olivenöl, Meersalz, Thymian und/oder Rosmarin nach Gusto.

Zubereitung

Hefe in den Zucker bröckeln, sich auflösen lassen. (Dauert je nach Außentemperatur 5-15 Minuten.)
In das Mehl das Salz mischen, die Hefe dazu geben, das Wasser dazu geben und alles vom Mixer fröhlich kneten lassen. Tuch über die Schüssel und den Teig einfach 'ne Stunde an einem warmen Ort gehen lassen, bis er sich irgendwann aufmacht über den Rand der Schüssel zu gucken. Dann liebevoll „Hallo!” sagen und etwas Mehl auf der Arbeitsfläche verteilen.

Back-/Auflaufform mit etwas Öl einpinseln (macht die Focaccia auch von unten schön knusprig.) Teig auf der Arbeitsfläche mit wenig Mehl bestäuben und etwas ziehen und falten und, dann in die Form legen, leicht mit etwas Mehl bestäuben, Folie drüber, etwas Luft lassen, der Teig geht gerne über den Rand der Form. Ich nehme dafür eine dieser Klarsicht-Mülltüten, die haben ausreichend Stand. Und ab in den Kühlschrank über Nacht gehen lassen, oder über Nacht, Tag undund über Nacht gehen lasen (will sagen: lässt sich extrem gut vorbereiten.)

Am Backtag den Teig aus dem Kühlschrank nehmen, kurz mit den Fingern einpieken, Salz darüber streuen, Kräuter darüber streuen, frische Kräuter sind schön, getrocknete gehen auch (natürlich kann man die auch vorher schon in den Teig mit einkneten), Öl darüber tropfen und ab mit der Focaccia für 20-25 Minuten in den vorgeheizten Ofen bei ca. 180 Grad.



Wenn sie anfängt leicht zu bräunen, ist sie fertig und kann befreit werden, aus dem Ofen und aus der Form. So simpel, so gut.

2014-07-18

Da wirste irre!

Die Krankenkasse sendet vor zwei Wochen den gefürchterwarteten Brief, dass die 72 Wochen demnächst rum sind und der Aussteuerungsprozess auf deren Seite ansteht. Ich möge mich bei der Agentur für Arbeit melden. Theoretisch hätte ich noch Anspruch auf einen Monat ALG I. Die aber sowieso nicht zahlen werden, denn ich bin ja nicht vermittlungsfähig. Wer aufgrund seiner Krankheit nicht vermittlungsfähig ist, muss zum Jobcenter.

Ich reiße also heute alle Nerven zusammen, packe viel Mut dazu, mache vorher eine Stunde Pilates und konzentriere mich auf mein Powerzentrum oder wie der Quark heute in Berlin-Mitte heißt und marschiere in Richtung Jobcenter. Dort stelle ich mich in die Reihe, die zu den Empfangsdamen führt und die heute geht so lang ist.

Ich schreite zu der frei gewordenen Dame, die nie ihre Ampel auf rot stellt, dafür immer auf grün belässt, dafür die Kunden anpflaumt, sie sollten gefälligst direkt zu ihr kommen ohne dass sie extra mit der Hand winken muss.

Ich lege meinen jüngsten Bescheid vom Jobcenter vor, erkläre, dass mein Krankengeld demnächst ausläuft, dieses vom Jobcenter bezuschusst wurde, lege das Schreiben der Krankenkasse vor und meinen Personalausweis und frage, was nun zu tun sei, ob ich einen neuen Antrag stellen muss.

Die Dame erklärt mir, das sei nicht nötig, die Unterlagen müssten nur kopiert werden, würden dann in der Leistungsabteilung eingereicht und das wäre es.

Ich denke bei mir, das ist ja prima, im Grunde viel zu einfach. (Und mache mir deswegen sofort Sorgen.) Und ich erwarte, dass sie nun die Unterlagen kopiert und mir den üblichen „Folgende Unterlagen wurden am Xten.Xten von mir eingereicht”-Empfangszettel ausdruckt.

Sie indes nimmt einen kleinen Zettel zur Hand, schreibt mir eine Zimmernummer auf und erklärt mir einen Weg durch das Haus in die Eingangszone. Ich solle keine Wartenummer im Wartebereich ziehen, direkt zum Zimmer XX.X gehen und würde dort aufgerufen werden, dort würden die Unterlagen kopiert werden.

Ich tue wie mir befohlen wurde. Werde nach einer Weile von einem Herren aufgerufen. Ich lege meinen jüngsten Bescheid vom Jobcenter vor, erkläre, dass mein Krankengeld demnächst ausläuft, dieses vom Jobcenter bezuschusst wurde, lege das Schreiben der Krankenkasse vor und meinen Personalausweis und bitte den Mann nun Kopien meiner Unterlagen anzufertigen.

Er nimmt einen Handzettel, notiert darauf Nummern, die ihm der Computer vorgibt. Dann sucht er meine BG-Nummer und trägt Nummern ein, zieht eine weitere Nummer aus meinem Datensatz und notiert diesen händisch. Nach ca. vier Minuten Arbeit seinerseits und faszinierendem Staunen meinerseits, heißt es „auf, wir gehen zum Kopieren und dann haben Sie es für heute geschafft.”

Wir verlassen den Raum, gehen um anderthalb Ecken, er verschwindet hinter zwei Türen, kommt nach einer Weile X zurück und übergibt mir meine Unterlagen und verabschiedet sich ins Wochenende.

Das Jobcenter hat also, um die Empfangsdamen von der Kopie-Tätigkeit zu entlasten, eine zusätzliche Funktion Copy-Agent-Fallmanager geschaffen, dafür müssen die Empfangsdamen nun einen Handzettel ausfüllen (wo früher 'ne BG-Nummer auf das Papier geschrieben worden ist) und ein weiterer Mitarbeiter einen Nummernzettel ausfüllen und x-Mal am Tag mit jedem Kunden zu einem abgelegenen Kopierraum wandern, der aus gesundheitlichen Gründen bei Behörden, vermute ich, nicht im direkten Zugriff stehen darf.

Und ich soll nicht irre werden.

2014-07-16

Deutsche Presse im Abseits

Die deutsche Fußballelf hat den Pokal gewonnen und den vierten Stern gemacht und feiert die Party ihres Lebens.

Die internationale Presse so: „Geil!” „Verdient!” „Cool”, „Witzige Show-Einlagen.”, „Die Deutschen können Humor!”

Die nationale Presse und Twitter-Öffentlichkeit so: „Geschmacklos”, „Unsportlich.” „Alles Nazis.” „Und überhaupt: das Spiel gegen Algerien.”



soourc: www.rene-steinberg.de

2014-07-10

Schwarmnichtintelligenz

Die Wohnanlage hier ist so angelegt, dass vier Häuserreihen quer zur Straße stehen, zwischen ihnen sind jeweils Grünflächen angelegt. Die Häusereingänge sind so gebaut, dass diese pro zwei Häuserreihen jeweils zur gleichen Grünfläche zeigen, die Balkone sind dennoch in eine Richtung angebracht. Das heißt unsere Häuserreihe hat Balkon und Eingang auf einer Seite, die gegenüberliegende Seite hat die Balkone zur anderen Seite aber den Hauseingang uns gegenüber liegend. Der Grund hierfür sind die befestigten Wege, die von der Feuerwehr befahren werden können. Die Nachbarn auf der gegenüber liegenden Seite von ihren Balkonen aus gucken auf eine wundervolle Grünanlage, die von technischem Gerät – außer dem Rasenmäher – gar nicht befahren werden kann.

Laut Mietvertrag ist das Befahren dieser Zugangswege nur Sonderfahrzeugen zum Be- und Entladen gestattet – die Zufahrt zum Weg direkt vor meiner Haustür ist durch eine leicht zu öffnende Schranke geregelt, die andere Seite überhaupt nicht eingeschränkt. Seitens der Hausverwaltung gibt es die Erlaubnis für Umzüge vor das Haus direkt vorfahren zu dürfen. Mehr aber auch nicht. Die Grünanlage selbst sieht aufgrund ihrer Anlage weder Parkraum noch Wendepunkt vor. Vor den Zufahrten gibt es übrigens ausreichend anzumietende Parkflächen.

So fährt auf unserer Hausreihe so gut wie nie ein Mieter mit dem Auto vor. Das Gefühl unseren Nachbarn kein Auto vor den Balkon stellen zu wollen, herrscht hier vor. Passiert es, entschuldigt man sich beim Nachbarn, es wird flugs aus- und eingeladen und sofort wieder weggefahren. Aus- und einladen heißt tatsächlich schweres bzw. viel Gewicht vorzufahren, also mehr Umzugs- bzw. Ikeaeinkaufsniveau.

Die uns gegenüberliegende Seite, die für sich gefühlt lediglich vor deren Küchen- oder Schlafzimmerfenster vorfährt, hat, so scheint es, die Lizenz zum Vorfahren dadurch gebucht. Es gilt als schick direkt vor die Haustür zu fahren. Genauso ist es pragmatisch prima in der Grünanlage zu wenden, ist man schon mal soweit vorgefahren, kann man das Auto anstatt es zurück zu fahren und direkt in Sichtweite auf den angemieteten Parkplatz zu stellen, auches alternativ auch in der Grünanlage ein paar Stunden parken. Laut Mietvertrag übrigens komplett untersagt.

Vorgefahren werden dabei Kleinsteinkäufe. Da muss schon mal der leere Balkonblumenkasten aus Plastik vorgefahren werden, also diese Art Schwerstlastumzüge. Seitdem ein neuer Mieter in das letzte Haus der Reihe Häusereingezogen ist, wird in der Grünanlage geparkt, Besuch darf dort grundsätzlich stehen  – auch über Nacht. Problemlos auch zwei Wagen.

Wohlbemerkt in einer Grünfläche, die jedes Jahr vom Hausmeister krampfhaft versucht wird zu begrünen (die so unmögliche Grünpflege findet sich natürlich in unseren Nebenkosten wieder). Und die parken nicht etwa auf dem Rasen, nö, man steht mittenmang der Gebüsche. Da fragt man sich dann schon …?

Natürlich fährt gefühlt jeder dieser Nachbarn allerhöchstens einmal am Tag vor. In der Summe sind es dann aber eben zwölf bis zwanzig Autos am Tag, die da „nur mal kurz parken” immer auf der Rasenfläche, denn man möchte den Fußgänger ja nicht behindern. Vorrangig Sonntags.

So ist mir an einem Sonntag die Hutschnur geplatzt, als morgens ab 7:30 Uhr vorgefahren und mit dem Abstellen begonnen wurde und bis mittags um zwei Uhr zwölf Fahrzeuge durch waren. Davon ein Fahrzeug mit einem echten Umzug beschäftigt. Auf unserer Seite. So informierte ich die Nachbarn höflich schriftlich darüber, dass das was sie dort tun, so nicht im Mietvertrag vorgesehen sei und eher das Gegenteil dort beschrieben ist. Ich wies höflich darauf hin, dass es eigentlich keinen Grund gibt, den Nachbarn am Wochenende vor deren Balkone Autos hinzustellen – wenn hierfür gar keine Fläche vorgesehen ist, das man darüber nachdenken könne, dass die Masse die Störung ausmacht. Dass alle für die Instandhalten der Grünfläche bezahlen müssen, man generell die Arbeit des Hausmeisters respektieren könne. Dass sicherlich kein Nachbar etwas dagegen hat, wenn gehbehinderte Nachbarn direkt vor der Haustür abgeholt werden, der Rest aber schlicht nicht gestattet und zudem nachbarschaftlich wenig sozial sei.

Resultat: nachbarschaftliches Arschlochschulterzucken und weitere Fahrzeugpräsenz über Gebühr. Ich sage mal, man konnte ein gewisses „jetzt erst recht” im Habitus unterstellen.

Gespräche mit den Nachbarn haben gezeigt, dass mich das nicht als einzige Person ärgert. Also habe ich den Hausverwalter per e-Mail angesprochen. Andere Mitbewohner offensichtlich auch, einige haben sogar Fotos geschickt. Wie er mir gestern am Telefon mitteilte. In dem gleichen Gespräch in dem er erzählte, dass man mit dem Vorstand sich die Situation vor Ort angeguckt hätte, ziemlich pissed sei und jetzt Poller vor die Auffahrten kämen, die dann eben nur noch die Feuerwehr bewegen könne.

Jetzt wird also wegen ein paar rücksichtslosen bequemen Idioten, die meinen, Regeln in einem Mietvertrag nicht anerkennen zu müssen, eine Situation geschaffen, die den Menschen, die wirklich auf kurze Fußwege aus altersbedingten gesundheitlichen Gründen angewiesen sind, das Leben nicht leichter macht.

Ich sag's ja immer: Rücksichtnahme ist eigentlich Dein Freund.

2014-07-04

Das Bild II

Ich fahre gestern auf der gegenüberliegende Straßenseite am Krankenhaus Friedrichshain vorbei. Aus dem Eingang tritt eine sehr junge Frau. Ganz in schwarz gekleidet. Den Blick auf die Straße gesenkt. Die Ohren mit Ear-Plug-Ins bestückt. Ihr Körper ist das, was man als stark übergewichtig bezeichnet.

An beiden Armen trägt sie jeweils einen weißen Verband. Rechts und links. Dort, wo man sich die Pulsadern durchtrennt.



Die Aufgabe an mich im Rahmen meiner Erkrankung heißt, mich von solchen Menschen, Schicksalen bewusst abzugrenzen. Gestern war die Aufgabe nicht lösbar. Dieses Bild war tieftraurig.

2014-06-21

Das Bild

Möchte man den offensichtlichen Bruch zweier Bezirke Berlins sehen, fährt man zum Oranienplatz und läuft von dort aus durch das ehemalige künstliche Kanalbecken in Richtung Engelbecken hoch. Dort, wo die Grenze zwischen Friedrichshain-Kreuzberg zum Bezirk Mitte verläuft, unter der Brücke, die oberhalb die Waldemarstraße Bezirk Mitte mit der Waldemarstraße Bezirk Kreuzberg verbindet, begleitet vor ihr noch wildes vermülltes Grün den Weg, unter der Brücke eine stetig wachsende Müllhalde, direkt dahinter überrascht eine gepflegte Stätte der Naherholung mit Rosenwuchs, fernöstlichen Statuen an Wasserspielen.

Persönlich empfehle ich die Richtung von Mitte nach Kreuzberg zu wählen – der Bruch ist so elementarer.

Auf Kreuzberger Seite saß gestern auf einer Bank eine Frau mit zwei Bekannten. Alle drei Personen schienen ihr Hab und Gut bei sich zu tragen, eine Dusche oder Reinigung der Kleidung am Körper waren sichtlich länger her.

Vor der Frau aber stand auf dem Boden eine leere grüne Flasche. Und in dieser zwei Seidenblumen.

Für manche Bildnisse brauch man keinen Fotoapparat. Sie werden auch so ein Leben lang begleiten!

2014-06-16

Lustige Reaktion …

… einer namhaften Bloggerin als sie in der Kommunikation merkt, dass meine Blog-Trollin die vormalige Bellablog aka Anna K. ist.

„Ach die Anonym-Kommentare kommen von ihr? Ich dachte, die wäre längst vor Gift geplatzt.”

2014-06-15

Zwiesprache

Seit Nishia übrigens mir einmal auf der Schulter sitzend dabei zugesehen hatte, womit und wie ich ihren Spritzeninhalt anrühre, klappt das mit dem ins Mäulchen geben erstaunlich konspirativ, schnell und fast nebenbei.

Natürlich fragte sie mich am nächsten Tag, jetzt da sie nun wüsste wie es geht, ob sie sich die Spritze nicht selbst zubereiten und geben könne? Ich guckte sie an und antwortete, „Nishi, ich weiß, dass Du die intelligenteste Katze unter der Sonne bist. Aber so ganz blöd bin ich auch nicht.”



Daraufhin guckte sie mir drei Sekunden lang tiefgründig ins Gesicht, vernahm – sensibel ist sie ja auch sehr – aber doch meine bestimmte Überzeugung in diesem Punkt und zog elegant tänzelnd ab. Auf ihrer geschmeidigen Rückenseite mit hochgestelltem Schwanz war zu lesen: „Wenigstens habe ich es versucht!